Musikmesse E-Orgeln
E-Orgeln auf der Musikmesse – alte Tasten neu aufgelegt
Nord
Im Amazona-Gespräch war Tomas Johansson, Produktmanager von Nord.
Amazona.de:
Einige Hersteller bringen Orgeln im alten Stil, aber mit digitaler Technologie heraus. Was bietet Nord auf diesem Sektor an?
Tomas Johansson:
Wir benutzen schon seit einigen Jahren die Physical Modeling Technologie, um den Orgelsound wieder aufleben zu lassen. Unter Orgel verstehen wir die alte Tonewheel-Orgeln und auch die Transistor-Orgeln wie die Farfisa- und Vox-Orgeln. Für die klassischen Pfeifenorgelsounds verwenden wir Samples, für die Sounds von elektronischen Orgeln nehmen wir Physical Modeling. Die Piano-Sounds basieren auch auf Sampling. Wir haben zwei Serien: sie Nord-Electros und die Nord-Stage-Serie.
Amazona.de:
Braucht man einen speziellen Orgellautsprecher, oder tut es eine normale PA-Box?
Tomas Johansson:
Man braucht keinen speziellen Lautsprecher, weil wir schon eine Speaker-Emulation eingebaut haben. Auch den Leslie-Sound mit rotierenden Lautsprechern haben wir emuliert.
Amazona.de:
In welcher Preisregion sind diese Geräte angesiedelt, wenn man das mal mit den üblichen Keyboards vergleicht?
Tomas Johansson:
Ich kann nichts Konkretes über die Preisgestaltung sagen, da ich hauptsächlich in der Produktion beschäftigt bin, aber vielleicht kann ich folgendes anmerken: Wir bauen Instrumente für den praxisorientierten Musiker, der seine Musik auch vor Publikum spielen will. Daher verwenden wir Stahlchassis und andere für diesen Zweck geeignete Technologien. Vielleicht ist unser Produkt aus diesem Grunde etwas teurer als das anderer Hersteller.
Amazona.de:
Welche Zielgruppe haben Sie mit ihren Keyboards im Auge?
Tomas Johansson:
Unser Hauptziel ist die Herstellung von Instrumenten für den Musiker auf der Bühne. Aber ich weiß, dass natürlich auch viele Musiker die Instrumente im Studio verwenden, einfach weil sie den Sound mögen.
Amazona.de:
Wo ist der Sitz von Nord?
Tomas Johansson:
Nord befindet sich in Schweden, also nicht weit weg von Deutschland. Ich habe ungefähr zweieinhalb Stunden gebraucht, um hierher zu fliegen. Deutschland ist für uns ein wichtiger Markt – es ist einer der größeren Märkte in Europa und hat auch weltweite Bedeutung. Ich bekomme eine Menge Feedback von deutschen Nutzern, die unsere Produkte mögen.
Amazona.de:
Wie ist es bei Ihnen persönlich, würden Sie gern eine alte schwere Hammond-Orgel haben oder lieber eine digitale Orgel, wie sie heute gebaut werden?
Tomas Johansson:
Wenn ich Organist wäre, würde gern beides haben, beide Typen haben ihre Qualitäten. Wir haben in unserer Fabrik einige alte B-3s. Das sind wunderbare Instrumente, die kann man aber nicht mit auf Tour nehmen, man müsste dafür fünf zusätzliche Roadies bezahlen.
Die Soundbeispiele der Nord-Orgel wurden von Bernd Wurzenrainer eingespielt.
Die Nord-Produkte werden in Schweden überwiegend in Handarbeit hergestellt. Die Nord C2 hat zwei Manuale mit je 61 Tasten, ist vollpolyphon und wiegt 16 kg. Anschließen kann man u.a. ein MIDI-Basspedal, USB-Geräte und ein Lautstärkepedal. Der Sound ist rund und perfekt, auch in den Höhen klingt die Orgel angenehm ohne jegliche digitale Schärfe. Das Gehäuse hat rechts und links Seitenteile aus Holz und erinnert so etwas an die gute alte Orgelzeit. Nord hat außerdem eine Lizenz erworben, die Sounds des legendären Mellotrons zu sampeln und bringt 68-Mellotron-Klänge als Library für die Nord Keyboards heraus.