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Velvet Box: Yamaha HX-1 Vintage-Orgel mit FM-Synthese

Mega FM Synthesizer?

31. Oktober 2009

Yamahas FM-Orgel mit bis zu 16 Operatoren

Ein FM-Synthesizer mit 8/16 Operatoren, 2 Keyboards und Pedal? Und das gab es 1987 lange schon vor dem FS1R – leise und unbemerkt von der Synthesizer-Fraktion wurde dieses Instrument von Yamaha als Show-Orgel konzipiert.

Äußerliches

Yamahas High-End-Orgeln hatten des Öfteren ein spektakuläres Design, man denke an die Yamaha EX-1, Yamaha FX-1 und Yamaha GX-1. So war es auch bei der HX-1, die aber durchaus in größeren Stückzahlen unter das Volk kam. Erwähnt sein muss auch ihr Auftritt im SciFi-Streifen „Running Man“. Ihr wurde leider nicht soviel Zeit eingeräumt, wie einem namhaften kalifornischen Gouverneur. Jedenfalls ein sehr fotogenes und lockeres Design, umso verblüffender, dass sie durch die robuste Bauweise an die 100 kg wiegt. Schließlich sollte sie ja auch einige Weltraumtransporte durchhalten.

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Modulationsräder, also doch ein Synthesizer?

Sie hat das Bedienkonzept mit vielen neuzeitlichen Orgeln gemeinsam, bei dem nur eine kleine Anzahl von gleichzeitig klingenden Klangsektionen (hier maximal 9) zur Verfügung stehen. Die vielen Schalter mit den Instrumentennamen schalten deren Klang nicht hinzu, sondern nur um. Dieses Konzept ist leider mit den Analogorgeln verloren gegangen und heute nur noch bei digitalen Kirchenorgeln verfügbar.

Es gibt zwei Yamaha-typische angenehm spielbare Tastaturen. Das Pedal spielt sich wunderbar ohne Klappern, es ist erstmalig sogar anschlagdynamisch spielbar! Ein Konzept, das bis zu den heutigen Electone-Orgeln von Yamaha fortgeführt wurde. Diese aktuellen STAGEA werden heute leider nur noch in Japan vermarktet, dort tritt man ja auch gerne virtuos mit den Füßen.

Zwei Keyboards und ergonomisches Cockpit

Innere Werte

Diese sind wirklich beeindruckend, denn sie basieren hauptsächlich auf FM-Chips mit  8-Operatoren, die Yamaha parallel zur DX7-Welt entwickelt hat. Eine dritte Linie waren die einfacheren 4-OP-Chips, die auch an Dritthersteller lizensiert wurden.
Eine Schweineorgel ist natürlich wesentlich anspruchsvoller als so ein Schlafzimmer-Klimperbrett, und so nimmt es auch kein Wunder, dass insgesamt 7 FM-Generatoren in die HX1 verbaut wurden:

  • 3x 8 Operatoren polyphone FM (Manuale)
  • 2×16 Operatoren monophone FM (Solo, Pedal)
  • 2×4 Operatoren polyphone FM (Begleitung)

Aktivierung der verschiedenen Synthi-Sektionen

Die 16 Operatoren sind weniger spektakulär beim Betrachten der Algorithmen: Es sind immer 2 Gruppen mit 8 OPs, die nie miteinander interagieren, d.h. es wurden offensichtlich zwei gleichartige 8 OP-Chips nebeneinander verbaut.

Organ-Sektion (links) und Orchestral, der 8-OP Polysynth (rechts)

Als wenn das nicht genug wäre, setzte Yamaha zum ersten Mal Wellensamples für zwei weitere  Tongeneratoren ein. PCM-Drums waren zwar vorher schon legal verbaut, aber für tonale Instrumente war das ein patentrechtlicher Durchbruch und durfte „AWM – advanced wave memory“ genannt werden. Aus heutiger Sicht klingen die 10 zusätzlichen Klänge (Klavier, Geigen, Gong, Marimba …) weniger spektakulär, aber dies hat immerhin den Sample-Player-Boom der letzen 20 Jahre eingeläutet.

Lead, der 16-OP Monosynth

Immer noch nicht genug? Es gibt noch eine weitere Technologie, schließlich soll das Ganze ja auch nach Orgel klingen. Wer bereits meinen E-75-Artikel gelesen hat, kennt sie bereits: die Wave Tables für die Zugriegelsounds, wovon es sogar zwei Sets gibt (Hammond-Schwingungsformen und etwas obertonreichere, die etwas an Kinoorgel-Tibias erinnern). Zeitgemäß versteckt lassen sich die Riegel über das Display individuell einstellen. Auch an eine gutklingende Leslie-Simulation wurde gedacht.

Die AWM-Sektionen

Die Effekte der Yamaha HX-1

Es gibt sieben digitale Effekte, die parallel funktionieren und selbstverständlich über das Mini-Display parametrisierbar sind. Jeder der einzelnen Tongeneratoren lässt sich einem dieser Effekte zuweisen, sehr effektvoll.

