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Report: Buchla 200e, Modularsynthesizer – Brain & Heart

(ID: 262975)

Traumatische Erfahrung

Verständlich also, dass Suzanne Cianis Gefühle durchaus ambivalenter Natur waren, als Buchla ihr später das neue 200e-Modularsystem ans Herz legte: „The thing was traumatic for me. I dedicated 10 years of my life to playing this instrument, and then it would break… It’s like being a violinist and being told you didn’t have a violin.“ (Fact Magazine, 26.09.2016) Gordon Reid gestand sie, dass sie die besten Buchla-Sounds irgendwann in ihrem Synclavier gespeichert hatte und den Synthesizer unterm Bett verschwinden ließ. Wir wollen das nicht tiefenpsychologisch ausdeuten. Aber die Stelle wird Don Buchla garantiert auch nicht begeistert haben, als er damals den SoS-Artikel las.

Heute ist Suzanne Ciani wieder live mit einem Buchla-System unterwegs und eine der besten Botschafterinnen für Buchlas Instrumente. Hier setzt sie den 200e bei einem Konzert in Berkeley ein.

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Suzanne Ciani berichtet, dass Don Buchla durch seine drei Ehefrauen nach und nach „humanisiert“ wurde und er sich in einen warmherzigen, liebevollen Mann verwandelte. Sie selbst ist mit ihm menschlich ins Reine gekommen, als sie längere Zeit Tennis miteinander spielten. „It was a lovely period because we healed a lot of the ancient wounds and we became friends.“ (Fact Magazine)

Das Genie im Alltag

Don Buchla wollte sicher niemanden absichtlich verletzen. Aber er war stark auf seine Arbeit konzentriert und vielleicht fehlte ihm auch wenig die Empathie, auf die Bewunderung und die Gefühle, die ihm entgegengebracht wurden, angemessen zu reagieren. In seinen frühen Tagen wirkte er oft verschlossen, war meist in Gedanken versunken und gab laut Suzanne Ciani dabei zuweilen lustige Geräusche von sich, die an R2D2 erinnerten. Wie Genies halt so im Alltag sind. Dazu gehört auch, dass Buchla zeitweise für die NASA arbeitete und auf Basis von Lasertechnik Hilfen für Sehbehinderte entwarf. Viele seiner musiktechnologischen Ideen wurden freilich von anderen Unternehmen zu Ende entwickelt, verfeinert und zur Marktreife gebracht. Dass Buchla selbst immer in den „backwaters“ der Musikindustrie segelte, scheint ihn nicht gestört zu haben.

Dem Keyboard Magazine verriet Buchla 1982, dass es ihn nicht besonders ärgern würde, dass seine eigenen Ideen keine besonders weite Verbreitung gefunden hätten. Was ihn dagegen wirklich nervte, war die Phantasie- und Ideenlosigkeit der Musikindustrie: “It does bother me that the powers that be have such short-sighted views of what musical instrument design and development could be all about.”

Das Cover von Suzanne Cianis Buchla-Konzerten aus dem Jahr 1975

Lightning and Thunder

1987 brachte Buchla mit dem Model 700 seinen ersten Synthesizer mit MIDI heraus. Neben drei Paaren von MIDI-Ein- und Ausgängen verfügte das Modell 700 über CV/Gate, SMPTE und zwei RS232-Computerschnittstellen  Für jede der 12 Stimmen konnten bis zu vier digitale Oszillatoren und 15 (!) Hüllkurven eingesetzt werden. Die gesamte Bedienungsoberfläche ist ein einziges Touchboard. Die Steuermöglichkeiten des Model 700 sind schier endlos. Hier ein kurzes Video von Benge.

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Das Thema Synthesizer schien Buchla danach ausgereizt und so konzentrierte er sich in den 90er Jahren auf ungewöhnliche Steuergeräte. MIDI schien eine Verheißung zu sein – jeder Synthesizer besaß ein paar dieser MIDI-Buchsen. Und da sollte es doch möglich sein, diese Instrumente anders anzusteuern, als über eine Orgel-Tastatur. Buchla, der im Herzen ja immer noch davon überzeugt war, dass Tastaturen letztlich diktatorisch sind, entwarf „Lightning“, das mit Hilfe von zwei Stäben und Infrarotlicht eine „räumliche“ Klangbeeinflussung durch Gesten erlaubt. „Thunder“ ist ein MIDI-Kontroller, der nicht nur optisch an das „Tactile Input Board“ der Serie 200e erinnert. Eine Anordnung druckempfindlicher Felder, über die sich sämtliche MIDI-Parameter steuern lassen. Der Wikipedia-Eintrag zu Thunder vermerkt lakonisch: „Ahead of its time, there were fewer than 100 made.“

Die Marimba Lumina wiederum war ein MIDI-Controller auf Basis einer Marimba oder eines Vibraphons. Durch die Bewegung der Klöppel in der Luft können die Klänge der darunter liegenden Klangplatten manipuliert und moduliert werden. In diesem instruktiven Video erklärt Lukas Ligeti (Sohn des Komponisten György Ligeti) die Funktionsweise der Marimba Lumina:

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Die letzten Jahre

Don Buchla designte 1995 für Oberheim (damals eine Gibson-Marke) den OB-Mx und für Moog 2003 das „Piano Bar“, mit dem man jedes Klavier MIDI-fähig machen kann.

