Multikeyboard-Ikone: Warum der Nord Stage zum Bühnenstandard wurde
Als Clavia im April 2005 den Nord Stage auf der Musikmesse vorstellte, hätte wohl niemand seinen Erfolg vorhergesehen – geschweige denn, dass diese Instrumentenreihe auch 20 Jahre später noch auf Konzertbühnen präsent sein würde. Womit hängt das zusammen? Und nebenbei gefragt: Ist die Zeit des Nord Stage langsam abgelaufen?
- Erfolgsgeschichte: Seit 2005 hat sich der Nord Stage als Industriestandard für Live-Keyboarder etabliert.
- Klang & Konzept: Direkter Zugriff, praxisnahe Bedienung und durchsetzungsfähiger Sound machen ihn einzigartig.
- Generationen: Vom Classic über Stage 2 und 3 bis zum Stage 4 mit flexibler Effektarchitektur.
- Kritik & Wünsche: Limitierter Speicher, fehlende Multisamples und kein Abholmodus bleiben Schwachpunkte.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Ein neues Multikeyboard
Anfang der 2000er-Jahre standen die Zeichen in der Keyboard-Welt vor allem auf Software mit zahlreichen virtuellen Synthesizern, die auf immer schnelleren Laptops zuverlässig liefen – zumindest meistens. Hardware war weniger angesagt und in Musikerkreisen diskutierten wir über die Zukunft rein Software-basierter Konzerte und darüber, ob es sich angesichts wachsender Rechnerkapazitäten und immer besserer Audiointerfaces überhaupt noch lohne, in Hardware zu investieren.
Mitten in diese Zeit platzte der schwedische Hersteller Clavia mit einem Instrument, das die pure Antithese verkörperte: ein neues Multikeyboard mit den wichtigsten Sounds, einem eingeschränkten Funktionsumfang und einem direkten, intuitiven Bedienkonzept. Der Nord Stage basierte auf den Multikeyboards, die Ende der 1970er-Jahre populär waren. Instrumente wie der Korg Trident oder der ARP Quadra kombinierten verschiedene – eher simple – Klangerzeuger zu einem vielseitigen Instrument, das gleich mehrere Keyboards ersetzte.

Korg Trident: Ein Multikeyboard mit drei Klangerzeugern, die auf zwei Splitzonen verteilt werden konnten
Qualitativ mussten die Keyboarder zwar einige Abstriche hinnehmen, doch sparte man Gewicht und sicherlich auch Geld. Spätestens mit dem DX7 war die Zeit der Multikeyboards vorbei – wobei damals wohl niemand vorhergesehen hätte, dass 20 Jahre später eine Renaissance dieser Instrumentengattung einsetzen würde, die bis heute anhält. Nord war vor 20 Jahren übrigens nicht der einzige Hersteller neuer Multikeyboards: GEMs Promega 3 und Rolands VR-760 verfolgten ähnliche Ansätze, konnten sich im Profibereich jedoch langfristig nicht durchsetzen.
Das Prinzip ist simpel und lässt sich mit „ein Keyboard für alles“ umschreiben. Ob der Nord Stage dieses Versprechen einlöst, wird seit jeher kontrovers diskutiert. Wer das absolut Perfekte sucht, ist hier gewiss an der falschen Adresse. Ein Nord Stage ist eher ein Instrument für Pragmatiker, denen praktische Argumente wie Gewicht, Verarbeitung und einfache Bedienung ebenso wichtig sind wie die Klangqualität.
Nord Stage Classic
Die erste Version des Nord Stage trug keine zusätzliche Zahl im Namen. Um Missverständnissen vorzubeugen, spricht man heute meist vom Classic.
Das Konzept war simpel und basierte auf drei unterschiedlichen Klangerzeugern, die in einem Instrument zusammengefasst wurden: links eine Orgel und ein Piano, rechts ein Synthesizer samt Effekten, in der Mitte die Programmsteuerung mit Display.
Klangrelevante Parameter sind direkt auf dem Panel zugänglich, die Bedienung erfolgt – soweit möglich – über dedizierte Potis und Schalter. Lediglich Systemeinstellungen wie Grundstimmung oder MIDI-Konfigurationen werden über Display-Menüs aufgerufen. Alle anderen Parameter liegen direkt vor dem Spieler, wobei einige Potis doppelt belegt sind und mittels gehaltener Shift-Taste ihre Funktion wechseln.
Die drei Klangerzeuger lassen sich beliebig auf maximal drei Tastaturzonen verteilen. Split- und Layer-Sounds – sowie alle erdenklichen Kombinationen daraus – sind am Nord Stage mit wenigen Handgriffen erstellt.

Der Nord Stage, anno 2005, vereinte eine Orgel (links, mit virtuellen Zugriegeln), ein Piano, einen Synthesizer und zahlreiche Effekte zu einem flexiblen und gleichzeitig übersichtlichen Instrument
Diese Einfachheit forderte auch ihren Tribut: Man konnte zwar eine Orgel mit einem Piano und einem Synthesizer-Part kombinieren, jedoch nicht mit zwei weiteren Orgeln. Um diesem Manko entgegenzuwirken, verfügt der Nord Stage über zwei identische Einheiten, zwischen denen umgeschaltet werden kann („Panel A“ bzw. „B“) und die auch gleichzeitig aktiv sein können. Somit sind maximal je zwei Orgeln, Pianos und Synthesizer möglich, jedoch nie drei desselben Typs. Eine Einschränkung, die insbesondere für Coverbands relevant sein kann, wenn etwa für einen 80er-Hit zwei Synthi-Parts nicht ausreichen.
Wahrscheinlich war man sich bei Clavia dieser Begrenzung bewusst und integrierte zusätzlich eine kleine Steuereinheit für externe Klangerzeuger, die mit den internen gelayert und gesplittet werden kann. Da auch diese doppelt vorhanden ist, lassen sich komplexere Setups realisieren. Dennoch war von Anfang an klar, dass eine klassische Workstation von Roland, Korg oder Yamaha flexibler ist – wenn auch weit weniger intuitiv zu bedienen.
