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Report: Musicpark Leipzig 2019, die neue Messe für Musiker

Ein Rückblick auf die neue Musikmesse in Leipzig

6. November 2019

Am 01.11.2019 schickte mich die AMAZONA.de Redaktion zum Musicpark nach Leipzig. Darauf freute ich mich und war gespannt, wie die das dort wohl aufziehen, denn es ist der erste Musicpark überhaupt. Und überhaupt war ich von der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt so dermaßen enttäuscht, dass es mich regelrecht nach anderen Musikmessen gelüstet.

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Um gleich mit der Studiotür ins Mischpult zu fallen: Zukünftig gehe ich nach Leipzig statt Frankfurt. Auch wenn es logischerweise am allerersten Tag einer allerersten Messe publikumsmäßig noch nicht der Overkill war: Es war gut, es war richtig schön! Und falls die Messe nächstes Jahr wieder stattfindet (was ich hoffe), dann solltet ihr euch die Messe rot im Kalender anstreichen. Wenn, aber das folgt dann weiter unten.

Es hat zwar nur indirekt mit unser aller Lieblingsthema „Musik“ zu tun, aber da ja so gut wie alle Musikschaffenden auch Ästheten sind, möchte ich euch zu Beginn ein wenig die ansprechende Architektur der Messe präsentieren.

Für mich persönlich war der Beginn etwas holprig, denn ich kam am Parkplatz am Osteingang an, konnte mich aber dort nicht akkreditieren und musste dazu zum Congress Center am anderen Ende des Messegeländes laufen. Dort angekommen wollte man meinen Personalausweis, der aber im Auto lag: Beim Parkplatz Osteingang.

Dickes Lob an die netten Mädels von der Bearbeitungsstelle, die mein flehender Hundeblick sogleich in den Erbarmen-Modus umschalten ließ und die mir dann auch ohne den Lebensberechtigungs-Lappen einen Presseausweis um meinen Hals hängten.

Dann mal hinein ins Getümmel?

Definitiv nein, denn ich war bereits um kurz nach 10 Uhr auf der Musicpark und da war alles noch relativ ruhig. Ich sage bewusst „relativ“, denn es hatten durchaus schon einige Interessenten den Weg zum Musicpark Leipzig gefunden. So hatte ich aber auch meine Ruhe, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen: Schöne hohe Hallen, viel Tageslicht von oben und durch die Seitenfronten, eine gute Akustik. Das fiel mir sofort positiv auf.

Gegen Mittag/Nachmittag wurden die Besucher merklich zahlreicher und es war eine bunte Mischung aus Jung und Alt. Wer die doch eher nüchtern und sehr „businessmäßig“ aufgezogene Frankfurter Musikmesse kennt und sich dort manchmal (so wie ich) etwas fehl am Platze vorkommt, wird sich in Leipzig wesentlich wohler fühlen.

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Kurz nach der Öffnung war noch alles leer, das sah allerdings später anders aus.

Die Hallen 2 und 4 waren die angesagten und so ging ich mal flugs durch. Flugs stimmt eigentlich nicht, denn durch ein sehr geschicktes Konzept bleibt man dauernd irgendwo stehen. Die Unterteilung nach verschiedenen Instrumentengattungen ist weit weniger strikt als z. B. in Frankfurt und so schaut man sich auch gerne mal etwas an, was nicht unbedingt das eigene Metier betrifft.

Gleich zu Anfang stolperte ich quasi in den Stand von Böhm Orgeln (früher „Dr. Böhm“) hinein und ich war voll erstaunt, denn ich wähnte die Firma schon lange im Verdauungstrakt des Insolvenzverwalters. Weit gefehlt …

Die Orgeln klingen wunderbar und erinnerten mich stellenweise stark an die Orgelsounds, die früher Adi Zehnpfennig mit seinen Zauberhänden so erstklassig performt hat. Die Instrumente selbst wirken aber alles andere als altbacken und es gibt sie vom einmanualigen, transportablem Keyboard über 2-manualige Modelle bis hin zur dreimanualigen Superorgel.

Den größten Stand hatte augenscheinlich Yamaha. Die hatten aus ihrem Musikinstrumenten-Bereich einen guten Querschnitt nach Leipzig mitgebracht. Auch Yamaha hatte alles so vorbereitet, dass die Interessenten sich in größerer Anzahl ein Instrument nehmen konnten, um an einem Workshop teilzunehmen. Besonders beeindruckend war der E-Drum Workshop, wo wirklich eine kleine Horde menschlicher Klopfgeister gleichzeitig an den DTX-Drumsets loslegen konnte.

