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Interview: Robert Schroeder, EM-Musiker der ersten Stunde – Teil 2

(ID: 153906)
schroeder_backspace

Cover zur CD Back Space

 

Peter:
Bei der Musik gebe ich dir recht, aber dass ein guter Musiker automatisch auch ein Auge für gut Covers hat, ist nicht die Regel. Zurück zum „kommerziellen Druck“.

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Robert:
Kommerzieller Druck? Kenne ich so nicht. Ich mache mein Ding und vergleiche mich nicht (noch nie) mit anderen Künstlern. Ich stehe nicht im Wettbewerb. Jeder eigenständige Künstler macht seine Musik nach seinen Vorstellungen und seinem eigenen Stil. Der Geschmack der Hörer ist entscheidend. Mit unserer „außergewöhnlichen“ Musik können wir die Charts nicht stürmen und auch die Musikindustrie verspricht sich keine weltbewegenden Umsätze mit der EM. Täte sie das, würden wir mit hohen Vorschüssen zur Erfüllung unserer von der Industrie vorgegebenen vertraglichen Pflichten zum Erfolg verdammt … und dies nenne ich kommerziellen Druck. Natürlich gibt es ein paar Ausnahmen auch in der EM, wo hohe Verkaufszahlen erreicht wurden (Yello, J.M. Jarre, Kraftwerk). Aber dennoch sind wir EM-Künstler nicht so in der Mühle drin wie die Mainstreamer, weil wir auch überwiegend mit alternativen Labels arbeiten.
Nein, kein kommerzieller Druck in meinem Fall, eher das Gegenteil. Vor ein paar Jahren habe ich mich derart in die Kreativität und Tatendrang gestürzt, dass ich drei bis vier neue CD-Releases pro Jahr produziert hatte. Das war der Plattenfirma zu viel und ich musste mich mäßigen. Ich fühlte mich ausgebremst, was in der Folge meine Lust zur Musik etwas geschmälert hatte.

Schroeders Projekt Double-Fantasy 1987

Schroeders Projekt Double-Fantasy 1987

Peter:
Gab es mal einen Punkt, wo du alles hinschmeißen wolltest?

Robert:
Das habe ich ja auch schon einmal gemacht. Grund waren verschiedene Ursachen.
Viele kennen und erinnern sich an mein Erfolgsprojekt Double Fantasy aus Ende der 80er.

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Ein sensationeller Erfolg, 200.000 verkaufte Einheiten im ersten Verkaufsjahr, Platz 18 in den US-LP-Charts, Vertrag für insgesamt 6 LPs/CDs, sagenhafte Lizenzabrechnungen … aber die vertraglichen Zahlungen blieben aus. Sage und schreibe 10 Jahre habe ich prozessiert und den blanken Wahnsinn erlebt. Den Prozess habe ich verloren, weil auf Anraten meines Anwalts sollte ich keine Produktion abliefern, bis die mir zustehenden Gelder bezahlt waren. Dadurch wurde ich am Ende aber wegen Nicht-Erfüllung des Vertrages verklagt und durfte der Plattenfirma den Verdienstausfall für die restlichen fünf LPs zahlen, gerechnet am Umsatz der Ersten.

Dann zerbrach auch noch meine Familie, so dass ich 1998 beschlossen hatte, alles hinzuschmeißen und als Musiker nichts mehr zu machen. Denn für solch einen Erfolg, wie mit Double Fantasy, stand man schließlich im Hamsterrad (da ist es wieder), der Erfolg war da und dann bekommst du eins vor die Fresse. Dann schmeißt du alles hin. Meine Geräte hatte ich tatsächlich abgebaut und gut verpackt. Einige Jahre habe ich kein Instrument mehr angefasst. Natürlich – irgendwann fängt es dem Musiker wieder an zu kribbeln. Mit ein, zwei Keyboards wollte ich dann doch wieder – nur für mich – etwas klimpern. Die Freude an der Musik kam wieder, bis ich dann irgendwann doch wieder sagen musste: „So eine gute Musik kann man doch nicht im Archiv liegen lassen“.

