CV/Gate und MIDI im Gleichschritt
Viele, viele Jahre waren sie eigentlich schon ausgestorben bzw. wurden nur noch von wahren Enthusiasten gehegt und gepflegt. Doch mittlerweile verzeichnen nicht nur wir auf AMAZONA.DE eine wahre Flut an neuen Hardware-Step-Sequencern. Da passen die Worte unseres Autors TobyFB wie die Faust aufs Auge: „Sequencer kann man nie genug haben!“
Damit ihr bei der großen Anzahl von Produkten nicht den Überblick verliert, stellen wir euch im folgenden Artikel alle aktuell erhältlichen sowie ein paar nur noch über den Gebrauchtmarkt erhältlichen Step-Sequencer mit passenden Tests, Fotos und Tipps & Tricks vor. Den Bereich der Eurorack-Sequencer haben wir ausgeklammert, diese stellen wir euch in einem separaten Artikel vor:
Geschichte der Step-Sequencer
Vorab zunächst ein paar Informationen zur Geschichte: Im Zuge der Entwicklung der elektronischen Musik fanden die Sequencer in den 60er-Jahren ihren Anfang, damals noch als reine „Step-by-Step“ Sequencer, natürlich voll analog. Bereits in den Jahren zuvor hatte Raymond Scott, ein amerikanischer Komponist, verschiedene Sequencer entwickelt, darunter das „Electronium“ oder die „Circle Machine“.
Bob Moog entwickelte bereits sehr früh den Moog 960, Klaus Schulze, Edgar Froese und Kraftwerk nutzen dagegen später den Synthanorma Sequencer der Firma Matten & Wiechers, Synthesizerstudio Bonn. Deutlich günstiger war der ARP Sequencer, der 1976 auf den Markt kam und über 16 Steps verfügte.
Durch die Digitalisierung erlebten Sequencer eine große Beliebtheit, darunter Rolands MC-4 und MC-8. Vor der „MIDI-Zeit“ gab es zunächst nur digitale Sequencer, passend für einzelne Geräte eines Herstellers, so beispielsweise der Oberheim DSX. Durch die Implementierung von MIDI konnten Sequencer dann geräteübergreifend Synthesizer steuern.
Im Laufe der Jahre ebbte die Flut neuer reiner Sequencer etwas ab bzw. Sequencer wurden nicht mehr als Einzelgerät hergestellt, sondern in Form von Drum-Machines kombiniert. Doch wie eingangs erwähnt, erfreuen sich Step-Sequencer mittlerweile wieder großer Beliebtheit, mit Sicherheit auch durch das Aufkommen des Eurorack-Formats bedingt.
Und auch wenn einige Modelle nicht mehr erhältlich sind, wie z. B. der DOEPFER MAQ16, so haben wir sie dennoch in der Liste belassen, um einen fast vollständigen Überblick zu geben. Schließlich gibt es die vergangenen Step- und Hardware-Seqencer immer wieder auf einschlägigen Plattformen gebraucht zu kaufen.
Da hier die Preisentwicklung (nach oben und unten) eine große Rolle spielt, werft bitte im Falle eines Gebraucht-Deals, unbedingt vor dem Kauf einen Blick in unsere Syntacheles-Liste, die immer einen guten Anhaltspunkt für aktuelle Marktpreise darstellt.
Software-Sequencer oder Hardware-Sequencer
Vorab auch noch einige Informationen zur Unterscheidung Software- und Hardware-Sequencer und einige Begriffserklärungen: Mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Plattformen wurden Software-Sequencer immer populärer und mächtiger im Funktionsumfang.
Hier haben wir reine lineare Sequencer, Loop-basierende Sequencer oder reine Tracker oder eben die komplette DAW, die idealerweise neben den Steuerdaten auch Audio bearbeitet. Die wichtigsten Techniken sind hier der numerische Editor: die Pianorolle, der Notations-Editor.
Während die Hardware weitgehend ausentwickelt ist und Innovationen mehr oder minder horizontal sind, haben die Plattformen mittlerweile ein hohes Maß an Komplexität. Wir haben im Rechner ablaufende Simulationen z. B. Reaktor, die innerhalb einer DAW einen Sequencer simulieren oder emulieren und gleichzeitig über eine kompatible Soundkarte Steuerspannungen an ein oder mehrere modulare Systeme ausgeben.
Oder aber mit Blick aufs iPad erlauben, MIDI- und Steuerdaten in Echtzeit oder Audiodaten dazu mit geringer Latenz beliebig zu routen.
Die wichtigsten Fachbegriffe zu Musik-Sequencern
Und hierum wird sich nach unserem kleinen Auffrischungsteil um CV/Gate alles drehen.
CV was?
CV sind Kontrollspannungen, mit denen ich innerhalb eines Synthesizers den Oszillator, Filter, Amplitude, LFO und vieles andere beeinflussen kann.
