Die große Keyboard-Workstation Marktübersicht für Live-Musiker
Die Keyboard-Workstation ist und bleibt für die meisten Bühnen-Keyboarder das Hauptinstrument. Die schiere Vielzahl verschiedener Sounds, Sampling, viele Tastaturzonen, hohe Polyphonie, Multieffekte und mehr machen die Keyboard-Workstation interessant. Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut. Was sind die angesagten Modelle im Jahr 2024?
Inhaltsverzeichnis
Keyboard-Workstation früher und heute
Synthesizer sind eine tolle Sache, egal ob analog oder digital. In der Regel steht jedoch jeder Synthesizer für einen bestimmten Sound oder besser Sound-Typ. Nicht umsonst sah man im analogen und frühen digitalen Zeitalter den Keyboarder hinter seiner Keyboard-Burg kaum, die notwendig war, um den Sound-Bedarf einer Band zu decken:
Klavier, Orgeln von Farfisa über Vox bis zu Hammond B3, String/Pad Synthesizer, monophone Leads, Synth-Bässe, Synth Brass, Brass und mehr gehören bis heute für viele Live-Keyboarder zum Standardrepertoire.
Gerade bei den Synthesizer-Sounds gibt es eine Vielzahl von Klängen, die fest einem bestimmten Synthesizer oder Hersteller zugeschrieben werden beziehungsweise sich nur mit einer bestimmten Syntheseform verwirklichen lassen. Mit der digitalen Korg M1 Workstation war es Keyboardern erstmals möglich, eine Vielzahl dieser Sounds mit nur einem Keyboard auf Knopfdruck zu erzeugen, indem PCM-Samples eingesetzt wurden.
Waren Keyboard-Workstations ursprünglich als Kompositions-Tool oder sogar Produktions-Tool im Studio gedacht, haben sie sich eben aufgrund des schnellen Zugriffs auf Hunderte oder gar Tausende von Sounds schnell auf der Bühne verbreitet. Die Keyboard-Burg schrumpfte auf häufig zwei Keyboards zusammen.
Split-Zonen und Layer-Sounds waren und sind ein weiterer Vorteil der Keyboard-Workstations. Mehrere Sounds übereinander zu schichten oder auf der Tastatur zu verteilen, war nie so einfach. Externe Klangerzeuger ließen sich einfach über MIDI einbinden und von der Keyboard-Workstation aus spielen. Spezialisten wanderten ins Side-Rack unter oder neben der Bühne.
Manche Keyboard-Workstations waren schon früh in der Lage, Samples zu laden. Häufig war man damals allerdings auf das Sample-Format eines Herstellers beschränkt. Format-Konvertierungen mussten extern mit dem MS-DOS PC oder Mac durchgeführt werden. Viele Hersteller verkauften auch eigene Sample-ROMS in Form von Steckkarten, mit denen der Sound-Vorrat aufgestockt werden konnte.
Heutige Keyboard-Workstations laden wie selbstverständlich Samples im WAV-,AIFF- und manchmal auch SoundFont-Format. Oft lassen sich diese in die Synthese der Keyboard Workstation einbinden. Verschiedene Synthese-Formen finden sich wieder und lassen sich sogar kombinieren: PCM-Samples, VA-Synthese, Wavetable, FM, Physical-Modeling und mehr sind gemeinsam nutzbar und sorgen für eine Vielzahl verschiedenster Sounds.
Sequencer mit acht oder sechzehn Spuren erlaubten und erlauben bis heute den Keyboardern, auf der Bühne MIDI-Files abzufeuern, um das Band-Arrangement damit anzureichern. Einige Modelle verfügten sogar über HD-Recording, sodass auch das zusätzliche Abspielen von Audiospuren möglich wurde. Das ist bei heutigen Modellen allerdings sehr selten geworden oder nur noch über Umwege möglich. Der Computer hat mit Software wie Ableton Live diesbezüglich die Nase vorn.
Controller-Anschlüsse für das Steuern verschiedenster Funktionen gehören in großer Zahl zur Ausstattung moderner Keyboard Workstations: Haltepedal, Expression-Pedal oder simpler Fußschalter. Einzelausgänge oder Audioeingänge sind ebenfalls an den meisten Keyboard-Workstations zu finden. USB-Anschlüsse für MIDI und sogar Audio, Remote-Funktionen für die DAW und USB-to-Device-Schnittstellen sind neben den üblichen MIDI-Buchsen untergebracht.
