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Interview: Ralf Weigand, Aufsichtratsvorsitzender GEMA

(ID: 249476)

Raphael:
Mmnoch… Preisabsprache darf’s wohl auch keine geben?

Ralf:
Natürlich nicht, sonst hast du ja das Kartellamt auf dem Hals. Daher ist das Thema wahnsinnig komplex, weil die großen internationalen Konzerne natürlich unsere Schwäche hier kennen. Deswegen haben wir uns mit anderen Verwertungsgesellschaften wie der englischen PRS und der schwedischen STIM zusammengeschlossen, um hier gemeinsam einen Gegenpol bilden zu können. Ich war jetzt gerade wieder in London wegen Spotify und die stemmen sich vor allem im werbefinanzierten Abobereich stark gegen eine Mindestvergütung. So was weltweit durchzusetzen ist extrem schwer. Das ist eine fatale Entwicklung.

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Raphael:
Ich als Künstler würde mir wünschen, dass man in der Öffentlichkeit viel offensiver kommuniziert, was dieses Geschäftsmodell für den Künstler heißt. Da finde ich hätte die GEMA und ihre Mitglieder viel Potential, um der Bevölkerung zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Bands da draußen verdienen mit Streaming kein Geld. Früher konntest du live noch ein paar CDs verkaufen, aber mittlerweile haben die Fans keinen CD-Spieler mehr und auch Download-Verkäufe gehen in den Keller. Polemisch gesagt haben Musiker keine Zukunft, wenn die Zukunft dem Streaming gehört – zumindest nicht mit den derzeitigen Hundertstel-Centbeträgen. Die GEMA macht einen Umsatz von 1 Mrd. im Jahr. Würde jeder Berechtigte, also Komponisten, Textdichter und Verlage auch nur ein Tausendstel seiner Einnahmen zur Verfügung stellen, hätte man mit einer Million etwas Geld zur Verfügung um diese Missstände nach draußen hin zu kommunizieren und ein Bewusstsein zu schaffen. Und dann im besten Fall nicht mit dem Wort Urheberrecht – weil damit wissen 9 von 10 Leute nichts anzufangen. Da konnte man mit Analogien bestimmt mehr erreichen.

Ralf:
Ja, würde man denken, aber es ist wirklich sauschwer. Ich nehme da gern das Beispiel mit dem Strom. Der Wert des einzelnen Stücks. Eine Kilowattstunde Strom hat einfach einen gewissen Wert und wenn jemand mit diesem Strom etwas machen will, dann muss er ihn bezahlen. Jeder hält sich daran. Diskotheken zum Beispiel, die ja auch Tarifpartner von uns sind, die würden nie auf die Idee kommen zu den Stadtwerken zu sagen „Du ich hab ’ne schlechte Marge gemacht und wir haben grad wenig Gäste und verkaufen deswegen kaum Getränke, wir können euch nicht mehr soviel für den Strom zahlen. Wir zahlen euch jetzt mal nur ein Zehntel“ und die Stadtwerke würden auch nie sagen „Hey, wir supporten jetzt mal die Anlaufzeit mit eurer Disko und geben euch Rabatt“ so wie es die GEMA praktisch tut.

Interview Ralf Weigand

Aber im Prinzip ist das völlig irreal. Wenn ich heute ne Diskothek aufmache, dann zahl ich soundsoviel für den Türsteher, die Leute hinter der Bar, die Stadtwerke, das Licht, die Soundanlage, etc. und soundsoviel für die Musik. Bei der Musik denken die meisten Leute aber immer – na dafür will ich eigentlich nichts zahlen. Das ist leider wirklich so, ziemlich verrückt. Wir haben in der Hinsicht auch schon viele Ideen durchgespielt – eine „Woche ohne Musik“ zum Beispiel. Alles komplett runterfahren.
Der Entzug würde wahrscheinlich erst nach ein paar Tagen einsetzen, weil alle erstmal froh wären, dass der ganze mediale Überfluss weg ist. Aber mit der Zeit wäre es wohl ganz schön bedrückend. Kein Radio, keine Konzerte, Tanzparkette ohne Musik, Disko ohne Musik ist auch nicht so lustig und die ganzen Lounge Geschichten an der Spree würden auch nicht mehr so super funktionieren ohne Musik. Ich glaube das wär ein riesiger Effekt, aber es ist natürlich praktisch nicht realisierbar. Ich würde gern mal den absurden Umstand in einem Spot umsetzen, warum die Menschen für so vieles ganz selbstverständlich zahlen, aber bei der Musik so zugeknöpft sind. Es gibt auch einige Netzpolitiker, die sich total dafür stark machen nach dem Motto – alles muss frei sein. Auch die Piraten damals, für die auch ich zumindest in Teilen Sympathien hatte, denn wer will nicht die Freiheit im Netz? Aber dass du deswegen die Künstler enteignest, das kann doch nicht wahr sein.

Raphael:
Das freie Internet war für mich persönlich etwas, in das ich um die Jahrtausendwende viel Hoffnung steckte. Mittlerweile gibt es aber mit Facebook, Apple, Amazon und Google 4 Konzerne über die 80 % des weltweiten Datenverkehrs läuft. Der Überwachungsapparat dieser Firmen gibt mir heute leider oft das Gefühl sehr „unfrei“ zu sein und ich bezweifle ehrlich gesagt, dass sich das in Zukunft bessern wird.

Apropos Zukunft und zum nächsten Stichwort „Künstliche Intelligenz“. Es gibt ja jetzt Programme die sich KI bedienen, um Songs zu schreiben. In den nächsten Jahren wird sich das wahnsinnig schnell entwickeln. Die Programme werden automatisch Songs oder Begleitungen komponieren und gleichzeitig produzieren. Algorithmen werden den neuen Werbefilm der Marke X durchanalysieren und dem Produzenten zig verschiedene Soundtracks dazu liefern, die richtig gut sind. Einen Komponisten oder Musiker wirst du dann nicht mehr brauchen. Und du wirst zu Siri sagen können „Hey Siri produzier‘ mir mal 100 Songs im Stil von Drake, stell die auf Spotify und melde die bei der GEMA an“ und das Ganze wird vielleicht ein paar Sekunden dauern. Wenn überhaupt.

