Futter für den NORD: Übersicht aller Nord Samples
Eine Besonderheit der roten Instrumente aus Stockholm ist ihr frei konfigurierbarer Sample-Speicher, für den auf der Webseite von Nord zahlreiche Samples in der Nord Sample Library zum Download bereit liegen. Über die Jahre baute man das Angebot stetig aus, das sich heute auf über 500 Samplesets mit einem Gesamtvolumen von 2,75 GB beläuft. Da indes keines der Nord Instrumente einen entsprechend großen Speicher bietet (maximal 1 GB), ist jeweils nur eine Auswahl der Samples installiert, die vom Nutzer jederzeit geändert werden kann. Ich gebe euch einen Überblick aller heute verfügbaren Samples in alphabetischer Reihenfolge.
Kurz & knapp
- Fazit zuerst: Die Nord Sample Library bietet eine breite Auswahl akustischer und elektronischer Klänge, ist jedoch durch das Fehlen von Multisamples eingeschränkt.
- Sample-Auswahl: Aufgrund begrenzter Speicherkapazität kann der Nutzer nur eine Auswahl aus über 500 Samplesets (2,75 GB) auf seinem Nord-Instrument installieren.
- Kompatibilität: Verschiedene Versionen der Sample Library sind nicht miteinander kompatibel, wodurch ältere Samples auf neueren Geräten oft nicht nutzbar sind.
- Besondere Kategorien: Mellotron- und Chamberlin-Samples stechen mit ihrem Vintage-Sound hervor, während es keine Schlagzeug-Samples gibt.
- Stärken und Schwächen: Die Library ist kostenlos, eignet sich gut für Klangsynthese, bietet aber keine Multisamples, was besonders akustischen Instrumenten an Ausdruckskraft nimmt.








Inhaltsverzeichnis
Nord Sample Library Kompatibilität
Nord hat die Sample Library mehrmals von Grund auf überarbeitet und offensichtlich auch das Datenformat geändert, so dass alte „Version 2“-Samples nicht auf aktuellen Instrumenten, die die Version 4 verlangen, installiert werden können und umgekehrt. Da aber gewisse Samples nur im alten Format vorliegen, bedeutet dies, dass bei einem etwaigen Upgrade vom Nord Stage 2 zu Stage 4 gewisse Samples nicht mehr installiert werden können, es sei denn, man macht sich die Mühe und erstellt mit Hilfe des Nord Sample Editors ein eigenes Sample-Set mit dem alten Instrument. Eine Besonderheit bzw. eine beinahe archaische Einschränkung der Nord Sample Library ist, dass keine Multisamples möglich sind.
Außerdem sollte man nicht übersehen, dass die Nord Sample Library nicht gleichzusetzen ist mit der Nord Piano Library, die wir in einem anderen Vergleichstest behandelten. Die Nord Samples sind mit den meisten aktuellen Nord Instrumenten kompatibel (Stage, Electro, Wave, Piano, Grand), indes nicht mit dem Nord Lead A1 oder der Organ 3.
Sound-Kategorien
Akkordeon/Harmonium
Nebst sieben Akkordeons umfasst die Nord Sample Library auch andere verwandte Instrumente: eine Melodica, ein indisches Harmonium und zwei Samples eines europäischen Harmoniums (englisch: Pump Organ). Allen Instrumenten gemein ist die Klangerzeugung mittels freischwingender Metallzungen, die durch einen Luftstrom angeregt werden. Je nach Bauart der Instrumente klingen diese leicht unterschiedlich.
Beim Spielen fallen einem die Einschränkungen der Klaviertastatur auf, die keine an- und abschwellenden Klänge ermöglicht. Typische Melodica- und Akkordeon-Spielweisen mit anschwellenden Klängen ließen sich mittels eines Fußschwellers umsetzen.
