Their Mortal Remains
Hand aufs Herz: Wer hat es nicht im Plattenschrank stehen, dieses sagenumwobene schwarze Album mit dem Prisma, dessen Brechkraft den weißen Lichtstrahl in alle Farben des Regenbogens bricht? Wer hat nicht mindestens einmal in seinem Leben das Gitarrensolo von „Another Brick in the Wall“ auf der Luftgitarre mitgespielt? Der Aura von Pink Floyd kann man sich, auch als Nicht-Fan, nur schwer entziehen. Die einen, weil sie Teil der Generation sind, deren psychedelische Erinnerungstrips durch die Musik von Pink Floyd wie von kaum einer anderen Band repräsentiert werden, die anderen, weil einfach eine Ansammlung großartiger Musiker bis weit in dieses Jahrtausend hinein Musikgeschichte geschrieben hat. Die Pink Floyd Ausstellung Pink Floyd – Their Mortal Remains, seit 15. Februar im Dortmunder U zu sehen, will die Pilgerstätte der echten Fans und der Interessierten Kenner, Freaks und Laien sein. Wir haben uns für euch dort mal umgeschaut!
One of these days …
Nach 2-stündiger Autofahrt, sicher durch modernste Navigationstechnik direkt in die Tiefgarage des Dortmunder U geleitet, entsteigt der Autor dieser Zeilen mit einer gewissen Ehrfurcht den nüchternen Katakomben neuzeitlichen Parkplatzdesigns und erblickt fliegende Schweine in schwindelnder Höhe, direkt unter dem charakteristischen „U“ des Dortmunder Kunst- & Kreativitätszentrums. Eine erste, schüchterne Aufregung macht sich breit. Der Autor selbst übrigens outet sich als Gitarrist einer Pink Floyd Tribute Band, also liegt die Latte hoch. Ungefähr genauso hoch, nämlich im sechsten Stockwerk des Gebäudes, befindet sich die Ausstellung. Vor dem Zutritt bekommt man einen Sennheiser Audioguide um den Hals, der einen direkt mit leisen, psychedelischen Klängen aus den Anfangstagen der Band empfängt. Und dann geht’s rein ins Dunkle. Pink Floyd – Their Mortal Remains. Ihre sterblichen Überreste.
Pink Floyd Ausstellung – In psychedelias res
Wir begleiten Pink Floyd zunächst in ihre Anfangstage, als sie sich in der Mitte der 60er Jahre einen Ruf als Lieblinge des Undergrounds erspielen. In einer Zeit, in der eine rebellische Jugendkultur als Gegenbewegung zum biederen Establishment erwächst. Die Mitglieder der Band Syd Barrett, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright experimentieren neben den ungewohnten Klängen nicht nur mit Drogen, sondern auch zusätzlich mit ungewohnten, bahnbrechenden visuellen Effekten, die die ebenfalls oftmals mit LSD nicht unerfahrenen Zuschauer in einen Rausch versetzt.
Ihr Debütalbum „The Piper at the Gates of Dawn“ nehmen die vier Freunde 1967 in den Londoner Abbey Road Studios auf, wo die Beatles gleichzeitig im Nachbarstudio an ihrem „Sgt. Pepper“ Album arbeitet. Als Underground-Liveband, deren Improvisationen auf der Bühne nicht selten die 20-Minuten-Marke durchbricht, muss eine plattenkompatible Lösung gefunden werden, zumal die Plattenfirma EMI einen Nachfolger der Hitsingle „Arnold Layne“ erwartet. So wird eine abgespeckte Version von Pink Floyds UFO-Club-Markenzeichen „Interstellar Overdrive“ aufgenommen und kombiniert mit einigen kürzeren Songs. Um ihren gewünschten Sound zu kreieren, greifen die Musiker auch schon mal auf die Soundeffekt-Bibliothek der EMI zurück und nutzen neue Technik, wie zum Beispiel die des „Binson Echorec„ Echos.
