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Report: Buchla 200e, Modularsynthesizer – Brain & Heart

(ID: 262975)

Morton Subotnicks bahnbrechendes Elektronik-Album „Silver apples of the moon“, eingespielt auf dem Buchla 100-Modularsystem

Silver Apples of the Moon

Das musikalische Denkmal für den Buchla Series 100 hat Morton Subotnick geliefert mit seinem Album „Silver Apples of the Moon“, das 1968 auf dem Nonesuch Label erschien. Auch das Nachfolgealbum „The Wild Bull“ entstand auf dem Buchla 100. Das Instrument war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Immer, wenn Subotnick den Aufnahmeknopf der Bandmaschine drücken wollte, hatten sich die Oszillatoren wieder verstimmt. Und so wundert sich Morton Subotnick bis auf den heutigen Tag, wie ihm die Aufnahmen damals gelingen konnten: “To this day, I’m not quite sure how I did it.” Beide Platten – „Silver Apples of the Moon“ und „The Wild Bull“ – sind essentiell für jede Sammlung elektronischer Musik und heute übrigens auf einer CD vereint erhältlich. Morton Subotnick erinnert sich an das überwältigende Presseecho: Die New York Times widmete ihm eine Doppelseite mit der Überschrift „Morton Subotnick wants to destroy everything we know about music.” Nicht viel freundlicher das Time Magazine, wo zu lesen war: “Morton Subotnick is a tone-deaf mute.” (Encounters: Suzanne Ciani & Morton Subotnick, Red Bull Music Academy, 24.06.2016)

Hier ein Auftritt des Großmeisters der Elektronik-Avantgarde Morton Subotnick beim Berliner CTM-Festival im Jahr 2011. Außer einem Buchla-Synthesizer setzt Subotnick Ableton Live ein.

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Im Schatten Bob Moogs

Tatsächlich erging es Don Buchla nicht viel anders. Nachdem er die ersten 100er Systeme noch selbst in seiner Garagen-Firma zusammengebaut hatte, verkaufte er das System an CBS.  Da sich der kommerzielle Erfolg nicht einstellen wollte, stellte CBS die Produktion aber bald wieder ein.

Parallel zu Buchla hatte Bob Moog am Columbia-Princeton Electronic Music Center an der Ostküste seine ersten spannungsgesteuerten Oszillatoren und Hüllkurvengeneratoren entwickelt. Bereits der erste Moog-Synthesizer von 1964 verfügte über eine Tastatur. Und nur vier Jahre später heimste Wendy Carlos (damals noch Walter Carlos) mit dem Album Switched-on Bach drei Grammys ein. Da mochte Subotnick (dessen Avantgarde-Meisterwerk „Silver Apples of the Moon“ im gleichen Jahr erschienen war) noch so laut schimpfen, dass diese poppige Bachadaption nichts, aber auch gar nichts mit elektronischer Musik zu tun hätte – die Würfel waren gefallen.

Die Antithese zu Buchla und Subotnick – die perlenden Barock-Synthklänge von Switched-on Bach

Moog und Synthesizer waren künftig Synonyma. Und spätestens mit dem Minimoog begann ab 1971 der unaufhaltsame Siegeszug der Synthesizer in der Populärmusik. Für Buchla blieb nur die Rolle des esoterischen Außenseiters: „I have always been outside, and I’ve chosen to remain there“, erklärte er 1983 in einem Interview mit dem Polyphony Magazine. Und im Gespräch mit Trevor Pinch und Frank Trocco, den Autoren von „Analog Days: The Invention and Impact of the Moog Synthesizer“ (2002) erzählte er: „I always figured that if I made something that was to popular, that I was doing something wrong and had best move on…And I’ve always enjoyed being on the edge.“

West- und Eastcoast versöhnt

Bob Moog besaß übrigens die Größe, dem Kollegen von der Westküste den gebührenden Respekt zu zollen. Wie wunderbar Moog- und Buchla-Synthesizer miteinander harmonieren können, führt uns Kaitlyn Aurelia Smith vor. Sie gehört zu den herausragenden Buchla-Interpreten der Gegenwart. In diesem Video von „Moog Music“ versöhnt sie die Klangkulturen und schließt die Kluft zwischen West- und Ostküstenphilosophie.

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Kaitlyn Aurelia Smith hat schon so ungefähr jeden je gebauten Synthesizer unter den Fingern gehabt und liebt sie alle für ihre unterschiedlichen Klangeigenschaften. Trotzdem stellt sie fest: „I’m most drawn to the Buchla for a few reasons. I really like the way that I’m able to interface with it. It is a very different language than other synths, but it feels like an extension of myself now where I can play it from muscle memory.“ Sie räumt aber auch ein, dass sie ihren Buchla Music Easel vier- bis fünfmal während eines Konzerts nachstimmen muss: „It also keeps you on your toes more so than other synths that I’ve played, mostly because it has pretty big tuning problems.“ (Interview: Kaitlyn Aurelia Smith, Buchla Master, Vivian Host in Red Bull Music Academy, 08.01.2016)

LSD und Lautsprechertürme

Don Buchlas Synthesizer lieferten damals den perfekten psychedelischen Sound für die Happenings der Kommune „Merry Pranksters“. Gegründet vom Stanford-Studenten Ken Kesey, der 1962 mit „Einer flog übers Kuckucksnest“ einen literarischen Welterfolg landete. Bei den sogenannten „Acid-Tests“ wurde das damals noch legale LSD gratis an die Happening-Teilnehmer verteilt. Auf diesen drogenseligen Zusammenkünften startete auch die Band Grateful Dead (zunächst unter dem Namen „Warlocks“) ihre Karriere. Buchla half der Band gemeinsam mit dem Audio-Ingenieur Owsley Stanley ihr berühmtes, riesig dimensioniertes Lautsprechersystem zu entwickeln. Und vom Mischpult aus steuerte Buchla, der, wenn man den Quellen glauben darf, selbst gerne auch mal eine Pille einwarf, den einen oder anderen elektronischen Sound bei.