Marktübersicht Keyboard-Workstations 2024
Was gibt der Markt her?
Auffällig ist, dass nur einige wenige Hersteller den Markt der Keyboard-Workstations unter sich aufteilen. Zu nennen sind da erst einmal die drei großen japanischen Player Yamaha, Roland und Korg. Diese stellen mit ihren jeweiligen Flaggschiffen an der Spitze und den jeweiligen Ablegern derselben einen Großteil der erhältlichen Keyboards.
Es folgen dann Kurzweil und neuerdings wieder AKAI Professional mit ihren Produkten. Einen Übergangsbereich gibt es zwischen den Keyboard-Workstations, den Performance-Keyboards, Arranger-Keyboards und Stage-Pianos. So sind Top-Produkte unter den Arranger-Keyboards wie zum Beispiel das Korg PA5X Arranger-Keyboard oder der Yamaha Genos 2 nicht viel weniger leistungsfähig als die meisten Keyboard-Workstations.
Auch bei den Performance-Keyboards finden sich mittlerweile die meisten Funktionen einer Keyboard-Workstation, manchmal allerdings in leicht „abgespeckter“ Form. Manches Stage-Piano bietet hinsichtlich der Sounds, Tastaturzonen und Sampling-Optionen ähnliche Features. Verzichten muss man hier meistens nur auf einen Sequencer und die eine oder andere Anschlussmöglichkeit.
Wofür man sich am Ende entscheidet, hängt oft auch von der Musikrichtung und den eigenen Anforderungen an das Instrument ab: Tastatur, Sounds, Zugriff auf Klangparameter, Anzahl der Tastaturzonen, Polyphonie und so weiter können in die eine oder die andere Richtung weisen. Die Marktübersicht soll dabei helfen, hier einen guten Überblick über die Instrumente und ihre Fähigkeiten zu bekommen.
Top Keyboard-Workstations
Die Pole-Position unter den Keyboard-Workstations teilen sich die Hersteller Roland, Yamaha, Korg und Kurzweil.
Roland Fantom EX
Das Topmodell von Roland hört auf den Namen Roland Fantom EX und ist in drei verschiedenen Tastaturversionen erhältlich. Der Fantom 8 EX besitzt 88 Tasten mit PHA-50 Hammermechanik, während die Modelle Fantom 7 EX und Fantom 6 EX mit einer leicht gewichteten Standardtastatur mit 76 beziehungsweise 61 Tasten ausgerüstet sind. Alle Tastaturen verfügen über Channel-Aftertouch.
Die Roland Fantom EX Keyboard Workstation arbeitet mit Zen-Core. Zen-Core ist eine relativ offene Sound-Engine, die sich erweitern lässt. Sie umfasst Sampling, VA und Modeling. Auf der Modeling-Ebene stehen vor allem Modelle von Vintage Roland Synthesizer zur Auswahl. Eine Ausnahme bildet die Wavetable-Expansion n/zyme.
Mit dem V-Piano, der SuperNATURAL Sound Engine, einer Tonewheel-Organ sowie der Möglichkeit, Multisamples zu verarbeiten, stehen dem Keyboarder eine Fülle an Sounds zur Auswahl, die sich zudem in allen Einzelheiten programmieren lassen.
Eine starke Effektsektion, digitale wie analoge Filter und eine an Bedienoberfläche, die einen direkten Zugriff auf eine Vielzahl an Parameter bietet, machen den Roland Fantom EX zu einem richtigen Performance-Keyboard für die Bühne.
Abgerundet wird das alles durch den Pad-Sampler, TR-Style-Drums und Sequencer, Arpeggiator und mehr. Die vielen Anschlüsse auf der Rückseite machen den Roland Fantom zudem zu einer erstklassigen Schaltzentrale auf der Bühne, um weitere Klangerzeuger einzubinden.
Yamaha Montage M
Yamaha hat dem Roland Fantom EX einiges entgegenzusetzen: Der Yamaha Montage M kommt erstmalig mit der beliebten AN-X VA-Synthese, die nun AWM2 und FM-X ergänzt.
