Tontechnik im Fernunterricht
Das HOFA-College bietet seit 19 Jahren Tontechnik-Fernkurse an. Zunächst stand lediglich ein hauseigenes Diploma auf dem Plan, mittlerweile ist auch ein Bachelor-Abschluss in Kooperation mit der Triagon Academy im Portfolio. Somit steht der akademischen Karriere nichts mehr im Wege. Mit einer fünfstelligen Zahl an Absolventinnen und Absolventen hat sich das HOFA-College zu einem größeren Anbieter gemausert und wir haben uns das College einmal näher für euch angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das HOFA-College?
- Die thematische Gestaltung des HOFA-Colleges
- Wie lange dauert ein Fernkurs am HOFA-College?
- Der Campus am HOFA-College
- Kann ich einen echten Bachelor am HOFA-College machen?
- Was kostet ein Studium am HOFA-College?
- Zielgruppe des HOFA-College
- Interview mit Jochen Weyer (Tutor und Engineer)
Was ist das HOFA-College?
Angefangen hat alles als „House of Audio“ mit klassischem Tonstudio, später auch Tonträgerherstellung in einem Industriegebiet in Karlsdorf bei Bruchsal. Neben CD und Vinyl-Produktionen bietet das Unternehmen auch verschiedene Akustikmodule an: Diffusoren, Bassfallen, Absorber etc., dafür ist HOFA sicherlich vielen unserer Lesern bekannt. Eine eigene Plug-in-Kollektion ist ebenso verfügbar, diese wird derzeit mit dem Kursangebot als Bundle mit angeboten. Insgesamt beschäftigt HOFA damit rund 80 Festangestellte.
Das HOFA-College bietet – wie auch die meisten anderen Anbieter in diesem Segment – eine individuelle Note, die es von den Marktbegleitern unterscheidet. Die ersten Bildungsangebote aus Karlsdorf waren Kurse zum Thema Tontechnik und Musikproduktion. Als klassischer Dienstleister im Bereich Tonstudio, Akustik und Tonträgerherstellung scheint das naheliegend. Diese Kurse wurden immer weiter ausgebaut und mit dem hausinternen Diploma als Abschluss versehen. 2018 kam dann ein Bachelor-Abschluss hinzu – und das alles im Fern- und Selbststudium. Dieser Bachelor-Abschluss ist vollständig anerkannt und akkreditiert, befähigt also zum Weiterstudieren.
Eine Zulassung durch die ZFU (Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht) ist mittlerweile Pflicht und so wurden auch die HOFA Kurse von der ZFU geprüft und zugelassen. Die ZFU wurde ins Leben gerufen, weil die „schwarzen Schafe“ im Fernunterricht zu stark in Erscheinung getreten sind und entsprechende „Angebote“ Kundinnen und Kunden finanziell geschadet haben. Entsprechend müssen nun alle Anbieter einer Prüfung standhalten.
Die thematische Gestaltung des HOFA-Colleges
Die Wurzeln des HOFA-College liegen ganz klar in den Kursen zur Tontechnik und Musikproduktion. Ein Blick auf das Themenportfolio zeigt das überdeutlich. Die meisten Module, Videos und Live-Streams haben Recording, Mikrofonie, technische Hintergründe, Mischung und Mastering zum Inhalt. Allerdings sind in den letzten Jahren weitere Themen zum Angebot hinzugekommen, so dass in verschiedenen Modulen u. a. auch das Thema „Producing“ beleuchtet wird. Ebenso werden die Fragestellungen rund um das Musikbusiness seit einiger Zeit behandelt. Das immer größer gewordene Thema „Game Audio“ hat ebenfalls Eingang in die Curricula des HOFA-Colleges gefunden und auch Film-Audio ist selbstverständlich Teil des Themenkanons geworden.
Sogar exotischere Themenfelder wie die Produktion von Musikvideos werden behandelt, was es den Studierenden nicht nur ermöglicht, eigene Musikvideos zu drehen, sondern auch die Arbeit mit einem entsprechenden Dienstleister ermöglicht. Zur Zeit werden bspw. auch Inhalte zum Thema Mobile Devices erarbeitet.
Wie lange dauert ein Fernkurs am HOFA-College?
