Protector of the Memorymoog
WHO THE HELL is Rudi Linhard???
Zumindest die Jüngeren unter den AMAZONA.de Lesern wird dieser Name wenig sagen, aber das wird sich gleich ändern.
In einem Satz: Gäbe es Rudi Linhard nicht, gäbe es wohl auch keine restaurierten und funktionierenden Moogs mehr. Seine Firma Lintronics hat sich auf die Restaurierung von Original Moog-Synthesizern spezialisiert.
Geradezu berühmt ist Rudi Linhard aber besonders durch seinen legendären Umbau des Memorymoogs geworden.
Wer denkt, wir erzählen da eine Geschichte aus der Vergangenheit, irrt. Noch heute kann man komplett durch Lintronics restaurierte Original Moogs beim deutschen Vertrieb EMC erwerben.
Darüber hinaus hat Rudi Linnhard bei der Entwicklung des Moog Voyagers mitgearbeitet, und das in direkter Zusammenarbeit mit dem leider zwischenzeitlich verstorbenen Synthesizer-Mastermind Bob Moog.
AMAZONA.de:
Hallo Rudi, man darf Dich mit Recht als Pionier der deutschen Synthesizer-Szene bezeichnen. Erzähl uns doch mal von Deinen Anfängen. Wie begann das denn mit Dir und den Synthesizern?
Rudi Linhard:
Ich hatte schon mit neun Jahren alte Röhrenradios zerlegt und als Verstärker benutzt. Damals musste ich Akkordeon lernen und mit fünfzehn kauften mir meine Eltern endlich eine Wurlitzer-Orgel. Ich habe in dieser Zeit alles was es an Fachbüchern gab, mit großem Eifer verschlungen. Einige der Bücher habe ich sogar noch in meinem Büro. In einem dieser Bücher war bereits das berühmte Moog Kaskaden Filter beschrieben, und als ich dann meine selbstgebauten Schaltungen in der ersten Band (Schlagzeug, Gitarre, Orgel) mit Erfolg einsetzte, ließ mich die Fazination Synthesizer nicht mehr los. Mein erster Synthesizer war ein ARP Odyssey. Die Wahl war damals nicht so schwierig wie heute: Entweder ein Minimoog oder ein Odyssey (Japaner kamen für mich nicht in Frage :o). Die Wahl fiel deshalb auf einen Odyssey, weil der viel mehr Einstellungen hatte als der schlichte Minimoog. Über den Sound machte ich mir keine großen Gedanken – da hatte ich einfach noch keine Erfahrungen – es musste auf jeden Fall nach Genesis klingen (immer noch meine Lieblings-Band). Irgendwann einmal, ich glaube 1979, hat mir der Inhaber unseres örtlichen Musicstores einen ARP ProSoloist gezeigt, welcher in England zur Reparatur war und nicht mehr repariert werden konnte. Ich nahm den ARP mit nach Hause und nach drei Tagen brachte ich ihn wieder zum Laufen. Es hat auch nicht mehr lange gedauert, und ich bekam meinen allerersten Job in der Musikbranche. Am Anfang baute ich Noise-Gates in dem Musikladen. Als dann die ersten polyphonen Synthesizer verkauft wurden, habe ich angefangen, MIDI Interfaces dafür zu entwickeln. Am Anfang baute ich sehr einfache Interfaces für den Prophet 5 und den Jupiter 8. Mehr als Note ON/OFF konnten die nicht, aber die meisten Musiker waren damit schon zufrieden.
Anlage fehltBob Moogs Rhododendron Show 1992
AMAZONA.de:
Midifizierungen von Moog-Synthesizern gibt es einige, aber berühmt geworden ist vor allem Dein Umbau des Memorymoog. Wie kam es dazu?
