The Story behind Vangelis Rosetta
Hat sich Vangelis bei seinen letzten beiden Werken von eigenen Klassikern inspirieren lassen (2007 „Blade Runner Trilogy“ und 2012 „Chariots of Fire – The Play – Musik für ein Theaterstück), so dürfen sich Vangelis-Fans nun auf ein vollkommen jungfräuliches Album freuen: ROSETTA.
Der Pressemitteilung nach erhielt Vangelis 2012 einen Anruf aus dem All von Astronaut André Kuipers, der ihn zur Europäischen Weltraumorganisation ESA einlud. Vangelis zeigte sich besonders von der Rosetta Mission so fasziniert, dass er der Sonde und ihrer Mission ein eigenes Album widmete, welches nun seit einigen Wochen im Handel ist.
Die Story hinter dem Score
Rosetta (heute Raschīd) ist eine Hafenstadt im Nildelta und wurde ca. 870 n. Chr. gegründet. Berühmt wurde die Stadt vor allem 1799 durch einen spektakulären Fund einer beschrifteten Steintafel, die als „Stein von Rosetta“ in die Geschichte einging. Die Tafel ist ca. einen Meter hoch und 75 cm. breit und enthält ein Priesterdekret in drei Sprachen aus dem Jahr 196 v. Chr.
Das Dekret selbst ist unvollständig, die Sensation verbarg sich vielmehr in der Möglichkeit, mit diesem Stein erstmals altägyptische Schriften entziffern zu können. Der „Stein von Rosetta“ war sozusagen der Schlüssel zu unzähligen Schriften einer vergangenen Kultur.
Diesem Fund zu Ehre wurde ein Projekt zur Bewahrung der sprachlichen Vielfalt ROSETTA PROJEKT benannt. Nach Angaben der LONG NOW FOUNDATION, die das Rosetta-Projekt verantwortet, werden im Laufe des nächsten Jahrhunderts 50-90% der Sprachen der Welt verschwinden. Die LONG NOW FOUNDATION hat sich zur Aufgabe gemacht, einen Teil der derzeit bekannten 7.000 Sprachen zu sichern und ein nachhaltiges Erbe zu verschaffen.
Eine der Aktionen der LONG NOW FOUNDATION ist hierfür die ROSETTA DISC. Die ROSETTA DISC ist jedoch kein Computer-gestütztes Speichermedium, wie der Begriff nahelegt, sondern eine zeitgenössische Version des Rosetta Steins. Eine Scheibe, kreisrund mit einem Durchmesser von 7 cm aus einer Nickellegierung. Auf den beiden Oberflächen dieser Scheibe wurden geschriebene oder gezeichnete Informationen als Abbild eingeätzt und können mit Hilfe von optischen Lesemitteln, ähnlich wie bei einem Mikrofilm, entziffert werden. 10.000 Jahre soll so eine Scheibe unversehrt bestehen. „Lang genug also, um nach einem hypothetischen Verschwinden der Menschheit, unser sprachliches Erbe zu bewahren“, (so der O-Ton der Dokufiktion „Zukunft ohne Menschen“). Eine der wenigen Kopien dieser Rosetta Discs wird im Smithsonian Institut aufbewahrt – und nun kommen wir zum springenden Punkt – eine andere Kopie trat eine abenteuerliche Reise auf der Rosetta-Mission der ESA an, die 2004 zunächst von der Erde zum Mars geschickt wurde.
Den Stein von Rosetta kannte ich, die Sonde nicht, und das Album erst recht nicht. Vielen Dank für diesen Text, ich freue mich immer wieder darüber, etwas ,für mich neues, zu entdecken.
Ich respektiere die Arbeit von Vangelis – aber mir waren seine Lieder immer etwas zu kommerziell, und konnten mich weder musikalisch noch soundtechnisch so richtig begeistern und überzeugen.
Trotzdem ist meiner Meinung nach Vangelis eine wichtige Station in unserer elektronischen Musikwelt, an der man nicht achtungslos vorbeigehen sollte!
@Violator Zu kommerziell? :)
Schon mal Beaubourg, Mask oder Invisible Connection gehört? Damit kann man Mainstreamhörer sehr effektiv aggressiv machen und schlussendlich in die Flucht schlagen. :D
@Stenberg ok ok ok – bei diesen Songs trifft kommerziell nun nicht zu – aber, die sprechen mich trotzdem nicht an.
@Violator Ich kenn alles von Vangelis und er ist über die Jahre schon recht abwechslungsreich unterwegs gewesen. Wobei von Heaven and Hell bis Mitte der 80iger so der gefühlte Höhepunkt seines Schaffens war.
@Stenberg Gemessen an den von Dir genannten Alben fällt „Rosetta“ mächtig ab — das ist im Vergleich Avantgarde für Reihenhäuser mit Gartenzwergen im Vorgarten.
