Musik für Film und Medien
Die Filmakademie Baden-Württemberg bietet unter anderem einen Studiengang Filmmusik und einen Studiengang Sounddesign an. Das Fach Filmmusik wird an der Akademie seit der Gründung 1991 als Studienmöglichkeit angeboten, anfangs noch zusammen mit Sounddesign als Aufbaustudiengang. Auch der später ausgegliederte Studiengang Filmton/Sounddesign ist nicht als Grundstudium, sondern als Diplom-Aufbaustudium ausgelegt. Somit sind mehr als nur einfache Vorkenntnisse notwendig, um zum Studiengang zugelassen zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Filmakademie Baden-Württemberg
Mit nur 82 Studierenden (aus über 800 Bewerbungen) startete die Filmakademie Baden-Württemberg am 14. Oktober 1991 den Studienbetrieb. Damals noch in provisorischen Räumen und nicht am heutigen Campus. Die Akademie ist eine gemeinnützige GmbH und damit privatrechtlich organisiert. Sie wurde als hundertprozentige Tochter des Landes Baden-Württemberg gegründet und wird aus dem Haushalt des Landes finanziert.
Erst knapp zwei Jahre nach der Gründung konnten die heutigen Gebäude auf dem Mathildenareal bezogen werden. Mit zum Campus gehört das Kino Caligari, das abends und an den Wochenenden von einem Verein als öffentliches Lichtspielhaus betrieben wird und tagsüber an Wochentagen den Studierenden zur Verfügung steht. Es war das zweite Hochschulkino weltweit mit Dolby Atmos Lizenz.
Seit 2000 gibt es auch eine Kooperation mit Frankreich und es wurde das Atelier Ludwigsburg-Paris gegründet. Die internationale Aufstellung der Filmakademie Baden-Württemberg zeigte sich dadurch bereits sehr deutlich. Sieben Jahre später wurde die National Film and Television School (NFTS) aus Beaconsfield nahe London Kooperationspartner des Atelier Ludwigsburg-Paris. Um der zunehmenden Internationalisierung Rechnung zu tragen, wurde 2020 das Internationale Büro an der Akademie eingerichtet.
2010 wurde dann der Studiengang Filmton/Sounddesign ins Leben gerufen und der Studiengang Filmmusik wurde um den zweiten Schwerpunkt „Sounddesign“ erleichtert.
International ist die Filmakademie Baden-Württemberg eine der am höchsten bewerteten Hochschulen für Film und Fernsehen. Im Ranking der 15 besten internationalen Filmhochschulen, die die international renommierte Zeitschrift The Hollywood Reporter jährlich veröffentlicht, wurde die Filmakademie Baden-Württemberg 2015, 2016 und 2017 kontinuierlich als einzige deutsche Filmhochschule im Ranking geführt. Damit gehört sie zu den Besten in Deutschland, Europa und auch dem Rest der Welt.
Derzeit studieren ca. 500 angehende Filmprofis an der Filmhochschule. Diese 500 Filmschaffenden bringen es auf ca. 300 Filmproduktionen pro Jahr.
- …von der Straße aus gesehen
- Gut zu sehen, worum es sich bei diesen Gebäude handelt
- Kurze Historie des Campusgebäudes
- Hereinspaziert: Der Haupteingang vom Innenhof aus
- Direkt in der Nachbarschaft: Die Akademie der Kunst
Das Diplom-Aufbaustudium an der Filmakademie Baden-Württemberg
Die beiden für uns Musiker relevanten Studienangebote Filmmusik und Filmton/Sounddesign werden in Ludwigsburg ausschließlich als Diplom-Aufbaustudiengang angeboten. Das bedeutet, dass mindestens ein Vordiplom oder Bachelor-Abschluss im relevanten Bereich vorhanden sein muss. Praktika im Film-/Medienbereich werden ebenso erwartet. Wer bereits entsprechende Berufserfahrung hat, kann sich das Praktikum sparen.
Ein Grundstudium (oder Vollstudium) der beiden hier vorgestellten Studienangebote wird, das sei nochmals betont, nicht angeboten. Die Studiengebühr beträgt erfreuliche 0,- Euro, außer für nicht EU-Bürger. Diese werden mit 1.500,- Euro pro Semester zur Kasse gebeten. Mit diesem Preisgefüge ist die Filmakademie nicht allein.
