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Yamaha PSR, die portablen Entertainer der 90er

1. Juni 2015

PSR-420 front

Anfang der 90er Jahre sah man sie haufenweise in Kaufhäusern rumliegen in allen Größen und Formen: Home- und Entertainer-Keyboards. Roland, Yamaha und CASIO buhlten hauptsächlich um die Gunst der Kunden. Die Heimorgel hatte ausgedient und war doch viel teurer, Synthesizer waren für die familiäre Weihnachtsmusik zu eintönig und da war das komplette Orchester aus der Tischhupe eine willkommene Unterlage für den Weihnachtsbaum. Angefangen hat der Trend vielleicht mit Stefan Remmler, der beim Nr.1-Hit von Trio „Da, da, da“ sein CASIO VL-Tone in die Kamera der ZDF Hitparade hielt. Zumindest fällt mir kein anderes Ereignis ein, bei dem ein Keyboard so populär war. Praktisch

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waren und sind sie allemal, so kann man doch mit einigen Tasten zumeist netzunabhängig stimmige Unterhaltungsmusik zaubern und zahlreiche Arrangements nehmen einen sogar das Spielen ab. Heute allerdings ist die Auswahl begrenzt, in typischen Kaufhäusern, wie Karstadt oder Kaufhof habe ich sie Jahrzehnte schon nicht mehr gesehen. Eine kleine Ausnahme übrigens war das inzwischen nicht mehr existente Kaufhaus Brinkmann in der Hannoveraner Innenstadt in der Nähe der Markthalle. Dieses hatte sich hauptsächlich auf Unterhaltungselektronik spezialisiert und in der untersten Etage befand sich eine gut ausgestattete Musikabteilung. Hier lagen nicht nur teure Entertainer-Keyboards herum, sondern sogar Synthesizer und Studio-Equipment.

Für mich war das immer eine gute Adresse, die Neuheiten anzuspielen. In diesem Beitrag möchte ich mich mit der PSR-Serie von Yamaha auseinandersetzen, auch wenn ich klar sagen muss, dass mir Rolands LA-Synthese zur damaligen Zeit deutlich besser gefiel. Allerdings waren die Instrumente häufig teurer und das Einstiegsmodell E-16 war so teuer, wie Yamahas PSR-600, das Topmodell der Mittelklasse. Das E-16 bot zwar deutlich weniger Features, dafür aber die besseren Sounds, aber bleiben wir doch bei Yamaha.

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Genau wie CASIO war das Angebot von Yamaha vollständig, vom Keyboard um knapp über 100 Mark bis zum Riesen-Entertainer über 3.000 Mark war alles vertreten. Die Mittel- und Oberklasse war vielfältig, aber die Unterschiede klar umrissen. Im Verlauf der Zeit sah man vermehrt auch Funktionen in unterem Preissegment zum Standard werden, während Yamaha im Top-Modell wieder eins draufgesetzt hat. Dabei scheute Yamaha auch nicht vor Innovationen zurück, wie beispielsweise die Modulations- und Pitchbend-Walze des PSR-4500 und dem Nachfolger PSR-4600. Die eingesetzte DASS-Klangerzeugung war auch ein Novum und verschwand wieder recht schnell vom Markt, sie basierte auf einer Kombination von PCM- und FM-Klangerzeugung. An der Produktnummer konnte man damals sowohl das Preissegment, als auch die Serie erkennen. Zweistellige Modelle, wie das PSR-46 und PSR-47 waren die Einstiegsmodelle für das Kinderzimmer.

Dreistellige Modelle, wie das PSR-500, richteten sich schon an gehobenes Publikum, während sich das PSR-2700 und PSR-4600 an innovative Musiker richteten. Das PSR-6700 mit 76 Tasten und einem ausladenden Gehäuse war damals das Flaggschiff Anfang der 90er und klang auch dementsprechend gut und bot sogar einige Klangeingriffsmöglichkeiten. Die Konkurrenz schlief aber nicht, so musste sich Yamaha in diesem Preissegment mit Technics und Roland den Markt teilen. Das Technics sx-KN800 und sx-KN1000 waren auch gefragte Instrumente, wie auch Rolands Modelle E-66 und E-86. Im unteren Preissegment rundete Yamaha das Angebot mit den Portasound-Modellen ab, so verfügten die Modelle der PSS-Serie über Mini-Tasten, teils auch mit sehr viel Ausstattung und sogar MIDI.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Viertelnote AHU

