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Patches & Sounds: Behringer MS-5 Synthesizer (Roland SH-5)

10 Sound-Patches für den Behringer MS-5

28. September 2024
Patches & Sounds: Behringer MS-5

Patches & Sounds: Behringer MS-5

Wir haben für Euch 10 starke Patches & Sounds für den Behringer MS-5 Synthesizer zusammengestellt, die ihr aber auch für den Roland SH-5 verwenden könnt. Um uns den weitgefächerten Klangmöglichkeiten des monophonen Behringer MS-5 zu nähern, möchte ich im Folgenden einige meiner Patches erläutern. Sämtliche Sounds lassen sich übrigens auch wunderbar in virtuellen Modularsystemen umsetzen, was ich parallel anhand meines Clavia Nord Modular G2 nachvollzogen habe. Gleiches funktioniert freilich auch mit VCV Rack oder Native Instruments Reaktor.

Behringer MS-5 Patch #01 – Kings Pad

Mein erstes Patch stellt ein für analoge monophone Synthesizer eher außergewöhnliches Szenario dar: eine Fläche. Die Idee ist, einen weichen Grundklang mit allmählich eingeblendetem Vibrato zu erschaffen, der später im Hall zu einer mehrstimmig ineinander klingenden Melange verschmilzt.

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Den Anfang machen die beiden VCOs in 8‘ Oktavlage. VCO1 bringt uns eine langsame PWM Schwingungsform, moduliert durch LFO2. Zusätzlich nutzen wir LFO2 auch zur behutsamen Tonhöhenmodulation. VCO2 spielt eine weiche Dreieckschwingung ab, die Feinstimmung ist nahe am VCO1, aber nicht perfekt.  Der ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert den VCA und steht auf relativ gemächlichen Werten.

Nun kommen auf beiden VCOs die beiden Filter ins Spiel: Das Multimode VCF wird als Lowpass mit hoher Resonanz betrieben. Etwas Keyboardfollow gibt uns nicht nur eine Aufhellung der höheren Noten, sondern vielmehr eine vokalartige Resonanz, die ein wenig mit der Tonhöhe mitwandert, jedoch absichtlich nicht mit 1 V/Okt. Tracking. Unser ADSR-Hüllkurvengenerator darf das VCF dabei minimal öffnen. Zusätzlich gönnen wir uns ein wenig Salz durch eine langsame S/H-Modulation über den Mod-Regler. Das statische Bandpass-Filter nutze ich einerseits für einen dezenten Formanten, andererseits lässt es designbedingt einiges an seidigen streicherartigen Höhen passieren, was gut zu unserem Vorhaben passt.

So richtig komplett wird der Sound jedoch erst durch das Eventide H3000 Preset „536 Build-A-Shimmer“. Dies ist eigentlich nur ein Multitap-Delay mit extrem viel Feedback, wie im abschließenden Beispiel anhand eines perkussiven Sounds aus einer einzelnen Dreieckschwingung zu hören. Wer kein H3000 zur Hand hat, bekommt einen ähnlichen Effekt auch mit den meisten Freeware Granular-Delay-Plug-ins hin, wie z. B. dem Ursadsp Lagrange (am Ende zu hören):

Behringer MS-5 Patch #02-Vocaloid Lead

Dieser Leadsound aus meinem ausführlichen Testbericht hatte es einigen Lesern angetan, weshalb ich an dieser Stelle gerne seine „decostruction“ etwas ausführlicher versuchen möchte. Die Fläche im Hintergrund des Klangbeispiels entstammt fünf Overdub-Spuren des Behringer MS-5 (vgl. Patch #08). Beginnen wir mit VCO1: Er spielt einen simplen 32‘-Sägezahn, den VCA öffnet traditionell der ADSR-Hüllkurvengenerator. Die verzögerte Sinusschwingung aus LFO2 moduliert dabei die Frequenz für ein leicht eierndes Vibrato.