Bass
Nord bietet insgesamt 17 Bass-Samples: Fender Jazz Bass, Fretless, Slap, akustischer Gitarrenbass, Kontrabass, gezupft oder mit Plektron gespielt. Die Samplesets wirken alle sehr authentisch, trotz ihrer geringen Speichergröße, die sich zwischen 0,4 und 4 MB bewegt.
Der Slap Bass J62 (Fender) klingt ziemlich groovig, der gezupfte Kontrabass (Upright Bass Finger) rund und warm. Dennoch zeigen sich bei beiden Samples die Einschränkungen der fehlenden Multisamples: während man bei gängigen Workstations mit dem Anschlag Samples verschiedener Spieltechniken abrufen kann, ist man bei Nord gezwungen, zwischen „Upright Bass Finger“, „Plucked“ und „Slap“ zu wählen, was der Musik automatisch etwas Statisches verleiht.
Brass
Die Sektion Brass umfasst verschiedene Blechbläser: eine Trompete in drei Varianten (unter anderem mit Dämpfer), Posaunen, Tuba und Waldhorn (French Horn). Interessant sind auch die Ensembleklänge (Brass Section, Orchestral Brass und Swing Big Band). Dass sich zusätzlich drei Saxophon-Samples in diese Kategorie verirrt haben, mag etwas verwirrend sein. Eines davon liegt als „Multi“ vor, womit aber keine Multisamples gemeint sind.
Viel eher handelt es sich dabei um ein kombiniertes Sampleset, das die Tonlagen unterschiedlich großer Instrumente desselben Typs umfasst: in den tiefen Lagen ein Bariton-Saxophon, gefolgt von einem Tenor, einem Alt und in der höchsten Lage einem Sopran. Dies ist auf den ersten Blick ein interessantes Konzept, doch nicht ganz realistisch, da sich der Tonumfang der unterschiedlichen Instrumente stark überlappt. Ein eingestrichenes c (C4) könnte man auf jedem dieser Saxophone spielen, wobei sich der Klang aufgrund der unterschiedlichen Bauformen stark unterscheidet. Ein Bariton-Sax klingt merklich anders als ein Tenor oder Sopran, selbst wenn sie die gleichen Töne spielen.
Ich muss gestehen, dass ich Nords Strategie nur wenig abgewinnen kann. Mir wären dedizierte Samples der einzelnen Instrumente lieber. Dennoch sind natürlich einige interessante Klänge möglich. Gerade weil diese Bläser-Samples für ein homogenes Klangbild über den gesamten Tonumfang des Klaviers stehen, eignen sie sich als Ausgangspunkt für synthetische Klänge. Man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben, dass die Nord Bläser-Samples mit (teuren) Workstations mithalten könnten.
Guitar/Plucked
Die 22 Samples der Kategorie Guitar/Plucked beinhalten nebst akustischen und elektrischen Gitarren verschiedene eher lokale Zupfinstrumente wie Banjo, Santoor, Bandura, Harfen oder Kantele, ein finnisches Hackbrett. Sie verfügen alle über eine besondere Klangcharakteristik, die sich auch für synthetische Klänge eignen. Das dritte Klangbeispiel basiert auf einer gefilterten Kantele, gelayert mit einem weichen Sägezahn-Pad.
Mellotron/Chamberlin
Die mit Abstand umfangreichste Kategorie sind die Mellotron/Chamberlin-Samples, die wiederum in zehn Gruppen unterteilt sind (u. a. „Voice“, „Strings“ und „Tuned Percussion“). Da es sich dabei auch um eine frühe Form des (analogen) Samplings handelt, haben wir es also mit der Kopie der Kopie zu tun. Niemand sollte an dieser Stelle realistische Klänge erwarten, sondern im besten Fall realistische Nachbildungen des charakteristischen Mellotron-Sounds, was ich nur begrenzt beurteilen kann, da ich nie ein Original-Mellotron gespielt habe. Was ich diesen Samples aber attestieren kann, ist ein typischer 60er-Jahre Charakter mit einem Hang ins Psychedelische. Im folgenden Beispiel spiele ich das „Flute Mellotron“ Sample mit etwas Hall. Später kommt ein Streicher-Sample („16 Violins Mellotron“) dazu.

