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Legendäre Keyboarder: George Duke

Meister des Jazz, Funk, Blues

4. August 2018
George Duke Performing on Keyboard 2010 by Peter Stračina 2

George Duke Performing on Keyboard 2010 by Peter Stračina (Shutterstock)

Es gibt nicht allzu viele Keyboarder, die im Laufe ihrer Karriere immer wieder einen stilistischen Spagat hinkriegen. George Duke ist einer davon. Vorwiegend im Jazz und Soul zu Hause, zwischendurch bei Frank Zappa und Stanley Clarke am E-Piano, schaffte er es auf mühelose Weise, funkige und zugleich etwas boulevardesk klingende Sachen zu veröffentlichen. Sein Credo lautete: „Ich denke, es ist möglich, gute Musik zu spielen und zugleich kommerziell zu sein. Meiner Meinung nach hat ein Künstler die Aufgabe, die Musik zu den Leuten zu bringen. Kunst um der Kunst willen ist schön und gut, aber wenn Kunst sich nicht mitteilt, wird ihr Wert negiert. Sie hat nicht die Aufgabe erfüllt.“

George Duke ist 1946 in Kalifornien geboren und begann schon mit 4 Jahren, sich für Musik und vor allem Klavier zu interessieren. Seiner Mutter hat er es zu verdanken, schon als Kind Duke Ellington bei einem Live-Gig bewundern zu können und das war für den kleinen George offensichtlich ein einprägsames Erlebnis. „Ich erinnere mich gar nicht so gut an diese Situation, aber meine Mutter meinte, ich sei völlig auf Ellington abgefahren und verlangte direkt ein Klavier“erzählte er mal in einem Interview. Und ab 7 gab’s dann auch Unterricht und zwar in der ortsansässigen Baptistenkirche. Diese Zeit sollte bei ihm positive Spuren hinterlassen, denn er lernte gerade dort besonders viel über Musik und Emotionen.

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Später hat er an der San Francisco State University Komposition, Posaune und Kontrabass studiert und begann Mitte der 60er Jahre, in verschiedenen Bands zu spielen. Ob Al Jarreaus Hausband im Half Note Club, sein Gesangs-Trio Third Wave oder als Begleitung für Dizzy Gillespie, Jean-Luc Ponty und Bobby Hutcherson – George nahm offenbar so einiges mit und dazu zählten auch Gigs wie das jährlich stattfindende Newport Jazz Festival. Früh geprägt war George dabei von Jazz, Funk und Soul, die Einflüsse sind unter anderem auf Miles Davis, Les McCann und Cal Tjader zurückzuführen. Zur ersten Veröffentlichung kam es 1966 mit dem Album George Duke Quartett Presented by the Jazz Workshop.

 

Schon 1970 wurde er nicht nur Mitglied von Frank Zappas Mothers of Invention, sondern spielte zudem auf Jean-Luc Pontys Album King John: Jean-Luc Ponty Plays the Music of Frank Zappa. Und derart aktiv und produktiv sollte es weitergehen. Bereits ein Jahr später war er vorübergehend bei Cannonball Adderleys Quintett beschäftigt, um anschließend wieder bei Frank Zappa einzusteigen. In der Folgezeit arbeitete er mit Billy Cobham und Stanley Clarke zusammen, auch um das kommerziell erfolgreiche Disco-Business zu bedienen.

Was zur zusätzlichen Tätigkeit als Producer führte. Das Album Sweet Lucy von Raul de Souza etwa wurde von ihm produziert und einige Keyboardparts sowie Percussions steuerte er ebenfalls bei. Nicht viel anders lief es bei mehreren Produktionen für Billy Cobham, Dianne Reves und natürlich Al Jarreau. Die Siebziger waren für George eine recht produktive Zeit, immerhin 14 Alben stammen aus dieser Zeit, darunter das Hit Album Reach for It, mit dem er 1977 Platz 25 der US-amerikanischen Album-Charts erreichte und was mit Gold-Status belohnt wurde. Auch Don’t Let Go und Follow the Rainbow in den beiden folgenden Jahren waren kommerziell ähnlich erfolgreich.