Nun fügen wir VCO2 hinzu. Er ist auf VCO1 synchronisiert („strong“) und liefert uns eine PWM-Schwingung in 8‘ Lage. Seine Pulsbreite wird vom ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert. Zusätzlich gönnen wir ihm etwas Pitchmodulation durch den LFO1. Wir stimmen ihn eine kleine Terz tiefer als VCO1.

Das Multimode-Filter filtert hier ausschließlich VCO1, das Bandpass-Filter ausschließlich VCO2. Das Lowpass-Filter wird vom S/H zufallsmoduliert. Keyfollow steht in der Mitte, als Hüllkurvengenerator kommt der AR zum Einsatz (A=2, R=2, Sens=6). Das Bandpass-Filter liefert einen tiefen Festformanten.

Zu guter Letzt noch ein wenig Schmutz und Höhenglanz addiert und fertig ist der Klang. Wir fügen etwas Pink Noise in das Multimode-VCF und ergänzen mit einem Hauch Ringmodulator – diesmal an den Filtern vorbei direkt in den VCA.

Garnieren wir das Ganze mit einer Prise allgegenwärtige Valhalla Vintage Verb Plug-in (Default-Preset) und schon haben wir einen sehr kultigen ungewöhnlichen aber irgendwie doch auch klassischen Synthlead, den man vielleicht eher dem Korg Sigma mit einem Lexicon 224 zuschreiben würde.  Zu spielen mit einer Menge Pitchbender, versteht sich …

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Behringer MS-5 Patch #03 Mighty Bass

Hier kommt ein fetter Bass, den Madonna sicher auch nicht von der Bettkante gestoßen hätte. Charakterliche Moog-Anleihen sind nicht unbeabsichtigt, wenngleich doch mit einem klaren Roland-Touch, irgendwo in der Mitte aus Moog Source und angezerrtem Roland MKS80.

Der VCO1 ertönt im 16‘ mit PWM durch die Dreieckschwingung von LFO2. Hierbei spielt das Retriggering beim LFO seine Stärken aus – das Klangergebnis ist bei rhythmischem Spiel wie eine zusätzliche Hüllkurve einzusetzen. VCO2 spielt im 32‘ auch mit PWM, allerdings hier via ADSR. Der Clou des Sounds liegt jedoch im Ringmodulator, dessen Level im Mixer auf Maximum steht, während die beiden VCOs leiser herumdümpeln. Der Y-Eingang des Ringmodulators wird nun auf die Sägezahnschwingung von LFO1 (z. B. Triolen zum aktuellen Songtempo einstellen!) geschaltet.

Das Lowpass-Filter steht auf minimalem Cutoff und einem mittleren Resonance-Wert. Die Filteröffnung kommt vom der ADSR-Hüllkurvengenerator, etwas Keyfollow und einer S/H Random-Mod. Das Bandpass-Filter steht auf seinem tiefsmöglichen Setting, wo es wie ein Bassboost-EQ arbeitet.Patches & Sounds: Behringer MS-5

Die Finesse liegt nun einerseits in einer kleinen Modulation des VCAs durch die Sinusschwingung von LFO2, im Zusammenspiel mit einer Rückkopplung (alter Minimoog-Trick): Der rechte Ausgang des Behringer MS-5 wird hierbei über ein halb herausgezogenes symmetrisches Klinkenkabel (damit sich die Phase dreht) in den External In zurückgeführt (Input Sensitivity=Hi). Das ist subtil, aber wahrnehmbar. Das klingt nun kaum mehr „typisch Behringer“!

Behringer MS-5 Patch #04 Arpeggioso

Der Behringer MS-5 verfügt leider wie sein historisches Vorbild über keinen integrierten Arpeggiator, was sich via MIDI aber leicht lösen lässt. Aber geht es auch noch anders? Ja, zumindest im weitesten Sinne:

Sounds_MS-5__04_ArpeggiosoDie Idee besteht darin, den „weak sync“ von VCO2 zu missbrauchen. Dazu stellen wir VCO1 auf 4‘ Oktavlage und VCO2 auf 32‘. Nun modulieren wir maximal (!) die Tonhöhe von VCO2 mit der aufsteigenden Sägezahnschwingung aus LFO1.

