Musikmesse 2010 Keys
Die Musikmesse 2010 ist da und Ostern naht. Deswegen hat Amazona sich schon mal auf musikalische Ostereiersuche begeben. Was wir gefunden haben, lesen Sie hier im ersten Teil des Messeberichtes. Die meisten Preise und Veröffentlichungstermine waren korrekt zum Zeitpunkt des 24. März. Änderungen bis zur tatsächlichen Auslieferung sind jedoch wahrscheinlich.
Bitte beachten Sie auch die Verweise auf die YouTube-Videos am Ende des Artikels.
Elektron – OKTAGON
Elektron, die durch ihre Produkte Monomachine und Machinedrum ihre eigene Nische unter den Klangerzeugern besitzen, haben nun ihr neustes Produkt enthüllt. Es heißt Octatrack und ist ein Live-Performance-Sampler und Sound-Mangler. Es kann mit Samples alles das machen, was Machinedrum nicht kann. Während Machinedrum auf die Sequenzierung von One-Shot Samples ausgelegt ist, verarbeitet Octatrack Samples als Loops, denen Pitch oder Time-Shift nichts mehr anhaben können und die immer im Sync bleiben, egal was geschieht. Und alles geht in Echtzeit, auch das Aufnehmen und Speichern auf Compact Flash Card und das Weiterverarbeiten und Arrangieren im optimierten Sequencer. Samples können auch über USB2.0 geladen werden. Zum Sampeln stehen vier Ausgänge und zum Abspielen vier Eingänge zur Verfügung. Der Sequencer verarbeitet, wie der Name des Gerätes verrät, acht Stereotracks, die mit zwei individuellen Effektböcken pro Track belegt werden können. Das Gerät soll im Juni für ca. 1200 Euro zu haben sein.
Mellotron – MELLOTRON Chamberlin (digital)
Bleiben wir noch etwas in Schweden. Mellotron präsentierte uns das nun fast fertige Modell des Mellotron Digital Chamberlain. Mellotron warten nun lediglich nur noch auf den neuen leistungsstärkeren Prozessor, der im April geliefert werden soll. Danach soll dann das Instrument in Produktion gehen. Der Verkaufspreis wird bei ca. 1800 Euro liegen. Das Klangarchiv wird durch Mellotron mit der Zeit stark erweitert werden. Die Welt braucht mehr Mellotrone!
Waldorf – PPG WAVE V3
Ziemlich unerwartet präsentierte uns Waldorf am Stand eine ALPHA-Version der Neuauflage ihres PPG Wave Plug-ins. V3 wird alle Klangmodelle der Vorgänger enthalten, sodass fließend zwischen den „schön schlechten“ PPG Waves des Originals und den späteren Modellen umgeschaltet werden kann. Außerdem werden viele neue und ALTE Sounds mitgeliefert werden. Der Preis wird bei 150 Euro liegen, und es wird KEIN Upgrade von der Waldorf Edition geben. Wir sind schon mal gespannt. Wolfram Franke stelle eine Veröffentlichung in sehr naher Zukunft in Aussicht.
X0Xsource – X0X0X-Box
Das amerikanische Open Source Project stellt abseits vom Trubel ihre TB303 Weiterentwicklung vor. Das heißt, der Klang ist gleichgeblieben, davon sind X0Xsource so überzeugt, dass die nebendran gleich eine originale TB303 stellten, sodass man den direkten Vergleich machen konnte.
Die X0X0X-Box basiert auf den im Internet zu finden Open Source Schaltplänen, die von (nun graduierten) MIT-Studenten entwickelt wurden. Die Schaltungen benutzen gleichfalls viele der raren Bauteile, die auch in der 303 zum Einsatz kamen. Das macht das Produkt nicht gerade zum Schnäppchen, liegt aber mit 575 Euro nicht mal auf halber Höhe der alten TB303, die inzwischen meist nur noch in bedenklichen Zuständen zu haben sind. Hinzukommt ist noch, dass der Sequencer stark verbessert wurde und ein DIN-MIDI-Trio das Backpanel ziert. X0Xsource sind dabei keineswegs die Alleinverteiber oder Exklusiventwickler der Box. Jedoch arbeiten sie hart an ihrer Reputation als zuverlässiger Lieferant für fertig zusammengebaute X0X0X-Geräte. Das hier vorgestellte Kistchen wiegt nicht besonders viel, obgleich es wesentlich größer als das Original ist. Beim Bedienen macht sie jedoch einen guten Eindruck und ist auch gut verarbeitet. Auf jeden Fall eine echte Alternative zum Original. Zu haben ist das Gerät über Ebay.