Eine Buchla-Werbung für das Modell 100 (Bildnachweis: Buchla.com)

Gordon Reid hat nicht weniger als 39 verschiedene Module identifiziert, die Don Buchlas neue Firma Buchla & Associates für das Model 100 entwickelt hat. Darunter das Modul 117 (Dual Proximity Detector) mit einer an das Theremin erinnernden Antenne, die Sequencer-Module 123 und 146, das Modul 148 (Harmonic Generator), der Klänge aus einem Grundton und den ersten neun Obertönen bildet. Das Modul 195 (Octave Format Filter) teilt ein Signal in 10 verschiedene Frequenzbänder. Mit dem Modul 196 stand auch ein Phase Shifter zur Verfügung. Gordon Reid kann seine Bewunderung nicht verhehlen: „When you consider that the first of these appeared in the year that JFK was assassinated and the Beatles first topped the charts, you get some idea of the pioneering nature of Buchlas early work.“ (Buchla 200e, Part 1, Sound on Sound 2006)

Die Stradivari unter den Buchlas

In den 70er Jahren brachte Buchla die Serie 200 heraus. Und für die gab es – oops – tatsächlich ein Keyboard, das sogar anschlagsempfindlich war. Später gab es sogar polyphone Keyboards – drei und vierstimmig. Ein echtes Zugeständnis, das eingefleischten Buchla-Fans fast wie Verrat erscheinen musste. Aber ab und wann wollen Musiker eben nicht nur Geräusche und reine Klänge spielen, sondern auch Melodien. Zumal die Konkurrenz immer härter wurde – durch Moog und die nun ebenfalls auf den Markt drängenden Newcomer ARP und EMS. Buchla hat eigentlich nie mit dem Mainstream geflirtet. Die Serie 200 war in den 70er Jahren die einzig kommerziell erfolgreiche Produktlinie seiner Firma.

Der portable und erschwingliche Music Easel gehört zu den beliebtesten Buchla-Instrumenten. (Bildnachweis: Buchla.com)

Dazu trugen auch spezielle Auskoppelungen wie das Modell 200-081 bei, das viel besser unter dem Namen Music Easel bekannt ist. (Easel bedeutet übrigens „Staffelei“.) Der 1972 erschienene Music Easel war klein und handlich, was ihn für die Bühne geeignet machte. Und er war mit einem Verkaufspreis von 3000 $ halbwegs erschwinglich. Er erinnert mit seinen kompakten Abmessungen und dem Kofferdesign ein wenig an den EMS Synthi AKS. Ein Angebot für Musiker, denen ein Minimoog dann doch zu wenig Ausdrucksmöglichkeiten bot.

Die Module der Serie 200 sind bis heute unter Buchla-Fans heiß begehrt. Dieses Modularsystem ist der eigentliche Klassiker von Don Buchla. „The 200 is the Stradivarius of that“, urteilte Morton Subotnick. Und so ist es sicher kein Zufall, dass Buchla nach der Jahrtausendwende für sein letztes großes Projekt – die Serie 200e – auf die klassischen Module des 200er Systems zurückgriff. Dabei konnte er die gesammelten Erfahrungen aus zahlreichen weiteren Produktlinien einbringen. Im Laufe der Jahre hatte Buchla die jeweils neuesten Errungenschaften der fortschreitenden Digitalisierung in seine Synthesizer implementiert. Als Minicomputer erschwinglich wurden, baute Don Buchla mit dem Modell 500 den ersten hybriden Synthesizer – der noch mit analoger Klangerzeugung arbeitete, aber bereits digital gesteuert wurde.

Ein großes Kabinett der Buchla Serie 300 (Bildnachweis: Buchla.com)

Die Serie 300 kombinierte analoge Module aus der Serie 200 mit digitalen Modulen. Der Touché von 1978 war ein achtstimmiger Polysynthesizer mit drei Oszillatoren pro Stimme, 32 Speicherplätzen und einem 4-Oktavenkeyboard mit Touch Control. Nicht schlecht, wenn wir bedenken das Dave Smith seinen Prophet 5 auch 1978 auf den Markt brachte. Vom Touché sollen ganze vier Stück gebaut worden sein, vom Prophet 5 – ein paar mehr. 1982 erschien das Modell 400, ein sechsstimmiger Synthesizer, der u. a. FM-Synthese und Waveform Interpolation bot, ein anschlagempfindliches Keyboard besaß und ein graphisches Interface. (Um eine optische Vorstellung vom Modell 400 und dem Touché zu bekommen, bitte noch mal zum Don Buchla-Foto am Anfang der Seite scrollen. Da sind beide Synthesizer zu sehen.) Buchla wurde ständig von neuen Ideen umtrieben.

In der Gegenwart da Vincis

Suzanne Ciani hat einmal gesagt, dass Zusammensein mit Don Buchla habe sich so angefühlt, als sei Leonardo da Vinci gegenwärtig. Was nicht bedeutete, dass Buchla immer ein besonders angenehmer Zeitgenosse war. Gerade Suzanne Ciani kann davon ein Lied singen, die von Buchla – nachdem sie einen Tag für ihn gearbeitet hatte – schon wieder gefeuert wurde. Ciani kämpfte um ihren Job und um seine Anerkennung. Und als sie diese schließlich bekam, gab es immer noch Morton Subotnick. „Morton hier, Morton da“, erinnert sich Suzanne Ciani. Subotnick war mindestens in diesen frühen Tagen Buchlas große Muse.

Suzanne Ciani auf dem Cover zu „Fish Music“, veröffentlicht auf Finders Keepers Records.