Auch der Yamaha Montage kommt in drei Ausführungen Yamaha Montage M8X mit 88 Tasten GEX Klaviatur für die Liebhaber einer Tastatur mit Hammermechanik und polyphonem Aftertouch, das Modell Montage M7 mit 76 Tasten FSX Klaviatur und Channel Aftertouch sowie dem Montage M6 mit 61 Tasten FSX Klaviatur und ebenfalls Channel-Aftertouch.
Auch beim Yamaha Montage M lassen sich User-Waveforms laden. Ein Alleinstellungsmerkmal ist derzeit die FM-Synthese. Mit dem Super-Knob können mehrere Modulationen gleichzeitig durchgeführt werden, was zu sehr lebendigen Klängen führt.
Viele Effekte, Touchscreen, Controller und eine gut ausgestattete Anschlusssektion runden den Yamaha Montage M ab.
Korg Nautilus
Der Korg Nautilus kommt mit einer großen Fülle verschiedener Syntheseverfahren. Neun Syntheseverfahren sind mit SGX-2, EP-1, HD-1, AL-1, CX-3, STR-1, MOD-7, MS-20EX und PolysixEX an Bord. Ähnlich wie bei Roland , bedient man sich hier vor allem Emulationen von Korg Vintage-Instrumenten neben Sampling, Physical-Modeling und VA. Ob Pianos, E-Pianos, CX-3 Orgel, FM, Korg MS-20 oder Polysix – alles ist in bester Klangqualität vorhanden.
Gegenüber dem Vorgänger Korg Kronos ist die Benutzeroberfläche jedoch stark eingeschränkt, da deutlich weniger Bedienelemente wie Fader, Regler oder Encoder zur Verfügung stehen. Hier kann der Korg Nautilus nicht mit dem Yamaha Montage M oder Roland Fantom EX mithalten. Klanglich hat des die Korg Keyboard-Workstation aber durchaus in sich.
Interessenten haben die Wahl zwischen dem Korg Nautilus 88 AT mit RH3 Hammermechanik-Tastatur und Aftertouch, Korg Nautilus 88 mit RH3 Hammermechanik-Tastatur ohne Aftertouch, Korg Nautilus 73 mit 73 leicht gewichteten Tasten, Korg Nautilus 61 AT mit 61 leicht gewichteten Tasten mit Aftertouch oder als Nautilus 61 ohne Aftertouch. Viel Auswahl im Hause Korg.
Drum-Track und Step-Sequencer sind ebenso enthalten wie ein polyphoner Arpeggiator. Ein 16-Spur-MIDI-Sequencer und 16-Spur-Audio-Recorder mit 24 Bit/48 kHz lassen sich sogar gleichzeitig nutzen und sind ein Alleinstellungsmerkmal des Korg Nautilus. Preislich gesehen ist der Korg Nautilus auch in allen Ausführungen günstiger als die ähnlich ausgestatteten Workstations von Yamaha oder Roland.
Kurzweil K2700
Kommen wir zum Kurzweil K2700. Kurzweil gilt hinsichtlich der Verarbeitung der Instrumente als herausragend, was sich in der Regel auch im Gewicht niederschlägt. Auch der Kurzweil K2700 macht hier keine Ausnahme und bringt fast 24 kg auf die Waage. Ein Großteil des Gewichts stammt von der 88 Tasten Hammermechanik Fatar TP/40L Tastatur mit Aftertouch sowie dem robusten Gehäuse des Instruments.
Kurzweils V.A.S.T Synthese ist selbstverständlich auch bei diesem Instrument verbaut und wer ein Kurzweil Instrument mit V.A.S.T kennt, benötigt keine Bedienungsanleitung für den Kurzweil K2700 und seine Synthese-Engine. V.A.S.T bedeutet einen Mix aus Samples, KB3 Tonewheel-Organ, K.S.R Kurzweil String Resonance Modeling, VA1 virtuell-analoger Synthesizer und 6 Operator FM-Synthese.
