Schlagzeuger Peter Söltl über sein neues Schlagzeugbuch für Anfänger „Legendary Drumbook"

Interview mit Peter Söltl, Legendary Drumbook. (© Benedikt Schlereth)
Peter Söltl ist Schlagzeuger, Buchautor und großer Musikliebhaber und wer mit dem Gedanken spielt, Schlagzeug zu lernen oder auf der Suche nach einem motivierenden Einstieg ist, sollte sich dieses Interview mit ihm nicht entgehen lassen. Mit seinem neuen Anfängerbuch „Legendary Drumbook“ möchte er vor allem eines vermitteln: Freude am Spielen. Statt trockener Theorie setzt er dabei auf einen lebendigen Zugang zur Musik, der Anfänger dort abholt, wo sie stehen.
Inhaltsverzeichnis
Im Interview spricht Peter über seine musikalischen Wurzeln, die Bedeutung der richtigen Ausrüstung und darüber, wie sich ein Lehrbuch und digitale Inhalte sinnvoll verbinden lassen. Ein Gespräch über kreative Lehrmethoden, persönliche Erfahrungen und die Frage, was das Lernen am Schlagzeug heute ausmacht.
Musikalische Anfänge von Peter Söltl
Gereon:
Wie bist du ursprünglich zum Schlagzeugspielen gekommen?
Peter:
Durch meine Eltern. Auch wenn sie selbst keine Instrumente spielten, lief bei uns doch immer Musik. Vor allem Pink Floyd! In Kindergartenzeiten besuchte ich Percussion-Kurse und mit 7 Jahren bekam ich meinen ersten Schlagzeug-Unterricht.
Gereon:
Gibt es Musiker, die dich besonders inspiriert haben?
Peter:
Ganz viele! David Gilmour und Pink Floyd begleiten mich mein ganzes Leben und haben mich musikalisch sehr geprägt. In der Schlagzeugwelt sind Steve Distanlislao, Steve Gadd oder Amir Bresler starke Einflüsse!
Was ist beim Schreiben eines Schlagzeug-Buchs besonders wichtig?
Gereon:
Wie entstand die Idee, als Musiker ein Buch zu schreiben?
Peter:
Ich habe 2022 bereits ein Buch veröffentlicht: „ODD METERS – Krumme Taktarten meistern“ – ganz neu war das Thema also nicht. Es war eher Zufall, dass ich viele Aufzeichnungen aus Zeiten als Schlagzeuglehrer an Musikschulen hatte und diese sich ganz gut zu einem Gesamtkonzept verbinden ließen. Als dann die Idee aufkam, für Millenium Drums, eine der Marken die ich durch meine Tätigkeit als Brand Manager bei Thomann betreuen darf, ein eigenes Lehrwerk zu gestalten, war das Buch mehr oder weniger schon bereit.
Gereon:
Dein neues Buch richtet sich an Schlagzeug-Anfänger. Was war dir bei der Entwicklung besonders wichtig?
Peter:
Vor allem war mir wichtig, dass es Spaß macht, mit dem Buch zu arbeiten. Das Erscheinungsbild spielt dabei eine große Rolle. Ich glaube, niemand hat Lust auf ein weiteres trockenes Schulbuch zu Hause. Die meisten, selbst kürzlich erschienene Bücher für Einsteiger und Einsteigerinnen sind für meine Begriffe mit Inhalt überladen und sehr stark im Schulbuch-Charakter aufgebaut. Das haben wir versucht anders zu machen.


Ein weiterer Aspekt war die Art und Weise, wie man mit dem Buch startet. Kinder brauchen eine andere Ansprache als Ältere. Deshalb ist das Buch am Anfang unterteilt in einen dedizierten KIDS-Bereich und einen Bereich für alle ab 13 Jahren! Die Verknüpfung zur digitalen Welt spielte auch eine große Rolle. Das Buch ist gespickt mit fast 300 QR-Codes. Zu jedem Kapitel gibt es eine verlinkte Video-Lesson sowie über 240 Audio-Samples.
Gereon:
Das Buch wird auch im Bundle mit Millenium-Drum-Sets angeboten. Warum ist gerade die passende Ausrüstung für Anfänger so entscheidend?