Eigenlabs – EIGENHARP
Die Eigenharp ist wohl das zur Zeit ambitionierteste Unternehmen, ein Musikinstrument der zukünftigen Art zu bauen. Prinzipiell ist die Eigenharp ein Sample-Player, aber mit hochgradig sensiblen Controllern bestückt. Drucksensitive Tasten, Breath- und Ribboncontollern und ohne verschachtelte Menüführung und trotzdem ein flexibles Multiinstrument. Zu haben ist es ab ca. 500 Euro für das kleine Einsteigermodell Pico, während das große 1,23m lange Topmodell Alpha bei 5000 Euro liegt. Ein neues Mittelklassemodell Tau für ca. 2000 Euro wurde auf der Messe vorgestellt. Es verfügt über die Möglichkeiten des Einsteigermodells, hat aber die Größe de Topmodels. Während Alpha Rechner unabhängig betrieben werden kann und auch Sampling und Loop-Playback beherrscht, sind Tau und Pico auf einen Apple Mac angewiesen, der die Klangerzeugung für sie übernimmt. Die Eigenlabs-Software kann SoundFont2-Formate verarbeiten. Doch auch an den Einsatz als ultraflexibler MIDI-Controller wurde gedacht. Es stehen einem also alle beleibigen Softsynths als Klangerzeuger zur Verfügung. Ein wirklich wunderschönes, hochwertig gearbeitetes Ausnahmeinstrument.
Reactable Systems – REACTABLE
Ein anderes Ausnahmeinstrument, der Reactable, hat es auch zur Produktreife geschafft. Für den knackigen Preis von 10000 Euro erhält man einen modularen VA-Synthesizer, der an Style kaum noch zu überbieten ist – mit dem sogenannten „Tangible Interface“, d.h. soviel wie optische Erkennung von echten physikalische Objekten, die als Symbole zur Klangkontrolle interpretiert werden, im Gegensatz zu einem Touchscreen, das lediglich die Berührung interpretiert. Im Falle des Reactables sind das handliche Acrylquader. Es könnten aber genauso gut verschiedenförmige Tupperdosen sein.
Man legt also bestimmte Formen auf die Oberfläche, und der Synthie dahinter reagiert entsprechend. Es gibt Objekte für Oszillatoren, Rauschgeneratoren, LFOs und Filter. Es gibt Bausteine mit Logikfunktionen und Bausteine für Samples. Jeder, der in seiner Kindheit mit Bauklötzen gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen. Es gibt auch im Open Source / DIY bereich schon recht gute Software für „Tangible Interfaces“.
Radikal Technologies – ACCELERATOR
Weitaus klassischer gibt sich RT mit dem neuen VA-Performance Synthesizer Accelerator. Der 8-stimmig polyphone Synthie bietet 3 Oszillatoren pro Stimme. Die Wellenformen können stufenlos übergeblendet werden. Dazu kommen noch Zeit-, Linearitäts- und Phasenmodulation sowie Ringmodulation. Weiterhin stehen 6 Hüllkurven und 4 LFOs zur Verfügung. Es gibt zwei seriell/parallel schaltbare Multimode-Filter pro Stimme mit einer Flankensteilheit von 12 und 24 dB/Okt. Neben den üblichen Nettigkeiten wie Stepsequencer, Arpeggiator, Modulationsmatrix, Multimode (Dual, Split, Performance) und zwei unabhängigen FX-Einheiten, besitzt der Accelerator einen 3D-Neigungssensor zur Soundmodulation. Wie dieser eingesetzt werden soll, bleibt der Fantasie des Benutzers überlassen, da der Synthie weder über Tragegurt noch SteadyCam-Befestigungsmöglichkeit verfügt. Und zum Herumfuchteln ist das Gerät zu schwer und unhandlich. Kein Gimmik ist hingegen die Klangerzeugung, die durch Floatingpoint-Berechung einen höheren Dynamikumfang haben soll als andere Synthies. Egal wie, aber das Teil drückt ordentlich auch im direkten Vergleich mit den danebenstehenden Moogs – und das will was heißen. Außerdem ist der Accelerator noch mit einem DSP-Board für zusätzliche Stimmen erweiterbar. Erhältlich sein wird er ab Juni.
AKAI – SYNTHSTATION
Ein im wahrsten Sinne des Wortes kleines Kuriosum stellte AKAI mit der Synthstation vor. Das ist ein Qualitativ durchaus gutes 25 Tasten Keyboard speziell für Apple iPhone und iPod Touch. Das Keyboard dient als Dock für das Handheld. Auf dem iTouch selber läuft dann die Synthie-Software, die an Features durchaus den großen Produkten paroli beten kann. Die umfangreiche Klangerzeugung mit
drei Oszillatoren, Filtern, Hüllkurven, Mixern, vier FX-Einheiten, Stepsequencer, Rhythmus-Editor lässt eigentlich keine Wünsche offen, eine echte Klangworkstation eben. Die Tochterfirma Ion, die auf der Consumer-Ebene Produkte vertreibt, wird ein ähnliches Produkt herausbringen. Dies wird im Unterschied zur Synthstation aber nur ein Preset-Klangerzeuger sein, ohne die komplexen Funktionen der großen AKAI Schwester.
Verlassen wir erst einmal die Klangerzeuger und kommen zu den MIDI-Controllern. WIDI – WiFi über MIDI – ist im Kommen – von den Chinesen.