Im Mixer addieren wir etwas Pink Noise, ausschließlich ins Multimode-Filter. VCO1 wird für etwas mehr Glitzern mit minimalem Pegel direkt in den VCA eingespeist. VCO2 landet mit Maximalpegel im Multimode-Filter, der Ringmodulator im Bandpass-Filter.Patches & Sounds: Behringer MS-5

Das Multimode-Filter steht dieses Mal auf Bandpass. Moduliert wird es einerseits durch die S/H-Schaltung, andererseits durch den AR-Hüllkurvengenerator. Die Besonderheit liegt aber im Triggerverhalten der Hüllkurvengeneratoren: Der ADRS-Hüllkurvengenerator, der ganz traditionell den VCA steuert, triggern wir mit der Clock des S/H, den AR-Hüllkurvengenerator durch LFO2!

Betont sei an dieser Stelle noch einmal, dass ich im Klangbeispiel nur sehr selten zwischen den Noten „D“ und „Bb“ wechsle – alle Trigger liefert S/H, die Akkordbrechungen ausschließlich die Weak-Sync-Modulation durch den LFO1!

Klangbeispiel: Aufbau (VCO1, VCO2, Weak Sync, LFO Mod, VCF, Noise, BPF, Eventide H3000 (Prog. #581 „Canyon“), gegen Ende mit manueller Bandpass-Filter-Modulation

Behringer MS-5 Patch #05: Tonys Bank

Jeder hält die dualen Filter für DAS Alleinstellungsmerkmal des SH-5. Tony Banks von Genesis hätte bei diesem Sound seine Freude gehabt , der zeigt, wie überzeugend auch die Oszillatoren des Behringer MS-5 im Alleingang klingen.

Da der Behringer MS-5 kein Polysynthesizer ist, spielte ich das Demo zunächst auf dem Arturia Prophet-5 V ein und zeichnete danach jede Stimme einzeln vom MS-5 auf eine eigenständige Spur auf. Der Prophet-5 V wurde dann wieder gelöscht und ist in der Aufnahme freilich nicht zu hören.

VCO1 liefert hier in der 8‘-Lage einen unmodulierten Sägezahn, VCO2 (Rechteck) ist hart synchronisiert und liegt eine Quarte über VCO1. Nun modulieren wir VCO2 mit dem Sinus aus LFO2, der funktional wieder mal durch den vorgegebenen Reset eher zum Loop-Hüllkurvengenerator mutiert. Beide VCOs laufen direkt in den VCA, ohne Filter. Der Ausgang des Ringmodulators speist dezent das LPF und BPF. Der ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert VCA und VCF. Für etwas mehr Bewegung im Klang sorgt LFO1, der mit seiner fallenden Sägezahnschwingung das VCF moduliert. Beispieleffekt ist wieder das Eventide H3000, diesmal mit dem Programm #717 „Delay To Wash“.

Behringer MS-5 Patch #06: Echo’n’bounce

Unerwartete Tiefen der Kreativität erwarten uns bei Verwendung des External In als Return-Weg eines simplen Delays. Da der External In je nach Schaltposition im Mixer entweder vor dem VCA, vor dem oder den Filter(n) in das Gerät führt und auch als X-Eingang für den Ringmodulator nutzbar ist, öffnen sich vielfältige Möglichkeiten zwischen Gated-Delay, Filtered-Delay und eben außergewöhnlicheren Ringmodulationen. Als Send-Weg ins Delay nutzen wir den rechten Hauptausgang, links greifen wir das Mono-Ausgangssignal zum Anhören bzw. für die Aufnahme ab. Der Panning-Regler mutiert damit zum Send-Regler und der Ext In im Mischpult zeitgleich zu Return-Level und Feedback, da dann das Signal ja auch wieder (abgesenkt durch den Panning-Regler) am rechten Ausgang erscheinen wird. In meinem Klangbeispiel nutze ich ein einfaches Delay aus meinem alten Yamaha SXP90 mit 400 ms Verzögerungszeit.Patches & Sounds: Behringer MS-5

Klangbeispiel: MIDI-Sequence, zuerst komplett, dann nur VCO1, VCO2, beide, Ringmod alleine, alle, zum Schluss inkl. External In

