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Steve Vai: Seine Gitarren, seine Musik

The Story of Steve Vai

31. Mai 2015
Steve Vai 1

Steve Vai

Von der Sonnenbrille, über den Kinnbart bis hin zu den Fingerspitzen ist er für viele Fans die Verkörperung des Talents an der Gitarre und gleichzeitig einer der produktivsten Musiker der letzten drei Dekaden: Steven Siro Vai, besser bekannt als Steve Vai, hat sich als einer der Urväter des Shred wie wenige nach ihm um das Instrument seiner Wahl verdient gemacht. Nicht nur sein kommerzieller Erfolg mit weltweit mehr als 15 Millionen verkauften Alben, sondern auch seine weltweit anerkannter Status als klassischer “Guitarheroe”, machen ihn daher zu einem perfekten Kandidaten unserer Amazona-Reihe “Gitarristen, die Geschichte mach(t)en!

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Steve Vai – Leben & Karriere

Wie viele Größen seiner Zunft, fing auch Steve Vai früh mit dem Gitarrespielen an. Der 1960 in Carle Place (New York) geborene Sohn italienischer Einwanderer begann nach eigenen angaben mit dem Gitarrespielen, wozu ihn vor allem  Gitarristen wie Richie Blackmore, Jeff Beck und ganz besonders Jimmy Page inspirierten. Dessen Solo in dem Led Zeppelin Song “Heartbreaker“ habe ihn nach eigenen Angaben besonders angespornt, sein Können an der Gitarre zur Perfektion zu bringen. Unterstützt wurde er dabei von dem damals 18-jährigen Joe Satriani, bei dem er im Jahr 1974 das erste Mal Gitarrenunterricht nahm. Parallel spielte er in zahlreichen Bands, unter anderem den von ihm gegründeten “The Steve Vais”. Schnell entwickelte der Junge Steven sein musikalisches und technisches Talent und besuchte schon in jungen Jahren das renommierte Berklee College of Music.

Legende Frank Zappa erhielt eines Tages Post vom 20-jährigen Vai, in der er ihm Transkriptionen für das Schlagzeug von Zappas „The Black Page“ sowie ein Demotape zukommen lies. Zappa war so begeistert von dem Jungen Talent von der Ostküste, dass er Vai direkt anstellte, seine Musik und vor allem seine Gitarrensoli zu transkribieren. Noch im selben Jahr ging Vai als Teil der Zappa-Band auf Tour. Zappa, der bekanntlich selbst kein unbedarfter Gitarrist war, bezeichnete den jungen Vai schon bald als seinen “Stunt-Gitarristen”, der in der Musik Zappas vor allem für die “unspielbaren” Passagen auf der Gitarre verantwortlich war. Einer dieser Stunts, die Vai bei Konzerten vorführte, war das vom Blatt Spielen notierter Stücke, die vom Publikum zu Zappas Konzerten mitgebracht wurden.

Schon 1982 verlies Steve Zappas Band und zog nach Kalifornien, wo er sein erstes Soloalbum “Flex-Able” aufnahm und in verschiedenen Bands spielte. 1985 ersetzte er Yngwie Malmsteen als Gitarristen der Band Alcatrazz und nahm “Disturbing the Peace” mit ihnen sowie “Album” mit Public Image Ltd auf. Im selben Jahr trat er mit Billy Sheehan dem von David Lee Roth initiierten Projekt der “Post-Van Halen Supergroup” bei, durch das er einem breiteren Publikum bekannt wurde. In dem 1986 erschienen Film “Crossroads“ übernahm er die Rolle des antagonistischen Großmauls und Gitarrenhelden Jack Butler.

Steve Vai 2

Nach der Auflösung der später in “Eat ‚em and Smile Band” umbenannten Combo trat Vai 1990 der Metalband Whitesnake bei, mit denen er die sehr erfolgreiche Scheibe “Slip of the Tongue” aufnahm. In dieser Zeit verewigte er sich auch auf Aufnahmen mit Alice Cooper sowie Joe Satriani, bevor er bei Ozzy Osbourne als Songwriter und Gitarrist aktiv wurde. Parallel zu den verschiedenen Engagements nahm er das viel beachtete Album Passion and Warfare auf und rief 1995 mit seinem früheren Gitarrenlehrer Joe Satriani die Konzertreihe „G3“ ins Leben, an der sich bis heute praktisch das gesamte Who-is-who der zeitgenössischen Gitarrenlegenden vertreten war.