Das originale Mellotron wurde 1963 vorgestellt und erzeugte die Töne mittels aufgenommener Töne auf Magnetbändern, die unter den Tasten angebracht waren und bei Tastendruck abgespielt wurden. Ein früher, analoger „Sampleplayer“ mit einem charakteristischen Klang.
Orchestral
Seit den Zeiten der frühen Digital-Synthesizer gehören „Orchestra-Hit“-Sounds zu allen Keyboards dazu. Nord bietet fünf Varianten: zweimal „Full Orchestra“, Hörner und Holzbläser, Streicher und Blechbläser, respektive Streicher und Holzbläser.
Organ
Nebst den verschiedenen Physical-Modeling-Orgeln der Nord Organ 3, Electro- und Stage-Baureihen, bietet Nord auch Samples verschiedener Register von Pfeifenorgeln an.
Piano/Keyboard
Auf den ersten Blick hielt ich die Piano-Samples für eine unnötige Zugabe. Was kann man schon von einem kleinen Sample von 5 MB mit nur einem Velocity Layer erwarten? Kurze Antwort: knackige Pianos im Stile der 90er! Nebenbei bemerkt ist dies die einzige Möglichkeit, ein Piano-Sample auf dem Nord Wave 2 zu installieren, der ja nicht kompatibel mit der umfangreichen Nord Piano Library ist.
Strings
Wenn es an einer Sache nicht mangelt, dann an Streicherklängen mit 28 Ensemble-, 2 Solo und 9 Analogen String-Sounds. Authentizität im Stil einer Vienna Symphonic Library sollte man zwar nicht erwarten, aber interessante Klänge zum Begleiten und Layern.
Strings analog
Den klassischen String-Machines der 70er-Jahre ist eine eigene Kategorie gewidmet, mit Samples von bekannter Instrumente von ARP, Elka, Hohner, Roland und einigen mehr.
Synth
Mit 115 Samples deckt Nord ein weites Feld an klassischen Synth-Sounds ab, unterteilt in vier Kategorien: Classic, Bass, Lead und Pad. Welchen Instrumenten diese entnommen sind, wird nur in Ausnahmenfällen erwähnt („Wide Pad PPGW“, „OB Fanfare“ oder „Silkworm JX-3P“). Ansonsten bleibt die Herkunft der Samples ungewiss.
Tuned Percussion
Diese Kategorie umfasst gestimmte Perkussionsinstrumente, die sich tonal auf der Klaviatur spielen lassen: verschiedene Glocken, Marimba, Vibraphon, Celesta und auch eine schön klingende Kalimba, auch Daumenklavier genannt.
Voice/Choir
Die insgesamt 18 Samples von Frauen- und Männerstimmen sind nach Vokalen unterteilt (Ah, Oh, Uh oder Mm), in verschiedenen Kombination von Frauen, Männern und Knaben, teilweise auch in einer Soft-Variante. Auch hier gilt: Als realistischer Ersatz für einen Chor sind diese Samples zweifelhaft, umso spannender sind sie für eigene Klangkreationen.
Beim folgenden Pad beginne ich mit dem unbearbeiteten Sample 3 (Men&Boys Ah Soft), danach aktiviere ich ein zweipoliges Tiefpass-Filter und gebe etwas Chorus und Hall dazu. Das Ergebnis ist ein himmlisch-psychedelisches Pad.
Wind (Solo und Ensemble)
Die Holzbläser-Kategorie besteht aus zwölf Solo- und drei Ensemble-Samples: Flöten, Klarinetten, Oboen und Blockflöten (englisch Recorder) sind mit eigenen Multi-Samples vertreten: Kombinationen verschiedener Baugrößen der Instrumente, um den gesamten Tonumfang eines Klaviers abzudecken.
Außerdem finden sich einige etwas exotischere Flöten wie die persische Ney oder die schwedische Härjedalspipa.
