Network MIDI 2.0 - die neue Ära des MIDI?
Zur NAMM 2025 kommen wie immer viele Neuigkeiten. Die MIDI Association hält sich mit Neuerungen eher zurück, was zuweilen zur Verwirrung bei TRS-DIN führte, aber wenn sie etwas loslassen, ist es ausgereift.
So haben die MIDI Association und die AMEI (Association of Musical Electronics Industry) nun das offizielle Network MIDI 2.0 (UDP) Netzwerkprotokoll verabschiedet, auf das sich alle Teilnehmer im November 2024 geeinigt hatten. Dabei handelt es sich um ein Protokoll, um MIDI 1.0- und MIDI 2.0-Daten sicher über ein lokales Netzwerk (LAN) über Ethernet-Kabel oder Wireless LAN (IEEE802.11) zu schicken. Bluetooth UDP oder eine Internet-Verbindung werden (derzeit) nicht unterstützt.
Netzwerkfähige MIDI-2.0-Geräte lassen sich dabei über DNS-SD [RFC6762] finden bzw. können ihre Eigenschaften wie UMP-Endpunkt (Universal MIDI Paket), Produkt-Instanz-Kennung, IP-Adresse und UDP-Port publizieren.
In ihrem Spezifikations-Paper weist die MIDI Association aber darauf hin, dass es bei einem WiFI-Einsatz zu Qualitätseinbußen kommen kann, im Gegensatz zu Ethernet-Kabeln.
Was die Sicherheit angeht, ist das Risiko eines Hackerangriffs in einem LAN zwar quasi nichts existent, aber da die Daten unverschlüsselt geschickt werden, ist es dennoch für unautorisierte Personen vor Ort möglich, in das Netzwerk einzudringen. Die Sicherheitsprotokolle von Network MIDI 2.0 sind da eher rudimentär.
Was die Vorzüge von Network MIDI 2.0 angeht, so soll es langfristig das altgediente 5 Pin-DIN-MIDI-Kabel MIDI 1.x-Erbe ersetzen. So sind hier bis zu 100 Meter Kabellänge mit Standard RJ-45 Ethernetkabeln möglich. Bisher war hier mit dem 5-Pin-DIN-Kabel (mit viel Glück) bei maximal 5 Metern Schluss. Für längere Strecken muss man bisher dann mit teuren MIDI-Routern/Repeatern kreativ werden.
Das Ethernet-Protokoll bietet in der Regel Latenzen von 1 ms bis 2 ms und eine Mindestgeschwindigkeit von 100 Mbit/s. Wobei 1 Gb/s über Ethernet schon bei quasi allen Rechner seit Jahrzehnten Standard sind.
Bei Wireless-Anwendungen hängt die Reichweite und Geschwindigkeit natürlich vom verwendeten Gerät ab. Durschnittlich kann mit 1 Mb/s bis 5 Mb/s gerechnet werden. Das ist aber immer noch um Welten schneller als MIDI 1.0 über 5-Pin DIN-Stecker.
Einer der größten Faktoren ist, besonders in den heutigen Zeiten, die Verwendung von Standardbauteilen wie CAT5- oder CAT6-Ethernetkabeln sowie Ethernet-Routern und -Switches, die es mittlerweile auch im Supermarkt zu kaufen gibt.
Zu guter Letzt kommt noch die Verwendung von offenen IP-basierten Protokollen hinzu, die parallel zu bestehenden offenen Standards wie z. B. AES67 laufen können. Das bedeutet letztlich das Ende von getrennten Audio- und MIDI-Kabeln sowie -Anschlüssen!
Aber vor allen Dingen bedeutet es, dass von Nutzerseite her, außer neuen Ethernet-Kabeln, keine gesonderten Anschaffungen notwendig sind. Zumindest nicht für alle, die das Internet schon benutzen. Und da Ethernet in allen Betriebsystemen auf Systemebene implementiert ist, wird auch eine spezifische Software-Anpassung überflüssig. Fast schon eine Ironie, dass Apple beim kleinem M4 iMac den Ethernet-Port nur als Zusatzkauf anbietet.
Auch die Verwaltung von mehreren MIDI 2.0 Geräten wird deutlich luxuriöser und intuitiver und das unter Beibehaltung der vollen Anwenderkontrolle. Aber auch das Wegfallen von MIDI-Ein- und Ausgängen erleichtert ein Setup der Geräte deutlich. Dabei ist es auch möglich, MIDI-Geräte direkt, ohne Computer dazwischen, zu verbinden. Für MIDI-DIN-Geräte gibt es dazu Spezifikation, wie eine Ethernet-MIDI-DIN-Box auszusehen hat.
Vielleicht hilft ja Network MIDI 2.0 dabei, endlich die Hemmschwelle der Hersteller vor Ethernet zu durchbrechen, was AvB offensichtlich leider nicht geschafft, hat obwohl es deutlich besser ist als USB. Aber ich wage mal die Prophezeiung: Wenn Ethernet-MIDI sich durchsetzen kann, wird Ethernet-Audio folgen.