- Das Kino Caligari
- Ein vollwertiges und branchenübliches Kino – fast nur für die Akadmie
- Das erste Dolby Atmos Hochschulkino in Europa, das zweite weltweit
Der Abschluss ist jeweils das Diplom der Filmakademie Baden-Württemberg. Das ist nicht ganz mit den Diplomen der Vor-Bologna-Zeit (vor Bachelor und Master) vergleichbar. So ist dieses Diplom zwar laut Akademiengesetz in Baden-Württemberg den entsprechenden akademischen Abschlüssen an staatlichen Kunsthochschulen gesetzlich gleichgestellt, jedoch gilt das so eindeutig nur in Baden-Württemberg. Ob das nun ein Malus ist, hängt von den eigenen Vorlieben und der eigenen Karriereplanung ab. Das Ranking des Hollywood Reporter könnte für Filmschaffende international mehr wiegen als die Gesetzgebung im „Ländle“.
Geregelt ist diese Gleichstellung im Gesetz über die Film- und die Popakademie und die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (Kurz: Akademiengesetz – AkadG) in §1 Abs. 5 – für alle diejenigen, die nachlesen wollen.
Die Aufbaustudiengänge an der Filmakademie sind in Vollzeit ausgelegt und dauern vier Semester. Ein Diplomsemester hängt sich an, so dass mit insgesamt 2,5 Jahren geplant werden muss. Teilweise ist Englisch Unterrichtssprache, so dass entsprechende Kenntnisse unerlässlich sind. Beginn ist immer zum Wintersemester.
- Mit offizieller Dolby Atmos Lizenz
- 3D Audio: rein digital
- Das Atmos-Mischkino
Filmakademie: Studiengang Filmmusik
Der älteste der beiden hier besprochenen Studiengänge setzt ein Vordiplom bzw. Bachelor sowie die passenden musikalischen Kenntnisse voraus. Im ersten Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Einführung in die hauseigenen MIDI-Suiten, Harmonielehre, Kompositionslehre, Orchestration für Filmmusik, künstlerische Praxis Filmmusik, Projektarbeit, Jazz-Arrangement (und dazu eine Einspielung mit einem Oktett), Soft- und Hardware-Training, Musik für interaktive Medien und Games sowie Musikrecht. Gerade letzterem kommt in der Filmmusik eine wichtigere Position zu.
Parallel dazu wird interdisziplinär gearbeitet, beispielsweise mit dem Studiengang Motion Design und einer Einführung in die Tonstudios.
- Eine der drei 5.1 MIDI-Suites
- Praktisch alle Sequencer sind hier verfügbar
- Nebenan der Raum nur für Studis
Die Inhalte im zweiten Jahr sind thematisch identisch mit denen aus dem ersten Jahr. Dabei werden Inhalte vertieft und erweitert. Zusätzlich kommt noch ein Orchester-Workshop in der Slowakei (Zilina) hinzu. Interdisziplinär wird mit den Studierenden des Filmton/Sounddesign-Studienganges beim Producing und Songwriting kooperiert.
Die Bewerbungsfrist für beide Studiengänge endet mit dem 15. Februar eines jeden Jahres. Nach dem Auswahlprozess wird dieser in einer Aufnahmeprüfung finalisiert.
Prinzipiell bereitet dieser Studiengang auf eine Arbeit als Filmmusiker/-musikerin (Komposition), Theaterkomponist/-komponistin sowie auf eine Tätigkeit als Komponist/Komponistin für Games/Installationen etc. vor.
- „Kleiner“ 3D/Atmos-Mischraum im ersten OG
- Klare Ansage: Mixing hier ist „affengeil“
- Hier werkelt Branchenprimus Avid
Gespräch mit dem Fachbereichskoordinator Andreas Fuchs
Wir konnten mit dem Fachbereichskoordinator für den Studiengang Filmmusik Andreas Fuchs sprechen. Er verantwortet an der Filmakademie Baden-Württemberg den Studiengang Filmmusik, ist selbst ausgebildeter Filmkomponist und kennt das Handwerk sowie die Akademie sehr gut.
