Ein neuer Weg?
Der Fabulous Silicon Paradigm verspricht die Möglichkeit, die Struktur seiner analogen Schaltung ändern zu können – und zwar in Echtzeit.
Immerhin schon fünf Jahre wird am Fabulous Silicon Paradigm entwickelt. Auf der NAMM wurde ein Prototyp gezeigt, doch noch ist nur wenig über den Hybrid Synthesizer zu erfahren.
Paradigm besitzt eine monophone Analogsektion und einen polyphone Hybridsektion.
Der monophone Analogsynthesizer bietet drei VCOs mit PWM, Hardsync und Frequenzmodulation sowie ein 12/24 dB Multimodefilter und Noise Generator.
Die polyphone Sektion verfügt über zwei Wavetable Oszillatoren und ein 12/24 dB Multimodefilter pro Stimme, außerdem ist ein analoges Stereo-Multimodefilter und ein Overdrive an der Ausgangssektion vorhanden.
Eine digitale Effektsektion bietet Chorus, Phaser, Flanger, Reverb und Delay.
Paradigm wird als Keyboard mit 37er Tastatur, Bluetooth Schnittstelle und USB-MIDI ausgerüstet sein.
Die Besonderheit des Fabulous Silicon Paradigm soll in einer einzigartigen Eingriffsmöglichkeit in die Schaltung bestehen. Der Entwickler umschreibt das mit den Worten: „uniquely capable of dynamically restructuring its own circuitry in real-time”. Möglich gemacht wird das durch den Einsatz von vier programmierbaren Apex Analog-Chips von Anadigm Corporation.
Wie das genau funktioniert und welche klanglichen Möglichkeiten das bieten wird, konnte anhand des Prototypen jedoch offenbar noch nicht demonstriert werden. Vielleicht kann man sich das als sehr flexible, dynamische Modulationsmatrix vorstellen?
Auch wenn die Informationen noch etwas sehr vage sind, lohnt es sich wohl, diese Entwicklung im Auge zu behalten. Hoffentlich geht dem Hersteller unterwegs nicht die Luft aus. Das Projekt soll über Kickstarter finanziert werden, man hofft, in rund sechs Monaten fertig zu sein. Als Preis werden 1.249 Dollar anvisiert.
Seit den „Revolutionen“ der 80er FM-Synthese und 90er VA-Synthesizern gab es im digitalen Hardwarebereich eigentlich keine echte Innovation mehr. Das könnte sich mit dem „Fabulous Silicon Paradigm“ oder dem „Percussa Synthor System 8“ (beide in den NAMM-News) ändern. Eigentlich im nachhinein völlig logisch, dass man Analogmodule digital simuliert (pro Gerät mehrere digitale Module) oder analoge Technik mit den digitalen Möglichkeiten kombiniert, anstatt fertige Signalwege, wie wir sie von den VA-Synthesizern kennen. Techniker müsste man sein und Kontakt zum Patentamt haben. Das könnte ggf. eine neue Synthesizer-Ära einleiten. Der aktuelle Roland JD-XA war meiner Meinung nach der erste, der analog mit Digitaltechnik kombinierte. Ich hoffe nur, dass dies gute Analog-Simulationen werden und nicht den Anschein eines „digitalen Computer Taschensynthesizers“ erwecken. Genau diesen Part übernehmen schon Mini-Synthesizer (Monotrons), Handysynthesizer und PC-Plugins.
@Filterpad Die Kombination analog und digital gab es schon vorher, zum Beispiel im OSCar mit seinen zusätzlichen digitalen additiven Wellenformen, Ensoniq Mirage mit digitalen Samples und analogen Filtern, Microwave mit digitalen Wavetables und analogem VCA und Filter, usw., usf. Das Konzept eines monophonen Synths gepaart mit einer digitalen Sektion hat übrigens erst unlängst Casio mit seinen XW-P1/G1s präsentiert, da war der Roland JD-XA noch lange nicht in Sicht.
Für mich bricht dann eine neue Ära an, wenn ein Instrument mit einer Syntheseform auf den Markt kommt, das bis dato ungehörte Sounds erzeugen kann. Genau das passierte mit dem DX-7, dessen Entwickler sich zum Glück nicht an „guten alten Analogsimulationen“ orientierten, sondern an einem frischen Sound durch eine Syntheseform wie FM, die dem Musiker neue Möglichkeiten an die Hand gab. Sowas ähnliches wünsche ich mir heute wieder, also ein Konzept, das sich ohne Ballast zu neuen Ufern aufmacht.
Interessant und Danke für die ausführlichere Info. Meiner Meinung nach erfüllen die neuen von dir angesprochenen Konzepte (neuer, nie dagewesener Sound) in Zukunft Softwaresynthesizer (ich hoffe, nicht nur). Man könnte es auch ironisch so formulieren: Seit diese auf dem Markt sind gibt es neue klänge! Aber der Ruf ist irgendwie nicht mehr so revolutionär. Vermutlich liegt es daran, das es eben eine einzige Technik ist: Software.
mir ist ja an sich egal, wie ein synth aussieht, solange er gut klingt (und der hier klingt zumindest vom konzept her interessant), aber man ist das ding häßlich… :D
@dflt Der Eiskratzer oder Türstopper – absolut
@dflt Man orientiert sich irgendwie immer an den analogen Klassikern, besonders die von Moog-Music (ebenso Korg, Roland, DSI & ARP). Irgendwie haben diese Firmen in allem den Standard erfunden, wie etwas auszusehen und zu klingen hat. Von daher begrüße ich gerne neue Designs, aber dieses spricht mich auch nicht unbedingt an. Es erinnert an eine 80er Jahre ‚Knight Rider‘ „Bonni’s“ Untersuchungszentrale zur Schadensanalyse von K.I.T.T. Aber wenn der Sound analog klingt, finde ich den Gegenzug des „80er-Jahre digitalen Designs“ wieder klasse. Er schaut jedenfalls nicht „normal“ aus und das ist für ein Studio meiner Meinung nach eher eine Bereicherung. :)
Also mir ist Look schon auch sehr wichtig. Ich weiß schon … „wahre Schönheit kommt von innen“…, aber von dem Spruch war ich noch nie ein großer Freund ;-)
naja…
irgendwie Spät80er und 90er Tischhupen- und Workstationdesign…
nicht wirklich sexy.
das display erinnert mich an jx8p matrix12oder wersi.. sehr retro…
Ich hätte lieber einen Gallitzendörfer.
Sehr interessant! Bin sehr gespannt, ob die Möglichkeiten da eher in Richtung „Presets für unterschiedliche Schaltungen“ gehen, oder man mit einer Art Editor womöglich selbst konfigurieren kann. Oder ob es sonst eine Möglichkeit gibt quasi andere Schaltungskonfigurationen zu laden, vielleicht auch zu tauschen. Wie auch immer..Vielleicht stell ich mir das auch falsch vor, innovative Synthesizer braucht es dennoch dringend.