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Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Vinyl richtig gut digitalisieren

3. Februar 2021
Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Da hat man sich jahrelang gesträubt, den anonymen, kalten, gleichförmigen digitalen Musikdateien auch nur ein Fuß breit Platz in seinem Setup zu machen und letztlich doch verloren. Nach nicht enden wollenden Flamewars zwischen den Jüngern der vermeintlichen Zukunft und der Old-School-Fraktion hat man sich von den unbestreitbaren Vorteilen, den die digitale Medienhaltung bringt, überzeugen lassen. Mit reichlich Dateien angehäuft einem Laptop und einigem Kleinkram unterm Arm, taucht man dann im Club auf, nur um festzustellen, dass einem gerade der Track im Set fehlt, der daheim im Regal auf der B-Seite irgendeiner raren 96er Whitelabel-Pressung mit dem angerissenen Cover und den zwischen den Auslaufrillen eingeritzten Geheimbotschaften steht.

Mitschleppen? Das wollten wir uns doch gerade durch die neuen Verheißungen ersparen! Und wenn das Ding dann auch noch wegkommt oder in Mitleidenschaft gerät? Nicht auszudenken!
Wem dieses Szenario bekannt vorkommt, ist ein Kandidat für die Vinyldigitalisierung. Aber auch jene, die keine Lust mehr haben, spätestens alle 25 Minuten die LP umzudrehen und mehr und mehr Vinylspäne aus der Rille zu hobeln, könnten hieran Interesse haben.

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Es könnte so einfach sein. Könnte! Wenn man wenig Anspruch an das Endergebnis hat. Wem hingegen an hochwertiger Übertragung seiner Lieblinge ins Zeitalter von Nullen und Einsen hat, findet im folgenden Artikel ausführlich alles Wichtige dafür, samt Erklärung einiger technischer Grundlagen und Notwendigkeiten, die einen gewissen Aufwand rechtfertigen.

Wer sollte wann warum LPs digitalisieren?

Aufgrund des im späteren Verlauf nachzulesenden nicht ganz geringen Aufwands, sollte sich jeder gut überlegen, ob es für ihn sinnvoll ist, die Prozedur auf sich zu nehmen oder doch lieber gleich zur digital vertriebenen Version seines musikalischen Schatzes zu greifen. Denn ein langer Track kann gut eine Stunde in Anspruch nehmen, wenn man das Verfahren in maximaler Ausbaustufe betreibt.
Zur Beantwortung der Frage nach dem Sinn sind zwei Aspekte ausschlaggebend: die Verfügbarkeit einer digitalen Version und der gewünschte Klang.

Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Fast jede Musik ist inzwischen online oder auf CD erhältlich. Dennoch lassen es sich einige, meist in Sparten des Untergrunds agierende Labels oder selbstvertreibende Musiker nicht nehmen, auch im Jahr 2021 rein analog zu veröffentlichen. Bei diesen ist das Überspielen dann ebenso unumgänglich wie bei jenen Titeln, die anderweitig vergriffen sind. Whitelabels, spezielle Aufnahmen mit einmaligen Musikerbesetzungen, seit Jahren tote Labels und Vertriebe (als rein antiquarisch erwerbbare Tonträger), jener besondere exklusive Release mit dem Mastering von Toningenieur XY: alles Kandidaten für die Digitalisierung.

Bliebe nur noch der Klang als Pro-Vinyl-Aspekt. Denn technisch bedingt wird eine Schallplatte immer anders als das zugehörige Digitalmastering klingen. In aller Regel dynamischer (obwohl zugleich die Nadelaufhängung und der hohe Rauschgrund diese theoretisch viel geringer als im Digitalen ausfallen lassen): Selbst die Spitzen monotoner, repetetiver Sequenzen sehen in der Wellenformansicht nie wie mit dem Lineal gezogen aus. Zudem wird der Klang durch die meist milderen Höhen von vielen als „wärmer“ und angenehmer empfunden. Nicht zu vergessen das atmosphärische Knacksen und Knistern, was der Scheibe so etwas wie ein Eigenleben verleiht. Wem an diesem speziellen Klangcharakter gelegen ist, kommt nicht um die Mühen des Prozederes herum.

Allen anderen sei die Investition von einem bis zwei Euro pro Titel für den Download oder der Blick in die CD-Grabbelkiste oder der Bummel auf dem Flohmarkt ans Herz gelegt – auch wenn Vinyl aktuell wieder groß in Mode kommt und selbst Standard-LPs wieder kräftig im Preis zulegen.

Aber Vorsicht! Sollte der digitale Erwerb doch nicht im gewünschten Maße dem Musikstück auf Vinyl entsprechen, kann der Kauf umsonst gewesen sein, und man kommt doch nicht ums Überspielen herum. So jüngst geschehen, als ich mir einen eigentlich recht jungen Technotrack eines renommierten Acts, der nun auch bei einem großen Onlineshop erhältlich war, kaufte. Der MP3 Download war hingegen deutlich weniger brillant als mein Vinyl.

Also gilt hier: Immer die Scheibe mindestens so lange parat halten, bis die Datei hochwertig digitalisiert wurde.

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Garbage in = Garbage out, oder:

die Mär von der einfachen, schnellen Methode

„Sie möchten Ihre Vinyl-Schätze möglichst einfach und schnell auf der Festplatte sichern oder auf dem MP3-Player mitnehmen? Nichts leichter als das! Egal ob LP oder Single und sogar alte 78er-Platten retten Sie mit diesem Plattenspieler im Handumdrehen ins digitale Zeitalter.“

So bewirbt ein großer Elektronik-Discountversand einen USB-Plattenspieler, der für gerade mal 50 Euro mitsamt Tonabnehmersystem und Software über den virtuellen Ladentisch wandert, um genau jenes Unterfangen zu bestreiten, was unserem frisch umgestiegenen DJ von oben bevorsteht.

Platte rein, MP3 raus. Klar, für Oma Ernas 20 Schlagerplatten mag das langen. Aber die hat zum einen wahrscheinlich noch ihren originalen 70er-Jahre-Plattenspieler samt passender Anlage (also gar keinen Digitalbedarf) und hört ohnehin gerade noch so in der Bandbreite der alten HiFi-Norm DIN 45500, die noch älter als ihr Plattendreher ist. Die werte Großmutter stört es vielleicht nicht weiter, wenn der Sound irgendwie eindimensional und dünn ist. Kann man ihr kaum übel nehmen, denn sie hat auch keinen Vergleich.

Wer auf hohe Audioqualität wert legt, wird etwas mehr Aufwand betreiben müssen.

Ein Plattenspieler, der samt integrierter Soundkarte und System weniger kostet als die meisten Nadelsysteme allein, kann verständlicherweise keine Bestleistungen erbringen.
Und auch einfach den Rechner an das DJ-Set zu klemmen ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Zuviel Potenzial wird hier durch anderweitig ausgelegte Komponenten verschenkt.

Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Die Produktionskette der LP-Digitalisierung

Da jede Audioanlage eine Kette ist, hat sie bekannterweise die Eigenschaft nur so stark wie ihr schwächstes Glied zu sein. Und insbesondere die analogen, elektroakustischen bzw. elektromechanischen Komponenten sind jene vielzitierten schwächsten Glieder. Will heißen: Lautsprecher, Mikrofone und Nadelsysteme. Sind erstmal gute Boxen oder Kopfhörer im Haus, wird beispielsweise der mäßige, runtergenudelte oder fehljustierte Tonabnehmer hörbar. Alles für die Katz gewesen. Also: einmal richtig gemacht und Ruhe im Karton.

Die Kette sollte so kurz wie möglich gehalten werden, es sind ohnehin viele Glieder enthalten. Sie sieht im Idealfall wie folgt aus: Vinyl, Nadelsystem am Plattenspieler, Phonovorverstärker, Soundkarte (und damit Computer), Software. Jedes Glied arbeitet nur unter bestimmten Bedingungen optimal.

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So kurz wie möglich: Platte, Tonabnehmer, Vorverstärker, Audiointerface, Computer

Das Vinyl vorbereiten

Dem Vinyl tut es gut, eben (also wellenfrei), kratzer- und staubfrei zu sein. Daher lagert man es am besten hochkant in zugehörigen Schutzhüllen zwischen seinesgleichen an einem Ort möglichst fern von Heizkörpern und Sonneneinstrahlung. Dann läuft die Nadel ohne große mechanische Anstrengung durch die Rille, es knackt seltener und knistert weniger.