Gleich nebenan war Casio mit einem Stand seiner Digitalpianos vertreten, die von einer verdammt guten Sängerin/Keyboarderin vorgeführt wurden.

Besonders schön zu sehen waren die vielen Musikinteressierten, die ohne Hemmungen und Schranken die Musikinstrumente antesten konnten. So wie dieser junge Queen-Fan, der sich voller Inbrunst an der „Bohemian Rhapsodie“ versuchte. Kleine Anmerkung am Rande: Das Bier am Klavier ist ein Fake, nur billige Deko aus Plaste. Nicht dass es noch heißt, auf der Musicpark werden Jungendliche zum Bierkonsum verführt …

An jeder Ecke des Musicpark Leipzig wurden Workshops aus den verschiedensten Bereichen angeboten und es war für jeden Interessierten etwas dabei. Aufgrund der gelungenen Durchmischung der Themenbereiche hat sich bestimmt der eine oder andere auch mal einen Workshop „reingezogen“, der ihn nicht direkt betroffen hat.

Es waren auch einige Stars in Leipzig, hier z. B. Midge Ure, der sowohl als Solokünstler als auch als Mitglied der Band Ultravox sowie Mitinitiator des Band Aid-Projekts bekannt geworden ist. Es gab auf dem Musicpark eigene Stände mit rotem Teppich davor für die Autogrammstunde der Stars. Das hatte direkt etwas von Hollywood.

Audio-Technica, Neumann/Sennheiser und Shure waren auch da …

…sowie Marshall und andere Größen der Gitarren-Fraktion.

Aus meiner Ecke waren auch Leute da: Claus Freudenstein mit den von ihm entwickelten Minibässen (damit Kinder problemlos Kontrabass spielen lernen) und die zwei „griabigen“ Bayernschädel von der Fa. Miraphone aus Waldkraiburg und der Fa. Buffet Crampon aus Geretsried.

Überhaupt war sowohl Blech- wie Holzgebläse gut vertreten auf dem Musicpark Leipzig.

Keyboardlos war die Messe aber beileibe nicht, auch Dexibell hatte einen eigenen Stand.

Aber großes „aber“, meine sehr geehrten Verantwortlichen. Wo sind die Synthesizer, der ganze elektronische Krimskrams, der ebensoviel  Freude macht wie Drums, Gitarren, Gebläse? Das habe ich schwer vermisst, denn wenn Leipzig schon als quasi „Full-Range-Messe“ auftreten will, kann man diese Sparte nicht einfach weglassen. Da gibt es mittlerweile so viel Material, dass man locker eine weitere Halle damit bestücken könnte. Das sollte unbedingt 2020 berücksichtigt werden, denn sonst lohnt sich ein Besuch für sehr, sehr viele AMAZONA.de Leser nicht wirklich.

Auch ein bisschen Studiotechnik gehört hier her. Vielleicht nicht gerade die 200000 Euro Neve oder SSL, aber ein wenig gute Homerecording-Hardware wie Software. Inklusive Workshops dazu, so wie es die Musicpark Leipzig bei den Instrumenten ja sehr schön vorgemacht hat.

Okay, schauen wir uns nun weiter auf der Messe um.

Zwischen allem Ausgestellten immer wieder Bühnen mit Livemusik.

Und sehr viel akustisches Schlagwerk:

Quasi als musikalischen Aufhänger marschierte diese Bläsertruppe immer wieder mal durch die Gänge und – die waren echt gut! Swing und Dixieland auf hohem Niveau, die Jungs machten echt Laune und es blieben dann auch immer etliche Leute für diese Darbietung stehen.

Die persönlichen Begegnungen sind stets ein Highlight auf den Messen. So sprach mich ein AMAZONA.de Leser (Stefan aus Potsdam) an, der mich erkannte und mir mitteilte, wie gerne er meine Testberichte liest, auch seine Kumpels. Also so was geht runter wie Augustiner Edelstoff!

Meinen Freund Ricco mit Sohn aus dem Erzgebirge traf ich hier auch zufällig, keiner wusste vom anderen, dass er in Leipzig auf der Musicpark ist.

Dass er hier ist (am Stand von Just Music), wusste ich auch nicht: Korgs Nummer-Eins-Vorführer Jürgen Sartorius.