Zahlreiche Effekte und Modulationsmöglichkeiten sorgen für große Sounds. Ein 16-Spur-Sequencer, Riff-Generator, MIDI-CC-Sequencer und Arpeggiator gehören ebenfalls zur Ausstattung. Die Kurzweil K2700 Keyboard-Workstation besitzt außerdem 16 anschlagdynamische Pads und einen frei zuweisbaren Ribbon-Controller.
Was mich persönlich am Instrument stört, ist das kleine Display. Während andere Hersteller mit großen Touchdisplays aufwarten, bleibt die Kurzweil K2700 Keyboard-Workstation diesbezüglich puristisch.
Herausragend ist das Kurzweil K2700 wie bei Kurzweil üblich bei Natur-Sounds, die es zahlreich und in bester Qualität im Sound-ROM gibt. Natürlich lassen sich auch hier eigene Samples laden und wie auch beim Yamaha Montage M ist der K2700 Patch-kompatibel zum DX7.
Midrange Keyboard-Workstations
Bei den Midrange Keyboard-Workstations finden sich vor allem günstigere Ableger der Top Workstations. Hier gibt es deutliche Gemeinsamkeiten und oft sogar eine Kompatibilität, sodass erstellte Sounds und Samples weiterverwendet werden können. Unterschiede sind vor allem bei den Gehäusen und den Tastaturen auszumachen sowie natürlich im Preis.
Roland Fantom-0
Die Roland Fantom-0 Reihe ist der direkte Ableger der großen Roland Fantom Keyboard Workstation und bringt die wesentlichen Features des Fantoms mit. Als Roland Fantom-08 ist eine 88-Tasten-Version mit PHA-4 Hammermechnaik-Tastatur erhältlich. Verzichten muss man hier im Gegensatz zum Fantom 8 auf Aftertouch.
Auch die Fantom-0 Reihe arbeitet mit Zen-Core. Enthalten sind außerdem fast die gleichen Sound-Engines und -Expansions wie beim Top-Modell, allerdings ohne die V-Piano-Engine. Die SuperNatural Acoustic, Acoustic Piano und E-Piano Engines sowie die Tonewheel-Organ sind enthalten. Der Speicher ist etwas kleiner und auch das Touchdisplay ist nicht mehr so riesig wie beim Fantom. Dafür hat man nicht unnötig bei den Bedienelementen gespart, was ein deutliches Plus ist. Deutlich geringer ist aber auch das Gewicht. Selbst die 88-Tasten-Version Fantom-08 wiegt keine 15 kg und ist somit sehr gut zu transportieren.
Auch hier gibt es eine Version mit 76 Tasten (Fantom-07) und 61 Tasten (Fantom-06). Auf zu viel verzichten muss man nicht, somit ist die Roland Fantom-0 Reihe die beste Alternative zum Roland Fantom.
Yamaha MODX+
Das Äquivalent zur Fantom-0 Reihe ist bei Yamaha die Yamaha MODX+ Reihe. Auch die MODX+ Modelle sind Ableger vom Yamaha Montage, allerdings noch vom Vorgängermodell des Montage M. Somit ist hier der AN-X VA-Synth noch nicht enthalten. Es darf aber erwartet werden, dass Yamaha hier in Zukunft nachlegt.
Die Yamaha MODX8+ Keyboard-Workstation kommt mit einer anschlagdynamischen GHS-Tastatur mit Hammermechanik und 88 Tasten. Wie bei Roland muss man auch bei der MODX+ Reihe auf Aftertouch verzichten. Nicht verzichten muss man auf die Motion-Control-Synthese und den Super-Knob.
Etwas reduziert ist die Anzahl der Stimmen und deutlich reduziert ist die Anzahl der Bedienelemente, was mich im Vergleich zur Roland Fantom-0 Reihe am meisten stört. Immerhin gibt es ein 7“ Touchdisplay. Erhalten geblieben ist die AWM2-Synthese sowie die FM-X-Synthese. Die MODX+ Reihe ist Patch-kompatibel zum älteren Yamaha Montage, nicht aber zum Montage M, da die AN-X VA-Synthese fehlt.
Angenehm ist das deutlich reduzierte Gewicht (unter 14 kg beim Yamaha MODX8+) und der deutlich reduzierte Preis im Vergleich zum Top-Modell. Auch hier gibt es ein 76-Tasten-Modell (MODX7+) sowie ein 61-Tasten-Modell (MODX6+).
