Nachhaltigkeit in der Gitarrenwelt – wo stehen wir 2025?
Nachhaltiger Gitarrenbau – wie geht das? Gute Frage, denn Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind im Jahr 2025 in aller Munde – auch in der Welt der Gitarren und Bässe. Hersteller reagieren auf die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Instrumenten mit innovativen Materialien und Konzepten. Immer mehr Gitarrenbauer setzen auf alternative Tonhölzer wie Bambus oder thermobehandeltes Holz, nutzen High-Tech-Werkstoffe wie Richlite oder Blackwood Tek und experimentieren mit Hanffasern oder recyceltem Plastik. Maßnahmen, die man langfristig getrost als alternativlos bezeichnen kann.
Inhaltsverzeichnis
Gleichzeitig liegen Short-Scale-Bässe (Kurzmensur) und leichtere Gitarren mit reduziertem Body-Design im Trend, um Ressourcen zu schonen und den Spielkomfort zu erhöhen. Auch die Produktionsprozesse werden grüner: Vom schonenden Holzeinkauf bis zu Recycling-Initiativen engagiert sich die Musikindustrie für einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Wir wollen da mal drauf gucken und beleuchten die aktuellen Entwicklungen, werden konkrete Hersteller und Modelle beim Namen nennen und zeigen, wie Musiker auf den grünen Trend im Gitarrenbau reagieren.
Nachhaltiger Gitarrenbau: Von Bambus bis Richlite
Bambus als Gitarrenholz
Traditionelle Tonhölzer wie Palisander, Mahagoni oder Ebenholz stehen aufgrund von Übernutzung und Artenschutz immer stärker in der Kritik. Zudem unterliegen einige Tropenhölzer Exportbeschränkungen (Stichwort CITES). Die Branche sucht deshalb nach Ersatzmaterialien, die klanglich überzeugen und nachhaltiger sind.
Bambus hat sich als überraschend attraktives Material erwiesen. Dieses extrem schnell nachwachsende Gras (kein Baum!) liefert ein hartes, stabiles Material, das in Schichtbauweise zu Gitarrenteilen verarbeitet wird. Relish Guitars aus der Schweiz nutzen etwa dunkel gewendelten Bambus für ihre Griffbretter. Laut Hersteller ist das Material härter als Ebenholz und sehr unempfindlich gegenüber Feuchtigkeitsschwankungen. Dadurch ergibt sich ein langlebiges Griffbrett mit viel Sustain und geringem Pflegeaufwand – und eben aus einer nachhaltigen Quelle.


Auch im Korpus kommt Bambus zum Einsatz: Die britische Firma Lindo Guitars präsentierte mit der Bamboo Defender eine der weltweit ersten E-Gitarren aus Moso-Bambus. Dieses Modell zeigt, dass Bambus nicht nur ökofreundlich ist (bis zu zehnmal schnellere Regeneration als Hartholz, absorbiert viel CO₂ und produziert deutlich mehr Sauerstoff als andere Pflanzen), sondern auch klanglich überzeugen kann. Ein Bambus-Korpus liefert ausreichend Resonanz und in Kombination mit einem Bambus-Hals und Ahorn-Griffbrett eine ausgewogene Tonentfaltung. Beispiele wie Relish und Lindo machen deutlich: Bambus etabliert sich als echte Tonholz-Alternative im E-Gitarrenbau.
Richlite für Gitarren und E-Gitarren
Ein weiterer Ersatz für Tropenhölzer kommt aus dem High-Tech-Labor: Richlite und ähnliche Verbundwerkstoffe. Richlite ist ein auf Papier und Harz basierendes Material, das unter Druck zu einem harten, dichten Block gepresst wird. Es sieht aus wie Ebenholz, fühlt sich ähnlich an und wird seit einigen Jahren von namhaften Herstellern für Griffbretter und Stege verwendet. Martin Guitars etwa stattet diverse Modelle (z. B. die Performing-Artist-Serie oder Ed-Sheeran-Signature) mit Richlite-Griffbrettern aus, um Ebenholz zu sparen – laut Martin Teil einer Strategie, die Nachfrage nach bedrohten Tropenhölzern zu reduzieren.