In diesem Bereich mit der sinnigen Bezeichnung „Room of Doom Amps“ musste euer Onkel Sigi tief Luft holen, denn in diesem Live Stage Bereich waren die Bässe so ultratief, dass meine Pumpe schon knapp am „Alarm“ brüllen war. Nun ja, ich bin halt schon alt.

Die Mucken drinnen waren schon klasse, aber dieser Mörderbass trieb mich schnell wieder hinaus.

Es waren einige Hersteller nur indirekt über die hier anwesenden Musikversender bzw. Musikhäuser vertreten. Auch Thomann hatte einen Stand, einen sehr kleinen zwar, aber mit den originellsten Sitzmöbeln für Musiker, die ich bislang kenne. Der „Marshall“ ist übrigens ein Kühlschrank.

Die musikalischen Events waren schon bemerkenswert. Ich war ja nur am Eröffnungstag dort, aber bereits da wurde den ganzen Tag an jeder Ecke etwas aufgeführt. Für einen schnellen Equipment-Wechsel gab es rollende Bühnen, die dann flugs in die Schallkabinen hineingerollt wurden.

Die Box schließlich von innen

Auch nicht ganz unwichtig ist das leibliche Wohl. Und hier haben sich die Stände, die sich innerhalb des ganzen Geschehens befinden, von Onkel Sigi wirklich ein Lob verdient. Besser kann der Kaffee nicht schmecken und was für Kuchen.

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Fazit

Mein persönliches Fazit:

Der Musicpark in Leipzig könnte sich zukünftig als eigenständiges Highlight des Jahres für den aktiven Musiker/begeisterten Amateur etablieren. Könnte.

Wenn sich zukünftig noch mehr namhafte Hersteller einfinden und die elektronische Musiksparte nicht völlig außen vor bleibt, denn Synths und Co. habe ich wirklich vermisst auf dieser Messe. „Fullrange-Messen“ haben bestimmt nach wie vor ihre Berechtigung, aber dann darf eben ein wichtiger Bereich nicht komplett fehlen.

Ansonsten war die Mischung aus Instrumentenbau aus der Region mit überregionalen und internationalen Firmen gekonnt umgesetzt und hat mir richtig Freude gemacht. Ohne große Berührungsängste haben sich hier die Leute unterhalten und ausgetauscht, weil die gesamte Atmosphäre entspannt und einladend war.

Das Konzept ist vom Prinzip und Ansatz her richtig gut, es wirkt beinahe schon familiär, es ist alles nicht so nüchtern und sachlich wie in Frankfurt. In Leipzig steht ganz klar das Heranführen an die Musik bzw. die Weiterbildung im Fokus. Es ist eine attraktive, unhektische Messe für den musikalisch tätigen Endverbraucher, also uns.

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Forum
  1. Profilbild
    Rob.D.N.

    Sieht verdammt leer aus auf allen Bildern. War da wirklich was los… hab auch im Netz gar nichts Positives gefunden. Habe eigentlich gar nichts gefunden … auch vorher nicht. In einschlägigen Magazinen oder Foren war da nur tote Hose. Für den Neustart einer Messe ein Armutszeugnis. Werbung ist mir auch nirgendwo aufgefallen. Hat jetzt nicht den Eindruck gemacht, als wenn die da richtig Wirbel machen wollten. Noch dazu ist die Tasten- und Synthfraktion extrem kurz gekommen. Haben die den Schuss nicht gehört. Schön das es Unmengen an Blechbläsern zu sehen gab… aber mal ganz ehrlich… eine Füllrange-Messe darf doch nicht sooo einseitig sein. Bin froh, dass ich nicht vor Ort war!!!

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      AMAZONA Archiv

      @Rob.D.N. Robocop11: „Sieht verdammt leer aus auf allen Bildern. War da wirklich was los…“
      So leer wie es auf den Bildern aussieht war es auch tatsächlich. Wir waren zu zweit unterwegs und hatten, inklusive gelegentlichen Tests des ein oder anderen Instruments, die Messe in zwei Stunden abgefrühstückt. Die restliche Zeit bis unser Bus zurück nach Berlin ging haben wir genutzt um uns das schöne Leipzig anzusehen (mein Begleiter hatte die Stadt noch nie gesehen).

      Ich hoffe, dass es nächstes Jahr – so es denn dazu kommen sollte – besser wird. Ein Ersatz für die Musikmesse ist es jedenfalls bei weitem nicht.

