Report: Creamware Minimax revisited, Sonic Core

Das Filter ist beim Minimoog die halbe Miete – das ist beim Minimax nicht anders. Man kann ihn auch anschlagsdynamisch spielen, ein Feature, das die Neuedition des Minimoogs auch mitbringt

Ein Anruf in Troisdorf

Da ich von Creamware und Sonic Core eigentlich nicht viel wusste, rief ich einfach bei Sonic Core in Siegburg an und fragte ziemlich frech, was sie denn da Schönes produziert hätten, wenn der Kram jetzt von den Musikhäusern verramscht würde. Ein Mitarbeiter von Sonic Core erklärte mir nachsichtig in groben Zügen die Vorzüge des Shark Prozessors, der für die immense Leistungsfähigkeit der DSP-Karte sorgte. Auf die Firmengeschicke ging er nur am Rande ein, legte mir aber besonders den Minimax ans Herz. Da hätten sie ihr Meisterstück abgeliefert. Nicht nur, dass sie den Klang praktisch zu 100 Prozent abgebildet hätten, vor allem das Interface sei über jeden Zweifel erhaben. Jedes Poti würde genau so arbeiten wie beim Original. Man könnte die alten Sound-Sheets von Emerson, Wakeman oder Hammer nehmen und die Einstellungen eins zu eins übertragen.

Meine Neugierde war geweckt. Ich habe mich also artig für die Auskünfte bedankt und dann für 300 Euro den Hammond-Clone B4000 bestellt (ein Volltreffer für die Cover-Band, in der ich damals spielte) und für 555 Euro den Pro-12. Ein Prophet 5-Soundalike machte mich irgendwie mehr an als der Minimax. Zumal ich wusste, dass irgendwo in meiner Neffenschar noch mein Prodigy „gehütet“ wurde.

Zurück in Berlin war ich vom Creamware/Sonic Core-Virus inzwischen komplett infiziert: In kurzen Abständen habe ich  mir dann noch den Prodyssey und zuletzt schließlich auch den prominentesten Spross der Creamware-Viererbande, den Minimax, besorgt.

Ein Schnappschuss von einem Auftritt in Brüssel mit der Creamware B4000

Ein VA mit Wumms

Über den „Ur-Minimax“, einen Softwaresynthesizer, der von Creamware ursprünglich für die Scope-Plattform entwickelt worden war, urteilte mein amazona.de-Kollege Thorsten Walter, „dass er die beste digitale Emulation des Minimoog darstellte“. In der Anleitung zum Hardware-Minimax wird stolz darauf verwiesen, dass man die Algorithmen noch einmal gehörig verbessert habe und jetzt das Filter in jeder Richtung quälen und verbiegen könnte, ohne dass die Engine in die Knie geht.

Ich habe in den 80er Jahren in einer Synthipop-Band gespielt, in der ein Bandkollege einen Minimoog einsetzte. Mein Yamaha CS40 M war stimmstabil, zweistimmig und hatte unglaubliche Modulationsmöglichkeiten. Aber mein Mitstreiter musste auf seinem Mini nur eine 16-Fußlage einstellen und eine Taste anschlagen. Da war Ruhe im Karton. Oder anders ausgedrückt – man wusste, wer der Herr im Ring ist. Und genau dieses Erweckungserlebnis – das übrigens auch Gary Numan aus seiner Gitarrenagonie herausriss – kann der Creamware Minimax auch auslösen. Der Klang ist in den Höhen frei von Aliasing und hat im Bassbereich ausreichend Druck und Wärme. Die Boxen müssen nur tief genug heruntergehen und es macht Wumms! Aus dem Minimoog kommen diese wunderbaren Leadsounds – sehr brassy und gern mit einer Prise Portamento gespielt – heraus, genauso wie die „Boing Boom Tschak“-Klangpalette von Kraftwerk.