Neben seiner weiterhin andauernden Solokarriere engagiert sich Vai bei zahlreichen anderen Projekten und ist immer wieder mit Künstlern wie Dweezil Zappa oder Dream Theater auf der Bühne zu sehen. Im Jahr 2010 beendete er seine Arbeit an einer Symphonie, die mit dem North Netherlands Symphony Orchestra auf dem “Steve Vai Festival” aufgeführt wurde. Ausgezeichnet wurde Vai mit mittlerweile schon sieben Grammys.

Steve Vai – Stil & Technik

Vais Spiel ist stark von seiner technischen Virtuosität und seiner Spielgeschwindigkeit geprägt, die er vor allem in seinen eigenen Kompositionen in ausladenden Solopassagen auslebt. Dabei scheint er in beinahe allen Techniken auf der elektrischen Gitarre sattelfest zu sein und baut so beispielsweise immer wieder ausgedehnte Tapping- und Legatopassagen in sein Spiel ein. Neben seiner sehr ausgereiften Pickingtechnik bedient sich Vai aber auch in vielen Liedern seiner Finger zum Anschlagen der Saiten, was vor allem bei Stücken mit Blueselementen wie „Tender Surrender“ zu einem Klang führt, der so gar nicht nach „Shredguitar“ klingt. Dabei ruht sich Vai nicht nur auf seinen technischen Fähigkeiten aus und nutzt neben komplizierten Rhythmen sehr oft die in Rock- und Popmusik eher selten anzutreffenden Kirchentonarten. Dabei scheint es ihm die lydische Tonleiter besonders angetan zu haben und die taucht in allen möglichen Kompositionen seiner Werke immer wieder auf.

Vais musikalischer Sachverstand und seine technischen Fähigkeiten sind breit anerkannt und sein Solo in dem von ihm komponierten Stück „For the Love of God“ wurde von den Lesern der Guitar World auf Platz 29 der besten Gitarrensoli aller Zeiten gewählt. Und obwohl die Wurzeln seiner Musik klar im klassischen Rock verankert sind, finden sich auch zahlreiche Elemente aus dem Blues, Fusion und Jazz und aus der Klassischen, insbesondere Barocken Musik in seinen Stücken wieder, angereichert und gewürzt, natürlich mit einer ordentlichen Prise Hard-Rock und Metal. Ein definitiv wichtiger Teil seines Stils wird auch durch seine Bühnenperformance und sein generell extravagantes Auftreten definiert. Ob im Musikvideo, im Konzert oder auf Preisverleihungen: Auffälligkeit ist Trumpf. Mächtige Ringe, lange Gewänder und edle Sonnenbrillen gehören zu Vai ebenso dazu wie seine Gitarren.

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Steve Vai – seine Gitarren

Und gerade diese Gitarren setzten dem schrillen Auftritt Vais noch die Krone auf. Wurde Vai anfangs des Öfteren mit Gitarren der Marke Jackson oder auch klassisch mit einer Stratocaster von Fender gesehen, entwickelte er schon zu Zappas Zeiten einen Hang zu den Instrumenten von Ibanez, genauer zu den RG-Modellen. Zusammen mit Ibanez entwickelte Vai dann 1987 die JEM-Gitarre nach dem Vorbild eines befreundeten Gitarrenbauers, der er bis heute im Wesentlichen treu geblieben ist.

Auch wenn die JEM auf dem Klassiker schlechthin aus dem Hause Ibanez basiert, sind es vor allem die Stilelemente, die die Gitarre Vais charakterisieren wie kaum eine Zweite. Neben der goldenen Hardware und den aufwendigen Inlays, die sich über das gesamte Griffbrett ranken, war es vor allem der eingearbeitet Griff, auch „Monkey Grip“ genannt, der für Aufsehen sorgte. Über den praktischen Nutzen der ergonomisch geformten Aussparung in der Korpushälfte lässt sich jenseits des Herausnehmens der Gitarre aus einem Gigbag oder Koffer zwar streiten, aber Kunst verfolgt nun mal in erster Linie den Selbstzweck.

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Die klassische Ibanez JEM WH

Und kunstvoll sind die Gitarren allemal. Die Ur-JEM basierte auf einer weißen RG mit Erlenkorpus und fünfteiligem Ahornhals. Die Bestückung mit DiMarzio-Pickups in klassischer HSH-Kombination und das Floyd-Rose-Vibratosystem blieben ebenso Standard und die weiteren Modifikationen waren eher kosmetischer Natur.