Für das hausinterne HOFA Audio Diploma sind zwei Jahre als „Regelstudienzeit“ avisiert – der Lehrgang ist als nebenberufliche Weiterbildung ausgelegt und beinhaltet 97 Module. In 35 Modulen sind praktische Einreichungen mit Analyse durch die HOFA-Tutoren möglich, sechs davon sind als praktische Prüfungen verpflichtend. Dazu gibt es theoretische Prüfungen als Multiple-Choice-Tests.
Wer in Vollzeit lernt, kann es in deutlich kürzerer Zeit als 24 Monaten zum Diploma schaffen. Bis zu 48 Monate sind allerdings auch möglich, ganz nach eigenem Tempo und Gusto. Eine Verlängerung darüber hinaus für 109,- Euro pro Halbjahr ist ebenfalls möglich.
Erfreulicherweise ist das Diploma mit dem Bildungsgutschein förderbar. Dann wird allerdings von einer Vollzeit-Maßnahme ausgegangen und es stehen nur 9 Monate bis zum Abschluss zur Verfügung. Der Grund hierfür liegt allerdings auf behördlicher Seite und nicht bei HOFA. Um das Diploma in 9 Monaten abzuschließen, empfiehlt sich eine Konzentration auf die dafür verpflichtenden Inhalte. Den Teilnehmenden stehen trotzdem die vollen 24 Monate Zugriff auf den Onlinecampus zur Verfügung.
Der Campus am HOFA-College
Derzeit sind 15-20 feste Tutoren (Dozenten) am HOFA-College beschäftigt. Gast-Dozenten werden für Workshops hinzugebucht. Im Onlinecampus sind ca. 3.000 Studierende aktiv – die Zahl der Absolventen ist mittlerweile fünfstellig. Allerdings verlängern auch einige mit Diploma-Abschluss freiwillig ihren Vertrag, um weiterhin Zugriff auf den Online-Campus, Live-Streams und Workshops zu haben. Da die Inhalte laufend aktualisiert bzw. erweitert werden, wird diese Option quasi als Alumni-Netzwerk und als ständige Weiterbildungsoption angesehen und genutzt. Damit bleibt auch der Zugriff auf die Community und die Workshops vor Ort bestehen. Während Workshops in der Regel alle zwei Wochen online gehen, sind diese in Präsenz ca. 2-3 Mal pro Jahr eingeplant, in Ausnahmefällen auch öfter.
Über den Online-Campus treten die Tutoren mit den Studierenden in Kontakt. Dafür gibt es ein Nachrichten-/Chatsystem, auch zum Telefon wird gerne gegriffen. Der persönliche Support ist von Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr möglich. Neben dem Feedback zu den praktischen Aufgaben und Prüfungen können die Teilnehmenden auch eigene Produktionen einsenden und sich von den Tutoren ein Feedback abholen. Das bieten Mitbewerber in genau dieser Weise meines Wissens nach eher nicht an. Wie bereits erwähnt, ist der Diplomakurs auf 24 Monate ausgelegt. Wer die 36 oder 48 Monatsvariante bucht, zahlt über einen längeren Zeitraum den Kursbetrag und hat auch einen etwas anderen Freischaltrhythmus bei den Inhalten. Deutlich teurer wird die Ausbildung somit nicht. Die genauen Zahlungsmodalitäten finden sich auf den Seiten des HOFA-Colleges.
Kann ich einen echten Bachelor am HOFA-College machen?
Die ganze korrekte Antwort lautet: jein. Das HOFA-College ist selbst nicht als Hochschule zugelassen und kann daher keine eigenen Bachelor-Abschlüsse ausstellen. Allerdings wird mit einer Partnerhochschule zusammengearbeitet. Dieses Vorgehen wird auch Franchise-Studiengang genannt. Ähnlich verfahren auch andere Bildungsträger im privatwirtschaftlichen Bereich wie bspw. SAE (zumindest in der DACH-Region) oder die „Deutsche Pop“, die im Januar 2024 allerdings den Betrieb wegen Insolvenz einstellen musste.
Oft arbeitet man hier mit ausländischen Partneruniversitäten zusammen, aber nicht immer. Im Falle des HOFA-Colleges kommt der Bachelor of Science von der Triagon Academy (die auch selbst im deutschsprachigen Markt aktiv ist – immerhin liegen die Unternehmenswurzeln in Bayern).
Um eines direkt klarzustellen: Dieses Vorgehen ist natürlich komplett legal und akademisch nicht fragwürdig, auch wenn manche (darunter auch öffentliche) Stellen dies nahelegen wollen.