VCO1 und VCO 2 spielen beide im 16‘. VCO1 mit einer Dreieckschwingung, deren Tonhöhe vom Rechteck des LFO2 im Umfang einer Oktave moduliert wird. VCO2 liefert PWM, moduliert vom ADSR-Hüllkurvengenerator. Seine Tonhöhe erfährt zudem eine starke Vibrato-Modulation vom verzögerten Sinus aus LFO2. Dies tröstet über das beim Behringer MS-5 so schmerzlich fehlende Mod-Wheel hinweg. VCO1 landet mit Vollpegel direkt im VCA, der vom ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert wird. VCO2 wird mit halbem Pegel in das resonierende HPF (!) geleitet.

Das HPF wird zusätzlich über den AR-Hüllkurvengenerator moduliert. Der AR-Hüllkurvengenerator erhält nun seinen Trigger von der S/H-Clock, was die Filterbewegung etwas unberechenbarer macht. Frei nach dem Motto „all in“ speisen wir zum Schluss auch noch den Ringmodulator ein und schicken ihn zum BPF. Ein kurzes Portamento rundet das Patch ab. Das SPX90 Delay kommt im Mixer direkt zum VCA zurück, was die Stutter-Gate-Effekte hervorbringt. Andere Routings sind durchaus Experimente wert. Vorsicht ist nur geboten, wenn man den Effekt-Return, der ja gleichzeitig das Feedback regelt, in ein stark resonierendes Filter bringt – das kann schnell verzerren.

Patches & Sounds: Behringer MS-5

Behringer MS-5 Patch #07/08/09: Drumz

Ehrlich gesagt finde ich es wirklich kompliziert, gute Bassdrums selbst zu erschrauben. Am Behringer MS-5 ziehen wir dafür alle Register: Das LPF liefert mit maximalem Resonance- und minimalem Cutoff-Wert den sinusartigen Grundklang, mit einem archetypischen Pitchfall via ADSR. Pink Noise und VCO1 (32‘ Rechteck) landen im LPF. VCO2 (32‘ Sägezahn, KybdFollow=off) wird auch vom ADSR-Hüllkurvengenerator moduliert und zielt in das LPF und BPF, das wieder den Low-Boost-Trick hervorbringt, den wir aus unserem Bass-Patch kennen.  Eine kleine finale Optimierung kommt über den FX-Send-Trick wie im vorherigen Patch: Ein kurzes Random-Gated-Reverb aus dem Yamaha SPX90 speist sowohl Ringmodulator (X) als auch VCF und BPF.

Ein unumgängliches Problem im Vergleich zu dedizierten Drummachines ist, dass die Oszillatoren bei Analogsynthesizern in aller Regel frei schwingen und nicht mit dem Tastenanschlag im Nulldurchgang starten. Dies könnte z. B. das Behringer 921 Oszillatormodul. Folge davon ist, dass die klanglich so wichtigen ersten Millisekunden beim Anschlag jedes Mal ein wenig unterschiedlich klingen – ein Manko, dem man meist nur durch digitales Sampling begegnen konnte oder man erfreut sich der lebendigen Klanglichkeit.

Eine passende Closed-HiHat und Snare ist auf dem Behringer MS-5 schnell gemacht. Die analogen Klassiker vom Schlage einer TR-606 oder TR-808 lassen sich leider nicht so ohne Weiteres mit einem nichtmodularen Synthesizer imitieren. Aber typische Depeche Mode Drums erklingen in ergiebigen Varianten auf dem MS-5. Ich will hier bewusst keine Vorgaben machen, sondern zu eigenen Experimenten anregen. Als Startpunkt für Snares dient beispielsweise ein schneller ADSR-Hüllkurvengenerator (A=0, D=2, S=2, R=3) und Pink Noise in beide Filter. Nun können wir mit dem resonierenden HPF durch parallele ADSR-Modulation (Cutoff=5, Reso=9, Sens=2) den Höhenanteil in Form bringen.

