Playlist-Pitching am Beispiel von Spotify
Bei Spotify werden die Songs von Künstlern nicht einfach hochgeladen, sie werden gepitcht. Aber was genau bedeutet das und vor allem: Wie funktioniert das Ganze? Darum soll es in diesem Artikel gehen. Bei YouTube, Bandcamp und SoundCloud ist es so schön einfach: Du produzierst deinen eigenen Song, lädst ihn hoch und kannst ihn dann mit Menschen auf der ganzen Welt teilen. Im Idealfall verdienst du damit dann auch schon ein bisschen Geld.
Inhaltsverzeichnis
Bei Spotify, Apple Music und Co. hingegen sieht die Sache ein bisschen anders aus, denn hier kannst du nicht einfach einen Song hochladen, der dann im besten Falle viral geht und dich reich macht. Die großen Musikplattformen sind aber weltweit und eine Schlüsselressource für Künstler, um ihre Musik einem breiten Publikum zu präsentieren. Wenn du Musik veröffentlichst, ist es entscheidend, deinen Song gut zu platzieren, damit er die Aufmerksamkeit von Spotify-Redakteuren, Playlist-Curatoren und Zuhörern erhält. Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist der sogenannte Pitch.
In diesem dritten und letzten Teil unserer Serie zum Thema Self-Publishing in der Musikbranche erfährst du, wie du einen Song bei Spotify pitchst und welche Aspekte du beachten solltest, um deine Chancen auf Erfolg zu erhöhen.
Hier alle Teile dieser Serie auf einen Blick:
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Distributer & Aggregatoren
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Wie kommt man in die Playlists?
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Songs pitchen und richtig platzieren
Warum sollte ich einen Song bei einem Streaming-Dienst pitchen?
Bei einem Pitch geht es vor allem darum, die Aufmerksamkeit von den Kuratoren der Streaming-Dienste auf dich zu lenken, denn diese Leute erstellen und pflegen die redaktionellen Playlists. Es ist quasi die Suchmaschinen-Optimierung für Streaming-Dienste. Eine Platzierung auf einer solchen Playlist kann deine Streaming-Zahlen und damit deine Bekanntheit erheblich steigern.
Außerdem haben Tracks, die über das Pitching-Tool eingereicht werden, die Chance, in den wöchentlichen „Release Radar“-Playlists der Hörer aufgenommen zu werden, die Musik wie deine gerne hören. Und über die zusätzlichen Informationen, die du beim Pitching an die jeweiligen Streaming-Dienste übermittelst (beispielsweise das Genre, die verwendeten Instrumente und ähnliches), können die Empfehlungen zielgerichteter an die Hörer weitergegeben werden. Damit erreichst du also gleich die richtigen Leute.
Das wiederum beeinflusst nicht nur redaktionelle Playlists, sondern auch algorithmische Playlists wie den „Discover Weekly“ und „Radio“-Funktionen, was die Reichweite deines Songs über eine längere Zeit hinaus erhöhen kann.
Auch nicht zu vernachlässigen ist der Umstand, dass du über das Pitching direkt mit den Streaming-Diensten in Kontakt kommst. Selbst wenn dein Song nicht in Playlists aufgenommen wird, hilft das Pitchen, deine Präsenz auf der Plattform zu verstärken. Getreu dem wunderbaren Dialog aus dem Fluch der Karibik, in dem James Norrington zu Captain Jack Sparrow sagt: „Sie sind der schlechteste Pirat, von dem ich je gehört habe.“ Und die Antwort darauf lautete: „Aber ihr habt von mir gehört.“
Man kann sich jetzt natürlich fragen, was man überhaupt von einer Playlist-Platzierung oder der Aufnahme in personalisierte Playlists hat. Und die Antwort ist ganz klar: mehr Streams. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Song von anderen Hörern geteilt oder von den entsprechenden Algorithmen noch breiter empfohlen wird. Das bezeichnet man dann als organisches Wachstum, das letztlich oft nachhaltiger und authentischer als reine Promotion-Kampagnen ist.
Kurzum: Das Playlist-Pitching eines Songs ist eine wichtige Strategie, um die Sichtbarkeit auf verschiedenen Musik-Streaming-Plattformen zu erhöhen. Doch bei welchen Streaming-Plattformen kann man seine Songs überhaupt pitchen?