Der BA-Abschluss, um den es sich hier dreht, nennt sich Bachelor of Science (B.Sc.) in Creative Media (Audio Engineering). Das Bachelor-Topping bringt 60 ECTS. Gemeint sind hiermit spezielle Credits (ECTS steht für European Credit Transfer System), die europaweit an Hochschulen und Universitäten vergeben werden, um Abschlüsse vergleichbar zu machen. Ein ECTS-Punkt steht für ca. 30 Stunden Zeitinvestition ins Studium. Ein Bachelor mit Master ergibt 300 ECTS (mindestens/üblicherweise).
Bachelor-Abschlüsse in Deutschland beinhalten üblicherweise 120 bis 210 ECTS. Wer also über das HOFA-College bei der Triagon Academy einen BA macht, kann regulär einen Master weiter studieren, sofern die ECTS passen, aber auch da gibt es Lösungen (bspw. Brückensemester, Zusatzmodule). Der Diploma-Teil des BA-Studiums wird höchstwahrscheinlich von den meisten Bildungsträgern mit 120 ECTS bewertet werden.Das Diploma ist also die Vorstufe zum Bachelor-Abschluss (ähnlich wie das bei SAE der Fall ist) und das Diploma muss als mindestens zweijährige Variante studiert werden. Das sind Vorgaben seitens der Hochschule. Der HOFA-Kurs wird als Basic-, Pro- und Diploma-Version angeboten. Für den Bachelor ist selbstverständlich das volle „Audio Engineering Diploma“ Voraussetzung.
Was kostet ein Studium am HOFA-College?
Die Frage der Kosten ist bei privaten Studiengängen und Ausbildungen immer eine zentrale Frage. Zwar sind die gleichen Studiengänge und Ausbildungen bei staatlichen Trägern meist ungleich teurer (Musterrechnungen ergeben Werte zwischen 4 und 8 Mal so teuer – je nach Universität und Fachrichtung), das trägt jedoch die Gemeinschaft der Steuerzahlenden. Private Bildungsträger muss jeder und jede direkt selbst aus eigener Tasche bezahlen.
Das Diploma schlägt – je nach Bezahlmodell – mit knapp 6.000,- Euro zu Buche. Der Bachelor, den das HOFA-College in Kooperation anbietet, belastet das Budget dann nochmal mit weiteren ca. 7.800,- Euro (je nach Zahlungsmodell, inkl. Aufnahmegebühr). Mit dem derzeit angebotenen Rabatt können Diploma und Bachelor zusammen für gut 12.500,- finanziert werden.
Mit diesen Preisen ist das HOFA-College im unteren Mittelfeld vergleichbarer Anbieter anzusiedeln. Im Hinterkopf dabei sollte aber immer mitschwingen, dass es keine regulären Präsenzveranstaltungen gibt.
Zielgruppe des HOFA-College
Gestartet ist das HOFA-College klar als Bildungsangebot für den Hobbyisten. Auch bereits Vorgebildete, die eigene Skills vertiefen wollen, standen dabei im Fokus. Mittlerweile hat sich das Angebot zu einer vollwertigen Ausbildung als Fernstudium gemausert. Die Kommunikation der Studierenden untereinander steht dabei ebenso im Fokus, wie das Feedbackgeben der Dozierenden. Genügend Kommilitonen zum Vernetzten sollten sich finden lassen, denn nach eigenen Angaben ist jährlich eine vierstellige Anzahl von Personen im Online-Campus zugegen.
Das HOFA-College zeichnet klare berufliche Perspektiven der Absolventen auf. Einige finden Arbeit im Live-Bereich (vornehmlich Theater etc.) oder auch in Synchron- und Sprachstudios. Einige Absolventen sind mittlerweile auch im Game-Audio-Markt aktiv.
Interview mit Jochen Weyer (Tutor und Engineer)
Wir haben mit einem der Tutoren des HOFA-Colleges, Jochen Weyer, über seine Sicht auf das Bildungsangebot und seinen Weg in die Branche gesprochen.
Florian:
Hallo Jochen. Wie lange bist Du schon in der Audiobranche tätig und wie lange davon bei HOFA?
Jochen:
Seit 1994 bei HOFA, vorher bereits als Bandmusiker in Kontakt mit Recording/Musikproduktion.
