Preview microKorgXL
Das Leben als Reporter ist nicht leicht. Mal rennt man einer Story hinterher, von der man glaubt, es sei DAS DING, und ein anderes mal steht man direkt davor und würde es nicht erkennen, selbst wenn es einen in den Hintern beißen würde.
Letzteres ist mal wieder auf der Synthesizer Festa 2008 (28.-29. Nov.) in Tokyo passiert. Wahrscheinlich war ich zu abgelenkt von dem „Tansu Matrix“ Konzert von Hideki Matsutake (Y.M.O. Sounddesigner), das sich mit dem Thema „Werkdemos auf der Bühne“ auseinandersetzte. So wäre es fast geschehen, dass ich am neuen Korg microKorg XL vorbei rannte, als ich auf Nobuyoshi Sano, Corporate Manager von AQ-Interactive, traf, der auch am Korg-Stand war und den Korg DS-10 vorstellte. Aber erst später, als ich dann die neuen Korg nanos begutachtete, machte mich ein Mitarbeiter von Korg auf den direkt danebenstehenden microKorgXL aufmerksam. Bei manchen Menschen dauert es eben länger, bis sie kapieren.
Der microKorg XL soll nun nicht nur die Nachfolge des beliebten ersten mircoKorg antreten, sondern ist auch mit allen Innovationen gespickt, die Korg seit diesem ersten Sprössling entwickelt hat. Der erste Eindruck des Gerätes schreit förmlich nach Punk, Garagenband und dem Bekleben mit Stickern.
Zu aller erst einmal das äußere Erscheinen. Mit 556 mm Breite, 231 mm Tiefe und 73 mm Höhe und 2 kg Gewicht ist der XL noch handlich genug, um ihn mit aufs nächste Straßenfest mitzunehmen, denn er kann auch mit Batterien betrieben werden und mit den wenigen übersichtlichen und gut greifbaren Knöpfen ist er auch bei erhöhter Partystimmung noch leicht zu bedienen. Das neue „Natural touch mini Keyboard“ macht auch einen angenehmen Eindruck und fühlt sich erdiger an, als die Tasten des ersten mircoKorg. Allerdings sind die 37 Tasten insgesamt etwas kurz geraten, in etwa vergleichbar mit dem mircoKontrol und dem MS-20 Controller. Kann man sich aber mit abfinden. Auch wurde das kryptische LED des Vorgängers durch ein aussagekräftiges LCD ausgetauscht, was das Spielen damit noch wesentlich mehr vereinfacht. Was allerdings wirklich merkwürdig anmutet ist das Plastik-Pressformgehäuse, denn der XL hat einen „Standfuß“, der stark an die Formplastikeinlage von Brettspielkartons erinnert. Ihr wisst schon, das Ding mit denen das Figurenzubehör am Herumpurzeln gehindert werden soll. Allerdings gibt genau das dem XL auch einen gewissen LoFi-Charme.
Was sich allerdings im Gehäuseinnern befindet, ist alles andere als LoFi – was den XL aber auch nicht daran hindert dreckig zu klingen. Als erstes Merkmal ist natürlich der verbesserte 16-Band Vocoder aus dem Korg Radias bzw. R3 zu nennen, und der Audioeingang ist natürlich auch wieder mit dabei. Dazu kommen die zwei Oszillatoren aus dem Electribe MX und separatem Rauschgenerator. Allerdings sind nur sieben der 16 Oszillatorbetriebsarten des MX übrig geblieben, darunter Formant und PCM/DWGS (Digital Waveform Generator System) und Audioeingang. Auch an VPM (Variable Phase Modulation) wurde gedacht, um den Oszillatoren noch etwas mehr Analoggefühl mit auf den Weg zu geben. Als Modulationsmöglichkeiten gibt es unter anderem Crossmodulation, Ringmodulator und Sync. Dazu gibt’s noch zwei Filter bis 24dB/Oktave in den üblichen Farben. Auch für reichlich Zuckerguss wurde gesorgt. Der XL beinhaltet nämlich 17 Effekte aus dem Kaoss Pad 3, von denen zwei jeweils gleichzeitig angewendet werden können. Dieses eklektisch anmutende Sammelsurium an Features läßt schon ahnen, dass im XL natürlich die MMT-Engine ihren Dienst verrichtet, da diese Engine auch in den anderen genannten Korg Produkten den Ton angibt. Diese verleiht dem XL auch seine achtstimmige Polyphonie, die sich bei Einsatz des Vocoders jedoch auf vier Stimmen halbiert.
Die XL Sounds können jeweils paarweise auf dem Keyboard gelayert oder gesplittet werden. Zur Speicherung stehen 128 Plätze zur Verfügung, die in zwei Bänke mit zwei 8-fach gerasteten Presetwahl-Potis abgelegt werden, welche die Beschriftung „Genre“ und „Programm“ tragen. Damit läst sich schnell zwischen verschiedenen Patches umschalten, falls man sich daran erinnert, wo was gespeichert ist. Die Beschriftungen der beiden Presetwahlpotis assoziiert aber irgendwie auch eine zu sehr auf „Spielzeug“ ausgerichtete Orientierung. Jedenfalls fand auch beim orginalen microKorg die Genre-Bezeichnung keinen großen Zuspruch bei den Usern und wurde eher ignoriert.
Das Editieren von Sounds am Gerät geht leicht und intuitiv von der Hand. Zum Editieren am Rechner steht ein vorbildlich komfortabler Editor zur Verfügung. Ein ganz großes Plus bei allen jüngeren Korg Produkten, das jeweils einen deutlichen Mehrwert darstellt. Da wir gerade beim Thema sind – der XL ist patchkompatibel zum Korg MS2000/MS2000B. Deswegen stellt Korg zum Einführungstermin des XL auch etliche MS-Patches zum freien Download zur Verfügung.