Die Pink Floyd Ausstellung Their Mortal Remains begleitet die Band chronologisch durch ihr gesamtes Schaffen und so nähern wir uns dem zweiten Album der Band, „A Saucerful of Secrets“, dem einzigen Album, auf dem Syd Barrett und David Gilmour zusammen zu hören sind. Gilmour ersetzte in dieser Zeit immer öfter den durch seinen exzessiven Drogenkonsum unzuverlässiger werdenden Barrett, bis im April 1968 die offizielle Trennung von Pink Floyd und Syd Barrett bekannt gegeben wird.
In der Folge veröffentlichen Pink Floyd weitere Alben unter immer größer werdendem technischen Aufwand. Noch vor dem weltweit erfolgreichsten 1973er-Album „The Dark Side of the Moon“ erscheint unter anderem 1971 das Album „Meddle“, auf dessen Grundlage der Konzertfilm „Live at Pompeii“ gedreht wird und zu dessen Entstehungsgeschichte die Pink Floyd Ausstellung interessante Einblicke gibt. Der Track „Echoes live at Pompeii“ zeigt eindrucksvoll, welchen technischen Aufwand die Band mittlerweile betreiben muss, um den ihr eigenen Sound zu kreieren.
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Nach dem Megaerfolg des 1973 erschienenen Albums „The Dark Side of the Moon“ werden aus den Konzertsälen Stadien. Da die Band nicht wirklich mit dem Gedanken leben kann, dass die weiter hinten im Publikum stehenden Zuschauer die Band nur noch als kleine Punkte wahrnehmen können, wird der Wunsch nach einem perfekten Konzerterlebnis nach und nach mit immer umfangreicherem Equipment erfüllt. So kommt seit 1974 der zum Markenzeichen avancierte runde Bildschirm zum Einsatz. Um das Klangerlebnis für die Zuschauer intensiver zu gestalten, kommen zusätzlich neue Techniken zum Einsatz, die einen „Rundumklang“ ermöglichten.
Pink Floyd Ausstellung -die Equipmentschätzchen
Weitere Alben der Pink Floyd Ausstellung
Nach dem Ausstellungspart über das zweifelsohne erfolgreichste Album der Band – „The Dark Side of the Moon“ – schließt sich folgerichtig das ebenfalls höchst erfolgreiche „Wish You Were Here“ Album an. Hier erfahren wir in der Pink Floyd Ausstellung detailreich einiges über die Gestaltung des Albumcovers mit dem brennenden Geschäftsmann. So finden wir auch eine Vielzahl nicht zur Verwendung gekommener Bilder.
Ein weiterer Meilenstein in der Karriere der Band ist zweifellos das 1977 erschienene Album „Animals„. Das vom Wirtschaftsabschwung der späten 70er Jahre, aufkeimenden Rassenkonflikten und industriellen Unruhen heimgesuchte Großbritannien findet sich auf diesem Album wieder, inspiriert von George Orwells „Animal Farm“. Das fliegende Schwein wird zu einem weiteren Markenzeichen der Band. Die Entstehung des genialen Coverdesign dieses Albums wird in der Pink Floyd Ausstellung höchst kurzweilig dargestellt, einschließlich eines unvorgesehenen Zwischenfalls.
Nachdem man nun umfassend informiert über die bisherigen Meilensteine der Band etwa 2/3 der gesamten Ausstellung gesehen hat, kommt man nun zwangsläufig auf das wohl größte Live-Spektakel der Band zu sprechen. Ich rede natürlich vom bahnbrechenden Konzeptalbum „The Wall“. Als Besucher, der bisher eher der Kategorie „heimelig“ zuzuordnenden Ausstellung, betritt man in der Pink Floyd Ausstellung einen beeindruckenden Raum, in dem sich zahlreiche Ausstellungsstücke ausschließlich dem Album und der dazugehörigen Tournee widmen.
Das Konzept hinter „The Wall“ entstammt der Feder Roger Waters, der sich im Laufe der Karriere der Band und den immer größer werdenden Stadien und Hallen, zunehmend von den Fans isoliert fühlt.
„Hand aufs Herz: Wer hat es nicht im Plattenschrank stehen, dieses sagenumwobene schwarze Album mit dem Prisma, dessen Brechkraft den weißen Lichtstrahl in alle Farben des Regenbogens bricht?“
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Ich.