Die parallelen Effekte

Rhythmus-Begleitung

Echtes Accompainment gab es damals nur bei Orgeln, so durfte das hier nicht fehlen. Die Drums bestehen hier auch aus Samples und klingen zusammen mit den (editierbaren) Rhythmen richtig gut, wenngleich die Pop-Fraktion der 80er etwas dominiert. Heimorgel-Peinlichkeiten wie Rumba und Cha-Cha fehlen gänzlich.

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Begleitautomatik

Dazu kommen zwei Begleitsektionen auf FM-Basis, die unterschiedliche Begleitpattern passend zum gespielten Akkord wiedergeben. Die FM-Sounds sind nicht editierbar, und ich habe bis heute nicht begriffen, nach welchem Prinzip die Begleitpatterns ausgewählt werden. Aber das ist nur eines der Rätsel.

Programmierung

Kommen wir zur Sound-Programmierung, und hier gibt es wirklich viele Rätsel. Warum blieb diese 8-Operatoren-Technologie so unbekannt? Warum gibt es nur 14 Speicherplätze für eigene FM-Instrumente? Warum sind diese nicht direkt am Geräte editierbar? Weil Heimorgler eine Aversion gegen Sound-Programmierung haben?
Es gibt zum Glück das Atari-Programm VED-1, um in die geheimen Welten abzusteigen. Es wurde damals von der Geerdes Software entwickelt und läuft auch heute noch in einem Atari-Emulator unter Windows. Hier tun sich dann endlich die 64 Algorithmen mit all den Parametern auf, die dem DX7 sehr ähneln.

Soundeditor mit den Oszillator-Parametern

Synthesizer & E-Orgel

Je nach Auswahl für die Mono- bzw. Polysektion können 8 oder gar 16 Operatoren gesteuert werden. Es gibt auch 8 verschiedene Wellenformen pro Operator, DX11 lässt grüßen! Die Parameter wie  ADSR und Frequenzparameter, Phase und Keyscale erscheinen einem vertraut. Die festen Controller-Routings auf die Lautstärke der Operatoren sind Anschlagdynamik, Aftertouch und Brilliance (das ist in jeder Sektion eine LED-Kette nebst 8 kleinen Knöpfchen, womit die Intensität verändert werden kann).  Neben dem LFO zur Amplituden- und Frequenzmodulation gibt auch einen Repeat-Generator, um z.B. den für Orgeln so beliebten Mandolinen-Effekt zu erzielen.

Die 16 Hüllkurvengeneratoren des Monosynth

Es gibt 4 verschiedene EG Modi (Sustain, Percussion, Gate, One Shot), die ich sonst auch noch nicht gesehen habe. Zusätzlich zur Grobfrequenz (Pitch Multiplier) finden wir noch einen Fußlagenschalter (32′ bis 4′), der leider nicht über das Panel erreichbar ist. Pro Algorithmus gibt es zwei fixe Feedback-Schleifen, deren Intensitäten hier „Digital Filter“ genannt werden. Außerdem lassen sie sich den verschiedenen Effekten und Panaoramaposition zuordnen. Insgesamt eine beeindruckende Parametervielfalt, die ich in meinem Leben im anderen Paralleluniversum vertiefen werde.

Restliche Parameter

Weitere FM-Verwandtschaften

Das Modell wurde stolz in einem Baukastensystem angeboten. Zur Auswahl kamen kleinere Systemeinheiten Yamaha HX-3 und Yamaha HX-5, allerdings ohne die polyphonen 8-OP-Tongeneratoren. Man konnte zwischen 4- und 5-oktavigen Tastaturen und Pedalen mit 1 oder 2 Oktaven wählen. Absolut selten ist die Expanderversion FVX-1 von 1988, der auch einige Eingriffe in die Klangerzeugung am Gerät erlaubte und genug Speicherplatz bot.

Als Vorgänger kamen die FX-10 und FX-20 vier Jahre früher auf den Markt, über die man gesondert etwas schreiben müsste, u.a. auch schon FM-basiert, mit Motorfadern und als dunkles Holzmöbel.

Hier nochmals die Yamaha HX-1 in voller Pracht:

Die Yamaha HX-1 on YouTube

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Mehr Informationen

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Fazit

Zur Auswahl stehen natürlich 1000-mal gehörte DX7-Pianos, Sax und Trombone-Klänge etc., die mit den zusätzlichen Algorithmen noch etwas naturgetreuer klingen. Es gibt auch erfrischende Synthesizerklänge, die mit einem gewissen „90er-Jahre-Rauschen“ einen zusätzlichen Charme erhalten. Das Erstellen neuer Sounds per Computer verschlingt einfach Zeit, und so freundet man sich mit dem Preset-optimierten Konzept „Zusammenmischen von Klängen“ an. Das allerdings zusammen mit der Begleitung sorgt allein schon für einen hohen Spaß-Faktor.

Preis

  • Ab und zu findet man noch ein Angebot auf dem Gebrauchtmarkt. Der Wert hat sich für das große Modell HX-1 scheinbar um die 1500 euro eingependelt.
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