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Test: Eisenberg VIER & Audiorealism ReDominator

Noch ein Clone und noch ein Clone und....

27. Dezember 2014

Nachdem die Zahl neuer Synth-VSTs fast inflationär erscheint, werden wir ab sofort vermehrt Kurztests einsetzen, um damit in Kurzform die Meinung der Redaktion abzubilden. Wir beginnen mit dem Eisenberg VIER und dem ReDominator von Audiorealism.

Audiorealism, ReDominator

Für 55,- Euro holt man sich damit eine Emulation der 1985 erschienenen ROLAND Alpha-Juno-Synthesizer in den heimischen Rechner (VST & AU). Einen ausführlichen Blue-Box-Bericht zu den originalen ROLAND Alpha Juno 1, Juno 2 und der Expander Version MKS50, finden Sie übrigens HIER.

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Die virtuelle Plugin-Version des Roland Alpha Juno: ReDominator

 

Die Roland Alpha Juno Familie darf nicht verwechselt werden mit seinen Vorgängern Juno 6, Juno 60 und Juno 106. Die Klangerzeugung geschah zwar noch auf Basis analoger Bauteile, die Steuerung wurde jedoch gänzlich digital ausgeführt. Folientaster statt Fader war quasi ein Zugeständnis an die „moderne Welt“ und an das Look & Feel eines Yamaha DX7, der 2 Jahre zuvor die Soundwelt der Musiker revolutioniert hatte.

In gewissem Maße wird die Alpha-Juno-Serie heute als Rückschritt zu seinen Vorgängern Juno 6, 60 und 106 empfunden – und war auch lange nicht so populär. Weder zu Lebzeiten wie auch in den Revival-Jahren als Techno- und House-Produzenten die Gebrauchtmarktpreise von Roland-Synthesizern in die Höhe trieben.

Warum also hat man sich bei AudoRealism den Alpha-Junos verschrieben? Gibt es schon alle anderen Klassiker von Roland als VST? Sieht fast so aus als habe man versucht, noch eine Nische zu finden. OK, hat funktioniert.

Von den Funktionsmerkmalen hat man die Alpha-Junos gut getroffen, optisch ist die Gui leider total unsexy. Auch klanglich konnte uns der Clone nur zum Teil überzeugen. Als eigenständiger VST – vor allem für tranceartige Musik – ist der ReDominator sicher prädestiniert, aber in dieser Qualitätsstufe gibt es auch zahlreiche Free-Plug-ins.

Als authentische Alpha-Juno-Kopie ist er seinem Vorbild klanglich weit unterlegen. Zum fast identischen Preis bekommt man den TAL U-NO-LX VST-Synthesizer, der den beliebteren und besser klingenden Klassiker Roland Juno 60 fast perfekt emuliert.

Deshalb klare Redaktionsentscheidung: Daumen hoch für TAL U-NO-LX und Daumen runter für ReDominator.

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Eisenberg Vier

Als Dieter Doepfer 1994 den monophonen Racksynthesizer MS-404 veröffentlichte, war er beileibe nicht der erste, der einen TB-303 Clone im Rackformat auf den Markt brachte. Allerdings war es aber auch nie der Plan gewesen, mit dem MS-404 einen weiteren TB-Hardware-Clone zu fertigen. Vielmehr sah die Firma DOEPFER den MS-404 als eigenständigen, monophonen Solosynthesizer an – und genau als solcher wurde der MS-404 zum Bomben-Erfolg.

VIER

Leider nagte der Zahn der Zeit ziemlich heftig an den MS-404 Racks, da die Potis keine all zu gute Fertigungsqualität aufwiesen. Zu schnell gaben diese Kratzen und Krächzen von sich oder gaben den Geist komplett auf.

EISENBERG hat nun versucht, den Geist dieses deutschen Synth-Klassikers in ein VST zu packen. Der Name VIER steht dabei für 4 komplette MS-404 Stränge.