Bei welchen Streaming-Plattformen lohnt sich ein Pitch
Spotify
Spotify bietet Künstlern offiziell zwar die Möglichkeit, Songs direkt über das „Spotify for Artists“-Dashboard zu pitchen, allerdings brauchst du dafür einen Distributor. Wichtig ist, dass dein Song mindestens 7 Tage vor dem Release gepitcht werden muss, um in den „Release Radar“ zu kommen.
Apple Music
Bei Apple Music läuft das Playlist-Pitching direkt über einen Distributor, diese leiten den Pitch dann an die Apple Music-Kuratoren weiter. Es gibt auch spezielle Promotion-Agenturen, die helfen können, bei Apple Music Playlists zu landen.
Amazon Music
Amazon Music bietet wie Spotify einen speziellen Account mit dem Namen „Amazon Music for Artists“. Im Unterschied zu Spotify kann man hierüber jedoch nicht aktiv pitchen. Das Pitching funktioniert auch hier nur über Distributoren, die dann die Songs für redaktionelle Playlists einreichen.
Deezer
Bei Deezer kannst du deine Musik über das „Deezer for Creators“-Portal promoten. Deezer bietet ebenfalls redaktionelle Playlists, auf die Künstler über Distributoren zugreifen können. Es gibt jedoch kein zentrales Tool für das Playlist-Pitching wie bei Spotify.
Tidal
Tidal bietet keine direkte Pitching-Plattform für Künstler, so dass auch hier wieder alles über Distributoren oder aber auch Labels funktioniert.
YouTube Music
Auch für YouTube Music gibt es kein zentrales Pitching-Tool wie bei Spotify. Aber durch einen Musik-Distributor oder über YouTube Music Partners, die es für größere Labels gibt, kannst du in den Playlists erscheinen. Außerdem kannst du deine Musik über YouTube selbst promoten und dadurch in die YouTube Music-Algorithmen gelangen.
SoundCloud
Auf SoundCloud gibt es für „SoundCloud Premier“-Nutzer die Möglichkeit, Songs für offizielle SoundCloud-Playlists zu pitchen. In diesem Falle ist wirklich mal kein Distributor nötig.
Spotify wie auch Apple Music, Amazon Music, Deezer, Tidal und YouTube Music erfordern in der Regel die Unterstützung von Musik-Distributoren, Labels oder spezialisierten Agenturen, einen Song zu pitchen und so redaktionelle Playlists zu erreichen.
Wie funktioniert das Playlist-Pitching? Das Beispiel Spotify.
Die meisten großen Streaming-Dienste arbeiten nicht direkt mit unabhängigen Künstlern zusammen, sondern akzeptieren den Upload von Songs nur über offizielle Distributoren wie DistroKid, TuneCore, CD Baby und ähnliche Anbieter. Diese Dienste übernehmen die technische Verbreitung deiner Musik auf verschiedenen Streaming-Plattformen. Also brauchst du zunächst einen Distributor. Im zweiten Teil dieser Serie hast du bereits erfahren, welche Anbieter es gibt und dich vermutlich jetzt für einen entschieden.
Der Vorteil von Distributoren ist, dass du nicht bei jedem Streaming-Dienst einen Account anlegen musst, damit dein Song dort gepitcht wird, aber dennoch kann es sinnvoll sein, sich nicht alleine auf den Distributor zu verlassen, sondern auch selbst aktiv zu werden.
Distributoren sorgen zwar dafür, dass dein Song auf Plattformen wie Spotify verfügbar ist, aber sie haben oft keine direkten Möglichkeiten, deine Musik in redaktionelle Playlists zu bringen. Manche Distributoren bieten jedoch an, den Song an Algorithmus-basierte Playlists oder kleinere User-generierte Playlists zu empfehlen. Dennoch haben sie in der Regel keinen direkten Einfluss auf die redaktionellen Playlists von Spotify, die oft entscheidend für größere Reichweiten sind.
