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Interview: Roey Marquis

Roy Marquis

17. September 2001
Interview – Roey Marquis 1_roey1.jpg

Roey Marquis II. gilt als einer der umtriebigsten, erfahrensten und beständigsten Produzenten im deutschen HipHopBiz.
Egal ob als DJ, Labelmanager, Studioproducer, Radiomoderator oder Schallplattenladenbesitzer – Roey Marquis hat immer was am Laufen. Und das meistens weit, weit vorne!

   
   
 
Ziel100’s Technik Fetischismus „Roey Marquis II.“
 

So zeichnete er sich u.a für das erfolgreiche deutsch-amerikanische Label „Quiet Force“ verantwortlich oder launchte mal so nebenbei ein Drum ’n‘ Bass-HipHop-Crossover Projekt mit D ’n‘ B Mastermind Kabuki .
Der Italo-Frankfurter, der durch seine Mixtapes „Momentaufnahmen“ höchsten Respekt erntete, arbeitet mit vielen Wortakrobaten zusammen – die Liste liest sich wie ein „Who is who?“ der deutschen HipHopBundesliga: Samy Deluxe, Torch, Stieber Twins, Spax, D-Flame, Azad, Curse…
Welchen Technik-Fetischismus Roey Marquis II. (der als sehr angenehmer Mensch wohl keine Seelenverwandtschaft zu den Marquis de Sade pflegt!) erlegen ist, erfragte AMAZONA-Reporter Ziel100:

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Amazona: 
Hallo Roey! Solange ich ein Bewusstsein für HipHop besitze, kenne ich deinen Namen! Du bist schon seit den ersten Tagen dabei und hast dich schon lange als Producer etabliert. Du kommst also noch aus einer Zeit, in der es noch keine „Planet Phatt“-Expander und „Eastcoast“-Sample-CDs gab, die es jeden „Musicmaker“-Kundigen ermöglichen, schnell und in guter Qualität zu produzieren.
Sich mit klassischen Produktionstools auseinandersetzen zu müssen – hat das deine Producertätigkeit beeinflusst?

Roey:
Anfang der 90er wurde in Deutschland wenig, wenn nicht sogar gar keine Beats programmiert. Zwei bis drei Beatloops wurden übereinander gelegt, um einen bestimmten Groove zu erzeugen.
Mich hat man damals ausgelacht, als ich Beats zerschnitten und dann aus den Fetzten neue Patterns gemacht habe. Ich gehöre da eher zu der „Diggin in the crates“- Generation: Ich bin weite Wege gefahren, um an bestimmte Platten zu kommen. Heute kaufen sich die Kids halt einen Planet Phat, CD-Roms mit Drums und Hihats in allen Varianten…
Ich bin ein Freund von analogen, warmen Sounds. Es gibt auch gute Synthies, ohne Zweifel! Rockwilder (amerikanischer Producer von u.a. Method Man, LL Cool J., Janet Jackson, Mya und Xzibit) hat schon paar Hammer-Dinger am Start. Es ist aber immer noch was anderes, wenn man eben Sounds auf Platten sucht, zerpflückt und was anderes daraus macht, als ein Preset aus irgendeinem Roland JV zu verwenden.

 

Amazona: 
Wohl wahr!
Die HipHopper waren es ja auch, die durch das Aneinander-cutten von Schallplatten-Breaks auf den Plattenteller die Loop-Funktion schon sehr früh für ihre Musik nutzten. Auch der respektlose Umgang mit Samples ist eine Sache, die die HipHopper etabliert haben.
Du hast eben das nervenaufreibende Auseinanderschneiden von Loops
beschrieben. Wie bist du da früher rangegangen, und wie hat die Entwicklung von Recycle, Wave Surgeon oder die Slice-Funktion zeitgemäßer Sampler deine Arbeitsweise beeinflusst?

Roey:
Ich erinnere mich, als Recyle rauskam. Ich habe damals in einer Werbeproduktionsfirma eine Unterfirma gehabt, war quasi für HipHop, etc. zuständig. Die Jungs, die Pop gemacht haben, kamen dann eines Tages damit an und meinten, dass das Programm der Hammer wäre. Ich habe das ausprobiert und fand es zwar bequem, aber es ist mir dann doch zu steril gewesen: Thresholds eingeben – und danach bestimmt das Programm die Anzahl und Genauigkeit der Schnitte, macht dir eine neue Keygroup… Ich weiß nicht, wo bleibt denn da die Handarbeit?
Nach Gehör schneiden ist ein anderes Ding, weil du niemals exakt auf die 1/1000 Sekunde dran bist, daher klingt dann das neu zusammengesetzte Pattern auch anders. Es „lebt“ mehr, ist kantiger, grooviger.
Natürlich muss man unterscheiden, wofür man nun diese Programme einsetzt. Jemand, der einen Kunden im Rücken sitzen hat und schnell musikalische Vorschläge für den neuen Werbespot liefern soll, für den ist das OK. Für Hiphop … nein, das ist ein K.O.

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Amazona: 
Und welches Treatment erhalten deine Samples? Plug-Ins oder Hardware?

Roey:
Samples, das ist etwas lebendiges. Ich verbringe viel Zeit im Ausland, gehe in Second-Hand-Läden und suche nach Samples. Ein Sample kann tiefe Emotion transportieren. Ich arbeite daher gerne mit alten Samplern, die eben das Gefühl nicht „töten“ sondern unterstützen. Mit Plug-Ins kann ich nichts anfangen.

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Amazona: 
Und natürlich muss man dann die „heiligen“ HipHop-Geräte mal ansprechen:
EMU SP 12(00) und Akai MPC 3000/60.
Welche der Boxen setzt du ein und warum? Oder bist du einer der MPC 2000XL-Only-User?

Roey:
Ich habe in den Jahren alles ausprobiert. Die Leute reden viel, haben unterschiedlichen Geschmack. Der eine schwört auf 12 Bit, der andere auf 16 Bit, andere wiederum triggern via Masterkeyboard einen AKAI aus der S3000-Serie mit Cubase oder Logic als Sequencer – in NY arbeiten viele
HipHop Producer mit einem AKAI 950, getriggert über die SP 1200.

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