Auch Gibson griff in seiner Sustainable Series auf Richlite zurück: Modelle wie die Hummingbird Sustainable oder J-45 Sustainable kombinieren ein Walnuss-Holzgehäuse mit Steg und Griffbrett aus Richlite, das aus recycelten Zellulosefasern besteht. Diese Gitarren haben sogar handgewachste Oberflächen statt Nitrolack, um giftige Lösemittel zu vermeiden. Für traditionelle Gitarristen mag der Abschied vom Ebenholz ungewohnt sein, doch die Hersteller betonen die Vorteile: Richlite ist formstabil, braucht kein jahrelanges Trocknen und klingt praktisch wie ein dichtes Hartholz – Unterschiede im Klang oder Spielgefühl sind minimal. Tatsächlich zeigte sich schon bei Fenders Umstellung von Palisander auf Pau Ferro, dass optisch und spielerisch kaum Differenzen bestehen.
Blackwood Tek als Gitarrenholz-Alternative
Neben Richlite gibt es modifizierte Hölzer, die Tropenholz ersetzen sollen. Ein Beispiel ist Blackwood Tek, ein in Neuseeland entwickeltes Material. Dabei wird schnellwachsendes Neuseeland-Kiefernholz (Pinus Radiata) mittels Druck und organischen Zusätzen so behandelt, dass es extrem hart und gleichmäßig wird. Blackwood Tek imitiert Ebenholz und Palisander nahezu perfekt, ist FSC-zertifiziert und stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen.
Selbst die im Herstellungsprozess verwendeten Stoffe stammen aus Kiefern-Nebenprodukten wie Sägemehl. Das Ergebnis ist ein dichtes, schwarzes Holz für Griffbretter, das sich wie Ebenholz verarbeiten lässt (Sägen, Bundieren, Einlagen setzen). Einige Bass- und Gitarrenbauer verwenden Blackwood Tek bereits erfolgreich als „grünes“ Griffbrettmaterial. Ähnlich arbeitet das Schweizer Unternehmen Swiss Wood Solutions mit Sonowood: Hier werden einheimische Hölzer wie Ahorn oder Buche durch thermomechanische Behandlung auf das Drei- bis Vierfache ihrer ursprünglichen Härte verdichtet.
Dieses hochverdichtete Holz (Markenname Sonowood) bietet so hohe Abriebfestigkeit, dass es sich ideal für Gitarrengriffbretter eignet. Anstatt Ebenholz aus Afrika kann also ein heimischer Ahorn, „gebacken“ und gepresst, den Job übernehmen – mit exzellenten Spieleigenschaften.
Nachhaltiger Gitarrenbau: Hanf als Material
Hanffasern und andere Pflanzenfasern finden ebenso ihren Weg in den Gitarrenbau. Flachs (Leinen) und Hanf zählen zu den stärksten Naturfasern und wachsen extrem schnell, oft ohne Pestizideinsatz. Innovative Luthiers kombinieren diese Fasern mit Harzen, um daraus stabile Akustikgitarren-Korpusse oder -Decken zu formen. Blackbird Guitars aus den USA etwa entwickelte Ekoa, einen Flachsfaser-Bioverbund, der als natürliches Pendant zu Carbon-Faser dient. Gitarren wie die Blackbird Savoy oder El Capitan bestehen komplett aus Ekoa und erreichen eine Holzanmutung in Klang und Optik, sind dabei aber robust gegen Klimaeinflüsse und benötigen keine Lackierung.


Noch einen Schritt weiter ging 2021 die kanadische Firma JOI Guitars mit einer Akustikgitarre aus Hanfholz. Diese Weltneuheit – laut JOI die erste traditionell gebaute Hanf-Holz-Gitarre – nutzt Hanffaser-Material für Korpus, Hals und Kopfplatte. Die Entwickler mussten innovative Methoden einsetzen (z. B. Verstärkungen mit Wabenkernen und Carbon), da Hanfholz in dünnen Stücken spröde sein kann. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Hanf gilt als äußerst nachhaltiges „Tonholz“, das hundertmal schneller nachwächst als Tropenholz und klanglich mit Ahorn oder Mahagoni vergleichbar sein soll.
Recycelter Kunststoff
Sogar recycelter Kunststoff hält Einzug in den Instrumentenbau. Zwar sind kommerzielle Serienmodelle aus Plastik noch selten, aber einige Pilotprojekte zeigen, was möglich ist. Der amerikanische YouTuber Burls Art sorgte etwa für Aufsehen, als er in Zusammenarbeit mit einer Umweltschutzorganisation eine E-Gitarre aus Ozean-Plastikmüll baute.