Effekte
Auch bei den Effekten sind Übersichtlichkeit und Einfachheit Trumpf: eine beschränkte, aber sinnvoll gewählte Anzahl an Effekten und Parametern. Alle Effekte sind Standard: zwei Blöcke mit Modulationseffekten (Panorama, Tremolo, Ringmodulator und Auto-Wah bzw. Phaser, Flanger und Chorus); ein tapbares Delay, umschaltbar auf Ping-Pong; ein Dreiband-Equalizer; eine Amp-Simulation mit drei Verstärkermodellen (Fender Twin, Roland Jazz Chorus, Wurlitzer …); ein gut klingender Rotary-Effekt mit stufenlos regelbarer Verzerrung sowie zwei globale Effekte: ein einfacher Ein-Knopf-Kompressor und Hall mit fünf Algorithmen.

Die Effekte teilen sich zwei Endlosregler, zwischen denen über den Focus-Schalter gewechselt wird. Zwei Parameter pro Effekt sollen in der Nord Logik ausreichend sein.
Auf dem Papier wirkte dies etwas mager: Jede Workstation und die meisten Rompler boten mehr Effekttypen mit mehr Parametern – von Software ganz zu schweigen. Dennoch (oder gerade deswegen) klingen die Nord-Effekte sehr musikalisch, wirken irgendwie immer passend und lassen sich zudem einfach bedienen.
Eine Einschränkung des Nord Stage Classic besteht darin, dass ein Effektblock jeweils nur von einem Klangerzeuger genutzt werden kann. Möchte man beispielsweise ein Rhodes und eine B3 gleichzeitig mit Delay versehen, ist dies nur durch Aktivierung beider Panels möglich. Alternativ lassen sich die Signale extern bearbeiten. Die vier Audioausgänge können global oder per Preset konfiguriert werden, sodass man auch externe Effekte einbinden kann. Der Hall des Nord Stage hingegen wirkt immer auf alle Klangerzeuger gleichermaßen; es gibt keine Möglichkeit, dem Piano etwas weniger und dem Synth etwas mehr Reverb zu geben. Der einzige Ausweg sind wiederum die zusätzlichen Ausgänge, da die Outputs 3 und 4 stets ohne Hall ausgegeben werden.
Morphing, Modulationen und Pedale
Durch die Morphing-Funktion können die LED-Zugriegel sowie alle Parameter mit LED-Kranz zwischen zwei einstellbaren Werten überblendet werden – wahlweise gesteuert über das Modulationsrad, monophonen Aftertouch oder ein angeschlossenes Schwellerpedal. Praktisch ist, dass sich die Parameter-LEDs entsprechend der Modulation ändern: Man sieht förmlich, wie sich durch den Aftertouch das Filter öffnet, während sich parallel durch eine Bewegung des Modulationsrades die Delay-Zeit verändert. Die Konfiguration ist denkbar simpel: Bei gehaltener Shift-Taste wird einer der drei Controller gewählt, anschließend stellt man den gewünschten Maximalwert ein, mit Shift bestätigen, fertig. In der Praxis dauert dies nur wenige Sekunden, sodass es auch auf der Bühne problemlos möglich ist.
Bis zu vier Pedale können parallel am Nord Stage betrieben werden: Sustain, Rotor-Pedal (zum Umschalten zwischen den beiden Geschwindigkeiten der Leslie-Simulation), Organ-Swell (Lautstärke der Orgel) sowie ein Control-Pedal für die Morphing-Funktion.
Schattenseiten des Nord-Konzepts
Bei aller Flexibilität hat der Nord Stage der ersten Generation seine Einschränkungen – vor allem im Synthesizer-Bereich. Dieser basiert auf dem Nord Lead 1 und klingt dementsprechend druckvoll, ist jedoch in vielen Belangen limitiert. So gibt es beispielsweise nur einen Vibrato-LFO; möchte man auch die Cutoff-Frequenz zyklisch modulieren, geht dies nur über die geloopte Filterhüllkurve, die damit nicht mehr als One-Shot zur Verfügung steht. Das Filter liegt ausschließlich als Tiefpass vor, die Hüllkurven sind simple Attack-Decay-Typen (mit zuschaltbarem Sustain). Dass man auch damit klanglich glücklich werden kann, habe ich in einem eigenen Workshop beschrieben. Viele Musiker sahen dies jedoch anders: Ihnen war die Synth-Engine des Nord Stage Classic zu eingeschränkt.
Als drei Jahre später die erweiterte Version Nord Stage EX vorgestellt wurde, änderte sich am Synthesizer nichts, lediglich der Speicher der Pianosektion wurde verdoppelt – auf immer noch etwas magere 256 MB.
Insgesamt konnte der Nord Stage jedoch überzeugen, auch dank der Tatsache, dass er in drei Tastaturvarianten angeboten wurde: einer gewichteten 88er Piano-Version, einer gewichteten 76er sowie einer 73er mit Waterfall-Tasten. Mit letzterer zielte Clavia vor allem auf Organisten, sie eignet sich aber ebenso für E-Pianos und Synthesizer. Einzig für akustische Pianos ziehe ich die gewichteten Tasten vor. Dabei sind die Instrumente vergleichsweise leicht.
Am Grundkonzept des Nord Stage änderte sich danach kaum etwas – auf Detailebene allerdings schon.
Nord Stage 2
2011, sechs Jahre nach der ersten Version, erschien der Nord Stage 2, der bei aller Ähnlichkeit zum Classic unter der Haube einige wichtige Neuerungen bot. Neben dem erweiterten Speicher der Pianosektion betraf dies vor allem die Synthesizer-Sektion, die nun auch Samples verarbeiten konnte und über einen LFO sowie einen Arpeggiator verfügte. Eine musikalisch sehr praktische und kreative Ergänzung war das Master-Tempo, das zentral getappt oder eingestellt werden konnte und als Taktgeber für verschiedene Modulatoren und Effekte diente: LFO, Arpeggiator, Delay, aber auch Phaser ließen sich auf das gleiche Grundtempo synchronisieren – mit individuellen Teilerfaktoren. So konnten mit wenig Aufwand komplexe Klangwolken sowie technoide Sequenzen und Programme erzeugt werden.