Hier muss man auch aufpassen, da einige Hersteller bei Volt pro Oktave mit einer Basis -5 bis 5 V, 0 bis 5 V, 0 bis 10 V arbeiten.
Triggern
Hier haben wir es mit 2 Triggern zu tun, dem V- und S Trigger. Der V-Trigger kann von 2 bis 10 Volt auslösen. Oder der S Trigger, auch Negativ-Trigger genannt. Im Normalfall liegt hier immer eine Spannung an, bei dieser Triggerung wird dann dieser Impuls durch einen „Kurzschluss“ ausgelöst. Der Trigger fällt dann gegen Null Volt.
Rhythmisches Triggern
Neben den Standard-Triggern gibt es Kollegen und Experten, die z. B. mit einem Tomgroove diverse Gerätschaften antriggern, die diesen Impuls verstehen. Neben dem Tomgroove bieten sich auch andere Instrumente mit einer hinreichend schnellen Flanke der Hüllkürve an. Der Vorteil ist, dass wir hier recht schnell zu beeindruckenden Ergebnissen kommen. Der einfachste Fall wäre die Sidechain für eine rhythmisch zerhackte Fläche, die von einer Tom getriggert wird.
Taktteilung
Wir haben einen Grundtakt. Sagen wir mal 120 bpm. Mit einem Grundtakt von 4/4. Wenn ich nun eine Sequenz mit 3/4 des Ausgangstempos laufen lassen möchte, kann ich nun mittels Dreisatz ausrechnen, dass die Sequenz 2 mit 90 bpm läuft. Ein Taktteiler sollte, damit es rhythmisch interessant wird, sowohl gerade als auch ungerade Teilungen beherrschen.
Transponieren
Hier dreht sich alles darum, dass ein Notenwert mit einem Basiswert nach der Moog Charakteristik z. B. C1 (1 V) zu dem Notenwert Fis1 (1,5 V) wird. Dieses entspricht nun Spannungen und technisch kommt hier Exponentialkonverter zum Einsatz. Aber nicht nur dann. Und je nach Schaltung wird addiert, subtrahiert, multipliziert oder gar dividiert.
Mischen von CV
Stellt prinzipiell eine Form des Transponieren dar. Grob gesagt addieren wir hier CVs. Allerdings muss man beim Mischen und Verstärken von CV auf die maximalen Spannungen ein Auge haben.
Genug der Worte, hier folgt nun unsere Reihenfolge der besten Hardware Sequencer, viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Kommentieren.
Analogue Solutions Generator
- Test: Analogue Solutions Generator
- Aktueller Verkaufspreis: 718,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Analoge Solutions Mega City
Analoge Solutions Oberkorn 3
Antonus Step Brother
- Test: Antonus Step Brother
- Aktueller Verkaufspreis: 1.180,- Euro (zzgl. Versandkosten und MwSt)
- Herstellerseite Antonus
Arturia Beat Step Pro
- Test: Arturia Beat Step Pro
- Aktueller Verkaufspreis: 220,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Arturia KeyStep, KeyStep 37, KeyStep Pro
- Test: Arturia KeyStep
- Test: Arturia KeyStep 37
- Test: Arturis KeyStep Pro
- Aktuelle Verkaufspreise: 99,- Euro (KeyStep), 159,- Euro (KeyStep 37), 365,- Euro (KeyStep Pro)
- Musikhaus Thomann Produktseite KeyStep
- Musikhaus Thomann Produktseite KeyStep 37
- Musikhaus Thomann Produktseite KeyStep Pro
Audiowerkstatt Mini-midi-step-seq
- Test: Audiowerkstatt mini-midi-step-seq
- Aktueller Verkaufspreis: 329,- Euro
- Herstellerseite Audiowerkstatt
Conductive Labs NDLR
- Test: Conductive Labs NDLR
- Aktueller Verkaufspreis: 329,- US Dollar zuzüglich EuSt. und Zollgebühren
- Herstellerseite Conductive Labs
Doepfer Dark Time
- Test: Doepfer Dark Time
- Aktueller Preis: 429,- Euro (red), 469,- Euro (blue/white)
- Musikhaus Thomann Produktseite Dark Time (blue/white)
- Musikhaus Thomann Produktseite Dark Time (red)
Doepfer MAQ16/3
Future Retro Orb Sequencer
Future Retro Zillion
Genoqs Octopus
GRP R24
- Test: GRP R24
- Aktueller Preis: 1.990,- Euro
- Schneidersladen Produktseite
Isla Instruments KordBot
- Test: Isla Instruments KordBot
- Aktueller Verkaufspreis: ca. 340,- Euro (inkl. Zoll und Versand)
- Herstellerseite Isla Instruments
Kilpatrick Audio Carbon
- Test: Kilpatrick Audio Carbon
- Aktueller Verkaufspreis: 489,- US-Dollar
- Herstellerseite Kilpatrick Audio
Koma Komplex
Korg SQ-1
- Test: Korg SQ-1
- Aktueller Verkaufspreis: 97,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Korg SQ-64