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Ich fand und finde „Dark Side of the Moon“ neben Oldfields „Tubular Bells“ eines der langweiligsten Alben der Popgeschichte — auf Hochglanz polierte, abwaschbare Resopalmusik, von Alan Parson produziert. Und wenn eine Band anfängt, Saxophon und Background-Sängerinnen einzusetzen, dann weiß ich, daß der Zenith endgültig überschritten ist und der nächste Schritt ein Orchester sein wird (so, wie es auch Metallica dann irgendwann machten). Gut, bei Floyd war das Orchester schon eher da, aber das machte „Atom Heart Mother“ nicht unbedingt besser, nur prätentiöser…
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Dann noch diese furchtbare Kreischtussi beim großen Auftritt im Himmel… auf Droge kommt das gar nicht gut, glaubt’s mir.
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Die Ausstellung sowie der dazugehörige Katalog sind aber durchaus lohnend (auch wenn ich beim Katalog die englische Fassung empfehle) und legen Zeugnis davon ab, wieso mir die frühen Floyd am liebsten sind und warum ich nach 1972 nicht mehr viel mit der Kapelle anfangen konnte. Da sind mir „Saucerful of Secrets“, „Ummagumma“ oder „Relics“ einfach mehr ans Herz gewachsen.
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Und Du ahnst es schon: Nein, ich habe noch nie Luftgitarre zu „Another Brick in the Wall“ gespielt, sondern nur zu „Arnold Layne“… „Pink Floyd machen komische Popmusik? Was ist denn hier los?“, waren meine ersten Gedanken, als ich die Singles aus The Wall zum ersten Mal im Radio hörte.
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Moin Iggy,
du bist ganz schön streng ;-) DSOTM gilt und das ist nicht meine Meinung als epochales Album, weil PF hier den Sprung von Pompeji direkt ins Stadion machen und als Wegbereiter des Stadion-Rock gelten. Siehe Seven Stages of Rock. Und popgeschichtlich finde ich das Fliegende Schwein genauso wichtig wie The Wall, auf so eine Line wie „If you don’t eat your meat, you can’t have any pudding!“ „Stand still lad’e“ muss man erst mal kommen. Und genauso muss man erst mal die Idee haben ein Saxophon und eine Kreischfrau zu bringen, ich find die Version mit Candy Dulfer Live in „Live at Knebworth“ sehr gut :) und das geht genauso so wie „One of These Days“
Und weils inhaltlich wertvoll ist, You! You! Stand still lad’e!
https://youtu.be/YR5ApYxkU-U
Schließe mich da der Meinung an. Zu Pink Floyd fand ich nie Zugang und werde ich auch nie finden. Wirklich interessant finde ich nur die Ära der ersten Alben mit Syd Barrett. Das isses aber auch schon.
In Sachen Mike Oldfields „Tubular Bells“ bin ich etwas anderer Meinung, weil ich schon die Leistung anerkennen muss, die ein sehr junger Mann fast im Alleingang mit relativ primitiven Studiomöglichkeiten als Multiinstrumentalist da gebracht hat. Würde ich nicht mal so schnell abtun, ist schon eine enorme Leistung. Versuche schon abzuwägen, ob man selbst als Mukker sowas auf die Beine gestellt bekommen hätte. Und ohne diesen Album-Hit wäre auch viel wegweisendes Zeugs auf Virgin später nie veröffentlicht worden. Das Branson Label fußte auf diesem Album.
Mike Oldfield fiel nur später nicht mehr wirklich viel ein. Auch wenn er in den frühen 80ern noch mal einige gute Single Hits und ein gutes Album mit Hilfe von Gastmusikern servierte.
Vielleicht setzt du dich mal in Birmingham unterhalb des Aston Triangles in ein richtig versifftes Stück Stadt und hörst dir PF an und falls du eine TARDIS hast, reist du an diesen Ort Mitte der 50 Anfang der 60er. Kannst auch Sheffield nehmen. In Birmingham kann ich dir allerdings gute Pub mit Live Music empfehlen :-D
Floyd ist mehr als eine Bänd, Floyd ist eine Droge, Religion, ein Gefühl…!
Bin aber auch eher Fan der Frühphase Barrett (Piper!), Ummagumma, meddle etc.