Auch hier ist die GUI schlicht und reduziert gehalten. Mag sein, dass das in manchen Augen „stylisch“ ist, für mich wirkt die GUI einfach nur lieblos.

Klanglich ist auch hier ein sehr deutlich vernehmbarer Unterschied zum Original zu hören. Wer also den sehr eigentümlichen, gerne leicht verzerrt klingenden Sound des Originals sucht, der muss auch weiterhin zum Original greifen.

Hingegen die Idee, vier unterschiedliche MS-404 in einem VST zusammen zu fassen, hat seinen Reiz. Ob nun vierfach polyphon oder 4 unterschiedliche Sounds, die nacheinander getriggert werden, den kreativ spielerischen Prozess fördert VIER allemal. Auch die Idee, verschiedene Parameter in unterschiedlichen Strängen verlinken zu können, führt zu ganz neuen Kreationen, die durch diesen Aufbau eben gefördert werden.

Der Preis ist mit 99,- Euro gerade noch verschmerzbar, da VIER eben einen frischen, neuen Ansatz liefert im Einheitsbrei subtraktiver VST-Synthesizer.

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Fazit

Zieht man einen AB-Vergleich zwischen Original und Close, hat mich der ReDominator ebenso wenig überzeugt wie VIER. Da ist der TAL-UNo-X in meinen Augen immer noch das Maß aller Dinge und das zum Preis von ca. 50 Euro.

Die GUI von beiden VSTs sind mir persönlich zu lieblos. Aber da ist reine Geschmacksache.

Als kreativer Ideengeber liefert Eisenberg VIER allerdings einen neuen, bisher nie dagewesene Ansatz – und das ist vielleicht mehr wert als die 100%-Authentizität.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „Allerdings war es aber auch nie der Plan gewesen, mit dem MS-404 einen weiteren TB-Hardware-Clone zu fertigen.“
    Hallo Peter. Sicherlich wollte Doepfer keinen 1:1 Klon bauen, aber die dreiste Benennung (quasi in die von Roland offen gelassene Lücke hinein) sollte durchaus die Richtung weisen. 404 als Quasi-Weiterentwicklung der 303. Marketingkopfschmerzen inklusive :)

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      Tyrell RED

      Du hast die Zeit sicher miterlebt…. und ich glaube da wurde aus der Not eine Tugend geboren. JEDER hat damals versucht am Hype um den TB303 zu verdienen. Nur gelang es nicht jedem diesen unverwechselbaren Sound auch hinzubekommen ;-)

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        AMAZONA Archiv

        @Tyrell Moinsen Peter. Absolut richtig. Intertessant fand ich schon damals, dass sich alle nur auf die Sounderzeugung gestürzt haben. Für die Wiederauflage eines der benutzerunfreundlichsten Sequenzer fehlte offensichtlich allen der Mut, obwohl dieser einen nicht unerheblichen Anteil an dem „Sound“ der 303 hatte. Und selbstverständlich den Verzerrer hintendran, den aber auch die wenigsten direkt mit eingebaut haben……
        Skurrile Zeit in der Tat; aber der Sonderpreis für den peinlichsten Gerätenamen geht an Quasimidi, für die Rave-o-lution 309. Das war Kinderzimmer pur……

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          Atarikid AHU

          Ich bin damals wirklich jedem Hersteller auf den Leim gegangen. Doepfer, Control Synthesis, Novation usw… Hab völlig entäuscht alles wieder verkauft, bis auf den Deep Base 9… Dass diese Synthesizer eigentlich noch viel besser waren als eine 303 hab ich damals einfach nicht realisiert. Ich wollte die 303! Der fehlende Sequenzer war in der Tat der Grund warum die Geräte zum damaligen Zeitpunkt nicht wirklich akzeptiert wurden.
          Ruhe hatte ich erst als dann die einzig wahren 303’s bei mir im Keller standen. Nach all den Jahren tut’s mir leid dass MAM, Novation und Doepfer weg sind… Und ausgerechnet der einzig Übriggebliebene liegt offen auf’m Schreibtisch und wartet auf neue Potis :)…

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Atarikid Yep, die 303 war ein one-trick-pony, und wer den Trick immer wieder gerne hören mag, brauchte zumindest damals dieses Pferdchen.
            Dabei hatten die anderen doch (wie du schon geschroben hast) zum Teil viel bessere Tricks drauf.
            Ich persönlich mag von den Klonen denjenigen, der sich am wenigsten angebiedert hat. Die Bassstation ist wirklich ein kleines fettes Bassmonster…..