Doch ruhiger wurde es in den 80ern und 90ern kaum, da kamen weitere 14 Alben dazu. Mit Dream On konnte er 1982 an die vorherigen Erfolge anschließen und wurde dann vor allem in den US-R&B-Charts regelmäßig in den Top 100 notiert.

Bemerkenswert war in dieser Phase auch seine Zusammenarbeit mit Stanley Clarke, die Beiden konnten von 1983 bis 1991 immerhin 3 Alben zusammen erarbeiteten. Über 40 einzelne Songs aus all diesen Alben wurden als Single-Auskoppelungen veröffentlicht, die sich insbesondere in den US-R&B- und US-Dance-Charts recht weit vorne platzierten. Diese Ambitionen wurden ihm von Jazz-Puristen gerne angekreidet, er selber aber hatte eine völlig andere Perspektive dazu, siehe Zitat in der Artikeleinleitung.

 

Doch selbst das alles schien ihm nicht zu genügen, im Jahr 2004 gründete er nämlich obendrein sein eigenes Record-Label BPM Records, wobei BPM in diesem Fall die Abkürzung für Big Piano Music ist. Er wollte einfach die völlige Kontrolle über seine Musik behalten. Seine Positionen in den US-R&B-Charts konnte er seitdem noch deutlich verbessern und war mit jeder Produktion in den Top 10 zu finden. Im Jahr der Labelgründung erschien auch sein Filmsoundtrack für den Thriller Never Die Alone. Fürs TV wurde er ebenfalls tätig und schrieb für diese Branche Underscore und Songs, genauso wie die Titelmusik und Leitthemen für mehrere Fernsehproduktionen. In einigen Fällen übernahm er auch den Job als Music Director.

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Viele seiner Erfolge wurden mit Preisen ausgezeichnet, allem voran natürlich jede Menge Gold und Platin nicht nur für eigene Titel, sondern auch als Producer. Darunter seine Arbeiten für Gladys Night (Just for You), Natalie Cole (Stardust), Anita Baker (Rhythm of Love). Auch Awards und Nominierungen gab’s in Hülle und Fülle, einige davon waren Grammys. Magazine und Universitäten verteilten ebenfalls Auszeichnungen, darunter der All That Jazz Award der American Society of Young Musicians, der 2010 Alumni Hall of Fame Award der San Francisco State University sowie der Edison Lifetime Achievement Award.

Georges eigenwillige Spielweise mit ordentlich Wiedererkennungsfaktor ist, neben der stilistischen Prägung Jazz, Blues, Soul, auffällig songdienlich. Was vielleicht an seiner multiplen künstlerischen Persönlichkeit lag. So lässt er bei Vocalparts diesem genügend Raum, arrangiert funky Tracks so, dass sich die Instrumente in ihrer Gesamtheit in ein Groove-Gerüst fügen. Dazu kommen ungewöhnliche Effekte, etwa indem er bei Synthesizern Wha Wha anstelle Filtermodulation einsetzt. Auf ähnliche Weise handhabte er Rhythmus- und Solo-Parts. Vergleichsweise simple Basismotive konnte er beliebig und dosiert variieren und erweitern, wobei er stets auf harmonische Korrektheit Wert legte, um etwa auch bei bestimmten komplexeren Skalen dennoch die Tonart dominant erscheinen zu lassen. Und er war darüber hinaus auch in seiner Stilistik alles andere als festgelegt, weshalb er sich problemlos auch in brasilianischen Beats wiederfinden konnte, auch wenn seine Interpretationen dennoch oft recht jazzig rüberkamen. Bei eher leichtfüßigen Songs in Smooth-Jazz-Gefilden oder soften Disco-Funk-Tracks übernahm er gerne die Lead-Vocals und legte die im oberen Register an.