Gegen Ende seiner Laufbahn meinte Buchla, dass sich bei den Synthesizern eigentlich gar nichts mehr tun würde. Und so zog er die Quintessenz aus seiner bisherigen Arbeit und entwickelte das System 200e – eben jenes Modularsystem, was wir euch in diesem Doppel-Report etwas näher bringen wollten. Auf der NAMM Show im Januar 2012 verkündete Buchla & Associates einen Eigentümerwechsel. Das Unternehmen firmierte nun unter dem Namen Buchla Electronic Musical Instruments (BEMI). Buchla übernahm in dem Unternehmen die Rolle des Chief Technology Officers. Doch tatsächlich fühlte sich Buchla von den neuen Eigentümern bald aus der Firma gedrängt. Wegen Verletzung seines geistigen Eigentums und nicht bezahlter Berater-Honorare verklagte er BEMI. Im Sommer 2016 kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. So waren Buchlas letzte Lebensjahre überschattet: Von einem unerfreulichen Rechtsstreit und einer Krebserkrankung, an der er am 14.09.2016 im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

Einer der ganz großen Synthesizer-Erfinder: Don Buchla (Bildnachweis: Buchla.com)

Ein Blickfang fürs Nine Inch Nails-Video

Immerhin durfte Buchla noch erleben, dass neben seinen früheren Weggefährten Subotnick oder Ciani sein Modell 200e nun auch eine ganz neue Musikergeneration ansprach. Sei es Kaitlyn Aurelia Smith, sei es mein Interviewpartner Lorenzo, der den Buchla im House-Genre einsetzt, seien es Aphex Twin oder auch die Nine Inch Nails. Alessandro Cortini war 2005 gerade zu der Band gestoßen, als sie das Video zu „The hand that feeds“ aufnahmen. Cortini suchte einen Hingucker und entschied sich für den 200e. Gleich zu  Anfang des Videos ist der Buchla gut erkennbar.

Nach dem ersten Drehtag nahm Cortini das Gerät mit nach Hause, um ein bisschen darauf herumzuspielen. „It turns out I didn’t go to sleep. I just found myself completely engulfed in this machine in a way that I have never experienced before.“ Später besuchte Cortini Buchla in seinem Lab, sie blieben in Kontakt, woraus sich eine echte Freundschaft entwickelte. Cortini traf wohl den Nagel auf den Kopf, als er feststellte, dass Buchla seine Instrumente  – im Gegensatz zu anderen Designern – immer für sich selbst entwickelte. Und gerade das macht ihre ganz besondere,  persönliche Magie aus: „They’re capable of giving things that you can’t get from anything else or anybody else. You develop a relationship with the instrument that is almost a human relationship.“  (The genius of Don Buchla, by the generations of synth disciples he inspired, Fact Magazine).

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There’s no way of saying ‘That sounds like a Buchla synthesizer‘

Don Buchla dürfte sich dadurch  bestätigt gefühlt haben. Er wollte seine Modularsysteme klanglich so offen wie möglich halten. Der Künstler sollte nicht durch einen bestimmten „Sound“ eingeschränkt werden. Buchla erwartete keine bestimmte Kompositionsweise. Und das führt uns am Ende unseres Buchla-Reports noch einmal zu der Grundfrage, um die wir uns bisher so erfolgreich herumgedrückt haben: Wie klingt er denn nun – der Buchla? Normalerweise ist der Klang doch das Entscheidende an einem Synthesizer. Der sämige Sound eines Oberheims, die fetten Bässe eines Minimoogs, das seidige Schimmern eines ARPs mit modulierter Pulsbreite, die peitschenden Sounds eines Rolands SH-101. Geht es nicht immer um den Klang? Gemeinsam ist all den genannten Beispielen, dass sie durch klassische subtraktive Synthese entstehen. Aus obertonreichen Sägezahn- oder Rechteckschwingungen wird mittels eines Filters (in der Regel mit Resonanz) und Hüllkurven ein Klang gebildet. Mit dieser Welt der Filtersweeps und sägenden Lead-Klänge hat der Buchla freilich wenig gemein.

Kein Moog, kein ARP, kein Oberheim und auch kein Roland – es ist ein Buchla. Und er klingt auch so :-)

Der Buchla-Klang wird aus Sinus-Schwingungen gebildet, denen man mit Frequenzmodulation und  Waveshaping zu Leibe rückt und die man dann dynamisch mit Steuerspannungen formt.  Das Moment der „Uncertainty“ – der Unvorhersehbarkeit  und Spontaneität spielt dabei eine entscheidende Rolle. Deshalb kommt  auch keine Tastatur, sondern ein multifunktionales Touch Board zum Einsatz.  Dabei entstehen pochend-hölzerne Klänge oder auch metallische Sounds, die man eher von einem PPG erwarten würde. Diese perkussiven und abstrakten Klänge eignen sich – wie Lorenzo in unserem Interview hervorgehoben hatte – hervorragend für Rhythmisierungen durch das Eardrill-Modul oder den Sequencer. Überlassen wir am Ende Don Buchla selbst das Wort. Er antwortete, wenn er um eine  „typische“ Soundprobe gebeten wurde: „‚If I did something it would not be representative of the range of the instrument.’ There’s no way of saying ‘That sounds like a Buchla synthesizer.’“  (Instrumental Instruments: Buchla, Aaron Gonsher, Red Bull Music Academy 14.10.2016))

Zum Schluss noch mal der absolute Overkill: zwei voll ausgebaute Buchla 200e-Racks in diesem Video von Lyonel Bauchet, das übrigens auch musikalisch sehr interessant ist. Sehr gut ist der Einsatz des „Tactile Sensors“ erkennbar.

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Fazit

Ich habe die Plus-Minus-Kästen aus dem ersten Teil hier noch einmal übernommen, da das Modularsystem 200e ja Anlass und Thema meines Buchla-Reports war. Da es in diesem zweiten Teil aber auch um die Buchla-Geschichte insgesamt ging, scheint es angemessen auch dieses  Fazit daran auszurichten. Buchla ist Miterfinder des Musikinstruments, über das wir uns hier auf AMAZONA.de an jedem Tag des Jahres hundertfach austauschen. In der Geburtsurkunde des Synthesizers stehen zwei Väter: Bob Moog und Don Buchla. Moogs Konzept hat sich durchgesetzt, vielleicht weil viele Synthesizerspieler in ihrer Jugend mal drei Jahre Klavierunterricht hatten. Don Buchla blieb der Außenseiter, der – wie Alessandro Cortini es ausgedrückt hat – seine Instrumente immer in erster Linie für sich selbst geschaffen hat. Buchla ist keine Kompromisse eingegangen. In wie vielen Musikunternehmen haben heute die Betriebswirte das Sagen, die Marketingexperten, die Vertriebsfachleute? Da muss Don Buchlas Haltung imponieren. Sein Lebenswerk ist überwältigend, auch wenn viele seiner phantastischen Instrumente nur in Ministückzahlen gefertigt wurden, kaum je die Marktreife erreichten. Dass heute „nette Nerds“ seine Module nachbauen, ist eine Hommage an einen der ganz großen Synthesizer-Pioniere. Don Buchlas Leistung zu ignorieren, hieße, freiwillig eines der aufregendsten Kapitel der Geschichte des Synthesizers auszublenden.