Orb Composer

Die KI Software „Orb Composer“ erscheint demnächst im Test auf AMAZONA.de

Beim Mastering ist die Verwendung von KI ja schon jetzt extrem faszinierend. LANDR zum Beispiel basiert auf einem Algorithmus der Millionen von Songs analysiert und daraufhin deine Musik mastert. Das heißt, das Programm entwickelt sich ständig weiter und lernt immer neu dazu. Wenn du letztes Jahr also bei Landr ein Master gemacht hast und du den gleichen Song heute noch mal zum mastern gibst, wird er anders klingen. Ich habe es selbst ausprobiert und war echt überrascht – denn das Master war nicht mal schlecht. Wenn du mir gesagt hättest, dass das ein Mastering Enigneer so gemastert hat, hätte ich das nicht angezweifelt.
Da die Computerentwicklung exponentiell verläuft seh‘ ich beim Thema KI sozusagen einen Tsunami auf uns zukommen. Viele Bereiche in denen man jetzt noch mit Musik Geld verdienen kann werden in wenigen Jahren wegbrechen. Wie man in der Vergangenheit gesehen hat,  brauchen die riesigen Schiffe der Verwertungsgesellschaften und der Politik leider recht lange um auf grundlegende Veränderungen zu reagieren . Wird es in ein paar Jahren noch Musiker geben die – abgesehen vom Live spielen – noch von der Musik leben können?

Ralf:
Wow, das ist ja eine sehr belastende Frage. Ich seh das von der Analyse her genauso wie du. Ich glaube aber, dass es immer ein paar Leute an der Spitze geben wird mit extrem guter Ausbildung und Talent, die sich über den Standard hinweg setzen werden. Du kannst als kreativer Mensch künftig nur noch dann etwas bewirken, wenn du über die Standards hinausgehst, weil die Standards sind ja quasi durch Algorithmen emuliert. Ich kann mir vorstellen, dass die GEMA, die ja einerseits einen kulturellen Auftrag hat und andererseits ein Solidarsystem ist, ihr Förderungssystem hoffentlich so ausrichten wird, dass sie musikalischen Talenten und Visionären sozusagen einen Humus auslegt, der die Leute finanziell solange absichert, bis diese ihre Grundfertigkeiten entwickeln können, um dann später an der Spitze mitzuarbeiten. Und zwar ohne die Vorraussetzung, dass die Musikschaffenden einem wahnsinnig elitärem System entspringen müssen, was Ausbildung oder finanzielle Möglichkeiten betrifft. Sondern es muss Aufgabe der GEMA sein, einem möglichst breiten Pool von talentierten Leuten die Möglichkeit zu geben dorthin vorzudringen, wo der Mensch und die letzten echt kreativen Prozesse noch eine Rolle spielen. In meinen Augen wird es oben an der Spitze immer Menschen geben, die dann der KI sagen was gebraucht wird. Wenn das auch die Roboter machen, dann wird’s lustig.

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Raphael:
Gibt es Förderung auch bei der GEMA selbst?

Ralf:
Ja, wir sind Teil der Initiative Musik zum Beispiel. Da bin ich auch in der Jury und das ist eine tolle Arbeit. Für die Bands ist das super, weil Du direkt Geld bekommst für Deine Produktionen.

Raphael:
Für viele Projekte in meinem Umfeld war bei der Initiative Musik leider die „Hemmschwelle“ zu groß. Es war ja immer so, dass du 15.000 Euro selbst beisteuern musst bevor du noch 10.000 Euro beantragen kannst. Die wenigsten Bands hatten aber mal eben 15.000 Euro in der Tasche.

Ralf:
Das ist aber letztes Jahr gesenkt worden. Mittlerweile liegt die Schwelle meines Wissens bei einem Verhältnis von 6.000 zu 4.000 Euro. Dann gibt’s auch noch den Musikfonds speziell für experimentelle Ansätze und Cross-Over. Da gibt es keine Grenze nach unten so weit ich weiß – da kannst Du auch 2.000 Euro beantragen. Daneben kann man auch noch bei der GEMA-Stiftung Förderung für bestimmte Projekte beantragen.
Innerhalb des Verteilsystems gibt es auch viele solidarische Umverteilungsmechanismen, da z.B. in bestimmten Sparten mit Deckelungen gearbeitet wird. Wenn ein Radiojingle ständig läuft und wiederholt wird, gibt es oben eine Grenze, ab der weniger ausgeschüttet wird. Der Rest wird dann umverteilt und kommt im Endeffekt den “kleineren” Autoren zu Gute, die dadurch etwas mehr bekommen. Auch beim Aufführungsrecht werden zum Beispiel 10 % aller Einnahmen abgezogen und für soziale und kulturelle Aspekte verwendet. Das fliesst im Endeffekt auch wieder den Mitgliedern zu.

Raphael:
Bei der GEMA gibt es ja die drei Gruppen, Komponisten, Textdichter und Verleger. Ich sehe ein wahnsinniges Bedürfnis der Leute sich zu vernetzen. Alle Gruppen sind ja voneinander abhängig denn die Komponisten brauchen Texter, der Verleger braucht beide und umgekehrt. Einmal im Jahr gibt es eine GEMA Mitgliederversammlung mit einem recht dichten Programm. Wird daneben der noch mehr passieren, um von Seite der GEMA Plattformen für mehr Austausch zu bieten?

Ralf:
Ich glaube das Netzwerken passiert und funktioniert tatsächlich mehr in den einzelnen Verbänden. Also zum Beispiel dem Komponistenverband und dort in Untergruppen wie der DEFKOM für Filmkomponisten, VERSO für die Songschreiber oder der FEM für die E-Musik.

Raphael:
Interessant finde ich wenn man zum Beispiel als Komponist die andere Seite kennenlernt, also die Textdichter oder die Verleger. Und wenn man sich mit ihnen, neben der künstlerischen Arbeit, auch über neue Realitäten und nötige Veränderungen austauschen kann.