2015 folgte mit dem Nord Stage 2 EX eine Version mit erweitertem Piano-Speicher von 1 GB, während sich ansonsten nichts änderte. Trotz aller Detailverbesserungen gingen mit dem Nord Stage 2 jedoch einige liebgewonnene Funktionen des Classic verloren – ironischerweise gerade beim viel kritisierten Synthesizer: Das stufenlose Detune-Poti wurde durch einen Druckschalter mit festen Werten ersetzt, der integrierte 2-Band-EQ entfiel und der LFO ist nur monophon – im Gegensatz zu den mehrfach vorhandenen Filterhüllkurven des Classic. Ein Pad mit modulierter Pulsbreite klingt auf dem Nord Stage Classic lebendiger und voller als auf dem Nord Stage 2. Insgesamt gilt der Nord Stage 2 dennoch als wichtige Weiterentwicklung, nicht zuletzt dank der Möglichkeit, eigene Samples zu laden und mit dem Filter zu bearbeiten.
Nord Stage 3
Der 2017 erschienene Nord Stage 3 brachte einige Neuerungen: Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Endlosregler mit LED-Kranz der Synth- und Effektsektion weggefallen sind, während zwei große, grafikfähige OLED-Displays hinzugekommen sind.
Die Synth-Sektion basiert nun vollständig auf dem Nord Lead A1, der zusätzlich auch Samples verarbeiten kann. Der Piano-Speicher beträgt mittlerweile 2 GB, sodass zahlreiche Nord Piano-Samples gespeichert werden können – wenn auch nicht alle gleichzeitig, zumindest nicht in höchster Auflösung. Die Nord Piano-Library wird laufend erweitert und steht online bereit. Spieler können aus einer großen Auswahl wählen: über zehn Flügel, 14 Klaviere, zehn Rhodes, drei E-Flügel usw. Für eine detaillierte Übersicht des Angebots empfehle ich diesen Artikel.
Neu am Nord Stage 3 ist zudem, dass für alle Effekte eigene Potis vorhanden sind. Die Morphing-Funktion umfasst deutlich mehr Parameter als zuvor, büßte jedoch das visuelle Feedback der Vorgängermodelle ein.
Auch der Nord Stage 3 ist eher als Weiterentwicklung des klassischen Nord Stage zu sehen: Am Grundkonzept mit zwei Panels, jeweils ausgestattet mit drei Klangerzeugern und Effekten, änderte sich nichts.
Nord Stage 4
Nach weiteren sechs Jahren erschien 2023 der Nord Stage 4, der zwei konzeptuelle Änderungen mit sich brachte: Die Effektsektion liegt nun in sechsfacher Ausführung vor, sodass jeder Klangerzeuger mit einer eigenen Effektkette bearbeitet werden kann. Ein großer Fortschritt – man muss die Zuordnung der Effekte nicht länger planen, sondern kann bei jedem Instrument nach Belieben Effekte schichten. Soll dennoch ein globales Reverb oder Delay genutzt werden, lassen sich diese entsprechend umschalten.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der Nord Stage 4 nicht mehr streng in zwei Panels („A“ und „B“) unterteilt. Zwar finden sich weiterhin je zwei Orgeln und Pianos, neu jedoch drei statt zwei Synth-Parts. Jeder Part erhielt zudem einen eigenen Volume-Fader mit LED-Kette, sodass sich die Lautstärken aller beteiligten Sounds eines Programms parallel steuern lassen. Unter jedem Fader sitzt ein Button, mit dem sich ein Layer aktivieren (LED leuchtet) oder editieren (LED blinkt) lässt. Wie gewohnt kann jedes Layer einer oder mehreren von maximal vier Keyboardzonen zugeordnet werden. Die Splitpunkte sind weiterhin fest vorgegeben – jeweils zwischen e und f bzw. h und c jeder Oktave.
Ansonsten ist der Synthesizer des Nord Stage 4 deutlich komplexer als der seiner Vorgänger, sodass ein konsequentes 1-Poti-pro-Funktion-Design nicht mehr möglich ist. Stattdessen kommen drei Endlosregler zum Einsatz, die – je nach gewählter Parametergruppe – Oszillator, LFO oder eine der drei Hüllkurven steuern, während Filter-Cutoff und Resonance über eigene Potis jederzeit editierbar bleiben.
Auch der Arpeggiator ist wesentlich komplexer und flexibler als zuvor, mit zahlreichen Modi. Zudem arbeitet er nun polyphon.
Popularität und Ausblick
Für zahlreiche Profimusiker ist ein Nord Stage eine valable Alternative zu aufwendigen Keyboardburgen oder komplexen Workstations. Letztere bieten zwar auf dem Papier mehr Funktionen, sind in der Praxis jedoch weit weniger intuitiv zu bedienen. Das Alleinstellungsmerkmal des Nord Stage ist der direkte Parameterzugriff, kombiniert mit durchsetzungsfähigem Klang, einem kompakten, stabilen Gehäuse und einem vergleichsweise transportablen Gewicht.
Ein weiteres Argument ist die umfangreiche Piano-Library, die kontinuierlich erweitert wird und – mit wenigen Abstrichen – auch mit den ältesten Baureihen kompatibel ist. Meines Wissens bietet kein anderer Hersteller Samples eines Blüthner-Flügels, eines Grotrian-Steinweg-Klaviers oder eines Rhodes Mark 5. Bei den Platzhirschen aus Japan und Südkorea dominieren die großen Namen – allen voran Steinway – oder die jeweilige Hausmarke. Nord hingegen zelebriert mit seiner Piano-Sample-Library die Vielfalt des Klavierbaus, inklusive einiger Raritäten wie einem Schifferklavier oder einem Nachbau von Mozarts Hammerflügel.
Auch beim Zubehör hat Clavia die Bedürfnisse von Live-Keyboardern im Blick und bietet gut gepolsterte Transporttaschen sowie anschraubbare Beine an, die dank verstellbarer Füße auch auf unebenem Grund für stabilen Halt sorgen. Für Keyboarder, die ihr Instrument selbst zum Konzert transportieren und auf die Bühne tragen, können dies durchaus gewichtige Argumente sein.
Ein weiterer – zugegeben etwas redundanter – Grund für die Popularität der Nord-Stage-Reihe ist ihre starke Verbreitung in professionellen Kreisen. So findet sich an vielen Orten ein passendes Mietinstrument, während der Keyboarder mit leichtem Gepäck anreisen und lediglich seine Programme auf einem Datenträger mitbringen muss.