Plus

  • Einzigartiges Konzept
  • Eigenständiger Klang
  • Speicherbarkeit vieler Parameter
  • MIDI-Einbindung
  • Quadrofonie
  • Multitimbral
  • Live-Tauglichkeit

Minus

  • Leider sehr teuer
  • sehr mäßige Dokumentation
  • Handhabung durchaus kompliziert
  • Potis etwas wacklig

Preis

  • 18.000 bis knapp 30.000 €
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Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Liebe AMAZONA.de Leser, hier nun der zweite Teil des Buchla-Reports.
    Wie ihr wisst, freue mich immer sehr auf die Diskussion mit euch.
    An diesem Wochenende bin ich aber in einem hübschen Hotel im
    brandenburgischen Kremmen zu einer Klausurtagung und kann deshalb
    leider erstmal nicht auf Fragen, Kritik oder auch freundlichen Zuspruch
    reagieren. Am Sonntagabend bin zurück in Berlin kann mich dann in die Diskussion stürzen.
    Viel Spaß beim Lesen wünscht Costello

    • Profilbild
      weinglas

      @costello Noch ein paar kurze Anmerkungen: Das besondere am 222e, das übrigens nicht mehr produziert wird, sind neben der außergewöhnlichen und polyphonen „Tastatur“ die sogenannten „Rings“, die ma sich als eine Art zweistimmige Luxusvariante des D-Beam vorstellen kann, auch wenn die Technik dahinter ganz anders ist. Inzwischen gibt es nur noch den 223e, bei dem die „Rings“ durch einen Arpeggiator ersetzt wurden.

      Der 259e ist der „Twisted Waveform Generator“ im Gegensatz zum 261e „Complex Waveform Generator“ und er ist nicht dessen Vorgänger. Warum er „twisted“ ist, hast Du ja sehr schön beschrieben.

      Außerdem gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer interessante 200e Module von hilfreich und nützlich bis „strange“. Das für die Westcoast Denkweise eines Buchla Systems wohl wichtigste und wahrscheinlich bekannteste Modul, das 266e Source of Uncertainty, sei hier nur mal kurz genannt.

      Hier gibt es ein komplettes Album, das mit dem Buchla 200e erstellt wurde https://gameoflife.bandcamp.com/album/weinglas-game-over

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @weinglas @weinglas
        Game over – abgefahren, hab ich mir gleich mal gesaugt – danke!

        • Profilbild
          Coin AHU

          Also ich würde mich in Grund und Boden schämen,
          ein Geräusch, was quasi aus einer Spur kommt,
          als Track zu bezeichnen.
          Ich mein, ich kenne ja mittlerweile seine Sounds.
          Aber wenn die Leute sowas wollen,
          brauch ich wohl keine Musik mehr machen.
          Rhythmus und Melodie scheint ja keinen zu interessieren.
          (werde wohl alle meine Musik aus dem Netz zu nehmen,
          weil es sinnlos ist, wie man sieht)

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Coin Das mag ich so an Musikern, immer aufgeschlossen und tolerant.

          • Profilbild
            cortega

            @Coin also ich würde mich ja in Grund und Boden schämen
            wenn ich ein so verbitterter erbärmlicher Kleingeist wäre
            der ständig Musik,Sound, Noise Geräusche anderer Musiker kritisiert
            nur weil es nicht den eigenen Hörgewohnheiten entspricht.
            Weil dann hätte ich das universelle Konzept von Musik und Hörgewohnheiten nicht einmal ansatzweise verstanden.

            • Profilbild
              Coin AHU

              @cortega Keine Sorge Leute.
              Ich bin nur ein armes, kleines, unbedeutendes Würstchen, welches keine Ahnung hat.
              Also braucht Ihr meine Meinung auch nicht ernst nehmen.
              Aber obwohl ich dumm und behindert bin,
              hab ich mir erlaubt meine Meinung zu sagen.

              • Profilbild
                iggy_pop AHU

                @Coin „Wir sind alle arme, kleine Würstchen / unter lauter and’ren armen, kleinen Würstchen. / Doch die meisten davon sind für die Erkenntnis blind, / daß sie auch nur lauter arme, kleine Würstchen sind. / … / Wenn Du schlau bist, mein Freund, / paß auf, daß Du nicht vergißt, / daß Du nur ein armes, kleines Würstchen bist.“ (Reinhard Mey — „Wir sind alle arme, kleine Würstchen“)

                • Profilbild
                  Lewis

                  @iggy_pop Iggy, wie immer brillant – ein würdiger Schlussstrich unter diese platzverschwendende Diskussion.

          • Profilbild
            SynthNerd AHU

            @Coin @Coin,
            wenn ich ungefragt einen Rat geben darf:

            mach weiter Musik und verzichte lieber auf respektloses und völlig überflüssiges bashing

          • Profilbild
            weinglas

            @Coin @coin: Danke für Deine Kritik.

            Allerdings ist es nicht ein Track, sondern es sind 12. Darunter auch mit Rhythmus und/oder Melodie.

            Nimm Dir mal ein Glas Wein, verdunkel den Raum und höre Dir diesen Soundtrack ohne Film einfach mal komplett von vorne bis hinten an. Vielleicht entstehen dann die passenden Bilder in Deinem Kopf.

