Was gibt es Neues für Musiker in iOS 15
Am Montag, den 19. September, haben Apple ihre neues iOS 15 und iPadOS 15 zum kostenlosen Download vorgestellt und wie üblich warnen einige Hersteller vor dem frühzeitigen Upgrade. Die Ersten waren IK Multimedia, die Inkompatibilitäten festgestellt haben und ein 15.1-Update ist auch schon in der Mache. Nichtsdestotrotz bringt iOS 15 einige interessante Neuerungen aufs Tablet, die für Musiker und Kreative interessant sind.
Zuerst aber die Liste, auf welchen iOS-Geräten iOS 15 installiert werden kann:
iPadOS 15
- alle iPad Pro (ab 2015)
- alle iPads ab der 5. Generation (2018)
- alle iPad mini ab der 4. Generation (2015)
- alle iPad Air ab der 2. Generation (2014)
Das Air 2 wurde im Oktober 2014 vorgestellt. Damit wurden ihm bisher also 7 Jahre Software-Support zuteil!
iOS 15
- alle iPhones ab dem iPhone 6s (2015)
- iPhone SE (2. Generation) (2020)
- iPhone SE (1. Generation) (2016)
- iPod touch (7. Generation) (2019)
Was gibt’s Neues?
Mehr RAM-Freigabe
Die wichtigste Neuerung in „15“ ist die Möglichkeit, von Apps mehr als 5 GB RAM für den App-Betrieb anzufordern zu können.
Das war vor allem für die iPad Pros mit M1-SoC, die bei den 256 und 512 GB Modellen über 8 GB Arbeitsspeicher verfügen und bei den 1 und 2 TB Modellen sogar über 16 GB, sehr ärgerlich. Da auch die neuen 13er iPhones bis zu 6 GB RAM haben können, profitieren somit auch diese davon.
Die Funktion räumt damit den Weg frei für Apps, die sehr viel RAM benötigen, wie Bild- und Videobearbeitung und DAW-Sessions und zumindest theoretisch auch für „Mac“-Programme wie Logic oder Final Cut.
Zusätzlicher iCloud-Speicher bei Gerätewechsel
Da wir gerade von „mehr“ sprechen, Apple stellt jetzt bei einem Wechsel von einem iOS-Gerät zum andern per Daten-Backup über iCloud mehr Cloud-Speicher dynamisch zur Verfügung. Der Erweiterung muss zugestimmt werden und steht dann für drei Wochen zur Verfügung. Danach werden die Cloud-Daten wieder gelöscht und der freie iCloud-Speicher auf 5 GB zurückgesetzt.
Es besteht dabei einmalig die Möglichkeit, die Nutzung des erweiterten Backup-Speichers um 21 Tage zu verlängern.
Verbessertes Multitasking
Multitasking
Es gibt ein verbessertes Multitasking-Menü am oberen Bildschirmrand, über das sich Vollbildmodus, Slide Over und Split View besser nutzen lässt und auch mehrere Apps gleichzeitig nutzen zu können. Das ist in Zeiten von AUv3 ja nicht mehr so tragisch wie früher, aber es sind eben nicht alle Music-Apps als Plug-in verfügbar.
Dabei geschieht die Auswahl der Apps, mit denen per Multitasking gearbeitet werden soll, über den Home-Screen. Das zentrietere Fenster für die „Zweit-App“ gibt es nur für Apps, die das auch unterstützen.
Über den App-Umschalter kann man nun in der Split-View auch auf „Spaces“ zu greifen, also mehrere parallel laufende Home-Bildschirme.
SharePlay
Diese Funktion, die besonders für die Online-Kollaboration interessant sein dürfte, wurde zu Facetime hinzugefügt.
So lassen sich Filme und Musikstücke synchron für alle Teilnehmer eine Facetime-Chats parallel synchronisiert streamen, sodass Reaktionen gleichzeitig für alle zu sehen sind oder es lässt sich auch zusammen live eine Musikplaylist erstellten und gemeinsam anhören.
Auch das Teilen des eigenen Bildschirms mit allen Facetime-Teilnehmern ist nun ohne Weiteres möglich. Das dürfte das Abhalten und Teilnehmen von Online-Tutorien etc. sehr erleichtern.
Ein kleines, aber feines Feature dabei ist 3D-Audio, mit dem die Positionen des Teilnehmerfensters auf dem Bildschirm der Audioausgabe berücksichtigt wird, was zu einem natürlicheren Hörerlebnis führt. Wenn also z.B. ein Teilnehmer links unten sitzt, dann kommt die Stimme auch von dort und wird akustisch unterschieden von dem Teilnehmer in der Mitte oben.