Das statische BPF bildet den Bauch unserer Snare (Frequ=4, Reso=9, Level=6). Wer übrigens die Invertierung der ADSR zur Filtermodulation vermisst (für die typischen „puiii“-Sweeps), nimmt kurzerhand den mit jedem Tastendruck neustartenden LFO1 zu Hilfe (Rate=7, Reverse Saw > VCF, Mod=1). Wer das Ganze um chaotischer oder metallische Klanganteile ergänzen möchte, findet in den beiden VCOs und im Ringmodulator unzählige Möglichkeiten (z. B. Pitch-Modulation des VCO1 via S/H bei maximaler Sample-Time plus VCO2 via LFO2 mit maximaler Rate). Im Klangbeispiel kommt als Zuckerhäubchen noch der UAD RMX16 als Nonlinear Reverb sowie ein 1/8 Delay auf der HiHat (=nur doppelt gefiltertes Rauschen) zum Einsatz.Patches & Sounds: Behringer MS-5Patches & Sounds: Behringer MS-5

Behringer MS-5 Patch #10: PWM-Padding

Sounds_MS-5__10 PWM Padding

In meinem letzten Patch möchte ich eine zweite Fläche vorstellen. Im Gegensatz zur ersten, die sich erst unter Zuhilfenahme eines komplexen Multieffektes, kombiniert mit geschicktem Echtzeitspiel, entfaltet, suchen wir hier einen monophonen PWM-Klang mit sanften LFO-Modulationen und traditionellen Schwebungen. Als erstes habe ich einen einzelnen Klang des Behringer MS-5 in der DAW gesampelt und auf die Schnelle recht schlampig geloopt (am Ende des Klangbeispiels erklingt diese Sampler-Fassung zur Orientierung). Mit dieser MIDI-Sampler-Spur habe ich meine Fläche zunächst am Computer gespielt und quantisiert, die MIDI-Tonlängen und -Übergänge mit der Maus editiert. Dann habe ich in der MIDI-Spur alle Noten außer der Unterstimme gemutet und den MIDI-Spurausgang über USB zum MS-5 gesendet. Das Ergebnis habe ich inklusive Hall aus meinem alten MXR 01A auf eine einzelne Stereospur aufgezeichnet und diese „Bass“ benannt.

Als nächstes kam der „Tenor“, dann der „Alt“ und zu guter Letzt der „Sopran“ – wie in einem vierstimmigen Chor. Wer nun entsetzt aufschreit „das dauert ja ewig“: Nein, es dauerte eine Viertelstunde – definitiv kürzer als beispielsweise Aufnahmen mit einem echten Streichquartett. Belohnt wird man mit einer tollen und außergewöhnlichen Fläche, deren LFOs in jeder Einzelstimme ein wenig andere Modulationen hervorbringen. Zu Zeiten von Toto, Michael Jackson & Co. hören wir relativ häufig derartige Overdub-Flächen. Nicht weil polyphones Spiel auf elektronischen Instrumenten damals nicht möglich gewesen wäre, sondern weil es auf diese Weise einfach toll klingt! Muse haben das im Intro von „Resistance“ auch exakt so gemacht: https://youtu.be/-R9oXm-bRK0?si=LcuOingB4XvXEkQb&t=376

Patches & Sounds: Behringer MS-5

Im VCO1 erklingt eine 16‘-PWM via LFO2, wobei S/H die Tonhöhe leicht zum Schwanken bringt. VCO1 landet ausschließlich im LPF, um eine schön wollige Anmutung zu erhalten. VCO2 steuert einen 16‘ Sägezahn bei, sehr vorsichtig moduliert von LFO1 und landet im LPF und BPF. Letzteres schenkt uns wieder ein paar seidig-flirrende Höhen. Ein langsames Mäandern ergibt sich durch den Rinmodulator: Der Y-Eingang steht dabei auf der Sinusschwingung aus LFO2, was ein langsames Tremolo von VCO1 hervorbringt. Ein spannender Trick dabei liegt darin, das Ausgangssignal in beide Filter zu leiten – so erklingt der VCO1 abwechselnd ausschließlich im LPF und dann, sobald der Ringmodulator hörbar wird, in beiden! Unser ADSR-Hüllkurvengenerator darf hier mal wirklich langsam zu Werke gehen, wobei der Behringer MS-5 nie extrem langsame Hüllkurvenzeiten bietet.