Dabei war es Suzanne Ciani, der das Kunststück gelang, dass praktisch alle Welt den Buchla-Sound kennenlernte – die allermeisten wohl, ohne es zu ahnen. Sie komponierte den berühmten Plopp und das Zischen, garniert mit ein paar elektronischen Effekten, die eine Weile in jedem Coca Cola-Werbespot zu hören waren. Und sie trat mit dem System 200 live auf, was extrem herausfordernd war. Viele Jahre widmete sie ganz dem Buchla-System. Dann ging es kaputt und konnte noch nicht einmal repariert werden: „Nobody could understand those schematics. They were too unorthodox for conventional wisdom or training“. (The genius of Don Buchla, by the generations of synth disciples he inspired, Oli Warwick in Fact Magazine, 26.09.2016)

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Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Liebe AMAZONA.de Leser, hier nun der zweite Teil des Buchla-Reports.
    Wie ihr wisst, freue mich immer sehr auf die Diskussion mit euch.
    An diesem Wochenende bin ich aber in einem hübschen Hotel im
    brandenburgischen Kremmen zu einer Klausurtagung und kann deshalb
    leider erstmal nicht auf Fragen, Kritik oder auch freundlichen Zuspruch
    reagieren. Am Sonntagabend bin zurück in Berlin kann mich dann in die Diskussion stürzen.
    Viel Spaß beim Lesen wünscht Costello

    • Profilbild
      weinglas

      @costello Noch ein paar kurze Anmerkungen: Das besondere am 222e, das übrigens nicht mehr produziert wird, sind neben der außergewöhnlichen und polyphonen „Tastatur“ die sogenannten „Rings“, die ma sich als eine Art zweistimmige Luxusvariante des D-Beam vorstellen kann, auch wenn die Technik dahinter ganz anders ist. Inzwischen gibt es nur noch den 223e, bei dem die „Rings“ durch einen Arpeggiator ersetzt wurden.

      Der 259e ist der „Twisted Waveform Generator“ im Gegensatz zum 261e „Complex Waveform Generator“ und er ist nicht dessen Vorgänger. Warum er „twisted“ ist, hast Du ja sehr schön beschrieben.

      Außerdem gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer interessante 200e Module von hilfreich und nützlich bis „strange“. Das für die Westcoast Denkweise eines Buchla Systems wohl wichtigste und wahrscheinlich bekannteste Modul, das 266e Source of Uncertainty, sei hier nur mal kurz genannt.

      Hier gibt es ein komplettes Album, das mit dem Buchla 200e erstellt wurde https://gameoflife.bandcamp.com/album/weinglas-game-over

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @weinglas @weinglas
        Game over – abgefahren, hab ich mir gleich mal gesaugt – danke!

        • Profilbild
          Coin AHU

          Also ich würde mich in Grund und Boden schämen,
          ein Geräusch, was quasi aus einer Spur kommt,
          als Track zu bezeichnen.
          Ich mein, ich kenne ja mittlerweile seine Sounds.
          Aber wenn die Leute sowas wollen,
          brauch ich wohl keine Musik mehr machen.
          Rhythmus und Melodie scheint ja keinen zu interessieren.
          (werde wohl alle meine Musik aus dem Netz zu nehmen,
          weil es sinnlos ist, wie man sieht)

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Coin Das mag ich so an Musikern, immer aufgeschlossen und tolerant.

          • Profilbild
            cortega

            @Coin also ich würde mich ja in Grund und Boden schämen
            wenn ich ein so verbitterter erbärmlicher Kleingeist wäre
            der ständig Musik,Sound, Noise Geräusche anderer Musiker kritisiert
            nur weil es nicht den eigenen Hörgewohnheiten entspricht.
            Weil dann hätte ich das universelle Konzept von Musik und Hörgewohnheiten nicht einmal ansatzweise verstanden.

            • Profilbild
              Coin AHU

              @cortega Keine Sorge Leute.
              Ich bin nur ein armes, kleines, unbedeutendes Würstchen, welches keine Ahnung hat.
              Also braucht Ihr meine Meinung auch nicht ernst nehmen.
              Aber obwohl ich dumm und behindert bin,
              hab ich mir erlaubt meine Meinung zu sagen.

              • Profilbild
                iggy_pop AHU

                @Coin „Wir sind alle arme, kleine Würstchen / unter lauter and’ren armen, kleinen Würstchen. / Doch die meisten davon sind für die Erkenntnis blind, / daß sie auch nur lauter arme, kleine Würstchen sind. / … / Wenn Du schlau bist, mein Freund, / paß auf, daß Du nicht vergißt, / daß Du nur ein armes, kleines Würstchen bist.“ (Reinhard Mey — „Wir sind alle arme, kleine Würstchen“)

                • Profilbild
                  Lewis

                  @iggy_pop Iggy, wie immer brillant – ein würdiger Schlussstrich unter diese platzverschwendende Diskussion.

          • Profilbild
            SynthNerd AHU

            @Coin @Coin,
            wenn ich ungefragt einen Rat geben darf:

            mach weiter Musik und verzichte lieber auf respektloses und völlig überflüssiges bashing

          • Profilbild
            weinglas

            @Coin @coin: Danke für Deine Kritik.

            Allerdings ist es nicht ein Track, sondern es sind 12. Darunter auch mit Rhythmus und/oder Melodie.

            Nimm Dir mal ein Glas Wein, verdunkel den Raum und höre Dir diesen Soundtrack ohne Film einfach mal komplett von vorne bis hinten an. Vielleicht entstehen dann die passenden Bilder in Deinem Kopf.

            Vielleicht stört es Dich aber weiterhin, dass man dazu weder mitsummen, mitsingen oder gar tanzen kann. Ist aber auch okay, schließlich mache ich keine Musik für jeden, sondern allenfalls Klangkollagen für wenige.