Der Body dieser Gitarre besteht komplett aus geschmolzenem und gepresstem Kunststoff, der aus dem Meer gefischt wurde. Für das Griffbrett verwendete er sogar das Plastik eines angeschwemmten Strohhalms, wodurch ein einzigartiges Instrument entstand. Dieses Einzelstück klingt erstaunlich gut und beweist, dass selbst Wegwerfmaterialien ein zweites Leben als Musikinstrument führen können. Auch große Hersteller schauen in diese Richtung: So experimentierte Fender bereits mit 3D-gedruckten Gitarrenteilen, und Yamaha stellte Konzeptmodelle aus biobasiertem Kunststoff vor. Zwar sind solche Gitarren noch nicht im Massenmarkt, doch der Gedanke des Upcyclings – Abfallprodukte in hochwertige Instrumente umzuwandeln – passt perfekt zum Nachhaltigkeitstrend.
Gitarren aus Thermoholz
Thermoholz (torrefied wood) verdient ebenfalls Erwähnung, wenn es um nachhaltige Materialien geht. Zwar wird Holz durch das Erhitzen nicht „nachhaltiger“ im Rohstoff-Sinn, doch die Wärmebehandlung verbessert die Stabilität und Klangcharakteristik jüngerer Hölzer so, dass sie wie Jahrzehnte abgelagerte Tonhölzer klingen. Dies ermöglicht den Einsatz von schneller wachsendem oder weniger perfekt gelagertem Holz, ohne klangliche Abstriche – indirekt ein nachhaltiger Effekt, da keine seltenen Altbestände benötigt werden.


Viele Hersteller nutzen torrefizierte Hölzer: Cort etwa verbaut in der Gold-Serie torrefizierte Fichtendecken, um den Sound einer alten Vintage-Martin zu erzielen. Fender und Ibanez setzen bei E-Gitarren vermehrt auf „Roasted Maple“ Hälse, also geröstetes Ahornholz, das nicht nur optisch ansprechend dunkel ist, sondern durch reduzierte Feuchtigkeit sehr verzugsarm und leicht wird. Diese Hälse halten Temperaturschwankungen besser stand und verringern den Ausschuss in der Produktion (weniger krumme Hälse = weniger Abfall).
Leichtbau und Short-Scale: Designtrends für Ressourcenschonung
Nicht nur die Materialien, auch das Design von Gitarren und Bässen erfährt einen grünen Wandel. Das Motto lautet: leichter, kompakter, weniger Material. Zum einen stehen Short-Scale-Bässe hoch im Kurs. Bässe mit verkürzter Mensur (meist um 30 Zoll statt der üblichen 34 Zoll) erfreuen sich aus ergonomischen Gründen wachsender Beliebtheit – und sie benötigen nebenbei auch etwas weniger Holz. Klassiker wie der Höfner Violin Bass (der legendäre „Beatles-Bass“) hatten schon in den 60ern eine kurze Mensur und einen teilhohlen Korpus, was das Instrument federleicht machte.


Heute beleben Hersteller diesen Ansatz neu: Fender bietet mit dem Mustang Bass und Jaguar Bass Short-Scale-Modelle an, Gibson/Epiphone haben den EB-0 und SG Bass (30,5 Zoll Mensur) wieder im Programm und Firmen wie Sire (U5 Short Scale) oder Sterling by Music Man (Short Scale StingRay) bringen moderne Kurzmensurbässe auf den Markt. Selbst im höheren Preissegment gibt es sie – etwa den Spector Bantam 4 oder den Dingwall D-Bird Short Scale. Diese Instrumente sind nicht nur für Spieler mit kleineren Händen attraktiv, sondern sparen auch Gewicht und Material.
Noch weiter geht der Trend zum Headless-Design und ultrakompakten Formen, vor allem bei E-Bässen. Kopfplattenlose Bässe und Gitarren – bekannt geworden durch Ned Steinbergers revolutionäre Entwürfe in den 1980ern – erleben ein Comeback. Marken wie Strandberg, Kiesel oder Ibanez (mit der EHB-Serie) setzen auf headless Konstruktionen mit teils radikal reduzierten Body-Shapes. Das Resultat sind extrem leichte Instrumente: So wiegt etwa ein moderner headless Kurzmensurbass teils nur um die 2,5 kg – etwa die Hälfte eines durchschnittlichen Jazz-Bass.