Korg Krome EX
Die Korg Krome EX-Reihe ist nur indirekt verwandt mit den Topmodellen des Herstellers. Erhalten ist die EDS-X Synthese, die Korg schon länger nutzt. Außerdem erhalten geblieben sind die nicht geloopten Piano-Samples und die Drum-Sounds. 120 Stimmen und ein 7“ Touchdisplay runden die Keyboard-Workstation ab.
Eine Besonderheit ist das 8-stufige Velocity-Switching bei den E-Piano-Sounds, wodurch sich diese besonders ausdrucksstark spielen lassen. Ein 16-Spur-MIDI-Sequencer und ein Arpeggiator gehören selbstverständlich mit zu den Ausstattungsmerkmalen des Korg Krome EX.
Erhältlich ist die Korg Krome EX Keyboard Workstation in drei Ausführungen: Korg Krome EX-88 mit NH (Natural Weighted Hammer Action) Tastatur und 88 Tasten, Krome EX-73 mit 73 leicht gewichteten Tasten und Krome EX-61 mit 61 leicht gewichteten Tasten.
Kurzweil PC-4
Beim Kurzweil PC-4 handelt es sich um ein Midrange Workstation-Keyboard mit V.A.S.T-Synthese und ähnlichen Features wie beim Topmodell K2700. Auch hier finden wir die KB3 Tonewheel-Organ und den 6-Operatoren-FM-Synth. Der Import von Samples am WAV/AIFF- oder Kurzweil-Format ist ebenfalls möglich.
Ebenfalls mit dabei ist der CC-Sequencer sowie das K.S.R . Kurzweil String-Resonance-Modeling. 2 GB Werksklänge und 2 GB Sample-RAM stehen zur Verfügung. Zwei Tastaturgrößen stehen zur Auswahl: Kurzweil PC-4 mit 88 Tasten Hammermechanik sowie Aftertouch sowie Kurzweil PC4-7 mit 76 leicht gewichteten Tasten und Aftertouch.
Akai Professional MPC Key 61
Eine Ausnahme unter den Midrange Keyboard-Workstations ist das Akai Professional MPC Key 61, das ein sehr eigenständiges Konzept fährt und im Prinzip eine Akai MPC mit Tasten darstellt.
61 halbgewichtete Tasten mit Aftertouch, 25 Plug-in-Instrumente, über 6000 Sounds, 16 anschlagdynamische RGB-Pads, Touch-Strip-Controller, 7“ Touchdisplay, 32 GB interner Speicher, eine komplette DAW im MPC-Stil onboard, WLAN, Bluetooth, XLR/Klinke Mic/Line-Eingänge, acht CV/Gate-Ausgänge, vier Line-Ausgänge und vieles mehr machen die Akai Professional MPC Key 61 Keyboard-Workstation zu weitaus mehr als ein einfaches Stage-Tool.
Wir haben es hier vielmehr mit einer kompletten Produktionsumgebung zu tun. Über eine optionale Festplatte (SATA-Anschluss) lässt sich der Speicher der MPC Key 61 Workstation erweitern. Herausragend ist der günstige Verkaufspreis des Instruments.
Etwas schade ist, dass es keine Version mit mehr Tasten gibt. Hier müsste man sich mit einem Master-Keyboard behelfen, das an die MPC Key 61 Workstation angeschlossen wird. Die Akai Professional MPC Key 61 Keyboard-Workstation gehört jedenfalls zu den interessantesten Instrumenten im Midrange-Segment.
Einstiegsklasse
In der Einstiegsklasse gibt es einige interessante Modelle, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Sie bieten einen sehr guten Sound, sind hinsichtlich der Funktionalität oder Sound-Vielfalt aber deutlich eingeschränkter als die Keyboard-Workstations der Mittel- oder Oberklasse. Sie sind zudem oft nicht mehr zu den Top-Modellen kompatibel und die Klangästhetik und Synthese stammt meistens aus älteren Modellen. Dennoch finden gerade Einsteiger hier ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Diese Workstations lassen sich außerdem später sehr gut als zweites Keyboard auf der Bühne einsetzen.