Ich frage mich angesichts der erschreckend banalen Musik und den noch banaleren Klangfarben, ob die Öffentlichkeit diese Musik immer noch als grandios wahrnehmen würde, wenn *nicht* Vangelis als Urheber aufgeführt wäre, sondern der bekannte Fruity Loops Musikant Kalli Schranz aus Oer-Erkenschwick mit seinem Aldi-Notebook auf den Knien.
Wahrscheinlich würde dann kein Hahn danach krähen.
Was ist erschreckend banale Musik? Was sind noch banalere Klangfarben? Gibt es dafür eine wissenschaftlich exakte Definition?
@Stenberg Hi Stenberg.
Erschreckend banal ist für mich,
wenn eine Viertel Stunde lang
nur ein Geräusch zu hören ist.
Hab die ersten 15 Minuten von dem
Rosetta Album durchgehört und bin von
den langatmigen Soundscapes gelangweilt.
Dafür gibt es kein Geld von mir.
Hat Vangelis keinen Rhythmus im Blut?
(Kenne nur klassische Sachen von Ihm)
Grüße
@Coin 15 Minuten mit einem Geräusch eine Spannung aufbauen ist nicht banal, wenn das einer schafft ist das schlicht und einfach genial. Die Geräusche am Anfang von „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone sind da nah dran. ;)
Die ersten 15 Minuten vom Rosetta Album sind eigentlich sehr abwechslungsreich, unverwechselbar der Sound von Vangelis.
Dass man eine mehrjährige Reise einer Sonde durchs All nicht mit hektischen Rhythmus Attacken untermalt, versteht sich eigentlich von selbst. Und wenn einem nach den „klassischen“ Werken gelüstet, hört man diese einfach an. Ich brauch keine ewige Wiederholung eines eng definierten Musters. Das ist langweilig.
@Stenberg Ja, wenn Spannung aufkommt,
ja dann ist es genial.
Es kommt aber keine auf.
Jedenfalls nicht bei mir.
Ich glaube dass jeder, mit dem nötigen technischen
Grundwissen, einen solchen Klangteppich
erzeugen kann.
Dazu muss man nicht Vangelis sein.
Hier kam das Wort „einzigartig“ auf…
Für mich aber hat sowas keinen künstlerischen Wert,
weil wie gesagt, jeder Musiker sowas kann.
Ja, der Weltraum ist öd und leer.
Deswegen muss man ihn aber nicht so interpretieren.
@Coin Einzigartig passt deswegen, weil es vielleicht einige nachmachen können, aber sie klingen dann eben wie Vangelis. Es ist quasi unmöglich diese Art von Musik zu machen ohne nur eine Kopie zu sein. Elektronische Musik ist sehr vielfältig und es gibt immer wieder interessantes Neues, aber dieses Stil hat Vangelis für sich allein ;-).
Es gibt noch viele Andere: Hans Zimmer, Tangerine Dream, Aphex Twin, Prodigy …
Alle haben einen Stil geprägt und dürfen dieses Genre für sich beanspruchen.
@Andreas Stadelmann da bin ich nicht deiner meinung. niemals kann ein musiker oder eine band ein genre für sich beanspruchen. zum einen gibt es in der entstehungszeit eines genres im regelfall eben nicht nur einen musiker oder eine band, die das genre entwickelt, sondern eine ganze reihe davon. bestes beispiel: tangerine dream und berliner schule, falls du mit tangerine dream auf berliner schule anspielst und nicht auf „schlechter pink floyd-verschnitt mit unpassendem flöten-gedudel“. und auch berliner schule hat sich weiterentwickelt: hör dir mal redshift an, da sagen die mehrzahl der kommentatoren, dass es sich so anhört, wie sich tangerine dream hätte anhören sollen (oder wollen) ;) vangelis hat einfach einen eigene stil, da gebe ich dir recht, aber du wirfst einfach genre und stil in einen topf, und das ist falsch….
@Kosh Ich möchte das ja nicht in Stein meißeln :-)
Aber es ist nunmal so, dass es im Falle Vangelis unmöglich ist einen typischen Leadsound mit Melodie auf ein Pad zu legen ohne das uns Musikern sofort Vangelis in den Kopf kommt. Genauso verhält es sich, wenn jeder x beliebige ARP/Sequenzer seine UP/DOWN Melodie losrattert … da denkt man nicht an 1000de Musikstücke in denen das gekonnt umgesetzt wurde, sondern erstmal an die alten TD Tracks. Nicht an Redshift oder Klaus Schulze oder JMJ!