Songs bei Spotify pitchen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Zunächst legst du also einen „Spotify for Artists“-Account an. Hierüber kannst du deine Musik verwalten, Analysen einsehen und eben Songs an Spotify-Redakteure pitchen. Dann planst du deine Veröffentlichung. Um die besten Chancen auf eine Platzierung in redaktionellen Playlists zu haben, solltest du deine Musik mindestens 7 Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum bei Spotify einreichen. Je früher du pitchst, desto größer sind deine Chancen, dass Spotify-Redakteure deinen Song entdecken und prüfen können.
Sobald deine Musik auf Spotify hochgeladen wurde und du Zugriff auf „Spotify for Artists“ hast, kannst du deinen Song pitchen. Gehe dazu deinem Dashboard in „Spotify for Artists“ und klicke auf „Upcoming Releases“, um deinen neuen Song zu finden. Dann klickst du auf „Pitch a Song“, um mit dem Pitch-Prozess zu beginnen. Jetzt musst du einige wichtige Informationen angeben und mit den solltest du nicht sparsam sein. Nutze die Gelegenheit, um den Song bestmöglich zu präsentieren und wähle zusätzlich zu dem Genre auch noch ein Untergenre aus. Je präziser, desto besser.
Dann wird gefragt, welche Art von Stimmung dein Song vermittelt, sprich, ob er eher melancholisch, energiegeladen, ruhig, oder optimistisch ist? Diese Angabe hilft Spotify-Redakteuren, passende Playlists zu finden.
Wichtig ist für Spotify auch, woher du kommst, denn so kann dein Track auch in lokale Playlists kommen, wenn er in eine bestimmte geografische Region passt.
Außerdem musst du angeben, in welcher Sprache der Song ist. Das ist wichtig, weil viele Playlists nach sprachlichen Kriterien zusammengestellt werden.
Als nächstes steht dann die Veröffentlichungsstrategie auf dem Plan. Hier solltest du kurz erklären, ob dein Song Teil eines größeren Projekts, wie beispielsweise eines Albums ist oder ob er als Single veröffentlicht wird. Wenn es Besonderheiten oder ein Thema gibt, das den Song besonders relevant macht, erwähne es hier.
Und auch wenn du eine spezifische Marketing-Strategie oder Promotion-Kampagne hast, die den Song unterstützen wird, solltest du das in deinem Pitch erwähnen, denn auch solche Informationen könnte Spotify-Redakteure dazu veranlassen, deinem Song mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Nicht zuletzt bietet Spotify dir übrigens auch die Möglichkeit, eine persönliche Nachricht an die Redakteure zu schreiben und das solltest du unbedingt tun. Denn hier hast du die Gelegenheit, deine Geschichte zu erzählen! Warum ist dein Song wichtig? Was ist das Besondere daran und unterscheidet ihn von anderen Songs? Diese Notiz sollte authentisch und prägnant sein. Vermeide übertriebene Selbstdarstellungen, sondern konzentriere dich darauf, den Song und seine Bedeutung oder Relevanz zu beschreiben.
Und dann heißt es erst einmal abwarten und Tee trinken. Oder vielleicht auch gleich an neuen Songs zu arbeiten, denn jetzt liegt es in den Händen der Spotify-Redakteure zu entscheiden, ob dein Track in eine Playlist aufgenommen wird oder nicht. Und das kann dauern.
Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze: Je früher du pitchst, sprich, je länger der Zeitraum bis zu deiner geplanten Veröffentlichung ist, desto mehr Zeit haben die Redakteure, deinen Song zu prüfen.
Nutze jedes Feld im Pitch-Formular, um deinem Song die bestmögliche Präsentation zu bieten. Je mehr relevante Informationen du bereitstellst, desto besser verstehen die Redakteure deinen Song und seine Zielgruppe.
Erzähle eine überzeugende Geschichte: Der persönliche Teil beim Playlist-Pitching ist besonders wichtig. Finde eine Story, die deinen Song authentisch und interessant erscheinen lässt.
Alternativen zum Self-Publishing in der Musikbranche
Self-Publishing bietet die die maximale künstlerische Freiheit, ist aber auch sehr aufwändig und es bedarf extrem viel Disziplin und einer guten Planung. Wenn du nun alle drei Teile dieser Serie durchgelesen hast und feststellst, dass das Self-Publishing vielleicht doch nichts für dich ist, kann es für dich trotz aller Kritik an Musik-Labels dennoch sinnvoll sein, diesen Weg zu wählen.