Peter:
Der Markt an Drums und Guides darüber, was denn die richtige Ausrüstung für den Start ist, ist bekanntlich überschwemmt. Mit gezielten Bundles helfen wir Interessierten aktiv dabei, ein passendes Gesamtpaket zu finden. Wie viele Kinder haben wohl auf Schlagzeugen mit 22″-Bassdrums geübt, ohne zu wissen, dass sie eigentlich zu groß für sie sind – und sich dabei ungünstige Spielweisen angewöhnt, weil sie an viele Teile gar nicht richtig rankamen? Ab Minute eins am Schlagzeug ist es wichtig, eine ordentliche Sitzhöhe, Spielhaltung und Ergonomie einzunehmen. Das funktioniert nur mit dem zur Person passenden Equipment.
Legendary Drumbook: Ein Buch für Anfänger
Gereon:
Gibt es typische Fehler, die viele am Anfang machen und denen du mit deinem Buch entgegenwirken möchtest?
Peter:
Vor allem bei Kindern habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sie anfangs noch gar keine Lust haben, Noten zu lernen, einen Groove nach dem anderen zu checken und im schlimmsten Fall noch Etüden auf der Snare spielen zu müssen. Da verlieren viele schnell den Spaß und hören wieder auf. Es gibt so tolle Ansätze für Kinder, die aber oft in klassischen Büchern nicht berücksichtigt werden. Im Legendary Drumbook haben wir versucht, darauf einzugehen und Kindern einen besonderen Start zu ermöglichen. Hoffen wir, dass es funktioniert.
Gereon:
Viele junge Musiker lernen heute über YouTube und Online-Kurse. Wie siehst du die Rolle von Lehrbüchern in der aktuellen Zeit?
Peter:
Wenn man wirklich mit dem Schlagzeugspielen starten möchte, ist eine Lehrperson in meinen Augen unerlässlich. Das Angebot von Online-Inhalten ist ja auch mittlerweile unüberschaubar. Auch wenn die Inhalte teilweise wahnsinnig gut gemacht sind. Eine Person, die noch nie an einem Instrument saß, noch nicht einmal weiß, wie die einzelnen Komponenten heißen, wird damit keine Erfolge erzielen. Ich bin heute noch Fan von physischen Büchern.


Für mich war es immer schon sehr wichtig, beispielsweise Zählzeiten und Handsätze in die Noten schreiben zu können. Auf lange Sicht halte ich das für die strukturiertere, zielorientiertere Lernmethode. Auch wenn sie für viele vielleicht „veraltet“ wirkt.
Gereon:
Du hast dich auch mit ungeraden Taktarten beschäftigt und darüber ein Buch veröffentlicht. Denkst du darüber nach, solche Themen auch für Einsteiger aufzubereiten?
Peter:
Ich denke nicht. Es gibt zwar viele, auch bekannte Songs, die ungerade Taktarten enthalten, aber ich habe selbst erst während meines Musikstudiums Interesse daran gefunden. Ein etwas fortgeschritteneres Verständnis für Rhythmen, Notenwerte und Spielmethoden sollte bereits gegeben sein, wenn man sich wirklich damit auseinandersetzen möchte. Aber hey, Money von Pink Floyd kann sicher jeder Anfänger und jede Anfängerin mit etwas Übung spielen!
Gereon:
Was wäre dein persönlicher Traum, den du als Musiker oder Autor noch verwirklichen möchtest?
Peter:
Ach, da gibt es noch zu viele :-)
Vielen Dank an Peter für dieses tolle Interview!
