Was geht ab in der Basswelt?
Bassgitarren, Bass-Gear und Bass-Pedale auf der Guitar Summit – auch dieses Jahr gab es für Bassisten viele interessante Neuigkeiten zu entdecken. Wir haben für euch die Tour gemacht!
Inhaltsverzeichnis
Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Vom 27.-29.09.2024 pilgerte die Gitarrenwelt zum siebten mal nach Mannheim zur Guitar Summit 2024 ins Kongresszentrum Rosengarten. Über 13000 Besucher bestaunten die Neuheiten der Branche, von Gitarren und Bässen über Effektpedale bishin zu Inear-Monitoring und vieles Mehr. Neben Masterclasses mit u.A. Frank Itt und Vincen Garcia gab es Konzerte mit interessanten KünstlerInnen (Tommy Emmanuel, Jared James Nichols u.v.m.).
Ich selbst war an besagtem Wochenende mit Gigs unterwegs, weshalb ich erst gegen 14 Uhr am Sonntag auf die Summit kommen konnte. Dieser Bericht erhebt daher explizit nicht den Anspruch auf Vollständigkeit: Ich war überwältigt von der Vielfalt des vorgestellten Bassequipments und konnte nicht alles, was mich interessiert hat testen. Auch kann dieser Bericht vielleicht nicht so objektiv sein, wie die Testberichte, da ich unter gegebenen Zeitumständen hauptsächlich Bässe nach meinem Geschmack angetastet habe. Dennoch freue ich mich, einen Überblick über meine Highlights der Guitar Summit 2024 zu geben.
Bassgitarren auf der Guitar Summit – Sandberg
Mein erster Stop führte mich am Stand der Braunschweiger Bassschmiede Sandberg vorbei. Dort spielte ich zunächst den California TM Ida Nielsen Bass an. Es handelt sich dabei um einen Jazz Bass mit dem Preci Body von Sandberg, der einen Singlecoil und einen Humbucker verbaut hat, aber anders, als die regulären TMs über Pickups mit kleinen Pole Pieces verfügt. Der Bass hat ein sehr tightes Low End, klingt aber etwas mehr „vintage“ als ein regulärer TM. Ebenso bekam ich den neuen VS4 Electra in die Finger. Es handelt sich um einen Precision Bass mit aktiver 2-Band Elektronik und etwas schmalerem Hals. Dieser kommt nun von einem neuen Zulieferer und ist für die Preisklasse unter 1000€ gnadenlos gut verarbeitet. Ebenso angetan hat es mir der Bass The World California II TT, eine unglaublich gute moderne Interpretation eines 70er Jazz Basses. Ein ganz großes Highlight für mich war der Sandberg California II VS4 superlight! Es handelt sich um einen extrem leichten Precision Bass, der über ein gutes Low End und ein sehr knackiges Attack verfügt. Das Besondere: Er wiegt nur rund 3kg und ist dabei extrem gut ausbalanciert. Dagegen fehlt dem Bass klanglich überhaupt nichts. Er hat knurrige Tiefmitten und seidige Tiefbässe während er ein superschnelles Ansprechverhalten an den Tag legt. Meiner Meinung nach ein sehr guter Funk-P. Das geringe Gewicht und die gute Balance wird nach Aussage von Sandberg durch das Bodyholz Paulownia (Blauglockenbaum) erreicht.
Bassisten auf der Musikmesse – Ibanez
Bei Ibanez waren dieses Jahr interessante Neuheiten zu bestaunen: Z.B. gibt es mit dem SRMS720 einen neuen Multiscale Bass mit Fishman Fluence Pickups. Diese können zu Singlecoils gesplittet werden und sorgen in Zusammenhang mit dem für einen SR recht kräftigen Hals für ordentlich Schub. Dabei ist die Fächerung mit einer Mensur von 34,5’’ – 33,5’’ nicht allzu stark und die aktive 3-Band Elektronik mit den drei „Voicing Modes“ (voreingestellte Filter) sorgt für klangliche Vielfalt. Ebenso interessant sind die neuen Bässe aus der Talman-Familie, TMB400TA und TMB405TA mit einem roasted Maple Fingerboard mit Binding und Block-Inlays sowie zwei neuen Finishes.
Markbass auf der Guitar Summit 2024
Neben einer reichen Palette an Combos aus der MB58R Serie, die sich durch ein extrem geringes Gewicht bei extrem großem Sound auszeichnet, ist die Bandbreite an angebotenen Bässen größer geworden. Begeisternd waren die Bässe aus der MB Yellow Serie: Für ca. 300€ bietet Markbass nun einfache passive Bässe an, die in ihrer Verarbeitung für diese Preisklasse phänomenal da stehen. Sie werden in knallgelbem Markbass Finish ausgeliefert und es ist ein Precision Bass, ein Jazz Bass und ein Musicmaster Bass (Shortscale) erhältlich. Ebenso überzeugen konnten mich die Bässe aus der MB F1 Navigator-Serie. Es handelt sich um einen etwas moderner gestalteten Bass mit Split Coil und Humbucker, der einen kraftvollen und tragenden Sound produziert. Dieser ist als Vier- und Fünfsaiter erhältlich. Die aktive Jazzbass Variante MB GV Gloxy ist sehr gut für 70er Jazz-Bass Sounds mit Aktivpower geeignet und hat keinen Offset Body. Das ist je nach Geschmack ein Vor- oder ein Nachteil. Die angebotenen Finishes jedoch sehen durchweg geschmackvoll aus und die Bespielbarkeit der Bässe ist ebenfalls einwandfrei. Das gilt auch für den MB RB Kilimanjaro, das „modernste“ Ende der Produktpalette. Ein moderner Bass, der sich sehr gut anfühlt und vielseitige Klänge produziert, auf jeden Fall dabei aber klanglich trägt.