Wie ich schon erwähnt habe ist das ja kein Gesetz sondern ein emotionaler Reflex. Unser all so beliebter Leadsound läßt uns an Vangelis denken, genau wie eine laufende Nase uns an TEMPO denken lässt und nicht an irgendwelche anderen Papiertaschentücher.
@Andreas Stadelmann von sich kollektiv auf alle andere zu schließen und plakativ von einem „wir“ zu reden ist selten eine gute idee… ;)
@Kosh Mea culpa …Mache seit 35 Jahren elektronische Musik, habe 1000de Stunden in Studios mit zahlreichen anderen Musikern verbracht. Wenn du es anders siehst, dann bist du gesegnet mit der Gabe unvoreingenommen zu sein. Das soll ein Kompliment sein, denn ich bin leider mitten im Klischee ;-).
Schön provokativ aber falsch. Demnach wäre nämlich jemand der Photoshop beherrscht und Bilder von Marilyn Monroe verfremdet, ein Künstler wie Andy Warhole.
Kalli Schranz gibt es unzählige, aber nur einen Vangelis. Und wieviele Hähne krähen, war noch nie ein Maßstab um Kunst bewerten zu können ;-)
@Violator Ichglaube, dass Vangelis nicht der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund stand, sondern die Verwirklichung seiner Ideen. Ich sehe ihn daher nicht als „kommerziell“. Seine Musik ist sicher oberflächlich betrachtet „leichte Kost“, aber das trifft auch auf Kraftwerk zu. Um sein Werk zu beurteilen, muss man wahrscheinlich den Begriff kommerziell neu definieren ;-)
@Tyrell Kommerziell ist wirklich der falsche Begriff. Die Musik von Vangelis ist emotional, und zwar in jeder Schattierung. Mask wird von emotional oberflächlichen Menschen als Depressionen auslösend bezeichnet. Für mich ist es eines der wuchtigsten Werke von ihm, eine emotionale Tour de Force durch alle Gefühlslagen. Die andere Seite von ihm kann man ganz klassisch als die Schönheit der Musik bezeichnen. Majestätisch, edel, pure Harmonie. Dieser Teil wird dann oft als kommerziell und seicht abgestempelt, was es aber nicht ist. Wer schon mal die Untiefen der New Age Ecke erlebt hat, der weiß, was wirklich seicht ist. Das holt mich emotional überhaupt nicht ab. Dann gibt es die wenigen schwer verdaulichen Alben, die in Richtung Avantgarde gehen und emotional kalt und unnahbar sind. Dann gibt es die wirklich kommerziellen songorientierten Sachen, da hat er trotzt Kommerzialität einige Perlen abgeliefert, aber auch viel unterdurchschnittliche Nummern. In den 70iger war noch des öfteren der jazzige Einschlag von seinen Anfängen als Musiker zu spüren, in den letzten Jahren der Hang zu orchestraler Musik.
Der Wendepunkt war sicher Direct. Da fing er an, möglichst spontan alles einzuspielen. 1492 – Conquest of Paradise, Mythodea, El Greco, Alexander oder Rosetta sind da sicher die Highlights aus der Ära.
@Stenberg Aber wie schon am Anfang erwähnt, es ist hoch emotionale Musik. Das spürt man in jeder Note.
Meine Leidenschaft für den Weltraum wurde durch die letzten Gemini-Flüge und das Apollo-Programm geweckt; das berühmte Foto von der Erdhalbkugel über der Mondoberfläche (geschossen von Bill Anders während der ersten bemannten Mondreise durch Apollo 8) hatte mich nachhaltig beeinflusst. Seit SF-Filmen wie „Forbidden Planet“ wurde EM immer wieder mit „Weltraum-Musik“ umschrieben, was in manchen Fällen auch zutraf. Reale Missionen wurden meines Wissens nach erstmals mit Eno’s „Apollo“ verarbeitet. Die „Earth Views“ der SpaceNight auf B3 ließen weitere Elektronik erklingen.
Noch eine kleine Korrektur: 67P ist ein Komet, kein Meteorit oder Asteroid, und einer seiner Entdecker ist erst vor kurzem verstorben. Wenn Vangelis mit seinem Album die Erinnerung an diesen Wissenschaftler wachhält, hat er meine Anerkennung verdient, egal, was ich sonst von seiner Musik halte…
Auf Vangelis bin ich das erste Mal in den frühen 80ern durch Carl Sagans COSMOS Serie aufmerksam geworden. Die frühen Alben The Unknown Man, Albedo 0.39, Spiral sind einfach fantastisch. Blade Runner ist ein Meilenstein der Filmmusik. Der weit weniger bekannte Bounty Soundtrack ebenso. Leider muss ich sagen, dass je mehr technische Möglichkeiten dazukamen, die Musik immer belangloser wurde. Und das sagt jemand der wirklich jede Vangelis Scheibe zu Hause hat. Aber Vangelis wird immer einer der ganz großen Elektronikpioniere bleiben und er hat für viele andere den Weg erst geebnet.