Gegen grobes Knistern hilft meist eine Reinigung: zunächst trocken durch eine Carbonbürste, wie sie jeder Vinylbesitzer haben dürfte, dann mittels einer Reinigungslösung aus destilliertem (!) Wasser und mildem Spülmittel, aufgetragen über ein Mikrofasertuch, das die Rillen gut erreicht. Leitungswasser würde den Rillen durch den enthaltenen Kalk nur mehr schaden als helfen. Wer eine Plattenwaschmaschine besitzt, nimmt natürlich diese. Wer es ganz genau nimmt, hat zudem ein dem Waschgang nachfolgendes Spülbad (also reines destilliertes Wasser).

Gegen Kratzer kann man nichts ausrichten, drin ist drin. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, bei Gebrauchtkauf aber allenfalls als neunmalkluger Spruch fürs Poesiealbum tauglich, weil außerhalb unseres Einflusses. Manchmal sind die Rillen derart mit Staub oder sonstigen angetrockneten Substanzen zugesetzt, dass auch eine Reinigung wenig ausrichten kann – verbuchen Sie das dann unter individueller Patina das Tonträgers. Den Rest muss dann die Software besorgen. Völlig frei von analogen Makeln wird die Platte auch mit der besten Reinigung und Nachbearbeitung nicht, aber viele wollen dies ja auch gar nicht unbedingt.

Das Tonabnehmersystem

Der Tonabnehmer sollte möglichst kein DJ-tauglicher sein, denn diese sind immer ein Kompromiss: Hier sind Zugeständnisse an die erhöhte mechanische Belastung, wie sie das Cueing und Scratching eines DJs nun mal mit sich bringen, gemacht worden. Auch die Auflagegewichte sind bei DJs ein Vielfaches dessen, was im HiFi-Bereich üblich ist. Für 50 Euro gibt’s hier weniger Klang als für den halben Preis im HiFi-Sektor, dessen Entwickler sich allein Klangaspekten widmen können.

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Ungleiche Verwandte: DJ- und HiFi-Systeme

Bei den Abnehmern gibt es zwei unterschiedliche Grundprinzipien: Moving Magnet (MM) und Moving Coil (MC). Bei ersterem ist der Magnet an der Nadel befestigt und bewegt sich in einer starren Spule, bei letzterem sind die Positionen von Spule und Magnet vertauscht. Tendenziell sind MC Systeme durch die geringere Schwungmasse hochwertiger, aber auch teurer, haben meist keine wechselbaren Nadeln und benötigen eine MC-taugliche Vorstufe, da die geringen Spulenwicklungen auch nur geringe Ausgangsspannungen erzeugen (High Output MCs haben mehr Wicklungen, büßen dafür aber auch den Massevorteil ein). Daher ist die Mehrheit der anzutreffenden Systeme als MM ausgeführt.

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Audio Technica AT95E

Als Geheimtipp für sehr knappe Budgets gilt das Audio Technica AT95E (ca. 50 Euro), welches das als rundfunktauglich gepriesene Broadcast DJ-System von Ortofon zum Vierfachen Preis insgesamt schon schlägt.

Lediglich im Bass ist es etwas schlank. Gibt man so viel wie für einen üblichen DJ-Abnehmer aus, hat man sich merklich gesteigert, alles wirkt runder, satter, differenzierter. Ortofon bietet hier eine sehr große Auswahl an verschiedenen Tonabnehmer-Systemen. HIER KLICKEN

Zahlreiche Ortofon Tonabnehmer-Systeme, aber auch von anderen Herstellern wie Reloop, Audio Technica oder  Fun Generation, haben wir bereits ausführlich HIER getestet.

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Ortofon VNL

Der Plattenspieler

Der Plattenspieler selbst muss keinen solchen Ansprüchen wie in einem Clubumfeld genügen, aber einige allgemeine Ratschläge gelten auch hier: Aufstellung ohne schwingenden Untergrund (bei vibrierenden Böden wird immer wieder zur Montage auf einem festen Wandregal geraten) und ausbalancieren. Dazu legt man eine kleine Wasserwaage auf eine gerade Fläche des Geräts (die Haube zählt nicht), dreht sie so oft in mehrere Richtungen und verstellt dabei die Füße, bis die Libelle in jeder Position möglichst mittig sitzt. Die Schwingungsfreiheit sorgt dafür, dass es keine Rückkopplungen geben kann und damit insbesondere der Bass nicht künstlich unpräzise brummt. Die Ausbalancierung sorgt dafür, dass die Nadel keinen weiteren horizontalen Zugkräften außer den ohnehin auftretenden Fliehkräften ausgesetzt ist.
Gleichlauf und gedämpfte Masse und damit Laufruhe gehören ebenso zu den erwünschten Eigenschaften.

Kritischster Punkt ist sicherlich das Zusammenspiel von Tonarm und Tonabnehmer. Tonarme haben unterschiedliche Massen und eignen sich daher nicht immer für jeden Tonabnehmer, welche wiederum auch verschiedene Massen und Nadelnachgiebigkeiten (Compliance) haben. Der Grund für die teilweise Inkompatibilität liegt in der Ausbalancierung des Gesamtsystems. Als Faustformel kann man sagen, dass die jeweiligen Gewichtklassen von Arm und Abnehmer in etwa übereinstimmen sollten: leichtes System mit geringer Nachgiebigkeit und leichtem Arm kombinieren und so weiter. Dennoch gibt es immer wieder mal Kombinationen, die theoretisch unpassend sind, dann aber ganz hervorragend miteinander spielen. Hier muss sich der geneigte Interessent zu seinem jeweiligen Modell in einschlägigen Foren oder bei Fachhändlern erkundigen, welche Kombinationen sinnvoll sind. Ein Hinweis für den wohl am weitest verbreiteten Spieler: der Technics SL-1210/1200 hat in jeder Variante einen mittelschweren Tonarm.

Die korrekte Justage des Nadelsystems ist ebenso essentiell, Fehlwinkel und -belastungen aller Art und damit Verzerrungen wären sonst die Folge und können den teuersten Abnehmer nach Schund klingen lassen. Für die Einstellung von Überhang (Positionierung des System längs der Headshell-Achse) und Kröpfung (Winkel des Systems innerhalb des Headshells) gibt es zuhauf Anleitungen und Helfer im Netz. Beim Technics 1210 mit seinem S-Tonarm ist es sehr einfach, wenn man die mitgelieferte Überhanglehre benutzt: System gerade auf Achse im Headshell einpassen und soweit schieben, dass die winzig kleine Nadelspitze genau mit der Lehre gemeinsam abschließt. Dann sind diese zwei Geometrieaspekte bereits fertig kalibriert.
Der dritte wäre die Tonarmhöhe. Diese sollte für das beste Ergebnis theoretisch so eingestellt sein, dass die Nadelspitze im exakt gleichen Winkel wie der Schneidstichel beim Kratzen der Pressmatrize durch die Rille fährt. Allerdings gibt es fertigungstechnisch dafür keine Standards in der Industrie, weshalb man sich als Hörer mit der Faustregel behilft, dass der Tonarm beim Abspielen parallel zur Platte sein sollte. Einflussfaktoren sind hier die Dicke der unterliegenden Matte, die Dicke der Platte und die Bauhöhe des Systems.

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Nichts für DJs aber eine preisgünstige Serie von HiFi Plattenspielern: Pro-Ject

Wer sein DJ-Laufwerk benutzt, dem sei zur Gummimatte anstelle des Filzbelags geraten. Damit wird Trittschall gedämpft und es gibt keine Traktionsverluste zwischen Teller und Platte.
Und zu guter letzt die Selbstverständlichkeit: das empfohlene Auflagegewicht einhalten und Anti-Skating einstellen. Wenn Sie für die Digitalisierung ein neues System einbauen, dann muss dies, wie bei jedem Systemwechsel, neu ausbalanciert, auf Null kalibriert und dann das Gewicht angepasst werden. Für zu leichte Systeme gibt es Zusatzgewichte für die Auflage auf dem Headshell. Das empfohlene Auflagegewicht findet sich im Beipackzettel zum System oder auf den Herstellerwebseiten. Es bewegt sich meist zwischen 1 und 2 Gramm. Beim Anti-Skating gibt es kein Patentrezept, dafür sind die Bauten der Tonarme zu verschieden und ebenso die Tonabnehmer. Manche klingen sogar ganz ohne Regulierung am besten. Hierfür nehmen Sie sich eine Platte, die Sie klanglich gut kennen und probieren verschiedene Einstellungen aus, bei der klanglich angenehmsten bleiben Sie. Wer einen korrekt eingestellten Plattenspieler mit tangentialem Tonarm hat, hat erst gar keine Sorgen mit Anti-Skating, denn das brauchen diese gar nicht.
Dass die Nadel ebenso wie die Platte staubfrei sein sollte, bedarf wohl keiner gesonderten Erwähnung.