Patches & Sounds: Behringer MS-5

Der MXR/ART 01A war ein 1984 auf den Markt geworfener einfacher Digitalhall, der sich preislich über den Federhall- und BBD-Geräten dieser Zeit, jedoch weit unter den großen Lexicons und Quantecs positionierte. Man kann ihn heute mitunter um die 100,- Euro gebraucht erstehen, wenngleich leider nicht viele dieser Geräte erhalten sind. Klanglich schätze ich ihn für Synthesizer-Flächen sehr, da er das typische „gewisse Etwas“ hat – eine körnige Qualität, typisch für viele frühe Digitalgeräte, aber gepaart mit einer unglaublichen Stereobreite im Nachklang, die gerade monophone Synthesizer enorm aufwertet:

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Fazit

Wenn mein Exkurs in die SH-5/MS-5-Welt gefallen hat oder noch Fragen oder Anregungen zum Gerät offen sind, freue ich mich auf Feedback in den Kommentaren. Und nun happy knobbing!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    masterBlasterFX

    Hallo t-hiho

    Danke, für den interessanten und lehrreichen Beitrag.

    … und natürlich auch vielen Dank für die Tricks aus der “ Profiwerkzeugkiste “ !

    Gruss masterBlasterFX

  2. Profilbild
    Kazimoto AHU

    Guten Morgen!
    Kings Pad ist genau mein Geschmack. Als Ersatz für den H3000 habe ich Arturia Fragments „Unique Shimmer“, ein einfaches Ping-Pong Delay aus Bitwig und den Sinevibes Hollow genommen, meine derzeitige „Ambient-FX-Chain“ für den Kawai K4, der sogar noch etwas PCM-Noise hinzufügen kann. Singende Filter mit etwas Tracking und hoher Resonanz sind eine Spezialität des K4, nur muss man dabei die Lautstärke runterdrehen, weil er als alter digitaler schnell zum übersteuern neigt, was ich ihm aber verzeihe. Die Obertöne sind einfach zu schön und suggerieren bei monophoner Spielweise Polyphonie. Überhaupt klingt das Filter m.M.n. sehr nach Roland, falls einer keinen Roland SH-5 zur Hand hat. Kawai ist ja aus Teisco hervorgegangen und die waren mit Roland in Konkurrenz, vielleicht daher?
    Ein JV-80/880 wäre bestimmt auch interessant für den Job.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Kazimoto Sinevibes Hollow scheint interessant. Muss ich mal ausprobieren. Eventide selbst haben ja das H3000 unlängst als Plugin in einem neuen Update veröffentlicht: https://www.eventideaudio.com/plug-ins/h3000-factory-mk-ii/ Klanglich ist das was geht dort der Hammer, aber ich verstehe einfach nicht, warum sie nicht alle Algorithmen und alle Presets aus den Originalen integrieren konnten. Für mich ein absoluter Dealbreaker leider, v.a. da die ganzen supercoolen Reverbs und das berühmte Buenas Notches Preset weiterhin fehlen.
      Ich verstehe, dass Du gern K4 und JV/JDs für Flächen verwendest. Ich würde noch die originale Korg Wavestation und den Waldi Microwave ergänzen. Spannend hier in meinem Beispiel fand ich allerdings in erster Linie, dass der MS-5 ein guter Flächenmeister sein kann, ohne die typischen Analogpads a la Juno 106 / Oberheim OBXa zu kopieren.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Anjin Sun Besten Dank, hat auch viel Spaß gemacht. Der MS-5 ist inzwischen zurück beim Vertrieb, aber es war wirklich ne tolle Zeit mit dem Gerät (wobei mich persönlich der Behringer Kobol Expander in puncto klanglicher Flexibilität und Punch noch ein wenig mehr beeindruckt hatte, sodass ich ihn inzwischen feste in mein Setup integriert habe)!

