Technik
Diese Orgelgeneration verwendet keine TOS/Divider-Technologie mehr, bei der aus einer hohen Grundfrequenz alle Grundtöne einer Orgel auseinander dividiert werden. Stattdessen ging man den Weg, 11 bzw. 15 gleichartige Module einzusetzen, die jeweils monophon den Klang einer einzelnen Taste generieren. Somit ist das Instrument 11- (Flutes, Strings) bzw. 15-fach (Synthesizer) polyphon.
Es war zu der Zeit, als die Allen Organ Company ein Patent erhielt, um mittels Digital-Sampling Orgelklänge wiederzugeben. Yamaha konnte diese naheliegende Technologie deshalb lange nicht einsetzen; erst zu Zeiten des AWM2 war dieser Streitpunkt beigelegt. Interessant ist deshalb, welchen Weg Yamaha damals für „digitale“ Oszillatoren gehen musste. Yamaha nannte diese Technologie „Pulsed Analog Synthesis System“ (PASS). Die einzelnen Teiltone der Flötenregister sind das Ergebnis von Custom-ICs, welche eine Art Wavetable implementieren. Die Festlegung der einzelnen Tonfrequenzen läuft digital, die Analogwerte werden jedoch aus diskreten Widerstandsmatrizen in den Chips ausgelesen. Es gibt je nach Tonhöhe sogar unterschiedliche „Waves“, so dass in den höheren Lagen Aliasfehler vermieden werden. Diese Chips haben noch eine weitere Besonderheit: Durch einen weiteren Steuereingang lässt sich ein zweiter Oszillator aktivieren, der gegenüber dem ersten verstimmt werden kann. Das wirkt sich bei den Flutes etwas befremdlich aus, beim Synthesizer kommt man dadurch jedoch an den klassischen „Dual-VCO“-Effekt. Dieser Effekt fehlt übrigens bei den kleineren Electone-Modellen.

Mit den Celeste Tabs lassen sich in 6 getrennten Sektionen eine zweite Generatoreinheit aktivieren und verstimmen
Die Oszillatoren für den Synthesizer-Part verwenden also die gleiche Technik wie die Flutes, es werden nur andere Chips mit anderen Wellenformen eingesetzt. Die Filter und VCAs sind ansonsten die Gleichen wie beim Synthesizer-Schlachtschiff CS80.
Die dritte Klangsektion des E-75 erzeugt Chöre und Strings. Dahinter verbergen sich zwei große Yamaha-ICs auf zwei großen Leiterplatten, die eine eigenständige Tonerzeugung darstellen. Deren Audioausgänge werden aufwändig gefiltert und landen in einer Chorus-Schaltung. Die einzelnen Fußlagen sind bei Bedarf auch alle gleichzeitig aktivierbar und erzeugen einen ordentlichen Klangteppich. Diese Sektion ist beim Vorgängermodell E-70 noch nicht enthalten.
Lassen sich solche Monster eigentlich für den Transport in irgendeiner Weise zerlegen oder ist ein Möbelpacker Pflicht?
Die Logistik ist bei dieser Geschichte oft eine Herausfoderung. Wenn es nicht gerade Bühnenorgeln sind, dann sind sie in der Regel nicht zerlegbar. Der Transport über eine Spedition ist dann meist teurer als die Orgel.
Oder man besorgt sich einen Autoanhänger und macht sich selber auf den Weg…
Meines Wissens ist nicht die E-75 die letzte“ Top of the Line“-Analogorgel von Yamaha, sondern die, ab 1980 gebaute Modelle D-85 und D-65. Das einzig digitale war bei diesen Modellen die Tempoanzeige.
Ich habe mir vor einiger Zeit mit einem Freund zusammen eine E-70 und eine EX-1 zugelegt. (Der Transport der EX-1 ins Dachgeschoss eines Altbaus ist schon eine Story für sich…) Die Diskussion über den Umbau einer E-70 zu einem „Vollsynth“ habe ich schon mit Interesse verfolgt, aber die Modifikation dieser E-75 ist meines Wissens die erste wirklich durchgeführte Aktion. Ich würde mich sehr für die Details der Modifikation interessieren, die Schaltpläne für die Orgeln, sowie ein Grundwissen über die Interna sind bereits vorhanden.
Fantastisch, wie dieses Instrument modifiziert wurde. Ich besitze selber eine E-75 und suche eine Möglichkeit, sie komplett mit Midi auszustatten, damit man auch andere Sondmodule (Hammond, Kirchenorgel) darüber abspielen kann. Ansonsten hat dieses Instrument einen wunderbaren Theaterorgelklang. Wer eine Orgel noch richtig konventionell -also ohne Automatikschnickschnack- spielen kann, ist mit diesem Instrument gut bedient. Schade ist es wegen des hohen Wertverlustes.
Die Orgeln haben damals schon sehr viel Geld gekostet.
Ich durfte mir eine von 2 Orgeltypen wählen.
Zwischen Yamaha Electone Serie oder Technics E serie.
Unter 4000 DM ging zu dieser Zeit nichts.
Ich habe mir soeben eine D-85 gekauft. Transport ging über eine professionelle Klaviertransportfirma. Mit Suche über die entsprechenden Portale steht das gute Stück für um die 100€ im Wohnzimmer, das ist akzeptabel.
Mich würde sehr interssieren, inwieweit die Architektur der D-85 mit der E-75 übereinstimmt Ich würde gerne die VCF und VCA Hüllkurven stufenlos regeln. Cutoff Frequency und Resonanz wären auch prima. Schaltplan ist vorhanden – ebenso wie solide Grundkenntnisse im Löten…