    Hallo Stephan,

    auch diesmal wieder ein sehr schöner Erfahrungsbericht. Das Schreiben scheint dir Spaß zu machen:-)

    Zum Yamaha: Ich habe mir damals 1996 ein PSR-630 gekauft. Das bot eine Menge an Sounds und Möglichkeiten, sich auszudrücken. Die Tastatur war damals das beste was ich hatte und insgesammt hatte ich sehr viel Spaß. Letztes Jahr habe ich es meiner Nichte „vermacht“:-)

    Ich finde, daß Yamaha schon immer sehr gute, geschmackvolle Styles hatte, wenn nicht sogar die besten. Roland und Korg fand ich in diesem Bereich immer etwas einfallslos. Als Ideengeber finde ich die PSR Serie hervorragend, da konzentriert man sich eben aufs Musikmachen und wird nicht unnötig abgelenkt.
    Wenn ich jetzt wieder vor der Entscheidung stünde, ein Portable zu kaufen, dann nur Yamaha.

    beste Grüße

  2. Profilbild
    Tax-5

    Die PSR Keyboards haben eigentlich immer den fast gleichen Grundstock an Sounds und Rhythmen. Viele davon finden sich auch in aktuellen Geräten (zb Motif) wieder und prägen das Klangbild von Yamaha.

    Trotzdem muss man sagen, dass die Klangqualität stets auf hohem Niveau liegt und Yamaha-typisch sehr gut klingt. Ich verwende selber seit Jahren diverse PSR-Keyboards in meinen Produktionen.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Tax-5 Ja, das ist echt so, allerdings gab es zumindest 1992 bei Yamaha einen Bruch von PSR-500 zu PSR-510 und bestimmt auch bei den größeren Serien. Die Styles vom PSR-500 sind so exakt nachprogrammiert, dass einige gar kein freies Spiel zulassen, ohne dass der Hörer nicht genau erkennt, welches Lied eigentlich gemeint wäre. Beim PSR-510 ist da die Anlehnung zwar auch erkennbar, aber wesentlich dezenter. Ich fragte mich damals, ob es da nicht richtig Ärger mit der GEMA oder so gegeben haben könnte. Später gab es die Pop-Titel ja nur auf den Cartridges und diese bezahlte man ja wie die Disketten extram.

  3. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Dank Dir! Spaß macht das absolut, so kann ich von dem hier eingesammelten Wissen auch mal was zurückgeben. Das Schreiben kommt nicht von ungefähr, habe in anderen Bereichen auch viel geschrieben, wie Tests und Handbücher. Bezüglich Deines PSR-630 möchte ich aber nochmal nachfragen. Kann es sein, dass Du Dich im Jahr oder Modell vertan hast? Ich frage deshalb, weil möglicherweise meine Aussage bezüglich dem Modell-Turnus im Artikel vielleicht auch falsch ist. Das PSR-630 müsste demnach der große Bruder vom PSR_330 sein, das aber kann frühstens 1997 oder eher 1998 erschienen sein. Was Yamaha angeht, fand ich die Rolands immer erwachsener, da profitierte das E-15 schon von der LA-Synthese des D-50 und D-70. Yamaha kam da mit dem aufgebohrten PCM, was ja AWM hieß, nie so ganz ran und der Grundsound ist zum PSR_9000 immer ähnlich. Rein subjektiv konnte Yamaha da nie ganz aufholen, wobei auch Roland so seinen Grundsound hat. Als ich vor der Wahl stand Tyros oder KN7000ß, fiel meine Wahl klar hin zu Technics. Zwar klang der Tyros durchsetzungsfähig und auch lebendig, aber im Grundsound Trotz Super Natural irgendwie starr und gequetscht, Technics war stets zurückhaltender, die Instrumente selbst aber analytischer und dadurch hatte das immer was von einer aufgenommenen Musikkapelle. 11 Jahre später betrachtet sind die Sounds immer noch teils aktuell und zu gebrauchen.

    • Profilbild
      Viertelnote AHU

      @Stephan Merk Hallo Stephan,

      im Modell habe ich mich nicht vertan:-)
      aber es kann 1997/98 gewesen sein.
      Ich habe die Portables dann aber nicht weiter verfolgt und habe mir Sommer 98 einen Roland XP-60 geholt.
      Damals fand ich die Soundeditierung etwas stiefmütterlich behandelt.
      Heute scheint man, je nach Modell, die Brücke zwischen Synthesizer und Portable etwas fester zu schlagen.

