DI-Boxen für Gitarristen mit Speakersimulation
In diesem Report, den wir aus unserem Archiv gezogen und überarbeitet haben, schauen wir uns DI-Boxen an, die über eine Speakersimulation, also eine Nachahmung des Lautsprecherklangs verfügen. Auch nach 8 Jahren hat dieser Artikel kaum etwas an Bedeutung verloren, da bis auf die Hughes & Kettner DI-Box die beiden Wettbewerber nach wie vor im Handel erhältlich sind und die grundlegenden Erkenntnisse über DI-Boxen mit Speakersimulation nach wie vor Gültigkeit haben.
Der Sound der E-Gitarre entsteht nicht nur im Instrument selbst, sondern wird auch durch den Gitarrenverstärker und den angeschlossenen Lautsprecher geformt. Verstärkerhersteller wie Marshall, Mesa oder Soldano sind durch ihren speziellen Klang weltbekannt geworden.
Stromgitarre anschließen
Die bewährte Art, den Gitarrenklang in das Mischpult zur Beschallung oder für eine Aufnahme zu bekommen ist es, einfach ein Mikrofon vor den Lautsprecher zu stellen. Um den Aufbau zu vereinfachen, kann mit einer der hier getesteten Anschlussboxen das Gitarrensignal auch direkt über eine elektronische Anpassung ins Pult geschickt werden. Die Klangeigenheiten des Gitarrenlautsprechers lassen sich mit dem Mischpultequalizer nur schwer nachmachen, daher kamen einige Leute auf die Idee, spezielle elektronische Filterschaltungen hierfür zu entwickeln. Im Wesentlichen findet in diesem Filter ein scharfes Abschneiden der Höhen statt, wie beim typischen Gitarrenlautsprecher liegt die Flankensteilheit bei 20 dB/Oktave und mehr – technisch nicht ganz einfach zu realisieren.
DI-Boxen – speziell für E-Gitarre
Vielleicht die ersten, die mit dieser Idee auf den Markt kamen, waren die Entwickler von Hughes & Kettner. Die ursprüngliche Redbox, die wir uns auch für diesen Report nochmals besorgt haben, war wahrscheinlich das Vorbild für die ganze Geräteklasse. Wie der Name schon vermuten lässt, ist das Gehäuse in einem auffälligen Rot gehalten – und daher gut von den „normalen“ DI-Boxen zu unterscheiden. Inzwischen hat Hughes & Kettner bereits die Redbox 5 auf den Markt gebracht, die sogar drei unabhängig voneinander schaltbare Filter zur Soundanpassung einer 4×12-Box Simulation, ermöglicht. Für diesen Report stand uns diese Box aber noch nicht zur Verfügung. Die Redbox 5 wird daher in einem separaten Test demnächst ausführlich bewertet.
Wozu eine Speakersimulation?
Eine E-Gitarre kann man natürlich auch direkt mit einem Kabel ans Aufnahmegerät oder ein Beschallungspult anschließen (die Umwandlung des asymmetrischen Klinken-Signals ein symmetrisches XLR-Signal ist eine weitere Aufgabe, welche die DI-Box an dieser Stelle übernimmt). Der Klang wird dabei jedoch oft zu höhenreich und nervend sein, vor allem, wenn noch ein Verzerrer zum Einsatz kommt. Beim Homerecording ist andererseits der Schallpegel eines Gitarrenlautsprechers problematisch, die Nachbarn mögen vielleicht kein „Heavy-Metal“… Die DI-Box mit Speakersimulation kann dieses Problem lösen: Die Gitarre an den Verzerrer oder den Gitarrenvorverstärker anschließen, dann geht’s in die Simulatorbox und dann in den Computer.
Die Gitarre direkt an die Simulatorboxen anzuschließen, bringt dagegen wenig. Zum einen stört bei vielen DI-Boxen die niedrige Eingangsimpedanz, zum anderen braucht der reine E-Gitarrenklang keine Lautsprechersimulation.
Vielseitig ist hier die Behringer Ultra-G DI-Box: Der Eingangswiderstand ist hoch genug für den Direktanschluss einer Gitarre und die Speakersimulation kann ausgeschaltet werden – also funktioniert das Ganze bei Bedarf wie eine ganz normale DI-Box.
Behringer GI100 Ultra-G DI-Box
Ebenfalls aktiv – also mit eingebauter Elektronik – ist die „Ultra-G/Gi100“ von Behringer. Das typische, sehr robuste Behringer Gehäuse hat wie die Hughes und Kettner ein auffälliges Rot bekommen. Die Behringer kann über Batterie und Phantomspeisung versorgt werden. Der Pegel kann in zwei 20 dB Stufen angepasst werden, außerdem kann das Simulationsfilter ein- und ausgeschaltet werden.
Die Stellung der Schalter ist jedoch wie bei anderen Behringer Modellen etwas schwer zu erkennen. Ausstattungsmäßig landet die Behringer damit auf Platz 1 – das Einzige, was man noch gut gebrauchen könnte, wäre eine Batteriekontrolle.
