Rodenberg
Am Rande der hessischen Provinzstadt Fulda befindet sich die Amp-Schmiede von Ulrich Rodenberg. In Zusammenarbeit mit einem Assistenten entstehen dort High-End-Verstärker und edle Overdrive Pedale. Seitdem einige der bekanntesten Studiomusiker auf die Produkte von Ulrich Rodenberg schwören, entwickelt sich „Rodenberg Custom Amplification“ rasant vom absoluten Geheimtipp zu einer festen Größe unter den exklusiven Boutique Herstellern. AMAZONA.de war zur Werkstattbesichtigung inklusive Interview bei Entwickler Ulrich Rodenberg vor Ort, um euch mit neusten Informationen über seinen Betrieb und die aktuellen Produkte zu versorgen.
AMAZONA.de
Erzähle uns von deinem beruflichen Werdegang. Wie kommt man dazu, Verstärker zu entwickeln und zu bauen? Gibt es eine Anekdote zur Entstehung von Rodenberg Amplification?
ULRICH RODENBERG
Seit meinem 13. Lebensjahr spiele ich Gitarre. Interesse an Elektronik habe ich schon seit meiner Kindheit. Mein Abitur habe ich am technischen Gymnasium in Fulda in Elektrotechnik erworben.
Mit 16 Jahren hatte ich nach einem 5-wöchigen Ferienjob endlich genug Ersparnisse zusammengekratzt, um mir einen Marshall JCM 800 leisten zu können. Das war 1984. Ich war auf der Suche nach Van Halen’s „Brown Sound“ und dachte natürlich, mit dem Marshall die absolute tonale Glückseligkeit zu finden.
Doch schon die ersten Töne waren ernüchternd – zwar haben Marshall Verstärker der JCM 800 Serie einen brauchbaren Crunch-Sound, mehr aber auch nicht. Enttäuscht war ich damals auch von der Eindimensionalität des Amps.
Das war im Prinzip die Geburtsstunde von „Rodenberg Amplification“, denn fortan fing ich an, das gute Stück zu modifizieren: Als erstes wurde ein zweiter Master Volume eingebaut, der als Solo-Switch fungierte. Darauf machte ich mich mit der Säge am Gehäuse des Amps zu schaffen und baute einen originalen Tubescreamer in den Marshall Verstärker ein. Nun waren die Bedienelemente des Overdrives direkt neben dem Marshall-Logo platziert. Fortan hatte ich den Overdrive als Gain-Boost immer an Bord.
Mit 20 kam die 19“ Rack Aera, sodass ich kurzerhand den ganzen Verstärker in seine Einzelteile zerlegte und die Vor-und Endstufe in 19 Zoll Gehäuse packte. Das Holzgehäuse landete auf dem Sperrmüll – how strange!
Schon damals erledigte ich zahlreiche Reparaturaufträge quer durch die ganze Palette der Musikelektronik und machte mich bereits ein Jahr später als Elektrotechniker selbstständig. Mein Augenmerk richtete sich auf Entwicklungsarbeiten (Hard- und Software) für die Medizintechnik. Die nächsten 10 Jahre entwickelte ich für namenhafte Firmen alles rund um Ultraschallgeräte inkl. Computeranbindung. In dieser Zeit reparierte und modifizierte ich jedoch weiterhin alles, was ich in die Finger bekam, von Gitarrenverstärkern, Mischpulten bis hin zu PA-Technik.
Langsam legte ich meinen Job als Entwickler von medizinischen Geräten auf Eis und setzte alle Energie in den Amp-Bau. Es entstanden die ersten Prototypen mehrkanaliger Vollröhrenverstärker. Auf der Musikmesse Frankfurt stellte ich 1997 erstmals ein Topteil aus: 6 vollprogrammierbare Kanäle mit motorisierten Potis, audio-mäßig in reiner Röhrentechnologie, 200Watt, MIDI-Interface und programmierbaren Loop-System. Die Presse nannte den Amp später den „Most Special Amp“ der Musikmesse Frankfurt.
Es folgten zwei weitere Messeauftritte. Im Jahr darauf musste ich wegen Krankheit pausieren, um mich danach aber schnell erneut intensiv den Verstärkern zu widmen.
Mir schwebte ein zeitloser Verstärker vor, der individuell die gesamte Klangpalette des Spielers abdeckt. Trotz des enormen Schaltungsaufwand durch die komplett voneinander unabhängigen Kanäle, sollte jedoch der ehrliche und straighte Röhrensound den Klang der Verstärker definieren. So wurde schließlich nach drei Jahren Entwicklungszeit der FLEXAMP aus der Taufe gehoben.
Diesen stellte ich auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt 2008 erstmalig vor. Zudem hatte ich inzwischen eine ganze Palette an GAS Overdrives im Gepäck.