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Kaufberatung: Die besten Studio-Gesangsmikrofone für Einsteiger bis 300,- