Overdrive Pedale unter 100 Euro!
Die günstigsten Overdrive-Pedale unter 100 Euro – keine einfache Aufzählung. Prinzipiell fällt im Jahre 2019 auf: Es spielt keine Rolle, welche Klasse von Pedalen man sich ansieht. Inzwischen dürfte für jeden Bereich die eine oder andere Boutique-Firma existieren, die hochgradig teure Exemplare herstellt. Beispiel gefällig? Das Brothers von Chase Bliss Audio ist eine Gain Stage, die 400 Euro kostet. Oder die neueste Double Barrel-Version von JHS – 349 Euro. Die wenigsten sind bereit, für Verzerrung soviel Geld auszugeben. Und das braucht es auch oftmals nicht: Rechtfertigt sich der Preis solcher Geräte oftmals durch die klangliche Flexibilität, gilt das oftmals nicht für die eigentliche Klangqualität. Will heißen: Ein 400 Euro teures Overdrive-Pedal klingt nicht zwangsläufig 4-mal so gut wie ein 100 Euro teures.
Welcher Amp mit welcher Art von Overdrive-Pedal einhergeht, ist ein eigenes Thema, das uns in einem separaten Artikel beschäftigen wird. Tatsache ist: Röhrenverstärker haben eine eigene Weise, auf Overdrive-Pedale zu reagieren. Ein Signal, das geboostet wird, ehe es in den Amp gespeist wird, kann einen enormen Unterschied im Klangbild ausmachen. Das Signal wird gewissermaßen erweitert, die Signalkurven bekommen einen größeren Umfang, was dem Amp mehr gibt, womit er arbeiten kann. Nicht ohne Grund kommt es vor, dass Gitarristen auch vor 2000 Euro teuren Tops ein 100 Euro teures Overdrive-Pedal setzen. Je nachdem, was der EQ des Verstärkers sagt, kann man mithilfe des Overdrive-Pedals die Frequenzbereiche betonen, auf die es einem ankommt. So ist es z. B. für die Live-Situation wichtig, Höhen und Mitten des Amps ein wenig herunterzufahren, um eine allzu harsche Klangfarbe zu vermeiden. Mithilfe des Overdrive-Pedals lassen sich diese Bereiche jedoch trotzdem durch den Mix drücken – doch dazu ein anderes Mal mehr.
Fakt ist: Günstige Overdrive Pedale gibt es wie Sand am Meer. Nicht alles, was teuer ist, ist zwangsläufig toll und nicht alles, was billig ist, zwangsläufig unbrauchbar. Unter dem Vorbehalt, dass die Frage des Amps geklärt ist, geben wir euch hier eine Liste der beliebtesten Overdrive Pedale bis zu 100 Euro. Die Liste ist nicht hierarchisch, sondern vielmehr als Aufzählung gedacht, die euch als Orientierung dienen soll. Was auch hierbei deutlich wird: dass die Übergänge zwischen Overdrive und Distortion durchaus fließend sein können. Wer also 100 Euro übrig hat und ein bisschen mehr aus seinem Verstärker rauskitzeln will: Auf geht’s!
10. Verzerrer Pedale unter 100 Euro – TC Electronic Dark Matter
Das TC Electronic Dark Matter macht den Einstieg, das zwar streng genommen ein Distortion-Pedal ist, aber mit seinen 45,- Euro genau in der Mitte unserer Preisriege liegt. Ein Fuffi für Verzerrung – und das soll taugen? Durchaus. Zugegeben, das Dark Matter gibt seine Störgeräusche von sich. Und wenn man es einschaltet, gibt es auch das berühmte, kurze „Klack“, mit dem viele Pedale aus ihrem Schlummer erwachen. Gain-Spielereien zwischen 3 und 6 Uhr sind problematisch, weil das gute Stück durchaus deutlich rauscht. Doch da hört es mit dem Negativen schon auf: Zwischen 6 und 12 Uhr auf dem Gain-Regler ist eine Menge möglich, butterweicher Crunch, Vintage-Charakter und bisweilen auch ein zutiefst britischer Charakter oder regelrechte Marshall Sounds. Für Hardrock à la AC/DC beispielsweise allemal geeignet. Nur High-Gain für Metal kann das gute Teil nicht, dafür wird einfach zuviel gerauscht. Trotzdem: analoge Bauweise, True-Bypass, flexibler Sound – für einen Tiefpreis.
- Hersteller: TC Electronic
- Preis: 45,- Euro
- Thomann
9. Overdrive Pedale unter 100 Euro – Harley Benton American TrueTone
Geballte amerikanische Verzerrer-Authentizität für gerade mal 30 Euro? Klingt zu schön, um wahr zu sein. Tatsache ist: Der TrueTone von Harley Benton ist in Kombination mit einer Strat recht häufig anzutreffen. Ein äußerst effektiver EQ und ein Charakter, der extrem gut auf Fender anspringt sind die definitiven Kaufargumente für den TrueTone. Wer also seine Strat über einen Twin Reverb spielt, kann den American TrueTone hervorragend dafür verwenden, das Signal mit einem leichten Crunch zu unterfüttern, ehe man es durch den Verstärker jagt. Unabhängig ob man direkt ins Mischpult geht oder über einen Röhrenverstärker, „krankt“ auch der American TrueTone an genau den gleichen Problemen wie viele andere Pedale dieser Preisklasse: In höheren Bereichen knarzt und quietscht es an allen Ecken. „Drive“ und „Voice“ des American TrueTone sind bekannt dafür, dass man sie in ihrer Einstellung nicht überstrapazieren darf. Trotzdem: ein ungemein fähiger Low-Gain-Overdrive für knappe 30 Euro, besonders geeignet für Singlecoils.
- Hersteller: Harley Benton
- Preis: 29,90 Euro
- Thomann
8. Verzerrer Pedale günstig – Boss SD-1 Distortion
Selbstredend kommt eine solche Liste nicht ohne Boss aus. Die Urväter der Gitarren-Pedale haben im Laufe ihrer Geschichte unzählige Verzerrer auf den Markt gebracht. Sich für einen zu entscheiden, ist da nicht leicht. Für die unteren Preisregionen muss der Boss DS-1 zur Sprache gebracht werden. Die Charakteristik des SD-1 Distortion macht diesen Verzerrer zu etwas ganz Besonderem. Zu allererst: Er ist rau. Das verstand Grunge-Überväter wie Kurt Cobain recht früh, die selbst später in ihrer Karriere mehr oder minder gar nicht ohne das SD-1 auskamen – zumindest Live. Klar ist: In der Charakteristik ist das Boss SD-1 Distortion britisch, doch es reicht schon, wenn man die Regler auf die 12-Uhr Marke gesetzt hat – und schon knarzt und fiept es. Wer also auf Rückkopplung, Rauschen und ein authentisches Garage-Feeling Wert legt, kommt um ein Boss SD-1 Distortion nicht herum. Feines Low-Gain? Fehlanzeige. Dafür jedoch ein schiebender Sound, der trotz seines Preises die Transparenz der Töne gewährleistet.
- Hersteller: Boss
- Preis: 57,- Euro
- Thomann
7. Overdrive Pedale günstig – ProCo Rat 2
Auch auf die Gefahr hin, dass Stimmen laut werden, „man würde immer wieder nur die gleichen Namen auf so einer Liste lesen“: Auf die ProCo Rat 2 zu verzichten wäre ein bisschen mutwillig. Drei Regler: Distortion, Filter, Volume. Das reichte aus, damit die Rat zu einem der meistverkauften Overdrive- und Distortion-Pedale aller Zeiten wurde. Einer der größten Vorteile der ProCo Rat dürfte der sein, dass sie so ziemlich mit allen Amps harmoniert. Egal ob Fender, Randall oder Marshall – die Rat springt an. Bei voll aufgedrehtem Distortion-Regler verwandelt sich die ProCo Rat 2 in ein Fuzz-Pedal. Das Lowpass-Filter und das Dioden-Clipping agieren prima miteinander. Statt also mit herkömmlichen Tone-Parametern auszukommen, passt man beim ProCo Rat 2 die Verzerrung vor allem mithilfe des Filters an. Dieses in dieser Preisriege recht einzigartiges Zusammenspiel der Regler ermöglicht eine enorme Bandbreite in Sachen Klang. Die Distortion auf Halbmast und der Filter-Regler auf Anschlag kann ungemein warme Sounds entfalten, während eine volle Distortion und ein minimal eingestelltes Filter fuzzy Leadsounds ermöglicht, die sich auch vor dem Big Muff nicht zu verstecken brauchen. Ein echter Allrounder also.