Kritik und Wünsche
Bei aller Professionalität gibt es auch an der Nord-Stage-Reihe einiges zu kritisieren. Dass bis heute keine symmetrischen Anschlüsse angeboten werden, wirkt ebenso archaisch wie die fehlende MIDI-Thru-Buchse – beides lässt sich zwar mit externer Hardware (DI-Boxen, MIDI-Merger) umgehen, zeitgemäß ist es jedoch nicht. Auch die Tatsache, dass die Synth-Sektion weiterhin keine Multisamples verarbeiten kann, ist wenig praxisnah.
Ein aus meiner Sicht besonders ärgerliches Problem sind die zahlreichen Potis, Zugriegel und Fader des Nord Stage, die keine Werte abholen können, sondern ausschließlich im „Jump-Modus“ arbeiten. Das führt unweigerlich zu Parametersprüngen, die je nach Situation sehr störend sein können. Für mich persönlich ist dies ein Grund, dem Stage Classic treu zu bleiben, dessen LED-Kränze von diesem Problem nicht betroffen sind. Bleibt nur zu hoffen, dass Clavia per Update eines Tages einen Abholmodus anbietet.
Sollte mich jemals eine Clavia-Fee besuchen und mir drei Wünsche für einen möglichen Nord Stage 5 gewähren, so wären dies – neben den bereits genannten Punkten – ein kleiner Live-Sequencer und -Arpeggiator, der ähnlich wie in Ableton Live Phrasen loopen und im Tempo anpassen könnte, mit direkter Stummschaltung der einzelnen Spuren. Dabei ließe sich auch ein Metronom integrieren, das dem Nord Stage bis heute fehlt, obwohl es im professionellen Übebetrieb durchaus sinnvoll wäre.
Als zweiten Wunsch hätte ich gerne einen globalen LFO als Teil der Morphing-Sektion, um etwa die Drawbars zyklisch zu bewegen oder die Delay-Zeit zu modulieren. Und drittens betrifft mein Wunsch den Sample-Speicher, der mit 2 GB (Piano-Sektion) bzw. 1 GB (Synth) erstaunlich klein ausfällt. Zwar handelt es sich dabei um den kostspieligen NOR-Speicher (im Gegensatz zum günstigeren NAND), was technisch gewisse Vorteile haben mag. Doch zum Vergleich: Ein Korg Kronos 88 verfügt über eine integrierte 120 GB große SSD – etwas Vergleichbares müsste doch auch bei Nord möglich sein.
Die Evolution der Nord Stage Baureihen
Bei allen Ähnlichkeiten der Nord Stage Modelle – welches sind die wichtigsten Unterschiede?
Nord Stage Classic
Orgel
- drei Orgelmodelle (B3, Vox Continental, Farfisa Compact)
- virtuelle Zugriegel
- Polyphonie: vollpolyphon
Piano
- kompatibel mit Nord Piano Library 5
- Speicher: 128 MB (Classic), 256 MB (EX)
- Polyphonie: 40 Stimmen in Stereo, 60 Stimmen in Mono
Synth
- basierend auf dem Nord Lead 1
- drei Syntheseformen: virtuell analog, FM (maximal 3 Operatoren), Digital (78 Schwingungsformen)
- Tiefpassfilter (2 Pol und 4 Pol)
- 2 Hüllkurven (Attack – Sustain – Release oder Attack – Decay), loopbar für zyklische Modulationen
- globaler Vibrato-LFO
- interner 2-Band-Equalizer
- stufenlose Unisono (Detune) Funktion
- Polyphonie: 18 Stimmen
Effekte
- 4 Panel-Effektblöcke (für jeweils einen Sound pro Panel)
- 2 globale Effekte (Compressor und Reverb)
- Rotary-Effekt (beeinflusst einen Sound beider Panels)
Allgemein
- 126 Speicherplätze plus 2 Live-Speicherplätze

Der Synthesizer des Nord Stage EX wirkt unscheinbar mit einer überschaubaren Anzahl an Parametern. Klanglich vermag er auch heute noch zu überzeugen.
Nord Stage 2: Die wichtigsten Unterschiede zum Classic
Piano
- kompatibel mit Nord Piano Library 6
- Speicher: 512 MB (Nord Stage 2), 1 GB (2 EX)
- Layer-Detune
- Halbpedal
Synth
- vier Syntheseformen: virtuell analog, FM (maximal 3 Operatoren), Digital (78 Schwingungsformen), zusätzlich Verarbeitung von Samples
- Sample Speicher: 380 MB
- Multimode-Filter
- 2 Hüllkurven (Attack – Decay – Release)
- LFO mit vier Schwingungsformen, synchronisierbar zur Masterclock
- Arpeggiator, synchronisierbar zur Masterclock
Beim Synth-Modul sind trotz allen Verbesserungen einige Dinge weggefallen:
- kein integrierter 2-Band EQ mehr des Synthesizers
- Filter-Tracking nur 0 oder 100 % (beim Classic zusätzlich auch 1/3 und 2/3)
- Unisono nur noch in vier Stufen (Nord Stage Classic: stufenloses Detune)
Effekte
- Delay und Modulationseffekte sind zur Master-Clock synchronisierbar
- 3-Band-Equalizer mit parametrischen Mitten
- die beiden globalen Effekte (Compressor und Reverb) sind pro Panel einzeln schaltbar
Allgemein
- 400 Speicherplätze plus 5 Live-Speicherplätze
- Masterclock (tapbar oder über MIDI)

Die Synth-Sektion des Nord Stage 2: Hinzugekommen sind Multimode-Filter, LFO und Arpeggiator auf Kosten des internen EQs und der stufenlosen Unisono-Funktion
Nord Stage 3: Die wichtigsten Unterschiede zum Nord Stage 2
Orgel
- fünf Orgelmodelle (B3, Vox Continental, Farfisa Compact, zwei Pfeifenorgeln)
- basierend auf der Orgel-Engine der Nord C2D
- physische Zugriegel (beim Modell Compact mit Waterfall-Tastatur)
Piano
- Speicher: 2 GB
- Polyphonie: 120 Stimmen
- integrierte Filter (fünf Presets)
Synth
- Klangerzeugung des Nord Lead A1
- Sample-Speicher: 480 MB
- Multimode-Filter, neu: Simulation eines Moog Ladder Filters
- Polyphonie: 34 Stimmen
Effekte
- Delay mit Filtern in der Feedback-Schleife
- Einzelpotis für alle Parameter
Allgemein
- keine Endlospotis mehr für Filter-Cutoff, Oscillator und Effekte
- Crossfade zwischen Splitzonen
- zwei grafikfähige Displays

Die Effekte des Nord Stage 3 bietet für jeden Parameter ein eigenes Poti, hingegen sind die LED-Kränze weggefallen
Nord Stage 4: Die wichtigsten Unterschiede zum Nord Stage 3
Orgel
- physische Zugriegel mit LED-Ketten bei allen Modellen
Synth
- Klangerzeugung des Nord Wave 2
- Sample-Speicher: 1 GB
- drei Hüllkurven (für Oszillator, Filter und Lautstärke)
- komplexer Arpeggiator
- Polyphonie: 46 Stimmen
- drei statt wie bisher zwei Synth-Einheiten gleichzeitig nutzbar
Effekte
- sechs komplette Effektketten (statt wie bisher zwei)
- Delay: Modulation des Feedbacks
Allgemein
- Volume-Fader mit LED-Ketten für jeden Layer
- 512 Programme, 8 Live-Speicherplätze

Der Synthesizer des Nord Stage 4 bietet mehr Parameter (und eine flexiblere Klangerezeugung) als seine Vorgänger. Hingegen steht nicht mehr für jeden Parameter ein eigenes Poti zur Verfügung.