Palmer PDI-09 THE JUNCTION
Passiv – und damit ohne Stromversorgung ist die graue „The Junction – specialized Guitar DI Box“ von Palmer. Neben den Ein- und Ausgangsbuchsen und dem Groundlift hat die Palmer einen dreistufigen Schalter für die Lautsprechersimulation. Hier kann zwischen „normal“, „bright“ und „mellow“ gewählt werden. Auch diese Box hat ein richtig stabiles Gehäuse, das jahrelangen Bühnenbetrieb problemlos übersteht.
Für den Klangtest habe ich zunächst mit einer alten SG-Kopie direkt und ohne Effekte ein Riff in einen Audiorecorder von Zoom eingespielt. Die Gitarre hat einem neuen Shadow-Humbucker SH680. Anschließend habe ich an den Ausgang des H4 einen Marshall 9000 Preamp angeschlossen, von dem es zuerst direkt und danach über die drei Testkandidaten in den Computer ging. Neben dem Direktsignal des 9000 habe ich auch das Signal mit zugeschaltetem internen Cabinet-Filter des Marshall Preamps aufgenommen – so ist ein interessanter Vergleich zum Sound der Filterboxen möglich. Bei eingeschleiften Simulatorboxen war das Cabinet-Filter des 9000 natürlich wieder ausgeschaltet.
Klangtest
Das Direktsignal klingt nicht gerade überzeugend, die Höhen sind rau und wenig ansprechend. Deutlich besser wird es durch Zuschalten des Cabinet-Filters, das im Marshall eingebaut ist: Die Höhen klingen runder und angenehmer. Auch die Testkandidaten können den Sound der Gitarrenspur verbessern. Die Unterschiede der verschiedenen Boxen sind hörbar, aber nicht sehr groß. Vielleicht kommt die Filterwirkung bei noch höhenreicheren Gitarrensignalen deutlicher zum Tragen. Welchen Sound man nun bevorzugt, ist eher Geschmacksache – am einfachsten geht es mit der Palmer, da diese drei Filterarten zur Auswahl anbietet. Dem Anwender muss man raten, einige Modelle selbst auszuprobieren. Die Klangbeispiele zeigen nur die Einzelspuren – gut ist es, wenn man sich das Ergebnis bei eigenen Tests dann auch im Mix mit Bass und Schlagzeug anhört.
In den letzten Jahren hat der Markt jedoch weitere, neue DI-Boxen, Speaker- und Cab-Simulationen in Pedalformat hervorgebracht. Unsere Tests für ein paar der DI-Boxen aus der jüngsten Vergangenheit:
- Test Rockboard MOD 5
- Test AMT Pangea VC-16
- Test Two Notes Cab M
- Test Two Notes Captor X
- Test ENGL Cabloader
- Test: Hotone IR Cab
Workshops zur weiteren Verwendung von DI-Boxen im Rahmen von Homerecording findet Ihr hier:
Ich besitze auch die Behringer Ultra-GI. Sie klingt auf jeden Fall besser als der Direct-Out meines Spider Valve 112 (Mk I), obwohl dieser auch ein Speakersimulation hat. An die Abnahme mit Mikrofon (am besten zwei) kommt sie aber nicht heran. Durch ihren Zusatznutzen als DI-Box mit Groundlift und Pad z.B. für Direktaufnahmen der Gitarre über das Mischpult und ihren absolut soliden Aufbau ist sie aber auf jeden Fall ihr Geld mehr als Wert. Leider passt sie im Rack nicht in eine Höheneinheit.
Eine interessante Alternative ist, statt einer speziellen Speakersim-Box, die eingebauten Speakersimulationen, die in vielen Gitarrenmultieffekten (Pod, Vox Tonelab, Zoom G7 usw.) oder Digitalrekordern à la Roland BR-600/800 oder BR-8/80 verfügbar sind, zu benutzen. Dabei findet natürlich eine AD/DA-Wandlung des Signals statt.
Hier noch eine schöne Webseite mit einem sehr ähnlichen Vergleichstest, auf der dem man auch mehr Audio-Beispiele im Blindtest anhören kann. Außerdem gibt es Frequency-Response Diagramme. http://speaker-sims.franknitsch.com/intro.php
Chris
Also meiner Meinung nach klingen die Soundbeispiele der Redbox hörbar besser als die der Konkurrenten. Mitlerweile gibt es die Redbox 5, die alle als fehlend bemängelten Features und zudem noch verschiedene Klangcharakteristiken aufweist. Und das zu gleichen Preis. ( Ich bin nicht von H&K :-) ). Perfekt!
@Torsten Schermer Ich mag die 9000 und Redbox gar nicht und bevorzuge die anderen Beiden.
Das ist wohl reine Geschmackssache. ;-)
eigentlich klingt nur Palmer stellung normal erträglich bis akzeptabel.
Redbox 4×12 geht geradeso noch.
Witzigerweise habe ich noch eine Redbox der ersten Serie und die klingt nicht so schlimm wie diese Demos hier??!!
Ich habe ien altes Roland/Boss ME 5 Effekt gerät das direkt absolut daneben klingt, aber wenn ich die Redbox anschliesse kann man es benutzen.
Ansonsten benutze ich die Redboxen immer am Lautsprecherausgang. Und da klingen die schon ziemlich gut. Gegen ein SM57 kommen die locker an.
Nur die Demos hier klingen absolut nicht überzeugend. Aufnahmefehler?
Meine eigenen Aufnahmen klingen wesentlich überzeugender. Wie gesagt noch mit der ersten Serie!