Wer bisher gar keinen Plattenspieler besitzt, aber einige Tracks von Vinyl braucht, fährt mit den Schallplattenspielern von Pro-Ject (Übersicht hier) gut, welche immer wieder für ihr Preis-Leistungs-Verhältnis gelobt werden. Zum Auflegen natürlich ungeeignet, was für ein reines Hör- oder Überspielgerät aber keine Rolle spielt.

Der Phono-Vorverstärker

Dieses besondere Glied ist nötig, um den zur Schonung der Nadel beim Mastering verbogenen Frequenzgang (welcher den Einsatz einer fragilen Nadel überhaupt erst möglich macht) durch spiegelbildliches Equalizing wieder auszubügeln und die geringe Ausgangsspannung auf das übliche Line-Level anzuheben. Dafür hat die Recording Industry Association of America (RIAA) eine Standard-Kennkurve festgelegt, die jeder Vorverstärker mehr oder minder genau beherrscht. Soll mit einem MC-System gearbeitet werden, muss der Vorverstärker speziell mit dieser Option ausgezeichnet sein. Phono-Vorverstärker sind als Einzelbausteine, in Vollverstärkern und Vorstufen (aber nicht immer) und in den meisten DJ-Mixern eingebaut. Nach dem Tonabnehmersystem gibt es hier das größte Gewinn- bzw. Verlustpotenzial.

In DJ-Mixern sind die im hiesigen Vergleich minderwertigsten Vertreter anzutreffen. Dazu kommt die weitere Färbung durch den allgemeinen Klang des Mixers, selbst wenn die EQs neutral gestellt sind. Zudem hat ein Mixer durch seine Aufgabe vergleichsweise lange Signalwege. Um es zu verdeutlichen: Mein über 1000 Euro teurer Rane Mixer klingt über Phono etwas zu mild in den Höhen, hat einen schlechteren Stereoeindruck und ist undifferenzierter als ein guter Phono-Vorverstärker.

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Im Thomann-Shop findet ihr eine sehr große Auswahl an passenden Phono-Verstärkern, von 20,- Euro bis knapp 2.000,- Euro. HIER KLICKEN. Aber keine Sorge, der ART DJ PRE II für 56,- Euro macht bereits einen wirklich guten Job.

Das Audiointerface

Viele Rechne besitzen bereits ein integriertes Audiointerface, wesentlich hochwertiger geht es aber mit externen Audiointerfaces die sich per USB an den Rechner anschließen lassen. In der Preisklasse um ca. 150,- Euro. wäre z. B. der Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen eine gute Wahl.

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All in One Systeme

Wie erwähnt, gibt es auch Plattenspieler mit eingebauter USB-Schnittstelle. Da spart man sich quasi Photo-Vorverstärker und Audiointerface. Wer bereits ist mehr auszugeben 15,- Euro (o ja die gibt’s auch – siehe hier), für den gibt es Alternativen.

Neben dem unüberschaubaren Markt von Billiganbietern kann ich den American Audio TTD 2400 USB empfehlen, mit dem brauchbare Ergebnisse erzielt werden können, die aber selbstverständlich nicht an die Ergebnisse eines ausgewogenes System aus Einzelkomponenten heranreichen.

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Aber für gerade mal 169,- Euro wäre das die zumindest eine günstige Alternative die ich erwähnt haben wollte.

Die Aufnahmevorbereitungen

Nun haben wir bei der Qualität aller physischen Komponenten ein gutes Level erreicht, jetzt muss das Signal nur noch fließen und digitalisiert werden. Als Aufnahmeprogramm taugt zunächst so ziemlich alles, was unkomprimiert in WAV bzw. AIFF aufzeichnen kann und eine Aussteuerungsanzeige mitbringt. Das kann also jeder Sequencer und Waveeditor sein, sowie Standalone-Recorder oder in Player- oder DJ-Software eingebaute Aufnahmefunktionen. Ein Waveeditor sollte bei Verfügbarkeit hier wegen der Übersichtsmöglichkeit über den Lautstärkeverlauf das Tool der Wahl sein. Es gibt auch einige Freewareprodukte, das bekannteste dürfte Audacity sein (Für MAC und PC).

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Freeware Audiotool Audacity

Wählen Sie den entsprechenden Eingang in der Software aus und prüfen zunächst das Leerlaufsignal darauf hin, ob es ein Massebrummen gibt. Dies tritt auf, wenn die Anlage an mehreren Stellen geerdet ist, was bei Verbindungen von Computern und Stereoanlagen nicht unwahrscheinlich ist. Aus diesem Grunde wurde auch eingangs auf die möglichst kurz zu haltende Kette hingewiesen. Ein Patentrezept zum Auflösen von Brummschleifen gibt es nicht, dafür sind die möglichen Quellen zu vielzählig. Und auch ohne Computer können sie auftreten, zum Beispiel, wenn an einer Steckdose Geräte mit Schutzkontaktstecker hängen, die über mehrere Verbindungen und Geräte anderswo erneut über Antennenkabel geerdet werden.
Trennen Sie jene Geräte von der Kette, die Sie nicht unmittelbar für die Aufnahme brauchen, prüfen Sie Schritt für Schritt, wann die Störung wegfällt und merken sich den Störenfried für spätere Aufnahmesessions.

Nun da das Brummen entfernt ist, geht es um die direkte Durchleitung des Signals und die Aussteuerung. Der Pitch am Plattenspieler, falls vorhanden, gehört auf 0%. Auf Mixer und Effekte im Signalweg sollte möglichst verzichtet werden, all dies sind potenzielle Stör- und Verfälschungsquellen. Einfach direkt vom Vorverstärker in die Soundkarte, auch dort am Eingang keine Software-Effekte vorab anwenden.

Unsere Aufnahmegeräte haben ein Eigenrauschen, welches so weit wie möglich unterhalb des Maximalpegels der Musik liegen soll, sodass wir es durch Überdeckung nicht wahrnehmen. Zu diesem Zweck muss die Platte kurz vorher zu ihren wahrscheinlich lautesten Stellen durchgeskippt werden. Das sind in aller Regel die Refrains. Diese Sequenzen sind am hellen Rillenkontrast zu erkennen. Dafür muss der Eingang der Soundkarte so weit aufgedreht werden, dass die höchsten Pegelspitzen in der Aufnahme gerade noch unter 0 dB liegen.

Je nach Betriebssystem und Soundkarte sowie Software gibt es mehr oder weniger Pegelsteller innerhalb des Rechners. Meist ist es aber nur der Mixer des Betriebssystems. Da wir die Integrationszeit der Pegelanzeige (jene Zeit, in der die Anzeige Werte mittelt) selten kennen, kann es sein, dass einige tatsächliche Spitzen im Audiomaterial nicht von dieser erfasst werden. Da digitale Aufnahmen gegenüber Übersteuerung (hier Clipping genannt) höchst empfindlich sind (denn bei 0 dB Full Scale ist definitiv Schluss, alles darüber äußert sich in sehr unschönen Verzerrungen), sei dringend empfohlen, noch mindestens 1 dB über der beim groben Durchskippen höchsten gefundenen Spitze Luft zu lassen. Dann sorgen unvorhergesehene Spitzen nicht für Clipping. Sollte man später feststellen, dass deutlich untersteuert wurde, kann man immer noch in einem neuen Take die Empfindlichkeit erhöhen. Falls Spitzen optisch schwer zu finden sind, bieten die besseren Waveeditoren eine Analysefunktion, die die lautesten Samples finden kann, und man weiß sicher, ob Clipping aufgetreten ist.

Will man die relative Lautstärke der Tracks auf einer Platte beibehalten (bei Alben, welche am Stück gehört werden, meist der Fall), so muss die gesamte Platte auf ihre höchste Spitze durchsucht werden. Einmal eingestellt, wird sie dann durchlaufen gelassen.
Für titelbasierte Normalisierung muss jeder Track einzeln kalibriert werden. Wer in diesem Fall nach einem Track vergisst, neu zu kalibrieren, handelt sich unter Umständen entweder Clipping oder Untersteuerung beim folgenden Titel ein.

Bits hin, Kilohertz her

Es ist allgemein bekannt, dass Audio-CDs und die allermeisten Audiodateien nach dem sogenannten Red-Book-Standard codiert sind. Dieser sieht eine Sampling-Tiefe von 16 Bit bei 44100 Hz Sampling-Frequenz vor. Doch was heißt das?
Ein analoges Audiosignal, wie wir es auf einer Schallplatte festgehalten haben oder in unserer ganz natürlichen Umwelt ständig hören können, ist eine unendlich dichte Folge unendlich feiner Pegelschwankungen. Dieses Signal kann aus systemischen Gründen nie exakt digital aufgezeichnet werden, da eine solche Speicherung immer eine Quantisierung, also eine Festlegung auf abgestufte Zahlenwerte ist.