Rudi Linhard:
Nun, nach dem JP8 und Prophet 5 MIDI Interfaces kam natürlich die MIDI-fizierung des Memorymoogs. Ein Freund und Memorymoog-Besitzer aus Nürnberg stellte mir freundlicherweise sein Gerät zu Verfügung. Als ich ihn nach ein paar Jahren nach seinem Memorymoog fragte, sagte er mir, dass er den Memorymoog nicht mehr verwende, da er nur noch verstimmt ist. Zum Glück war ich zu dieser Zeit in einem großen Nürnberger Musikladen beschäftigt und konnte in der Werkstatt viele Sachen machen, bei denen nicht gleich nachgefragt wurde, ob es auch finanziell etwas bringt. Der Freund stellte mir wieder seinen Memorymoog zu Verfügung und ich fing an, das Stimmproblem des Moogs zu erkunden. Da der Moog nicht nur mit Hardware- sondern auch mit Software-Fehlern reichlich ausgestattet wurde ;o) fing ich an, die Software neu zu schreiben (das wurde damals noch mit einem umgebauten Sinclair ZX81 „Computer“ gemacht).
AMAZONA.de:
Was genau macht denn den Linhard-Umbau des Memorymoog so besonders?
Rudi Linhard:
Zum einen die reichhaltigen MIDI- und neuen zusätzlichen Funktionen, der Stereoausgang und natürlich die Stimmstabilität und die Betriebssicherheit – es gibt Kunden, welche vor 15 Jahren ihren Moog zu mir brachten, und seit dieser Zeit keine Probleme hatten. Na ja, ich muss mittlerweile bei jedem Memorymoog ca. 600 Teile erneuern, außerdem werden alle Boards gewaschen. Da bekommt man schon fast einen neuen Memorymoog nach dem Umbau.
Ihr tut ja glatt so, als wenn er ein Held wäre(Protector)
Tatsache ist, das Herr Lindhard ganz schön viel Geld für die Protection nimmt,…
Schon richtig, nicht ganz billig. Aber es lohnt sich dennoch.
Mein LAMM hat noch 3500 DM gekostet (Umbauzeit 6 Wochen). Ich habe ihn persönlich abgeliefert (neben meinem Arp Ody und Minimoog) und auch wieder abgeholt.
Der Umbau ist JEDEM Memorymoog zu empfehlen, auch wenn es Zeit und viel Geld kostet.
Das Ergebnis LAMM ist wirklich gelungen, ich würde es jederzeit wieder tun.
Es wäre wünschenswert, wenn es mehr solcher Upgrades für unsere Dinos (Elka Synthex, SCI, Yamaha CS) gäbe. Einige gibt es schon (PPG, Chroma, Oberheim).
Das Lintronics-Upgrade ist im Laufe der Jahre stark erweitert worden und umfasst mittlerweile 1300 Teile und dauert 8 Wochen.
Klar kostet das Geld!
Ich möchte dem Herrn Jaxson heftig widersprechen. Richtig ist, dass gerade im Pop/Rock-Bereich permanent Heldenverehrung betrieben wird, was vor allem die Gitarristen und Sänger betrifft, die in unterentwickelten Urzeiten einen gewissen Ruhm für sich verbuchen konnten, heute aber jeden Anschluss an den erreichten Standard verloren haben. Aber Rudi Linhard ist auf seinem Gebiet de facto und nach wie vor eine Kapazität. Seine Restaurierungen und Umbauten des Memorymoogs bescheren den Besitzern fast ein neues und betriebssicheres Gerät. Man darf dabei nicht vergessen, dass dieser Synthesizer in viel zu kurzer Zeit entworfen und gebaut wurde, so dass Moog damals mit einer immensen Zahl an Reklamationen konfrontiert wurde. Außerdem nagt die Zeit naturgemäß an Potis und Kontakten und wenn man dazu noch eine vernünftige Midi-Implementierung und ein zeitgemäßeres Betriebssystem erwartet, kommen viele Stunden an Arbeit zusammen. Dass Rudi Linhard nicht billig ist, dürfte klar sein. Aber man kann doch nicht nur die geleistete Arbeit als Maßstab ansetzen. Vilemehr sollte man bedenken, dass Jahrzehnte an Erfahrungen dahinter stecken, die seine Kompetenz letztlich ausmachen. Mit einem akademisch erworbenen Examen fließen ja auch Studienzeit und „Know How“ in das Gehalt mit ein.