Ralf:
Bisher hat dieses Interesse so noch kaum jemand geäußert. Das Problem ist ja auch, dass viele Leute in Konkurrenz zueinander stehen. Die Verleger sind sich nicht alle grün untereinander und auch bei den Komponisten arbeiten dann einige im gleichen Feld. Ich erlebe viele Leute sehr individualisiert und sie sind dann gar nicht so ohne weiteres fähig zu Solidarität. Die müssen das erst lernen, weil sie ja eigentlich Einzelkämpfer sind. Aber tatsächlich wir werden die Aufgaben, die vor uns liegen nur zusammen und als Solidargemeinschaft lösen können. Und der von Dir gewünschte Austausch quer über die Kurien ist tatsächlich am besten auf der Mitgliederversammlung zu realisieren.

Raphael:
Wie kann man sich denn bei der GEMA einbringen, wenn man Ideen für die Zukunft hat?

Ralf:
Auf jeden Fall sollte man von seinem demokratischen Recht zu wählen oder gewählt zu werden bzw. über Anträge abzustimmen, bei der Mitgliederversammlung Gebrauch machen. Wir haben über 72.000 Mitglieder, aber zu den Versammlungen, die für alle offen sind, kommen nur ein paar hundert. Angeschlossene Mitglieder haben die Möglichkeit sich als Delegierte nominieren zu lassen, die dann über alle Punkte mit abstimmen können. Dann kann man auch Änderungsvorschläge zur Abstimmung einbringen. Auch die vielen Workshops der GEMA und die Treffen und Foren der besagten Verbände sind gute Gelegenheiten, sich einzubringen. Ich werde nicht müde die Leute zu ermutigen, aktiv mitzumachen, denn die Gemeinschaft ist unser größtes Gut und die einzige Chance, die Zukunft im Sinne der Musikurheber*innen zu bewältigen und mitzugestalten.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr spannend und aufschlussreich! Danke für das intelligent geführte Interview.

    Das Thema KI wird auch in vielen anderen Branchen schwere Umwälzungen verursachen. Damit umzugehen wird, da stimme ich dem Autor zu unumgänglich.

    Ich bin beruflich davon zwar nicht betroffen, hoffe aber inständig, dass die Verwertungsgesellschaften und somit die Urheber das permanente Erschleichen von Gewinnen im Netz durch Konzerne wie Google mittels des Gebrauchs geistigen Eigentums Dritter letztendlich beenden werden. Gebt nicht auf Leute!

  2. Profilbild
    Coin AHU

    Ab Seite 3 hat mir der Kopf geraucht.
    Wahnsinnig komplexes Thema, für mich zu komplex.
    Da werden Vereine genannt, von denen ich noch nie was gehört habe.
    Etwas mehr Öffentlichkeitsarbeit kann der GEMA glaube nicht schaden.
    Von daher ist der Artikel schon sehr gut für die Aufklärung.

    Ich bin ja so ein Einzelkämpfer, oder war es.

    Denn meine Musik hört so gut wie niemand.
    Da wurde mir empfohlen die Musik möglichst weit zu streuen
    und Kontakte zu knüpfen.
    Nun bin ich auf Youtube, Soundcloud, Bandcamp, Myownmusic
    und war auch bei Heartthis.
    (Pro Account bei SC kostet auch Geld)
    Hatte ein paar Collabs und hab einen Remix gemacht.
    3 Livegigs hatte ich kostenlos gemacht.
    Mich kennt ja keiner.

    Leider half das alles nichts,
    ich habe nie was fürs Musik machen bekommen.

    Das führte mich dann zu der Frage,
    warum mache ich das überhaupt, wenn es niemanden interessiert
    und ich nichts „zurück“ bekomme ?

    Da ich Hartz4 Empfänger bin, habe ich nun beschlossen
    nicht mehr in das Hobby „Musizieren“ zu investieren.
    Selbst wenn ich könnte, ich kaufe keine Musikinstrumente mehr.
    Egal ob Hard- oder Software.
    Da kauf ich mir lieber was zu essen.
    Das macht wenigstens satt.

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      AMAZONA Archiv

      @Coin Tut mir leid zu hören Coin. Wenn die Musik wirklich Deine Leidenschaft ist, mach weiter. Dazu brauchst Du nicht in Equipment zu investieren. Ohne Dich zu kennen, ich glaube, es ist wichtiger seine Fähigkeiten als Musiker zu entwickeln. Das geht auch durch Üben auf einfachem Instrumentarium, über Musik lesen, mit anderen Musikern spielen und Durchhaltevermögen. Elektronik oder nicht, das war eigentlich schon immer so.
      Es gab ja auch vor dem Internet keine Garantie mit Musik auch wirklich Geld zu verdienen zu können.
      Es entsteht andererseits schon ab und zu den Eindruck das die Begabung zur Selbstvermarktung im Netz der entscheidende Faktor auf dem Weg zum erfolgreichen Musiker ist und nicht mehr so sehr die Qualität der Musik selbst. Ich glaube zwar daran, dass sich Qualität letztendlich auf die eine oder andere Art durchsetzt, aber der Weg dahin ist gnadenlos und ob man das durchhalten kann oder möchte, hängt stark von der eigenen Persönlichkeit ab. In sofern wird unsere Gesellschaft durch diesen, im Endeffekt darvinistischen, Ansatz sicherlich vieler Talente und damit vermutlich auch einiger Meisterwerke beraubt.

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        AMAZONA Archiv

        Ihr zwei kommentiert die Essenz dieses Interviews. Bevor wir aber nun gegen eine KI „kämpfen“ und die, sind wir mal ehrlich, ganz wenigen Meisterwerke beklagen, die der Menschheit eventuell fehlen werden, sollten wir in uns gehen und unsere „Einzigartigkeit“ beleuchten. Kann eine KI tatsächlich ein Leben leben und die daraus entstandenen Erfahrungen in Musik gießen? Gerade höre ich Mozart, Debussy und Thomas Thallis. Kann das eine KI? Eine KI kann uns kopieren, repetieren und schlussendlich Chaos stiften. Letzteres ist wohl das was Herr Weigand als lustig bezeichnete. Unser Gehirn kann (leider) aus jedem Mist etwas interessantes ableiten und genau da schließt sich der Kreis zur KI.

