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Preview: Celemony Melodyn Editor

Melodyne DNA

20. Oktober 2009

Noch bis vor einer Woche galt es landläufig als unmöglich, aus einer mehrstimmig gespielten Aufnahme einzelne Noten zu extrahieren und diese dann in Tonhöhe, zeitlicher Position oder ihrer Länge nachträglich manipulieren zu können. Der Firma Celemony scheint diese Quadratur des Kreises nun gelungen zu sein. Celemony hat sich mit dem Produkt Melodyne schon vor etlichen Jahren einen Namen gemacht, da Melodyne als erstes Produkt seiner Art wirklich natürlich klang. Fast ohne hörbare störende Artefakte kann man so bereits einstimmiges Audiomaterial  nach der Aufnahme wie MIDI bearbeiten.
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Man darf Celemony gratulieren, die Entwickler haben eine echte Innovation erschaffen. Ein solches bisher undenkbares Programm bis zu diesem Niveau zu entwickeln, ist eindeutig eine Meisterleistung. Dass Celemony DNA nach längerer Ankündigung erst zum jetzigen Zeitpunkt auf den Markt bringt, ist eher positiv zu bewerten, denn wem nutzt ein halbfertiges Programm?

Die Celemony DNA-Technologie ermöglicht es, fertige mehrstimmige Audioaufnahmen in die einzelnen Töne zu zerlegen und diese umfangreich zu bearbeiten. DNA, also die polyphone Erkennung und Bearbeitung von Audiomaterial, wurde dazu in die gewohnte Melodyne-Umgebung integriert. Wie gewohnt importiert man eine Wellenform in den Editor und startet die Analyse. Die polyphone Analyse dauert merklich länger als die monophone und wird über einen sich füllenden Kreis zeitlich visualisiert. Anschließend öffnet sich die Wellenform animiert in ihre Bestandteile, was recht eindrucksvoll aussieht.
Was man nun sieht, ist bereits von der monophonen Version bekannt und erinnert an einen MIDI-Editor, nur das die MIDI-Balken in diesem Fall durch so genannte Blobs (eine vereinfachte Wellenformdarstellung) vorliegen. Man kann diese wie gewohnt in der Tonhöhe verschieben, in der Länge ändern, sowie die Notenübergänge und Formanten editieren. Aus einem Dur-Akkord Moll zu machen ist nun die leichteste Übung. Wohl bemerkt wird hier eine bereits fertige Aufnahme editiert.

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Wer nun glaubt den heiligen Gral in den Händen zu halten wird schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Melodyne editor ist für einzelne Instrumentenaufnahmen konzipiert, nicht etwa für komplette Mischungen oder Instrumentengruppen, die aus verschiedenen Instrumenten bestehen. Man kann zwar versuchen, zum Beispiel Beatles-Stücke harmonisch umzugestalten, jedoch sollte man sich neben dem fragwürdigen Sinn an der Sache auch darüber klar werden, dass es mit Melodyne editor nicht möglich ist, einzelne Instrumentenspuren zu Remix-Zwecken zu extrahieren. Zu diesem Zweck ist von anderer Seite (Prosoniq) etwas angekündigt, aber auch hier sollte man nicht zu viele Träume erfüllt sehen, denn wie immer ist das Ausgangsmaterial ausschlaggebend für das Ergebnis.

Die Analyse des Klangmaterials arbeitet relativ gut. Vergleichbar sind hier Programme wie WIDI, die polyphone Audiodateien in MIDI-Noten umwandeln. Melodyne ist schon auf diesem Terrain um ein vielfaches leistungsfähiger. Dennoch muss man für 100 prozentige Genauigkeit noch manuell nacharbeiten. An dem Erkennungsalgorithmus ist also noch Verbesserungspotential zu erkennen. Wir haben verschiedene polyphone Signale ausprobiert. Während bei natürlichen, dynamisch und frequenziell unbearbeiteten Spuren die Erkennung weitgehend gut funktioniert, tut sich DNA vor allem bei synthetischen Klängen eher schwer.

Die Qualität des Ergebnisses einer Bearbeitung ist vorher kaum zu definieren. Es hängt stark vom Ausgangsmaterial ab, wie gut die Bearbeitungen später klingen. Oft hört man deutliche Artefakte, wie man sie von FFT-Bearbeitungen her bereits kennt, eher selten sind keine Artefakte hörbar. Bei jeder Bearbeitung einer Tonhöhe ist eine deutlich hörbare Beeinträchtigung der Klangqualität zu verzeichnen. Für Instrumente, die in den Hintergrund einer Mischung platziert werden, ist dies jedoch nicht zwingend von nachteiliger Bedeutung.

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Ich denke, dass sich sowohl die Analyse als auch die Bearbeitungsqualität im Laufe der Zeit noch verbessern lassen. Immerhin haben wir gerade mal die erste öffentliche Version unter der Lupe. Schon bei der ersten Version von Melodyne hat sich gezeigt, dass über die Jahre eine deutliche Verbesserung der Analysefunktionen stattgefunden hat. Erfahrungswerte für die Entwickler kommen nicht von heute auf morgen, und so sollte man eine solch viel versprechende Technologie schon jetzt unterstützen, auch wenn sie heute nicht 100 prozentig überzeugt, schon alleine deswegen, weil man viel Verbesserungspotential erkennen kann.

Abschließend für diese Preview ist zu sagen, dass Celemony mit der DNA-Technologie einen weiteren erfolgreichen Durchbruch im Bereich der Audiobearbeitung und Musikproduktion geleistet hat. Man darf gespannt auf die weitere Entwicklung sein und natürlich auf hemmungslos kreativem Umgang der Musiker mit dieser Technologie hoffen. In unserem Testbericht werden wir mit der Release-Version Klangbeispiele erstellen und den Workflow beschreiben sowie die Grenzen von DNA genau ausloten.

Es ist gewiss nicht übertrieben, diese neue Technologie namens „Direct Note Access“ als Meilenstein der Studiotechnik zu bezeichnen. Auf der Musikmesse 2008 brach die Menge der Fachredakteure und Autoren aller Magazine bei der ersten Pressekonferenz in Beifall und Jubelrufe aus, und als Peter Neubäcker von Celemony mit einer schon fast notorisch ruhigen Selbstverständlichkeit diese wirklich bahnbrechende Technologie mit dem Satz vorstellte: „Ich habe mir gedacht, wenn es theoretisch unmöglich ist, dann könnte es doch aber praktisch möglich sein!“ hinterließ eben dieser kluge Satz weitere Anerkennung. Selbst die erfahrensten und anerkanntesten Entwickler anderer Firmen waren mehr als erstaunt und fielen im Einzelfall vor Hochachtung sogar auf die Knie!

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