Equipment

Ganz besonders zuhause war George am Fender Rhodes Stage Piano Mark I 73, das er hier und dort mit verschiedenen Effektgeräten klanglich veredelte. Phaser hört man da oft. Häufig genutzt war das Hohner Clavinet D6, auch in verschiedenen Bauvarianten. Für Synthesizer-Soloparts sah man ihn regelmäßig am ARP Odyssey, Moog Minimoog und Oberheim Four Voice. In seinen letzten Jahren war er auf der Bühne mit einem Yamaha Motif ES8 unterwegs.

Auch als Endorser für Musikinstrumentenhersteller wurde er bekannt. Ob Effektgeräte oder Digital-Pianos – er hatte stets in deren Werbung Präsenz und was er sagte, war immer von ureigenen Humor, Lebensleichtigkeit und musikalischer Substanz geprägt. Es gibt zwei Spectrasonics Videos, zum Moog Voyager hatte er sich geäußert und auch zum Roland V-Piano gab’s von ihm was zu sagen. Links zu solchen Clips finden Sie in der Link-Liste am Ende dieses Artikels.

 

Und noch mehr, einige seiner Riffs und Licks wurden von Native Instruments unter dem Titel George Duke Soul Treasures als Sample-Library herausgegeben. Darauf sind Hunderte davon, produziert vom Meister selbst und aufgenommen von seinem Engineer Erik Zobler. Rhodes, Wurlitzer und Clavinet – und diese gespielt über typisches 70er Jahre Amp/Speaker-Equipment.

Vielleicht war das auch eine Reaktion auf die zahllosen Samples aus Duke Alben, derer sich verschiedene Producer bedient hatten. Daft Punk etwa griff bei I Love You More (1979) zu, Ice Cube bei Reach for It (1977) und Kanye West bei Fly Away (1983).

Viele Jahre seiner Karriere lebte er zusammen mit seiner Frau Corine und den Söhnen in einem großzügigen Anwesen in den Los Angeles Hollywood Hills. Architektonisch an den 20er Jahren und am spanischen Stil orientiert, beherbergte das Haus auch sein Class-A-Tonstudio mit drei Equinox Pulten, er schrieb und produzierte dort Hunderte seiner Songs und Soundtracks. Ein eigener Weinkeller durfte natürlich nicht fehlen.

2012 starb seine Ehefrau, mit der er über 40 Jahre zusammen war und im Sommer 2013 ereilte ihn das gleiche Schicksal. Leukämie führte zu seinem frühen Tod im Alter von nur 67 Jahren. Im Jahr darauf veröffentlichte sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Al Jarreau ein Album mit dem Titel My Old Friend: Celebrating George Duke. Da sind lauter Duke Kompositionen drauf und zu dessen Ehren sind zahlreiche Gastmusiker vertreten, darunter Stanley Clarke, Marcus Miller, Dr. John und Boney James, die sämtlich mit George zusammengearbeitet hatten. Es wurde 2015 mit dem NAACP Image Award for Outstanding Jazz Album gewürdigt.

 

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Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Danke Klaus für ein weiteres schönes Musikerportrait. Diese völlige Unangestrengtheit des Musizierens bei George Duke finde ich faszinierend. Ich mag seine Musik, auch wenn sie manchmal etwas middle of the road ist. Es ist immer perfekt und meistens auch recht geschmackvoll gespielt – und mir macht diese Musik einfach gute Laune :-)

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      TobyB RED

      @costello Also wenn ich mal tanzen gehe, dann findest du mich zur Funknacht im Jazzkeller in FFM. Neben der SOS Band ist George Duke immer einer der Floorfiller. Ich hatte neulich mal was bei FB gepostet, für die Jüngeren. Nicht das die am Ende noch meinen Daft Punk hätte das Genre erfunden. Ne, nur ziemlich gut KLF gelesen und umgesetzt ;) Bei Reach Out oder dem Soul Train Theme, jucken die Füsse dermassen. Da fehlt dann hinten dran nur noch das Riff von Just be good to me und der Abend ist gut. George Duke war ein Grosser. Von Zappa bis Michael Jackson, ohne sein Spiel wären deren Musik ärmer. Die Aufnahmen für MPS sind für mich Klassiker. Würde ich auf jeden Fall mit auf die Insel nehmen.