Das Floyd-Rose-System wurde mittlerweile vom Ibanez-eigenen LoPro Edge System abgelöst. Neben diesem Basismodell, das es auch als Siebensaiter gibt und von Vai oft gespielt wird, ist der restliche Gitarrenfuhrpark, den Steve insbesondere Live benutzt, wohl einer der größten und ausgefallendsten, den man sich vorstellen kann.

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Die JEM in einer der wohl bekanntesten Ausführung – Multi Color

Die klassische JEM-Gitarre gibt es in so vielen Farbkombinationen und Konfigurationen, das Vai in fast jedem Lied eine andere Gitarre nutzt. Von schrillen Lackierungen, bunter Hardware und Pickup-Abdeckungen bis hin zum Body aus Plexiglas oder leuchtenden LED-Inlays ist alles möglich. Und findet seinen Weg in die Show des Steve Vai.

In einigen Kompositionen nutzt Vai auch Spezialanfertigungen, wie beispielsweise eine doppelhalsige Gitarre in der eine zwölfsaitige Gitarre und eine E-Gitarre in einem Instrument vereint wurden oder die berühmte dreihalsige Gitarre die eine zwölfsaitige Gitarre mit einer normalen E-Gitarre und einer Fretless-Gitarre kombiniert. Diese Gitarre hat beispielsweise einen Auftritt im Intro von „I know you’re here“ in dem Vai mithilfe einer Loopstation alle drei Gitarren miteinander arrangiert.

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Vais Kombination aus Western- und E-Gitarre

Steve Vai – Verstärker & Effekte

Vai besitzt neben seinen unzähligen Gitarren auch zwei Tonstudios und somit ein ganzes Sammelsurium an Verstärkern, Effektgeräten und Equipment, das hier aufzuzählen schwierig bis unmöglich wäre, weshalb es sinnvoller scheint, sich auf das Liveequipment zu konzentrieren.

Zurzeit nutzt Vai hauptsächlich seinen dreikanaligen Signature-Amp der Firma Carvin. Der MIDI-fähige LV300 Legacy 3 ist mit vier 12AX7 Röhren im Preamp und vier EL34 Röhren in der Endstufe ausgestattet und verfügt über 100 Watt Gesamtleistung. Dieser 2012 erschienene Amp ist das Arbeitstier auf der Bühne und im Studio, wird jedoch auch neben älteren Legacy-Modellen eingesetzt.

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Carvin LV300 Legacy 3

An der Effektfront wird im Live-Setup der Großteil der Effekte vom Axe-FX II bereitgestellt, der jedoch nur auf der Bühne zum Einsatz kommt.

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Hauptverantwortliches Effektgerät: Axe-FX II von Fractal

Abgesehen von diesem Multieffektgerät gibt es ein paar ausgewählte Effekte, auf die Vai Live nicht verzichten kann. So zum Beispiel auf das DigiTech Whammy DT und die zahlreichen Pedale von Red Witch, wie dem Pentavocal Tremolo und dem Titan Delay, die aber immer wieder wechselnd zum Einsatz kommen.

Redwitch titan

Red Witch Titan Delay

Dagegen finden sich Pedale wie das Dunlop Crybaby und sein eigenes Ibanez Jemini-Distortion zu jeder Zeit auf seinem Pedalboard.

Jemini

Vais Signature Jemini Distortion Pedal von Ibanez

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Forum
  1. Profilbild
    MidiDino AHU

    Dies ist durchaus ein immer wichtiger gewordener Maßstab unserer Gesellschaft: „Nicht nur sein kommerzieller Erfolg mit weltweit mehr als 15 Millionen verkauften Alben, sondern auch seine weltweit anerkannter Status als klassischer “Guitarheroe”, machen ihn daher zu einem perfekten Kandidaten unserer Amazona-Reihe “Gitarristen, die Geschichte mach(t)en”“. Doch dieser Maßstab kann auch zu Problemen führen: musikalisch ist er vollig belanglos.