Florian:
Bist Du damit der Erfahrenste im Team des HOFA-Colleges?
Jochen:
Die längste Berufserfahrung hat definitiv Jochen Sachse, der seit der Gründung 1988 als Geschäftsführer und Audio Engineer tätig ist. Insgesamt haben wir eine ziemlich gute Mischung aus erfahrenen „alten Hasen“ und jungen Kollegen, die auch für neuen Input sorgen.
Florian:
Welche Ausbildung bzw. welches Studium hast Du selbst?
Jochen:
Ich kam über die Musik zur Tontechnik. Als Kind und Jugendlicher hatte ich eine klassische Klavierausbildung und habe mich dann hobbymäßig der Musikproduktion angenähert. Learning by doing. Hätte es damals schon Internet gegeben, hätte mich das Audio Diploma sicher interessiert 😊
Florian:
Was liegt Dir mehr von diesen Tätigkeiten?
Jochen:
Beides (Tutor und Engineer) gleich gern. Beim HOFA-College machen wir ja auch viel „klassische“ Studio-Arbeit etwa beim Produzieren von Tutorials und Workshops oder der Content-Erstellung. Und es macht einfach auch Spaß, Wissen weiterzugeben.
Die Arbeit für das College nimmt mittlerweile den größeren Raum ein.
Florian:
Wen möchtet ihr – aus Deiner persönlichen Sicht – mit dem Studium ansprechen?
Jochen:
Das ist breit gefächert und reicht von Neueinsteiger:innen, die sich für das Thema interessieren bis zu denen, die eine Karriere in der Musikbranche ins Auge fassen. Ganz viele unserer Kursteilnehmenden sind sicher solche, die ihr Hobby auf einem höheren Niveau ausführen wollen, aber nichts dagegen haben, wenn sich daraus auch eine berufliche Perspektive entwickelt.
Florian:
Wie gestaltet sich aus Deiner Sicht der Alltag der Studierenden?
Jochen:
Das ist sehr vielfältig. Durch die flexible Struktur können sich die Lernenden ihre Zeit selbst einteilen. Viele machen die Kurse berufsbegleitend und befassen sich in ihrer Freizeit mit den Lerninhalten und den praktischen Übungen. Das sieht dann bei jedem unterschiedlich aus, weswegen wir die Kurse ja auch in unterschiedlichen Längen anbieten. Außerdem kannst du einfach und kostengünstig deinen Kurs verlängern, wenn die Zeit doch nicht reichen sollte. Umgekehrt kann man aber auch den Kursverlauf „beschleunigen“, wenn man mehr Zeit zur Verfügung hat.
Florian:
Wie läuft ein Fernstudium im Audiosektor ab?
Jochen:
Flexibel (schmunzelt). Die Möglichkeiten des Online-Campus erlauben den Lernenden eine sehr freie und individuelle Gestaltung des eigenen Studiums. Gleichzeitig sind unsere Tutoren und das Support-Team an 5 Tagen in der Woche von 9–19 Uhr für die Teilnehmenden da – und diese Möglichkeit wird per Telefon, Chat und Mail auch gerne genutzt. Auch bei den Live-Streams wird rege kommuniziert.
Florian:
Wie haltet ihr es mit den Prüfungen?
Jochen:
Wir unterscheiden zwischen theoretischen und praktischen Prüfungen. Die theoretischen Prüfungen sind Multiple-Choice-Tests zur Wissensabfrage, für die jeweils eine Stunde Zeit ist (und wiederholbar sind).
Die praktischen Prüfungen sind unserer Meinung nach ausschlaggebender – hier kommt es auf die Skills in dem jeweiligen Bereich an. Verpflichtend sind dabei 5 Mixing- und eine Mastering-Aufgabe. Man kann sich aber auch viele zusätzliche Zertifikate mit weiteren Einreichungen erarbeiten.
Florian:
Wie geht ihr als Tutoren damit um, dass jeder Teilnehmende ein anderes Studio mit anderen Sequencern (DAW) und anderer Akustik hat?
Jochen:
Unserer Meinung nach kann man mittlerweile sehr gut mit Kopfhörern arbeiten – da gibt es von verschiedenen Herstellern Modelle, mit denen man beim Mischen und Mastern (und beim Lernen) sehr gute Ergebnisse erzielen kann. Wer aber trotzdem mit Lautsprechern arbeiten möchte, bekommt von uns viele Tipps – auch zum Thema Raumakustik.