      Angefangen hat alles bei mir 1991 mit einem Casio CT-670 Keyboard.:-)
      mfg

      • Profilbild
        Stephan Merk RED

        @Viertelnote Ja, das CT-670 kenne ich auch etwas. Damals war ja CASIO klanglich fast noch auf der Höhe, heute dagegen eher 10 bis 15 Jahre zurück. Kawai hatte seinerzeit auch interessante Mini-Keys gehabt, ich lieg mir mal ein MK-800 mit Mini-Tasten aus. Soundmäßig zwar sehr dumpf, aber mit Sequenzer und allerhand Features. Bei den aktuellen Modellen wie Tyros 5 frage ich mich immer, ob die Zielgruppe auch die Instrumente wirklich voll ausschöpft. Wenn ein Entertainer seit Jahren erfolgreich mit seinen Instrumenten umher zieht und Musik machen und unterhalten kann, könnte er das mit einem Tyros 5 nicht besser. Und wenn ich mir den Preis angucke, mein Gott, wie viele Karaoke-CDs ich dafür kriegen würde… ;-) Das war übrigens bei meiner Wahl Technics oder Yamaha mir auch sehr wichtig, was ich wollte. Ich wollte nicht in erster Linie ein INstrument, dass mir Pop-Songs nachahmt, sondern recht flexibel und frei programmiert ist. Die typischen Pop-Styles liefern ja die einschlägigen Musikalienhändler ohnehin.

  4. Profilbild
    Despistado

    Ich hatte auch mal so ein Yamaha-Keyboard (PSR-630 von 1997). Hab’s eigentlich immer noch, aber leider ist die Tastatur kaputt.
    Aber ich muss sagen die Sounds waren gar nicht mal so übel. Es gab sogar eine „amtliche“ Eurodance-Bassdrum (die es bspw. so in „professionellen Soundmodulen und Romplern der Zeit nicht gab) und die Demo-Songs waren sogar echt anhörbar (und normalerweise finde ich Demosongs aus Prinzip furchterregend schlecht).
    Auch heute noch könnte ich mir vorstellen, den einen oder anderen Sound zu verwenden, aber das Gerät nimmt mit seiner ohnehin defekten Tastatur einfach zu viel Platz weg.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Despistado Ich finde die Firmen geben sich gerade sehr viel Mühe bei den Demos. Besonders Yamaha glänzt hier mit Vielseitigkeit. Auch die Sounds orientieren sich natürlich am Pop-Genre, das will der geneigte Käufer ja auch haben. Die Soundqualität empfinde ich einerseits auch als grundsätzlich gut, andererseits aber auch ermüdend langweilig. Ich finde das immer so interessant, wenn der Messe-Vorführer von den absolut brandneu gesampelten Sounds spricht und klingen sie an, sagt mein Gehör: Huch, das kennste doch schon irgendwoher. Daher kann ich die Begeisterung für Yamaha nicht so ganz verstehen, abgesehen von den frühen PSR-Modellen. Klar klingen die neueren auch erwachsener und mächtiger, aber nicht bahnbrechend. Wenn ich nur an die Real Drums des PSR-S950 denke, die gab es schon bei GEM vor 12 Jahren und bei WERSI ebenso. Ich frage mich ohnehin, warum Alleinunterhalter, die eh nur nach Midi und Lyrics gehen, sich so ein Teil kaufen, Karaoke-CDs wären günstiger und auch sehr gut produziert.

  5. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Auch ich bekam Anfang der 90er ein Y. PSR-SQ16. Damals als kleiner Junge viel-zu-viel Technik, aber ich benutze es bis heute! Die Optik (erinnert an eine Raumschiff-Kommandozentrale) und auch die praktische und spontane Arbeitsweise für eben mal schnelles spielen (Beat einstellen, Sound einstellen – fertig) lassen bis heute nicht von ihrer Faszination nach, trotz begrenzter Polyphonie und 90er Eurodance/HipHop-Sounds. Obwohl das Gehäuse schon ein paar Schönheitsmacken abbekommen hat, sind die Tastatur und auch die gummigen Bedienelemente bis heute nahezu tadellos.

