Report: Roland Japan – Werksbesichtigung

Rückblick

Schauen wir erst einmal etwas in die Vergangenheit, denn das hilft „Roland-heute“ besser zu verstehen. Roland wurde 1972 von Ikutaro Kakehashi gegründet und zwar nicht ganz freiwillig. Kakehashi hatte zuvor Ace Electronic (bekannt als Ace Tone) quasi aus dem Nichts erschaffen. Ace wurde für unter anderem für Drummaschinen bekannt, und da Kakehashi auch der Hammond Importeur für Japan war, entwarf er ebenfalls Rhythmusbegleiter für diverse Hammond Orgeln. Mit dem wachsenden Umfang von Ace Electronic kamen mehrere Investoren und fremde Geschäftsinhaber hinzu, so dass Kakehashi nach und nach die Kontrolle über Ace entglitt. So verließ er zusammen mit einigen treuen Mitarbeitern 1972 seine eigene Firma und gründete Roland. Die Startvoraussetzungen waren denkbar ungünstig. Er hatte nur einen Entwurf für eine neue Drummaschine, einen dreimonatigen Finanzzeitrahmen seiner Zulieferer und einen überaus wertvollen Vertrauensvorschuss von internationalen Vertriebspartnern, den er sich in der Vergangenheit erarbeitet hatte. Der waghalsige Start gelang und der Rest ist Geschichte: Roland wurde zu einem der weltweit führenden Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten.

Die Rhythm Ace Maschinen begründeten den Erfolg von Ace Tone

Die Erfahrungen bei Ace prägten Kakehashi und sollten sich bei Roland selbstredend nicht wiederholen. In der Folge gab er seine Entwicklertätigkeit an andere Ingenieure ab und konzentrierte sich auf das Geschäftliche. Leicht kann ihm das nicht gefallen sein, ist er doch ein ebenso leidenschaftlicher Tüftler wie Bob Moog oder Dave Smith, mit denen er übrigens gut befreundet war bzw. ist. Doch im Unterschied zu den Amerikanern erwies er sich als ein besserer Geschäftsmann, mit einem sicheren Gespür für den Markt. Er gab für die Firmenpolitik bei Roland einige Leitlinien heraus, die bis dato Bestand haben, obwohl er sich schon längst aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen hat. Der Roland Slogan „we design the future“ ist nicht nur für die Werbung gedacht, sondern verkörpert die Auffassung Kakehashis, dass immer nach neuen Technologien und Wegen gesucht wird und die Firma nicht nach hinten blicken soll. Ein Umstand, der Roland von Seiten der Hardcore-Synthiefans oft Kritik eingebracht hat. Doch kann man einem Technologieunternehmen ernsthaft vorwerfen, dass es sich stets weiterentwickelt? Roland hat hier eine klare Entscheidung getroffen und hat auch recht damit. Die enorme Produktvielfalt der Firma erfordert es einfach. E-Drums, Orgeln oder V-Akkordeons mögen nicht dem Interesse von jedem entsprechen, doch deshalb ist Roland meiner Meinung nach nicht weniger kreativ als ein Boutique-Hersteller, es bezieht sich eben oft auf andere Bereiche.

Roland begreift sich selbst auch heute noch als konventionell-japanisch bezüglich der Firmenpolitik. So sagte es mir Jun Okuyama (Product Design & Marketing), der mein Begleiter an diesem Tag war. Allerdings betreibt man seit einiger Zeit eine Umstrukturierung, die auch eine Veränderung des Bildes in der öffentlichen Erscheinung beinhaltet. Ich denke, dass man mir eine großzügige Besichtigung ermöglicht hat, ist ein Ausdruck für die Neuausrichtung und Offenheit von Roland.