Mastersektion, Inserts und Aux erklärt
Nach dem kleinen Cliffhanger beim letzten Teil der PA Basics geht der Mixerpart heute in die zweite und abschließende Runde. Zur Erinnerung: Wir haben die einzelnen Teile eines Kanalzuges anhand unseres Beispielpults Allen & Heath MixWizard 14:4:2 durchgearbeitet. Nach der EQ-Sektion hatte ich euch zu einer Denkpause gezwungen. Nun geht es weiter – wir versorgen externe Geräte und Monitore mit Signalen und machen unseren Mix über die Mastersektion der Öffentlichkeit zugänglich. Und digital wird es auch noch.
Die komplette Workshop-Serie zum Thema Bühnenbeschallung auf einen Blick
Hier ein Überblick über gesamte Serie mit Wissenswertem rund um den richtigen Bühnensound:
- PA Basics: Bühnenmikrofone, Richtcharakteristik
- PA Basics: Bühnen-Mischpult Inputs & EQs
- PA Basics: Bühnen-Mischpulte Master, Aux und Inserts
- PA Basics: Endstufen & Signalverarbeitung für die Bühne
- PA Basics: Lautsprecher & Aktivsysteme für die Bühne
Mischpult Auxwege oder Sends genannt
Nach der EQ-Sektion folgen in jedem Kanalzug die Auxiliary-Regler (engl. für „zusätzlich“). Ein Auxweg erlaubt es, ein Signal aus dem Pult herauszuführen, um es zum Beispiel mit einem Effekt zu versehen. Auxwege können per Drehregler von jedem Kanal aus angesprochen werden, so daß auch mehrere Kanäle gleichzeitig mit demselben Effekt versehen werden können. Je nach Hersteller werden Aux-Wege auch mit der Bezeichnung Effekt, FLB, Foldback oder Monitor versehen.
Auxwege werden außerdem genutzt, um für die einzelnen Musiker auf der Bühne unterschiedliche Monitormixe zu erstellen. Das ist nötig, weil der Schlagzeuger sich selbst am lautesten hört, d.h. er braucht auf seinem Monitor nur wenig Drums. Der Sänger einer Rockband dagegen hört sich selbst kaum und benötigt daher auf seinem Monitor hauptsächlich seine eigene Stimme. Ein schlechter Bühnensound kann ganze Konzerte ruinieren, auch wenn das Publikum nichts davon hört – wenn die Band keinen Spaß hat, springt der Funke nicht über. Bei großen Shows gibt es deshalb außer dem normalen FOH-Mischplatz (Front of House) noch einen zusätzlichen Monitor-Mischplatz auf der Bühne. Das Konzept unseres Beispielmischers sieht auch die Nutzung speziell als Monitormischer vor. Normalerweise ist es möglich, Auxwege per Taste Pre- oder Post-Fade zu schalten, je nachdem ob, das originale oder das im Kanal bearbeitete Signal benötigt wird. Der MixWizard lässt diese Umschaltung nur gruppenweise für Aux 1-4 und Aux 5-6 zu. Das macht Sinn – es bietet sich zum Beispiel an, Aux 1-4 für Effekte als Post-Fade zu nutzen und Aux 5-6 für das Bühnen-Monitoring als Pre-Fade.
Effekte und Inserts bei Mischpulten
Weil Effekt-DSPs immer billiger geworden sind, bieten viele Pulte mit ihrer eingebauten Effekt-Sektion einige Möglichkeiten der Soundveredelung. Trotzdem ist es des öfteren nötig, weitere oder bessere Effekte einzubinden. Die Auswahl an externen Effektgeräten ist riesig – reine Hallgeräte wie das Lexicon PCM 91 bieten beste Verarbeitungsqualität, Multieffekte wie etwas das TC Electronic M3000 besitzen eine große Anzahl an weiteren Effekten wie Echo, Flanger oder Delay. Das gewünschte Effektgerät wird über einen Auxweg angeschlossen. Die Ausgänge des Geräts (meistens in Stereo) werden dann in der Regel über einen zweiten Kanal (Stereo mit Line Pegel) wieder ins Pult zurückgeführt. Damit kann das Effektsignal der Summe in beliebiger Lautstärke beigemischt werden.
Vor allem beim Schlagzeug muss bereits vor dem EQ der Sound per Noisegate und/oder Compressor optimiert werden. Auch diese Geräte sind in machen Pulten schon integriert. Externe Dynamikprozessoren können am Pult in jeden Kanal per Insert-Weg eingeschliffen werden. Im Gegensatz zum Auxweg erfolgt die Bearbeitung nur für den Kanal, in dem der Insert genutzt wird. Es kommt meistens ein Stereo-Klinkenstecker zum Einsatz, der so belegt ist, dass die Signalhin- und Rückführung mit einer einzelnen dreipoligen Klinkenbuchse realisiert werden kann.