Analoges Signal: völlige Stufenlosigkeit

Digitales Signal: Gespeichert sind nur die sichtbaren Punkte (die Samples), die Zwischenwerte werden am DA-Wandler rekonstruiert

Sampling-Frequenz

Die Sampling-Frequenz beschreibt, wie oft pro Sekunde das Audiosignal abgetastet wird und die Tiefe wiederum besagt, wie fein abgestuft die Lautstärkestufen gespeichert werden können. Bei 16 Bit sind das beispielsweise 2^16 = 65536 Abstufungen, wobei je die Hälfte in den positiven und negativen (abzüglich eines für Null) Bereich fallen. Selten liegen in natura genau jene Werte vor, die in das 16-Bit-Raster passen. Stattdessen wird auf den nächstgelegenen endlichen Wert, der mit den 16 Bits darstellbar ist, gerundet. Die Differenz zwischen dem analogen Original und der digitalen Kopie wird als Quantisierungsrauschen bezeichnet. Je niedriger die Bittiefe, umso höher also zwangsläufig das Quantisierungsrauschen. Pro Bit erreicht man einen Signal-Rauschabstand-Zugewinn von 6 dB, also 96 dB bei der Audio-CD. Bei 24 Bit sind es schon 144 dB, was das menschliche Gehör in seinem Dynamikumfang bereits übersteigt.

Nun mag man einwenden, dass CDs doch formidabel klingen können mit diesen 16 Bits. Völlig richtig, nur in aller Regel sind sie erst kurz vor Beendigung der Bearbeitung darauf runtergerechnet worden. Aber warum?

Wenn ein digitales Signal übersteuert wird, dann gibt es im Gegensatz zum analogen Terrain keinen abfangenden Headroom, der kurzzeitig übersteuerte Signale verkraftet. Was hier vergeigt wurde, macht sich durch unschöne Artefakte im Klangbild bemerkbar. Deshalb müssen digitale Aufnahmen (insbesondere bei unwiederbringlichen Liveaufnahmen) immer mit ausreichend Sicherheitsabstand eingepegelt werden, und die real nutzbare Dynamik sinkt um etwa 1-3 Bit. Wer mit 24 Bit aufnimmt, hat auch mit dem gebotenen Sicherheitsabstand noch mehr theoretische digitale Dynamik, als die analogen Komponenten der meisten Wandler überhaupt hergeben. Also Punkt 1: bessere Dynamik durch höheren Rauschabstand. Falls es sich um Fließkommabearbeitung handelt, sind auch leise Passagen mit ihren kleineren ganzzahligen Werten kaum durch schlechter werdenden Rauschabstand gefährdet, da sie durch wegfallende Vorkommastellen mehr Platz für Nachkommastellen und somit genauere Quantisierung bieten.

Wird das digitale Signal nachbearbeitet, kommt es erneut zu Verfälschungen, da die Zielwerte des Effekts auch nur gerundet werden können. Von Schritt zu Schritt erhöht sich also der Fehler. Je größer die Bittiefe, umso verzeihlicher ist dieser. Oder nachträgliches Komprimieren: Bei 16 Bit würden die angehobenen leisen Passagen mit dem Quantisierungsrauschen viel schneller in den hörbaren Bereich gelangen als es bei 24 Bit der Fall sind. Aufgrund dieser Unzulänglichkeiten von 16 Bit Signaltiefe ist es anzuraten, in 24 Bit aufzunehmen und alle Zwischenspeicherungen damit durchzuführen und erst ganz zum Schluss auf 16 Bit zu reduzieren. Dann bleibt auch das zumeist ausreichend hohe Dynamikpotenzial der CD voll erhalten.

Beim Reduzieren der Bittiefe treten Rundungsfehler auf, die in leisen Passagen zu immer rechteckartigeren Signalen führen und den Klang unnatürlich werden lassen. Sogenannte Dithering-Algorithmen arbeiten dem entgegen, indem sie einen niedrigen Rauschteppich zufügen, der das Ganze viel natürlicher klingen lässt. Zwar steigt auch dadurch das Grundrauschen an, aber durch die Noiseshaping genannte Umverteilung der gesamten Rauschenergie in die höheren, unhörbaren Spektren kann dies auf ein für uns wahrnehmbares Minimum reduziert werden. Eine weitere nachträgliche Bearbeitung kann die dort gelegene Rauschenergie unschön aufdecken, was ein weiteres Argument dafür ist, das Reduzieren der Bittiefe als wirklich letzten Schritt durchzuführen.

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Abtastfrequenz

Jetzt zur Abtastfrequenz: Sie bestimmt maßgeblich, wie hohe Frequenzen noch auf dem Datenträger gespeichert werden können. Dem Shannon-Nyquist-Theorem zufolge beträgt die höchste Audiofrequenz der halben Abtastrate, bei einer CD sind das also 22,05 kHz. Ab der Geburt hört man ungefähr bis 20 kHz und verschlechtert sich alle 10 Jahre um ungefähr 1 kHz, von daher scheint es zunächst weit ausreichend zu sein. Eine Erhöhung der wiederzugebenden Audiofrequenzen ist also kaum der Grund, weshalb Toningenieure zu höheren Abtastraten tendieren.
Vielmehr liegt die Begründung wieder in der Nachbearbeitung, wenn beispielsweise Equalizerfunktionen bei der Berechnung auch benachbarte Samples miteinbeziehen, wird ihre Präzision durch mehr Samples erhöht.
In Zusammenhang mit dem oben erwähnten Dithering-Rauschen ist bei verdoppelter Sampling-Frequenz festzustellen, dass die gesamte Rauschenergie auf doppelt soviel Platz verteilt, es ergeben sich im Mittel an jeder Stelle um 3 dB weniger Rauschen. Bei 96 kHz ergeben sich 48 kHz Audiobandbreite, das allermeiste Rauschen kann dann mit Noiseshaping bequem über unsere Hörschwelle verschoben werden, ohne eine zu hohe punktuelle Rauschdichte zu erzeugen.

Es bieten sich also einige Vorteile und Argumente für den Einsatz hoher Samplingrates, die nur nicht sofort augenscheinlich sind. Bei der Vinyldigitalisierung kann eine Nachbearbeitung nie per se ausgeschlossen werden, mit Sicherheit wird irgendwo normalisiert und stellenweise geblendet werden. Wer auch noch Knackser entfernen möchte (siehe weiter unten im Text), befindet sich mitten drin in der angesprochen Bearbeitung, deren Präzision davon profitiert. Einziger Nachteil ist entsprechend proportional mehr Speicherverbrauch, was im Zeitalter von Terabyte-Festplatten kaum ein Gegenargument sein kann. Das anschließende Runterrechnen auf CD-Standard, um die Kompatibilität mit allen Geräten zu wahren, lässt den Platzverbrauch obendrein nur zu einer zeitweiligen Angelegenheit verkommen. Wer sich zwischen hoher Bittiefe und Sampling-Frequenz entscheiden muss, fährt mit mehr Bittiefe den etwas besseren Profit ein.

Aufnahme starten – läuft

Es ist also alles vorbereitet. Aufnahme aktivieren und Nadel außen aufs Vinyl. Wer eine Haube auf dem Plattenspieler benutzt, um auch während der Wiedergabe keinen neuen Staub zu sammeln, muss diese zügig schließen, denn das Schließen ist hörbar und muss rechtzeitig aus der Aufnahme weggeschnitten werden können. Ein weiterer Aspekt ist die Körperschallempfindlichkeit. Durch die im ersten Teil geschilderte korrekte Gerätewahl und Aufstellung haben wir einiges dagegen getan, allerdings kann sich das Rempeln an den Aufstellungsgegenstand, Herumlaufen oder lautes Abhören beeinflussend auswirken. Das reinste Resultat erhält, wer das Gerät für die Spieldauer in Ruhe lässt und höchstens leise mithört. Überprüfen Sie in Ihrem Waveeditor, dass es zu keinem Clipping oder übermäßiger Untersteuerung gekommen ist. Regeln sie gegebenenfalls nach und wiederholen die Aufnahme.
Dieser eigentliche Überspielvorgang ist der kürzeste Part der ganzen Angelegenheit, weshalb dieses Kapitel hier schon geschlossen ist.

Nachbearbeitung mit Software

Der Aufwand an dieser letzten Stelle hängt maßgeblich vom Zustand des Vinyls und Ihrem weiteren Anspruch ab. Wer Glück hat, hat eine nahezu astreine Aufnahme: Klar, dynamisch, niedriges Rauschen, kaum Knackser.