Solche Leichtgewichte schätzen nicht nur reisende Musiker (die Instrumente passen ins Handgepäck und schonen den Rücken), sondern sie verbrauchen auch deutlich weniger Rohmaterial. Oft werden dünnere, ausgefräste Bodys (Chambering) genutzt, was die Holzmengen verringert. Der Tradition nach möglichst massiven Holzblöcken wird damit eine Absage erteilt. Stattdessen zeigt sich: Ein durchdachtes Design kann den Klang erhalten oder sogar verbessern, während es Material spart. Beispielhaft ist hier Relish Guitars: Durch ihren Sandwich-Aufbau mit Aluminiumkern und dünnen Holzdecken kommt die Schweizer Firma mit minimaler Holzstärke aus. Der Alu-Mittelrahmen liefert Stabilität und Sustain, die Holzfurniere außen sorgen für klassischen Look und Ton.
Auch im Akustikgitarren-Bereich tut sich etwas in Sachen Leichtbau. Taylor Guitars etwa experimentiert mit kleineren Korpusformen wie der Grand Theater Serie (GT Urban Ash), die nicht nur portabel ist, sondern auch weniger Tonholz pro Gitarre verbraucht. Die beliebte GS Mini von Taylor oder Little Martin von Martin zeigen, dass Travel-Size-Gitarren längst ernstzunehmende Instrumente sind. Sie entstehen aus kleineren Holzstücken und erzeugen weniger Verschnitt im Bau. Zudem ermöglicht die geringere Größe, auch Holzreste sinnvoll zu nutzen, die für eine Dreadnought zu klein wären. Weniger Materialeinsatz kann hier direkt zu mehr Effizienz führen.
Umweltfreundliche Produktion und grüne Initiativen
Nicht nur bei den Produkten selbst, auch hinter den Kulissen tut sich viel in Sachen nachhaltiger Gitarrenbau. Große Hersteller wie Fender, Gibson, Taylor, Martin, Ibanez, Cort, Relish und andere stehen in der Verantwortung, da sie jährlich Zehntausende Instrumente bauen. Viele Firmen haben in den letzten Jahren Nachhaltigkeitsprogramme gestartet, um Rohstoffe verantwortungsvoll zu beschaffen und umweltfreundlicher zu fertigen.
Ein Schlüsselbegriff ist FSC-Zertifizierung (Forest Stewardship Council). Gitarren aus FSC-zertifiziertem Holz stammen nachweislich aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. C.F. Martin & Co. gilt hier als Vorreiter: Bereits in den 1990ern brachte Martin eine SmartWood-Serie heraus. Heute sind laut Martin große Teile des verwendeten Holzes FSC-zertifiziert oder zumindest kontrolliert, wenn es die Fabrik erreicht. Einige Modelle – wie die Martin 00L Earth oder bestimmte Signature-Editions – tragen komplett das FSC-Siegel. Martin organisiert sogar einen zweijährlichen Wood Summit, bei dem sich Umweltexperten und Holzlieferanten austauschen, wie man den Gitarrenbau nachhaltiger gestalten kann.
Auch Taylor Guitars hat viel investiert: Firmenmitgründer Bob Taylor setzte ein deutliches Zeichen, als er vor Jahren eine eigene Ebony-Mühle in Kamerun erwarb und begann, die Praxis im Ebenholzhandel zu verändern. Nachhaltiger Gitarrenbau wäre nirgendwo ohne ihn. Statt nur makellos schwarzes Ebenholz zu verwenden, bezahlt Taylor für „farbig gemasertes“ Ebenholz denselben Preis. Dadurch lohnt es sich für die lokalen Holzfäller, jeden gefällten Ebenholzbaum komplett zu nutzen, anstatt 80 % der Stämme im Wald verrotten zu lassen.
Dieser Schritt vergrößerte das nutzbare Ebony-Angebot schlagartig und wurde sogar mit einem Award for Corporate Excellence ausgezeichnet. Bob Taylor hat damit bewiesen, dass Unternehmensentscheidungen direkten Einfluss auf Umweltschutz haben können. Zusätzlich engagiert sich Taylor in Aufforstung: In Hawaii startete die Firma ein Koa-Wiederaufforstungsprojekt, bei dem heimische Koa-Bäume gezielt nachgepflanzt werden.


