Automaton
Ich weiß nicht woran es liegt, aber in diesem Jahr sprießen die sich selbst perpetuierenden
Sequenzer und Klanggeneratoren nur so. Ist es ein evolutionärer Schritt in der Elektronischen
Musik? Ist die algorithmische Musik nun deutlich in das Interesse des Mainstreams gerückt?
Neben diesem philosophischen Aspekt basieren die neuen Sequenzer auch auf den Spielregeln des „Game of Life“ von Mathematiker John Horton Conway. Ein Spiel zum Thema „Simulation von künstlichem Leben“ aus dem Jahre 1970. Die Regeln sind einfach:
1. Lebende Zellen mit weniger als zwei lebenden Nachbarn sterben in der Folgegeneration an Einsamkeit.
2. Eine lebende Zelle mit zwei oder drei lebenden Nachbarn bleibt in der Folgegeneration lebend.
3. Lebende Zellen mit mehr als drei lebenden Nachbarn sterben in der Folgegeneration an Überbevölkerung.
Die Regeln sind ähnlich einfach wie Isaac Asimovs drei Robotergesetze, doch in ihrem Wirkbereich nahezu unbegrenzt.
Welcher der findigen Programmierer jetzt als erster auf die Idee kam, daraus Sequenzerdaten zu generieren, ist wohl nicht mehr nachvollziehbar. Auf jeden Fall stellt es einen einfachen und höchst effizienten Weg dar, Musik zu erzeugen und zu verarbeiten.
Bei Automaton kann man nun mit fünf Farben in einem Raster seine Sequenzer- und Effektdaten malen. Blau ist die Farbe des Stuttereffekts, der einen kleinen Slice nach einstellbaren Vorgaben wiederholt und für Zappen und Zirpen gut geeignet ist. Rot ist der Ringmodulator, Orange der Bitcrusher und Grün ist Replicate, der eine angepasste Version des Replicant Plug-Ins ist. Replicate arbeitet mit größeren Audioschnipseln als Stutter und ist daher gut für Phrasen einsetzbar. Das Malen macht mit Touchscreen oder zumindest Grafiktablett richtig Spaß, mit der Maus ist es etwas mühseliger, da sich das Ganze auch live verändern lässt und die Maus dafür zu träge ist, zumindest was den Sequenzer betrifft, denn der ist ja ständig in Bewegung.
Man zeichnet also seine Effektpunkte und seine Sequenzerfiguren einfach in das Raster. Wird der Sequenzer nun gestartet, werden nach den oben genannten Regeln Sequenzerpunkte gelöscht oder neue gesetzt.
Fällt nun ein Sequenzer Punkt auf eine Rasterkoordinate, die ein der vier Effektfarben hat, wird der entsprechende Effekt aktiviert. Es gibt Sequenzerfiguren, die sind stabil und wiederholen sich nach einer gewissen Zeit. Andere mutieren zu Monstern, und einige bleiben einfach stehen. Im Internet gibt es ganze Bibliotheken von Figuren, die stabile periodische Muster erzeugen. Aber Audio Damage bietet nicht nur die Game of Life-Regeln, sondern noch vier weitere Regelwerke. Einer heißt Sequencer und lässt eine Figur schlicht von links nach rechts über das Raster wandern, was natürlich recht berechenbare Ergebnisse erzielt, wenn es mal nicht ganz so frickelig sein soll.
Leider bietet Automaton weder MIDI-Ein- noch -Ausgang, was sehr schade ist. Über Controller-Zuweisungen könnte man bestimmt auch lustige Sachen mit anderen Klangerzeugern machen, so ist man auf das Audiomaterial festgelegt, das in Automaton eingespeist wird, was dem Spielspass aber auch keineswegs schmälert und einem wirklich den Tag retten kann, wenn man auf Ideensuche ist.