Für viele Punkte ist die verwendete DAW nicht ausschlaggebend – in weiten Bereichen sind sich die DAWs ähnlicher, als man manchmal denkt; da lässt sich vieles übertragen. Für die relevanten Unterschiede haben wir aber auch Kollegen im Haus, die Fragen zu speziellen DAWs beantworten können. Gleichzeitig geben wir für die wichtigen DAWs zu Beginn einen Einstieg in relevante Techniken und Workflows, damit alle Teilnehmer:innen über ein grundlegendes Fundament ihres Sequencers verfügen.
Florian:
Wie gut funktioniert aus Deiner Sicht der persönliche Austausch mit den Teilnehmenden via Internet und Telefon?
Jochen:
Wir haben viele unterschiedliche Kanäle, mit denen Tutoren und Studierende miteinander kommunizieren können. Dazu gehören die schon angesprochenen Chats, Mails und Telefonate, aber auch die Live-Streams und Präsenz-Workshops. Zudem sind auch unser Forum und seit diesem Jahr auch unser Discord-Server gute „Treffpunkte“.
Florian:
Hast Du noch Kontakt zu Ehemaligen?
Jochen:
Natürlich nicht zu allen – aber ja, es gibt durchaus Absolventen, die man auch nach Jahren noch kennt und wiedersieht. Einige von ihnen sind mittlerweile selbst aktive Engineers oder Producer und haben bei uns auch schon Workshops gehalten.
Es gibt auch etliche „Wiederholungstäter“, die einen früheren Kurs belegt haben und dann einen weiteren, neuen Kurs absolvieren. Und wirklich klasse finde ich, dass mittlerweile auch schon die zweite Generation am Start ist. Einige unserer Teilnehmenden machen den Kurs, weil schon ihre Eltern bei uns waren. Das ist schon großartig, wenn ich sowas mitbekomme.
Florian:
Wie viele der Absolventinnen und Absolventen nutzt das erworbene Wissen konkret beruflich?
Jochen:
Ich weiß von etlichen Absolventen und Absolventinnen, die in der Branche arbeiten. Aber es gibt natürlich auch fließende Übergänge – auch in anderen Berufen lässt sich tontechnisches Wissen und eine grundlegende Medienkompetenz sinnvoll einsetzen.
Florian:
Wie hoch ist der Frauenanteil unter den Studierenden und unter den Tutoren?
Jochen:
Da hat sich in den vergangenen Jahren etwas bewegt. Auch wenn der Anteil noch geringer ist, steigt die Zahl von weiblichen Studierenden stetig an.
Florian:
Was war bzw. ist Dein persönliches HOFA-College-Highlight bisher?
Jochen:
Für mich persönlich war die Arbeit an der im letzten Jahr veröffentlichen neuen Kursversion mit vielen neuen Inhalten und neuem Campus eines der großen Themen der letzten Jahre. Ansonsten sind es die Kontakte mit unseren Studierenden, die etwa bei Präsenz-Workshops entstehen, die jedes Mal kleine „Highlights“ setzen.
Puhhh, dass muss man sich wirklich gut überlegen. Meine persönliche Erfahrung ist, dass bei privaten Studiums der Erfolg, bzw. überhaupt mal ein einigermaßen passender Job eher ausbleibt. Machbar eigentlich nur mit A) Sehr gutem Abschluss und B) Schon vor dem Studium eine gute Möglichkeit zu haben und reichlich Vitamin B. Der Traum sein Hobby zum Beruf zu machen geht sehr oft schief. Selbst in YT habe ich zum Thema schon Videos entdeckt die das bestätigen und man sollte zusätzlich schon einen wirklich dicken Geldbeutel haben. Das abstottern wird danach zur Herkulesaufgabe (nicht bei gutbetuchten Eltern). Weiter entfernt ist die Tatsache, dass 90% technisches erklärt wird und weniger gelernt wird, Musik wahrzunehmen und zu verstehen. So! Genug gemeckert! Aber ich wollte realistische Chancen erklären weil bestimmt viele damit nicht rechnen! Am besten ist der Mut zur Selbständigkeit nach dem Studium und sich einen Namen in der Szene erschaffen. Wenn das Studium dazu helfen kann, dann ist das eine super Sache! Genau so sollte es sein meiner Ansicht nach.