Korg Kross 2
Korg hat im Einstiegssegment das Korg Kross 2 Workstation Keyboard, das über die EDS-i Sound Engine verfügt und mit über 1000 Preset-Sounds aufwarten kann. Ein 128 MB großer Erweiterungsspeicher ermöglicht das Nachladen von PCM-Samples. Das ist nicht sonderlich viel, aber immerhin möglich.
Es gibt eine Sampling-Funktion und 16 Sampler-Pads. Eine Realtime-Control-Sektion ermöglicht Echtzeitveränderungen einiger Sound-Parameter. Eine Favoritenfunktion, Split- und Layer-Sounds sowie Sequencer, Drum-Track, Arpeggiator und Audio-Player runden die Ausstattung ab.
Erhältlich sind mehrere Modelle: Kross 2-61 mit 61 leicht gewichteten Tasten sowie Kross 2-88 mit NH-Tastatur und Hammermechanik. Aftertouch gibt es in dieser Preisklasse nicht mehr.
Roland Juno-D
Die neuen Roland Juno-D Modelle markieren den Übergang der Einstiegsklasse in die Mittelklasse. Während das 61-Tasten-Modell Roland Juno-D6 noch unterhalb von 1.000,- Euro angesiedelt ist, überschreiten das 76-Tasten-Modell Roland Juno-D7 und das 88-Tasten-Modell Roland Juno-D8 die 1.000,- Euro Marke. Letzteres ist mit einer PHA-4 Standard-Tastatur mit Hammermechanik ausgestattet, die beiden anderen Modelle mit leicht gewichteten Tasten.
Erstmals kommt beim Roland Juno-D Zen-Core zum Einsatz. Somit sind viele Sounds kompatibel zu den anderen Zen-Core Modellen und es lassen sich sogar Samples vom Fantom laden. 128 Stimmen, acht Parts, Erweiterbarkeit mit den Roland EXZ-Expansions aus der Roland Cloud, tolle Multieffekte, Step-Sequencer mit acht Tracks und 64 Steps, ein Audio Player, acht Sample-Pads und mehr machen die Roland Juno-D Reihe attraktiv.
Erneut weiß das geringe Gewicht zu begeistern. Außerdem lässt sich die Roland Juno-D Keyboard Workstation auch über USB-C mit Strom versorgen.
Tipp: Aktuell werden die Modelle der Vorgängerserie Roland Juno-DS abverkauft. Das sind ebenfalls sehr gut klingende Instrumente, die aber noch nicht über Zen-Core verfügen, aber immerhin über einen virtuellen Wave-Expansion-Slot.
Arranger-Workstations
Eine sehr gute Alternative zu den Keyboard-Workstations stellen die großen Arranger-Workstations dar. Hier wären vor allem Korg PA-5X und Yamaha Genos 2 genannt.
Insbesondere das Korg PA-5X bietet viele Features einer ausgewachsenen Workstation. Die im Vergleich zum Yamaha Genos 2 vollständig editierbaren Sounds, die KAOSS Engine, Sample-Speicher, zwei 16-Spur-Sequencer mit Überblendfunktion, Audio-Recording, viele Fader und Bedienelemente, 8“ Touchdisplay und mehr machen die Korg PA-5X Arranger-Workstation zu einem tollen Begleiter für die Bühne.
Yamaha hält beim Yamaha Genos 2 mit sehr ausdrucksstark spielbaren Sounds dagegen und erstklassigen Pianos. Eine tolle Sache sind die Registration-Memories, in denen sich alle Einstellungen des Keyboards ablegen und auf Knopfdruck wieder aufrufen lassen.
Der große Vorteil der Arranger-Workstations ist die Vielzahl an bühnenfertigen Sounds, die oft bekannten Songs nachempfunden sind. So werden insbesondere Top-40-Keyboarder sofort fündig, wenn es um originalgetreue Sounds für das Nachspielen von Top-40-Hits geht. Natürlich wird die Begleitautomatik dieser Keyboards in der Band selten eingesetzt werden. Da die Instrumente jedoch über einen Click-Ausgang verfügen, wäre selbst das möglich, um z. B. Percussion-Patterns zu nutzen oder Song-Elemente ohne eine starren Sequencer mitlaufen zu lassen. Die Topmodelle besitzen darüber hinaus in der Regel einen Setlist-Modus. Hier kann man bequem alle Einstellungen pro Song abspeichern und dann als Setlist verwalten.