Preis: $49
Fazit
Alle Plug-Ins haben ein umfassendes englisches Handbuch und natürlich umfassende Automationsmöglichkeiten und natürlich Synchronisation zum DAW Host. Es gibt sie als VST für Windows und VST und AU für Mac. Die Installation und Aktivierung über Seriennummer verlief auf dem Mac problemlos. Was den Klangcharakter angeht, so zeichnet sich der Audio Damage-Sound üblicherweise dadurch aus, dass sein Name Programm ist, ohne dabei undifferenziert oder verwaschen zu sein. Subtilität ist nicht unbedingt eine Stärke der Plug-Ins. Der Klang der Plug-Ins reicht bis ins Extreme. Über den Mix-Regler lässt sich aber auch das weitgehend in den Griff bekommen. Sie klingen breit und fett und haarscharf, vielleicht deswegen will mir der Begriff „Vintage“ nicht wirklich in den Sinn kommen, dazu klingen die Plug-Ins zu modern, was nun auch wiederum nichts Schlechtes sein muss. Würden die Effekte nur an dem Vintage-Klangbild kleben, wären die Einsatzmöglichkeiten wesentlich geringer. Ich komme deshalb darauf zu sprechen, weil viele Audio Damage Plug-Ins nach Vintage-Vorbildern modelliert sind.
Der Audio Damage Sound bietet sehr viele Einsatzmöglichkeiten, ist aber keineswegs die Eierlegendewollmilchsau. Jedoch bieten die Plug-Ins immer ein noch paar Raffinessen mehr als die Konkurrenz.
Audio Damage stellt zwar keine Demos zur Verfügung, dafür aber eine 30 Tage No-Questions-Asked-Geld-zurück-Garantie, was für Software nur sehr selten zu finden ist. Vor Fehlkäufen ist man also sicher. Allerdings werden die Plug-Ins ausschließlich über Audio Damage Vertrieben und sind nur per Kreditkarte oder PayPal zu bezahlen. Ein echter Geheimtipp für alle, die exzellente Effekte für möglichst wenig Geld haben wollen.
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, für den hat Audio Damage zwei kostenlose Plug-ins zum downloaden: Rough Rider einen „Vintage-Style“ Charakter Kompressor und FuzzPlus, DAs Version des seit langem sehr beliebte „MXR Distortion+“-Pedals.
Hallo an Alle,
Ich benutze vor allem Kombinat schon seit einiger
Zeit und bin begeistert von der Qualität der PlugIns aus der AudioDamage Schmiede.
Die PlugIns sind einfach anders, als alles Andere und werten jedes Signal gewinnbringend auf.
Ich hoffe, das Sie sich auch mal an virtuelle
Instrumente wagen.
Zum Reverence:
„Die Emulation eines Eimerketten-Reverbs der alten Schule will kein bestimmtes Vintagedelay nachbilden, sondern will, inspiriert durch deren Vorzüge und Charakteristika, selbige durch ein Plug-In wieder aufleben lassen.“
Ich dachte bisher, das soll eine Emulation der Plate aus dem Lexicon 200 sein. Was stimmt denn nun?
Hallo Tom,
Danke für den Hinweis, das ist in der Tat ein Fehler.
also folgende Verbesserungen:
Reverenz ist ein digitales Plate Reverb und kein (virtuell analoges) Eimerketten Delay.
Von einem Lexicon 200 steht allerdings nichts im Handbuch.
Die einzige Hinweis darauf den ich finden konnte war, dass Peter Kirn (create digital music) meinte Reverenz SÄHE AUS wie ein Lexicon 200.
Grüße,
Markus
ok, mal wieder zu schnell geschossen.
Der Reverenz Abschnitt wurde editiert und korrigiert.
Also bitte nochmal nachlesen.
@Markus Schroeder Danke, ich war nur etwas irritiert, da ich das selbst einmal mit einem Lex200 verglichen habe und das Plugin auch ähnlich klingt und aussieht ;-)