            Vielleicht stört es Dich aber weiterhin, dass man dazu weder mitsummen, mitsingen oder gar tanzen kann. Ist aber auch okay, schließlich mache ich keine Musik für jeden, sondern allenfalls Klangkollagen für wenige.

          • Profilbild
            costello RED

            @Coin Hi Coin, das Album von Weinglas läuft unter Sonic explorations. Das wäre ganz in Buchlas Sinne gewesen :-) Wenn Du einige meiner sonstigen Artikel hier kennst, weißt Du ja, dass ich auch eher ein Vertreter der traditionell-tonalen Richtung bin. DM, Ultravox, Simple Minds, Genesis – das ist meine Welt. Und trotzdem konnte ich mich sehr gut auf den Buchla einlassen, fand es faszinierend, dass hier ein komplett anderes Konzept verfolgt wurde. Der Einsatz bei Nine Inch Nails gefällt mir zum Beispiel auch sehr gut. Ich glaube, diese Offenheit muss man sich einfach bewahren, auch wenn „Game over“ vielleicht nicht die Musik ist, die man sich morgens zum Sonntagsfrühstück auflegt. Da muss man sich einfach mal drauf einlassen.

            • Profilbild
              TobyB RED

              @costello Morsche,

              Musik und Sound können ja immer mehr als einen Ansatz haben und das ist das schöne auf der einen Seite kann man postwagnerianisch und korngoldig klingen. Oder auf der anderen Seite das tonale Konzept hinter sich lassen. Und Weinglas macht das halt als Konzept. Und das funktioniert. Ich brauch sowas ab und an. Ein Beispiel, ich fand z.b. den Soundtrack zu Alien Covenant von Jed Kurzel so erfrischend, weil er mit sparsamen Einsatz von Racksystemen und der „notwendigen“ Verbindung zu klassischen Instrumenten das Thema des Films vorantreibt. Man höre Spore und The Medbay.

              • Profilbild
                Coin AHU

                @TobyB Also ich kann ja zum Thema Buchla nichts beitragen,
                es ist einfach nicht meine Welt.
                Aber ich habe eine Meinung,
                die ich immer versuche objektiv zu halten.

                Buchla und Weinglas, so ist mein Eindruck,
                ist, als wenn man in ein 3 Sterne Restaurant geht,
                und Pommes bestellt.

                Und als Beispiel, was ich für gute
                (modular gemachte) Musik halte,
                einfach mal hier reinhören:
                https://bit.ly/2LlDn4D

                • Profilbild
                  TobyB RED

                  @Coin Hallo Coin,

                  es funktioniert beides. Ob nun Buchla System oder mit anderem System. Es funktioniert. Ich find Musik/Sounds gut, wenn sie polarisiert und den Hörer fordert, Und auf der anderen Seite kann sie durchaus mal das Ohr schmeicheln. Dennoch hat dieses seine Berechtigung. Genauso wie dieses Beispiel hier

                  https://youtu.be/qh_o19X5D2g

                    • Profilbild
                      TobyB RED

                      @costello Guten Morgen,

                      Scary ;-) Mich hat der OST von Alien Covenant aus den Socken gehauen. Die Facehugger und Chestbreaker funktionieren auch ohne Bilder. Filmscores mit Synths/Modularen waren ja einige Jahre in Hollywood out, entweder Hans Zimmer postwagnerianisch dräuendes Motiv, ein Ostinato jagt den Sheppard, gefolgt von einzelner 64 Takte langer Note. Oder der gute alte Popsong. Und diesbezüglich fand ich Alien Covenant und z.b Passengers oder Arrival sehr erfrischend. Thomas Newman gelingt in Passengers z.b. das Kunstück sich bei Red Giant vor Vangelis zu verbeugen, ohne sich zu verleugnen.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Toller zweiter Teil des Reports, costello, habe ihn regelrecht verschlungen!

    Ich finde mich in vielen Aspekten von Dons Leben wieder, vielleicht mal abgesehen von seinem Faible für Mathematik. Der tiefgreifende Ansatz bei der Entwicklung seiner Musikmaschinen und Module war bei ihm stärker als bei anderen Elektronikpionieren mit seiner Gedankenwelt und einem Wertesystem verbunden, das sich weder durch öffentlichen Druck, noch materielle Verlockungen nennenswert aus dem Takt bringen ließ. Hätte er in dieser Beziehung nicht eine gewisse Halsstarrigkeit bewiesen, wären uns viele seiner Errungenschaften versagt geblieben.

    Zugegeben, ich kann mir Buchla-Gear nicht leisten und das wird sich in Zukunft auch nicht mehr ändern. Das macht aber nichts, weil mich seine Philosophie der elektronischen Klangwelt mindestens genauso befruchtet wie Reglerdrehen und Kabelstecken. Das ist wie mit Punk, der eine Lebenseinstellung ist, die weit über bloßes Dreiakkord-Geschrubbel oder buntgefärbte Iros hinausgeht.

    Vielleicht wäre es gut, wenn in unserer Musikwelt mehr Buchla drin wäre, und das nicht nur in Form seiner technischen Entwicklungen. Mehr Silberäpfel, weniger Elektrobach. :)

    • Profilbild
      Lewis

      Hey lightman, schau Dir doch mal den Ciat Lonbarde Plumbutter an. Ähnliche Philosophie, wunderschöner Grundklang und erschwinglich … kann ich sehr empfehlen!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Lewis Danke für den Tip. Abgefahrenes Teil, werde ich mir mal genauer ansehen, „Drum & Drama“ ist sowieso mein Ding! :)

    • Profilbild
      costello RED

      Vielen Dank, lightman! Und schön, dass Du in Buchla eine Art Soulmate entdeckt hast. Mir imponiert diese absolute Konsequenz auch sehr. Buchla hätte damals sicher nicht in einem Internet-Forum (wenn’s das schon gegeben hätte) gefragt: Welchen Synthesizer wünscht Ihr euch denn? Er hat immer seinen eigenen Kopf gehabt, Mortons abgefahrene Ideen haben in befruchtet. Aber dass das nicht massenkompatibel ist, steht auch fest.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @costello Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Buchla technisch auf die Beine gestellt hat, kann aber seine Verwunderung über die Tradtionsverhaftung der Musikwelt absolut nachvollziehen. Diese aufzubrechen und die dadurch freiwerdenden Räume mit einer neuen Sprache zu füllen, die eine ebenso traditionsverpflichtete Virtuosität durch eine andere Art des musikalischen Denkens und Handelns ersetzt, welche ebenso zu „sinnvollen“ Ergebnissen führt, ist meines Erachtens nach wie vor notwendig und richtig.

