Die größten Streaming-Dienste für Künstler im Vergleich
Heutzutage sind Streaming-Dienste für Künstler unverzichtbar geworden. Doch wie findet man sich in dem Dschungel der Anbieter zurecht und wie bekommt man seine Songs überhaupt in die Playlists? Darum soll es in diesem Artikel gehen. Im ersten Teil unserer dreiteiligen Serie über das Self-Publishing in der Musikbranche haben wir bereits betrachtet, welche Schritte man erledigen sollte, bevor man seine Songs über die großen Streaming-Dienste in die Welt hinausträgt.
Inhaltsverzeichnis
Jetzt wollen wir zunächst einmal schauen, welche Streaming-Plattformen es für Künstler überhaupt gibt, denn jenseits von Spotify und Apple Music gibt es da noch einiges mehr und jede Plattform hat ihre Vor- und Nachteile. Und im dritten Teil nehmen wir dich mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung an die Hand und zeigen dir, wie du einen Track bei Spotify pitchen kannst und welche Vorteile dir das bringt.
Hier übrigens alle Teile dieser Serie auf einen Blick:
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Distributer & Aggregatoren
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Wie kommt man in die Playlists?
- Music-Selfpublishing leicht gemacht: Songs pitchen und richtig platzieren
Streaming-Dienste für Künstler – ein Überblick
Spotify
Mit mehr als 500 Millionen aktiven Nutzern und über 70 Millionen Songs ist Spotify die unangefochtene Nummer 1 der Streaming-Dienste für Künstler ist. Es ist die weltweit größte Musik-Streaming-Plattform und bietet daher natürlich den Vorteil einer extrem großen Reichweite. Ganz besonders sind hier natürlich die kuratierten Playlists hervorzuheben, denn in der Regel geht es darum, sich als Künstler hier einen Platz zu sichern.
Über die „Spotify for Artists“-Funktion haben Künstlern zudem die Möglichkeit, sich Statistiken zu ihren Hörern anzuschauen und diese dann für Marketingzwecke zu nutzen. Außerdem gibt es noch die Option einer Podcast-Integration.
Der größte Nachteil von Spotify ist mindestens so bekannt wie die Plattform selbst, denn die Vergütung pro Stream liegt bei weniger als 0,003 Euro. Zudem braucht es mittlerweile auch noch eine Mindestzahl an Streams, um sich die Einnahmen überhaupt auszahlen lassen zu können.
Und da die Plattform nun einmal so extrem groß ist, ist auch der Konkurrenzdruck wahnsinnig hoch, denn es gibt natürlich nicht nur Millionen von Hörern, sondern auch Millionen von Künstlern, die sich auf dieser Plattform profilieren wollen.
Apple Music
Mit 100 Millionen Songs ist Apple Music ein weiterer großer Player im Musikstreaming-Bereich, hat allerdings mit rund 100 Millionen Abonnenten weniger Nutzer als Spotify. Apple Music hat eine starke Nutzerbasis, vor allem bei Apple-Geräten, ist aber nicht so universell verfügbar wie Spotify.
Dafür bietet Apple Music eine „bessere“ Vergütung. Die Anführungszeichen sind ganz bewusst gewählt, denn besser bedeutet in diesem Falle doppelt so viel. Und 2x 0,003 Euro sind letztlich auch nur 0,006 Euro pro Stream.
Aber Apple arbeitet oft mit Künstlern für exklusive Veröffentlichungen und Aktionen zusammen, was die Reichweite der Künstler erhöhen kann. Und vor allem diejenigen, die einen großen Wert auf den Klang ihrer Musik legen, sollten Apple Music definitiv bevorzugen, denn die Klangqualität ist bei diesem Anbieter besser als bei Spotify.
Auch Apple Music arbeitet mit kuratierten Playlists, bietet exklusive Radiosender und eine gute Integration mit iTunes.
Amazon Music
Die Vergütung bei Amazon Music liegt etwa im gleichen Bereich wie bei Apple Music. Amazon Music Unlimited hat durch die Integration in Amazon Prime mit über 100 Millionen Abonnenten eine enorme Reichweite, die sich allerdings in verschiedene Services wie Amazon Music Unlimited und Prime Music unterteilt. Auch hier gibt es Playlists und – wie sollte es anders sein – auch in Integration mit der allgegenwärtigen Alexa ist inklusive.
Deezer
Auch Deezer bietet mit 0,005 bis 0,007 Euro pro Stream etwas mehr als Spotify.
Mit 16 Millionen aktiven Nutzern ist Deezer vor allem in Europa ein starker Player, allerdings ist der Anbieter insgesamt in 180 Ländern verfügbar.