In jedem Fall werden Sie die Titel aber schneiden müssen, sei es die Trennung mehrerer Stücke oder das Entfernen der Leerlaufrillen oder übermäßig langer Startphasen. Ebenso wird als letzter Schritt vor der Datenreduktion (falls sie mit hochauflösender Qualität aufgenommen haben) die Normalisierung (also das Anheben des Gesamtpegels, sodass die höchsten Spitzen bei knapp 0 dB liegen) und ein kurzer Fade-In und Out (gegen unangenehme Knackser durch abrupte Pegelsprünge an Schnittstellen) obligatorisch sein.

Die berühmten Knackser von der LP

Once it pops – it never stops

Der wirklich große Zeitdieb steht noch jenen gegenüber, die sich mit den Knacksern, die jede Schallplatte unweigerlich hat, nicht anfreunden wollen. Viele Programme werben mit effektiver Rausch- und Knackserbearbeitung. Doch ein allzu unkritischer Umgang damit kann leicht mehr zerstören als durch sie gewonnen wird.

Falls die Platten nicht uralt sind, werden Knackser gegenüber großem Rauschen das häufigere Problem sein. Warum sollte man hier keine automatische Korrektur laufen lassen? Dafür muss man sich einmal einen typischen Knackser unter dem Wellenformmikroskop (nein, das gibt’s nicht beim Laborbedarf zu kaufen, sondern meint nur einen großen Zoom im Waveeditor) anschauen. Winzig kleine Staubpartikel in der Rille zwingen die Nadelspitze zu abrupten, kurzen und starken Sprüngen. Durch diese Eigenschaft sind sie so hervorstechend für unser Gehör. Eine automatische Knacksererkennung durchsucht den markierten Abschnitt nach genau solchen Sequenzen mit passenden Eigenschaften.

Viele Detektoren bieten Parameter, um die Toleranz dabei zu beeinflussen. Das tückische daran ist nun, dass sich der gemeine Knacksus Vinylus gern parasitär unter den Populationen der Tonus Musicus versteckt. Wer ihn ausrotten will, tötet den Wirt meist mit. Denn nicht nur Knackser weisen diese speziellen dynamischen Charakteristika auf, sondern auch viele musikalische Inhalte. Insbesondere Bläser, Percussion und verschiedene elektronische Klänge kommen mit scharfen Wellen daher. Diese würden dann all zu leicht als Knackser fehlinterpretiert und ihre Transienten flachgebügelt. All der zuvor getriebene Aufwand wäre umsonst gewesen, was nicht im Sinne des Erfinders sein kann.

Sollten ihre Platten sehr unter markanten Knacksern leiden und die Wellenform ungeeignet für eine automatische Bearbeitung sein, sind wir an der Stelle angelangt, die wirklich in eine Sisyphosaufgabe ausarten kann. Nehmen Sie sich einen Kopfhörer (dieser muss nicht enorm hochwertig sein, Hauptsache er ist einigermaßen transparent im Klang, und Sie haben Ruhe unter seinen Muscheln). Hören Sie nun die Aufnahme an und stoppen an jenen Stellen, wo Sie Knackser hören. Halten Sie Ausschau nach markanten Ausschlägen in der Wellenform, die nicht der Umgebung ähneln (also verwechseln Sie diese nicht mit der eigentlichen Musik).

So sieht die Wellenform eines recht lauten Knacksers aus

Oft ist die Anzeige schon weitergescrollt und man muss sich erst auf der Welle hin- und herbewegen. Dies kann manchmal eine Weile dauern, besonders wenn die Knackser recht leise, also nur kleine Ausschläge sind. Haben sie ihn dann gefunden, markieren sie den eigentlichen Knackser und ein paar Samples davor und danach. Die Fähigkeiten ihres Waveeditors sind jetzt entscheidend. Wer hier stupide wegschneidet, verfälscht das gesamte Timing des Tracks (mit jedem Knackser stärker), was insbesondere bei späterer DJ-Anwendung nervig werden kann. Stattdessen muss die Funktion ausfindig gemacht werden, mit der einzelne Ereignisse glattgebügelt und an ihre Umgebung angepasst werden. Spulen Sie sich nach jeder Anwendung kurz zurück und hören, ob Sie überhaupt die richtige Stelle erwischt haben, denn auch der Mensch kann hier falsch interpretieren.

Bei stark knacksenden Platten wird mit der Zeit ihre persönliche Toleranz steigen und man wird nur die lautesten Störgeräusche entfernen wollen. Manchmal verfällt man auch in eine zu analytische Hörweise und will selbst solch feine Störungen entfernen, die beim normalen Hören (denken Sie daran, dass sie unter einem Kopfhörer arbeiten, der keinen Raumeinflüssen wie ihre Lautsprecher unterliegt) gar nicht auffallen würden.

Bei einer solch komplizierten Platte werden Sie zudem froh sein, wenn der Titel eine Stelle erreicht, die flächige Klänge (Pads, sanfte Chöre etc.) beinhaltet. Denn diese können meist erfolgreich mit dem automatischen Algorithmus bearbeitet werden. Das geübte Ohr weiß, an welcher Stelle die automatische Bearbeitung und an welche die manuelle die beste Methode ist. Als Leitsatz gilt: Weniger ist mehr (wieder einen Euro ins Phrasenschwein). Lieber zunächst mit hoher Toleranz testen und hören, ob alles störende weggefiltert wurde. Gegebenenfalls rückgängig machen, Schwelle reduzieren und wieder probehören. Oft ist auch die Kombination automatischer und manueller Korrektur die effektivste.

Denoising der Aufnahme

Ein Entrauschen der Aufnahme kann ebenso kritisch sein wie automatisches Entknacksen. Hier kommt verschärfend hinzu, dass Rauschen nicht manuell entfernt werden kann, da es ständig statt punktuell vorliegt und durch seine breitbandige Verteilung auch mit keinem EQ bekämpft werden kann.

Vinyl hat technisch bedingt einen recht hohes Grundrauschen von -55 bis -45 dB, die meisten Hörer können dies aber problemlos hinnehmen, da es nur selten zu Tage tritt.
In vielen Fällen führt ein Entrauschen zu einer Beeinträchtigung des Musikmaterials, vor allem die höheren Frequenzen klingen danach oft verwaschen, also unpräzise. Der besonnene Anwender reduziert den Einsatz auf das Geringste, also Breakdowns, in denen wenig musikalisch Relevantes passiert und der Rauschabstand deshalb schlecht ist. Laute Passagen überdecken das Rauschen meist in ausreichendem Maße. Gute Tools bieten eine Analyse, welche die speziellen Eigenschaften des Rauschens im aktuellen Titel untersuchen (ein sogenannter Fingerabdruck des Rauschens wird genommen) und bei der Unterdrückung berücksichtigen. Somit kann der Fehlerquotient reduziert werden.
Wie beim Entknacksen gilt hier: Weniger ist mehr und unbedingt nach der Bearbeitung anhören und unter Umständen Parameter korrigieren.

Persönlich habe ich bei keiner meiner 200 Platten ein Entrauschen vorgenommen, Entknacksen hingegen bei ziemlich jeder und das allermeiste davon manuell. Den Zeitaufwand dafür kann man sich ausmalen, das Resultat macht mich umso zufriedener.

Vinyl-Digitalisieren: LPs in Dateien hochwertig umwandeln

Finalisierung: Der Export in WAF oder AIFF

Das Gefummel an der Musik selbst ist abgeschlossen. Nun müssen nur noch jene das Audio auf eine andere Samplingrate runterrechnen, die hochauflösend gearbeitet haben und mehr Kompatibilität und/oder Festplattenplatz wollen. 16 Bit und 44,1 kHz bleiben aber das Mindestmaß! Wir haben mit WAV bzw. AIFF aufgezeichnet und gearbeitet (beide Formate unterscheiden sich in Qualität, Platzverbrauch und Performance rein gar nicht).

Wer der Audiokompression aus klanglichen Gründen nicht traut, kann für ungefähr 40% Platzersparnis in FLAC oder Apple Lossless wandeln. Diese Formate komprimieren vollkommen verlustlos, das besagen auch ihre Namen. Zudem sind sie taggingfähig. Und ohne das kommt man bei der Organisation einer mehrere hundert oder gar Tausende Titel fassenden Mediathek nicht umhin, wenn man zügig darin navigieren will. Reine Ordner- und Dateilogiken sind dem hoffnungslos unterlegen. Die effiziente Organisation mit intelligenten Playlisten anhand verschiedenst kombinierter Kriterien in Programmen wie iTunes oder Mediamonkey sind eine wunderbare Erleichterung.