    • Profilbild
      changeling AHU

      Aha, nach der Logik müsste ja die MC-202 die Weiterentwicklung vom SH-101 sein und die TB-303 wiederum die Weiterentwicklung davon. Die TR-808 von der 707 und die 909 von der 808.

      Das stimmt aber hinten und vorne nicht. Die 404 ist einfach ein Marketinggag. Genauso wie das x0x Namensschema schon einer von Roland selber war um sich von anderen abzugrenzen. Die 101 gibt’s bei Roland sogar zweimal: Als Basiskomponente vom System 100 und eben als SH-101.

      Hätte ein MS-88 dann ein Zwischending zwischen SY-77 und SY-99 sein müssen?

      Namen und Nummerierungen sind Schall und Rauch, es kommt immer drauf an was drin ist.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @changeling Nix anderes hab ich geschrieben, aber du hast es nochmal schön auseinandergelegt.
        Selbstverständlich war die 404 nie eine 303 Nachfolgerin, aber der Name sollte es halt suggerieren……
        Was die 101 betrifft: Das ist eher ein Zufall, dass die 100er-Komponenten durchnummeriert wurden.

        • Profilbild
          changeling AHU

          Eben nicht, weil der Rest der x0x Serie auch nicht viel miteinander zu tun hatte und fortfolgende Zahlen in der Serie keinen Nachfolger markieren. Es war einfach ein Gag gerade die Zahl zu nutzen, die Roland bis dahin (mittlerweile gibt es einen SP-404) nicht genutzt hatte.
          Wer da einen klonmäßigen Zusammenhang zur 303 gezogen hatte war und ist selber schuld.

  2. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Ja, da gibt es dutzende Beispiele in der Musikindustrie. Der JP-8000 sollte auch mehr oder weniger der digitale Nachfolger des Jupiter 8 werden und hat sich als eigenständiger Synth etabliert. Dann die neue TR-8 usw. Aber die besten Clon-Namen bleiben „VB-303“ und „TN-303“. Hmmmm, welche Drummachine hier wohl Vorbild war?^^

  3. Profilbild
    Celador

    Der Testbericht zum ReDominator liest sich so, als sei der Alpha Juno für die elektronische Musik total unbedeutend gewesen. Richtig ist, dass die Preise auf dem Gebrauchtmarkt bei weitem nicht die einer 303 erreichen und der Alpha auch in Bezug auf seinen Bekanntheitsgrad im Schatten anderer Synths der 80er steht. Dennoch hat er die elektronische Musiklandschaft massiv und dauerhaft geprägt! Der markante „Hoover“-Sound war aus vielen Hardcore-Tracks (sei es britsicher Breakbeat oder die Gabber-Derivate aus dem europäischen Festland) nicht wegzudenken. Auch viele kommerzielle Rave-Tracks der 90er lebten in erster Linie von dem typischen Sound. Selbst heutzutage tönt dem aufmerksamen Zuhörer bei Lady Gaga und Konsorten der ein oder andere Hoover entgegen. Deswegen liest es sich etwas komisch, wenn im Testbericht in Frage gestellt wird, warum so ein Synth überhaupt ein VST-Replikat benötigt.

  4. Profilbild
    Despistado

    Ja, ich finde auch dass der Redominator anders klingt.
    Das Filter klingt anders und verhält sich auch anders und der Chorus von Redominator hat absolut gar nichts mit dem ultrafetten Chorus im MKS-50 zu tun.

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