- Hersteller: ProCo
- Preis: 78,- Euro
- Thomann
6. Verzerrer Pedale unter 100 Euro – T-Rex Mudhoney II
Ein Klassiker aus Dänemark: Der Mudhoney. Hat ein bisschen gedauert, bis der Nachfolger auf der Bildfläche erschien. T-Rex ließen sich Zeit, um keinen Schnellschuss abzuliefern und haben ein kleines Sahnehäubchen für nicht mal 100 Ocken abgeliefert. Im Detail gibt es hier zwei separate Kanäle, die entweder im Normal- oder Boost-Modus funktionieren und wenn man einen unmittelbaren Vergleich wagen möchte: Einen Tubescreamer-Verschlag mit intelligenter Schaltung. Der Boost ist nicht nur ein herkömmlicher Volume-Push, sondern ein ordentliches Satz Gain obendrauf. Über die zwölf Uhr Marke kann mit dem Boost ein fettes Distortion-Brett aufgefahren werden. Wird hier ein authentischer Röhrensound simuliert? Böse Stimmen meinen, dass ein leichtes Clipping und eine Transistor-artige Qualität das Mudhoney ungenießbar machen. Trotzdem ist es eins der meistgenutzten Overdrive Pedale. Wer Riffs à la Helmet zockt und ein möglichst breitflächiges Distortion-Brett sucht, ist beim Mudhoney II also bestens beraten.
- Hersteller: T-Rex
- Preis: 99,- Euro
- Thomann
5. Overdrive Pedale unter 100 Euro – EHX Big Muff PI
Overdrive ist nicht gleich Fuzz – schon klar. Doch auch ein Big Muff kann helfen, den Gitarrenklang für den Amp zu öffnen – genau die Aufgabe also, die einem Overdrive-Pedal zufällt. Und der klassische Big Muff Klang von EHX für unter 100 Euro ist für so eine Liste eben unverzichtbar. Die PI/Tone Wicker Version des Big Muff besitzt den Wicker-Schalter. Hierbei handelt es sich um ein Hochfrequenzfilter, das einen für Doom- und Stoner-Rock sehr geeignetes Sustain bietet. Ohne den Wicker-Schalter habt ihr den regulären Big Muff Sound. Darüber hinaus den Tone-Schalter, der die Tone-Einstellung des Big Muff umgeht und den Sound öffnet und aus dem erstickten „Furz“ die Fuzz-Wand zaubert. Der Big Muff PI kann also cremige Distortion, ist aber ebenso fähig, den nötigen Biss für Leads und Soli liefern. Ein bekannter Klassiker in modernem Gewand, zu einem absolut angemessenem Preis – der EHX Big Muff PI
- Hersteller: Electro Harmonix
- Preis: 87,- Euro
- Thomann
4. Verzerrer Pedale unter 100 Euro – Boss MT-2 Metalzone
Schon klar, schon klar – strenggenommen handelt es sich auch hier nicht um ein Overdrive-Pedal. Aber: Es gibt wohl kaum einen Fußtreter, der die Pedal-Szene so sehr spaltet wie der Metalzone von Boss. Von nicht wenigen wird das Pedal als eins der schlimmsten Verzerrer-Pedale aller Zeiten bezeichnet. YouTube-Videos wurden gemacht, die sich dem Thema ausführlich widmen. Müssen wir deshalb gleich in dasselbe Lied mit einstimmen? Auf keinen Fall. Den Tatsache ist: In Sachen best buy for the buck hat der MT-2 Metalzone durchaus was zu bieten. Und wie bei den meisten anderen Pedalen, steht und fällt die Nutzbarkeit damit, wie man es nutzt – und wo es in der Signalkette zum Einsatz kommt. Wer die Metalzone schulterzuckend einfach vor den cleanen Kanal eines Fender Twin Reverbs schaltet, wird natürlich sofort verstehen, was gemeint ist, wenn vom Metalzone als the worst distortion pedal of all time die Rede ist. Wer den MT-2 jedoch in den FX-Loop eines Hugh & Kettner schaltet, dem dürfte die Kinnlade runterklappen. Ein saftiges, absolut bühnentaugliches Metal-Brett entfaltet sich da, eins, mit dem sich beispielsweise die für Metal so geeigneten Mid-Scoops einstellen lassen oder mit vollem Gain ein machtvoller Overdrive einstellen lässt. Robust, einfach und für den Preis in der Effektschleife eures Amps eine nicht zu unterschätzende Macht!