Napster
Mit 0,017 Euro pro Stream gehört Napster schon zu den großzügigen Streaming-Diensten (was wirklich traurig ist). Dafür ist die Plattform mit etwa 3 Millionen Abonnenten deutlich kleiner als die bisher genannten Streaming-Dienste. Auch hier gibt es im übrigen Playlists.
Tidal
Tidal gehört ebenfalls zu den Anbietern, die mit 0,011 bis 0,016 Euro pro Stream „viel“ an die Künstler zahlen und hat sich so einen Namen als musikerfreundliche Plattform gemacht. Mit rund 5 Millionen Abonnenten ist die Reichweite etwas größer als bei Napster und die Inhalte sind recht exklusiv mit einem Fokus auf ein Streaming mit hoher Qualität. Hier gibt es dann auch die Möglichkeit, neben künstlerischem Videomaterial, Dokumentationen über die Künstler zu veröffentlichen.
Streaming für Künstler:
Welche Alternativen gibt es zu Spotify und Co.?
YouTube
Um seine Songs auf YouTube zu veröffentlichen, benötigt man keine Distributoren und mit mehr als 2 Milliarden Nutzern pro Monat ist die Reichweite von YouTube absolut einmalig. Vor allem seit der Einführung von YouTube Music ist YouTube zu einer der wichtigsten Plattformen für Musiker überhaupt geworden. Neben eigenen Musikvideos können hier auch Live-Auftritte und Videos aus dem Künstleralltag hochgeladen werden.
Alles kostenfrei und durch eine ausreichende Anzahl an Klicks kann man beispielsweise durch das YouTube-Partnerprogramm über AdSense Einnahmen generieren. Mit 0,002 Euro pro Klick steht YouTube zwar noch schlechter da als Spotify, dafür gibt es aber die Möglichkeit, durch gesponserte Inhalte, Merchandise-Verkäufe und Patreon mehr Geld zu verdienen.
Und auch an dem YouTube Premium-Programm werden die YouTuber beteiligt, denn wenn Nutzer die Videos ohne Werbung ansehen wollen, so müssen sie dafür zahlen und von diesen Einnahmen profitieren auch die Ersteller der Videos. Die Werbebeiträge, die für User ohne Premium-Account eingeblendet werden, können, je nach Bekanntheit des Kanals durchaus mehrere Euro pro Klick einbringen. Somit kann man als Künstler hier bisweilen beträchtliche Einnahmen mit seinen Videos generieren.
Leider gibt es immer wieder Berichte über Urheberrechtsprobleme, so dass es dir durchaus passieren kann, dass deine Musikvideos aufgrund von Urheberrechtsstreitigkeiten entweder entfernt oder demonetarisiert werden.
TikTok
Noch mehr Nutzer als YouTube und damit eine noch größere Reichweite bietet mit 3 Milliarden Accounts TikTok. Dadurch dass die Videos hier in der Regel aber nur maximal 3 Minuten lang sein dürfen, ist diese Plattform eher nur für kurze Sequenzen geeignet. Der Upload von Konzeptalben mit Songs, die eine Länge von 3 Minuten um das Vielfache überschreiten, sind hier also nicht möglich. Und so kurz wie die Beiträge selbst, ist oft auch ihre Lebensdauer. Über den Creator Fund kann man als Künstler Geld verdienen, wenn das eigene Video gut performt. Außerdem ist hier vor allem das Sponsoring, beziehungsweise die Partnerschaft mit bestimmten Marken, eine wesentliche Einnahmequelle. Nicht zuletzt können Fans den von ihnen bevorzugten Livestreamern „Geschenke“ schicken, die diese in Geld umwandeln können.
Wie bei YouTube funktioniert auch bei TikTok die Monetarisierung von Inhalten erst, wenn dein Konto über 1000 Follower hat. Auch hier ist die Bezahlung dann ähnlich wie bei YouTube.
Bandcamp
Bandcamp ist zwar weniger ein klassischer Streaming-Dienst als vielmehr eine Verkaufsplattform für Musik, aber die Plattform hat vor allem für unabhängige Künstler aus Nischen-Genres und dem Bereich der Independent-Musik enorm an Bedeutung gewonnen. Allerdings ist die Reichweite bei Bandcamp bei Weitem nicht so hoch wie bei den bisher genannten Streaming-Diensten für Künstler.
Dafür kann man hier, wenn man denn eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, auch durchaus etwas Geld verdienen. 85 – 90 % der Einnahmen aus Verkäufen von Singles und Alben gehen direkt an die Künstler und die Preise für deine Musik kannst du selbst festlegen. Zudem können deine Fans dich auch durch den Kauf von Merchandise-Artikeln und Spenden finanziell unterstützen.
