Verkabelung des Fuhrparks
Nachdem der erste Teil unseres DAW-less Workshops eine rege Beteiligung erfuhr, haben wir uns dazu entschieden, einen weiteren Teil zum Thema DAW-less, also dem Produzieren von Musik ohne Digital Audio Workstation, kurz DAW, zu veröffentlichen. Diesmal soll es um die Verkabelung in einem DAW-Setup gehen, mit einem besonderen Fokus auf das heikelste Thema: die Synchronisation.
DAW-less Setup: Grundsätzliches zu Kabeln
O je, darüber wurden schon Bücher geschrieben, dennoch ein paar generelle Anmerkungen dazu. Als erstes sollten natürlich nur hochwertige Kabel zum Einsatz kommen. Vor allem ist es immer von Vorteil, wenn sich Kabel auch reparieren lassen, sprich die Stecker nicht umgossen sind (und in dem Fall nicht reparierbar sind).


Vergoldete Stecker mögen gut aussehen, sind jedoch nicht unbedingt eine qualitative Auszeichnung. Achtet lieber auf robuste Stecker – aber Obacht! Je nach Einsatzgebiet will die Steckerform bedacht sein. Mache Geräte haben sehr eng liegende Audioausgänge und dort sind schlankere Varianten angesagt. Andererseits können in einigen Positionen gewinkelte Stecker enorm hilfreich sein. Da ein DAW-less Setup in aller Regler auf einem Tisch aufgebaut wird, sind stoffummantelte Kabel nicht zwingend (sie sehen jedoch gut aus).


Es spricht nichts dagegen, alle benötigten Kabel selbst zu konfektionieren, so kann man im Zweifelsfall die alleinige Schuld für den versauten Gig bei sich suchen. Ein kleines Repair-Kit ist eigentlich Pflicht. Dazu sollten eine kleine Schraubenziehersammlung, ein Lötkolben, eine Entlöt-Pumpe und natürlich bleifreies Lötzinn gehören. Ebenso ein Seitenschneider und eine Abisolierzange. Falls es also mal absolut nötig eine sollte, kann ein defektes Kabel vor dem Auftritt noch repariert werden.




Eigentlich sollte zu allen Kabeln ein Backup vorhanden sein, zumindest aber Spezialkabel sind Pflicht. Also solche, die nicht üblicherweise bei Veranstaltungsorten hinterlegt sind, z. B. vernünftige 3,5 mm Stereo-Klinke auf 2 mal 6,3 mm Mono-Klinke oder TRS-Klinke auf XLR (männlich/weiblich). Bedingt durch die Kompaktheit einiger Geräte findet sich die 3,5 mm Stereo-Buchse doch recht häufig.
Sollten im DAW-less Setup koaxiale Digitalverbindungen vorkommen, ist es sinnvoll, tatsächlich konforme Digital- und nicht einfach Audio-Cinch-Kabel zu benutzen – denn was in der kontrollierten Studioumgebung funktionieren mag, kann „in der realen Welt“ zu Problemen führen. Hintergrund ist, dass digitale Koaxialkabel einen standardisierten Widerstand haben müssen – damit werden Wellen-Reflektionen an den Ein- und Ausgängen verhindert. Probiert es einfach aus, denn die Mehrkosten sind nicht unerheblich.




Stromverbindung in einem DAW-less Setup
In einem DAW-less-Setup manifestiert sich die allgemeine Ablehnung gegenüber externen Netzteilen, auch liebevoll „Wandwarzen“ genannt, am deutlichsten. Da es leider keine übergreifenden Standards in Sachen Steckerform/-polarität und Spannungs-/Leistungsanforderungen gibt wird jedes Gerät sein eigenes Netzteil haben. Mein Tip: Nehmt mindest zwei Universalnetzteile mit, die ihr beim Ausfall als Ersatz nutzen könnt. Diese kommen nämlich mit verschiedenen Steckeraufsätzen und einstellbaren Spannungen. Natürlich sind die Ersatznetzteile vorher auszuprobieren.


Bei einem internen Netzteil wird die Stromversorgung über eine Schuko-Kabel oder ein zweipoliges Stromkabel hergestellt. Bitte beachten: Es gibt zwei verschiedene Arten von Schuko-Kabeln. Der Grund ist, dass die Version, die auch für Laptop-Netzteile genutzt wird, eine höhere Last aushalten muss – deswegen können bei solchen Netzteilen keine „normalen“ Varianten benutzt werden – die Steckerbauform verhindert das.
Zum Aufbau auf dem Tisch sollte es besser vermeiden werden, Stromkabel auf längeren Strecken parallel zu Audioverbindungen laufen zu lassen. Idealerweise sollte möglichst viel Platz zwischen den beiden Verkabelungen gelassen werden. Es wird sich aber oft nicht ganz verhindern lassen und so ist es in diesem Fall eine gute Idee, die beiden Leitungen überkreuz zu verlegen – so ist der minimale Einfluss gewährleistet und die Einstreuungen werden klein gehalten.