CME – X8 / XU
CME hatte stellte auf der Messe zwar nur Prototypen hinter Glas vor, aber man darf gespannt sein. Das CME XU und das WIDI-X8 sind WiFi MIDI-Inrterfaces, die auf 80 Meter Entfernung innerhalb der üblichen MIDI-Latenzen operieren sollen. Es ist ein Duplex-Interface mit DIN In und Out Buchsen sowie USB Anschluss, an denen die MIDI-Geräte angeschlossen werden. Der WIDI-XU ist ein „USB-Stick“ für den Computeranschluss. Ausgereifte Fehlerprotokolle sollen ein stabiles Timing-Verhalten gewährleisten. Bleibt nur zu hoffen, dass da einem kein X für ein U vorgemacht wird.
Der CME Bistream war ebenfalls nur als Prototype zu sehen. Aber das Aussehen lässt einiges hoffen. Auch die Verarbeitung sieht im Original vertrauenserweckend aus – und viele Regler sind immer gut. Bleibt noch abzuwarten, wie flexibel das Bitstream wirklich ist.
Ansonsten gab es bei CME hauptsächlich Produkt-Updates in poppigen Farben. Endlich mal was anderes als weiß, silber und schwarz!
Hangzhou_Aierke_Elektronics / WORLDE – Leopard, KS-, Panda-Serie
Eine chinesische Delegation stellte die Leopard-Serie vor. Ein WiFi-MIDI-Interface, bestehend aus USB-Stick für den Rechner und einer batteriebetriebenen Duplexeinheit mit 1×1 MIDI DIN In/Out für die MIDI-Geräte. Das WIDI-Interface ist USBClass-Compliant, sodass auch Softsynths problemlos mit jedem MIDI-Controller betrieben werden können und keine weiteren Treiber nötig sind. Dabei soll die Latenz unterhalb von 10 Metern besonders gering sein.
Neben ein paar schönen E-Pianos stellte Hangzhou noch einige MIDI-Controller in verschiedenen Größen vor. Die KS24-, KS49- und KS61-Serie ist dabei die Einstiegsserie, während die Panda-Serie mit ausgewachsenen Controll-Funktionen und Rhythmus-Pads ausgestattet ist. Das Panda100 zielt hingegen ganz klar in Richtung Akai.
Die halbgewichteten Keyboards fühlten sich alle sehr wertig an und hatten auch eine schöne Verarbeitung.
Auch die kleinen EASYFADER, EASYPAD und EASYKEY machten einen vernünftigen Eindruck. Die Pads hatten allesamt zwar einen guten harten Druck, aber die weiche Gummierung scheint weniger praktikabel zu sein. Für eine Testfahrt würde ich mir die Controller gerne einmal näher betrachten.
Preise oder Termine standen noch nicht fest.
Teil 2 des Messeberichts wird in Kürze folgen. Dort werden wir u.a. zeigen, was Korg und Roland zu bieten haben.
die hangzhou EASYFADER, EASYPAD und EASYKEY sehen aus wie die korg nanokey, nanopad und nanocontroll. mich interessiert sowas kleines für unterwegs. da wär ein direkter vergleich von beiden firmen angebracht, was die bedienung, funktionen und preis angeht. und ich muss sagen das easykey sieht von der tastatur besser aus wie das nanokey (das nanokey hat so gummitasten).
und die Panda-serie wurde wohl deutlich von M-Audios Axiom Pro inspririert. Nicht nur im Autobau nehmen sie sich optisch nahe am Plagiat Vorbilder
So ganz verstehe ich Waldorf nicht. Anstatt den Largo weiter zu entwickeln um z.B. neue Filtermodelle oder auch einen Wavetableditor zu bringen werden alte Kammellen wieder aufgewärmt.
Anstatt weitere Eisen im Softwarefeuer zu haben soll sich Waldorf auf nur ein einziges Produkt konzentrieren? Das verstehe wiederum ich nicht. Der PPG ist klanglich und konzeptionell weit genug weg, um eine Daseinsberechtigung zu haben. Mich interessiert er wegen der Emulation digitaler Härte um Längen mehr, als der Weichspüler Largo.
@XCenter Waldorf hätte mehr Eisen im Feuer wie z.B. der Stromberg von dem man wohl nichts mehr hören wird. Außerdem gibts es ja schon ein PPG Plugin von Waldorf. Den Waveterm per Software zu emulieren ist natürlich keine schlechte Idee zumal es damit endlich Möglich wäre eigene Wavetables zu kreiren. Ob es sinnvoll ist Aliasingproduzierende Oscylatoren zu programmieren um den „echten“ LoFI PPG-Klang zu erhalten wird wohl erst ein Test an den Tag legen
irgendwann gibt es dann wohl auch mal einen chinesischen Synthesizer
…. übrigens „Advanced Hyper Control“ haben diese Keyboards auch …. wäre echt dreist wenn es ein Plagiat ist
und ja, Waldorf …. ein Update für den Blofeld gibts wohl nicht?
Den alten PPG Wave V2 gibt es schon lange nicht mehr. Außerdem war das PlugIn längst in die „Tage“ gekommen. Nun wurde es neu programmiert, mit den Vorteilen und Unzulänglichkeiten des Originals. Auch die Waveterm-Zusatzfunktionalitäten sind super, haben sie doch bisher gefehlt.