        Selbstredend führt sowas zu Irritation, ja manchmal sogar Aggression, wenn ein musikalischer Output nicht in ein vorgedachtes Korsett gezwängt werden kann. Das ist umso bedauerlicher, wenn wie im hiesigen Fall selbst Musiker die nötige Toleranz anderen Ausdrucksformen gegenüber nicht aufbringen können und so tun, als wären sie wie einst die Musikergewerkschaft in England in der Lage, zu entscheiden, daß Peter Zinovieffs Musik keine solche ist, weil sie nicht den überlieferten Traditionen entsprach.

        Aber nu’… was solls… der Kampf geht weiter! :)

  3. Profilbild
    weinglas

    Danke für den schönen Bericht. Ich möchte nochmals einwerfen, dass es im Synthesizer Magazin Sonderheft mal einen deutschsprachigen, sehr ausführlichen Bericht über Buchla gab.

    Hier ist noch eine binaural aufgenommene quadrophone Live-Performance eines 200e auf dem Happy Knobbing in Fischbach. Nur um mal einen Eindruck vom 227e zu kriegen. Daher Kopfhörer auf beim Ansehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=Jy56cktjLsk&t=18s

    Das Video ist übrigens eher Gearporn des Treffens, als das es einen genaueren Einblick über das Spielen des Buchlas gibt.

    Und wen es wirklich interessiert: Hier gibt es eine umfangreiche Youtube-Buchla-Playlist:
    https://www.youtube.com/playlist?list=PLUPPWObgmKA5mZYhuq4Vz8gzhDswzkv3P

    • Profilbild
      costello RED

      @weinglas Danke Weinglas! Der Artikel aus dem SynMag zum Buchla lag mir leider nicht vor. Vielen Dank auch für die weiteren Anspieltipps :-)

      • Profilbild
        weinglas

        @costello @costello: Der erneute Verweis auf das SynMag Sonderheft war gar nicht als Kritik an Dir gedacht, sondern als Hinweis an interessierte Leser. Zumal in dem Heft auch ein lesenswerter Artikel über Serge ist, also quasi eine Art Rundumschlag Richtung Westküste.

  4. Profilbild
    BetaDance AHU

    Vor einigen Jahren suchte ich im Netz nach Buchla weil ich zufällig auf seinen Synthesizer gestoßen war. Als ich diese Preise sah – glaub Musicstore hatte das 200e System – wusste ich, des wird nix. Die Faszination blieb und die Geschichte Buchla – Moog kommt mir auch öfters in den Sinn, vor allem wenn ich meine Moogerfooger zangle bzw. wenn über Synthesizer Pioniere gesprochen wird.

    Sehr fein dieser Bericht und der kurze Einblick in Don Buchlas Leben.
    Genialer Typ!

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Kudos auch von mir für die beiden flüssig geschriebenen und auch für nicht-Nerds angenehm lesbaren Artikel. Und ja, letztere erklären sicher noch was es mit „Vin =InSelxA2+(1–InSel)xA1“ auf sich hat. Dann verstehen wir auch wer gute Musik mit dem Buchla macht und wer nicht ;-)

  6. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Man kommt schon wesentlich günstiger an ein original Buchla-System als die ganz zum Schluss angegebenen Preise. Ein LEM4 Snoopy steht gegen z.B. ein Endorphin.es Shuttlesystem oder Make Noise Shared System preislich gar nicht so schlecht da. Hingegen steht ein 4-Boat System 7 mit über 35000€ in der Preisliste.

    • Profilbild
      Lewis

      @swellkoerper Hi swellkoerper, preislich korrekt. Aber ein Make Noise Shared System hat vom Funktionsumfang (mit Maths, Rene, Echophon etc.) deutlich mehr zu bieten als der Snoopy, finde ich. Das Make Noise System war mein Einstieg in die West Coast-Welt, weil ich Buchla zu teuer fand. Aber irgendwie klingt Buchla doch schöner, und jetzt bin ich zwar arm, aber glücklich …

  7. Profilbild
    herw RED

    Vielen, vielen Dank für diese wundervolle Reportage.
    Buchlas Idee und stoisches (positiv) Beharren auf seinem Musikverständnis wurden gut rübergebracht und wurden durch die Kritik von Gordon Reid anschaulich ergänzt, um den „Kampf” zwischen Westcoast und Eastcoast zu verstehen.
    Nach dem Durchlesen gibt es noch viel Anzuhören. Der Abschluss von Lyonel Bauchet würdigt in beeindruckendster Weise die Leistung Buchlas. Kleine Kritik: das Video hätte gut nach neun Minuten enden können.
    Das nenne ich mal Beherrschen eines Instruments.
    Meine Meinung zu Suzanne Ciani hat sich auch nach dem neuerlichen Live-Video nicht geändert, sondern wurde bestärkt :(

    Ich freue mich auch die anderen Links zu öffnen.
    toller Artikel!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @herw Interessant ist auch, daß der sogenannte Kampf der Systeme (East Coast vs. West Coast) eher von den Musikern ausgefochten wurde und wird, die sich der jeweiligen Richtung verschrieben haben, weniger von Buchla und Moog selbst. Wie man an manchen Kommentaren hier sieht, scheiden sich daran immer noch die Geister, was ich gut finde; Zufriedenheit mit einem bestimmten Status Quo würde für mich den musikalischen Tod bedeuten, da könnte ich dann auch gleich aufhören und Rosen züchten oder so. Vorwärts immer, rückwärts nimmer, oder was.