          • Profilbild
            costello RED

            @Coin Hi Coin, das Album von Weinglas läuft unter Sonic explorations. Das wäre ganz in Buchlas Sinne gewesen :-) Wenn Du einige meiner sonstigen Artikel hier kennst, weißt Du ja, dass ich auch eher ein Vertreter der traditionell-tonalen Richtung bin. DM, Ultravox, Simple Minds, Genesis – das ist meine Welt. Und trotzdem konnte ich mich sehr gut auf den Buchla einlassen, fand es faszinierend, dass hier ein komplett anderes Konzept verfolgt wurde. Der Einsatz bei Nine Inch Nails gefällt mir zum Beispiel auch sehr gut. Ich glaube, diese Offenheit muss man sich einfach bewahren, auch wenn „Game over“ vielleicht nicht die Musik ist, die man sich morgens zum Sonntagsfrühstück auflegt. Da muss man sich einfach mal drauf einlassen.

            • Profilbild
              TobyB RED

              @costello Morsche,

              Musik und Sound können ja immer mehr als einen Ansatz haben und das ist das schöne auf der einen Seite kann man postwagnerianisch und korngoldig klingen. Oder auf der anderen Seite das tonale Konzept hinter sich lassen. Und Weinglas macht das halt als Konzept. Und das funktioniert. Ich brauch sowas ab und an. Ein Beispiel, ich fand z.b. den Soundtrack zu Alien Covenant von Jed Kurzel so erfrischend, weil er mit sparsamen Einsatz von Racksystemen und der „notwendigen“ Verbindung zu klassischen Instrumenten das Thema des Films vorantreibt. Man höre Spore und The Medbay.

              • Profilbild
                Coin AHU

                @TobyB Also ich kann ja zum Thema Buchla nichts beitragen,
                es ist einfach nicht meine Welt.
                Aber ich habe eine Meinung,
                die ich immer versuche objektiv zu halten.

                Buchla und Weinglas, so ist mein Eindruck,
                ist, als wenn man in ein 3 Sterne Restaurant geht,
                und Pommes bestellt.

                Und als Beispiel, was ich für gute
                (modular gemachte) Musik halte,
                einfach mal hier reinhören:
                https://bit.ly/2LlDn4D

                • Profilbild
                  TobyB RED

                  @Coin Hallo Coin,

                  es funktioniert beides. Ob nun Buchla System oder mit anderem System. Es funktioniert. Ich find Musik/Sounds gut, wenn sie polarisiert und den Hörer fordert, Und auf der anderen Seite kann sie durchaus mal das Ohr schmeicheln. Dennoch hat dieses seine Berechtigung. Genauso wie dieses Beispiel hier

                  https://youtu.be/qh_o19X5D2g

                    • Profilbild
                      TobyB RED

                      @costello Guten Morgen,

                      Scary ;-) Mich hat der OST von Alien Covenant aus den Socken gehauen. Die Facehugger und Chestbreaker funktionieren auch ohne Bilder. Filmscores mit Synths/Modularen waren ja einige Jahre in Hollywood out, entweder Hans Zimmer postwagnerianisch dräuendes Motiv, ein Ostinato jagt den Sheppard, gefolgt von einzelner 64 Takte langer Note. Oder der gute alte Popsong. Und diesbezüglich fand ich Alien Covenant und z.b Passengers oder Arrival sehr erfrischend. Thomas Newman gelingt in Passengers z.b. das Kunstück sich bei Red Giant vor Vangelis zu verbeugen, ohne sich zu verleugnen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Toller zweiter Teil des Reports, costello, habe ihn regelrecht verschlungen!

    Ich finde mich in vielen Aspekten von Dons Leben wieder, vielleicht mal abgesehen von seinem Faible für Mathematik. Der tiefgreifende Ansatz bei der Entwicklung seiner Musikmaschinen und Module war bei ihm stärker als bei anderen Elektronikpionieren mit seiner Gedankenwelt und einem Wertesystem verbunden, das sich weder durch öffentlichen Druck, noch materielle Verlockungen nennenswert aus dem Takt bringen ließ. Hätte er in dieser Beziehung nicht eine gewisse Halsstarrigkeit bewiesen, wären uns viele seiner Errungenschaften versagt geblieben.

    Zugegeben, ich kann mir Buchla-Gear nicht leisten und das wird sich in Zukunft auch nicht mehr ändern. Das macht aber nichts, weil mich seine Philosophie der elektronischen Klangwelt mindestens genauso befruchtet wie Reglerdrehen und Kabelstecken. Das ist wie mit Punk, der eine Lebenseinstellung ist, die weit über bloßes Dreiakkord-Geschrubbel oder buntgefärbte Iros hinausgeht.

    Vielleicht wäre es gut, wenn in unserer Musikwelt mehr Buchla drin wäre, und das nicht nur in Form seiner technischen Entwicklungen. Mehr Silberäpfel, weniger Elektrobach. :)

    • Profilbild
      Lewis

      Hey lightman, schau Dir doch mal den Ciat Lonbarde Plumbutter an. Ähnliche Philosophie, wunderschöner Grundklang und erschwinglich … kann ich sehr empfehlen!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Lewis Danke für den Tip. Abgefahrenes Teil, werde ich mir mal genauer ansehen, „Drum & Drama“ ist sowieso mein Ding! :)

    • Profilbild
      costello RED

      Vielen Dank, lightman! Und schön, dass Du in Buchla eine Art Soulmate entdeckt hast. Mir imponiert diese absolute Konsequenz auch sehr. Buchla hätte damals sicher nicht in einem Internet-Forum (wenn’s das schon gegeben hätte) gefragt: Welchen Synthesizer wünscht Ihr euch denn? Er hat immer seinen eigenen Kopf gehabt, Mortons abgefahrene Ideen haben in befruchtet. Aber dass das nicht massenkompatibel ist, steht auch fest.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @costello Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Buchla technisch auf die Beine gestellt hat, kann aber seine Verwunderung über die Tradtionsverhaftung der Musikwelt absolut nachvollziehen. Diese aufzubrechen und die dadurch freiwerdenden Räume mit einer neuen Sprache zu füllen, die eine ebenso traditionsverpflichtete Virtuosität durch eine andere Art des musikalischen Denkens und Handelns ersetzt, welche ebenso zu „sinnvollen“ Ergebnissen führt, ist meines Erachtens nach wie vor notwendig und richtig.

