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Making of: The Police – Reggatta de Blanc

The Police are coming!

8. Januar 2019
The Police

The Police

Mit ihrem zweiten Album Reggatta de Blanc sollten die drei etwas komischen Briten der Band The Police rund um den Sänger und Bassisten Gordon Matthew Thomas Sumner, besser bekannt als Sting, die Popmusik des kommenden Jahrzehnts auf neue Wege lenken. Es sollte die Platte werden, die nicht nur den Sound der Band, sondern auch die Karrieren der Musiker des Trios von da an definierte. Was einschlug wie eine Bombe und eine lange Reihe an Nummer-1-Alben von The Police startete, hat auch 40 Jahre nach der Veröffentlichung noch etwas Frisches und blieb bis heute unvergleichlich. Wie schaffte es die damals noch junge Band mit ihren sperrigen Rhythmen, dem ungewöhnlichen Gesang und dem wilden Mix aus Musikstilen an diesen Punkt zu kommen und was war nötig, um solch ein Meisterwerk unter Dach und Fach zu bringen? Wir erzählen’s euch im Making of: The Police – Reggatta de Blanc!

The Police

The Police -Reggatta de Blanc

Reggatta de Blanc – Kind seiner Zeit?

Was war eigentlich los, Ende der Siebziger? Der Enthusiasmus und die Manie der späten Sechziger rund um die Newcomer der Beat- und Hippie-Generation war weitestgehend verhallt, die Welt hatte noch immer unter den Folgen der Öl-Krise von ’73 zu leiden und der Optimismus und Revolutionsdrang der 68er war schon längst nur eine Unterkategorie der kapitalistischen und imperialistischen Verwertungsmaschinerie, die unter ökonomisch libertären Hardlinern und Vertretern der sozialen Kälte wie Thatcher und Regan alternativloser schien als je zuvor. Der Idealismus und die Vision von einer friedlichen Weltgemeinschaft waren der Katerstimmung des neuen Biedermanns gewichen und die Gegenkultur verzog sich in die hintersten Winkel des gesellschaftlichen Spektrums.

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Auch in Musik spiegelte das mit wenigen Ausnahmen wider. Der Pop war bestimmt von industriell zusammengecasteter Massenware und braven Dance-Hits, die in jeder Disco gespielt wurden (Devise: Keine Experimente) und die Abtrünnigen entfernten sich mit Heavy-Metal und Punk immer weiter aus dem Mainstream (Devise: Wir reißen alles ein).

Während eine Seite also immer weichgespülter wurde, während man in der anderen Richtung versuchte, immer härter zu werden und das Schockmoment auszunutzen, bildete sich ein merkwürdiger Mittelweg: Rock, der zwar nicht mehr von einer neuen Weltordnung sang und sich stattdessen immer mehr dem Inneren und dem Gefühlsleben einer Generation verschrieb. Gleichzeit traute man sich wieder, cleane Gitarren, komplexe Rhythmen und ein wenig Spaß in die Musik zu bringen. Dire Straits, Talking Heads und vielleicht auch Roxy Music könnte man zu diesen Bands zählen, die irgendwann dem New Wave den Weg ebneten.

The Police – eine ungewöhnliche Mischung

Und eben auch The Police. Diese hatten ihre Wurzeln vor allem im Punk, was in ihrem ersten Album Outlandos d’Amour noch sehr deutlich zu hören ist: 4/4 Takt mit durchgehender HiHat, britisch angezerrte Gitarren und der passende Gesang in Songs wie „Next to You“ und „Peanuts“. Aber auch hier gab es schon deutliche Einflüsse aus dem Art-Rock, dem Reggae und Ska, die sich in die Musik einwoben. Vor allem in den Hits des Albums wie „Roxanne“, „Can’t stand losing You“ und „So Lonely“. Irgendwie hatte diese Kombination aus Punk-Energie, Reggae-Groove und dem ausdrucksstarken Gesang einen Nerv getroffen.

The Police

Sting war als Kopf der Band verantwortlich für viele Hits von The Police, der Erfolg kam aber vor allem durch das gute Zusammenspiel aller drei Bandmitglieder

Bei Reggatta de Blanc verfolgte man diesen Sound dann sehr viel konsequenter. Das ist schon an den ersten Takten des ersten Liedes des Albums und des vielleicht wichtigsten The Police-Hits „Message in a Bottle“ zu hören, das soundmäßig so trocken, klar und transparent daher kommt wie kaum ein anderes Lied dieser Zeit. Auch ist man in nur acht Takten mitten im Lied ist und sich bis zum Ende mehrmals wandelt, ohne den Zuhörer loszulassen und an jeder Ecke eine andere Perspektive auf das Thema bietet, was insbesondere den unzähligen kleinen Variationen des Schlagzeugers Steward Copeland zu verdanken ist, die unter dem repetitiven Basslauf und dem Mainriff hertänzelt.

Diese Leichtfüßigkeit und das Tempo sind symptomatisch für das gesamte Album und ziehen sich durch eine Sammlung an Liedern, die alle unterschiedlich sind und doch irgendwie unverkennbar der gleichen Platte angehören. Beinahe alle Songs hatten nun auch einen starken Offbeat und Reggae-Einfluss, der vor allem im zweiten großen Hit „Walking on the Moon“ zu hören ist, der sich sehr nah am Genre bewegt. Diese deutliche Ausrichtung unterstrichen The Police auch mit ihrem Albumtitel Regatta de Blanc, was eine Übersetzung ins Nonsens-Französische von „White Reggae“ entsprach. Ein klares Bekenntnis zum karibischen Einfluss und zur Selbstironie.