Kopien des Nord Stage Konzeptes
Yamaha YC61, YC73 und YC88
Lange Zeit fragte ich mich, weshalb das erfolgreiche Konzept des Nord Stage nicht von anderen Herstellern kopiert wurde – bis Yamaha 2021 die YC-Reihe vorstellte, die dem Nord-Design verblüffend ähnlich sieht, inklusive Endlosreglern mit LED-Kränzen. Der Aufbau folgt dem schwedischen Vorbild beinahe eins zu eins: Links beginnen Master-Volume und Leslie-Effekt, gefolgt von der Orgel mit Zugriegeln, wobei Funktionen wie Vibrato-Scanner und Percussion identisch angeordnet sind wie beim Nord. Die Piano-Sektion befindet sich auf der rechten Seite und dient zugleich als Sample-Player für Synth-Sounds, denn eine eigenständige Synthesizer-Sektion bietet die YC-Reihe nicht. Auch die Effekte entsprechen in den Grundzügen dem Nord, inklusive dedizierter On/Off-Schalter pro Effekt.
Zwar werden das YC-88 und das YC-73 in Foren oft als direkte Konkurrenz zum Nord Stage bezeichnet, aufgrund der fehlenden Synth-Engine sind sie jedoch eher mit dem Nord Electro vergleichbar – abgesehen davon, dass es vom Electro keine 88er-Version gibt. Preislich liegen sie auf einem ähnlichen Niveau. Hier geht’s zum Test der Yamaha YC-Reihe.
Yamaha CK61 und CK88
2023 stellte Yamaha mit den Modellen CK61 und CK88 preisgünstige Alternativen zur YC-Reihe vor. Sie bieten insgesamt drei unabhängige Klangerzeuger, Zugriegel, Effekte usw. – bei einem angenehm geringen Gesamtgewicht von rund 13 kg. Die Verarbeitungsqualität mag nicht die beste sein und auch die Regelwege der Zugriegel sind recht kurz geraten. Dennoch halte ich diese Modelle für einige der besten Stage-Pianos ihrer Preisklasse: einfache, direkte Bedienung kombiniert mit guten Sounds. Testberichte zu beiden Instrumenten findest du hier.
Roland V-Stage
Auch Rolands V-Stage orientiert sich in Konzept, Aufbau und Design klar am Nord Stage. Im Vergleich zu Yamahas YC-Instrumenten ist die Synthesizer-Sektion zwar etwas umfangreicher, bietet aber weiterhin weniger Bedienelemente als ein Nord Stage. Die Klangerzeugung des V-Stage basiert auf der beliebten ZEN-Core-Engine und liefert höchste Klangqualität – viele Funktionen sind jedoch ausschließlich über das Display oder eine App zugänglich. Einen Testbericht des Roland V-Stage findest du hier.

Auch der Roland V-Stage kombiniert Orgel (links), Piano, zentrale Steuereinheit, Synthesizer und Effekte (rechts) zu einem Live-Instrument. Etwaige Ähnlichkeiten mit dem Nord Stage sind natürlich rein zufällig.
Viscount Legend One 61 und 73
Kürzlich hat auch Viscount mit dem Viscount Legend One in zwei Tastaturvarianten mit 61 Tasten (Waterfall) und 73 Tasten (halbgewichtet) nachgelegt. Das Multikeyboard-Konzept wurde auch hier konsequent umgesetzt: Organ, Sound 1, Sound 2, Pedals – diese drei Sektionen sind wie bei den anderen Kandidaten ebenfalls beim Viscount Legend One zu finden. Die Klangerzeugung ist ein Mix aus TMT (Tonewheel Modeling Technology) und HDS (High Definition Sampling). Es gibt vollständige Zugriegel-Sets: 9 Upper + 9 Lower + 2 Pedals. Die Besonderheit:
Über die Zugriegel können in Echtzeit Klangparameter des Sampling-Synthesizers wie Filter usw. gesteuert werden. 14 integrierte Effekte, ein 3-Band-Master-EQ und vieles mehr zeichnen das Viscount Legend One aus. Eine weitere Besonderheit ist das sehr geringe Gewicht beider Tastatur-Versionen.
Hier geht es zum AMAZONA.de-Test.








