Ein weiterer Vorteil sind die Sounds aus den Bereichen der Tanz- und Unterhaltungsmusik sowie Volksmusik, die man in so großer Zahl und so hoher Authentizität in kaum einer Keyboard-Workstation findet. Wer als Keyboarder in einer Tanz & Showband oder Partyband spielt, wird hier in jedem Fall fündig und spart viel Zeit bei der Suche nach passenden Sounds. Das Anzeigen von Songtexten, Akkorden und sogar Noten ist ebenfalls das Metier von Arranger-Workstations. Bei manchen Modellen kann sogar ein externes Display per HDMI angeschlossen werden – sehr praktisch.
Da der Preis für Arranger-Workstations jedoch oftmals noch oberhalb der Top Workstation-Modelle liegt, lohnt sich die Anschaffung nur für eine kleine Zielgruppe, die diese Keyboards inklusive der Style-Sektion auch außerhalb der Band einsetzt.
Gebrauchtkauf
Es muss nicht immer neu sein
Schaut man sich aufmerksam auf den internationalen Bühnen in der Keyboard-Ecke um, so sieht man keinesfalls nur aktuelle Workstation-Modelle, sondern ganz im Gegenteil eine Fülle an älteren Workstations. Ältere Roland Fantom Modelle, Yamaha Motif ES und XS sowie sogar Yamaha EX5 oder EX7, Korg Triton und ältere Kurzweil Workstations wie K2500 oder K2600.
Einer der wichtigsten Gründe für das Nutzen dieser teils aus heutiger Sicht uralten Instrumente ist der Sound und die Kompatibilität zu teils noch älteren Instrumenten, deren Sounds weiterhin genutzt werden sollen, die aber von den modernen Instrumenten nicht geladen werden können.
Unzählige Sounds dieser älteren Workstations haben Chart-Hits geprägt und statt deren Sounds neu zu samplen oder mit modernen Instrumenten nach zu programmieren, nutzen die Keyboarder halt gleich die älteren Workstations.
Ein weiterer Grund ist die oftmals deutlich intuitivere Bedienung über dedizierte Schalter und Regler, wo heute verstärkt auf Touchdisplays gesetzt wird.
Franz Kreimer, Keyboarder der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV), spielte auf der Abschiedstour 2019 zum Beispiel einen Motif XS8 sowie einen sehr alten Yamaha EX5R, der die meisten Sounds beisteuerte und ein Ersatz für die vormals eingesetzte Tastaturversion diente, die seit 2002 zum Einsatz kam. Angesteuert wird er über einen Nord Stage. Vom Yamaha EX5 kommen fast alle Samples, die bei der EAV eingesetzt wurden.
Gebrauchte Workstations sind auf dem Gebrauchtmarkt oft sehr günstig zu erstehen. Es gibt zudem zahlreiche Tools, mit denen Samples zwischen verschiedenen Geräten konvertiert werden können, wie zum Beispiel ChickenSys Translator. Ältere Geräte mit Diskettenlaufwerk lassen sich heutzutage problemlos mit Card-Readern ausstatten, sodass auch ohne Diskette oder SCSI-Festplatte der Import von Samples möglich ist.
Ebenfalls günstig auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind die Arranger-Workstations der letzten Generation wie Korg PA4X oder Yamaha Genos. Noch günstiger geht es mit Tyros 4 oder Tyros 5.
Verblasste Displays lassen sich ebenfalls gegen fabrikneue Displays tauschen. Es finden sich zahlreiche Internetseiten mit Ersatzteilen für ältere Keyboard-Workstations, sodass Reparaturen noch längere Zeit möglich sein sollten.
Vielen Dank für diese tolle Übersicht, inklusive aller Vor- und Nachteile der verschiedenen Hersteller und ihrer diversen Modelle.
Meine Strategie sieht aktuell so aus, dass ich Workstations vermeide (vor allem weil mir die Programmierung zu mühsam ist). Mein Main Board ist ein Nord Stage – und im Fall des Falles wird dieses um ein zweites Midi Keyboard und/oder MainStage ergänzt.