        Selbstredend führt sowas zu Irritation, ja manchmal sogar Aggression, wenn ein musikalischer Output nicht in ein vorgedachtes Korsett gezwängt werden kann. Das ist umso bedauerlicher, wenn wie im hiesigen Fall selbst Musiker die nötige Toleranz anderen Ausdrucksformen gegenüber nicht aufbringen können und so tun, als wären sie wie einst die Musikergewerkschaft in England in der Lage, zu entscheiden, daß Peter Zinovieffs Musik keine solche ist, weil sie nicht den überlieferten Traditionen entsprach.

        Aber nu’… was solls… der Kampf geht weiter! :)

  3. Profilbild
    weinglas

    Danke für den schönen Bericht. Ich möchte nochmals einwerfen, dass es im Synthesizer Magazin Sonderheft mal einen deutschsprachigen, sehr ausführlichen Bericht über Buchla gab.

    Hier ist noch eine binaural aufgenommene quadrophone Live-Performance eines 200e auf dem Happy Knobbing in Fischbach. Nur um mal einen Eindruck vom 227e zu kriegen. Daher Kopfhörer auf beim Ansehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=Jy56cktjLsk&t=18s

    Das Video ist übrigens eher Gearporn des Treffens, als das es einen genaueren Einblick über das Spielen des Buchlas gibt.

    Und wen es wirklich interessiert: Hier gibt es eine umfangreiche Youtube-Buchla-Playlist:
    https://www.youtube.com/playlist?list=PLUPPWObgmKA5mZYhuq4Vz8gzhDswzkv3P

    • Profilbild
      costello RED

      @weinglas Danke Weinglas! Der Artikel aus dem SynMag zum Buchla lag mir leider nicht vor. Vielen Dank auch für die weiteren Anspieltipps :-)

      • Profilbild
        weinglas

        @costello @costello: Der erneute Verweis auf das SynMag Sonderheft war gar nicht als Kritik an Dir gedacht, sondern als Hinweis an interessierte Leser. Zumal in dem Heft auch ein lesenswerter Artikel über Serge ist, also quasi eine Art Rundumschlag Richtung Westküste.

  4. Profilbild
    BetaDance AHU

    Vor einigen Jahren suchte ich im Netz nach Buchla weil ich zufällig auf seinen Synthesizer gestoßen war. Als ich diese Preise sah – glaub Musicstore hatte das 200e System – wusste ich, des wird nix. Die Faszination blieb und die Geschichte Buchla – Moog kommt mir auch öfters in den Sinn, vor allem wenn ich meine Moogerfooger zangle bzw. wenn über Synthesizer Pioniere gesprochen wird.

    Sehr fein dieser Bericht und der kurze Einblick in Don Buchlas Leben.
    Genialer Typ!

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Kudos auch von mir für die beiden flüssig geschriebenen und auch für nicht-Nerds angenehm lesbaren Artikel. Und ja, letztere erklären sicher noch was es mit „Vin =InSelxA2+(1–InSel)xA1“ auf sich hat. Dann verstehen wir auch wer gute Musik mit dem Buchla macht und wer nicht ;-)

  6. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Man kommt schon wesentlich günstiger an ein original Buchla-System als die ganz zum Schluss angegebenen Preise. Ein LEM4 Snoopy steht gegen z.B. ein Endorphin.es Shuttlesystem oder Make Noise Shared System preislich gar nicht so schlecht da. Hingegen steht ein 4-Boat System 7 mit über 35000€ in der Preisliste.

    • Profilbild
      Lewis

      @swellkoerper Hi swellkoerper, preislich korrekt. Aber ein Make Noise Shared System hat vom Funktionsumfang (mit Maths, Rene, Echophon etc.) deutlich mehr zu bieten als der Snoopy, finde ich. Das Make Noise System war mein Einstieg in die West Coast-Welt, weil ich Buchla zu teuer fand. Aber irgendwie klingt Buchla doch schöner, und jetzt bin ich zwar arm, aber glücklich …

  7. Profilbild
    herw RED

    Vielen, vielen Dank für diese wundervolle Reportage.
    Buchlas Idee und stoisches (positiv) Beharren auf seinem Musikverständnis wurden gut rübergebracht und wurden durch die Kritik von Gordon Reid anschaulich ergänzt, um den „Kampf” zwischen Westcoast und Eastcoast zu verstehen.
    Nach dem Durchlesen gibt es noch viel Anzuhören. Der Abschluss von Lyonel Bauchet würdigt in beeindruckendster Weise die Leistung Buchlas. Kleine Kritik: das Video hätte gut nach neun Minuten enden können.
    Das nenne ich mal Beherrschen eines Instruments.
    Meine Meinung zu Suzanne Ciani hat sich auch nach dem neuerlichen Live-Video nicht geändert, sondern wurde bestärkt :(

    Ich freue mich auch die anderen Links zu öffnen.
    toller Artikel!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @herw Interessant ist auch, daß der sogenannte Kampf der Systeme (East Coast vs. West Coast) eher von den Musikern ausgefochten wurde und wird, die sich der jeweiligen Richtung verschrieben haben, weniger von Buchla und Moog selbst. Wie man an manchen Kommentaren hier sieht, scheiden sich daran immer noch die Geister, was ich gut finde; Zufriedenheit mit einem bestimmten Status Quo würde für mich den musikalischen Tod bedeuten, da könnte ich dann auch gleich aufhören und Rosen züchten oder so. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, oder was.