Ja, aber Hallo! Dieser Artikel trifft für mich aber sowas von genau ins Schwarze! Danke!🙏
Wenn möglich, freue ich mich schon jetzt über weitere Artikel, die möglichst eine Bandbreite an Libraries zu Hard- oder Software-Instrumenten beschreiben.
Das Ist immer umfangreich, die Bruchstücke zu sammeln und listen zu können. Vielleicht gibt es weitere Tipps von den Lesenden im Kommentarbereich?
@CDRowell Hi,
das ist eine gute Idee. Bei Nord haben wir noch den Vorteil, dass das alles kostenfrei ist. Was ich persönlich auch interessant finden würde, wäre ein Überblick über Roland Cloud. Hier ist viel Material zu finden und nicht jeder kann sofort einschätzen, ob sich die Investition lohnt, wenn man z. B. ein ZenCore-Instrument besitzt. Ähnlich ist das mit dem MPC Store von AKAI, nur dass man hier sogar noch die Sample Packs und Instrumente größtenteils einzeln kaufen muss (soweit ich weiß). Die Sound Library für den Yamaha Montage/ModX ist leider noch nicht ganz so groß und geht teilweise echt ins Geld. Auch hier wäre so etwas nett. Problem: Du brauchst das Instrument und eben einen Zugriff auf all die Instrumenten-Sets/Samples. Der Nord-Vertrieb hat uns für diesen Artikel hier netterweise über einen längeren Zeitraum einen Nord Stage 4 zur Verfügung gestellt, den Martin nutzen konnte.
@Markus Galla Danke für die Rückmeldung.👍
Die Libraries sind heute ziemlich überall fast inbegriffen… Jedoch gibt es da bestimmt ne Menge an Tipps, um so einiges an „verschollen geglaubten“ Sound wieder zu beleben.
@CDRowell Ist das so? Also die Packs bei Yamaha für Montage und ModX gehen ganz schön ins Geld, ähnlich ist das bei AKAI und auch bei Roland.
@Markus Galla Wenn du diese benennst, sehe ich es auch so!
Ich habe eher an so alte Kisten, wie dem sq80, dx7 und weite gedacht. Dazu sind bei „AllTheWayBack“ doch noch einige Funde möglich. Das ganze ist jedoch so zeitintensiv, dass mein Kopf nach der Suche gerne explodieren würde…😬
Manchmal finden sich bei privat ambitionierten Seiten auch „kleine Schätze“ über z.B. Patches zu Analogsynths…
Ein spannendes Thema, wie ich finde. Da ist noch mehr Leben drin, als ich vor meiner Suche dachte. Nur die Wege sind verworren und benötigen etwas Entwirrung.😇
@Markus Galla Sicherlich sehr nobel von Nord die Library kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Sounddesign ist doch sehr aufwendig und ein gutes Soundset (wie zB Easysounds für Montage) darf m.E. auch gerne was kosten.
Ich habe erst vor kurzem den Electro 5d gebraucht geschossen und freue mich tatsächlich sehr über die Sample-Library. Aber je mehr ich mit dem Gerät arbeite & programmiere, desto mehr merke ich, dass mir noch soooo viele (Synth-)Samples fehlen um das Potential voll nutzen zu können. Und viele Sounds von Drittanbetern gibt es auch nicht, das ist echt schade. Und selber samplen….. naja, wer weiß vielleicht fange ich nach 30 Jahren mal wieder damit an :D
Richtigstellung: Es handelt sich um Multisamples, ich bin einer der Content Lieferanten für Clavia/Nord Keyboards.
Die Soundbeispiele sind, neben dem angenehm zu lesenden Artikel, immer wieder eine Freude! Vielen Dank Mr. Andersson (mir kommt an dieser Stelle immer der Film “Matrix” in den Sinn, sorry 😂
Liebe Grüße,
cuda
@whitebaracuda „Warum tun meine Ohren so weh?“
„Weil du sie noch nie benutzt hast.“