    • Profilbild
      earl75 AHU

      @Rob.D.N. Einen einstündigen Bericht eines „Influencers“ gibt es mittlerweile auf YouTube und er äußert sich – obwohl anscheinend vom Veranstalter eingeladen – auch über die Übersichtlichkeit des Events, speziell auch bzgl. des für Ihn relevanten Angebotes im Bereich Gitarren.

  2. Profilbild
    Skbernie

    Also ich war am Samstag da und hab die ganze Angelegenheit als durchaus positiv empfunden. Die Synthesizer Fraktion hab ich allerdings auch sehr vermisst. Außer einem Dave Smith Synth und dem neuen Fantom auf dem Musikhaus Korn Stand war da nix. Also da geht mehr. Bin am Samstag dann gegen Mittag weg und da war die Hütte voll. Ich würde sagen das sollte man wiederholen und aus den Fehlern (Marketing) lernen.

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @Skbernie Das klingt doch toll. Dann ist die Musicpark wahrscheinlich keine Eintagsfliege – was sicher begrüßenswert wäre. Nach meiner Meinung kann es nicht genügend Events geben, bei denen sich Musiker kennenlernen. Eigentlich sollte sowohl für Musikmesse und musicpark der Markt groß genug sein.

  3. Profilbild
    mdesign AHU

    die musikmesse in frankfurt ist eine messe für den handel – dessen bestellungen bezahlen das ganze. oder auch nicht, das wird sich in den nächsten jahren vollends herausstellen.

    dass eine musikmesse allein für consumer wie der musicpark tatsächlich genügend return generiert, um sich langfristig zu halten, wage ich zu bezweifeln. ganz besonders, da das einzugsgebiet um leipzig rein quantitaiv auch deutlich übersichtlicher ist als zB berlin, das ruhrgebiet oder eben rheinmain.

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @mdesign Nur zur Info: Als ich in den 90igern noch für AKAI arbeitete, war die Musikmesse tatsächlich eine order-Messe. Der Umsatz auf der Musikmesse mit speziellen „Messeangeboten“ hatte für Vertriebe und Hersteller einen enormen Anteil am Jahresumsatz. Das ist heute längst nicht mehr so.Ganz im Gegenteil, fast in allen Branchen haben die Messen ihren klassischen B2B-Charakter verloren. Business im Sinn von Umsätzen, wird heute nur noch selten auf messen generiert. Der Mehrwert für Aussteller ist heute n erster Linie die Kundenfrequenz. Ist eine Messe z.B. so stark frequentiert wie die Superbooth, zieht das auch die Aussteller an.

  4. Profilbild
    vssmnn AHU

    Schön, endlich wieder eine MusikER-Messe für Musiker
    Das Studiogedöhns kann gern draussen bleiben, kann man auf Messen eh nix mit anfangen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @vssmnn Als Musiker und Besitzer eines recht umfangreichen Home-Studios interessieren mich die Studio-Geräte nicht viel weniger als die Musikinstrumente. Für mich geht beides Hand in Hand. Und wenn die Geräte so angeschlossen sind, dass man sie auch testen kann, kann man auch auf Messen etwas damit anfangen.

  5. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Danke für den schönen Bericht, aber noch eine Anmerkung zu Dr.Böhm: Doch, die gibt es tatsächlich quasi durchgängig, verantwortlich zeichnet inzwischen die Firma Keyswerk aus Minden oder Bad Oeynhausen. Wie die allerdings überleben können, verstehe ich ehrlich geschrieben nicht, habe sie auch noch nie auf der Musikmesse gesehen, vermutlich aber teilweise übersehen. Die Instrumente sind wie die Wersi OAX-Systeme allerdings unerschwinglich und eher ein ganz spezielles Premium-Segment, das hier bedient wird. Eigentlich schade, war die Heimorgel doch mal ein regelrechtes Volksinstrument gewesen.

  6. Profilbild
    Musiker Lanze

    Mensch Siggi… Schade, dass Du am Freitag dort warst. Hätte Dich gern getroffen… Naja…, vielleicht bist Du ja nächstes Jahr wieder auf meinem Musikertreffen dabei.

    Mir persönlich hat es auf der Messe sehr gut gefallen. War komplett entspannter als auf der FFM.
    Was mir besonders gut gefallen hat… Man konnte alle Instrumente ausprobieren und auch die vielen Workshops und Sessions fand ich super.
    Ich hoffe im Nächsten Jahr ist dann auch Korg noch mit dabei. Und ich wünsche mir, dass auch in Sachen Homerecording, PA, Mixer etc. dann dort mehr gezeigt wird.

    Ich bin auf jeden Fall 2020 wieder dort.

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