Wichtig ist eigentlich nur das es Rückwärtstkompatibel ist und die Buchsen und Stecker stabil sind, so dass häufiges Wechseln und sonstige Strapazen in Studio und Bühne dem nichts handhaben kann. Dann hätte ich nichts gegen ein neues Midi nach über 40 Jahren. Aber irgendwelches empfindliche Softwaregedöns mit billigsten Mini-Plastikstecker kann gerne fern bleiben. Ein neues Midi sollte im Idealfall schon so gut gemacht sein, dass man das bisherige nicht vermisst. Klingt nicht machbar? Warten wir es ab! Aber an meinem Post merkt man die Herausforderungen bzw. das was man sich bei Midi 2.0 wünscht, abgesehen von der größeren Reichweite und eventuell kabellose Übertragungsraten. Eventuell kommt noch der Kauf von diversen Adaptern etc. hinzu. Nützt alles nichts wenn es, wie man in Bayern so schön sagt, „a‘ kherrigs‘ Glumb‘ ist. Ich bin etwas skeptisch und im Idealfall reduziert sich das alles auf USB-C anstatt eben neue Pol-Stecker etc., was meiner Ansicht nach kein Mensch braucht.
Klingt net.
Ich hoffe es wir „Nic-selection“ in der Rechner Software installiert. Damit kann man den Netwerkport des Rechners definieren über welche(n) Midi gesendet werden soll.
Besonders notwendig wenn auch Audio&Netwerke aktiv sind.
Und da der DNS discovery mechanismus nach der Notwendig eines DHCP servers klingt oder Broadcast/Multicast messages wäre das auch sehr sinnvoll. Um das Datenetz Nas/internet(ilok) vim midi zu trennen.
Nervig wirds hallt vieles gleichzeitig im Netzwerk oassieren soll.
Definitiv eine sehr gute Nachricht. Das Problem dabei: ganz viele User verwenden automatisch WLAN, sobald es möglich ist. Fehlende Sicherheitsfunktionen innerhalb des Protokolls machen das Audio/MIDI Netzwerk dann problematisch. Die RJ Stecker sind jetzt nicht das, was sich ein moderner Computer User als Stecker wünscht, sie sind schlicht zu Platz fressend. Allerdings ist die Verbindung fast immer gut. Aber was soll’s fast alle User von Klapprechnern müssen auf USB > Ethernet Adapter zurückgreifen, da die große RJ Buchse in den dünnen Rechnern schlicht keinen Platz hat. Da ergibt sich eine große Chance meine iPads und iPhones als Tonerzeuger mit einzubinden. Ethernetadapter dafür habe ich.
@Tai Hallo Tai,
welchen Stecker würdest du dir denn wünschen?
Generell empfinde ich den Stecker als sehr praktisch.
Verbreitet, Billig, verfügbar. (COTS) und auch mit etwas Übung selber zu bauen (crimpen).
Protokolle sind auch ausgereift, Splitter und Switches auch sehr günstig für den Anwendungsfall zu gebrauchen.
Das Laptops immer Schlanker werden ist für eine festeres Studio nicht von wirklich von Belang.
Viele Laptop schummeln auch bei der dicke und haben eine schmale Kante für HDMI, USB-A ,USB-C.
Und sind aber Trapezförmigen und eigentlich dpch dicker als der Designer zugeben wollen.
BSP ein Mac-Book mit dem unteren Teil so dick wie ein rj45 ist aich nicht sooo dick.
Bauhöhe ist auch der leisen Kühlung zuträglich.
USB-C ist aus Ingenieurs-Perspektive sehr kompliziert.
Chips zu Richtungserkennung, Protokoll Aushandlung, Alternate Modi, Power Modi Erkennung.
Da kann beim Einstecken auch bei der Aushandlung viel Schiefgehen.
Und der User ist selbst in der Pflicht sich die rchtige Verbindung für seinen Anwendungsfall auszusuchen.
Aber nur eine Fader, Poti Remote auf dem Ipad ist per WLAN häufig ausreichend genug.
Bei Sequenzern und Automationen, und Midi Clock würde ich dann auch den Ethernet Adapter nutzen.
@Kutscher Oh, viel Text und auch gute Einwände, Kutscher. Ich sehe nur, dass diese Buchse immer mehr verschwindet, was sicher auch mit ihren Dimensionen zusammenhängt.
Aber die Möglichkeit Audio und MIDI über dieses Protokoll abzuwickeln, wiegt weit mehr als meine Bedenken dazu. Ich habe einen Mac Mini M2Pro, der hat den Stecker noch. Lediglich meine iPads müssen passen und mit Adapter leben
klingt theoretisch sehr gut! Ethernet Kabel sind billig und seit Jahrzehnten etabliert.
heuer übrigens 40 Jahres Jubiläum Atari ST! BITTE eine story.. die erste cubase und Logic Versionen gab’s am Atari St! da ich ihn gerne verwendet habe und noch einige habe. werde ich ihn Mal wieder testen.. hoffentlich noch OK… hab einen Adapter auf VGA.. und 2 nette 17 zöler LCD quasi geschenkt bekommen. hehe, wer kennt noch ST speech? Alex Christensen ! (1.2.3 Techno…) 😄
@Numitron Yeaaaaaahhhhhh Atari ST for the first time in life something affordable….
I did many holidays jobs to get money for this beauty
It was my precious……
Ein Punkt, den die Midi Association erwähnt, der aber leider nirgends aufgegriffen wird: Korrekte Ethernetbuchsen sind per Definition *galvanisch getrennt* vom Rest des Gerätes, d.h. elektrisch saubere Vermeidung von Erdungsschleifen.
Schön wenn es MIDI übers Netzwerk nicht nur für Computer, sondern bald für alle MIDI-Geräte gibt.