Kompressionsalgorithmen MP3 und AAC

Taggingfähig sind auch die verlustbehafteten Kompressionsalgorithmen MP3 und AAC. Letztgenannter ist der Nachfolger des erstgenannten und etwas effizienter (braucht also bei gleichgut klingendem Resultat weniger Platz), insbesondere bei sehr niedrigen Bitraten (unter 128 kbit/s). Gegen ihn spricht durch seine zunehmende Verbreitung (insbesondere durch den iTunes Store vorangetrieben) und Unterstützung in so ziemlich allen neuen Playern eigentlich nichts mehr. Für beide Codecs ist man ab 256 kbit/s fast immer auf der sicheren Seite. Nur bei sehr kritischem Musikmaterial, einer kritischen Anlage und einem kritischen Hörer, der geübte Ohren hat, kann hier und da mehr vonnöten sein. Das muss jeder für sich selbst wissen. Blindtests mit hörerfahrenen HiFi-Redakteuren auf guten Anlagen haben ergeben, dass oft schon 192 kbit/s nicht vom Original zu unterscheiden sind, manchmal sogar bereits 128. Dennoch sollte diese Option niemanden zu dem Risiko verleiten, unsinnigerweise Platz sparen zu wollen (denn mehr spricht nicht für niedrige Datenraten).

Tun Sie sich einen Gefallen, falls ihre Wahl auf MP3-Dateien fällt, und nutzen Sie für die Erstellung ausschließlich den LAME Codec und zudem Joint Stereo und den Qualitätsparameter 3. Damit erhalten Sie die besten Ergebnisse. LAME an sich ist kommandozeilenbasiert, es gibt aber für alle gängigen Betriebssysteme Frontends, die die Einstellungen bequem über eine grafische Oberfläche zugänglich machen. Für Windows ist das zum Beispiel Razorlame und für Mac OS X XLD. Insbesondere vom in iTunes integrierten Encoder ist abzuraten, dieser ist deutlich ineffizienter. Für AAC hingegen können sie iTunes getrost zu Rate ziehen, es ist bei AAC sehr gut.

WMA als proprietäres und vergleichsweise schlechtes Format scheidet mangels Kompatibilität aus, ebenso scheint sich OGG Vorbis präsenztechnisch ins Abseits manövriert zu haben. Auch ist mir kaum ein Hardware-Player bekannt, der dieses Format unterstützt.

Wer Platz sparen, aber auch auf Nummer sicher gehen will, wandelt fürs Archiv in ein Lossless-Format für alle Fälle und fürs Hören in hochwertig komprimierte Formate. Falls Sie ihre Aufnahmen für die Musikproduktion (nicht DJ-Sets) weiterverwenden möchten, ist aus den oben genannten Gründen die Aufbewahrung einer hochauflösenden Kopie angeraten.

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Fazit

Das war’s, nun viel Spaß bei der Anwendung des Workshops.

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Forum
  1. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Hallo Peter, schöner Artikel! Das Thema hatte mich um Weihnachten beschäftigt, bin da aber sehr rudimentär vorgegangen. Ich habe noch ein paar Maxis, die es eben leider nicht im Stream gibt und diese digitalisiert. Teac TN-4D mit internem USB, zwar 16 Bit, aber bei Vinyl nicht das Problem. Mit dem Total Recorder direkt in FLAC aufgezeichnet, mit Ortophon Vinylmaster Silver abgetastet und vorher etwas poliert. An den Dateien musste ich nichts machen, weil Gain und Pegel alles passte. Dann habe ich mir den Spaß gemacht, New Orders „Blue Monday“ von der Original-Maxi und dem 2020 Remaster zu digitalisieren und mit der MP3-Version zu vergleichen. Höchst interessant und wäre das Grundrauschen nicht da, bleibt Vinyl organischer. Aber auch nicht mehr oder weniger und die Arbeit inklusive Versehen mit Covern und Tags hat sich gelohnt. Nun stehen meine Maxis virtuell im Plattenregal, mit den Alben würde ich das nicht machen. Gegen Brummen hätte ich übrigens einen Tipp: Millennium PCX 2, wirkt absolut super bei meinem Stanton-Dreher, da war ansonsten nichts zu machen.

  2. Profilbild
    Fredi

    Hallo Danny, hallo Tyrell,
    danke für den sehr sorgfältig recherchierten und aufbereiteten Artikel!
    Noch ein paar Ergänzungen und Korrekturen:
    1. Bei einem Rauschteppich von circa -50dB (wie von Euch beschrieben) hat eine Platte einen Dynamikumfang von 8-10 Bit. Wenn man einen Headroom von 2 Bit annimmt (das wäre ein Aussteuerungsmaximum von -12dB), dann bleiben bei 16 Bit Abtastung immer noch mindestens 4Bit (=24dB) für Nachbearbeitung. Das ist eine Menge, da kann einiges durch Rundungsfehler vergeigt werden!
    2. Das Bild mit den Abtastpunkten suggeriert, „dass irgendwas bei digital verloren geht“. Das ist nicht der Fall: in der gesamten Kette ADC-Speicherung-DAC wird das Analogsignal in dem Hörbereich von 0-20kHz absolut korrekt übertragen (korrekte Wandlung und Cutoff bei 20kHz unterstellt).
    3. Eine Platte hat – mechanisch bedingt – Schwierigkeiten bei der Wiedergabe hoher (wegen beschränkter Nadelschnelle) und tiefer Frequenzen (wegen Amplitude). Das bekommt man nur halbwegs in den Griff, daher ist beispielsweise von einem linearen Frequenzgang ab 11kHz nicht viel zu sehen.
    4. Oversampling kann sinnvoll sein, aber nur bei Funktionen (z.B. Verzerrer), die Obertöne hinzufügen (wegen des Aliasing) oder wegen eines einfacheren (analogen!) Rekonstruktionsfilters.
    5. Man kann die RIAA-Kennlinie auch digital nachbilden, dann spart man sich den Phono-Entzerrer.
    Sorry für’s Nachtarocken, auf jeden Fall ein schöner Artikel!
    Gruß
    Fredi

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @Fredi Das Nachtarocken ist vollkommen ok, dafür ist die Kommentarfunktion ja eigentlich gedacht ;). Also lieben Dank für die zusätzlichen Infos.

  3. Profilbild
    Larifari AHU

    „Blindtests mit hörerfahrenen HiFi-Redakteuren auf guten Anlagen haben ergeben, dass oft schon 192 kbit/s nicht vom Original zu unterscheiden sind, manchmal sogar bereits 128.“

    Mag im unteren HiFi Bereich zutreffen…im Club ( selbst auf ner schlechten Anlage ) wird der Unterschied jedoch gravierend. DAS haben Blindtests unter erfahrenen und unerfahrenen Hörern ergeben.

    • Profilbild
      Fredi

      @Larifari Hallo Larifari,
      wenn Du das so behauptest, dass „Blindtests [im Club] unter erfahrenen und unerfahrenen Hörern ergeben [dass man die Kompression auf 192kBit/s bei AAC hören kann]“, dann hast Du bestimmt nachvollziehbare Quellen dazu, oder nicht?
      Man kann eigentlich davon ausgehen, dass eine HiFi-Anlage eher klangtreu und analytisch abbildet und Unterschiede erkennbarer macht als eine Clubanlage, noch dazu eine schlechte.
      Oder siehst Du das anders?
      Gruß
      Fredi

      • Profilbild
        Larifari AHU

        @Fredi Ja die hab ich…aber Moment erstmal, wo sind denn die nachvollziehbaren HiFI Quellen ? Ob ich das weiß oder nicht kann ich nicht sagen – ich kenn die „HiFi Gurus“ ja nicht.

        Und ja natürlich hört man den Unterschied.

        Ich war damals einer der Ersten die mit digitalen DVS von Stanton bemustert worden. Noch unter Linux. Und zumindest was die Digitaliesierung für DJs angeht, kann ich nach über 13.000 Vorgängen und 21 Jahren sagen, dass ich weiß wie – wo – was funktioniert. Ich habe eine schäbige RCF Anlage, und eine schnicke Funktion One. Die spaßigen Blindtests sind seit Jahren vor jedem Event Tradition. Auf beiden Anlagen klingt ein 192kb deutlich beschränkter als ein 320 oder gar ein wav.Nicht nur für mich und Kollegen sondern auch für die Dame an der Bar, den Türsteher, Gäste. Und das sind alle keine „HiFi Gurus“. Und aufgrund dieser umfangreichen Erfahrung mit dem Thema, bin ich geneigt dem zu trauen.

        Mag sein dass es Stilabhängig ist, und ein Gitarrensolo in den Mitten erträglicher ist. Bei Techno im Full Frequenz Modus wird es aber deutlich.

        Es gibt übrigens Veranstalter und Clubs die darauf hinweisen, bitte keine Low Bitrate Files auf die Menge abzufeuern.

