Die Idee war, einen idealisierten Rainbirds-Gitarristen zu kreieren. Peter und Udo und die Bandmitglieder dachten sich mit Peter Weihe einfach einen Typen aus … „Wir müssen etwas haben, was authentisch ist, wir können nicht plötzlich diese wirklich interessante Band mit einem perfekten Studiogitarristen zusemmeln, dann haben wir wieder so ein verbessertes Plastikprodukt.“ Und genau das hat Peter gemacht. Er musste sich einfach diesem Status der Band unterwerfen und sich in der Stilistik stark begrenzen. Das hat schließlich hervorragend funktioniert.
Danach kam ich ins Spiel und habe bei zwei oder drei Stücken einen DX7 gespielt, mit selbst-programmierten Hammond-ähnlichen Sounds, nicht ganz genau wie eine B3, aber die Zugriegel waren mit Operatoren emuliert und dann durch Velocity oder MIDI-Controller gesteuert. Das kam ziemlich authentisch rüber, obwohl ein DX7 ja gar keine Zugriegel hat. Aber ich spielte den DX7 über ein richtiges Leslie-Kabinett und das war extrem klasse.
Peter:
Und wie kam es dann zu der Produzenten Selbsthilfegruppe?
Reinhold:
Das war genau die Zeit, wo Udo und ich sagten, diese Produzententätigkeit erfüllt uns nicht mehr. Da muss man die ganze Zeit mit den A&Rs von den Plattenfirmen reden und hat ständig Probleme mit unentschlossenen Künstlern und weiß der Geier was sonst noch alles.
Gareth Jones, ein berühmter Produzent aus London, war in Berlin. Gareth hatte Depeche Mode produziert und nach Berlin geholt. Später auch Erasure. Jedenfalls war Gareth in Berlin und das führte dazu, dass wir uns immer montags zum Lunch trafen. Und einfach nur die Tatsache, dass wir drüber redeten, wie dusselig alles ist, was wir so machen, war dann schon Therapie genug.
Wir haben auch versucht, ein paar Produktionen zusammen zu machen, unter anderem auch die zweite Rainbirds-Platte. Jedenfalls haben wir dann zu dritt produziert, was zwar nett war, aber auch Overkill. Das war so die letzte Phase meiner Produzententätigkeiten, wo ich einfach sagte, ich hab die Schnauze voll, trotz zweier wunderbarer Partner wie Gareth und Udo.
Peter:
Deine Freundin Rosa wurde zu der Zeit auch schwer krank. Das spielte doch sicher auch eine große Rolle?
Reinhold:
Klar, das koinzidierte mit der Tatsache, dass meine langjährige Freundin Rosa an Krebs erkrankte, die war bereits seit vielen Jahren chronisch krank. Eigentlich war Rosa eine Architektin, die aus Spaß mit der Musik anfing, eine Frauenband namens „Insisters“ hatte, dann bei Ulla Meinecke Keyboard spielte und schließlich das Soloprojekt „Cosa Rosa“ startete, bei dem ich produzierte und mitkomponierte.
Das war endlich ein Projekt, das ich nicht nur als Produzent begleitete, sondern bei dem ich von Anfang an mitgeschrieben habe. Mit Sicherheit auch etwas, wo ich mich mehr ausdrücken konnte als bei Nena oder bei anderen Sachen, die ich produziert hatte.
Rosas Karriere lief ganz gut und unsere Songs wurden viel im Radio gespielt, leider aber nicht so oft auf CD verkauft. Aber immerhin, sie konnte aufhören, als Architektin zu arbeiten und widmete sich ganz ihrer Karriere als Profimusikerin. Schließlich wurde sie sehr krank und hat im Prinzip nur noch im Studio gearbeitet. 1991 starb sie an Krebs.
Das heißt, ich hatte sowieso meine persönliche Sinnkrise mit meiner Arbeit, die dann mit meiner persönlichen Krise koinzidierte. Rosa und ich waren 15 Jahre zusammen. Wir waren zwar nicht verheiratet und hatten auch keine Kinder, aber ihr Tod war ein ziemlich heftiger Einschnitt. Von da ab bin ich dann erst mal fünf Jahre etwas dümmlich rumgetappt, habe ein Soloalbum gemacht und habe einfach weitergearbeitet und mich technisch vervollkommnet.