@Filterpad Sehe ich ähnlich. Viel Geld für einen Abschluss, der in der Branche eher belächelt wird.
Ich habe jetzt keine Hofa Absolventen direkt kennen gelernt, aber bei einem Diplom vom „großen Bruder“ SAE war wenigstens für Live-Jobs das Diplom eher das Todesurteil.
Manche haben es „trotzdem“ geschafft.
Tontechnik ist, wie von der KSK so anerkannt, ein künstlerisch-technischer Beruf. Wem die Musikalität fehlt, dem ist auch mit aller technischen Schulung nicht viel mehr beizubringen, als dass es für einen Job im Konferenzzentrum reicht.
Ich würde eher raten zum eigenen Interessenthema 1-2 Praktika zu machen und sich dann individuell weiterzubilden. Das dürfte wesentlich profitabler und günstiger sein und schafft auch gleich wichtige Connections..
@Armin Bauer Absolut!
@Filterpad Mmmhhh…
Ergo: Wir alle schwitzen und arbeiten dabei evtl. hart. Der Lohn ist bestenfalls, wenn wir uns selbst so entwickeln können/dürfen/wollen, dass wir andere (auch jenes, uns fremde Vitamin „B“) als Bereicherung und nicht als Belastung sehen/hören können.😇
Es ist anscheinend eine komplexe Rechnung, die man aufstellen muss, um am Ende im Plus zu bleiben.😱
Okay, dann fang ich doch mit nem Pferdehof und dem Reiten an… 🫣
Machen wir uns nix vor: (Musik)Kultur ist ein hohes (und teures) Gut, von dem wir jetzt noch die Früchte ernten. Wer ohne Anstrengungen sein Leben bestreiten kann, lebt aus meiner Sicht nicht auf dem mir bekannten Planeten Erde.😢
Ich mache Musik, weil ich Spaß daran finde, es meinen Geist bereichert und andere sagen, es tut ihnen gut. Ja, Geld verdiene ich mehr als ich bekomme! Das reicht mir vorerst.😬👍
@Filterpad Teils, teils. Wie in vielen Berufen, die spezielle Fähigkeiten erfordern, ist der Weg in Sachen Tontechnik nicht festgeschrieben. In der Veranstaltungstechnik ist die Ausbildung zum Veranstaltungstechniker noch relativ jung. Viele der Ausbilder haben selbst gar keine „richtige“ Ausbildung in dem Bereich, sondern 25+ Jahre Berufserfahrung plus Ausbildereignungsprüfung. Die späteren Gesellen sind auch keine Spezialisten, sondern Allrounder. Ebenso im Tonstudio. DIE Ausbildung gibt es nicht. Es gab mal die berühmte Schule für Rundfunktechnik in Nürnberg sowie das Toningenieur-Studium in Düsseldorf. Prima, wenn man in die Entwicklung oder zum Rundfunk wollte. Abgelöst wurde das durch den Mediengestalter Bild & Ton, der als Ausbildung von den Rundfunkanstalten selbst angeboten wird. Und es gab noch das künstlerisch orientierte Tonmeisterstudium in Detmold und Berlin. In diese Lücke ist damals die im Ausland sehr erfolgreiche SAE gesprungen und hat zur Hochzeit der Studios in Deutschland die erste Pop-orientierte Ausbildung im Tonstudio angeboten. Für viele Absolventen kamen die Eröffnungen der Filialen in Deutschland aber zu spät, da bereits das Homerecording digitalisiert und sehr erschwinglich wurde und MP3 das Ableben der physischen Tonträger einläutete. Mit Eurodance, Techno und EDM veränderte sich zudem die Chart-Musik extrem. Tonstudios wurden reihenweise geschlossen und man musste sich als Freelancer herumschlagen.
@Markus Galla Deutschland war aber zu der Zeit nicht gerade als das Freelancer-Paradies bekannt. Viele hat das abgeschreckt. Ich habe 1997 an der SAE meinen Abschluss gemacht und später Musik studiert.
In meinem Jahrgang aus fast 100 Studenten haben 12 das Diplom erhalten. Bestanden war eine Klausur mit Noten besser als 3.0. Das galt auch für das Diplom. Der Unterricht in Theorie war heftig, die Klausuren auch, die im Falle des Diploms aus hunderten von Fragen bestanden, für deren Bearbeitung pro Frage Sekunden blieben, wollte man alle beantworten.