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          AMAZONA Archiv

          Im besten Fall werden wir inspiriert und lernen ähnlich wie eine KI, im schlimmsten Fall übernehmen uns die Maschinen wie in Terminator. Wahre Genies wie die o.g. mußten nicht Zufallsmuster an der Klaviatur abwabern um einen Treffer (Hit) zu landen. Die hatten Visionen! Viel Spaß beim Musik generieren oder verkauft einfach euer Equipment, weil ohne Strom eh keine Partitur zu Stande kommt. Aus jedem musikalischen Erguß ein Recht auf monetärer Absicherung abzuleiten ist m.M.n. die eigentliche Dummheit. So gesehen ist die Gema eigentlich überflüssig. Wenn man bedenkt mit wieviel Mist Geld verdient und „gerecht“ umverteilt wird, kann ich daraus keinen nennenswerten kulturellen Wert ableiten. Da wäre ein Ansatz zur >Verbesserung< gegeben. Das Mc Cartney und JMJ sich engagieren, hat wohl eher einen egozentrischen als einen samaritären Aspekt. Wenn nur nicht all diese Wichtigtuerei in der Kunst wäre.....

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            AMAZONA Archiv

            Natürlich basiert das Engagement erfolgreicher Produzenten für die Gema auf Eigennutz. Ich finde das nicht verwerflich, solange unsere Gesellschaft Leistung mit Geld bewertet. Der Wert oder das Recht auf Absicherung wird nicht aus dem musikalischen Erguss abgeleitet, sondern aus der öffentlichen oder privaten Nutzung desselben.
            Das sich dabei nun vor Allem der musikalische Schrott gut verkauft ist nicht Schuld der Gema, sondern Abbild der Verteilung von Intelligenz und Bildung in der Bevölkerung.
            Genau das wird KI so effektiv machen. Ich glaube nicht, dass sich die Inspiration von Genies wie z.B. Debüssy künstlich erzeugen lässt, wohl aber der Müll den z.B. ein Dieter Bohlen rausgehauen hat oder der austauschbare Mist, der hier zur Zeit als Grundlage für einen Remix beworben wird. So was ist potentiell erfolgreich und lässt sich in Zukunft leicht autogenerativ erzeugen.

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              AMAZONA Archiv

              Was mir der Überflüssigkeit der Gema nicht widerspricht. Wenn Musik ungewollt (mal ehrlich, wie oft kommt das vor?) wirtschaftlich verwertet wird, leitet sich m.M.n. daraus nicht automatisch ein Profit des Schaffenden ab. Er ist ja kein Debussy, kann es aber werden, wenn durch die unfreiwillige Vermarktung sich Qualitäten im überdurchschnittlichen Ausmaß zeigen. Dann wird er schon gebucht werden und es lohnt sich auch für ihn. War das in jüngster Vergangenheit mal der Fall? Eher gehen „Künstler“ direkt zu Vodafon und lassen ihre Wurst darüber verbreiten. Wir tief schürfenden mussten immer an minder intelligente und gebildetete abgeben aber…. Auch ein Shakespeare hat mal für die „Volksbühne“ gearbeitet und ist mit seiner Arbeit bescheiden gesagt erfolgreich geworden. Dieser Weg ist nicht der Mozarts aber beide sind wegen ihrer Qualitäten nachhaltig Bestandteil unserer Kultur geworden und nicht wegen irgendeiner Gema. Wenn es die nicht gegeben hätte, hätten wir dann einen Dieter Bohlen wie er heute lebt? Ich denke nicht! Soviel zum Wert dieser Institution.

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                AMAZONA Archiv

                Hmmm. Interessanter Standpunkt. Nicht ganz von der Hand zu weisen. Ist die Gema schuld an Bohlen? Das ist ’ne Henne und Ei Frage. Dann zwar in der Konsequenz ziemlich extrem, aber Ich muss eine gewisse Sympathie für Deinen Standpunkt eingestehen. Realistisch oder nicht.

                • Profilbild
                  AMAZONA Archiv

                  Na ja, Bohlen hat CD’s an die dumpfe Masse verkauft. Die Erlöse daraus wurden zum großen Teil über die Gema verteilt. Was ist daran unrealistisch? Das wollte Bohlen so und hat es auch gemacht. Das die Gema durch ihren wirtschaftlichen Aspekt sowas fördert ist nicht von der Hand zu weisen. Die Krise mit den Streaming-Plattformen hat es fast geschafft die Gema abzuschaffen aber Deutschland ist ein Sonderfall. So lange Die Amigos hier mehr CD’s verkaufen als U2, wird „die coole Socke“ Herr Weigand das System noch irgendwie rechtfertigen können. Ich mag übrigens weder U2 noch Die Amigos! ;)

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                    TobyB RED

                    Hallo Hector,

                    die Amigos wohnen drei Dörfer weiter und sind sehr ziemlich nette Menschen. Die haben sich jahrelang neben der Arbeit den Bobbes abgespielt, Familien gegründet. Das normale Programm halt. Dann noch den Atem haben, diverse Hütten zu bespielen. Das muss man erst mal schaffen. Streaming macht im übrigen nicht die GEMA überflüssig. Sondern im Gegenteil. Ich bin kein Freund von shared economy. Wenn ich solche Buzzworte höre, will ich immer aufspringen und Triple Bingo rufen. ;-)

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                      AMAZONA Archiv

                      @TobyB Nicht Streaming macht die Gema überflüssig, sie ist es generell! Ob die Amigos nette fleißige Menschen sind ist dabei nicht relevant. Deren kultureller Beitrag erstreckt sich maximal bis zur Demenzstation im örtlichen Altersheim und allem was in der Denkweise artverwand ist. Dort haben die ihre Daseinsberechtigung und überleben zur Not auch ohne Gema Das haben die mit Ausdauer und relativ wenig kreativem Talent geschafft. Dank der demografischen Entwicklung werden die auch immer erfolgreicher. Die Amigos sind quasi die Könige des Sub-Standards. Schade das es keine Aktien von denen gibt. :)

                  • Profilbild
                    AMAZONA Archiv

                    Mit unrealistisch meinte ich die Umsetzung Deiner These. Ich bezweifele, dass ein Abschalten der GEMA die Pest von Tötensen verhindert hätte. Der Gedanke ist aber durchaus reizvoll.