- Hersteller: Boss
- Preis: 96,- Euro
- Thomann
3. Overdrive Pedale günstig – Harley Benton Ultimate Drive
Der Harley Benton Ultimate Drive leistet für seinen absurd niedrigen Preis etwas, das zum Beispiel einem Big Muff oder einem anderen Pedal mit spezieller Charakteristik nicht gelingt: Es verfälscht den Grundsound der Gitarre nicht. Das ist eins der Hauptaugenmerke, die man beim Kauf eines Overdrive-Pedals im Blick haben muss. Sucht man bei seinem ein Gerät zur Saturierung oder Öffnung des Sounds oder einen bestimmten Charakter in der Zerre? Wo Big Muff draufsteht, ist auch Big Muff drin. Doch was, wenn man Wert drauf legt, den Sound seiner Gitarre wirklich adäquat zu verstärken, ohne seinen Charakter zu verändern? Dann gibt es wohl, zumindest des Preis-Leistungs-Verhältnisses, kein besseres Pedal hierfür als den Ultimate Drive von Harley Benton. Speziell, wenn ihr das Gerät in die Effektschleife eures Röhrenverstärkers einspeist, bekommt ihr den Charakter einer zusätzlichen 6L6 Endröhre für 30 Euro geliefert. Heißt also: sehr natürlicher Sound, der vor allem als Blues- oder Rock-Zerre eine feste Bank darstellt. Wieder zu erwarten ist natürlich das übliche Manko: In den High-Gain-Gefilden wird es schmutzig/rauschend, bisweilen ungenießbar. Manch einem gefällt aber auch der Charakter des Ultimate Drive in höheren Gain-Regionen, da er nicht wie manche Tubescreamer das Signal jenseits der 3-Uhr Marke ausdünnt. Best buy for buck? In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis hätte der Ultimate Drive hier auf jeden Fall eine Pole-Position sicher.
- Hersteller: Harley Benton
- Preis: 29,90,- Euro
- Thomann
2. Verzerrer Pedale günstig – Behringer VT999
Der VT999 ist ein mit einer 12 AX 7 Röhre ausgestattetes Röhrenpedal, ein robustes, schweres Teil, mit integriertem Noisegate, Gain, Treble, Mid, Bass und Master. Gerne wird das Behringer als ein vollständiger, dirty Preamp bezeichnet, der zum Beispiel hilfreich sein kann, einem klinisch klingenden Transistorverstärker den nötigen Röhren-Biss zu geben. Was ihm diesen Preamp-Charakter eher gibt als anderen Pedalen, ist die enorme Klangvielfalt, die man für diesen Preis kriegt – das Frequenzspektrum, das der VT999 abdeckt, ist beachtlich. Oft hat man, speziell bei Overdrive-Pedalen der unteren Preis-Riege das Problem, dass das Potential der Regler jenseits der zwei Uhr-Marke bereits völlig ausgeschöpft ist. Der Behringer VT999 hat dieses Problem nicht. Sogar die High-Gain-Gefilde können sich sehen lassen, wobei man jenseits der 12-Uhr-Marke schnell einen Kettensägen-Sound bekommt. In Kombination mit einem Rectifier oder Rockerverb aber eine durchaus machtvolle Ergänzung, deren größtes Manko die, nun ja – lässt sich nicht anders sagen, etwas fragwürdige Optik ist.
- Hersteller: Behringer
- Preis: 53,- Euro
- Thomann
1. Overdrive Pedale günstig – Boss BD-2
Keine Überraschung: Der Boss Blues Driver ist in Sachen Klangqualität das vielleicht am vielseitigsten einsetzbaren Overdrive-Pedal, das ihr für unter 100 Euro kriegen könnt. Er kriegt nämlich einen authentischen Vintage-Sound mit einer Präzision hin, mit der manch ein Boutique-Overdrive-Pedal nicht mithalten kann. Springender Punkt hierbei: Welche Gitarre ihr spielt. Humbucker und der Blues Driver sind nicht zwangsläufig die besten Freunde, aber eine Fender mit Singlecoil und der Blues Driver? Da passiert Großartiges. Der „Twang“ eines Coils und der warme, raue Charakter des Blues Drivers verstehen sich großartig, wobei bei den Höhen geguckt werden muss. Am besten da schön am EQ oder am Tone der Gitarre schrauben. Eins der charakteristischen Mankos des Blues Driver: das eigenwillige Sustain, das vor allem in höheren Zerr-Regionen manchmal recht unvermittelt nachgibt. Im unmittelbaren Vergleich mit dem Tubescreamer lässt sich aber sagen, dass der Blues Driver die Bässe stärker betont und sich deshalb redlich besser eignet für Crunch. Ein Evergreen, ein Tausendsassa, dessen vielleicht größtes Manko die etwas arg eng zusammenstehenden Potis darstellen.
- Hersteller: Boss
- Preis: 89,- Euro
- Thomann
Im Artikel werden Boss sd1 und ds1 verwechselt.