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        costello RED

        @TobyB Hi Toby, unterschreibe ich alles! Auch wenn nicht alle seine Fusion-Sachen so 100% meinen Geschmack treffen – da ist auf alle Fälle genug Stoff für die Insel dabei. Bei mir geht’s morgen – nicht auf die Insel – aber nach Griechenland ;-)

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          TobyB RED

          @costello Ich trink Ouzu, was trinkst Douzo ;-) Erhol dich gut! Das Spätwerk zumindest das was nach Europa kam, war dann schon sehr „jazzig“ und Fusion lastig. Und mit Billy Cobham hat der dann noch mal eine Schippe draufgelegt. Ich behaupte mal Quincy Jones und Duke geben in Off the Wall the Sound vor und Michael Jackson muss nur noch singen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein wirklich grossartiger Musiker!
    Die erwähnten Mischpulte heissen übrigens Euphonix, nicht „Equinox“.

  3. Profilbild
    MidiDino AHU

    Auch ich freue mich sehr, mal etwas anderes als Pop/Rock auf amazona.de hören zu können! Die Spielfreunde von George Duke ist beeindruckend. Aber auch für mich ist manches zu sehr ‚middle of the road‘, wie ‚costello‘ bemerkte.
    Ich hoffe, dass noch mehr Berichte ähnlicher Art erscheinen werden, um in dem Magazin nicht bloß technisch (Equipment) Relevantes lesen (und hören) zu können.

  4. Profilbild
    TobyB RED

    Sehr cooles Feature Klaus. Ich mag The Duke, Ich hab den als Jugendlicher bei der ZDF Austrahlung von Soul Train zum ersten Male gesehen. Reach Out. Relativ schade finde ich das seine Musik in Deutschland immer unter Jazz firmierte. Formal geht das für das George Duke Trio okay. Aber letztlich spann er immer den Faden weiter, Bis zu RnB, Funk, Soul und eben auch funky Dance.

  5. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Nicht meine Musik, aber der Mann verstand sein Handwerk und konnte spielen.
    .
    Wichtiges Instrument bei George Duke: Das Castlebar Clavinet, mit dem man sogar Pitchbends hinbekam (mittels einer Hebelmechanik), und nicht zu vergessen die Clavitar.
    .

  6. Profilbild
    gutomi

    „brasilian love affair“ gehört zu meinen alltime favorites. Hat er nicht seine erste LP in den 70gern im Schwarzwald in Villingen aufgenommen?

  7. Profilbild
    moogist

    Super, vielen Dank für den Bericht! Ich habe George noch zwei Mal auf seiner letzten Deutschlandtournee 2010 – u.a. im „Domicil“ Dortmund – gesehen. Das war ein sehr sehr netter, freundlicher und bodenständiger Typ! Definitiv einer meiner Keyboardhelden!

    Zappa hat mal über ihn gesagt: Nachdem George gegangen war, hat es immer zwei Keyboarder in seiner Band gebraucht, um ihn zu ersetzen: Anspieltipp hier : „Fifty Fifty“ auf dem Zappa-Album „Over-Nite Sensation“.

    P.S. „A brazillian love affair“ ist auch mein Lieblingsalbum von George.

  8. Profilbild
    SoundForger2000

    Ich breche hier jetzt mal das scheinbare „ungeschriebene Gesetz“ daß sich hier nie Jemand zu Artikeln äußerst die älter als ein paar Tage sind.

    Zugegebenermaßen habe ich den Artikel erst jetzt entdeckt. Shame on me, war und ist George Duke für mich doch einer der Größten in der Musik überhaupt !

    Seit 40 Jahren begleitet mich seine Musik nun schon.
    Ich war damals traurig als ich von seinem Tod erfahren habe.
    Meine aller älteste CD von 1983 war auch von ihm.

    Ich bin mir sicher, daß er im Musikerhimmel ordentlich die Sau raus läßt. 😀

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