Amazona:
Hallo Herr Fuchs. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Die Filmakademie ist sicher für viele, die Ihre berufliche Zukunft in Film, Games und Medien sehen, eine gute Adresse. Wie lange dauert denn der Studiengang Filmmusik alles in allem?
Andreas Fuchs:
Hallo. Das Studium dauert 2 Jahre plus ein Diplomsemester ohne Unterricht.
Amazona:
Welche Zulassungsvoraussetzungen gibt es und wie werden die Studierenden ausgewählt bzw. wie läuft die Aufnahmeprüfung ab?
Andreas Fuchs:
Mindestvoraussetzung ist ein Bachelor oder Vordiplom in einem musikalischen Studiengang. Bei der Aufnahmeprüfung müssen ein ca. 3-minütiger Filmausschnitt und eine Werbung (ca. 10 Sek.) innerhalb von zwei Stunden am Klavier vertont werden und anschließend der Prüfungskommission live zum Bild vorgeführt werden.
Amazona:
Um wie viele Studienplätze bewerben sich die angehenden Studierenden bei der Aufnahmeprüfung?
Andreas Fuchs:
Es gibt vier Studienplätze. Bewerber*innen gibt es ca. 15-20. Die Zusammensetzung der Studierenden ist recht heterogen. Sie kommen in der Regel aus verschiedenen musikalischen Richtungen – Klassik, Neue Musik, Pop und Jazz und elektronische Musik. Frauen bewerben sich leider seltener. Wir hatten aber auch schon Jahrgänge mit 3 Frauen.
Amazona:
Wird eigenes Equipment, also ein eigenes Studio vorausgesetzt?
Andreas Fuchs:
Nein, es stehen drei Studios zum Komponieren mit Computer zur Verfügung (die MIDI-Suits Anm.d.Red.). Zusätzlich gibt es ein Tonstudio, das die Studierenden benutzen können.
- Analog wird hier auf ADT gemischt
- Mischen? Definitive possible!
- Immer dabei: ProTools
- Blick über die ADT-Konsole
- Schöne viele Fader
Amazona:
Welche Inhalte werden denn beispielsweise vermittelt?
Andreas Fuchs:
Ein Beispiel für Filmmusik-Produktion, Dirigieren, Aufnahmepraxis, Orchestration ist unser Orchesterworkshop. Bei diesem dirigieren unsere Studierenden ihre eigenen Werke in einer Probe und einer darauffolgenden Aufnahme und mischen sie selbst.
Amazona:
Auf der Internetseite wird die Interdisziplinäre Studienpraxis erwähnt. Wie gestaltet sich das?
Andreas Fuchs:
Das ergibt sich einerseits durch die Arbeit an Filmprojekten. Hier sind unsere Studierenden mit Studierenden anderer Abteilungen in produktivem Kontakt. Außerdem gibt es Workshops mit anderen Abteilungen, z. B. Motion Design.
Amazona:
Wer sind denn bekannte Absolventinnen und Absolventen im Bereich Filmmusik?
Andreas Fuchs:
Ulrich Reuter, Jörg Lemberg, Jasmin Reuter, Can Erdogan-Sus, Oli Biehler, Ralf Wienrich, Stefan Ziethen, Johannes Kobilke, um nur einige zu nennen.
Amazona:
Haben alle Absolventen und Absolventinnen so gute Jobaussichten wie die eben genannten oder sind das Ausnahmen?
Andreas Fuchs
Ich würde die Jobaussichten als sehr gut bezeichnen, da während des Studiums Kontakte unter den Studierenden entstehen, die nach dem Studium weitergeführt werden. Außerdem sind auch die Dozierenden, die alle praktizierende Filmschaffende sind, schon während des Studiums ein Kontakt in die Branche.
- Auch Vintage-Gear ist vorhanden
- Hier wird georgelt
- Fender Rhodes
- Das typische Outboard-Equipment steht im Vintageraum
Amazona:
Wie erfolgen Klausuren, Tests und Benotungen?