Natürlich werdet ihr Verteilerdosen brauchen. Am besten sind hier Steckerleisten, die einen gehörigen Abstand zwischen den Steckplätzen gewährleisten. Meiner Erfahrung nach sind Leisten bei denen die Buchsen diagonal ausgerichtet sind nicht ideal, es sei denn, es ist ausreichend Platz zwischen den Buchsen. Meine perfekte Stromgeber habe ich damals bei Conrad-Electronic gefunden: gerade Buchsen, großer Abstand und einzeln schaltbar.
Natürlich kommen auch Rack-Varianten infrage und Leisten mit Power-Conditioner sind in unbekannten Umgebungen sicher keine schlechte Wahl (aber teuer).




DAW-less: MIDI-Verkabelung
Wenn wir im DAW-less Kontext von Synchronisation sprechen, ist in aller Regler die MIDI-Synchronisation gemeint, genauer genommen MIDI-Clock. Denn es gibt noch die SMPTE-Synchronisation, die nicht bloß einen Takt, sondern eine genaue Position in einer Zeitlinie über MIDI kommuniziert.
Die Höhlenbewohner unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten, als der 5-Pol-DIN-MIDI-Stecker die einzige Möglichkeit darstellte, MIDI-Signale zu verteilen. Aber auch heute gelten einige Einschränkungen noch, z. B. dass die Gesamtlänge einer MIDI-Kabel-Strecke, alle Zwischenstationen eingeschlossen nicht länger als 5 m sein sollten.
Eine echte Spaßbremse sind aber die 3,5 mm TRS-Klinke-MIDI-Verbindungen. Sicher – hier können auch einfach Audiokabel eingesetzt werden. Aber Vorsicht, denn es gibt zwei Varianten MIDI-TRS-A und MIDI-TRS-B, die genau andersherum gepolt sind. Einige Geräte ermöglichen die Auswahl des verwendeten Standards, andere nicht, manche Geräte erkennen auch automatisch ob TRS-A oder TRS-B anliegt. Dann gibt es eben die Adapter, um 5-Pol-DIN-MIDI auf eine der beiden TRS-Varianten zu bringen.


Hinzu kommt, dass deren Bauweise oft dafür sorgt, dass nach einiger Zeit Kabelbrüche auftreten (müssen). Das liegt an der schweren Buchse, die meist in ein spindeldürres Kabel mündet. Vor allem wenn Zug auf diese Adapter einwirkt, sind sie eine Achillesferse im Sync-Setup. Hier lohnt es sich tatsächlich, in stoffumantelte Variationen zu investieren. Es gibt auch komplette Adapterkabel die die verschiedenen Anschlüsse haben.




Es gibt aber auch Geräte, die in erster Linie für den Studioeinsatz mit Rechnern konzipiert sind und deswegen MIDI lediglich über USB übertragen. Da es sich um eine komplett andere Übertragung (MIDI-Daten werden vermittels des USB-Protokolls übertragen) handelt, helfen hier auch keine einfachen Adapter-Kabel. Allerdings gibt es sehr wohl aktive USB-to-MIDI-Kabel. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, den Varianten mit einer durchsichtigen Kabelummantelung einer doppelten Prüfung zu unterziehen.
Es kommt vor dass hier einfach der Optokoppler, der zwingend für eine MIDI-Konformität notwenig ist, aus Kostengründen ausgelassen wird. Das Ergebnis können dann Brummschleifen und eine nicht stabile MIDI-Verbindung sein – das Letzte, was man in einem Live-Setup haben möchte. Dass diese Kabel oft auch Probleme haben, Sysex-Dateien zu senden, da der verbaute Microprozessor einen zu kleinen Puffer-Speicher hat, ist auch bekannt, aber Live nicht so entscheidend. Mir sind aber auch Adapter untergekommen, die Probleme hatten, Ein-Byte-MIDI-Nachrichten zu übertragen, wie es eben die MIDI-Clock und deren Start-/Stop-/Continue-Befehle sind.






Diese Adapter werden auch in Verbindung mit einem Rechner/Laptop genutzt. Was ist aber, wenn ein Musikgerät lediglich einen USB-Anschluss hat? Dafür gibt es z. B. folgende Host-Adapter.