Sehr hilfreich dabei ist auch der Mikrofonmodus, der Hintergrundgeräusche und -musik von der Stimme isoliert und somit verständlicher macht.
Und damit auch alle von dem Gruppen-Chat informiert sind, lassen sich nun leichter planen und organisieren, auch für die Anwender von Android und Windows und natürlich ist alles end-to-end verschlüsselt.
Nahtlose Steuerung
Auch die Unterstützung für Tastatur und Maus wurde verbessert und erlaubt nun Tastaturkürzel zum Steuern von App und Multitasking.
Mit Universal Control können sogar Mac und iPad mit einem einzelnen Set von Keyboard und Maus gesteuert werden, wie z.B. die Maus auf dem Mac über den Touchscreen des iPads. Oder Eingaben, die auf dem Mac gemacht werden, werden sofort auf das iPad übertragen.
Datenschutz
„Großartige Features dürfen sich nicht auf deine Privatsphäre auswirken.“ (Quelle: Apple zu iOS 15)
Ja, Apple, lass uns über den schwarzen Tag reden, an dem du alle deine Versprechen zum Schutz der Privatsphäre deiner User gebrochen hast, mit dem Gedanken, dass On-Device-Scanning, also das verdachtslose Überprüfen von Daten, besonders Bilder auf dem Gerät selbst, für eine gute Idee hieltest.
Da schrillten die Alarmglocken nicht nur bei der EFF, die einen offenen Protestbrief an Apple richteten, der über GitHub unterzeichnet werden kann, und von Edward Snowden, sondern auch z.B. bei der Zeitung Washington Post und der Princeton University, die kurzer Hand nachgewiesen haben, wie gefährlich und missbrauchbar nicht nur die Idee, sondern vor allem die Technologie insgesamt ist.
Dass soziale Medien und Cloud-Dienste Benuterinhalte verdachtslos nach kriminellen Inhalten durchsuchen, ist ja schon der Standard und in gewisser Weise auch nachvollziehbar, aber auf den Geräten selbst ist noch mal eine ganz andere Nummer. Vor allem, wenn eine falsche Positivmeldung direkte strafrechtliche Konsequenzen hat und Neural Hash-Collsionen, das sind z.B. künstlich modifizierte Bilder zwar, die nicht den gleichen Inhalt, aber die gleiche „Prüfsumme“ haben, können leicht den von Apple verwendeten Algorithmus zu einem falschen Positiv überlisten. Der Code dafür ist frei auf GitHub verfügbar.
Vorerst hat Apple, völlig überrascht von den Reaktionen, unter dem öffentlichen Druck eingelenkt und von der Implementation ihres CSAM-Scanners (CSAM = Child sexual abuse material) in iOS 15 und MacOS 12 (vorerst) abgesehen. Was Apple daraus machen wird, bleibt offen.
Wäre das so durchgekommen, Pegasus wäre dagegen ein Witz gewesen. Kinderschutz ist wichtig, aber verdachtslose Überwachung auf dem Endgerät ist in gleichem Maße inakzeptabel.
Ansonsten ist ein neues Feature „App-Aktivität aufzeichnen„, mit dem sich die Datenaktivität von einzelnen Apps über einen Zeitraum von sieben Tagen aufzeichnen und auswerten lässt. So lässt sich auch vom Endkunden leicht überprüfen, welche Apps welche Daten anfordern.
Sonstiges
Es stehen nicht alle neuen Funktionen auch auf allen Geräte zur Verfügung. Um alle Neuerungen nutzen zu können, muss mindestens ein Apple A12 SoC im Gerät verbaut sein.
So müssen die älteren Geräte zum Beispiel auf das Erkennen von Schrift in Fotos, Offline-Siri oder auch Universal Control, verzichten.
Wie immer sollte man mit dem Upgrade auf ein neues OS zumindest einige Wochen warten, um nicht zum unfreiwilligen Beta-Tester zu werden, außerdem sind einige der beschriebenen Features noch gar nicht bei Erscheinen von „15“ verfügbar.
3 D(immersive Audio) Audio ist auch mit Garageband möglich :-D Wenn ich die Release Notes des letzten Updates für GB unter iOS15 richtig gelesen habe. Man braucht dann halt nur die passende Abhöre.
Ältere Geräte laufen bei mir mit diesem iOS besser!
iPhone 7, iPad 6. Generation.
Bin begeistert!