DSOTM war eben der Gang in den Mainstream……aber die Leute, die MONEY mochten, kauften sich später vielleicht auch AHM oder MEDDLE oder UMMAGUMMA oder vielleicht auch VARESE, wer weiß ?
Zugegeben: es gibt bessere Drummer, Bassisten, Keyboarder und wohl auch Gitarristen (sorry david, ich liebe Dich!), aber was Floyd so einzigartig macht, ist ein Gefühl für Raum und Abstraktion, das es heute so nicht mehr gibt.
Sie waren einfach zur richtigen zeit am richtigen Ort.
„DSOTM gilt und das ist nicht meine Meinung als epochales Album, weil PF hier den Sprung von Pompeji direkt ins Stadion machen und als Wegbereiter des Stadion-Rock gelten.“ — Ist das nicht furchtbar? Music for the masses. Vom Chillum auf dem Flokati hin zu Plastikbierbecher und Massenschunkeln. Grauenhaft.
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„In Sachen Mike Oldfields „Tubular Bells“ bin ich etwas anderer Meinung, weil ich schon die Leistung anerkennen muss, die ein sehr junger Mann fast im Alleingang mit relativ primitiven Studiomöglichkeiten als Multiinstrumentalist da gebracht hat.“ — Was die technische Umsetzung unter den gegebenen technischen Umständen angeht, sicherlich. Stromausfälle und ein hinten und vorne desolates Aufnahmestudio waren dem Schaffensprozeß sicherlich nicht immer förderlich.
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Wenn mich allerdings ein Stück Musik schon nach fünf Minuten langweilt, weil es mich einfach nicht erreicht oder es allen popmusikalischen Klischees entspricht, dann kann alle tontechnische (Alan Parson) oder spielerische (Oldfield) Raffinesse nichts retten. Oder ein mir ins Ohr pupsendes Saxophon in „Us and Them“. Oder kreischende Tussis, die bloß meine Aufmerksamkeit haben wollen.
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Alles eine Sache der Prioritäten. Wenn ich Musik ausschließlich danach beurteilen würde, wie sie mir gefällt, dann kann ich für mich nicht in Anspruch nehmen, selbst Musiker zu sein. Mir gefallen beide Alben aus o.g. Gründen auch nicht wirklich. Wobei die Klischees in den frühen 70ern natürlich andere waren, als das, was wir aus heutiger Sicht da reininterpretieren – auch mit einem viel größeren Fundus, auf den wir heute zurückgreifen können. DSOTM ist zum Beispiel im ersten Drittel durchaus in weiten Teilen seiner Zeit voraus, aber dann isses doch wieder zuviel Konsens und Rückgriff auf „Altbewährtes“ (Orgeldudelei, grauseliges Soul Backing Vox Gedöns, 60er Stilistik) und immer wieder das Mäandern in selbstverliebte Instrumentalpassagen usw.
Bei Mike Oldfield ergeht es mir ähnlich, aber trotzdem ziehe ich meinen Hut davor, wenn ein 20jähriger konzeptionell so weit denkt und in der Lage ist, das so durchzuziehen.
Außerdem tu ich mich schwer damit, zig Mio. Käufer von The Dark Side of the Moon als geschmacksverirrte Konsumenten einzuordnen. Band und Album haben ja viele Musiker inspiriert. Letztendlich ist das die große Leistung, die dahinter steht. Und wenn man mal über den musikalischen Kontext hinaus denkt, ist es schon ein recht interessantes Werk, das irgendwo auch das, ich nenne es mal, „Syd Barrett“ Trauma verarbeitet.