The Police

Stewart Copeland setzte auf die einfachen Reggae-Rhythmen immer noch eine Schippe Jazz und Punk drauf

Nachdem das erste Album beachtliche Erfolge auf dem internationalen Markt feiern konnte, waren The Police in der komfortablen Situation, mit genügend Geld und ebenfalls mit genügend Zeit ins Studio zu gehen. Zusätzlich hatte das Label A&M Records den drei Musikern weitestgehend alle Freiheiten in kreativen Belangen eingeräumt und so hätte man sich alle Zeit der Welt lassen können, um das zweite Album aufzunehmen und an den bereits erlangten Erfolg anzuknüpfen.

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Reggatta de Blanc – Drive im Studio mit The Police

Stattdessen traf man sich in ungezwungener Atmosphäre im Studio, ohne die Kompositionen oder Ideen der einzelnen Bandmitglieder je ausgetauscht zu haben. Laut der Aussage des Schlagzeugers Steward Copeland war man seit den letzten Konzerten mehr dazu gekommen, miteinander zu proben und so entstanden die Songs direkt im Studio und wurden teilweise bei der Aufnahme das erste Mal komplett gespielt. Diese Spontaneität und Freiheit zeigt sich auch in den Kompositionen, die alles andere als überproduziert und geschliffen klingen. Zudem sind die Lieder alle in einem immer etwas zu schnell wirkenden Tempo gespielt und man ließ sich weder Zeit für langwierige Intros noch verspielte Outros. In Songs wie „Walking on the Moon“ ist in der ersten Sekunden das Brummen eines Verstärkers, das rauschende Aufdrehen Andy Summers Volume-Potis und ein Murmeln unter Copelands HiHat zu hören. Ganz so, als hätte man sich nicht mit solchen Zeitfressern wie „Ruhe im Studio“ oder der Nachbearbeitung der einzelnen Spuren aufgehalten.

Und tatsächlich dauerten die Aufnahmen zu Reggatta de Blanc auch insgesamt nur etwa vier Wochen, verteilt über wenige Monate. Und vielleicht hätte dem Album auch nichts Besseres passieren können. Der Schlussstrich unter den Aufnahmen konservierte die Stimmung, die Energie und die Leichtigkeit, die während der Aufnahmen vorgeherrscht haben müssen so perfekt, dass man sie sich beim Anhören bildlich vorstellen kann. Ein monatelanges Ausbügeln der Fehler und ein unendlicher Pool an aufgenommenen Takes hätten sicher zu einem glatteren, aber langweiligeren Album geführt.

The Police

In Regatta de Blanc spielte Andy Summers auffallend oft clean und bediente sich komplexerer Harmonien

Dieser rauschhafte Zustand half vielleicht auch über den einen oder anderen Zweifel hinweg, der sonst zu Kompromissen geführt hätte, die aus heutiger Sicht das Album hätten verwässern können. So soll Sting wohl seiner eigenen Gesangstimme gegenüber sehr kritisch eingestellt gewesen sein. Er selbst äußerte des Öfteren, dass er sie nicht möge, der Erfolg der Band wohl aber beweise, dass andere seine Mängel nicht erkannten. Und vielleicht ist es aus heutiger Sicht nachzuvollziehen, dass seine Stimme insbesondere auf den frühen Aufnahmen etwas angestrengt und gepresst wirkt und die Stimmbänder werden lahm, wenn man alleine das erste „put on the red light“ oder auch „giant steps are what you take“ nur hört, aber ohne diese Passagen und die Schwierigkeiten, die auf den Aufnahmen zu hören sind, wäre der Platte sicherlich einiges abhanden gekommen.

Man kann auf jeden Fall hören, dass The Police viel Spaß bei den Aufnahmen hatten, besonders wenn man sich das Titelstück „Reggatta de Blanc“ anhört. Ein wenig Pseudo-Spanisch hier, ein wenig schlecht kopiertes Reggae-„wayoyoyo“ hier und dazu ein treibender Bass und ein verspieltes Schlagzeug.

The Police

Sting konnte sich lange nicht mit seinem Gesang anfreunden, wurde aber unter anderem gerade durch ihn so erfolgreich

Neben diesem ganzen Spaß haben The Police aber auch einen Meilenstein in Sachen Musikalität gesetzt. Die klaren Gitarren mäandern in einem wilden Wechsel aus Triolen und Offbeat über das unfassbar präzise und dynamische Schlagzeug und verlieren sich angereichert mit viel Chorus immer wieder in den sperrigen Melodien mit einem Fable für Nonen. Dazu treibt der Bass das Ganze immer vor sich her und bringt eine ordnende Hand in das Chaos, ohne als Spielverderber zu agieren.

The Police öffneten mit Reggatta de Blanc vielleicht das erste Fenster zur Welt, durch das die ersten Windstöße des Sturms, der als zweite British-Invasion Großbritannien wieder an die Spitze der Popmusik brachte, wehten. Oder sie machten einfach ein Album, auf dem die richtige Mischung aus Groove, Können und Spaß zu einer Platte führten, die auch nach 40 Jahren noch erfrischend, wie ein Zuckerrohrcocktail am Südatlantik klingt. Prost!

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