Nach all den berühmten Klassikern hatte ich das zunächst auch so gesehen. Umso grösser der zeitliche Abstand ist, umso mehr faszinieren mich auch seine jüngeren Alben. Mit Oceanic konnte ich zB 1996 nur sehr wenig anfangen, inzwischen gehört es zu meinen Favoriten.
@Tyrell das stimmt – auch bei „Jean Michel Jarre“ ist das so. Da ist bei mir der Schnitt nach der „Revolutions“, denn dort sind schon ein paar wenige „Nase-Rümpf-Tracks“ mit drauf, was zuvor nie der Fall war und dann auf „Waiting for Cousteau.“ leider immer mehr wurde. Und alles was dann folgte, finde ich öde und langweilig.
Auch seine Live-Show brauche ich nicht, mit der er jetzt gerade unterwegs ist.
Aber macht nichts, ich freue mich immer wieder seine „Meisterwerke“ aus den 70er und 80er Jahren genießen zu dürfen.
@Violator … und inzwischen gefällt mir „Electronica 1 – The Time Machine“ richtig gut – da war ich letztes Jahr noch Meilen weit davon entfernt!
…mal was anderes: was für dinger hat er denn auf/um sein keyboard aufgebaut? weiß jemand etwas über sein aktuelles equipment? normalerweise interessiert mich sowas eher weniger, aber bei ihm…..
@calvato http://forum.vangelis.fr/printview.php?t=1304
Trotz des .fr ist der Beitrag auf Englisch. Es gab sogar mal ein Video bei vimeo dazu, aber das ist leider weg.
Anscheinend hat er eine Maus-Allergie ;)
@steve_n ich hab versucht es zu lesen, ich muss aber zugeben, dass ich nicht wirlich verstanden habe, was die dinger machen & warum man so viele davon braucht..?
@calvato Hallo Calvato,
du meinst jenes Video hier? https://youtu.be/4zzkalHmY10?list=RDI2PMvdfOIIU
Das dürften Einzelanfertigungen von Midiprozessoren sein. Und damit steuert er seine Rack und sonstigen Synths. Tonarten, Akkorde betrachtet der Musiker ja als Abfolge von Noten. Und in seinen „Geräten“ werden die nun zu Zahlen, die du addieren, subtrahieren, transponieren usw. kannst. Damit kannst du dann durch Vorgabe einer Tonart und spielen dann halt ein komplettes Ensemble orchestrieren. Quasi Bontempi Deluxe mit MIDI und einmal Alles.
Zum Einen sind da die Hörer ohne „musikalischen Hintergrund“. Die hören Vangelis und wenn man sie danach fragt, dann bekommt man die subjektiven Antworten zur Musik. Schön, emotional, ergreifend … u.s.w.. Diese Hörer kennen aber meist auch nur die bekannten Titel. Für diese Hörer ist das Rosetta Album wahrscheinlich nahtlos mit Vangelis verbunden und wird gefallen.
Dann gibts noch uns: :-)
Musiker welche die Musik hören und zwangsläufig darauf achten wie jede einzelne Note gespielt wird, mit welchem Sound, mit Sequenzer oder ohne u.s.w. Für die meisten von uns ist Rosetta dann eben ein „sehr typisches, musikalisch nicht euphorisches Album, dass wie ein Medley aus 40 Jahren Vangelis rüberkommt.
ABER: Vangelis ist eben EINZIGARTIG, das muss so sein. Genau diese Musik erwarten wir, wenn wir ein Album wie Rosetta hören. Wenn die ESA mit einem Musiker wie Vangelis kooperiert, dann haben alle Verantwortlichen genau diese Art von Musik im Hinterkopf.
Wenn man als Musiker einen Mainitel wie ORIGINS komponiert und ausschliesslich jeder sofort erkennen kann, dass dies VANGELIS ist, dann hat man deutliche Spuren in der Musikwelt hinterlassen!
Für mich ein wirklich sehr schönes hörbares Werk vom Meister.
Noch eine kleine Anmerkung: Ich finde das Album Soil Fesitivies grandios, für mich eines der Besten!
@Andreas Stadelmann Exakt. Kennt kaum jemand, der Vangelis nur oberflächlich kennt, aber in jeder Hinsicht ein Meisterwerk.
@Andreas Stadelmann Da gebe ich dir absolut recht. Als ich das Album damals – vor vielen Jahren – gekauft habe, konnte ich kaum etwas damit anfangen. Jahrelang verstaubte es im Schallplattenregal, bis ich mich dann doch wieder mal „drüber traute“. Und seitdem gehört es zu meinen Vangelis-Top-Ten-Alben. Großartige Musik!