        • Profilbild
          Fredi

          @Larifari Hallo Larifari,
          Du schreibst:
          > wo sind denn die HiFi-Quellen?
          Die HiFi-Quellen sind (zugegebenermaßen nach Google-Suche ;-) z.B. Cunningham, Stuart; McGregor, Iain. „Subjective Evaluation of Music Compressed with the ACER Codec Compared to AAC, MP3, and Uncompressed PCM“. International Journal of Digital Multimedia Broadcasting 2019.
          Kann man online nachlesen, da stehen auch diverse Referenzen zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten drin. Quintessenz war
          »Results show that participants reported no perceived differences between the uncompressed, MP3, AAC, [,…] in terms of noise and distortions […]. However, in terms of participants’ perceptions of the stereo field, all formats under test performed as well as each other, with no statistically significant differences.«
          Und das war mit AAC192.
          Deine Türsteher und die Bardame haben goldene Ohren, Gratulation!
          Und jetzt warte ich auf Deine Quellen, das nennt man Beweislastumkehr…
          Ich gestehe Dir auch gerne zu, dass vielleicht vor 20 Jahren die ersten Codec-Versionen Mist waren, aber das gilt heute nicht mehr.
          Und mich persönlich darfst Du überhaupt nicht fragen: ich war/bin (Hobby-)Rockmusiker ;-)
          Gruß
          Fredi

          • Profilbild
            Larifari AHU

            @Fredi Naaa..kein Grund patzig zu werden. Wir alle haben mal Unrecht.
            Ich denke aber dass auch du einen Unterschied hören wirst. Aber nochmal, halte ich für falsch.
            Da kann ich dich jetzt auch mit Quellen ( aus der Praxis ! ) zuballern die das Gegenteil behaupten. Dazu brauch ich noch nichtmal die Website zu wechseln. Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen dass ein MP3 eher zur Ermüdung und Stress führt, als ein wav.

            However, ich sage du liegst falsch, du meinst du hast Recht, ich meine ich habe ausreichend praktische Erfahrung, du meinst dich an theoretische Zahlenbeispiele zu halten. Belassen wir es dabei.

            • Profilbild
              Danny Who AHU

              @Larifari Der gute alte Glaubenskrieg. Wobei – einem wissenschaftlichen Journal schenke ich erstmal mehr Glaubwürdigkeit als jemandem, dessen Methodik ich nicht kenne, weil nicht nachvollziehbar geschildert. Wie genau also testest du?

              Und ja, es kann gleichzeitig sein, dass unbewusste Faktoren der beschränkten Technik zu mehr Ermüdung führen, das will ich nicht bestreiten. Jedoch geht es eben um die bewusst wahrnehmbaren vordergründigen Faktoren. Ähnlich ist es ja mit der Imperfektion von Hardware, die dazu führt, dass keine Wiederholung des selben Sounds exakt gleich klingt. Diese „organischen“ Schwankungen klingen hier und da angenehmer als das immer gleiche, mechanisch perfekte Sample aus dem Computer mit perfektem Timing auf dem Raster.

              • Profilbild
                Larifari AHU

                @Danny Who Das hab ich doch oben beschrieben ! Was wollt ihr denn jetzt ? Soll ich bei den nächsten 20 Events die verschiedenen Höreindrücke via Umfrage notieren um hier 1-2 Leuten zu beweisen was ich eh schon weiß ? Kann ich sehr gerne machen, aber das wird doch eh kein Unterschied machen. Ihr werdet dabei bleiben.

                • Profilbild
                  iggy_pop AHU

                  @Larifari „Soll ich bei den nächsten 20 Events die verschiedenen Höreindrücke via Umfrage notieren um hier 1-2 Leuten zu beweisen was ich eh schon weiß ?“

                  Wenn Du glaubhaft sein möchtest, dann ja, denn:

                  Sowas nennt man „wissenschaftliches Arbeiten“ — belegbare und nachvollziehbare Ergebnisse zu schaffen unter Offenlegung der angewandten Methoden und Parameter. Alles andere ist Dummblah. Aber jeder so gut, wie er kann.

                  Der eine kennt sich aus, der andere ist halt nur so larifari.

            • Profilbild
              liquid orange AHU

              @Larifari „ . Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen dass ein MP3 eher zur Ermüdung und Stress führt, als ein wav.“
              Das interessiert mich jetzt irre, denn darüber bin ich noch nicht gestolpert. Ich habe jetzt mal in NEBIS (Schweizer Verbund der Bibliotheken wo auch alle Universitäten etc. dabei sind) nachgesehen aber leider nichts gefunden. Vermutlich nutze ich die falschen Schlagwörter, bei wissenschaftlichen Publikationen habe die ja oft eine „andere“ Sprache als ich Laie. Ich wäre daher sehr froh, wenn Du mir den Namen einer Publikation oder der des Autoren oder der Autorin nennen kannst, dann finde ich das sicher,

              • Profilbild
                Larifari AHU

                @liquid orange @Marcel

                Im Kontext :

                „Dazu brauch ich noch nichtmal die Website zu wechseln. Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen dass ein MP3 eher zur Ermüdung und Stress führt, als ein wav.“

                Das hab ich gelesen …. auf Amazona.de ( dazu brauch ich nichtmal die Website zu wechseln ). Sollte die Absurdität der Thematik aufführen.

                Edit : Die Links hab ich dir via PN geschickt

    • Profilbild
      Saxifraga

      @Larifari Als Physiker, der mal Psychoakustik studiert hat und 3D Effekte mit Pulsantwort von Ohrmuscheln erzeugt hat, die dann mit 286er PCs langwierig berechnet wurden (Faltung durchMultlikation im Frequenzraum s.a. Faltungssatz) kann ich nur sagen, daß du subjektiv davon überzeugt sein magst, aber objektiv ist das Blödsinn.
      Aber der Streit wird sich wohl niemals erledigen. Vielleicht glaubst du ja Rick Beato?
      Der hat jemanden mit sehr gutem Gehör und Kopfhörer Vergleichshören durchgeführen lassen und sie hat fast nie einen Unterschied gehört. 192kBit sind mehr als genug, auch für Klassik. (Die meisten Leute in Clubs sind eh fast taub.)

      • Profilbild
        Danny Who AHU

        @Saxifraga Hat er nur einen oder mehrere Personen hören lassen? Wenn du auf Wissenschaft pochst, dann weißt du sicherlich, dass eine Studie mit einer Menschensamplegröße 1 nicht mehr als anekdotische Evidenz hat. Da gab es doch größere Studien als diese, wenn du das belegen möchtest. Auch wenn ich deine These vertrete. Und wenn du mit der Wissenschaft kommst, ist es vermessen, Clubgänger bar jeder Evidenz ausm Bauch heraus als fast taub zu deklarieren. Da kommen zwar viele andere Faktoren im Club hinzu, aber auf ner guten Anlage hört man schon einiges raus. Aber eher den Unterschied zwischen Vinyl und digital oder niedrigen und sehr hohen Bitraten. Aber ab nem ausreichend hohen Standard ist das alles recht akademisch. Dank dauerhaft quasi nur fallender Preise und größer werdender Speicher ist es quasi kein Thema mehr, alles in 256kbit oder mehr zu speichern. Ich bekomme meine 7000 Tracks in der Qualität seit einigen Jahren auf einer Daumennagelkleinen 128GB SD-Karte unter, für damals 15€. Wenn man anno 2000 seinerzeit normal große 100GB-HD kannte: Wie verrückt ist das denn?

        • Profilbild
          Saxifraga

          @Danny Who Hi. Du hast doch selbst mehrere Studien erwähnt. Ich habe mir gespart jetzt selber noch welche heraus zu suchen. Eigentlich ist das Thema seit Ende der 90ziger gegessen.
          Ich habe jemandem geantwortet der offensichtlich anekdotische „Beweise“ bevorzugt, daher habe ich als „Autorität“ einen wirklich guten Studiomusiker und Musiklehrer genannt, der das Thema auch behandelt.
          Viel Musiker und Künstler vertrauen eher einem anderen Künstler und Musiker als einem Physiker.
          Mit freundlichen Grüßen
          Saxi

  4. Profilbild
    Armin Bauer RED

    Hi Danny, hi Peter,

    Vinyl gut zu digitalisieren ist definitiv eine Mordsarbeit.
    Habe das vor einiger Zeit für meinen Schwiegervater und Freunde gemacht. Französische Chansons aus den 50ern, Singles und oft direkt in Pariser Klubs aufgenommen, keine Chance auf digitale Veröffentlichung. Die also auf CD.
    Da tut es natürlich dann ein ordentlicher Plattenspieler, hier Dual oder Revox. Gutes Audio-Interface und die nötige Restauration-/Mastering-Software ist natürlich vorhanden.
    Trotzdem mächtig viel Arbeit, macht für mich nur Sinn um die historischen Aufnahmen zu retten.
    Ich lege aber natürlich auch nicht auf.
    Grüße Armin

    • Profilbild
      hubschat

      @Armin Bauer Hab ich vor paar Jahren auch mit ca. 70 LPs gemacht, die es ebenfalls (noch) nicht (mehr) als CDs gab. Thorens TD320 mit Ortofon Moving Coil über Denon-Verstärker direkt auf Yamaha Pocketrak W24 als 16/44,1 WAV – ging recht gut, ist aber ein Haufen Zeitaufwand. Gross nachbearbeitet wurde nichts, nachdem die Automatiken sich als Mist herausgestellt hatten (Samplitude … Version weiss ich nicht mehr).
      Ich hätte mit dem Yamaha auch 24/96 aufnehmen können, aber das wäre bei Vinyl Perlen vor die Säue geworfen.