      • Profilbild
        Anjin Sun

        @t-hiho Vielleicht erweitert Behringer ihr System 100 mit dem Filter und Oscillator aus dem MS-5? Der BKE hat auch bei mir einen festen Platz gefunden.

        • Profilbild
          t-hiho RED

          @Anjin Sun Das wäre eine schöne Idee innerhalb der Behringer-Roland-Range, v.a. wenn das Filter wieder so preisgünstig und dennoch gutklingend ausfallen würde. Die BARP 2500 VCFs finde ich sehr gelungen! Die Oszillatoren des MS-5 halte ich ehrlich gesagt nicht für eigenständig genug, um einen lohnenswerten Eurorack-Klon loszutreten. Der Behringer 921 kommt da trotz leicht anderer Klangsignatur locker ran. Wer im Eurorackformat mit einem Behringer System 100 unterwegs ist, findet aber i.d.R. schnell ein zusätzliches Bandpassfilter, um die typischen SH-5 Klänge umzusetzen. Erica Pico VCF1 oder Doepfer A121-3 sollten das locker schaffen. Wer das letzte Quäntchen Authentizität sucht, solle einerseits beachten, dass das BPF im SH-5 und MS-5 ein wenig anders aufgebaut ist als „typische“ Bandpassfilter. Eher wie ein resonierender EQ. Das hat gerade beim parallelen Beimischen schon einen etwas anderen Charakter. Da bliebe noch der G-Storm SH5 VCF, wer den Platz dafür hat. Zweiter wichtiger Aspekt ist der Workflow: Ja, man kann mit einem Eurorack-Modular leicht die Syntheseform des SH-5 nachbilden. Die Sounds des SH-5 erschraubt man sich aber immer „innerhalb“ der Parameter-Ranges, die Roland vorgab (Stichwort feste Polaritäten der Modulationsziele)… Wann immer ich erfolgreich versucht habe, einen Sound eines Synths auf einem anderen nachzustellen, bemerkte ich oft die extrem kleinen Sweetspots dabei, da die Regelbereiche oft so stark von einem Hersteller zum anderen abweichen.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @SynthNerd Danke vielmals! Ich liebe es einfach, neue Synthesizermodelle zu erschließen. Auch wenn man in die Falle tappt, immer wieder ähnliches zu versuchen – man kann eben aus seiner Haut nicht raus – wird man bei der Bedienung eines Gerätes dennoch oft positiv überrascht und in ganz andere und unerwartete Richtungen geleitet. Für mich war beim MS-5 die Integration externer Hardwareffekte solch ein Moment. Jahrzehntelang nutzte ich Effekte HINTER einem Synth. Im innersten Sanctum eines Patches einen (an sich ja typisch stereophonen) Digitaleffekt vor dem VCA incl. (Self-)Feedback einzubinden, war extrem inspirierend und findet sicherlich künftig direkt Einzug in mein Arbeiten mit meinen Euroracks… Letztlich klingen doch viele monophone Analogsynths irgendwie vergleichbar. Eine solche Maßnahme macht eigene Sound schnell sehr viel individueller und damit auch irgendwie moderner!

  3. Profilbild
    citric acid

    Sehr tolle Patches. guter Start in eigene neue tolle Sounds. Darf ich fragen wo Du die Patch Sheets her hast, bzw ob man die irgendwo herunterladen kann. Die aus dem Manual sind nicht so de bringer. Google hat mir aber keine sheets ausgeworfen :) Danke u lg

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @citric acid Vielen Dank für Deine netten Worte. Auch wenn mich jetzt gleich Alle für verrückt erklären: Ich bin ziemlich fit in Photoshop und habe die tatächlich selbst nachgebaut, um sie vernünftig editieren zu können. Das war leider ne ganz schöne Schufterei, ich dachte ich wäre schneller damit… ;-) Check mal Deine PM…

  4. Profilbild
    Mac Abre AHU

    Schöne Sache, das. Auch wenn mich SH-5 und MS-5 nicht die Bohne interessieren, finde ich es eine gute Idee und eine sehr nette Aktion, Patches für die Leser zur Verfügung zu stellen.

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