Meilensteine der elektronischen Tanzmusik
Step back in time
Frankfurts Geschichtsbeitrag zur modernen elektronischen Tanzmusik müssen wir an dieser Stelle nicht erläutern. Der Beitrag war so groß, dass es zum Label Sound of Frankfurt reichte. Das Besondere am Sound of Frankfurt war jedoch seine stilistische Bandbreite. Von Disco bis Club. Von Techno bis Trance. Von Jazz bis Dance. Omnipräsent in TV, Radio und auf Festivals.
Inhaltsverzeichnis
Eine weitere Besonderheit Frankfurts war die Lage der Clubs innerhalb des Stadtzentrums. Alle Clubs waren oder sind noch fußläufig von der Hauptwache zu erreichen und existieren teilweise unter anderem Namen weiter. Wir lassen das Dorian Gray und das Cocoon hier außen vor. Mehr dazu in den O-Tönen von Alex Azary.
Um Clubs in FFM soll es heute allerdings nicht gehen, sondern um das MOMEM, das erste Museum für MODERN ELECTRONIC MUSIC, direkt in Frankfurt an der sogenannten Hauptwache.
MOMEM, Museum Of Modern Electronic Music
Bevor wir das MOMEM zu einem Rundgang betreten, stellen wir kurz dessen Entstehungsgeschichte vor. Die initiale Idee geht auf Andreas Thomalla und Alex Azary zurück und datiert auf das Jahr 2011. Die erste öffentliche Ankündigung fand im Rahmen der Musikmesse 2015 statt. 2018 fand die erste Realisierung als Popup-Museum statt. Covid bremste das MOMEM-Projekt etwas aus. Im April 2022 fand die große Eröffnung mit Sven Väth statt. Und hier bebte „Das Loch“ und die Zeil. Als „das Loch“ bezeichnet der Frankfurter eben dieses, welches die Hauptwache darstellt. Halt ein Loch. Und eben in diesem Loch hat das MOMEM nun seine Heimat gefunden. Und es hat sich in der Frankfurter Museenlandschaft etabliert, wobei man in Frankfurt und der Frankfurter Politik noch nicht ganz realisiert hat, was man hier für ein Juwel hat.
Allerdings ist das MOMEM zwar nun ein Museum, aber eben nicht im klassischen Sinne. Hier ist dies eine Metapher für einen Ort der Begegnung und des Austausches, des Miteinanders und auch des Lernens. Ein Raum für alle, wie Alex Azary später noch erläutern wird. Man spricht hier miteinander, nicht übereinander. Auch das ist Frankfurt, mittendrin, statt nur dabei.
Das funktioniert, weil die Macher des MOMEN nun auch Urgesteine der Szene sind und wissen, was sie tun und dies auch umsetzen und hier auch durch lokale Künstler, Grafiker, Kuratoren unterstützt wurden und werden. So wie bei der aktuellen Ausstellung „MILESTONES“.
MOMEM: Die Ausstellung „Milestones“
„MILESTONES“ sind hier die Meilensteine von DJs und Performern aus den letzten Jahrzehnten der elektronischen Tanzmusik. Diese präsentiert der entsprechende Künstler in Form eines Aushanges mit seinem Konterfei. Die Auflistungen und Banner sind hier allerdings nicht chronologisch oder als Chart sortiert, sondern analog zu Bannern als Labyrinth. Diese Metapher hat ihren Reiz. Da alle Tracks angehört werden können, kann man für seine Favoriten voten. Noch steht Frankfurt ganz vorne. Aber dies wird sich ändern, die Ausstellung wird laufen, durch neue Playlisten und Banner ergänzt. Am Ende werden die Votings und die Ausstellung sich komplett verändert haben. Quasi „Circle of Life“.
Menschen und Maschinen
Auf der anderen Seite werden aber auch die Menschen und die Technik präsentiert. Die Menschen in Form von Bild und Videoinstallationen, hier dann passenderweise in Form eines Auditoriums im Club. Und immer dabei die Musik. Hier über Kopfhörer zum Mitwippen, Mittanzen. Rumstehen.
Und eben auch die Technik und das Arbeitsumfeld eines DJs und vielleicht auch Producers. Hier als DJ-Booth mit 1210er als Wheels of Steel, der Motor für die Meilensteine. Oder auch CDDJ.
Und natürlich auch Vintage-Gear, eine Auswahl an Maschinen, mit denen man diese Musik macht. Hier sei auch auf das Jahresprogramm des MOMEM verwiesen. Hier finden regelmäßig Workshops statt, in denen Wissen vermittelt wird und in diesem Rahmen wird es dann auch immer wieder Live-Sets und Live Auftritte geben, so zum Beispiel einen Moog Workshop mit einem Model D.