  5. Profilbild
    wedok

    Nur mal so als Tip.
    Ein qualitativ hochwertigen Standalone Rekorder einsetzen.

    Unter Windows egal ob Direct Sound oder ASIO hatte ich immer ab und an einen Track der „Skips“ hatte.
    N Bekannter der nur unter osx und Linux aufnimmt berichtet ähnliches.

    Seit Standalone Gerät keinen einzigen Aufnahmefehler mehr.

    Und „Restauration“ … Lasst es so wie es ist. Die Datei kann man später beim hören noch durch die „Soundzerstörer“ jagen. :)

    • Profilbild
      monomood

      @wedok das selbe Problem hatte ich auch und habe es durch einen dedizierten Laptop lösen können, an dem während des Aufnahmeprozesses nichts angefasst wird. Vorher habe ich am selben Rechner, an dem ich nebenbei gearbeitet habe, aufgenommen mit dem Nachteil der oben erwähnten Aussetzern bei der Aufnahme.
      Seit ca. 2.000 Platten keine Probleme mehr.

  6. Profilbild
    Mick AHU

    Interessanter Bericht aber z.Z wohl gegen den Trend.
    Ich selber und um mich herum erlebe ich „Endschleunigung“.
    Die Leute kehren zurück zur Haptik, Kult und Prozedur des Schallplattenhörens….zumindest Diejenigen die das noch kennen, aber auch einige Kids.

    • Profilbild
      Saxifraga

      @Mick Ich höre auch noch Schallplatten, solange meine Schallplatten durchhalten, aber das Aufnahmeverfahren erzeugt Prinzipbedingt schlechtere Ergebnisse als eine digitale Abmischung und Speicherung. Einer hier hat im Text darauf hingewiesen das nur 8..10 Bit Dynamikumfang bei Schallplatten übrig bleiben. Da Lautstärke logarithmisch empfunden wird, zählt hier jedes Bit!

  7. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Es gibt die Software »HOFA CD-Burn« zum Erstellen von CDs nach
    »Red Book« Standard.
    Wer die Software »WaveBurner« von Logic vermisst, findet hier eine gute Alternative.

  8. Profilbild
    Bezwinger

    Ist „Platte hören“ die aufwendigste Art Musik zu hören? Ja! Wieso tue ich es trotzdem? Weil ich den Akt zelebriere mit Kerze und einem Drink im abgedunkeltem Raum.

    Ende der 90 habe ich alle meine Platten auf DAT kopiert und dann weggeworfen oder verkauft. Alle paar Jahre höre ich die vielen hundert Bänder durch. Ist aber auch nichts für die Ewigkeit, denn wie lange funktioniert das Abspielgerät noch einwandfrei? Habe zwar einen Ersatz, doch seine Spurlage passt nicht zur jetzigen. Müsste ich auf die alten Bänder einjustieren. Horror! Nichteinmal die Bänder will ich mir auf Festplatte ziehen, geschweige denn die Platten, die ich noch habe – und es sind wieder viele neue dazu gekommen. Für die Überspielung in Echtzeit habe ich heute keine Geduld mehr. Denn das wäre Arbeit, im Gegensatz zum Genuß den ich habe, wenn ich die Platte in Echtzeit auf dem Sofa sitzend genieße. Lieber kaufe ich heute die CDs noch einmal und rippe sie mir innerhalb weniger Sekunden auf Festplatte. Müsste ich eine Platte digitalisieren, würde ich auch den Plattenspiele über den Phono-Verstärker am Interface anschließen und dann in Soundforge aufnhemen und bearbeiten. Wenn schon, denn schon!

    Carsten

  9. Profilbild
    ShOAB-05

    Meine Vinyl-Sammlung ist noch recht jung und überschaubar, aber den Gedanken einzelne Platten zu digitalisieren hatte ich schon des Öfteren. Meiner Signalkette (Pro-Ject T1 Phono SB > Steinberg UR22mkII) traue ich durchaus gute Ergebnisse zu.
    Was mich bisher immer davon abgehalten hat, war die Unsicherheit, wie ich die „monolithischen“ Aufnahmen mit einer DAW in einzelne Tracks zerhacken kann und welche Nachbearbeitung ggf. sinnvoll ist. Zugegebenermaßen schaue ich in Cubase meist wie ein Schwein ins Uhrwerk, da ich zumeist ohne Computer musiziere. Der Artikel hat mich jedenfalls motiviert, die Sache mal endlich in Angriff zu nehmen.

  10. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Danke für den Beitrag, der eine Aufgabe beschreibt, vor der ich mich auch langsam, aber sicher sehe.

    In einem zweiten Teil würde ich mir wünschen, daß vielleicht die eine oder andere Software vorgestellt wird, mit der man Aufnahmen von Vinyl effektiv restaurieren kann, ohne ständig jeden Knackser in der Zoom-Funktion mit dem Stift nachzeichnen und glattbügeln zu müssen.

    • Profilbild
      Saxifraga

      @iggy_pop Also ich habe ein paar Platten digitalisiert und kann sagen, es ist ein Haufen Arbeit!
      Werde ich nur noch für Platten machen, die ich nicht mehr anders gegen Geld als CD oder MP3 bekommen kann.

    • Profilbild
      Danny Who AHU

      @iggy_pop Schau mal nach Izotope RX, das ist auf Restauration spezialisiert. Ich weiß allerdings nicht, inwieweit die Technik wirklich so fortgeschritten ist inzwischen, dass diese von mir per Screenshot gezeigten kurzen Spikes von höhlenlastigen Transienten der Musik zuverlässig unterschieden werden können. Denn bis vor einigen Jahren galt immer, dass man sich durch stärkere automatische KlickUnterdrückung auch durchaus die Musik technisch etwas kaputt gebügelt hat. Deshalb sollte es immer oberste Maßgabe sein, zumindest möglichst saubere Platten zu haben, in deren Rillen keine Fitness Staubkörner mehr sitzen. So reduziert man sowohl den Aufwand für automatische als auch manuelle Entknacksung und Entrauschen. Mein Uraltes Cool Edit Pro 2 reicht mir dafür und meinen inzwischen fast komplett digitalisierten bestand von rund 200 Maxis aus als dass ich da dreistellig Geld für modernere Tools investieren möchte

  11. Profilbild
    SoundForger2000

    Erst mal, ein schöner Artikel der eine gute Gesamtübersicht liefert. Thumbs up !

    Daß Klang in Clubs ein Kriterium ist oder jemals war, ist mir vollkommen neu. ;-)
    Von daher kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, daß MP3 für Clubs ungeeignet sein soll, zumal auch meiner Erfahrung nach 192kbps in den allermeisten Fällen voll ausreichen. Die seit 20 Jahren vorgebrachten Behauptungen, MP3 sei grundsätzlich schlecht und von jedermann mit gesunden Ohren sofort hörbar, sind weitgehend Unfug. Ich erinnere hier nur an den „legendären“ Test der c’t von 2000 oder 2001, bei dem auch Smudo und ein Entwicklungsingenieur von Sennheiser als Probanden dienten und eben nicht in der Lage waren, sogleich die Datenkompression gehörmäßig dingfest zu machen. Und den LAME Encoder gab es damals meines Wissens noch nicht mal.
    Ich habe schon Leuten mit 100.000 € -Anlagen (HiFi – Super HighEnder, die schon mal 2000€ für 1m Kabel ausgeben, teilweise noch mehr !) MP3 Dateien vorgespielt und sie haben nichts bemerkt. Und dies trotz der Tatsache, daß sie von sich behaupten, sogleich jede lossy compression zu erkennen.
    Bei Double Blind Tests merken die allermeisten Leute absolut null Unterschied zwischen einem guten MP3 und WAVE/AIFF. Klar, daß man (Double) Blind Tests aus dem Wege geht, schließlich verursachen diese ja Stress im Gehirn, so wie MP3 auch. ;-)

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