Andreas Fuchs:
Es gibt einige schriftliche Klausuren, die alle Erstsemester machen müssen. In der Abteilung Filmmusik gibt es eine schriftliche Klausur in Musikrecht. Alle anderen Noten beruhen auf der Beurteilung der Dozierenden von den studentischen Projekten.
Amazona:
… also sehr praxisorientiert. Was können Studierende schlussendlich als Diplomarbeit einreichen?
Andreas Fuchs:
Die Diplomprüfung ist eine Präsentation einer Auswahl von an der Filmakademie entstandenen Filmen.
Amazona:
Andreas Fuchs, vielen Dank für das Gespräch.
- Im Studio
- Etws größer als die Kameras der meisten hier
Der Studiengang Filmton/Sounddesign
Der jüngere der beiden hier vorgestellten Studiengänge setzt tontechnische Grundkenntnisse voraus: So sollen Bewerber Grundwissen in der allgemeinen Tonstudiotechnik, der Funktionsweise von Mikrofonen sowie im Umgang mit Sequencern und DAW haben. Englischkenntnisse und eine Passion für Kinofilme sind obligatorisch. Die Filmakademie Baden-Württemberg hebt außerdem Teamfähigkeit, hohe soziale und emotionale Kompetenz sowie ein grundsätzliches Interesse an Kunst und Kultur hervor. Obwohl Filmmusik nicht Inhalt dieses Studiengangs ist, wird ein musikalisches Grundverständnis vorausgesetzt.
Die ersten beiden Semester haben den Schwerpunkt Setton. Der Unterricht im ersten Jahr setzt auch das Thema Dokumentarfilm in den Fokus. Ein Dokumentarfilm-Workshop soll auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Regiestudierenden vorbereiten, die im Rahmen des Regie-Moduls Regie 2 Dokumentarfilm mit den Filmtonstudierenden arbeiten. Die Arbeit wird benotet.
Bereits ab dem Sommersemester suchen sich die Filmtonstudierenden ihre Projekte selbst aus und sind nicht an Projektvorgaben der Akademie gebunden. Im Sommer steht auch ein Filmschauspiel-Workshop an, an dem die Studierenden teilnehmen. Hierbei wird das Thema Setton/Originalton für den szenischen Film vermittelt. Im Rahmen dieses Workshops wird mit Taker-Systemen (spezielle Programme/Plug-ins für ADR) die Nachsynchronisation von Filmaufnahmen trainiert.
- Genügend Tonequipment…
- …und Nachschub gibt es hier
- Wind? Keine Chance
- So gehört Mikrofonkabel
Das zweite Studienjahr an der Filmakademie Baden-Württemberg stellt im Studiengang Filmton/Sounddesign die Tonpostproduktion in den Mittelpunkt. Die Themen Sounddesign, Mischen an der Digital Audio Workstation, Kino-Film-Mischung, Dolby Atmos und ähnliche Inhalte stehen auf dem Lehrplan. Das fünfte Semester steht der Diplomarbeit zur Verfügung.
Im zweiten Studienjahr haben die Studierenden in der Regel die meiste Zeit mit Projekten zu tun: einerseits Originalton am Set, andererseits Ton-Postproduktion. Diese Projekte verwenden sie dann auch für ihre Diplompräsentation.
Gespräch mit dem Fachbereichskoordinator Filmton und Sounddesign
Wir haben mit dem Studiengangkoordinator für Filmton und Sounddesign, Florian Dittrich (FD) über das Studium an der Filmakademie in Ludwigsburg gesprochen.

Fachbereichskoordinator Filmton/Sounddesign: Florian Dittrich (Foto: Anja Fellerhoff/Filmakademie Baden-Württemberg)
Amazona:
Herr Dittrich, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Eingangs stellt sich oft die Frage: Was erwartet die Studierenden beim Studiengang Sounddesign?
Florian Dittrich:
Die Studierenden lernen bei uns alle Schritte der Filmproduktion kennen. Die Arbeit vom Originalton am Set, über Ton-Postproduktion (Geräuschemacher, Sounddesign, Synchron etc.), bis hin zur finalen Endmischung in Dolby Atmos.
Amazona:
Das ist eine ganze Menge Inhalt. Wie lange dauert der Studiengang?