Generell wird hier kein Schwerpunkt auf das Gear gelegt, sondern eher auf die Musik, das Werk. Hier ist die Musik der Protagonist. Musik als Träger von Ideen. Natürlich wird diese von Menschen gemacht und natürlich gibt es „Stars“. Aber es wäre dann wirklich museal, wenn das MOMEM-Team diese „abfeiern“ würde. Das würde der Idee des MOMEM als Raum für den „Klang der Familie“ widersprechen. Natürlich sind Talla 2XLC, Sven Väth die Forerunner. Aber Frankfurt und das Rhein Main besteht nicht nur aus ihnen.
Musikalische Meilensteine
Und dem wird in dieser Ausstellung auch Rechnung getragen, hier finden sich die Playlists von Klassikern wie Carl Craig neben Anja Schneider und Miss Kittin. Oder Laurent Garnier und Tiefschwarz neben dem frischgebackenen Grammy-Gewinner Purple Disco Machine.
Und diese Playlist sind dann alles andere als auf ein Genre fixiert, was für den Autor auch eben immer einen guten DJ ausmacht. Vielfalt tanzbar gemixt. Und das funktioniert im MOMEM sehr gut.
Die Leute werden dort abholt, wo sie stehen. Der eine Besucher wird Aha-Erlebnisse haben, Besucher, die elektronische Tanzmusik nicht kennen, holt man auch ab. Highlight sind sicher die Voting-Stationen, der Autor hat für die üblichen Verdächtigen gevotet.
The Age of Love, Good Life, Higher State of Consciousness, String of Life, Pacific State. ZTT muss dabei sein. Sorry. Wofür man dem Team um Alex Azary dankbar sein muss, dass sie es geschafft haben, einen Raum zu schaffen, der als Museum, Begegnungsstätte und Club funktioniert.
Ebenso für die Beharrlichkeit dieses Projekt anzugehen und umzusetzen, was in Frankfurt alles andere als einfach ist.
Ausstellung Synthesizer und Drumcomputer
Gearheads und Freunde von Vintagegear werden sicherlich bemängeln wollen, dass die Synthesizer, Sampler und sonstige Maschinen nicht im Mittelpunkt stehen. Sondern sich in einer Ecke des Museums verstecken. Das MOMEM ist ja nun nicht das Deutsche Museum und die Ergebnisse der Arbeit mit den Maschinen sind ja hörbar.
Hier ist allerdings die Zusammenstellung schon interessant. Da finden wir ein Roland Space Echo, direkt daneben den Prophet-5 und einen Minimoog.
Über der M1 liegt ein JD-800 und irgendwo mittig der SH-101. Und etwas abseits ein D-50 und über ihm ein Juno-106. Und eine Hoover Maschine wurde auch gesichtet. Und natürlich auch die 808, 909 und des Autors Favorit, die 707. Auch das ist irgendwo Frankfurt und der Sound der Stadt von Haudruff bis entspannte Chillout-Beats.
Und das spiegelt sich hier in der Technik wider. Der Ansatz, eben nicht die Kultmaschinen in den Mittelpunkt zu stellen, funktioniert. Generell ist das MOMEM eben nicht nur noch ein Museum in der Frankfurter City. Es ist eben auch ein Ort des miteinander Redens und des Austauschs. Wir finden hier sowohl Themen wie Quo Vadis Clubkultur und Innenstadtbelebung. DJ-Workshops oder thematische Workshops wie „IN THE LOVE FOR MOOG – GRUNDLAGEN DER ANALOGEN KLANGERZEUGUNG – WORKSHOP“. Oder Filmscreenings.
Hier kann und wird das MOMEM Akzente und Farbtupfer setzen. Also, wer nach FFM fährt, macht einen Abstecher ins MOMEM.
Und gerne kann das MOMEM-Team die Nacht der Museen und das Museumsuferfest am Main aufmischen.
D 50 und Juno 106 als Classic Couple. Y Not? Zumindest keine schlechte Wahl. Viel häufiger war das Duo S1000/1100 und Microwave in den 90ern anzutreffen. Galt natürlich nur für die, die die niedrig 5-stellige DM Marke erreichen konnten. Fragt mal Kurt (Ader), der damals in F verkaufte.