Mayones auf der Guitar Summit 2024
Mayones ist eine polnische Gitarren- und Bassschmiede, die hochwertige Instrumente baut. Der Hersteller liefert mit dem Jabba 5 eine moderne Interpretation des Jazz Bass auf höchstem Fertigungsniveau. Es handelt sich um einen aktiven Bass mit einer wunderschön geflammten Decke, der sich so spielt, wie er aussieht!
Bass-Gear auf der Musikmesse – Strandberg
Ich hatte schon häufiger von den Instrumenten des schwedischen Herstellers gehört, aber noch nie die Gelegenheit, eines selbst zu spielen. Strandberg ist bekannt für seine Headless-Instrumente, die auf maximale Ergonomie und minimales Gewicht getrimmt sind. Der Bass hängt unglaublich gut am Körper und ist durch die Headless-Konstruktion ultra kompakt. Das Gewicht beträgt ca. 3kg und der Bass klingt kraftvoll. Sehr interessant ist das Halsprofil: Dieses ist asymmetrisch und verfügt über eine Art Erhöhung, die über den gesamten Hals gezogen ist. Diese liegt aber nicht in der Mitte des Halses sondern befindet sich je nach Spielposition immer dort, wo der Daumen auf der Halsrückseite Grip zum Greifen findet. Das soll dabei helfen, die Greifhand zu entlasten und weniger Kraft für das Herunterdrücken der Saiten zu benötigen.
Das gab es von Yamaha
Beim Yamaha Stand konnte ich leider nur kurz halt machen, jedoch hatte ich die Gelegenheit einen Bass der BB-Serie zu testen. Diese ist mittlerweile auch schon legendär und das zu recht! Die exzellente Fertigungsqualität von Yamaha im Verhältnis zu den Preisen ist weithin bekannt. Sehr schön bei den Bässen der BB-Serie ist die eigenständige Interpretation eines klassischen E-Bass und das passiv. Beim 5-Saiter PJ klingt der Split-Coil schön knurrig/erdig und mischt sich bei Bedarf extrem gut mit dem Single Coil. Diese Kombination gefällt mir hier besser, als bei einigen PJs anderer Hersteller. Dazu sind Optik und die angebotenen Finishes meiner Meinung nach zeitlos.
Harley Benton auf der Guitar Summit
Die Thomann Hausmarke Harley Benton hatte dieses Jahr auf der Guitar Summit einen sehr schön gestalteten und umfangreichen Stand. Neben einer riesigen Bandbreite von Gitarren wurden auch einige Bässe vorgestellt. Ich bin begeistert von der Ausstattung und Bespielbarkeit der Harley Benton Bässe. Für gnadenlos günstige Preise klingen sie extrem gut. Gerade bei den passiven Standardmodellen (Precision und Jazz) bleibt kein Wunsch offen. Ich habe einen Preci mit etwas schmalerem Hals mit Block-Inlays und Binding in der Farbe Burgundy Mist aus der Deluxe Serie gespielt und war begeistert. Ein Bass für 229€, den ich definitiv mit auf die Bühne nehmen würde!
Vincent auf der Musikmesse
Wer in der deutschen Bassszene aktiv ist, wird nicht an den Vincent-Bässen aus Hartenstein (nahe Nürnberg) vorbeikommen. Bei Vincent-Instruments trifft klassisches Bass Design auf Hightech Ingenieurskunst. So ist aus der Ferne ein geschmackvolles aber keinesfalls altmodisches klassisches Bass Design zu sehen, aus der Nähe betrachtet offenbaren sich jedoch raffinierte Konstruktionsdetails.
So kommen die Vincent-Bässe ohne einen Sattel aus. An dessen Stelle befindet sich ein Nullbund und die Nuten sind rückseitig in den Saitenniederhalter gefeilt. Ein anderes Beispiel dieser Raffinessen sind die Bohrungen innerhalb des Bodys. So entsteht ein gekammertes System, welches die Bässe leichter und ansprechfreudiger macht. Der Sound und die Bespielbarkeit sind erstklassig!
The Bace
Auch nicht zum ersten mal auf der Summit aber zum ersten mal unter meinen Fingern war die interessante Basskonstruktion „The Bace“ die optisch an eine Kreuzung von E-Bass und Cello erinnert. Der Testbass war mit einem Split Coil Pickup versehen, bundiert und hatte schon ohne Verstärker einen kräftigen akustischen Sound. Dabei war „The Bace“ angenehm bespielbar, lediglich an den tiefen Korpus musste ich mich etwas gewöhnen. Der Hersteller wirbt damit, dass das Instrument dem Klang eines Kontrabasses nahe kommt und dabei den Vorteil des Handlings eines E-Basses hat. Das trifft vor allem auf die bundlose Variante zu. „The Bace“ kann entweder aufrecht oder auch am Gurt hängend gespielt werden.
Franz Bassguitars
Eine Besonderheit auf der Guitar Summit 2024 war der Merak Shortscale von Franz Bassguitars. Dieses Instrument begeistert als völlig durchdachter Shortscale der Premiumklasse. Saitenlage und Bespielbarkeit sind phänomenal und klanglich ist eine große Flexibilität gegeben. Der Bass hat zwei Humbucker unter Chromkappen, die sich durch Push-/Pull-Potis splitten lassen. Besaitet war der Bass mit Flatwounds und liefert einen bassigen und holzigen Sound mit definiertem Attack; u.A. Sehr gut geeignet für Plektrum und Palm Mute. Definitiv ein Shortscale von Weltrang, der sicher noch in der Szene seine Kreise ziehen wird.