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Interview: Reinhold Heil, Teil 2

(ID: 70230)

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Reinhold:

Der Film hieß „Winterschläfer“. Man muss sich das so vorstellen, da saßen wir mit einem VHS Videorekorder, zu dem Logic gesynct war und der Fairlight fungierte hauptsächlich als Sampler – man glaubt es ja kaum. Wir hatten einen Apple Quadra 650, superschickes Teil, darauf lief LOGIC mit einer Audiomedia-Karte mit vier Audiospuren!

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Damit machten wir dann die Filmmusik, mehr schlecht als recht, aber die Atmosphäre, wie sich das Miteinander angefühlte, war so superklasse, dass ich dachte: Warum habe ich überhaupt so lange solo rumgemacht? Wir alle hatten das Gefühl, dass wir das so weiterbetreiben sollten.

Peter:
Was ist aus Deiner „Auswanderung“ geworden?

Reinhold:
Mein Beschluss stand und ich bin dann auch am 2. Januar 1997 ausgewandert, vor genau 17 Jahren. Da hat mir Tom buchstäblich in letzter Minute das Drehbuch von „Lola rennt“ in die Hand gedrückt und gesagt: „Lies das mal.“ Das war genau der Flug, mit dem ich offiziell in die Vereinigten Staaten einwanderte.

Dann habe ich Johnny angerufen und ihm gesagt: „Selbst wenn sie uns keinen Pfennig dafür geben, wir müssen diesen Film machen.“ Viel konnten sie uns dann auch nicht geben, da der gesamte Film nur ein Budget von ca. 2 Millionen DM hatte.

Peter:
Nochmals kurz auf Anfang. Jetzt warst du in USA. Womit hast du deinen Lebensunterhalt dort verdient. „Lola rennt“ ist ja sicher nicht sofort umgesetzt worden.

Reinhold:
Ich war so naiv, ich musste natürlich einen Job annehmen. Ich hatte ja wie gesagt keine finanzielle Grundlage um mir ein Haus in Santa Barbara zu kaufen, außer dem Eigenkapital, das ich mitgebracht hatte aus dem Verkauf meiner Wohnung in Berlin. Ich musste also gucken, dass ich eine Basis schaffe um aus diesem komischen Larifari-Dasein herauszukommen.

Es war aber auch wirklich gut, mal ein bisschen Feuer unterm Arsch zu bekommen. Und während ich mich in LA eingerichtet habe, das war so 1997, trat Nina Hagen wieder in mein Leben. Ich habe gedacht, ich bin ein guter Freund von ihr, ich lasse das auf mich zukommen. Mal sehen was sie machen will, alles nach ihrem Gusto. Nina und ich verstanden uns eigentlich immer super, ich mag sie sehr gerne.

Sie war hier in Topanga Canyon und meine arme amerikanische Frau musste mehr als ein Mal von Santa Barbara hoch in den Topanga Canyon fahren, um sie dort abzuholen und sie wieder zurückzubringen, weil sie natürlich kein Auto hatte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hatte keine Strategie und ich habe nicht wirklich zügig gearbeitet – und in diesem Fall war das ein großer Fehler.

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Du musst wissen, Nina hat ADHS und die Aufmerksamkeitsspanne einer Dreijährigen, während das gleichzeitig mit einem der größten Talente gepaart ist, die ich jemals erlebt habe. Ich bin sicher, Michael Jackson hatte so etwas ähnliches.

Peter:
War das von irgendeiner Plattenfirma beauftragt und finanziert?

Reinhold:
Ja genau – und … es gab keine Deadline, was dann auch irgendwie zum Problem wurde. Man kann mit Nina nicht 5 oder 6 Monate an einem Album arbeiten, sie verliert dann das Interesse daran und irgendwie ist das ist völlig natürlich.

Peter:
Also ist nichts daraus geworden am Schluss?

Reinhold:
Nein, es ist nichts daraus geworden. Ich habe eine halbfertige Platte, auf der wirklich ein paar ungewöhnliche Dinge drauf waren, ob die jetzt kommerziell gewesen wäre, weiß ich nicht.

Peter:
Wollte die Plattenfirma irgendwann nicht weiter machen?

Reinhold:
Nein, ich habe irgendwann das Handtuch geworfen, habe denen zwei CDs geschickt, auf der die ganz fertigen Stücke drauf waren, die halbfertigen, die  Playbacks und vokale Elemente.

Das war die Arbeit, die geleistet wurde. Ich glaube nicht, dass das eine fertige Platte war. Dann hat die Plattenfirma sich von ihr getrennt und mir die Rechnung bezahlt. Also es ist wirklich scheiße ausgegangen, für mich zwar mit einem blauen Auge, denn ich hätte ja auch pleite gehen können. Der zuständige A&R bei der Plattenfirma hatte wirklich an Nina geglaubt, warf dann aber das Handtuch. Das war dann für Nina auch scheiße und tut mir nach wie vor extrem leid.

Peter:
Parallel lief aber schon die Filmmusik für Tykwers „Lola rennt“?

Reinhold:
Zum Glück kam „Lola rennt“ gleich anschließend.

Und hier gehts weiter:

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    …und schon rennt Lola weg :-S spannend wie ein Krimi! Bis zum nächsten Samstag!

  2. Profilbild
    calvato

    …kann man dieses solo-album von 1996 immer noch irgendwo runter laden…??

    reinhold ist der absolute held meiner jugend…!

    • Profilbild
      moogist

      @calvato Dass die von Sony Music das nicht veröffentlichen wollten, war die späte Rache für Reinholds Song „Producers“…

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    In 5 1/2 Stunden ist Samstag… wird dann der 3. teil online sein? :-D Allen ein frohes neues Jahr!

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