Da steht meine M1 in der Vitrine, da steht meine M1 in der Vitrine!!! *freu* 🤪
(Bild-Unterschrift: »Dance2Trance«, unten rechts im Bild)
Gut, es ist natürlich nicht meine M1 … die steht hier neben mir, wurde mit einem OLED-Display gepimpt und auch ansonsten auf »neu« und verlässt mich garantiert nicht. Aber es erfüllt mich doch mit Stolz (irgendwie). 😃
@Flowwater Da steht mein JP-8000 in der Vitrine, da steht mein JP-8000 in der Vitrine!!! *freu* 🤪
(Bild-Unterschrift: »Dance2Trance«, oben links im Bild) 😂
@Filterpad LOL 😁
Cool…das Momem entwickelt sich…..top sind die vielen Seit Veranstaltungen wie ZB „Welcome to the Robots“ mit Raphael Krickow, wo man auch tatsächlich einige Techno Größen antreffen und plaudern konnte wie ZB Talla. Finde das einen guten Mix mit den Club Fotos, hab sogar meine Ex darauf entdeckt (haha). Die Playlisten der Djs sind auch interessant, sind teilweise schon bei Spotify eingepflegt. Einige der Djs kannte ich zwar nicht, ist dann wohl eher so ein Insider Ding. Und einige Frankfurter der ersten Frankfurter Techno Generation fehlten ( Uli Brenner, Michael Münzing, Bijan Blum , Markus Löffel (R.i.P) und Thorsten Fenslau (R.i.P), das wäre aber sicher alleine eine Ausstellung wärt, der Anfang des Techno in FFM und anderen Städten.
Klasse das jetzt auch Instrumente gezeigt werden, die CR-78 & das Space Echo hätte ich am liebsten direkt mitgenommen…… Wär cool wenn sich demnächst ein Hersteller finden würde, das man auch mal an Instrumenten rumdaddeln könnte (Roland? Korg?Pioneer?) die hätten dann auch Werbung…..vielleicht auch Behringer…die sind nicht so teuer wenn Sie kaputt gehen haha…ich fand den Eintritt ok und angemessen…toll wäre wenn die Stadt hier etwas entgegen kommen würde um den Eintriitt etwas zu reduzieren…Hab meinen Rundgang mal gefilmt, falls man das hier verlinken kann: https://www.youtube.com/watch?v=rQaPgGd1a-U&t=16s
@the_sequencer Für Talla ist das sein drittes Wohnzimmer. Wenn ich ihn da mal erwische gibts ein Interview. Die Playlisten sind nicht statisch und werden wachsen, es werden noch mehr Milestones kommen. Der Grund es so aufzuziehen ist recht einfach, aus Sicht des DJ die persönlichen Milestones zu wählen, ist schon nicht einfach. Das Fenslau, Löffel und andere fehlen ist auch klar. Ihre Meilensteine kreisen vom Himmel herab oder als kosmische Schwingungen.
Museum, naja, da bin ich gespalten.
Um die Instrumente ist es irgendwie etwas schade, selbst wenn die nicht funktionieren würden, kann man ja reparieren.
Waldorf Microwave 1 ist für Frankfurt essentiell.
@anselm Moin, das MOMEM ist kein klassisches Museum. Ich hab so empunden, ein Ort der Begegnung, Ort der Musik und des Austausches. Die Instrumente sind Leihgaben. Insofern ist das verständlich, dass man die hinter Glas packt. Dafür entschädigt das MOMEM dann mit Workshops und Liveperformances, wo diese Geräte zum Einsatz kommen. Ich hatte mich während des Besuches mit einigen jüngeren Menschen unterhalten, der Tenor war zum grössten Teil, Fruity Loops, Ableton, irgendeine DAW. Würde man ein anno Tabak Heimstudio mit Atari, Mixer und Tapedeck und Hardware Synths hinstellen gäbs erst mal grosse Augen.
@TobyB Als Fruity Loops kennt FL Studio aber auch keiner unter 40, so jung waren die dann wohl nicht ;)
Ich weiss, dass der Name des Museums vom Omen inspiriert wurde.
Aber ändert doch bitte den Titel von MOMEN zu MOMEM. 🙂
Danke
@MPC-User Ich musste die drei N auch erstmal mit STRG F suchen ;) Wird korrigiert. Danke dir!
@TobyB Ein kleiner Reminder zum ändern des Titels von Momen zu Momem 😎
Mich hat das MOMEM leider gar nicht abgeholt. Im Rahmen der Langen Nacht der Museen wollte ich meinen Kindern zeigen was so meine musikalischen Wurzeln sind. Aber ein neben einer Armee von Kopfhörern, aus denen kontinuierlich die gleichen Stücke kommen, gab es nichts, was die Musik, die Stilrichtungen, Einflüsse, Erläuterungen zu den klassischen Hymnen erklärt hätte. Auch die Instrumente stehen ohne irgendwelche Erläuterungen oder Hörpoben einfach nur in der Vitrine. Für Liebhaber ein nettes DejaVu, aber es wirkt auf mich wie eine Selbstbeweihräucherung. Den Rezensionen auf Google nach scheint das aber nicht nur mir so zu gehen. Dieser Artikel erläutert eigentlich schon alles was es dort zu sehen oder hören gibt – für mich eher enttäuschend wenig. Da finde ich viel mehr Infos hier bei Amazona oder Wikipedia.
Die „Begegnungen“ kann ich nicht beurteilen – das wäre schon nochmal interessant gewesen, mit den Stars der 90er sich zu unterhalten.