    • Profilbild
      costello RED

      @herw Danke Herw! Gordon Reid hat den Buchla am Ende doch durch die Moog-Brille gesehen. Und er fand das System 200e schlicht zu teuer. Wenn man Dons beinahe schon verzweifelte Erwiderung liest, tut er einem wirklich ein bisschen leid. Eine Empfehlung in SoS (mit der Einschränkung sehr „teuer“, hätte ihm damals sicher gutgetan. Und so wurde er einmal mehr in die „backwaters“ abgedrängt.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr interessant! Schade dass es für einen normalen Proletarier so gut wie unerschwinglich ist. UND wer weiß, vielleicht war ja Buchla die Reinkarnation von Leonardo da Vinci. ;)
    P.S. ich kannte das Subotnik Apples Album bist jetzt noch nicht, ging mir aber, und wird mir auch weiterhin nicht abgehen.

    • Profilbild
      Lewis

      Hi tomk, über Converter-Module wie z.B. von Synovatron kann man Buchla-Module auch mit dem Eurorack kombinieren. Man muss also nicht ein komplettes Buchla-System kaufen, um den Sound zu bekommen. Im Gegenteil: Buchla hat dermaßen viele Eurorack-Modulbauer inspiriert, so dass man die Modulations-Arbeit eigentlich auch vom Eurorack machen lassen kann.

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        AMAZONA Archiv

        @Lewis Hallo Lewis, danke für den Tipp. Ich meinte aber wirklich ein in sich geschlossenes Buchla System. Frei nach dem Moto: an eine Strarivari baut man auch keinen anderen Hals hin. Ein Math von MN z.B. soll ja auch von Buchla inspiriert sein (?), oder der OSC von Endorphines.

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          Lewis

          Das stimmt natürlich! Aber so kann man schon mal mit dem Grundsound anfangen und das Ding wachsen lassen … Viele Grüße!

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      costello RED

      Hallo Tomk, die Silberäpfel muss man natürlich auch in ihrer zeitlichen Bedingtheit sehen. Aber damals hat das für ganz schön Furore gesorgt bei den etablierten Musikkritikern.

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    Lewis

    Vielen Dank für den schönen Artikel! Das war für dieses Gerät schon lange überfällig. Viele essentielle Punkte sind sehr schön herausgearbeitet und machen unterm Strich deutlich, warum das Gerät so polarisiert. Auch der historische Background ist interessant. Allein dafür würde sich ein eigener Artikel lohnen (Musique concréte, 12-Ton-Musik etc.)

    Zum Gerät vielleicht ein paar Ergänzungen: Neben den internen 4 Bussen, durch welche die Oszillatoren und der 281e ohne Verkabelung mit eigenen Midikanälen angesteuert werden können, können auch die Busse E bis H einzeln angesteuert werden, somit ist das Teil mindestens 8-fach multitimbral, wenn ich das richtig sehe (Bei Zweckentfremdung der Busse J – P sogar evtl. noch mehr). Diese „verkabelte“ Ansteuerung hat aber einen viel diskutierten Haken: Während das Tracking der Oszillatoren über den internen Bus gut funktioniert, gelingt das bei Ansteuerung per Kabel über den CV-Eingang nicht mehr so gut, um nicht zu sagen: bisweilen nur in sehr geringem Umfang. Ein Grund mehr, dass sich hier die Geister scheiden: Während manche das als bewußten Geniestreich von Buchla interpretieren (Die Maschine läßt sich nicht in ein tonales Korsett stecken), wird man natürlich vor den Kopf gestossen, wenn man sich für teuer Geld ein Modul kauft, dass noch nicht mal gescheit trackt …

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      costello RED

      @Lewis Vielen Dank, Lewis! Auch für Deine Ergänzungen, wie man die Multitimbralität noch ausweiten kann. Und was das Tracking angeht – das kommt natürlich ganz auf die Musik an, die man damit machen möchte.

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        Lewis

        @costello Genau – womit wir wieder im kalten Krieg Ost gegen West sind :) … Buchla hat das mit dem Tracking garantiert nicht gestört, aber einen Gordon Reid schon eher (zumindest war ihm das Tracking via MIDI ja eine Bemerkung wert …).

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    Lewis

    Ach ja, noch was zu den Kabeln: Man kann auch Eurorack 3,5-Klinke verwenden, die sitzen nur etwas lockerer. Umgekehrt geht es aber nicht: Mit Tini Jacks macht man sich die Eurorack-Module kaputt.

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    Piet66 RED

    Lieber Costello, vielen Dank für diese Perle!

    An dieser Stelle auch mal ein dickes Lob an die Leserschaft für die tollen zusätzlichen Links und Informationen. Das gibt diesem wunderbaren Artikel noch einmal die zusätzliche Würze, die er verdient.

    Euch allen ein schönes musikalisches Wochenende – May the sound be with you!!

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      costello RED

      @Piet66 Hi Piet66, lieben Dank! Deinem Lob an die Leserschaft schließe ich mich an. Die Diskussion ist hier wirklich die halbe Miete :-))

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    P-Nautilus

    Danke für die beiden Teile und die überfällige Würdigung von Buchla hier auf Amazona!
    Zur Enstehung der System 100 Buchla Box hier ein paar Informationen, die Morton Subotnick in seinem Vortarg zum 50-Jahre Silver Apples of The Moon konzert 2017 in Berlin gegeben hat:
    Das San Francisco Tape Music Center von Subotnick und Kollegen suchte tatsächlich per Zeitungsanzeige nach einem Techniker, um sich benötigte neue Geräte bauen zu lassen. Allerdings war die ursprünglich Idee eine sehr mechanische. D.h. den Komponisten schwebte ein bestimmter musikalischer Funktionsumfang vor, und sie suchten jemanden, der eine Art Kombi-Gerät aus Tapes etc. bauen würde.
    Don Buchla hätte sie bei seiner Vorstellung mir der skizzirten Idee überzeugt, das Ganze robust und kompakt als CV- und Oszillator-basiertes System – also Synthesizer – zu bauen. Das kannten die Herren vorher wohl gar nicht und waren demenstrpechend begeistert.
    Auch grosse Teile der weiteren Buchla-Entwicklung wurden getrieben von musikalischen Anforderung und Wünschen von. z.B. Sunbotnick, die Buchla dann technisch realisierte. Wie z.B. ein Envelope Follower, mit dessen Hilfe der früher Konzert-Klarinettist Subotnick seine Synthesizer-Hüllkurven (und den quadrofonischen Mixer!) live per Mikrofon und Mund in Dynamik und Verlauf steuern konnte. Und das wohl nach etwas Üben sehr virtuos.