Vielen Dank für den tollen Übersichtsartikel, da kommen nostalgische Gefühle auf. Was war ich stolz damals. Aber später habe ich den Nord Stage dann gegen den Kronos eingetauscht, vor allem wegen der Rhodessounds, die immer noch so undynamisch spielbar sind wir vor 10 Jahren. Irgendwie legt da Nord nicht nach. Warum eigentlich? Technisch nicht möglich wegen Speicher? Pop kein Problem, aber Jazz macht damit nicht so richtig Spass. Prima war immer die Extern Section, aber warum gibt es da nicht schon längst ein Audiointerface integriert. Zusammen mit den fehlenden Multisamples ist er schon ziemlich hintendran der Gute. Aber toll aussehen tut er immer noch ;- ))
@gutomi Ja klar, Nord Stage ist schon „ziemlich hintendran“, wie Du schreibst. Diese ganzen Musiker, die da weltweit und ganz besonders im Jazz Bereich das Stage spielen, die verstehen einfach nicht, dass der Kronos sowas von besser ist für Jazz , aber sowas von. Noch nicht einmal ein Audio Interface ist mit dabei beim Nord. Das vermisse ich auch immer wieder, und gerade meine Bandkollegen fragen auch immer wieder danach:
„Niels, wann kaufst du dir endlich ein gescheites Keyboard, dass auch Jazz kann und ein Audio Interface integriert hat“, rufen die mir immer wieder hinterher.
Und auch Dein Hinweis wegen der „fehlenden Multisamples “ ist wertvoll. Dass da keine aus dem Kronos mit dabei sind, das fand ich auch entäuschend, nachdem ich die Presets und die Nord Library durchsucht habe. Nur diese Nord Multisample basierten Presets sind dabei, damit geht nur Pop, aber das hast Du ja bereits geschrieben.
Mal gucken, vielleicht kauf ich mir morgen ein anderes Stage Piano, bestimmt ein Korg Kronos.
(Ironie off)
@Niels M. no problem, jedem das Seine. Vor fast 15 Jahren war der Kronos für mich geeigneter, allerdings musste man sich mit dem Menü beschäftigen bis man alles da hatte, wo man es wollte. So ein Reverse Delay am Piano ist schon was Feines. Heute spiele ich für Rhodes und Wurli ein Crumar Seven. Wenn Du im Jazzkontext Rhodes auf dem Nord spielst und danach auf dem Seven, wirst Du nicht mehr zum Nord zurückkehren. Aber wie gesagt, jedem ….
Das Viscount Legend 70s hat übrigens ein Audiointerface und ein Extern-Modul. Feine Sache. Aber das kostet ja auch nur die Hälfte (Ironie on).
Mich wundert es schon immer, warum auf jeder Bühne dieser Welt die roten „Feuerwehrgeräte“ zugange sind. Im Stagepiano-Bereich sieht man kaum etwas anderes. Korg? Wer soll das sein?
Ich denke, es ist ein Mix aus Zuverlässigkeit und grundsolidem Grundklang. Die Geräte, die mehr Auswahl bieten, klingen dafür gefühlt nicht mehr so gut – ist aber eine reine Mutmaßung meinerseits. Ich war schon sehr oft nah dran, einen Synthesizer von Nord zu kaufen – genau aus diesen Gründen. Das einzige Hindernis sind die Softwaresynthesizer. Aber allein dieses Holzwheel und das (Pseudo-) Steinrad lassen qualitätsbewusste Musikerherzen höherschlagen – mich auch! Mein Wunsch wäre ein VA-Synthesizer von Nord, der weniger wie ein Stagepiano aussieht. Dann wäre ein Kauf relativ sicher. Aber irgendwie scheint die Innovation und den Mut derer vorbei zu sein. Also liebe Schweden: In Zukunft weniger ‚Surströmming‘ essen, dann klappt es auch mit neuen Ideen. 🐟
@Filterpad Ja, Wheel und Holz Pitch stick sind ziemlich geil und super zu handhaben. Was die Nord Stage Instrumente ausmacht, ist für mich die fast durchgängige „One Knob per function“ Philosophie. Man beherrscht das rote Teil sehr schnell und langt nahezu blind zu. Für den Live Auftritt kaum – ne, eigentlich gar nicht- zu toppen und das ist m.E. auch der Hauptgrund für den Erfolg der Nord Stage Reihe. Der Klang ist zudem sehr gut. Wenn man sich dann zusätzlich zum Stage auch noch mit dem Wave2 beschäftigt hat, weiss man dann -wenn auch in ganz leicht abgespeckter Stage Version- dessen Vorzüge zu schätzen. Wavetable, FM , VA und Samples zu kombinieren, mit unabhängigen 3 (Stage4) bis 4 (Wave2) FX Layer , Env , Filter ets. ist schon eine prima Sache. Nur die Farbe nervt mich hin und wieder, man macht immer Werbung , acuh wenn man nicht will :-)) Aber auch damit hat Nord ja alles richtig gemacht. Im Studio nutze ich die Roten allerdings sehr selten. Da müssen dann doch die dickeren Sample Bibliotheken ran , hier ist bekanntermaßen Keyscape schwer zu schlagen. Gerade was die Rhodes Sachen betrifft.
@Niels M. Das ist auch meine Erfahrung. Auf der Bühne unschlagbar. Ein typisches Beispiel ist das Brass Sample aus der Werksbibliothek. Ein toller Pop-Brass Sound. Überhaupt nicht realistisch oder dynamisch spielbar und genau deshalb live unschlagbar. Da haben andere Musiker verwundert reagiert, wenn ich den gespielt habe, weil es so echt klang. Warum? Weil echte Pop-Bläser live dauerhaft „am Anschlag“ spielen, ohne große Dynamik, die Brass Gruppe am Pult komprimiert ist, um sich für die Licks über die Band setzen zu können. Und genau das macht dieses „billige“ Sample in meinem Nord Electro 5D. Mit meinem Roland Fantom oder dem Jupiter 80 habe ich das nie so hinbekommen. Die Orgel, die Pianos und E-Pianos: tierisch. Nur eine richtige ADSR-Hüllkurve für Amp und Filter sowie einen Filter Cutoff und Resonanz für die Samples würde ich mir am Electro wünschen. Das kann jeder 500€ Synth. Live sind die Nords tierisch gut, für das Studio gibt es bessere Instrumente.
