Bedienoberfläche
Kommen wir zu der Seite, mit der man die meiste Zeit verbringen wird, und die schnell klarmacht, wie ernst es Rane mit der Neuauflage des TTM57 ist. Auffällig ist, dass auf die geriffelten Poti-Kappen verzichtet wird, die in unterschiedlichen Größen und Farben an der Familie Sixty-One/Sixty-Two/Sixty-Four verbaut werden. Stattdessen gibt es ein Wiedersehen mit den gummierten Kappen, die schon die ursprüngliche Baureihe 56/57 zierten. Die verbauten Potis, verschraubt und mit Kunststoffschäften, sind identisch. Die Endlos-Encoder, Eingangswahlschalter und Joysticks entstammen wiederum den neueren Baureihen, die Trigger-Buttons sind eine neue Konstruktion. Obwohl die Oberfläche ganze 65 Bedienelemente beherbergt, wirkt sie schlicht und aufgeräumt, weil zumindest im ausgeschalteten Zustand kein einziger Farbklecks Unruhe in die Graustufen bringt.
Es ist zu vermuten, dass Rane den TTM57mkII optisch vom farbenfroheren Sixty-Two abgrenzen möchte – ein Zugeständnis an die alteingesessenen Fans des 57 und ein Anachronismus innerhalb der Modellpalette. Wie nötig und sinnvoll das gerade in Bezug auf die Drehpotis ist, sei dahingestellt. Ich persönlich mag die neue Variante lieber, weil sie etwas griffiger ist und vor allem, weil unterschiedliche Ausführungen der Kappen hilfreich sind, um nahe beieinander liegende Regler für Gain, EQ oder Filter voneinander abzugrenzen. Mir wäre es lieber gewesen, Rane hätte auf die geschichtsbewusste Kosmetik verzichtet, für die jetzt auch ein kleines Stück Bedienungsfreundlichkeit verschenkt wurde.
Pro Kanalzug gibt es einen Eingangswahlschalter, der zwischen beiden USB-Ports, dem Phono-/Line-Eingang und dem Aux-Eingang des jeweiligen Kanals als Quelle umschaltet. So kann pro Deck unabhängig einer von zwei angeschlossenen Computern mit Serato DJ als Quelle ausgewählt werden, nahtlose DJ-Wechsel und Back-to-back-Sets sind also kein Problem. Steht der Schalter auf »PH/CD« oder »Aux«, wechselt das jeweilige Deck in der Software automatisch in den Thru-Modus. Der Gain-Regler ist in 12-Uhr-Stellung neutral, verändert den Pegel also nicht. Ganz links ist ganz aus, ganz rechts sind +15 dB. Zur Kontrolle dient pro Kanal eine achtteilige LED-Kette mit Peak Hold, für den Master als Stereo-Variante verbaut, die etwas grobkörnig und träge wirkt, aber völlig angemessen ist. In den meisten Fällen wird sich ohnehin Serato DJ um die Pegelanpassung kümmern. Zur Klangregelung dient ein 3-Band-EQ, dessen Wirkung von »full kill« bis zu +6 dB Verstärkung reicht. Die Crossover-Punkte der Frequenzbänder sind sogar wählbar.
Ein weiteres Relikt des alten TTM57 macht mit kleinen Totenköpfen auf sich aufmerksam: Kill-Buttons für die Frequenzbereiche. Diese wirken temporär, solange sie gedrückt werden, oder werden per Shift-Button dauerhaft geschaltet. Wie wichtig Kill-Buttons nun tatsächlich sind, wenn direkt daneben einwandfreie »full kill«-EQs liegen, erschließt sich mir absolut nicht, und die Totenköpfe lassen den Bereich auch ein bisschen albern wirken. Andererseits stören sie auch nicht, also killen und killen lassen. Noch mehr Soundmanipulation übernimmt das kombinierte Tiefpass-Hochpass-Filter mit ebenfalls per Software einstellbarer Resonanz. In Werkseinstellung klingt das so effekthaschend, wie man es eben derzeit von vielen Mixern gewohnt ist und kann für entsprechend schrille Klänge und ungewollte Pegelanstiege sorgen. Sicher auch Geschmackssache, aber wenn man Filter regelmäßig als Mixing-Tool benutzt, fährt man meist besser damit, die Resonanzfrequenz herunterzuschrauben. Auch noch da: der FlexFX-Button, der den jeweiligen Kanal der Hardware-Effektschleife zuweist. Kaoss Pad und Konsorten sind hier gut aufgehoben.