Ich habe unzählige Bänder zerschnitten, um Maxi-Versionen aus mehreren Songs gehörsmäßig nach einer Vorlage auf Kassette zu erstellen. EQs und Kompressoren eingestellt, sodass meine Übung klanglich der Vorlage entsprach. Unzählige Stunden mit dem Golden Ears-Programm und gefiltertem Rauschen auf Kopfhörern verbracht und die veränderten Frequenzen notiert, mit MIDI am NuBus Mac in Logic und mit AKAI Samplern und JV1080 verbracht und Songs nachproduziert, Werbespots mit vier Spuren ProTools (der neueste Schreib damals) produziert und Stunden am Amek-Pult mit VCA-Automation und Studer 2“ Maschine verbracht. Mit Sounddesigner wurde gemastert. Stundenlang wurde mikrofoniert.
In meinem Musikstudium habe ich in mehr Semestern nicht halb so viel gelernt.
Einen Job als Angestellter findet man damit aber nicht.
@Markus Galla Genau diese Illusion wird aber von vielen Schulen erzeugt, insbesondere durch die neuen Bachelor und Master Abschlüsse.
Das ist das eigentliche Problem.
Du bist in mindestens 90 Prozent der Fälle Freelancer und musst ums Überleben kämpfen. Einige schaffen es, andere nicht.
Im Veranstaltungsbereich kann man eher Jobs als Veranstaltungstechniker finden, aber auch hier machen die meisten interessanten Jobs die wenigen Freelancer, die sich ihre Position hart erarbeitet haben.
@Markus Galla 😲 Wahnsinn! Respekt!
@Markus Galla Sehr gut auf den Punkt zusammengefasst.
Ich persönlich würde jedem jungen Menschen, der in die Musikbranche will, die Ausbildung zum Veranstaltungstechniker empfehlen.
In einem guten Betrieb ist man nach 3 Jahren fit und praxistauglich und die Leute werden momentan gesucht.
KundInnen fürs Tonstudio findet man m.E. nicht durch ein Abschlußzeugnis, sondern durch Referenzen und „sich-in-der Szene-einen-Namen-machen“…ist jedenfalls meine Erfahrung mit Leuten, die professionelle Studios betreiben.
Trotzdem gibt es gute Gründe, einen HOFA-Kurs zu belegen.
Ein Freund hat da sehr positive Erfahrungen gesammelt und mit dem Erlernten zwei echt gute CDs für seine Band aufgenommen und gemischt.
@Markus Galla Die Schule für Rundfunktechnik habe ich damals aufgesucht, da ich zufällig gegenüber zur Schule ging und mich das Thema dermaßen fasziniert hatte. Leider hat man mich abblitzen lassen. Angeblich gab es zu meiner Zeit über Jahre hinaus keine Fördergelder mehr. Das ist aber schon gut 30 Jahre her.
@Markus Galla Du beschreibst denselben Effekt, den man auch in der Informatik kennt. Vor 35 Jahren war das ein Teilbereich der Mathematik, die Professoren waren bestenfalls technisch interessiert, Ausnahme vielleicht Elektrotechnik an der RWTH. Diese zogen sich Mathematiker heran, die irgendwie Informatik-Kurse belegt hatten und ihrerseits eine Professur bekamen. „Echte“ Informatiker, die von diesen mathematischen „Hobbytüftlern“ ausgebildet wurden, gibt es erst seit Ende der 90er Jahre. Deren Wissen mit altgrafischen Benutzeroberflächen, C++ und vielleicht schon Java ist heute schon antiquiert. Seitdem gibt es unzählige IT-Berufe, die alle daraus entwachsen sind und gleiches Wissen ohne Bachelor-Abschluss praxisnah vermitteln. Irgendwo hat schließlich alles mal angefangen. ;)
Ich bin einer jener Absolventen und ich habe genau das bekommen was ich wollte. Ich habe gelernt mit den Werkzeugen sinnvoll (!) zu arbeiten ( EQ, Comp, räumliche Komponenten) und genau zu hören. Ich kann vernünftige Mixes für meine Band erstellen, die vom mastering Engineer dann auch als solche bezeichnet werden. Ich arbeite an einem Gymnasium und kann dort im musisch kreativen Zweig dieses Wissen auch bei Live sowie Recordingprojekten weitergeben. So gesehen war das Bildungskarenzjahr gut investierte Zeit bei Hofa. Dass man mit SAE und Konsorten mehr Chancen in der immer engeren Musikindustrie hat, glaube ich schon, allerdings gibts sehr viele Fälle wie mich für die das Angebot bei Hofa sehr gut passt. Und es hat ja immer noch jeder selbst in der Hand was er aus einem Angebot macht. Angst vor jemandem, der mich belächelt hab ich schon lange keine mehr.