Ok interessant! Allerdings ist es so das wirklich jeder Drummer, der auch nur halbwegs mit drumming Geld verdient, sein Buch herausbringt. Ich erwähne es deshalb weil allein mit diesem Thema könnte man eine neue Amazona-Seite eröffnen: Thema: Drummer und ihre Bücher… und dieses hier ist nur eines unter hunderten Lehrheften. Was mir allerdings noch unerklärlich ist, ich zitiere mal: […] Vor allem bei Kindern habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass sie anfangs noch gar keine Lust haben, Noten zu lernen… […] Das ist vollkommen korrekt und daher kann ich leider kein Instrument vernünftig spielen. Aber hätte ich direkt beim Schlagzeug von Anfang an nur nach Noten, sowohl Melodie (Tonleiter) als auch Rhythmusnoten gelernt, wäre ich vielleicht heute ein guter Musiker. Aber weil eben alles „auswendig“ gelernt/erlernt wurde, bin ich heute maximal DAW-Hobby-Musiker mit ausschließlich Ausgaben anstatt Einnahmen. Daher sollte man meiner persönlichen Ansicht nach direkt von Beginn an spielerisch ab Tag eins alles nach Noten lernen. Das betrifft bei Drumlearning Tonleiter als auch Rhythmusnoten. Der Grund ist ganz simple: Fängt schon bei einem Paar Kesselpauken an und geht weiter, um sich zum Beispiel in andere Ton-Musiker einzufühlen und sein Spiel danach (stilvoll) anzupassen. Man muss sowohl Töne, Arrangements und Rhythmik fühlen können. Das macht meiner Ansicht nach einen guten Schlagzeuger aus.
@Filterpad ich musste wirklich schmunzeln als ich das gelesen hab.. ich kann noten lesen, sogar halbwegs vernünftig notieren, bin aber kein profi… ich kenn aber profis, denen brauche ich nicht mit noten kommen. als studio- oder orchestermusiker braucht man ohne erst gar nicht anfangen… ich will sagen, dass es nicht zwingend einen zusammenhang gibt… kommt auch aufs genre an… ich persönlich hab das noch nie gebraucht, obwohl schon ab dem 6. lebensjahr gelernt… noten schreiben ist nochmal ne andere sache, das kann nix schaden, wenn man viel macht, gerade am schlagzeug.
@Atarikid Ja, viele Profis sind Autodidakt. Wenn das Gefühl sie leitet für einen Song, ist es das beste was passieren kann für ein gutes Ergebnis meiner Ansicht nach. Btw freut mich sehr wenn der Kommentar gefällt. 😀
Tolles Interview. Mir gefällt das Konzept des Buches und vor allem auch die Idee des Bundles mit einem guten Instrument für Einsteiger.
Die Reihenfolge ist doch bei vielen immer gleich:
– Instrumentenkauf mit Lehrbuch
– bei Interesse dann Unterricht
Ob man es bis zum Unterricht schafft oder überhaupt die ersten Gehversuche am Instrument mit Begeisterung und Erfolg erlebt, hängt dabei meistens von dem ersten Lehrbuch ab.
Wie viele Gitarristen haben z.B. mit Peter Burschs Gitarrenschule gelernt? Das war damals ein Meilenstein und hat sich stark von den üblichen Schulen für klassische Gitarre abgesetzt – gerade deshalb war das Buch ein so großer Erfolg.
Ich drücke die Daumen, dass das auch hier der Fall ist.
Nein, ich schlage nicht! Trotzdessen mag ich zum Thema Äusserungen geben…
Wer Schlagzeugern mal vor und während der Ausbildung über die Schultern schauen durfte der bekommt einen leichten Einblick was für Energie gefordert ist, um Prügel-Profi werden zu können.
Knud F., jetzt Pro Jazz Schlagwerker, mit dem ich früher gemeinsam spielen durfte hatte vor seiner Ausbildung einen jahrelang anhaltenden Trainingsplan. Hier nur eine Kleinigkeit seiner Anstrengungen: mindestens 5 Stunden täglich Figuren nachspielen, um dem eigenen Körper ein akzeptables Timing anzugewöhnen. Neben der Körperbeherrschung kommt ne Menge Brain dazu, um auch später die Anforderungen zu stämmen.
Und Notenlesen?! Ähm warum? Es ist ein altes Handwerk… Klar, kommt oben drauf!
Da man ja nicht weiss, wohin die Schlagzeug-Karriere einen dann noch verschlägt, logisch.
Die restlichen zu erfüllenden Anforderungen möchte ich nicht gar nicht weiter aufführen.
Ergo: Wenn Menschen sich über Jahre eine zielgerichtete Leidenschaft einprügeln und dann noch Spass haben zum Weitermachen, das ist großartig.
Wer dabei noch Zeit findet sein Wissen weiter zu geben, um vielleicht den richtigen Ton oder als Idol für andere zu fungieren, dem wünsche ich weiterhin große Erfolge!
Vielen Dank für das angenehme Interview!
Herrn Söltl wünsche ich gute Grooves und Erfolge, auch mit dem Buch!