SoundCloud
Wie bei YouTube und Bandcamp benötigst du auch bei SoundCloud keinen Distributor, um deine Musik hochzuladen. Auch diese Plattform ist vor allem bei Independent-Künstlern sehr beliebt.
Durch Kommentare und Nachrichten ermöglicht SoundCloud eine direkte Interaktion zwischen Künstlern und ihren Fans und zudem dient die Plattform auch den Scouts größerer Agenturen als Pool, in dem sie gerne mal nach Talenten fischen. Allerdings sind Monetarisierungsmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Plattformen begrenzt und die Reichweite ist natürlich deutlich geringer als bei YouTube.
Twitch
Für alle Freunde des Live-Streamings hat sich Twitch in den vergangenen Jahren einen Namen in der Künstlerszene gemacht. Hier steht vor allem der Aufbau einer Fanbase durch die Live-Interaktion mit dem Publikum im Vordergrund. Doch auch hier kann man als Musiker durch Abonnements, Spenden in Form von sogenannten (Bits) und Werbung Geld mit seinen Werken verdienen.
Der Vorteil der Live-Interaktion mit dem Publikum ist gleichzeitig aber auch ein Nachteil von Twitch, denn um hier wirklich erfolgreich zu sein, musst du regelmäßig live online sein, was bisweilen sehr zeitaufwändig und kräftezehrend sein kann. Außerdem ist Twitch im Hinblick auf die Nutzung urheberrechtlich geschützter Musik extrem streng, was dazu führen kann, dass Streams stummgeschaltet oder entfernt werden.
Welcher ist der richtige Streaming-Dienste für mich?
Welcher Streaming-Dienst für dich der richtig ist, hängt stark von deinen individuellen Bedürfnissen ab und letztlich ist es auch gar nicht nötig, sich nur auf einen Streaming-Dienst zu konzentrieren. Um Musik bei Spotify und Co. hochladen zu können, brauchst du einen Distributor. Der kostet fast immer Geld, beziehungsweise möchte einen Teil deiner Einnahmen für seine Leistungen, verteilt deine Musik aber ohnehin auf allen relevanten Plattformen. Spotify bietet eine extrem große Reichweite, zahlt jedoch extrem schlecht. YouTube und TikTok sind zwar kostenlos und bieten eine noch größere Reichweite als Spotfiy, dafür ist es aber auch schwierig, sich hier gegen die Konkurrenz zu behaupten und dass ein Video viral geht, gleicht eher einem Sechser im Lotto. Kommt aber immer mal wieder vor.
Apple Music und Amazon Music bieten ebenfalls solide Optionen mit großer Reichweite. Eine geringere Reichweite, aber eine höhere Vergütung bieten hingegen Tidal, Deezer und Napster. Plattformen wie Bandcamp hingegen ermöglichen eine direktere Unterstützung der Künstler, haben aber eine kleinere Reichweite. Letztlich hängt die Wahl der Plattform stark von den individuellen Zielen ab – ob es um die Maximierung der Sichtbarkeit, die Monetarisierung oder den Aufbau einer Community geht.
Klug ist es also, einfach mehrere Plattformen zu nutzen und aus jeder das Beste rauszuholen, um bekannter zu werden und möglichst viel mit seiner Musik zu verdienen.
So oder so wird man als Künstler aber vermutlich nicht darum herumkommen, sich auch live auf der Bühne zu präsentieren, denn das machen wir Musiker doch ohnehin am liebsten und damit schlagen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Wir erhöhen die Bindung zu unseren Fans, erhöhen unsere Bekanntheit und vor allem verdienen wir daran deutlich mehr als an 1000 Streams im Internet.
Wie man nun aber seinen Song am besten an die Big Player des Streaming-Business heranträgt, erfährst du im nächsten Teil unserer Serie.
Hi Sonja,
ich hab auch die anderen Artikel bezüglich Music-Selfpublishing von dir gelesen. Erstmal danke für die Mühe, ich hoffe das regt zur Diskussion hier an. Ich überlege aktuell tatsächlich nur noch über Bandcamp zu veröffentlichen, allerdings ist es hier (wie du ja auch beschrieben hast), etwas schwerer an Reichweite zu gewinnen.
Und noch ein kleiner Tipp um auf die Überschrift einzugehen: Um in Spotify-Playlisten zu landen habe ich bisher immer wieder mal auf Submithub zurückgegriffen. Hier bedarf es aber etwas Einarbeitungszeit und Recherche um sein Geld nicht aus dem Fenster zu werfen (Ich teile sehr gerne Erfahrungswerte). Mittlerweile habe ich auch eine eigene kleine Playlist die organisch wächst und mir ein paar mehr Streams im Monat einbringt, welche aktuell auch der einzige Grund ist der mich überhaupt noch an Spotify hält.