- Test: Korg SQ-64
- Aktueller Verkaufspreis: 298,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Make Noise 0-Ctrl
- Test: Make Noise 0-Ctrl
- Aktueller Verkaufspreis: 409,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Manikin Schrittmacher
- Test: Manikin Schrittmacher
- Aktueller Preis: 1.349,-Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Midiphy MIDIbox Seq V4
- Test: Midiphy Midibox Seq V4
- Aktueller Verkaufspreis: ca. 1.000,- Euro (inkl. „Common Parts“)
- Herstellerseite Midiphy
Mode Machines SEQ12
- Test: Mode Machines SEQ12
- Aktueller Verkaufspreis: 777,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Moon Modular 4TS
- Test: Moon Modular 4TS
- Aktueller Verkaufspreis: 2.298,- Euro
- Herstellerseite Moon Modular
Pioneer Toraiz Squid
- Test: Polyend Toraiz Squid
- Aktueller Verkaufspreis: ca. 500,- Euro
- Herstellerseite Pioneer
Polyend SEQ
- Test: Polyend SEQ
- Aktueller Verkaufspreis: 999,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Polyend Tracker
- Test: Polyend Tracker
- Aktueller Verkaufspreis: 489,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
RPE SEQ12
Sequentix Cirklon
- Test: Sequentix Cirklon
- News zum Update 2.0
- Aktueller Verkaufspreis: 1.713,60
- Herstellerseite Cirklon
Squarp Instruments Pyramid
- Test: Squarp Instruments Pyramid
- Aktueller Verkaufspreis: 749,- Euro
- Herstellerseite Squarp
Teenage Engineering Modular 16
- Test: Teenage Engineering Modular 16
- Aktueller Verkaufspreis: 198,- Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Twisted Electrons Crazy 8
- Test: Twisted Electrons Crazy 8
- Aktueller Verkaufspreis: 299,-Euro
- Musikhaus Thomann Produktseite
Oooh, schöne Zusammenstellung. Vielen Dank:)
Schöne Übersicht, vielen Dank.
Es ist schon erstaunlich was man heutzutage für eine breite Auswahl an Sequenzer hat.
Und da ist ja noch nicht mal alles dabei was als Neuware verfügbar ist.
Es gibt ja als Eurorack noch einiges und dazu noch die Vintage Sachen.
Wir leben im Zeitalter des Sequenzer-Schlaraffenland :-)
Das gilt ja nicht nur für Sequencer.
Kann aber auch schwer auf den Geldbeutel schlagen wenn man an G.A.S. leidet.
…ausprobieren will Ich die schon alle mal ;)
Das ist eine schöne Übersicht, Stepsequencer gehören neben Drumcomputern zu meinen Lieblingsgeräten. Ein paar Modelle wüsste ich noch:
Anyware Instruments – Inseqt
Curious Inventor – Voice Of Saturn Sequencer
Doepfer – Regelwerk
Flame – Six-In-A-Row
Future Retro – Mobius
MAM – SQ16
MFB – 602
Signal Arts – Tetra Maps
Social Entropy – Engine
Surfin Kangaroo – SurfinStepSeq
Da fehlt meiner Meinung nach ganz klar der Deluge (und alle Elektron-Geräte). Auch wenn’s nicht pure Sequencer sind…
Danke für die super Zusammenstellung, Felix!
Kleines Update: der Preis vom midiphy SEQ v4+ inkl. benötigter „Common Parts“ liegt bei etwa 1000€ – vielleicht könntest Du das aktualisieren? Es stehen auch „Trusted Builder“ für den Aufbau des Sequencers bereit, wenn DIY keine Option ist.
Danke und viele Grüße!
Peter von midiphy.com
Echt ne gute Übersicht!
Der kleine SQ-64 ist echt n guter Sequencer. Hat zwar noch ein bisschen Verbesserungspotential, aber macht Laune.
Derzeit freue ich mich besonders auf den OXI ONE der vermutlich im Herbst erscheinen soll.
Die Geräte decken ja jetzt wirklich die komplette ästhetische Bandbreite ab. Was ich super finde, ist die Tatsache, dass sich da einzelne Enthusiasten voll reinhängen und solche Konzepte realisieren. Völlig unabhängig, ob das Ergebnis für eine ausreichende Zahl von Käufern in Frage kommt. Wow! Einfach Prinzip Hoffnung.
Erstmal vielen Dank für den Artikel. Bei der Größe der Eurorack Möglichkeiten wünscht man sich doch endlich mal ein 19 Zoll Interface mit mindestens 32 cv und 32 Gate Ausgängen. Frei zuweisbar und adressierbar über Cubase oder Logic Pro. Das wäre mal modular gedacht, anstelle das gefühlt 100 Juno oder Ladder Filter herauszubringen oder zig Sequenzer mit zig Spuren und rudimentär wenig analog out.