  6. Profilbild
    Tai AHU

    Hi Stephan,

    ich finde Deinen Überblick sehr interessant. Allerdings würde ich sagen, dass fast alle Instrumente jedes Herstellers, die mit Begleitautomatiken arbeiten, nicht ganz zu Unrecht von den Hardcore Anwendern belächelt wurden. Die Entwicklung hinkte gewaltig hinter der der Synthesizer der gleichen Firmen hinterher und waren auch noch mit z.T. inakzeptablen Einschränkungen bedacht. Beispiel: viele der Begleitautomatikdaten wurden nie über MIDI ausgegeben, daher konnte man mit externem Equipment die Begleitungen auch nicht verbessern. Gleichzeitig bedienten sich alle Firmen schamlos bei den bereits etablierten Errungenschaften der jeweiligen Synthesizerlinien. Aber es wurde nicht verbessert, es war fast immer schlechter. Sorry, auch dem VL 1 Beispiel muss ich widersprechen. Trio ging es mbMn. (meiner bescheidenen Meinung nach ;) ) darum möglichst einfache Strukturen zu verwenden. Sie benutzten daher nur der „Drumgroove“ des VL-1 und den einen Melodiesound, Begleitautomatiken im Sinne von PSR oder E waren da nie im Spiel. Ich finde diese Modellreihen, abgesehen von einem nostalgischen Zugang „mein erstes Keyboard“ für vollkommen überflüssig. Sie waren in keinem einzigen Punkt ihren Vorbildern voraus

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Tai Das sehe ich anders: Ohne WERSI Orgelschule, CASIO Lern-Keyboards und auch vor Allem der frühen 90er-Keyboards mit Synth-Ambitionen wären sicher viel weniger Menschen zur Musik gekommen. Auch sehe ich keinen Nachteil darin, sich vom Profi-Markt etwas abzuzweigen, aber es wäre kontraproduktiv diese Geräte so professionell auszustatten. Den Einsteiger würde das überfordern und wo hätten Synths da noch ihre Daseinsberechtigung? Deine Aussage mit Begleitautomatik stimmt übrigens nicht, sowohl mein E-16, als auch das PSR-500 sendeten die Begleitdaten über MIDI, auch waren die PSR-Modelle mit leeren Pattern zur vollständigen Neuprogrammierung ausgestattet, inklusive Intro, Break und Ending. Das sx-KN600 seinerzeit war auch extrem flexibel, hatte eine ganze Bank für Styles und Sounds. Ich denke diese Instrumente werden belächelt, sind aber ebenso wichtig, wie Einsteiger-Kameras, ohne die niemand die Möglichkeit hätte, in einem Hobby einzusteigen. Und bei Musik ist doch das Schöne, dass alles möglich und machbar ist.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich bin echt überrascht dass ein Schreiberling über die stark belächelte PSR Serie ausführlich und voller Inbrunst und ganzem Stolz schreibt. Hut ab! Unter den Lesern die heute alle Nordlead und Moog ihr eigen nennen und sich an ihr altes Yamaha PSR 500 gar nicht mehr erinnern wollen. Nicht so bei mir, denn meine erste große Kiste war ein PSR 500 und dann ein DX7ii etc. Ehrlich gesagt, heute finde ich den DX7ii immer noch ein Traum und er steht seit neun wieder daheim. Ein psr dagegen schafft es nicht mehr. Zu einfach ist er. Dafür hab ich ein psr 520 im Sperrmüll gefunden, und er ist wegen seiner Batterien im mobilen Einsatz in der Natur auf dem Berg mit dabei. Das tolle ist, dass alles drin ist und kaum etwas wiegt. Im Sonnenschein auf dem Berg, ein paar Freunde mit Gitarre und Bongos! PSR is a great product!

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      Belächeln? Ich denke, es ist eine Zielgruppenfrage und eigentlich sind solche Vergleiche wie zwischen Äpfeln und Birnen. Ein DX-7 hat keine Styles oder Begleitautomatik, man spielt einen Sound, den man aber dafür sehr vielschichtig bearbeiten kann. Die PSR-Serie richtet sich an Musiker, die ein Instrument suchen, das sie begleitet, ein synthesizer an Live- oder Studio-Musiker, die kein Klavier haben wollen. das ist auch glaube ich der Fehler, den viele machen. Genau genommen müsste man ein PSR-500 mit der Korg M1 vergleichen, hier würde das Yamaha in Preis-Leistung die M1 schlagen. Dafür aber nicht erweiterbar und auf 95 Styles (vier programmierbar) und 100 feste und nicht veränderbare Sounds reduziert. Und auch wenn heute die ganzen Linien der Alleskönner und Synthesizer irgendwie ineinander laufen, war das damals eine ganz andere Situation. Ein Smart ist ja auch kein Mercedes AMG, auch wenn beide vier Räder und ein Lenkrad haben.

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