Insgesamt merkt man dem XL im Kontrast zu seinem Namen seine Budgetkürzung deutlich an, was aber nicht unbedingt zum Nachteil gereichen muss. Mit dem mircoKorg XL setzt Korg aber definitiv ein Zeichen, um an den Erfolg und die Knuddeligkeit des microKorg anzuknüpfen, der trotz technischer Unterlegenheit zum Radias und R3 inzwischen zum Kultgerät geworden ist. Die bisher ersichtlichen Nach- und Vorteile des XL machen ihn jedenfalls zum Nachfolgerkandidaten. Die Frage, ob er XL genug ist, um seinem Bruder das Wasser zu reichen, lässt sich erst nach weiterer näherer Begutachtung durch die User-Gemeinde sagen. Es wird aber letztlich eine Frage der Preisbalance sein, die entscheiden wird, ob Korg im Februar dann nicht nur einen Verkaufshit sondern auch einen Fan-Hit landen kann.
Ich find die Vocoder sounds richtig klasse :)
Süß! Hoffentlich preislich unter dem R3.
Ach, wie süß…..Hol mir trotzdem den Radias :-D
An der Plastikoptik würde ich mich nicht stören. Unterstreicht sogar ein wenig das Retro feel.
Aber wenn er wirklich so klingt wie Die Demos einem glauben lassen wollen, na dann aber Hallo.
Schade das er nicht mehr vor Weihnachten erscheint
Obwohl ich überhaupt kein Freund der Micros bin, ist mir das Design gleich sehr positiv aufgefallen. Sehr funky! Das schreit doch förmlich nach „Spiel mich“! Ich kann nur hoffen, dass die Tastatur nicht so erbärmlich ist wie beim Vorgänger, für mich ein Unding. Plastik hin, Plastik her, dass erscheint mir nicht sooo wichtig. Denn: Hardware-Synths braucht das Land! Oder: Installierst Du noch, oder spielst Du schon?… Die Demos sind dann auch wie das Design: retro, fett, und trotzdem frisch. Das sind mit die besten Demos, die ich bisher gehört habe. Wenn ich das mit dem Vergleiche, was ich vom Radias gehört habe, dann hat der Micro seine – im Vergleich zum Radias – eingeschrängten Möglichkeiten mehr als kaschiert. Vielleicht ist das aber auch so ein positiver Effekt des Downsizings: Trotz weniger Möglichkeiten mehr musikalischer Output, da man sich auf das Konzentriert, was man als musikalische Idee im Kopf hat, welche dann halt NICHT beim Versuch, den 5. Arpeggiator zu synchronisieren, flöten geht?…
wahnsinns sound! hört sich super an. hätte ich dem kleinen nicht zugetraut.
Hallo,
ich hatte mich vor einigen Jahren gegen den Microkorg entschieden, da mir die Tastaur nicht zugesagt hatte. Wenn nun eine ordentliche Miniwaterfalltastatur eingebaut wurde, dann kann der Spaß beginnen.
Eine Sache hört man auf jeden Fall, wenn bei den Demos nicht „getrickst“ wurde, sind deutlich bessere Wandler als beim Vorgänger verbaut worden und auch die Hüllkurven machen einen guten Eindruck. Die kreativen Atmos begeistern mich ebenso, wie einige der dreckigen Elektrosounds.
Er klingt digital…Das mag ich!!!
Alexis
<<<< Da wir gerade beim Thema sind - der XL ist patchkompatibel zum Korg MS2000/MS2000B. Deswegen stellt Korg zum Einführungstermin des XL auch etliche MS-Patches zum freien Download zur Verfügung. Interessant wäre es zu wissen, ob es eine Portierung der Patches auf den Radias geben wird.
Man kann die Patches vom MS2000/B und MicroKorg bereits auf dem Radias benutzen, die wurden von Korg konvertiert. Auf der Seite http://www.korg.co.uk kann man sie runterladen.
Genau aus diesem Grund würde ich es ja begrüßen, wenn AUCH die Patches des MicroKorgXL portiert würden. :-)
Laut diversen Grüchten wird der Preis wohl bei einer Preisempfehlung von ¥49.800 bzw. $552 und damit dann auch wohl bei uns bei ca. €550 Euro liegen.
Ich freue mich immens über die vielen Vorschusslorbeeren. Und noch mehr freut es mich, dass die Sounds gefallen, der Vocoder für euch fett ist, die Wandler ordentlich Druck haben, die Optik stimmt und die Tastatur wirklich erstaunlich gut spielbar ist. Ihr werde sicherlich bald einen Test des kleinen Wunderknabens hier finden. Versprochen!
Das Teil IST FETT! ich spiele grade damit und der Editor ist auch super, er erleichtert das Programming enorm. Danke, Jan! Und alle anderen: Holt euch das Teil!!!
Nächste Woche gibts hier das umfangreiche, frische Review mit allen Details, Höhen und Tiefen.
Ihr dürft geschpannt sein! ;)
Grüße M.
Klasse Synth, vor drei Tagen bekommen. Nur ein Problem: Die Reglerstellungen sind kaum sichtbar, da die Markierung an der Seite ist. Dafür habe ich gleiche eine Lösung geschaffen, die man auf http://www.improveyoursynth.com betrachten kann. Das macht den Synth viel praktischer in der Bedienung!