Was!? Und dann hört es einfach auf Seite 5 auf!? Was!? Bis nächsten Samstag warten!? Oh man, oh man… Danke für den bisherigen ersten teil, bin auf den zweiten schon gespannt wie ein Flitzebogen!
*stöhn* Eine Woche warten, bis man weiß, wie es weiter geht? Das ist ja wie beim einem Cliffhaner bei »Raumschiff Voyager«. Auf jeden Fall vielen herzlichen Dank für das Interview … ich meine … ein Viertel meiner Jugendhelden (ich -> totaler »Spliff«-Fan; ich -> nix »Nina Hagen«). Whoa! Danke Peter! :-)
@Flowwater Ist ein Vierteiler. Reinhold hatte wirklich viele zu erzählen!!!
@Tyrell Was!? Vier Teile? Und jede Woche nur einen? :-O :-(
@Tyrell *freu* *freu* *freu* :-D
Endlich! Mein Keyboard-Hero der 80er im Interview! Suuuper! Hoffentlich kommt noch mehr über SPLIFF! Die RADIO SHOW höre ich heute noch regelmäßig! Genial produziert, super Sound, tolle Mix-Tricks (We are producers – turning all the knobs that move the music scene). Das Mini-Frisbee aus dem Spliff-Konzert von 1983 hängt heute noch an der Wand in meinem Homestudio. Ein bisschen pubertäre Schwärmerei sei mir auch im fortgeschrittenen Alter erlaubt :-)
@mhagen1 Haha, das Schwärmen sei Dir erlaubt und ich schwärm gern noch mit. Spliff begleitet mich nach wie vor und Songs wie Radio, Rosalie, Blech, Dejavu…. hör ich mir noch immer gern an.
@mhagen1 In dem Zusammenhang möchte ich gerne auch auf Herwig Mitteregger hinweisen … die Lieder von Ihm – »Deja Vu«, »Glaspalast«, »Kalt wie’n Stein«, »Rudi«, überhaupt die ganze »Kein Mut, kein Mädchen«, alleine schon dieser Albumtitel – haben wirklich meine Jugend geprägt. Wohnt er nicht sogar in Hamburg?
@Flowwater Ja, der wohnt wieder in Hamburg. Sein Label heißt manoscrito music.
WAAAHHHNSINN! Ich freue mich wie Bolle auf die nächstenTeile!
@moogist Eine Frage beschäftigt: Wenn Peter und Selcuk im Januar 2013 Reinhold Heil besucht und interviewt haben, warum erscheint das Interview erst jetzt – knapp ein Jahr später? Manche Aussagen könnten nun nicht mehr ganz aktuell sein…
@moogist Wir haben in LA 6 Filmkomponisten interviewt und nach und nach die Interviews im Laufe des Jahres „abgefeiert“. Das Material mit Reinhold war dabei am umfangreichsten, deshalb der später VÖ. :-)
Ja der Reinhold war der Held meiner Jugend. Kann mich noch gut an das letzte Spliff-konzert der „Schwarz auf Weiss“-Tour im Dezember 1984 in Freiburg erinnern. Mit Curt Cress an den Drums.
Man war das genial! Leider war die damalige Stadthalle nur 1/4 gefüllt und das Ende von Spliff vorprogrammiert…wirklich schade!
Reinhold Heil ist für mich einer der fähigsten Produzenten überhaupt. Am interessantesten finde ich Cosa Rosa. Dass es „Traumstation“ bis heute nicht als CD gibt ist eigentlich ein Skandal – das Miteinander von analoger und FM-Synthese plus die Voices von Rosa Precht sind der Hammer!Auch „Kein Zufall“ und „Cosa Rosa“ sind starke Alben.
Kult pur … Manomann und was waren wir damals noch jung …
Hab mal eben die alte Keyboards (09.85) rausgekramt: Interview mit Cosa Rosa, Reinhold Heil …
Ich habe gerade ein Deja Vu ;) Danke für das Interview. Toller Mann, tolle Band, super Musik…