Florian Dittrich:
Der Studiengang dauert 2 Jahre plus ein halbes Jahr für die Erstellung der Diplomarbeit.
Amazona:
Dafür scheinen zwei Jahre reine Unterrichtszeit schon knapp. Welche Zulassungsvoraussetzungen sind für das Studium notwendig?
Florian Dittrich:
Die Bewerberinnen und Bewerber müssen ein Vordiplom, Master oder Bachelor in einem „artverwandten Bereich“ haben, außerdem ist ein Abitur von Nöten. Das Fachwissen, das wir hier vermitteln, ist so spezifisch und die Studienzeit geht so schnell vorbei, dass Grundkenntnisse in der Tontechnik und dem Handling von DAWs (Digital Audio Workstation) unabdingbar sind.
Amazona:
Wie viele Studienplätze verteilen sich auf wie viele Filmtoninteressierte?
Florian Dittrich:
In der Regel nehmen wir 7 Studierende pro Jahr auf. Die Bewerbungszahlen schwanken zwischen 20 und 40.
Amazona:
Brauchen die Studierenden eigenes Equipment, quasi ein eigenes Tonstudio?
Florian Dittrich:
Nein. Wir stellen den Studierenden die komplette Infrastruktur, die sie später auch im freien Markt vorfinden werden. Wir wollen den Studierenden den Übergang in das Berufsleben so weich wie möglich gestalten.
Amazona:
Wer die Hürde der ersten Auswahl geschafft hat, darf zur Aufnahmeprüfung. Was erwartet einen da?
Florian Dittrich:
Da wird nicht viel verraten. Die Bewerberinnen und Bewerber reichen ihre Werke ein, von denen sie überzeugt sind. Das können eigens erstellte Filme sein, die sie vertont haben oder auch vorhandenen Szenen, bei denen sie den Ton durch eigenes Sounddesign ersetzt haben. Wenn sie uns damit überzeugt haben, laden wir sie zur Aufnahmeprüfung ein. Wie die aussieht, erfahren sie am Tage selber.
Amazona:
Wie ist die Zusammensetzung der Studierenden?
Florian Dittrich:
Hoffentlich immer unterschiedlich. Wir versuchen immer, ein breites Spektrum an Persönlichkeiten und Charakteren zu haben. Auch versuchen wir, dass die Geschlechterverteilung ausgewogen ist. Leider ist das nicht immer möglich, weil sich relativ wenige Frauen bewerben. Es wäre schön, wenn sich das durch diesen Artikel ändern würde…

Fachbereichskoordinator Filmton/Sounddesign: Florian Dittrich (Foto: Anja Fellerhoff/Filmakademie Baden-Württemberg)
Amazona:
Was wäre ein Beispiel für im Unterricht vermittelte Inhalte?
Florian Dittrich:
Wie schon vorhin erwähnt, können die Studierenden jeden Bereich der klassischen Filmproduktion erlernen. Sie spezialisieren sich auch im Laufe des Studiums auf die Bereiche, die sie am meisten interessieren und in denen sie später arbeiten wollen. Wir haben aber auch schon erlebt, dass Studierende, die eigentlich nichts mit dem Originalton am Set zu tun haben auf einmal ihre Leidenschaft gerade dafür entdeckt haben und ihr Spektrum so erweitern. Die Bereiche sind vielfältig. Hier ein paar Überbegriffe:
- Originalton am Set
- Nachsynchronisation
- Kreatives Sounddesign
- Das Arbeiten mit Atmosphären
- Sounddesign in Games
- Sounddesign bei VFX
- Musikaufnahme
- Musikmischung
- Finale Filmmischung
Das sind lediglich Stichpunkte. Man kann diese Bereiche nicht isoliert voneinander betrachten, da die Summe der Einzelkomponenten am Ende das Gesamt-Klangerlebnis des Filmes ausmacht.
Amazona:
Auf den Internetseiten der Akademie wird die interdisziplinäre Studienpraxis hervorgehoben. Was hat es damit auf sich?