Andere große Namen ziehen mit. Fender und Gibson haben sich der von Greenpeace initiierten Music Wood Coalition angeschlossen. Dieses Bündnis zwischen Umweltorganisationen und Holzverbrauchern zielt darauf ab, bedrohte Waldhabitate zu schützen und eine nachhaltige Forstwirtschaft für Tonhölzer sicherzustellen. Fender war außerdem früh darauf vorbereitet, Alternativen für geschützte Hölzer einzusetzen – so geschehen, als Palisander unter Artenschutz fiel und man flux auf Pau Ferro umstellte.
Jüngst setzte Fender ein Ausrufezeichen mit der California Streetwoods Collection: Diese limitierte Serie im Custom Shop basiert vollständig auf urban geborgenem Holz. Geht so nachhaltiger Gitarrenbau? In Zusammenarbeit mit Street Tree Revival wurden Hölzer von Sturmschäden, kranken Stadtbäumen und sogar vom Disneyland-Gelände zu einzigartigen Gitarren verbaut. Gibson wiederum brachte unter anderem eine Sustainable Guitar Series heraus, darunter die Hummingbird Sustainable und J-45 Sustainable, beide aus heimischem Walnussholz gebaut, mit Richlite-Griffbrett und -Steg sowie handgeriebener Wachs-Oberfläche.
Durch den Verzicht auf Nitro-Lackierungen sank die Belastung für Arbeiter und Umwelt deutlich. Auch kleinere Firmen engagieren sich: Die US-Marke Breedlove hat verkündet, komplett auf nachhaltige Tonhölzer umzustellen. Ihre ECO-Serie verwendet ausschließlich Hölzer ohne Clear-Cut und verfolgt jedes Stück Holz bis zum genauen Herkunftsbaum zurück – so und genauso muss nachhaltiger Gitarrenbau gehen.
Neben Holz stehen auch andere Bereiche im Fokus: Lacke und Klebstoffe beispielsweise. Viele Hersteller entwickeln umweltfreundlichere Finishs – Taylor etwa ein UV-härtendes Finish mit weniger flüchtigen organischen Verbindungen, Gibson setzt auf Wachs-Behandlung, Yamaha auf wasserbasierte Lacke. Recycling in der Produktion ist ebenso ein Thema: Holzreste werden zu Furnier, zu Gitarrenständen oder einfach zu Heizmaterial für die eigenen Öfen verarbeitet.
Verpackungen werden plastikärmer und manche Hersteller wie Thomann (Hausmarke Harley Benton) arbeiten an recyclingfähigen Gigbag-Materialien. Initiativen wie „One Guitar One Tree“ motivieren Firmen, pro verkauftem Instrument einen Baum zu spenden. Zwar ist das bisher eher bei Boutique-Herstellern verbreitet, doch das Prinzip greift um sich.
Nachhaltiger Gitarrenbau – wie kommt es an?
Wie kommt dieser Nachhaltigkeitstrend bei den eigentlich wichtigen Personen – den Musikern – an? Überraschend gut. Noch vor 20 Jahren hätten viele Gitarristen die Nase gerümpft bei dem Gedanken an ein Griffbrett aus Papier-Verbundstoff oder einen Gitarrenkorpus aus Hanf. Heute jedoch wächst das Bewusstsein in der Community, dass auch der Instrumentensektor seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten muss.
Vor allem jüngere Spieler interessieren sich aktiv für die Herkunft der Materialien. In sozialen Medien und Foren werden Erfahrungen mit Richlite & Co. diskutiert – und größtenteils positiv bewertet. Einige anfangs skeptische Stimmen verstummen, sobald klar wird, dass der Ton nicht leidet. Ein vielzitiertes Beispiel ist die stark gemaserte Optik von nachhaltigem Ebenholz: Früher galten helle Streifen im Ebony als Makel, heute empfinden viele Gitarristen diese gemusterten Griffbretter als individuell und schön.
Zahlreiche Künstler unterstützen den Trend aktiv. Ed Sheeran spielt beispielsweise auf einer Signature-Martin-Gitarre, die aus komplett FSC-zertifizierten Hölzern besteht. Die Band Coldplay achtet bei Tourneen auf klimaneutrale Produktion – Gitarrist Jonny Buckland zeigte Interesse an Gitarren aus alternativen Materialien passend zum grünen Tourkonzept.