@Markus Galla Wenn du die Brass Multisamples als so handwerklich zweckdienlich für die Bühne gelungen gemacht bewertest, wieso lässt du dann als Chef vom Dienst die Falschinfo des Autors im Minus-Kasten „Synthesizer kann keine Multisamples verarbeiten“ durchgehen?
@k.rausch Ich weiß noch nicht, wie ich den „Ton“ deines Kommentars werten soll, aber ich denke, dass hier einfach ein Missverständnis besteht:
Multisampling bezieht sich als Oberbegriff auf zwei Ebenen:
Sample Mapping auf verschiedene Tonhöhen —> ist möglich
Sample Mapping auf verschiedene Velocity Layer —> nicht möglich (nur in der Piano-Sektion, die nicht mit User Samples bestückt werden kann).
Ein „richtiges“ Multisample besteht also aus Key Mappings und Velocity Layers. Das kann der Sample Synth Bereich bei Nord aber eben nicht. Anders als z.B. der Fantom. Würde Nord den Piano Sample Speicher für User Samples und den Sample Editor freigeben, wäre das auch bei Stage und Electro möglich. Das ist aber m. W. nicht der Fall (zumindest nicht für meinen Electro 5D). Insofern sehe ich keine Notwendigkeit, Martin hier zu korrigieren.
Und sollten Multisamples mit Velocity Layers mittlerweile bei Nord doch im Sample Synth möglich sein, werden wir uns höflich bei dir für den Hinweis bedanken und das korrigieren.
@Markus Galla Das ist sachlich nicht korrekt. Multisample ist die Bezeichnung für horizontal auf der Tastatur verteilten Einzelsamples. Die Dynamik wird mit ebensolchen Dynamiksamples, oder auch Dynamic Layer bzw. Velocity Switches bezeichnet, erledigt. Ohne die keine Pianos. Also laden die roten Schweden durchaus Multisamples und auch welche mit solchen Velocity Switches. Einzige Einschränkung: Der Sample Editor für die User kann keine Velocity Switches, sondern nur Amplitude Velocity.
@k.rausch Na ja, die Begriffsdefinition von Multisample finde ich im Internet und in Fachbüchern anders und habe es auch damals anders gelernt. Ist aber Haarspalterei, da es Martin um den Sample Synth geht und da geht es eben für den User nicht, bei der Konkurrenz aber schon. Das ist halt nicht zeitgemäß und für diejenigen, die es brauchen, ein Argument gegen Nord Keyboards, das nicht verschwiegen werden sollte. Ich kann das , wenn ich Zeit habe, gerne im Artikel spezifizieren, damit auch diejenigen, die deiner Definition von Multisampling folgen, es genauer wissen. Ist ja kein großer Akt.
Würde Nord das Sample Format für die Piano-Sektion öffnen, wäre das Instrument mit einem Schlag wieder deutlich konkurrenzfähiger. Es benötigt nicht jeder so viele aufwändige Flügel- oder Piano-Samples, aber vielleicht andere aufwändige Samples mit Velocity Switches.
Aber man wird bestimmt bei Nord Gründe dafür haben.
@Markus Galla Diesen Nachteil sollte man auf jeden Fall den Lesern mitteilen. Was die Begriffe angeht, basteln sich die Hersteller leider immer wieder eigene, so auch Nord mit seinen Sample Instruments für Multisamples. Andererseits komprimiert der Editor beim Export lossless, so dass aus einem 10 MB Original oft nur 5 MB herauskommen. Klares Plus bei wenig Flash Speicherplatz. Dieses Feature fällt bei Reviews oft unter den Tisch.
@Markus Galla Korrekt und eindeutig wird es, wenn es bei den Nord Begriffen bleibt. Multisamples heißen dort Sample Instruments. Und Synth Section verarbeitet eben nur eine Dynamik, z.B. ff.
Mit meinem 2. Nord Stage (ein NS3 compact) habe ich eine Art Hassliebe. Bedienung und Sound nach wir vor gut (wenn ich auch den NS2 noch etwas intuitiver fand), aber auch ein paar störende Dinge: immer noch feste Splitpunkte (warum???), linkes wheel (pitch) mit nur einem Minibereich fest vorgegeben. Auch die Tastatur ist (für mich) kein guter Kompromiss: für Orgel viel zu schwergängig, sodass ich sie zu Hause aktuell lieber über meinen alten Motif XS spiele.
Trotzdem kann ich mich irgendwie nicht trennen…
@radfan_holgi Das sind genau die großen Kritikpunkte, die immer wieder angeführt werden. Es ist unverständlich, warum hier nicht reagiert wird. Die Tastatur von meinem Nord Electro 5D 73 ist ein Kompromiss. Nicht so schön für Orgel wie meine Nord C2 Tastatur, auch nicht wirklich eine Piano-Tastatur, aber so stramm, dass beides „irgendwie“ geht. Sie wurde aber auch immer als Kompromiss vermarktet, insofern will ich mich nicht beschweren, weil ich sie genau dafür gekauft habe. Ich habe übrigens mal ein komplettes Konzert mit der Nord C2 gespielt, bei dem ein Manual ausschließlich die internen Orgel-Sounds bedient hat und das zweite Manual als MIDI-Tastatur Klangerzeuger aus Ableton Live angesteuert hat (auch Piano). Das ging für Pop erstaunlich gut und ich würde das sogar noch einmal in Erwägung ziehen. Man darf eben keine 88 Tasten mit Hammermechanik erwarten, aber die benötigt man für Popmusik ohnehin selten, weil bei fast allen Piano-Sounds die Dynamik runtergeschraubt wird und alles bis zum Anschlag komprimiert wird.
@radfan_holgi Ich habe meinen Nord Stage schon vor ca. 15 Jahren verkauft (u. a. aus den o. g. Gründen). Wenn ich einen auf der Bühne sehe, hält sich meine Erwartung in Grenzen.
Es kommt zwar immer darauf an, was der Spieler daraus macht und eine Berechtigung für „Pragmatiker“ mag auch sein.
Als ich den Wurlitzer-Sound bei einem Roger Hodgson-Konzert hörte, hat das meine Entscheidung nur bestätigt.
Wenn ich mich recht erinnere, hat Ray Kurzweil mal für 2015+ große technische Neuerungen prognostiziert. Stattdessen sieht man immer noch vorwiegend sample-basierte Geräte. Da ist man ITB wesentlich flexibler.