Florian Dittrich:
Der Campus der Filmakademie bietet den Filmton-Studierenden weitreichende Möglichkeiten. Sie können sich in den verschiedenen Genres versuchen (Dokumentarfilm, szenischer Spielfilm, Werbefilm, Animationsfilm, Journalistischer Film etc.). Darüber hinaus arbeiten wir auch mit der benachbarten Akademie für Darstellende Kunst zusammen, die Theaterproduktionen machen, was wiederum ganz andere Anforderungen an die Tonebene stellt.
Amazona:
Gibt es bekannte Alumni?
Florian Dittrich:
Selbstverständlich. Dominik Leube und Jonathan Schorr (beides Alumni unserer Abteilung) haben zusammen mit John Gürtler (Filmmusikabsolvent der Filmakademie) im Jahr 2022 den Deutschen Filmpreis für „Niemand ist bei den Kälbern“ für die beste Tongestaltung bekommen. Darauf sind auch wir ein bisschen stolz.
Amazona:
Die drei genannten haben sicher volle Auftragsbücher, aber wie sind allgemein die Jobaussichten?
Florian Dittrich:
Die Jobaussichten sind vielfältig, weil sich die Studierenden in weiten Bereichen spezialisieren können. Es hat auch schon Diplomanden gegeben, die in der Diplomarbeit Arbeiten gezeigt haben, die sie für die Automobilindustrie gemacht haben: Sounddesign für Elektroautos. Dort ist der Absolvent nun auch tätig.
Normalerweise brauchen die Studierenden so 2-4 Jahre, um ihre Nische in der Industrie zu finden. Da wir nur wenige Studierende aufnehmen, schwemmen wir auch nicht den Markt, was sich positiv auf die Karriere auswirkt.
- Im Lager: jede Menge Stromkabel
- Ganz Objektiv alles dabei
- Premiumkameras gehören hier einfach dazu
- Stative, Stative, Stative…
- Keine Caboprg-Armee: Rückenschohnendes Arbeiten ist hier angesagt
- Equipment, welches zurückgebracht wird, wird stets auf Herz und Nieren geprüft: Hier der Prüftisch
- Hier gibt es Licht: Leuchtmittel für die Filmscheinwerfer (20-30 cm)
Amazona:
Überall wo es Abschlüsse gibt, gibt es auch Noten und Prüfungen. Wie wird benotet und was wird benotet?
Florian Dittrich:
Die Benotungen bei uns erfolgen in Form von Jahresabgaben von Projekten, die die Filmtonstudierenden bearbeitet haben. Klausuren werden in den interdisziplinären Fächern geschrieben.
Amazona:
Das fünfte und letzte Semester steht der Diplomarbeit zur Verfügung. Was können Studierende als Diplomarbeit einreichen?
Florian Dittrich:
Ihre besten Filmwerke natürlich. Heutzutage ist es so, dass nicht ein Studierender einen Film bearbeitet. Das erfolgt, wie auch in der freien Wildbahn, in Teams. Da wir die Projekte zeitnah begleiten, wissen wir, wer wofür verantwortlich ist.
Amazona:
Sie arbeiten also auch von den Lehrkräften her eng mit den Studierenden zusammen?
Florian Dittrich:
Die Möglichkeit, an der Filmakademie zu studieren, bringt in jedem Fachbereich enorme Vorteile. Das Studium ist äußerst praxisnah und hat immer einen Bezug zur freien Arbeitswelt. Schon während des Studiums ergeben sich enge Kooperationen mit Sendeanstalten (Arte, SWR, private Sender), so dass ein Übergang in das Berufsleben meist schon im Verlauf des Studiums erfolgt.
Durch die Produktionsmöglichkeiten an der Filmakademie und speziell im Tonbereich können die Studierenden genau erfühlen, was sie später im professionellen Berufsleben erwartet. Im Optimalfall bilden sich schon zu Studienzeiten Teams aus Produktion-, Regie-, Kamera-, Set-Ton-, Schnitt- und Tonpostproduktions-Beteiligten, die später auch im freien Markt als gut eingespieltes und effizientes Team miteinander weiterarbeiten.
Amazona:
Florian Dittrich, vielen Dank für das Gespräch.
Schöner Bericht, Florian. Von der Hochschule habe ich immer mal wieder was mitbekommen in den letzten 30 Jahren, von denen, die aufgenommen wurden.