Gitarrenikone Steve Vai testete im Studio schon Prototypen mit Bambus-Hals und lobte deren Stabilität. Zwar sind traditionelle Vintage-Gitarren nach wie vor begehrt, doch parallel entsteht ein Markt für „Eco-Guitars“, auf dem man sich mit gutem Gewissen umschauen kann. Einige Musiker berichten sogar von neuen Klangfarben, die alternative Materialien bieten: Flachs-Composite beispielsweise soll ein sehr schnelles Attack und langes Sustain liefern – eine spannende Kombination, die nicht 1:1 wie Holz klingt, aber musikalisch reizvoll ist.
Natürlich gibt es auch Vorbehalte. Manche Profis schwören auf bewährte Tonhölzer und bezweifeln, dass zum Beispiel eine Kunststoff-Gitarre die gleiche „Seele“ haben kann. Hier wird die Zeit zeigen, ob in ein paar Jahrzehnten auch Vintage-Instrumente aus Richlite & Co. gehandelt werden. Aktuell ist jedoch klar: Die Entwicklung geht voran und zwar rasant. Wenn selbst Traditionsmarken wie Fender oder Gibson sich öffentlich zu Nachhaltigkeit bekennen und spezielle Modelle herausbringen, ist das kein Nischentrend mehr, sondern Mainstream im Werden.
Technologische Fortschritte werden den Trend weiter befeuern. Vielleicht ermöglicht der 3D-Druck bald, Gitarrenteile passgenau mit minimalem Verschnitt herzustellen. Neue Biomaterialien aus Pilzmyzel oder Agrarabfällen könnten Holz teilweise ersetzen. Und die Forschung an Tonholz-Alternativen läuft auf Hochtouren – Universitäten und Startups entschlüsseln die Klanggeheimnisse von Hölzern, um sie mit nachhaltigen Mitteln nachzuahmen.
Quo Vadis beim Umweltschutz, Gitarrenwelt?
Die grüne Revolution im Gitarren- und Bassbau hat begonnen und dürfte die Instrumentenwelt nachhaltig prägen. Vom Einsatz ungewöhnlicher nachwachsender Rohstoffe wie Bambus oder Hanf über die Entwicklung von High-Tech-Holz-Ersatz für Ebenholz und Palisander bis hin zu leichte(re)n Designs und umweltschonenden Fertigungsprozessen– nachhaltiger Gitarrenbau wird zunehmend Realität. Es tut sich etwas. Hersteller wie Taylor, Martin, Fender, Gibson, Ibanez, Cort, Relish und viele andere haben erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Marketing-Schlagwort ist, sondern zur Verantwortung der Branche gehört. Dabei gelingt es ihnen zunehmend, Klangqualität und Ökologie zu vereinen.
Für uns Musiker bedeutet das eine erfreuliche Erweiterung des Angebots. Wir können heute bewusster entscheiden, welches Instrument wir kaufen – und das ist schon was da sie jährlich Zehntausende Instrumente bauen da sie jährlich Zehntausende Instrumente bauen – oder nicht? Jeder nachhaltige Gitarrenkauf ist ein Signal an die Industrie, diesen Weg weiterzugehen. Und die Resonanz zeigt: Das Interesse ist da, die Innovationen werden angenommen. Es ist durchaus denkbar, dass in einigen Jahren Begriffe wie Richlite, Blackwood Tek oder Urban Ash so geläufig sind wie heute Mahagoni oder Ebenholz.
Am Ende zählt natürlich immer die Musik. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn die Gitarre am Gurt nicht nur durch Sound und Spielgefühl begeistert, sondern auch durch die Geschichte, die in ihrem Material steckt. Nachhaltiger Gitarrenbau steckt voller Chancen – für die Umwelt und für neue kreative Klangentdeckungen. Dieser Trend steht erst am Anfang, und es bleibt spannend, welche Entwicklungen die nächsten Jahre bringen. Eines ist sicher: Die Zukunft der Gitarren ist grüner – zur Freude von Musikern und Mother Earth zugleich.
Danke für diesen gut recherchierten Artikel! Spannend zu lesen und einiges war für mich neu. Es sind erste Schritte zum nachhaltigem Gitarrenbau, die umgesetzt werden. Da wird sicherlich noch mehr drin sein…
Das Thema Nachhaltigkeit fehlt mir etwas bei den Synthesizern. Die momentan anscheinend nicht soooo umweltfreundlich ummantelt werden.
Gibt es zum Thema Nachhaltigkeit bei den nahmhaften Herstellern und „Behringer & Co.“ auch fortschrittliche Entwicklungen zu verzeichnen, die naturverträglicher sind?