    • Profilbild
      tilmann.seifert RED

      @MidiDino Hallo MidiDino,
      Vielen Dank für deinen Kommentar. Natürlich ist der kommerzielle Erfolg eines Musikers leider oft ein allzu ernst genommener Maßstab, der regelmäßig entweder dem Künstler und seinen Fähigkeiten nicht gerecht wird, oder einem anderen Künstler zu viel Aufmerksamkeit beschert. Das ist letztendlich immer Geschmackssache, jedoch bei „Gitarristen, die Geschichte mach(t)en“ zugegebenermaßen kein ganz unwichtiger Punkt, weil der Einfluss und die Bekanntheit eines Musikers oft eng mit dessen kommerziellen Erfolg zusammenhängt. Zu Vais musikalischer bedeutung: auch das ist letztendlich stark davon abhängig wen man fragt. So gibt es in vielen Stilrichtungen auffällig viele Gitarristen, die Vai als einen ihrer wichtigsten Einflüsse nennen. Auch denke ich, das Vais Beitrag zu Zappas Zeiten nicht unbeachtet bleiben sollte.
      Beste Grüße
      Tilmann

      • Profilbild
        MidiDino AHU

        @tilmann.seifert Hi tilmann.seifert,

        gerade weil Steve Vai einer der wenigen Pop-/Rockmusiker ist, der über das in diesem Bereich geschnürte harmonische Korsett hinausspielt, also partiell diese Musik bereichert – seit Jahrzehnten hat sich so gut wie nichts getan, sieht von anderen wie Zappa und King Crimson einmal ab -, wäre diese Bereicherung aus musikalischer Sicht (und für Musiker) viel wichtiger! – Das andere richtet sich aufs typische Publikum …

      • Profilbild
        micromoog AHU

        @tilmann.seifert Als Dieter Bohlen noch den Gitarristen mimte, verkaufte er weit mehr als 15 Mio Tonträger…
        Das nur zum Thema kommerzieller Erfolg vs. Instrument beherrschen…
        Steve Vai möchte ich damit natürlich nicht sein Können und seinen Erfolg absprechen.
        Ebenso weinig möchte ich hierbei Dieter Bohlen diskreditieren, sein Zeil war schon immer größtmöglichen kommerziellen Erfolg zu erzielen, der Mittel zum Zweck bleibt dabei halt Geschmacksache…“You can win if you want“ ;)

  2. Profilbild
    Tai AHU

    Ich bin schon platt, wenn ich den spielen sehe (sah ihn mit Zappa). Allerdings gebe ich MidiDino völlig recht, künstlerisch nichtssagend, ebenso Malmsteen. Da kam nie was bahnbrechendes, einfach absolut perfektioniertes Handwerk. Beide gehören für mich eher in den Zirkus, die Artisten dort finde ich auch beeindruckend – ok, meine bescheidene Meinung, ihr könnt das gerne anders sehen

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Tai Das mit Steve Vai und Zirkus kann ich persönlich unterschreiben. Bei Y.M. sieht die Sache anders aus, imho … Was wäre die „moderne Rockgitarre“ ohne Yngwie und van Halen? Ob man sie nun mag oder nicht, beide waren enorm wichtig und haben damals den „Krautrock-Pentatonik-Stil“ vieler Gitarristen der 70er abgelöst. Und die Leute lernten, dass es sich lohnen kann Tonleitern zu beherrschen ;)

  3. Profilbild
    moogist

    Schade, dass Vais SOLO-Karriere – sie dauert immerhin schon seit über 30 Jahre an – hier mit kaum einer Silbe erwähnt wird. „Passion and Warfare“ war bahnbrechend und kam ein Jahr vor Whitesnakes (eine Metal-Band??) „Slip of the tongue“ heraus und beförderte sicherlich den Erfolg desselben. Warum wohl bekam Vai wohl bei den Whitesnake-Konzerten einen halbstündigen Solospot?
    Erwähnenswert ist sicherlich auch das Nachfolge-Album mit T.M. Stevens, Terry Bozzio und Devin Townsend, „Sex and Religion“. Künstlerisch nichtssagend kann man das nun wirklich nicht nennen.

  4. Profilbild
    tubeheat

    Ich bewundere Vai wegen seine Talents, das möchte ich auch in keinster Weise in Abrede stellen.

    Mir gefallen jedoch nur sehr wenige Stücke seiner eigenen Produktionen. Sie sind idR zu überladen und nicht wirklich angenehm zu hören.

    Ich finde ihn wesentlich besser in der Kooperation mit anderen Künstlern (Zappa, etc).

    Live kommt er auch noch mal ein Stück besser rüber, im Vergleich zum reinen Hören eines Studio Albums.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @tubeheat Ich glaube, das liegt daran, dass Vai, wie so viele andere Musiker auch, sich mehr auf die Demonstration seines eigenen könnens konzentriert als auf die Musik an sich.

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