Wieder so’n scheißlanger Sermon geworden: 2/2
Mir bringt es mehr, mich mit der Musik und dem was dahinter steckt, wirklich auseinanderzusetzen, auch intellektuell, als Musik nur nach dem eigenen ästhetischen Empfinden auszusieben und auszuloten. Habe aber auch weder das eine Album, noch das andere. Diese Alben lösen keinen Reiz – auch nicht mal einen Widerstand – in mir aus. Was man halt braucht, um selbst kreativ zu sein, ist Reibung. Bei anderen Musikern klappt das allerdings beim Hören dieser Alben und der Auseinandersetzung damit bestens. Auch okay. Habe in meinem Umfeld z.B. auch Leute, die vollkommen andere Musik machen und hören, aber von PF Konzerten am nachhaltigsten geflasht wurden. Muss man anerkennen. Positiv zu erwähnen ist auch der relativ geerdete Lebensstil der Jungs und dass Leute wie Roger Waters auch politische und ethische Standpunkte offen vertreten, auch wenn sie der Mainstream des Kulturbetriebs einbremsen will. Heute, im Zeitalter der kulturellen und politischen Rückgratlosigkeit ist das schon positiv hervorzuheben.
Was ist so schlecht an „music for the masses“? Kann ich nicht nachvollziehen. Als Musiker will ich, das meine Kunst gehört wird. Idealismus in allen Ehren, aber davon hat nur der Künstler was. Und vielleicht noch ne kleine, avantgardistische Fangemeinde. Ich glaube allerdings kaum, das man PF zu diesem Zeitpunkt kommerzielle Interessen nachsagen kann. Das DSOTM Album war ein Kind seiner Zeit und es war, für damalige Verhältnisse, revolutionär. Neu. Anders. Aber grundsätzlich ist natürlich, wie so oft, alles Geschmackssache. Ich für meinen Teil liebe sowohl die Syd Barrett Ära (die ich altersbedingt erst retrospektiv kennengelernt habe) als auch die großen Stadienhits. Ich glaube, dass da der Begriff „Entwicklung“ besser passt, als der Begriff „Kommerzialisierung“. Songs wie Sorrow, Shine on you Crazy Diamond oder Pigs kann man schwerlich unterstellen, sie seien für`s Radio geschrieben worden.
@Jan Steiger „Was ist so schlecht an „music for the masses“?“ — Kannst Du Dich noch an Mantafahrer aus den 1990ern erinnern? Da steht so einer mit Vokuhila und Uschi im Schlepptau auf einem Flohmarkt in Duisburg neben mir und fragt den Plattenhändler, ob er „Vangelium“ von Henry Maske habe…
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*Das* ist so schlecht an „music for the masses“. Meiner Definition nach.
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Ansonsten gefällt mir der hier herrschende, forumsübliche Unterton im Sinne von „anderer Meinung = doof“ nicht. Ich bin dann mal weg, Pink Floyd live in Amsterdam 1967 hören, und wünsche Euch noch einen schönen Tag.
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‚Ansonsten gefällt mir der hier herrschende, forumsübliche Unterton im Sinne von “anderer Meinung = doof”‘
Ich halte die Diskussion hier für bislang eher konstruktiv, sofern das bei Diskussionen über Geschmack überhaupt sein kann. Musik ist nun mal nicht ausschließlich Kunst, sondern ein Unterhaltungsprodukt, von dem viele, so auch ich, leben müssen/können/dürfen. Ich beurteile ein Album also nicht nur aus der Sicht eines Künstlers, sondern auch aus Sicht eines Unternehmers. Wenn eine Band, die aus dem Underground entstiegen ist, es dann mit einem Album, das sich weltweit so oft verkauft wie kein anderes, schafft, Elemente ihres Trademarksounds für die Masse hörkompatibel zu machen, kann ich beim besten Willen keinen Vergleich zu Manta-Horst und Uschi ziehen. Ich bin nicht raus und höre trotzdem Masons Saucerful of Secrets live in Stockholm. Und bewundere einfach die Vita dieses Mannes, der, ohne der beste Drummer der Welt zu sein, Geschichte geschrieben hat.
„Wenn ich Musik ausschließlich danach beurteilen würde, wie sie mir gefällt, dann kann ich für mich nicht in Anspruch nehmen, selbst Musiker zu sein.“ — Wenn ich Musik danach beurteile, wie sie mir gefällt, möchte ich gar kein Musiker mehr sein müssen…
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„Positiv zu erwähnen ist auch der relativ geerdete Lebensstil der Jungs und dass Leute wie Roger Waters auch politische und ethische Standpunkte offen vertreten, auch wenn sie der Mainstream des Kulturbetriebs einbremsen will.“ — Roger Waters hat auch lange genug sein Vatertrauma ausgelebt und sein Schultrauma und sein Publikumstrauma und sein Gesellschaftstrauma und sein… habe ich was vergessen? Nun gut, immerhin ist mir der Mann heute sympathischer als vor 30 Jahren, aber bis es soweit war, hat er ganz schön rumgenervt.