Und: Dass einige jetzt ihre Instrumente in schwarzen Kisten verstecken, spricht eher für den „emotionalen McGurk-Effekt“. Einen Flügel oder eine Hammond müsste man nicht verstecken.
Beim »Nord Stage 3« ist ein »Nord Lead A1« als Synthesizer verbaut? Holla, die Waldfee! Die Superpower des »A1« liegt ja meiner bescheidenen Meinung nach in den Oszillatoren und vor allem im Stacking von Sounds (bis zu vier). Was dann bei vollem Stack mit seinen 24 Stimmen immer noch eine 6fache Polyphonie ermöglicht.
Das folgende schreibe ich jetzt als jemand, der keine Ahnung von einem harten Bühneneinsatz hat (abgesehen von wenigen Auftritten in einer Schulband, aber das zählt wohl nicht):
Ich halte Hardware-Synthesizer aus genau dem Grund – einschalten und loslegen – nach wie vor für wichtig. Ja, auch wenn Geräte wie Korg »Kronos« sich da gerne Zeit lassen. Aber um ein Update muss man nicht fürchten. Oder dass ein USB-Kabel/Stecker wackelt. Oder ein Ladekabel nicht mit dabei ist. Oder, oder, oder … ! Je weniger Kram mit auf der Bühne steht, desto weniger Fehlerquellen gibt es. Man hat vor der Show schon mit ausreichend Unvorhersehbarkeiten zu kämpfen. Und während der Show hat man auch anderes zu tun; nämlich die Show liefern. Und, ganz ehrlich: Auch ich freue mich in meinen »Studio« (hust hust) darüber, meine »M1« oder den »Z1« einfach einschalten zu können und nicht mit der Meldung »Ihre Lizenz ist abgelaufen« begrüßt zu werden.
@Flowwater Vielleicht noch kurz zum Hintergrund, warum ich mich erdreiste, da eine Meinung haben zu dürfen:
Ich habe mal als 1-Mann-Kamermann-Show Hochzeitsfilme gedreht. Gebucht wurde ich oftmals über einen Hochzeitsservice und die hatten selber eine 4-Mann-Liveband, die den ganzen Tag die Gäste mit Musik und Spaß versorgt haben. Letzteres haben die nicht nur richtig gut gemacht, sondern ersteres auch. Als die eine Live-Version – kein Witz: jede Note von Hand gespielt – von Eiffel 65 »Blue« von sich gegeben haben, hat das geiler gefetzt als das Original.
Wie auch immer: In den sechs Jahren durfte ich alles mögliche miterleben, womit die Jungs so zu kämpfen hatten. Zu kleine Bühnenfläche (vier Mann mit Keyboard-Burgen, Schlagzeug und einem Gitarristen auf der Fläche eines alten Kachelofens), abgerauchte Multieffektgeräte, besoffene aufdringliche Gäste, usw, usf. Oder auch, dass die Gäste eine Rede nach der anderen hielten, so dass der zeitliche Einsatz der Band eher beschränkt war … na gut, Hauptsache dem Hochzeitspaar hat’s gefallen.
Persönliche Anmerkung: Wenn die mich engagiert haben, dann war der Tag gerettet. Das war ausnahmslos (für mich) immer eine sehr geile Erfahrung.
NORD ist mir auf den Bühnen, die ich gesehen habe (und das waren einige…), noch NIE begegnet. Verrückt, wo doch alle das Gegenteil behaupten.
Muss wohl an mir liegen (blinded by the lights) oder an meinem Musikgeschmack (Synth Pop, EBM, Indie).
@Marco Korda Es hat etwas abgenommen – im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren, das stimmt. Aber Nord ist immer noch omnipräsent. Und man mag es kaum glauben, aber bei großen Acts wird sehr viel Nord gespielt, ohne dass du es auf den ersten Blick erkennst. Beispiel Springsteen: Früher hat Charles Giordano zwei Nord Keyboards prominent neben der Hammond B3 mit dem Yamaha Motif drauf auf einem Stativ gehabt. Auf der letzten Tour habe ich die zunächst vergeblich gesucht: Sie waren immer noch da, aber mittlerweile komplett schwarz. Gleiches bei Roy Bittan. Roy hatte immer ein Kurzweil auf seinem Flügel und auch neben sich stehen. Ich dachte erst an ein Yamaha YC auf dem Flügel. War es aber gar nicht: Auch hier war es ein komplett schwarzes Nord Keyboard. Lies das Franz Kreimer-Interview hier auf AMAZONA: Im EAV-Setup steckte ebenfalls ein Nord. Ist im Publikum vermutlich kaum jemandem aufgefallen, weil die Keyboards hinter einer Art „Kanzel“ versteckt waren. Sehr beliebt auch: Die Nords werden in ein altes Piano oder B3 Holzgehäuse gesteckt. Die Dinger sind immer noch überall vertreten, oft aber eben mittlerweile versteckt. Vermutlich auch, weil Nord sehr aggressiv mit der #iseenord-Kampagne war und mit den roten Dingern und den Tags viel Werbung kostenlos erhalten hat. Aber schau dir mal die Verkaufscharts Stagepiano bei Thomann an: Nach all den Billig-Stagepiano von Roland und Yamaha bis max. 599€ kommt direkt der teure Nord Stage 4 auf Platz 6! Der Nord Electro 6D liegt auf Platz 13. Da liegt auf Platz 7 nur das Yamaha P-525B für 1659€ dazwischen, dann wieder nur billige Stagepianos. Schaut man mal in der Google Bildersuche nach aktuellen Bands (von Hobby bis Profi), ist der Nord einfach überall.
@Markus Galla Vielen Dank für den Hinweis, Markus.
Ich hatte einige Jahre einen Nord Stage 2. Einschalten und loslegen, ggf ein bisschen nachjustieren und passt. Zumindest auf der Bühne wo Feinheiten unwichtiger sind als das Life – Gefühl. Ich fand auch die Umsetzung der Dynamik der Tastatur auf den Klavierklang sehr gut.
Hab mich dann vom Stage getrennt da ich mehr im Studio arbeite. Ab und zu vermisse ich ihn, da sich hiermit auch sehr schnell Ideen entwickeln lassen.