@CDRowell interessantes Interview mit Uli auf der YouTube Seite von Sweetwater! https://youtu.be/0D5HvUNyklE
@Numitron Super, danke für den Hinweis! Das Video werde ich mir in Kürze anschauen.
@CDRowell gerne. wundert mich warum Amazona keinen Artikel schreibt
@Numitron Da ist ganz schön viel Stoff drin, auch Neues, was nicht ganz so bekannt ist.
Den musst du doch erstmal transkribieren😅.
Klar da könnt man so ne geile App wie Spectralayers 11 nutzen, nur musst man immer prüfen, was an Fehlern noch drin sind… Vielleicht dauert es einfach noch.🤷♂️
@CDRowell dachte einfach das Video vorstellen! 😄
ja, Transkribieren dauert lange…
@CDRowell Nachhaltigkeit bei Synthesizern? Das ist in der Tat (noch) kein Thema, ähnlich wie bei Computern.
Mein persönlicher Ansatz in Sachen Nachhaltigkeit ist simpel: Kaufe wenig (dafür das Beste) und spiele die Instrumente so lange wie möglich!
@Martin Andersson Stimmt, das sehe ich auch so!
Seit Jahren habe ich meinen SK-10 von CASIO in Gebrauch, gerne auch meinen Moog Etherwave, zwei AKKUs aus den 90ern, Eine Epiphone SemiHollow mit den nötigsten Effekten aus den 70ern und 80ern, die Roland ED PC 180 A (Die alte Lady macht heute noch alles, was sie soll) und noch andere Schätze, die spiele ich immer wieder germit großer Freude.😁
Leider konnte ich noch keine „House of Stathopoulo“ für mich gewinnen, die würde ich auch nicht spielen, sondern nur anschauen!😇
Lässt sich diese logische Haltung auch um VSTinstrumente erweitern? Ich habe seit Jahren viele Instrumente NICHT gekauft, weil ich auf die VSTs gewartet habe.🤔
@CDRowell geil! hab den Casio DM 100 mit 8 Bit sampling oben (2 Manuale!) angeblich ein sk5 quasi. und einen Yamaha VSS 200. auch mit 8 Bit sampling 😄
@CDRowell Die alten roland midikeyboards finde ich genial!
Hab selber 2 mit 49 tasten.
Gute tasten ohne Schnickschnack wie pads, potis oder fader! Und saubillig weil die keiner mehr will ohne dem schnickschnack.
Ich gebe zu, mir ist nicht ganz klar, warum “chambering” Holz sparen soll?
Als Vorreiter bei der nachhaltigen Holzgewinnung und der Verwendung von alternativen Holzsorten kann man glaub ich getrost Godin/Seagull bezeichnen, die schon sehr früh damit begannen, mit lokalen kanadischen Holzsorten zu arbeiten.
plastik Gitarren gab’s schon vor Jahrzehnten…
bitte Geschichte lernen…
Guter Artikel, mir fehlen aber ein paar kritische Gedanken zu den genannten ökologischen Alternativen. Es macht durchaus Sinn Alternativen zu Tropen- bzw. Exotenhölzern zu suchen. Man muss sich aber klar darüber sein, dass bei stark bearbeiteten Holzwerkstoffen der ökologische Wert nicht so unglaublich toll ist. Bambus und viele andere Alternativen werden mit synthetischen Leimen oder Harzen verbunden. In den meisten Fällen nicht recyclingfähige Kunststoffe, man produziert also häufig Sondermüll. Die Art des ressourcenschonenden Umgangs spielt also eine erhebliche Rolle. Selbiges gilt für Richlite oder ähnliche Verbundwerkstoffe, Cellulose hört sich gut an, das Kunstharz als Klebstoff weniger, Stäube gelten als giftig, die Verarbeitung ist nicht ohne. Thermohölzer benötigen sehr viel Energie bei der Herstellung.
Macht es Sinn sich nach Alternativen umzusehen und neue Materialien zu erproben? Auf jeden Fall. Aber man sollte auch kritisch sein und nicht alles als ökologisch sinnvoll deklarieren, nur weil es eine Alternative zu exotischen Hölzern ist.
@Ark richtig. einige der ökologischen errungenschaften kommen leider aus der marketing-abteilung. und die nachhaltig produzierte gitarre wird am ende mit schweröl von der anderen seite der weltkugel zum musiker geschippert.