@Bave the Dutcher Insbesondere für Lehrer, die immer mehr mit Aufgaben aus der Tontechnik, sei es für Veranstaltungen oder für Studioprojekte, konfrontiert werden, ist so etwas wie HOFA super. Ich habe z. B. ein gut besuchtes Webinar für Lehrer in Sachen Mischpulte für den Lugert-Verlag gehalten. Auch Amazona wird von einigen Lehrern gelesen, wie ich immer mal wieder an Zuschriften per Email feststelle.
Ich will im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen, da habe ich mir Einiges vorgenommen, u. a. Weiterbildung in Sachen Recording, Mixing, Mastering (Hobby). Dazu will ich auch den Audio-Basic-Kurs belegen. Dümmer wird man dadurch sicher nicht.
Ein Verwandter von mir hat etliche HOFA-Kurse belegt und betreibt ein mobiles Recordingstudio. Das läuft inzwischen ganz gut, reich wird er dadurch natürlich nicht.
kurz zur person: ich habe vor vielen jahren medientechnik studiert, und ich prüfe seit vielen jahren mediengestalter bild und ton sowie musikfachwirte.
zwei sachen halte ich bei allen ausbildungs- und studiengängen (ob frei oder staatlich) für wesentlich:
1 – bildung schadet nie, egal woher. wer sich weiterbildet, wird mehr erfolg haben.
2 – aber: ein abschluss ist nur so viel wert wie die nachfrage nach ebendiesem abschluss. wer meint, ein zertifikat oder diplom würde türen öffnen, sollte vorher an diese türen klopfen und mal nachfragen. oft ist das leider nicht der fall.
Ich kenne jemanden, der bei der IHK unterwegs ist und sich mit solchen Bildungsmaßnahmen auskennt. Ich habe ihn mal zu seiner Sichtweise gefragt, er hat nur gelacht: „Was glauben sie, wie viele solcher Angebote es gibt, da erkaufen sie sich ein Zertifikat, das am Ende nicht viel Wert hat“. Ich bin da noch eingeschrieben, habe inzwischen aber keine Zeit mehr dafür und konnte die theoretischen Prüfungsteile jedoch abschließen. Das ist nämlich kein Problem, denn fällt man durch, wiederholt man sie einfach so oft, bis die Antworten passen. Man bekommt am Ende schließlich auch gezeigt, was falsch war, mehr muss man dazu nicht wissen. HOFA hat einen guten Ruf und stellt Wissen strukturiert dar, dann kann man aber auch schon einen Punkt machen. Talent lässt sich eben nicht lehren, entweder man hat es oder eben nicht.
@Stephan Merk Sorry, das ist mir zu gatschig. Es ist richtig dass man die schriftlichen Prüfungen wiederholen kann, die praktischen aber nicht, und auf die kommt es an. Eingereichtes Audiometerial wird analysiert und auf die Erfüllung der gestellten Aufgaben überprüft, und darauf kommts ja an, nicht auf den multiple choice murx.
Und man kann noch so viel Talent zum Schwimmer haben, wenn du nie schwimmen lernst, säufst du ab.
Ich habe vor ca. 15 Jahren auf der Sae gelernt. Da ich sehr kompetente Dozenten hatte und die Sae stark Praxis orientiert ist (Neve 88RS!), habe ich dort alles gelernt, um mir Dinge der Audiowelt zu erklären, wissenschaftlich nachzuvollziehen und natürlich zu praktizieren. Mit eingeschlossen: Mein Lernwille und Motivation. Das war für mich ein Quantensprung und ich profitiere mein ganzes Leben davon. Mein Bachelor habe ich dort nie gemacht, da ich für mich alles beantwortet und alles „nicht entdeckte“ in den kommenden Jahren selbst gelernt habe…. Im Übrigen: Fernstudium finde ich nicht gut.