                    • Profilbild
                      Coin AHU

                      Die Art der Musik spielt doch bei der Vergütung keine Rolle.
                      Es geht auch um die Arbeitsstunden.
                      Schon mal daran gedacht wie viel Zeit man für das Schaffen braucht, oder schon unvergütet verbraucht hat ?
                      Das finde ich sollte gerecht behandelt werden.
                      Ein einfaches Vergütungsmodell wäre besser,
                      denn je komplexer, desto unverständlicher,
                      desto weniger Akzeptanz.
                      Wir reden hier von einem Produkt
                      und nicht Hobbysachen.
                      Und wenn das „Produkt“ unbemerkt im Netz gedownloaded
                      wird, wie will man da Playzahlen ermitteln.

                  • Profilbild
                    TobyB RED

                    Hallo Hectorpascal,

                    du machst natürlich musikalische Hochkultur. Und deine Musik wird generell in Hipsterkreisen abgefeiert. Ich finde das immer schwierig, wenn man so wie du einen über die Amigos raus haut und dann inhaltlich nichts hinter herkommt. Wenn du die Aufgabe der GEMA nicht kennst und verstehst ist das nicht unser Problem. Aber auch du kannst dich auf deinen Hosenboden setzen und dich gescheit informieren. Mehr Inhalt und weniger Parole würde dich sympatisch machen.

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                      AMAZONA Archiv

                      @TobyB Natürlich produziere ich ausschließlich musikalische Hochkultur! Mein Hipsterverstand ist auch allen Amöben die in meinem Bart leben weit überlegen. Aber mal ehrlich. Ist die neue Devise jegliches Niveau so weit runterzufahren, das letztlich alle bei jedem Furz von Taylor Swift, Bohlen oder sonst wen vor Glück im Kreis tanzen? Und jetzt erkläre mal was ich bei den Amigos inhaltlich raushauen soll? Eine psychosoziale Analyse der Texte oder gleich eine Doktorarbeit über die Bedeutung der Amigos für die Gesellschaft allgemein. Zur Gema: Ich glaube(=Religion) das mit den vielen Beiträgen, neben dem Wasserkopf an Verwaltung, auch teure Anwälte beschäftigt werden, die genau ermitteln wie viel Frau Swift in die USA überwiesen bekommt. Ob da viel für Rente und Avantgarde übrigbleibt? Da erreiche ich privat mehr, ohne Gema.

                  • Profilbild
                    kiro7

                    Aha, es gibt also die dumpfe Masse, und die elitäre, gebildete Masse, die den alleinigen Anspruch auf die Auswahl von Kunst und Geschmack hat.

                • Profilbild
                  Martin Gerke

                  Ich bin sicher kein Bohlen-Freund und habe ästhetisch arge Probleme mit seinem Output, aber dennoch zahlt auch ein Herr Bohlen in den Sozialfonds der Gema ein. Damit werden z.B. auch avantgardistische Projekte gefördert, bzw. die Rente von anderen ordentlichen Mitgliedern, unabhängig vom Musikstil. Die Gema ist ein Verein, indem das solidarische Prinzip durchaus greift.

                  • Profilbild
                    AMAZONA Archiv

                    @Martin Gerke Das nennt sich dann „trickle down Ökonomie“.
                    Funktioniert 1A…

                    • Profilbild
                      AMAZONA Archiv

                      Vielleicht kann Herr Weigand mal Zahlen zu Herrn Bohlen nennen und wieviele Projekte und Renten er finanziert. Sorry, ich muss mal lachen. So hab mich gefangen. „Trickle Down“ ist reine Theorie. Natürlich kann kein reicher Mensch leben ohne Geld auszugeben aber das langfristig irgendwie alle davon profitieren….. Da lese ich lieber Grimms Märchen oder „Wie ich mit Stiftungen Steuern spare“ . ;)

                    • Profilbild
                      AMAZONA Archiv

                      Mein Kommentar zu „trickle down“ war selbstverständlich ironisch gemeint!

                      So ein schwachsinniges Konzept kann man nur unter zwei Bedingungen vertreten:
                      1. Man ist verblödet
                      2. Man profitiert selbst davon

                    • Profilbild
                      AMAZONA Archiv

                      Ach so! ;)

    • Profilbild
      krautkopf

      @Coin Hey Coin!
      Meld Dich kostenlos bei Bandcamp an, veröffentliche Deine Alben da und mach dafür Werbung (postings) in den passenden Facebook Gruppen. Da passiert in der Regel was und Du kannst ein paar Euros damit machen!
      Viel Erfolg und liebe Grüße!

      • Profilbild
        Coin AHU

        @krautkopf Danke krautkopf, hab Dir mal ne PN geschrieben.
        Ob Du noch passende Gruppen auf Facebook kennst.
        Wen die Musik interessiert: Bandcamp – Custola – Volume 2

        • Profilbild
          Tai AHU

          @Coin Habe mal einige Titel angehört, verstehe deinen Ansatz und verstehe auch, music for the masses ist was anderes. ich habe selbst damit gerungen, ob Kunst radikal mein Eigenes ist. Wenn ich den Konsumenten mit einbeziehe, geht das in den seltensten Fällen. Ziehe ich ihn mit ein, ist es dann noch mein Eigenes?

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Tai Ja, das ist es. Ist ja auch spannend, zu erfahren, wie es rezipiert wird. Als Musiker ist man aus dem gleichen Stoff wie der potentielle Hörer. Die wahre Kunst ist ja, den Zugang zu den Menschen zu finden, mit dem, was man da macht. Viel anspruchsvoller, als sich auf seinem eigenen gedanklichen Planeten selbst zu befriedigen.