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Relativ geerdeter Lebensstil… naja, gut, mit einem Dutzend Ferraris in der Garage und einem mehrstelligen Millionenbetrag auf meinem Konto wäre ich auch relativ geerdet…
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Peace, man.
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Naja, relativ ist halt relativ. Verglichen mit anderen Promis in diesen Gefilden ist das durchaus geerdet. Von Exzessen ist mir da jetzt nix bekannt.
Zu Roger Waters Traumata – kenne seine Biographie nicht wirklich. Aber wenn er seine Traumata so auslebt, dann isses ja gut. Auch das ist Bestandteil der Kunst – Lebenserfahrungen und TRAUMATA kreativ zu verarbeiten.
Moin Welle,
der Punkt bei Waters/Gillmour und dem Rest of the Gang ist, das sie mit der Verarbeitung der Traumata und dem Spiegeln der Lebenswirklichkeit auf ihre Weise den Zeitgeist über mindestens 3 Dekaden erfolgreich rüberbringen. Du kannst das aus deutscher Sicht schlecht nachvollziehen und ich hab Anfang der 90er nur noch das Ende dieser Zeit mitbekommen. Britische Popkultur tickte damals anders und hatte ein anderes Selbstverständnis. Klar gabs die Hedonisten und die Spassfraktion aber auf der anderen Seite eben auch die Kids und späteren Musiker, die einen ziemlich hohen Preis bezahlt haben. Und das die nicht aufgegeben haben und einfach ihr Ding gemacht haben ist super. Was wäre wenn Tony Iommi nach
Finger ab nicht weitergemacht hätte? Oder PF nach dem Rauswurf von Syd Barret aufgehört hätten? Iggys Antwort greift da etwas zu kurz. Das ist schwierig, wenn wir das ausserhalb des gesellschaftlichen Kontext und der Lebenswirklichkeit diskutieren. Als Beispiel, es hatte ja einen Grund warum Waters bei The Wall in einer faschistoiden Uniform antrat. Der saugt sich sowas nicht aus seinem Trauma. Genauso wie ein Fliegendes Schwein vor einer Ikone der Britischen Industriekultur.
@TobyB Yep, isso! Wie gesagt, kann musikalisch NULLO mit PF anfangen, weiß aber deren Arbeit durchaus zu schätzen, haben einiges angeschoben und viele Denkapparate angeschmissen.
@TobyB Glaube übrigens, dass gerade PF, mehr als viele andere britische Bands jener Zeit, schon auch ’nen kontinentaleuropäischen eigenen Drive mit erzeugt hat. Gerade in Deutschland. Wenn ich an die Gründerzeiten der Berliner Schule und generell den Krautrock der frühen Jahre z.B. denke, daran, wie Tangerine Dream anfingen, dann sind die Einflüsse unverkennbar.
Pink Floyd war neben Led Zeppelin meine absolute Lieblingsband in der ersten Hälfte meines Teenagerlebens. Mir haben vorallem die „elektronischen“ Songs gefallen, später haben sich mir auch die ältern psychadelischen Songs erschlossen. Aber schon mit „The Wall“ hatte ich erste Zweifel ob diese Band wirklich genial ist. Danach ging es nur noch ums Geschäft.
Ich hatte mir die Ausstellung in London angeschaut und fand sie sehr gut, vorallem sieht man auch ihre Entwicklung. Mein subjektiver Eindruck wurde allerdings bestätigt.
Ich bin eigentlich gar nicht mal der große „Pink Floyd“-Fan, obgleich Rockmusik, gern auch etwas experimentell, aus den 1970ern genau mein Ding ist. Die Ausstellung klingt aber dennoch interessant – zumal ich kürzlich auch eine Dokumentation über Pinky Floyd bei Arte sah, in der es um die Entstehungsgeschichte des legendären Covers mit dem Prisma ging. Sollte ich mir vormerken.