    • Profilbild
      costello RED

      @herw Danke Herw! Gordon Reid hat den Buchla am Ende doch durch die Moog-Brille gesehen. Und er fand das System 200e schlicht zu teuer. Wenn man Dons beinahe schon verzweifelte Erwiderung liest, tut er einem wirklich ein bisschen leid. Eine Empfehlung in SoS (mit der Einschränkung sehr „teuer“, hätte ihm damals sicher gutgetan. Und so wurde er einmal mehr in die „backwaters“ abgedrängt.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr interessant! Schade dass es für einen normalen Proletarier so gut wie unerschwinglich ist. UND wer weiß, vielleicht war ja Buchla die Reinkarnation von Leonardo da Vinci. ;)
    P.S. ich kannte das Subotnik Apples Album bist jetzt noch nicht, ging mir aber, und wird mir auch weiterhin nicht abgehen.

    • Profilbild
      Lewis

      Hi tomk, über Converter-Module wie z.B. von Synovatron kann man Buchla-Module auch mit dem Eurorack kombinieren. Man muss also nicht ein komplettes Buchla-System kaufen, um den Sound zu bekommen. Im Gegenteil: Buchla hat dermaßen viele Eurorack-Modulbauer inspiriert, so dass man die Modulations-Arbeit eigentlich auch vom Eurorack machen lassen kann.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Lewis Hallo Lewis, danke für den Tipp. Ich meinte aber wirklich ein in sich geschlossenes Buchla System. Frei nach dem Moto: an eine Strarivari baut man auch keinen anderen Hals hin. Ein Math von MN z.B. soll ja auch von Buchla inspiriert sein (?), oder der OSC von Endorphines.

        • Profilbild
          Lewis

          Das stimmt natürlich! Aber so kann man schon mal mit dem Grundsound anfangen und das Ding wachsen lassen … Viele Grüße!

    • Profilbild
      costello RED

      Hallo Tomk, die Silberäpfel muss man natürlich auch in ihrer zeitlichen Bedingtheit sehen. Aber damals hat das für ganz schön Furore gesorgt bei den etablierten Musikkritikern.

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    Lewis

    Vielen Dank für den schönen Artikel! Das war für dieses Gerät schon lange überfällig. Viele essentielle Punkte sind sehr schön herausgearbeitet und machen unterm Strich deutlich, warum das Gerät so polarisiert. Auch der historische Background ist interessant. Allein dafür würde sich ein eigener Artikel lohnen (Musique concréte, 12-Ton-Musik etc.)

    Zum Gerät vielleicht ein paar Ergänzungen: Neben den internen 4 Bussen, durch welche die Oszillatoren und der 281e ohne Verkabelung mit eigenen Midikanälen angesteuert werden können, können auch die Busse E bis H einzeln angesteuert werden, somit ist das Teil mindestens 8-fach multitimbral, wenn ich das richtig sehe (Bei Zweckentfremdung der Busse J – P sogar evtl. noch mehr). Diese „verkabelte“ Ansteuerung hat aber einen viel diskutierten Haken: Während das Tracking der Oszillatoren über den internen Bus gut funktioniert, gelingt das bei Ansteuerung per Kabel über den CV-Eingang nicht mehr so gut, um nicht zu sagen: bisweilen nur in sehr geringem Umfang. Ein Grund mehr, dass sich hier die Geister scheiden: Während manche das als bewußten Geniestreich von Buchla interpretieren (Die Maschine läßt sich nicht in ein tonales Korsett stecken), wird man natürlich vor den Kopf gestossen, wenn man sich für teuer Geld ein Modul kauft, dass noch nicht mal gescheit trackt …

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      costello RED

      @Lewis Vielen Dank, Lewis! Auch für Deine Ergänzungen, wie man die Multitimbralität noch ausweiten kann. Und was das Tracking angeht – das kommt natürlich ganz auf die Musik an, die man damit machen möchte.

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        Lewis

        @costello Genau – womit wir wieder im kalten Krieg Ost gegen West sind :) … Buchla hat das mit dem Tracking garantiert nicht gestört, aber einen Gordon Reid schon eher (zumindest war ihm das Tracking via MIDI ja eine Bemerkung wert …).

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    Lewis

    Ach ja, noch was zu den Kabeln: Man kann auch Eurorack 3,5-Klinke verwenden, die sitzen nur etwas lockerer. Umgekehrt geht es aber nicht: Mit Tini Jacks macht man sich die Eurorack-Module kaputt.

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    Piet66 RED

    Lieber Costello, vielen Dank für diese Perle!

    An dieser Stelle auch mal ein dickes Lob an die Leserschaft für die tollen zusätzlichen Links und Informationen. Das gibt diesem wunderbaren Artikel noch einmal die zusätzliche Würze, die er verdient.

    Euch allen ein schönes musikalisches Wochenende – May the sound be with you!!

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      costello RED

      @Piet66 Hi Piet66, lieben Dank! Deinem Lob an die Leserschaft schließe ich mich an. Die Diskussion ist hier wirklich die halbe Miete :-))

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    P-Nautilus

    Danke für die beiden Teile und die überfällige Würdigung von Buchla hier auf Amazona!
    Zur Enstehung der System 100 Buchla Box hier ein paar Informationen, die Morton Subotnick in seinem Vortarg zum 50-Jahre Silver Apples of The Moon konzert 2017 in Berlin gegeben hat:
    Das San Francisco Tape Music Center von Subotnick und Kollegen suchte tatsächlich per Zeitungsanzeige nach einem Techniker, um sich benötigte neue Geräte bauen zu lassen. Allerdings war die ursprünglich Idee eine sehr mechanische. D.h. den Komponisten schwebte ein bestimmter musikalischer Funktionsumfang vor, und sie suchten jemanden, der eine Art Kombi-Gerät aus Tapes etc. bauen würde.
    Don Buchla hätte sie bei seiner Vorstellung mir der skizzirten Idee überzeugt, das Ganze robust und kompakt als CV- und Oszillator-basiertes System – also Synthesizer – zu bauen. Das kannten die Herren vorher wohl gar nicht und waren demenstrpechend begeistert.
    Auch grosse Teile der weiteren Buchla-Entwicklung wurden getrieben von musikalischen Anforderung und Wünschen von. z.B. Sunbotnick, die Buchla dann technisch realisierte. Wie z.B. ein Envelope Follower, mit dessen Hilfe der früher Konzert-Klarinettist Subotnick seine Synthesizer-Hüllkurven (und den quadrofonischen Mixer!) live per Mikrofon und Mund in Dynamik und Verlauf steuern konnte. Und das wohl nach etwas Üben sehr virtuos.