          • Profilbild
            Coin AHU

            @Tai Hallo gaffer :)
            Ganz ehrlich ? Ich habe in Musik ne 5 und eigendlich gar keinen Plan davon.
            Die Liebe hat das aus mir gemacht.
            Muss ich mich halt damit zufrieden geben,
            was ich zustande bringe.
            Das ist immer intuitiv und das Ergebnis unvorhersehbar.
            Trotzdem Danke Dir :)

            • Profilbild
              Tai AHU

              @Coin Oh, Coin, ich fürchte, du hast mich falsch verstanden. Ich habe nichts über die Qualität deiner Musik gesagt. Lediglich, ob sie „verkaufbar“ wäre. Ich hatte meist eine Eins in Musik, mache sie aber trotzdem nicht besser als du. Das hat ja nun mal gar nichts zu sagen.

  3. Profilbild
    Shedayya

    Wow! Ein trockenes Thema kann auch spannend wie ein Thriller sein. Sehr gutes Interview, danke!

  4. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Vor gut anderthalb, zwei Jahren gab es schon in der GEMA-Hauspostille ein Interview mit selbigem Herrn.
    .
    Eigentlich ganz charmant zu lesen, nur hege ich leider ein tiefes Mißtrauen gegenüber allen, die so weit oben sitzen, da läßt mich eine Wand von Synthesisern nicht drüber hinwegsehen.
    .
    Liegt aber auch sicherlich daran, daß ich nach mehr als zwanzig Jahren GEMA-Mitgliedschaft Sinn und Nutzen derselben für mich und meine Zwecke immer mehr in Frage stelle — Nutznießer sind andere, und diese anderen will die GEMA am liebsten in ihren Reihen haben, damit auch sie nutznießt. Ich bin im Laufe der Jahre immer mehr zu dem Eindruck gekommen, daß es sich bei der GEMA um ein geschlossenes System handelt, bei dem der eine dem anderen in den Steigbügel hilft und wo man sich gegenseitig für die eigene Großartigkeit auf die Schulter klopft. Ist so ein bißchen wie die örtliche IHK. Oder der ADAC.
    .
    Weitestgehend bin ich mit Coin auf einer Linie, allerdings glaube ich auch nicht, daß Coin jemand ist, für den eine GEMA-Mitgliedschaft sinnig wäre, wenn der Output so gering ist und die Umstände ganz andere Prioritäten erfordern.
    .
    Wieder keine Winkelementeschwenkerei meinerseits. Ich bin ein schlechter Mensch.
    .

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @iggy_pop Menschen die sich als schlechte Menschen bezeichnen sind oft gute Menschen mit Erfahrung! ;)

      • Profilbild
        iggy_pop AHU

        Nicht im Internet… :P
        .
        Ganz im Ernst: Die GEMA handelt in erster Linie im eigenen Interesse und sieht zu, daß sie selbst und diejenigen, die als ordentliche Mitglieder mitmachen, gut aufgestellt sind. Ist halt in erster Linie Lobbyarbeit und Seilschaften. Schaut man mal, wer in ihren Reihen Funktionär ist, dann wird so mancher Punker und Rocker sehr schnell sehr unglaubwürdig (nicht, daß sie es vorher schon gewesen wären…).
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        Im Interesse der Mitglieder, die z. B. nur „angeschlossen“ sind, zu handeln, liegt nicht im Fokus der GEMA — auf meine Frage vor gut zehn Jahren, was die GEMA denn gegen illegale russische Downloadsites und die Schäden, die jene anrichten, zu tun gedenke, gab es die lapidare Antwort, dagegen vorzugehen sei Aufgabe der Künstler und Musikverlage, das gehe die GEMA nichts an.
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          iggy_pop AHU

          @iggy_pop Im Gegenzug durchforstete die GEMA geradezu hysterisch das Internetz auf der Suche nach Musik, deren Verwendung bei der GEMA nicht gemeldet war — ob Künstler da für sich in eigener Sache Reklame machten, weil sie sonst keine andere Möglichkeit hatten, auf sich und ihre Arbeit aufmerksam zu machen, hat die GEMA dabei nicht interessiert — und sie auch nicht von der Verhängung von Strafgebühren in z. T. fünfstelliger Höhe abgehalten hat. Eine Weile ging sogar das Gerücht, die GEMA beschäftige arbeitslose Anwaltsabsolventen, um den Missetätern auf die Schliche zu kommen — für mich ein Akt der Feigheit, sich an diejenigen zu halten, die sich nicht wehren können, statt denen die Hölle heiß zu machen, die kleinen Labels und Künstlern massiven Schaden zufügen.
          .
          Nervig ist auch die Drangsalierung seitens der GEMA, wenn mal ein Tonträger veröffentlicht werden soll — da merkt man deutlich den Behördencharakter und kann im Grunde genauso gut einen Antrag auf Wohngeld oder auf Zuschüsse zum Hartz-IV beantragen. Dann muß ich erst in Vorkasse gehen, um irgendwann — zusätzlich zu meiner Clubgebühr, die mal eben von 25 auf 50 Euro pro Jahr angehoben wurde — einen Teil meiner Einlage zurückzuerhalten.

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            krautkopf

            @iggy_pop ja, war auch 20 Jahre angeschlossenes Mitglied. Hat über 3 Jahre gedauert um rauszukommen. Nun muß ich für meine eigenen Releases nichts mehr zahlen und spare tatsächlich Geld! ;)
            Früher konnte man als tourende Band gute Kohle machen, aber es wurde immer weniger, da die Regeln immerwieder verschlechtert wurden.

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    Spartakus

    Vor ca. 20 Jahren in meiner Jugend, hatte ich mich auch als Komponist bei der GEMA angemeldet. Ich wollte meine Musik schützen lassen und hatte mittels Cubase Notenausdrucke gemacht und die an die GEMA geschickt. Diese wurden von der GEMA aber nicht akzeptiert. Anscheinend war Cubase noch nicht so weit.
    Auf alle Fälle wollte die GEMA, dass ich nach München komme und in einem Test beweise, dass ich komponieren kann. Ich war damals berufstätig und konnte nicht einfach für 2 Tage nach München fahren. Ich habe meine Mitgliedschaft dann wieder gekündigt.
    Mußten Paul Mc Cartney und John Lennon diese Prüfung auch ablegen ?