@mdesign Naja, in Europa produzierte Gitarren sind nun mal teuer. Aber wenn du dir das genauer anschaust, ist es nicht völlig abwegig. Du kannst ja auch in China, Indonesien oder Korea in einer Fabrik umweltschonend und nachhaltig arbeiten. Natürlich muss das auch da bezahlt werden, das ist dann natürlich keine Harley Benton für 120 Ocken.
Wenn du es danach in einen Container packst, ist das garnicht so umweltschädlich, wie man meint. Klar: die Schwerölverbrennung ist übel. Aber umgerechnet auf die Menge der transportierten Waren, ist es wieder relativ umweltfreundlich. Auf ein modernes Containerschiff passen 15.000-20.000 TEU. In einen Container passen viele Gitarren im Karton, denn die Ware ist ja nicht sonderlich groß. Pro transportierter Gitarre ist das dann garnicht mehr so viel Umweltbelastung.
Ich finde, alles was nicht ex und hopp ist, ist nachhaltig.
Auch meine 125 €-Strat-Kopie, die ich liebgewonnen habe und sicher nicht wegwerfen werde.
@bluebell Naja, ein bisschen tiefgreifender ist das Thema schon … wenn du deine 125 Euro Strat lange verwenden willst, ist das ja gut. Aber bleibt es dabei, kaufst du dir also keine weiteren Gitarren mehr?
Und wie wurde die Produziert? War die Produktion nachhaltig, in Bezug auf Umwelt und den Arbeitsbedingungen? Wie ist die Gitarre (vermutlich aus China oder indonesien) eigentlich zu dir gekommen? Etc. PP.
Ber Nachhaltigkeits-Teufel steckt auch im Detail. (-;
@Jazzheini ich muss da @jazzheini schon Recht geben. Es geht ja nicht nur um die eine Gitarre, die du hoffentlich noch viele Jahre nutzen und wertschätzen kannst. Bei 125€ kann man von Massenproduktion ausgehen. Wenn dabei nicht auf die Herkunft des Holzes (seitens Hersteller) geachtet wird, dann kann da schon ein beachtliches Stück Regenwald abgeholzt werden. Dem Wald, den Tieren und der Umwelt nutzt dann die Nutzungsdauer der Gitarre auch nichts. Daher ist das Thema Nachhaltigkeit durchaus wichtig.
Sehr interessanter und informativer Artikel – Danke!. Ich beschäftige mich öfter mit Nachhaltigkeitsthemen, allerdings kommen Musikinstrumente eher selten vor.
Nachhaltigkeit bei Festivals, in Klubs, bei Konzerten ist auch ein spannendes Thema.
Es tut sich was, und das ist gut!
„Nachhaltigkeit beim Gitarrenbau“? Also ehrlich; wie viele Gitarren werden jeden Tag verkauft – und wie viele Billy-Regale, Transportpaletten, Terrassenstühle oder Frühstücksbrettchen?
Und vor allem: wie viele dieser Gitarren werden dann nach drei Jahren einfach auf den Müll geworfen?
Es gibt wohl kaum etwas langlebigeres und somit nachhaltiger es als eine Gitarre (außer vielleicht Dachstühle). Somit braucht man sich da wohl am wenigsten Gedanken zu machen – selbst wenn beim Bau Tropenhölzer verwendet werden, was das Instrument noch wertvoller und damit länger genutzt macht – sogar über Generationen hinweg.
Beim Gitarrenbau an Umweltschutz denken, während man jedes Jahr ein neues Handy kauft und jeden Monat Klamotten bei Zalando (die nach zweimal Waschen im Müll landen) – genau mein Humor….
@WOK Warum diese Agression, sobald es mal um Nachhaltigkeit und dergleichen geht? Bei jedem Artikel, egal wo.
Jede Branche sollte sich Gedanken machen, Nachhaltig zu wirtschaften und zu arbeiten. Was ja auch zum Glück immer mehr passiert. Das ist kein Witz, sondern ernst. Wie lange ein Produkt verwendet wird, ist ein wichtiger Aspekt. Aber dadurch sind nicht andere Aspekte völlig unwichtig. Und auch, wenn andere Branchen viel mehr Ressource verbrauchen, ist es dennoch nicht lächerlich, auch im Instrumentenbau darauf zu achten. Jeder ist für sein Umfeld verantwortlich.
Also, es ist nie lächerlich, sich um Nachhaltigkeit zu bemühen.
Das es auf vielen Feldern da Nachholbedarf gibt, schmälert das ja nicht.