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      costello RED

      @P-Nautilus Danke für Dein nettes Feedback, P-Nautilius und vor allem für die Eindrücke mit Morton aus dem Jahr 2017. Da wäre ich sehr gerne dabei gewesen! Wie im Beitrag beschrieben, war Morton Subotnick wirklich Buchlas Muse. Subotnick hat auch erzählt, dass wenn er Don beiläufig fragte, ob man nicht mal für diesen oder jenen Zweck etwas Neues entwerfen könnte, Subotnick für einige Zeit verstummte, konzentriert nachdachte und dann etwas kritzelte, was schon fast ein ausgereiftes Konzept war. Komplett im Geiste entworfen. Wirklich eine Ausnahmegestalt.

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    AMAZONA Archiv

    Vielen, wirklich vielen Dank für den informativen und sehr kurzweiligen Bericht über Don Buchla und seine Schöpfungen, Costello!
    Es scheint mir nach der Lektüre, als verstünde ich diese Instrumente wieder ein wenig besser. Je mehr ich darüber lese, desto faszinierender werden sie, nebst der Gedankenwelt ihres Entwicklers.

    Irgendwo habe ich gelesen, dass das Panel des frühen „Source of Uncertainty“ Moduls mit einer, mit LSD imprägnierten Pappfläche ausgeliefert wurde, was die Wirkung des Moduls naturgemäss um ein Vielfaches gesteigert hat.
    Keine Ahnung ob das stimmt, aber die Geschichte ist grossartig und sagt viel über den philosophischen Ansatz dieser Synthesizer aus.

    Anmerkung: Das erste verlinkte Video (auf Seite 2) zeigt nicht wie im Text beschrieben das 269e sondern das 206e, falls Du das korrigieren möchtest.

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      costello RED

      Hi psv-ddv, vielen Dank! Die Geschichte mit der LSD imprägnierten Pappfläche kannte ich noch nicht, klingt aber hübsch :-) Danke auch für den Hinweis mit dem Video. Da habe ich, als ich mich durch die Mengen von Todd Barton-Tutorials geklickt habe, aus Versehen das Falsche hoch geladen. Hier sind die Wavetables des 259e: https://bit.ly/2FvzoTY Wenn die Sachen redigiert sind, komme ich da leider nicht mehr ran. Aber sicher kann die Redaktion das später noch auswechseln.

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        TobyB RED

        @costello Hallo Mr.C ,

        das kolportieren die Herren vom Tape Music Center und andere Zeitzeugen in „I dream of Wires“ da selbst. Ich denke das fällt unter die Rubrik Schwänke aus der Jugendzeit. Soweit ich weiß wurde LSD erst 1966 in den USA verboten. Da kann das schon sein, das die ihre Module mit Acid getränkt haben. ;-)

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          AMAZONA Archiv

          @TobyB Ich hab jahrelang immer mal wieder an den Ecken von Plattencovern rumgeschnullt, hat aber nix gebracht, außer einem leicht bitteren Nachgeschmack von den Druckfarben.

          Beim Ummagumma-Album von Pink Floyd hab ich mal gedacht, daß es geklappt hätte, das stellte sich aber dann als Lebensmittelvergiftung nach Genuß eines halbgaren Hähnchens heraus. War am Ende nicht so bewußtseinserweiternd, wie ich gehofft hatte.

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            TobyB RED

            Hallo Lightman,

            ich möchte mir das jetzt nicht bildlich vorstellen ;-) Bei mir war es im „Sommer der Liebe“ (1992) auf dem Roskilde Festival zuviel Erbensuppe, Dosenbier und vermutlich Homegrown Special der Marke knalltgut was zu einem Krankenhausaufenthalt und dem Ende des Festivals führte. Hat mich den Gegenwert von 2 fetten Synths gekostet. So hab ich einen ziemlichen schlechten Gig von Nirvana verpasst.

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        swellkoerper AHU

        @costello Das war das besagte, legendäre rote Panel, das man zur Inspiration anlecken konnte. Ich war jedenfalls von diesem tollen Zweiteiler inspiriert, hab vergangene Woche jeden Tag bis in die Nacht Westcoast-Synthese praktiziert, viel gelernt und eine Menge Spass gehabt.

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          TobyB RED

          @swellkoerper Hallo swellkoerper,

          hab mir “ I dream of wires“ noch mal angesehen, LSD in unvergälltem Ethanol lösen, Oberfläche einstreichen, da Ethanol schneller verdunstet bleibt auf der Oberläche das LSD ;-)

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            AMAZONA Archiv

            @TobyB Auch ja, die 60ger müssen wirklich unbeschwert gewesen sein.
            Wenn man sich mal die extrem hohe Wirksamkeit von LSD vor Augen hält ist diese Art der Verableckung ziemlich gefährlich. Aber damals galt wohl das Motto: …und wenn man für immer oben bleibt, umso besser.

            • Profilbild
              TobyB RED

              Hallo PSV DDV,

              Ich glaub da wurd alles genommen oder angelegt. Andere haben die Aga Kröte geleckt oder das Kröten Sekret getrocknet und geraucht. Mir hat der Krankenhausaufenthalt in Roskilde gereicht. Ich meine von der Kohle die ich damals gelatzt hab, hätte ich mir zwei Roland JD800 kaufen können. ;-)

          • Profilbild
            Lewis

            @TobyB Kann man das nicht auch mit den Drehreglern von Modularsystemen machen – LSD statt LFO oder so? ?