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      justme

      @Spartakus Genau dieser Punkt fehlte mir in dem Interview. Deutlicher zu machen seitens der GEMA, was tatsächlich zum Hinterlegen eines Werkes notwendig ist. Reicht Länge und Songname ? Ist eine Notation notwendig ? Klavierpartitur oder Orchestrierung/Instrumentierung etc. …

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        iggy_pop AHU

        @justme Das hängt von der Frage ab, welchen Status Du als Mitglied haben willst — Klimperfuzzis und Gelegenheitsmucker sollen gefälligst nicht die Zeit und Aufmerksamkeit der ordentlichen Mitglieder, die nicht nur komponieren, sondern auch Noten schmieren können, über Gebühr in Beschlag nehmen.
        .
        Ich bin auch nur angeschlossenes Mitglied, weil ich keine Lust hatte, irgendeine Partitur einzureichen — ich bin kein Technojünger, aber die GEMA hat ganz offensichtlich die Zeichen der Zeit verkannt. Man muß heute nicht mehr an einer Hochschule die höheren Weihen der Tonsetzerkunst erlangt haben, um seriös Musik machen zu dürfen, und man braucht heute auch kein Orchester mehr, welches von einem Lehnherren zwecks Zerstreuung gehalten wird. Da ist die GEMA noch in den Zeiten der Comedian Harmonists verankert, was die Mentalität angeht — da hilft auch kein modernes Getue.
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        Willkommen in der Gegenwart. Und „coole Socke“? Naja, „mit vollen Hosen ist gut stinken“, wie ein Freund von mir immer so treffend sagt.

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          martin stimming

          @iggy_pop ganz kurz, sorry aber das stimmt nicht. wenn ich mich recht erinnere wird man mittlerweile nach einer gewissen zeit (10jahre?) und umsatz automatisch ordentliches mitglied. wir reden von mind. einmal 15k umsatz pro jahr oder so. mich haben sie irgendwann angeschrieben und ich wurde es nach ausfüllen eines wisches automatisch. ich musste nichts beweisen, hab denen nur mal nen Stapel cds und lps geschickt.

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            iggy_pop AHU

            @martin stimming Wer macht schon heutzutage 15.000 Euro Umsatz mit GEMA-Kohle oder mit Musik ganz allgemein? Und schon haben wir das bewiesen, was ich oben behauptet habe — man will unter sich bleiben und keine musikalischen Sozialfälle in den eigenen Reihen wissen.
            .
            Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Abrechnungen über Ausschüttungen zu Streamingdiensten erhalte — neulich waren es sage und schreibe 18 Cent. Grandios.
            .
            Ich habe nicht alles auf einmal ausgegeben.

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          Martin Gerke

          @iggy_pop Genau, und jeder Hobbyfussballer sollte auch mal eine Chance haben, in der Bundesliga mal so richtig durchzustarten.

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            TobyB RED

            @Martin Gerke Siehe Traumberuf Fussballprofi. Vier Punkte machen den Unterschied, Zitat: „Wille, das Fehlen von Überheblichkeit, die Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen – aber vor allem die unbedingte Freude am Fußball sind elementar: Ehrgeiz allein genügt nicht.“
            Und man muss sich immer vor Augen halten, es gibt in Deutschland vielleicht 1500 Lizenzspieler die vom Traum leben können. Streiche Fussball und ersetze das durch Musiker oder Berufstätig.

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      AMAZONA Archiv

      @Spartakus Ich bin mir sicher, dass es Vieles gibt, das an der GEMA kritikwürdig ist. Die mangelnde Transparenz des Abrechnungsverfahrens wird ja im Interview erwähnt. Die hohen Kosten des Verwaltungsapparates sind ein anderer Punkt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass da teilweise unverhältnismässig hohe Hürden für Berufseinsteiger aufgebaut werden, so wie Du es aus eigener Erfahrung schilderst. Das sollte man aber von der grundsätzlichen Frage nach der Notwendigkeit der GEMA trennen. Mir hat die GEMA sehr geholfen, als ich vor 20 Jahren für das Fernsehen komponiert habe und damit mein erstes Geld verdienen konnte. Ich hätte ohne GEMA vermutlich erstmal für lau arbeiten müssen, da meine Verhandlungsposition gegenüber den Produktionsfirmen des Senders als einzelner Berufseinsteiger denkbar schlecht war.

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      stevie h

      @Spartakus Ich bin seit weit über 20 Jahren GEMA-Mitglied und inzwischen seit vielen Jahren auch ordentliches Mitglied und musste nie etwas „vorkomponieren“ oder sonstwie bei denen vorstellig werden. Die Belege meiner Veröffentlichungen und (später für die ordentliche Mitgliedschaft) ein paar Notenauszüge meiner Kompositionen waren ausreichend.

  6. Profilbild
    mazevoice

    Ich selbst habe mich vor über 25 Jahren bei der GEMA als Komponist angemeldet. Profitiert habe ich bis heute davon nicht. Einnahmen erfolgten meist nur, wenn eine Plattenproduktion anstand, die ich in den meisten Fällen selbst finanziert hatte. Somit bekam ich einen kleinen Anteil meiner jeweiligen eingezahlten Beiträge wieder zurück. Ja, es gab auch einige kleine Ausschüttungen durch Aufführungen im Fernsehen, oder dem Radio, bzw. durch Fremdproduktionen, an denen ich beteiligt war. Aber das war alles nicht der Rede Wert. Selbst durch Konzerte hat man durch die schlechten Ausschüttungsbedingungen wenig Chance, etwas zu bekommen. Dass die GEMA an der heutigen Situation, der schlechten Verkaufszahlen von Tonträgern, oder dem Verbreiten der Musik durch Streamingdienste etwas ändern kann, bezweifel ich. Dazu waren sie in all den Jahren zu träge, sich den Gegebenheiten anzupassen. Vielmehr muss in den Köpfen der Verbraucher wieder etwas passieren, wofür man Werbung machen sollte: den Wert der Musik wieder schätzen zu lernen. Ich hatte mich gerade auf meinem Podcast dazu geäußert: https://vjc3by.podcaster.de/aufdersuche/wer-wahren-wert-nicht-kennt/ und denke, genau hier liegt das Problem.