Von einem drahtlosen MIDI-Setup würde ich in einer Live-Situation eher abraten – zu vielfältig sind hier die potentiellen Störquellen.
Synchronisation in einem DAW-less Setup
Damit sind wir auch schon mittendrin in unserem Thema Synchronisation. Es ist tatsächlich so, dass einige Geräte hier stabilere Ergebnisse liefern als andere. Ein Gerät muss immer die Master-Clock abgeben, wenn hier das richtige Gerät gewählt wird, ist doch alles gut – oder? Was aber häufig übersehen wird, eine MIDI-Clock muss nicht nur timing-genau generiert werden, sie muss eben auch korrekt ausgewertet werden.
Im Falle alter MIDI-Sequencer ist das eigentlich nie ein Problem gewesen, da die Clock des Empfängers immer einen Schritt weiter geht, wenn eine MIDI-Clock-Signal empfangen wird. Bleiben wir im reinen MIDI-Bereich, ist das die beste Option – heute haben wir es aber bei den MIDI-Clock Empfängern mit komplexen Audiogeräten zu tun. Die anspruchsvolle Aufgabe lautet nun, den Audio-Stream/die Audio-Clock zu dieser doch recht niedrig taktenden MIDI-Clock zu synchronisieren. Das ist eben softwaretechnisch schwerer zu implementieren.
Das MIDI-Protokoll sieht vor, dass die MIDI-Clock pro Viertelnote 24-mal ausgegeben wird. Die MIDI-Clock ist also eine variable Größe – wird die BPM-Geschwindigkeit langsamer oder schneller, ändert sich auch die MIDI-Clock-Geschwindigkeit. Der Empfänger muss also eine Weile „zuhören“, um die Korrekte BPM ableiten zu können. Sind jetzt wie bei einer MPC-One Audiodaten im Spiel, so muss deren Abspielgeschwindigkeit oder Timestretching auch aus der BPM errechnet werden – sonst laufen die MIDI- und Audio-basierten Spuren und Geräte auseinander.
Ich vergleiche das mit mit dem Sekundenzeiger einer Uhr. Um zu wissen, ob 60 Sekunden vergangen sind, muss ich die Sekunden mitzählen, um zu wissen, wann eine Minute vorbei ist. So funktioniert die MIDI-Clock. Würde der eigentliche BPM-Wert übertragen werden (sprich die Minuten abgelesen), bräuchte ich in dieser Metapher ja einfach nur auf Zifferblatt zu schauen und weiß direkt, was Sache ist.
TL;DR (Too long; didn’t read): Es ist eben nicht mit einer stabilen Master-Clock getan. Eine nicht optimale Implementation in den Clock-Empfängern kann und wird zu Timing-Problemen führen. Manchmal kann es deswegen entgegen der Intuition notwendig sein, nicht das Gerät mit der stabilsten MIDI-Clock als Master zu verwenden – da ein anderes Gerät einfach zu ungenau auf diese Master-Clock „hört“. Im Endeffekt muss das in jedem Setup ausprobiert werden.
Ein separater Clock-Generator ist natürlich auch immer eine Option, aber wiederum kostspielig.


Timing ist das A/O wenns um DAW(Less) geht. Ich arbeite aus gutem Grunde immer noch wie 1984. Die Clock kommt von ausserhalb des Rechners und wenn der Rechner synchronisiert werden muss, dann als „Slave“ Und wenn der Rechner wirklich der Master sein muss, macht man einen Click Track. Dazu muss man kein ACME4 und Plugin haben. Das funktioniert auch Super mit der MPC ONE oder der Force, grade wenn man ein hybrides Setup hat wo ein Sequenzer kein MIDI hat, muss man sich eh damit befassen. Der Rest des Setups sollte immer sorgfältig und in Ruhe gemacht werden. Und immer mal wieder dokumentieren und testen.
„Es gibt zwei verschiedene Arten von Schuko-Kabeln. Der Grund ist, dass die Version, die auch für Laptop-Netzteile genutzt wird, eine höhere Last aushalten muss – deswegen können bei solchen Netzteilen keine „normalen“ Varianten benutzt werden – die Steckerbauform verhindert das.“
da muss ich doch ein bisschen widersprechen
die genannten Kabel nennen sich Kaltgerätekabel
und ja es gibt geräteseitig zwei Steckerformen – den klassischen eckigen kaltgerätestecker und den abgerundeten für laptop-netzteile. An letzteren wird man feststellen dass die leitung daran oft dünner ist als bei den Leitungen mit klassischem kaltgerätestecker.
laptops und ähnliche Geräte haben selten eine Leistungsaufnahme von mehr als 200W. Kaltgerätestecker müssen in der Regel das zehnfache davon als regellast abkönnen. Die Angaben sind im Artikel oben also vertauscht – laptopnetzteilkabel können weniger last aushalten als kaltgerätekabel. Man könnte höchstens über die neutralleiter-belastung durch schaltnetzteil-induzierte oberwellen diskutieren aber selbst dadurch steigt die Belastung durch ein Laptop Netzteil nicht so hoch das es lastmäßig mit einem Gerät mit kaltgerätekabel verglichen werden könnte.
genauer gesagt die „kleeblatt-ausführung“ ist bis 2,5A spezifiziert, die klassische eckige version bis 10A. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ger%C3%A4testecker)