  14. Profilbild
    swissdoc RED

    In der Beschreibung zum Quad Control Voltage Processor model 256e findet sich diese hübsche Passage: „A voltage applied to ‚In Select‘ replaces the knob, performing the following operation: Vin =InSelxA2+(1–InSel)xA1.“

    Wenn ich das aus dem Kontext des Textes im Handbuch richtig verstehe, so blendet ‚In Select‘ linear zwischen den beiden Eingängen A1 und A2 über, was man auch durch eine CV erledigen kann. Bei 0V wird A1 zu 100% auf den Ausgang gegeben, bei 1V wird A2 auf den Ausgang gegeben. Bei 0.5 V kommt es zu einer 50/50 Mischung,

    hehehe

    Italian Trulli

      • Profilbild
        swissdoc RED

        @costello Geklärt wäre auch, dass die Amazona Software HTML Tags interpretieren kann.

        <i> für Italic
        <br> für eine Leerzeile
        <small> für kleine Schrift
        <img> für den Smiley

  15. Profilbild
    costello RED

    Korrektur zu Seite 3, Modul 210e: Da rede ich von „zwei Matrixen“. Dabei muss es „Matrices“ oder eingedeutscht „Matrizen“ heißen. Vielen Dank an Lightman für den Hinweis! Man lernt immer dazu :-)

  16. Profilbild
    jochen

    Chapeau Costello!

    Das ist mal ein Artikel! Wann kann man so etwas schon mal in der Muttersprache lesen!? Für mich ist es auch erhebend, festzustellen, dass ich meine Website (bohnes.de) nicht vergeblich bearbeite. ;-)

    Ich möchte zur Bauqualität etwas „konkretisieren“. Als die Firma Buchla gleich mehrmals hintereinander weiterverkauft wurde und schliesslich zu BEMI wurde, ging es auch in der Bauqualität bergab. Die BEMI Easel Probleme (die auch Herrn Schneider aus B. verzweifeln liessen) markieren dabei wohl den Tiefpunkt – besonders weil sich „Unmengen“ auf die Easel gestürzt haben und die Schwierigkeiten damit auch publik und unübersehbar machten. Ich glaube, die neue Firma Buchla ist ganz gut besetzt und denke, die Zukunft sieht (qualitativ) wesentlich besser aus. Mein enttäuschender Buchla Test war ja im Frühjahr 2012 – das waren vielleicht die, am schlechtesten gebauten Module (zu der Zeit gehörte Buchla gerade einem italienischen Konsortium).

    Toller Bericht!

    • Profilbild
      jochen

      @jochen Ich bin ja kein Fan der „digital durchsetzten“ Module (also auch analoge Schaltungen mit digitaler Implementation), denn nichts altert schneller, als digitale Technik. Zu Beginn der 90er Jahre hatte ich einige Diskussionen mit Don Buchla – er hatte wohl schon e-Series Pläne im Kopf und ich kam vom ARP 2600 und Rhodes Chroma (mit Apple II Schnittstelle) und stellte gerade Max vor (heute bei Cycling74 – damals Opcode, die es gerade von IRCAM übernahmen). Im Glauben an die Zukunft von Max plädierte ich für analoge Module mit einer digitalen Schnittstelle (so wie im Chroma) – es wäre offener, und die voraussehbare Entwicklung im digitalen Bereich könnte sich vollziehen, ohne dass eine implementierte digitale Elektronik im Modul vorzeitig altert. Ich bin noch heute der Meinung, dass das besser gewesen wäre. (30 Presets sind mir auch nicht genug.)

      Da die meisten CV-Eingänge am Buchla mit Potis verbunden sind, ist es kein Problem, die Module mit Expert Sleepers (Eurorack) zu steuern – die Potis dienen dann als Offset-Regler. Ich habe jedenfalls meine Idee von damals so umgesetzt und geniesse es. Auch 1,2V pro Oktave und Tuning oder Microtuning sind so kein Problem.

    • Profilbild
      costello RED

      @jochen Hallo Jochen, ganz herzlichen Dank für Dein Feedback. Das freut mich natürlich sehr, dass der Bericht auch vor den Augen eines ausgewiesenen Buchla-Kenners bestehen kann :-) Auf Deine super gemachte Website bin ich übrigens zu einem Zeitpunkt gestoßen, als ich mit Buchla noch gar nichts am Hut hatte. Und zwar über Dein sehr interessantes ARP-Kapitel, das ich gleich mehrmals verschlungen habe. Saint Eric habe ich während meines Belgien-Aufenthalts in Dordrecht besucht, er hat damals meinen ARP Pro Solist restauriert. Besten Dank auch für Deine ergänzenden Ausführungen zur Qualität und zu Deinen Gesprächen mit Don Buchla. Er war damals wohl wirklich davon durchdrungen „das Beste aus zwei Welten“ zusammenzubringen. Vielleicht hätte der von Dir skizzierte Weg, die Module auf der analogen Ebene zu belassen und mit einem entsprechenden digitalen Interface zu versehen, sogar für eine höhere Akzeptanz gesorgt.

  17. Profilbild
    tonvibration

    Hallo und Danke für den ausführlichen Bericht!
    Es gibt aktuell eine Neuauflage des „Thunder“ (Bedienpanel/ „Klaviatur“, siehe erstes Bild) von der Firma morph sensel: Multitouch und Multipressure (für MPE) und das alles für unter 250 Euro!
    (Allgemein ein interessanter Controller mit verschiedenen Overlays, aber das mit dem Thunder passt halt schön zu Buchla…)

  18. Profilbild
    Lewis

    So wie es aussieht, hat Schneidersladen den Vertrieb von Buchla wieder aufgenommen. Ist zwar auf der Buchla-Website noch nicht vermerkt, aber die Module sind bei Schneiders auf Anfrage verfügbar.

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