Mastersektion, Routing, Subgruppen
In der Mastersektion eines Mischpults laufen alle Signale zusammen und können auf verschiedene Ausgänge oder sogenannte Sub-Gruppen verteilt werden. Diese Einstellung nennt man auch Routing. Neben der großen optischen Pegel-Anzeige (nicht abgebildet) finden sich hier meist auch die Kopfhörer- und Control-Room-Einstellungen und weitere Optionen für den gesamten Mischer.
Für den MixWizard erfolgt das Routing der Signale über die Schalter neben dem Fader jedes einzelnen Kanalzugs. Das Beispielpult besitzt 2 Stereosubgruppen (1-4) und einen Masterausgang (L und R). Der Gesamtausgangspegel der Auxwege 1-6 kann ebenfalls eingestellt werden. Alle Gruppen und Auxwege können per AFL-Schalter (After Fade Listening) am Kopfhörerausgang vorgehört werden.
Sind digitale Mischpulte besser?
Wer den Mixerpart der PA Basics bis hierher durchgehalten hat, fragt sich jetzt bestimmt, warum ich noch kein Wort zu Digitalpulten geschrieben habe. Ganz einfach – wer gleich mit einem digitalen Pult loslegt, wird nie die Grundlagen der Mischpulttechnik verstehen. Trotzdem – digital ist viel besser, oder? Deshalb dazu noch ein kurzer Exkurs.
In einem Digitalpult geschieht die gesamte Signalverarbeitung – ihr dürft raten – richtig: digital. Nachdem die analogen Eingangsignale (Mikrofone etc.) per eingebautem AD-Wandler digitalisiert wurden, entstehen keine weiteren Verluste. Die Audioqualität hängt dann nur noch von den Algorithmen der internen Digitalprozessoren ab. Geräte mit Digitalausgang (CD-Player, Sampler etc.) können direkt angeschlossen werden. Übliche Schwachpunkte analoger Pulte, wie etwa Summenrauschen oder Brummen gehören damit der Vergangenheit an. Alterung und damit einhergehende Stör- oder Kratzgeräusche von Reglern und anderen analogen Bauteilen sind ebenfalls kein Thema mehr. Vom Aufbau her unterscheiden sich digitale Pulte auf den ersten Blick nur geringfügig von ihren analogen Kollegen. Auffällig ist meistens nur die deutlich kleinere Anzahl an Drehpotis und ein oder mehrere Displays – bei digitalen Geräten das Herzstück im User-Interface des Mischers. Die vorhandenen Regler haben je nach angewähltem Menüpunkt eine andere Funktion. Das hat den Vorteil, dass eine große Anzahl von Features auf praktisch beliebig kleiner Oberfläche untergebracht werden kann. Eine feste Konfiguration ist nicht erforderlich, das Mischpult kann den eigenen Bedürfnissen angepaßt werden. Viele Digitalpulte haben wichtige Gerätschaften wie Kompressor, Noisegate und Effektprozessor bereits integriert. Außerdem können alle Einstellungen in sogenannten Snapshots gespeichert werden. In der Liveanwendung kann also beispielsweise für jeden Song ein Grundsetup mit allen EQ- und Aux-Einstellungen festgehalten und jederzeit abgerufen werden.
Diese Fülle von Möglichkeiten bringt jedoch auch einige Nachteile mit sich. Die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten sind gerade bei günstigeren Digitalpulten oft in Menüs und Untermenüs verborgen – einer analogen Konsole sieht man sofort an was es „kann“. Im hektischen Livebetrieb ist man als Einsteiger sicher besser bedient, wenn alle Einstellungen sofort anhand der Reglerpostionen ersichtlich sind. Die Mehrfachbelegung der Potis und Fader kann bei großen digitalen Konsolen schnell zu Verwirrung führen. Wer einige Zeit mit analogen Mischern einer Firma gearbeitet hat, wird sicher leicht auch andere Fabrikate bedienen können. Nicht so im Digitalbereich – hier hat beinahe jeder Hersteller ein individuelles Ergonomiekonzept. Die Qualität der Audiosignalverarbeitung hängt außerdem entscheidend von der Qualität der AD- und DA-Wandlung (am Ausgang) ab. Es gibt aber durchaus Pulte, die analoge und digitale Vorteile vereinen – das Yamaha N12 etwa arbeitet komplett digital, besitzt aber eine „analoge“, sehr übersichtliche Oberfläche.