  7. Profilbild
    TobyB RED

    Cooles Interview,

    die Thesen zur KI teile ich nur bedingt, was derzeit belegt ist, das sich die Kompositionen den Hörgewohnheiten angleichen. Sprich, das Intro stirbt aus, mittlerweile sind 4 Akkorde komplex. Und Trends werden komplett ausgelutscht. Das hat aber erstmal was mit Statistik und Marktforschung zu tun. Und hier sind die Entscheider bei den Labeln gefragt. An deren musikalischer Geschmacksbildung zweifle ich. Sowohl als Produzierender und als Konsument. Die KI wie sie derzeit verstanden wirkt auf mich eher wie der Prototyp eines „Schachtürken“ von Kempelen. Viel Statistisk, viel Heuristik aber sonst nichts. KI wird keinen Komponisten ersetzen können und die Analyse von Bildern, Videos gepaart mit einem kompositorischen Vorschlag, ist so ein herrliches Buzzword wie Industrie 4.0 oder IoT. Siehe Daisy Bell auf einer IBM 704, 1961. Ich hab überspitzt gesagt weder Cortana, noch Siri singen hören.

    Was ich eher beunruhigend finde ist, das man dem Konsumenten, auf der einen Seite ein Smartphone gibt und das Mobilfunkprovider Streaming als Killerapplikation verstehen. Und das eben diese Leute irgendwann nicht mehr verstehen, das eine Flatrate nicht funktionieren kann, jeden Fall nicht ohne das sie zu Lasten der Produzenten und Künstler geht. Um es noch bekloppter zu machen, ich als Produzent muss Geld hinlegen, damit ich beim Streaming eingelistet werde.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin keine Gema Gegner, absolut nicht. Wenn Label korrekt arbeiten bekommt man da auch Geld raus … war vor 25 Jahren für Spartenmusiker durchaus relevant. Aber es hat sich eben in diesen 25 Jahren viel geändert im Musikgeschäft. UND solange die Technoparty am Eck sofort Gema abdrücken muss, dies aber in sogenannte Bohlentöpfe fließt, hat die Gema ein absolutes Glaubwürdigkeitsproblem. Da täuscht dann auch keine Socke im Topf drüber hinweg!

    @ Coin
    Kenne solch Gedankengänge. Musik sollte man aber in allererster Linie für sich Selbst machen. Oft hilft es auch wenn man sich nicht als verkannten Virtuosen versteht, sondern Musik als Hobby betrachtet. UND wer erlangt schon mit seiner Modeleisenbahn Weltruhm?
    Wenn man Harzt hat man natürlich weniger, wenn man arbeitet mehr. Wo man dies investiert obliegt einem selbst, ist eigenverantwortlich. Eigenverantwortung wird heutzutage allerdings gerne an Dritte weiter delegiert.

    @ iggy
    Da schließe ich mich weitgehend an.
    Aber Seilschaften sind ganz böse Verschwörungtheorien, an die nur böse AFD Wähler glauben. Ist doch weltbekannt!

    • Profilbild
      Coin AHU

      Tom, für mich ist das in erster Linie wie Tagebuch schreiben.
      Aber es war auch irgendwie mein (Vollzeit) Job.
      Ich bereue nichts, würd es wieder tun und ja ich hinterlasse was schönes.
      Das gibt schon ein bissl Zufriedenheit.
      Aber wenn es um Arbeit geht ist Vergütung zumindest ein Thema.
      Ich könnte auch sagen, HEY Kauft mein Album – Bla Bla
      Wenn das nicht von allein funktioniert, dann Shit happens.
      Bin doch zu faul für Promotiongetue.
      Scheiss auf das Geld und Illusionen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Coin Das Tagebuch ist ein schöner Vergleich!
        Ein Tagebuch ist aber immer auch sehr individuell, und man sollte bei einer Veröffentlichung nicht zwangsweise denken man fabriziert damit großes Leserinteresse. So ein Tagebuch ist etwas tief seelisches, was einem weiter nach vorne tragen kann. Dies sollte man nicht an Dritte knüpfen!
        Das Tagebuch ist dadurch aber auch keine Arbeit die der „Gemeinschaft“ zwingend vorteilhaft ist, oder sein muß, und verpflichtend durch diese vergütet wird. Dies entscheidet sich auf einer anderen Ebene. Einer Kollektiven, mit all Ihren dubiosen Parametern!
        Wenn ich z.B. in Vietnam ein Dorf besuche, und da schallt Modern Talking aus der Karaoke Maschine … dann muss jemand was absolut richtig gemacht haben. Kann man gut finden oder nicht, und dies folgend in sein Tagebuch eintragen.

        • Profilbild
          kiro7

          Völlig richtig. Da muss jemand alles richtig gemacht haben. Dieses ewige Bohlen/MT Bashing langweilt… „Ich finde dem Bohlen seinen Kram Müll, was ich höre / produziere ist viel besser, und deswegen hat er den Erfolg auch eigentlich gar nicht verdient, und jeder der was von ihm hört / kauft ist blöd…“ Echt Leute…
          Welche Eurer Produktionen funktionieren z.B. denn auch wiedererkennbar nur am Klavier?

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          Das Vietnam Argument zieht nicht, sorry. Der Faschismus oder die Grippe haben sich auch weltweit verbreitet. Das ist kein Qualitätsmerkmal.

  9. Profilbild
    [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

    „wir übernehmen keine Haftung, weil wir nichts mit dem Inhalt auf unserer Plattform zu tun haben. Es sind ja die Leute, die die Musik und Videos hochladen.“

    geil. kann ich dann please eine tauschbörse für diebesgut und hehlerware in meiner halle hosten ohne rechtliche probleme? hab ja nix mit dem shit zu schaffen der dort verhökert wird.

    ok, die halle steht hier auf dem gebiet des staates deutschland und eigentlich gilt dann deutsches recht hier (plus eu-recht), aber die können ja so tun als sähen und hörten sie nix. eventuell raffen die es auch gar nicht und brauchen ne weile zur infoverarbeitung. zur not schick ich jemanden nach berlin und nach brüssel. der klärt dann auf was sich in meiner halle so tut an folkloristischen kulturevents. das passt dann schon so alles.

    • Profilbild
      vssmnn AHU

      @[aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] Was Du meinst, das nennt sich i.d.R. Flohmarkt und das gibt es schon ewig.

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