Zudem will ich natürlich nicht unerwähnt lassen, dass die Wahrscheinlichkeit, nur über Streaming-Dienste derart hohe Einnahmen mit seiner Musik zu generieren, dass man davon leben kann, extrem gering ist. Streaming-Dienste sind eine gute Möglichkeit, die eigene Reichweite zu erhöhen und damit die Bekanntheit der eigenen Werke zu steigern. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass selbst Top-Stars mit dem Streaming nicht wirklich viel Geld verdienen und alternative Wege wie beispielsweise Live-Konzerte und ähnliches in puncto Einkommen durchaus lohnender sein können.
In diesem Beitrag hier findest du ein sehr spannendes Video zu dem Thema.
Alex hat hier einen entsprechenden Artikel zum dem Thema geschrieben. Und um herauszufinden, welches Label das richtige für deine Musik ist, gibt es einen ganz einfachen Trick. Die GEMA hat eine Suchfunktion, in die du den Titel und den bürgerlichen Namen eines Künstlers eingibst und sofort alle Angaben zum Label und dem Publisher erhältst. Und auch über „Musik-Sammler“ kannst du mit dem Song-Titel oder dem Interpreten die Plattenfirma herausfinden, die dahintersteht und die dann vielleicht auch für deine Musik geeignet ist.
Was bedeutet denn „Um die besten Chancen auf eine Platzierung in redaktionellen Playlists zu haben, solltest du deine Musik mindestens 7 Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum bei Spotify einreichen.“ und „Je früher du pitchst, sprich, je länger der Zeitraum bis zu deiner geplanten Veröffentlichung ist, desto mehr Zeit haben die Redakteure, deinen Song zu prüfen.“?
Wenn ich einen Track via Distributor bei Spotify hochlade, ist er dort doch eigentlich schon veröffentlicht.
@Klaus Trofob In der Regel bieten dir Distributoren ein Veröffentlichungsdatum festzulegen.
Das legst du so weit in die Zukunft, sodass du genug Zeit für deine Promotion hast.
Singles plane ich min. 6 Wochen im Voraus, Alben min. 12 Wochen.
@Klaus Trofob , in der Regel dauert es bis zu 14 Tagen, je nach Distributor bis die Tracks dann live auf den Plattformen sind. Ausser du planst eine Stichtags VÖ die braucht dann a) einen Stichtag und b) mehr als sieben Tage Vorlauf. Weil hier auf den Stichtag gepickt wird. In Deutschland ist es in der Regel so das die neuen Release am Freitag rausgehauen werden. In den Wochen davor werden dann die Redaktionen entsprechend gepitcht, Mails gehen raus. Oder man bekommt eine Einladung zu einer Listening Session, PK. Sonja hat da recht, früh pitchen hilft.
@TobyB Danke, aber so ganz habe ich es immer noch nicht gecheckt. Ich meine deswegen:
„Sobald deine Musik auf Spotify hochgeladen wurde und du Zugriff auf „Spotify for Artists“ hast, kannst du deinen Song pitchen. Gehe dazu deinem Dashboard in „Spotify for Artists“ und klicke auf „Upcoming Releases“, um deinen neuen Song zu finden. Dann klickst du auf „Pitch a Song“, um mit dem Pitch-Prozess zu beginnen.“
Bei mir war ein Track nach der Freigabe durch den Distributor bisher noch nie unter „Upcoming Releases“ (aka „Demnächst“) zu finden, sondern immer schon direkt uinter „Releases“.
@Klaus Trofob , bitte. Das hängt an deinem Distributor. Wenn ich von Soundcloud einen Release anstosse, dann landen die zunächst unter Upcoming Releases. Dort bleibt er sieben Tage. Und geht dann anschliessend live. Bei Distrokid kann man zB das Datum eines zukünfigten Releases einstellen. Bei Apple Music funktioniert es auch. Bei Apple Music im Artist Bereich gibt eine Darstellung welcher Distributor, a) welche Daten übermittelt und b) welche Funktion der via API zur Verfügung stellt. Das variiert sehr stark. https://tinyurl.com/28kq3yrv Vermutlich wird das bei dir auch der Fall sein.