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      costello RED

      @P-Nautilus Danke für Dein nettes Feedback, P-Nautilius und vor allem für die Eindrücke mit Morton aus dem Jahr 2017. Da wäre ich sehr gerne dabei gewesen! Wie im Beitrag beschrieben, war Morton Subotnick wirklich Buchlas Muse. Subotnick hat auch erzählt, dass wenn er Don beiläufig fragte, ob man nicht mal für diesen oder jenen Zweck etwas Neues entwerfen könnte, Subotnick für einige Zeit verstummte, konzentriert nachdachte und dann etwas kritzelte, was schon fast ein ausgereiftes Konzept war. Komplett im Geiste entworfen. Wirklich eine Ausnahmegestalt.

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    AMAZONA Archiv

    Vielen, wirklich vielen Dank für den informativen und sehr kurzweiligen Bericht über Don Buchla und seine Schöpfungen, Costello!
    Es scheint mir nach der Lektüre, als verstünde ich diese Instrumente wieder ein wenig besser. Je mehr ich darüber lese, desto faszinierender werden sie, nebst der Gedankenwelt ihres Entwicklers.

    Irgendwo habe ich gelesen, dass das Panel des frühen „Source of Uncertainty“ Moduls mit einer, mit LSD imprägnierten Pappfläche ausgeliefert wurde, was die Wirkung des Moduls naturgemäss um ein Vielfaches gesteigert hat.
    Keine Ahnung ob das stimmt, aber die Geschichte ist grossartig und sagt viel über den philosophischen Ansatz dieser Synthesizer aus.

    Anmerkung: Das erste verlinkte Video (auf Seite 2) zeigt nicht wie im Text beschrieben das 269e sondern das 206e, falls Du das korrigieren möchtest.

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      costello RED

      Hi psv-ddv, vielen Dank! Die Geschichte mit der LSD imprägnierten Pappfläche kannte ich noch nicht, klingt aber hübsch :-) Danke auch für den Hinweis mit dem Video. Da habe ich, als ich mich durch die Mengen von Todd Barton-Tutorials geklickt habe, aus Versehen das Falsche hoch geladen. Hier sind die Wavetables des 259e: https://bit.ly/2FvzoTY Wenn die Sachen redigiert sind, komme ich da leider nicht mehr ran. Aber sicher kann die Redaktion das später noch auswechseln.

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        TobyB RED

        @costello Hallo Mr.C ,

        das kolportieren die Herren vom Tape Music Center und andere Zeitzeugen in „I dream of Wires“ da selbst. Ich denke das fällt unter die Rubrik Schwänke aus der Jugendzeit. Soweit ich weiß wurde LSD erst 1966 in den USA verboten. Da kann das schon sein, das die ihre Module mit Acid getränkt haben. ;-)

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          AMAZONA Archiv

          @TobyB Ich hab jahrelang immer mal wieder an den Ecken von Plattencovern rumgeschnullt, hat aber nix gebracht, außer einem leicht bitteren Nachgeschmack von den Druckfarben.

          Beim Ummagumma-Album von Pink Floyd hab ich mal gedacht, daß es geklappt hätte, das stellte sich aber dann als Lebensmittelvergiftung nach Genuß eines halbgaren Hähnchens heraus. War am Ende nicht so bewußtseinserweiternd, wie ich gehofft hatte.

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            TobyB RED

            Hallo Lightman,

            ich möchte mir das jetzt nicht bildlich vorstellen ;-) Bei mir war es im „Sommer der Liebe“ (1992) auf dem Roskilde Festival zuviel Erbensuppe, Dosenbier und vermutlich Homegrown Special der Marke knalltgut was zu einem Krankenhausaufenthalt und dem Ende des Festivals führte. Hat mich den Gegenwert von 2 fetten Synths gekostet. So hab ich einen ziemlichen schlechten Gig von Nirvana verpasst.

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        swellkoerper AHU

        @costello Das war das besagte, legendäre rote Panel, das man zur Inspiration anlecken konnte. Ich war jedenfalls von diesem tollen Zweiteiler inspiriert, hab vergangene Woche jeden Tag bis in die Nacht Westcoast-Synthese praktiziert, viel gelernt und eine Menge Spass gehabt.

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          TobyB RED

          @swellkoerper Hallo swellkoerper,

          hab mir “ I dream of wires“ noch mal angesehen, LSD in unvergälltem Ethanol lösen, Oberfläche einstreichen, da Ethanol schneller verdunstet bleibt auf der Oberläche das LSD ;-)

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            AMAZONA Archiv

            @TobyB Auch ja, die 60ger müssen wirklich unbeschwert gewesen sein.
            Wenn man sich mal die extrem hohe Wirksamkeit von LSD vor Augen hält ist diese Art der Verableckung ziemlich gefährlich. Aber damals galt wohl das Motto: …und wenn man für immer oben bleibt, umso besser.

            • Profilbild
              TobyB RED

              Hallo PSV DDV,

              Ich glaub da wurd alles genommen oder angelegt. Andere haben die Aga Kröte geleckt oder das Kröten Sekret getrocknet und geraucht. Mir hat der Krankenhausaufenthalt in Roskilde gereicht. Ich meine von der Kohle die ich damals gelatzt hab, hätte ich mir zwei Roland JD800 kaufen können. ;-)

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            Lewis

            @TobyB Kann man das nicht auch mit den Drehreglern von Modularsystemen machen – LSD statt LFO oder so? ?