So ging ich wieder auf Suche nach einem interessierten Label und traf 2004 so auf Lambert Ringlage, Inhaber des Essener EM-Labels Spheric Music. Dort habe ich ab 2005 mit regelmäßigen Veröffentlichung fortgesetzt.

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Forum
    • Profilbild
      rw1957

      @digital-synthologie Und ich dachte, es geht bei R. Schroeder und hier im Interview um Musik und nicht um Webdesign.

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        digital-synthologie AHU

        @rw1957 SIehst du, so kannst du dich irren. Bei einer Webseite geht es darum, den Besucher anzusprechen. Wenn man sich mit einer Webseite der Welt präsentiert, sollte es kein Problem sein, diese alle 5 Jahre mal auf den aktuellen Stand zu bringen. Zumal man dazu schon seit langem weder Programmier- noch Grafikkenntnisse braucht.
        Scharfe Augen haben übrigens den Smiley am Ende meines Kommentar entdeckt.

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          Julia

          @digital-synthologie Auch mit Smiley: Ich kannte den Künstler gar nicht, obwohl Schulze und TD Fan ich bin. Also alles gelesen, nicht restlos begeistert von seiner Attitüde. Dann die Website angeklickt, ui, ist tatsächlich nicht so dolle. Hinterher youtube Channel Clips angehört. Jetzt weiß ich, warum ich den gar nicht kannte :)

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          AMAZONA Archiv

          @digital-synthologie Also finde die Webseite ganz ok, vor allem ist sie übersichtlich und führt schnell zu den gewünschten Informationen, was bei den wenigsten (!) der sog. „modernen“ www´s der Fall ist. Und ein komplett neuer optischer Relaunch ist schon sehr aufwendig…

  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Viel wahres in dem Interview. Es stimmt das es ein Überangebot an Musik gibt aber das sind eben diese heutigen Zeiten. Viel Angebot, wenig Genuß und leider auch Moral. Wer sich dessen bewußt ist, kann versuchen sein Boot entgegenzusteuern. Hier gibt es offenbar einen der es macht. Ich bin zwar kein Fan von klassischer EM, das Interview finde ich aber sehr persönlich und ehrlich. Mal schaun ob ich nicht mal reinhöre. ;)

  2. Profilbild
    Tai AHU

    Sein Buch war gut, habe damals alles nachgebaut und die Technik beim Bauen erlernt ;)

  3. Profilbild
    vssmnn AHU

    Ich dachte, die EM-Szene hat ihren Zenit überschritten?
    Für mich ist das ungefähr so eine Kunst wie Blümchen- oder Landschaftsfotografie.
    Technisch anspruchsvoll, jedoch vom künstlerischen Gehalt eher flach und nach der 20. Pusteblume oder Erdumrundung auf Space Night reichts dann auch mal.
    EM-Musikern beim „live“ Klimpern zuzusehen, bringt einen auch nicht weiter.

    • Profilbild
      A.Vogel AHU

      @vssmnn Relativier das „Technisch anspruchsvoll“ mal und ersetze dann „EM-Szene“ durch jede beliebige Musikgemeinde.
      Passt immer.
      Acid
      Techno
      House
      Prog-Rock
      Jazz
      Punk
      Metal
      etc.
      Ist doch schön, wenn jeder Stil seine Community hat und diese auch leidlich lebendig ist. Ob man dazu gehört / gehören will mal außen vor gelassen….

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Also ich finde es ein knaller, dass hier Kommentare geposetet werden, über das Aussehen der Internetseite. Okay auch wenn diese nicht soooo schön ist. NEIN das kann nicht jeder gerade mal so aus dem Ärmel schütteln, so eine Webseite kann eine üble Sache sein und viel Geld verschlingen. Aber egal, hier meine Meinung zum Interview:
    Klasse, 1a, danke Amazona. Normalerweise liest man täglich über neue Produkte mit denen die Menschheit konfrontiert wird, dieser Materialismus geht mir schon lange auf den Keks, wenn die 10tausendse angebliche endgültig beste Gitarren distortion oder analoge Effekt oder Synti vorgestellt wird. Find ich doch ein Interview wesentlich interessanter. So offen und einfach mal aus dem Nähkästchen geplaudert, das gibt es nicht immer so.

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