  14. Profilbild
    swissdoc RED

    In der Beschreibung zum Quad Control Voltage Processor model 256e findet sich diese hübsche Passage: „A voltage applied to ‚In Select‘ replaces the knob, performing the following operation: Vin =InSelxA2+(1–InSel)xA1.“

    Wenn ich das aus dem Kontext des Textes im Handbuch richtig verstehe, so blendet ‚In Select‘ linear zwischen den beiden Eingängen A1 und A2 über, was man auch durch eine CV erledigen kann. Bei 0V wird A1 zu 100% auf den Ausgang gegeben, bei 1V wird A2 auf den Ausgang gegeben. Bei 0.5 V kommt es zu einer 50/50 Mischung,

    hehehe

    Italian Trulli

      • Profilbild
        swissdoc RED

        @costello Geklärt wäre auch, dass die Amazona Software HTML Tags interpretieren kann.

        <i> für Italic
        <br> für eine Leerzeile
        <small> für kleine Schrift
        <img> für den Smiley

  15. Profilbild
    costello RED

    Korrektur zu Seite 3, Modul 210e: Da rede ich von „zwei Matrixen“. Dabei muss es „Matrices“ oder eingedeutscht „Matrizen“ heißen. Vielen Dank an Lightman für den Hinweis! Man lernt immer dazu :-)

  16. Profilbild
    jochen

    Chapeau Costello!

    Das ist mal ein Artikel! Wann kann man so etwas schon mal in der Muttersprache lesen!? Für mich ist es auch erhebend, festzustellen, dass ich meine Website (bohnes.de) nicht vergeblich bearbeite. ;-)

    Ich möchte zur Bauqualität etwas „konkretisieren“. Als die Firma Buchla gleich mehrmals hintereinander weiterverkauft wurde und schliesslich zu BEMI wurde, ging es auch in der Bauqualität bergab. Die BEMI Easel Probleme (die auch Herrn Schneider aus B. verzweifeln liessen) markieren dabei wohl den Tiefpunkt – besonders weil sich „Unmengen“ auf die Easel gestürzt haben und die Schwierigkeiten damit auch publik und unübersehbar machten. Ich glaube, die neue Firma Buchla ist ganz gut besetzt und denke, die Zukunft sieht (qualitativ) wesentlich besser aus. Mein enttäuschender Buchla Test war ja im Frühjahr 2012 – das waren vielleicht die, am schlechtesten gebauten Module (zu der Zeit gehörte Buchla gerade einem italienischen Konsortium).

    Toller Bericht!

    • Profilbild
      jochen

      @jochen Ich bin ja kein Fan der „digital durchsetzten“ Module (also auch analoge Schaltungen mit digitaler Implementation), denn nichts altert schneller, als digitale Technik. Zu Beginn der 90er Jahre hatte ich einige Diskussionen mit Don Buchla – er hatte wohl schon e-Series Pläne im Kopf und ich kam vom ARP 2600 und Rhodes Chroma (mit Apple II Schnittstelle) und stellte gerade Max vor (heute bei Cycling74 – damals Opcode, die es gerade von IRCAM übernahmen). Im Glauben an die Zukunft von Max plädierte ich für analoge Module mit einer digitalen Schnittstelle (so wie im Chroma) – es wäre offener, und die voraussehbare Entwicklung im digitalen Bereich könnte sich vollziehen, ohne dass eine implementierte digitale Elektronik im Modul vorzeitig altert. Ich bin noch heute der Meinung, dass das besser gewesen wäre. (30 Presets sind mir auch nicht genug.)

      Da die meisten CV-Eingänge am Buchla mit Potis verbunden sind, ist es kein Problem, die Module mit Expert Sleepers (Eurorack) zu steuern – die Potis dienen dann als Offset-Regler. Ich habe jedenfalls meine Idee von damals so umgesetzt und geniesse es. Auch 1,2V pro Oktave und Tuning oder Microtuning sind so kein Problem.

    • Profilbild
      costello RED

      @jochen Hallo Jochen, ganz herzlichen Dank für Dein Feedback. Das freut mich natürlich sehr, dass der Bericht auch vor den Augen eines ausgewiesenen Buchla-Kenners bestehen kann :-) Auf Deine super gemachte Website bin ich übrigens zu einem Zeitpunkt gestoßen, als ich mit Buchla noch gar nichts am Hut hatte. Und zwar über Dein sehr interessantes ARP-Kapitel, das ich gleich mehrmals verschlungen habe. Saint Eric habe ich während meines Belgien-Aufenthalts in Dordrecht besucht, er hat damals meinen ARP Pro Solist restauriert. Besten Dank auch für Deine ergänzenden Ausführungen zur Qualität und zu Deinen Gesprächen mit Don Buchla. Er war damals wohl wirklich davon durchdrungen „das Beste aus zwei Welten“ zusammenzubringen. Vielleicht hätte der von Dir skizzierte Weg, die Module auf der analogen Ebene zu belassen und mit einem entsprechenden digitalen Interface zu versehen, sogar für eine höhere Akzeptanz gesorgt.

  17. Profilbild
    tonvibration

    Hallo und Danke für den ausführlichen Bericht!
    Es gibt aktuell eine Neuauflage des „Thunder“ (Bedienpanel/ „Klaviatur“, siehe erstes Bild) von der Firma morph sensel: Multitouch und Multipressure (für MPE) und das alles für unter 250 Euro!
    (Allgemein ein interessanter Controller mit verschiedenen Overlays, aber das mit dem Thunder passt halt schön zu Buchla…)

  18. Profilbild
    Lewis

    So wie es aussieht, hat Schneidersladen den Vertrieb von Buchla wieder aufgenommen. Ist zwar auf der Buchla-Website noch nicht vermerkt, aber die Module sind bei Schneiders auf Anfrage verfügbar.

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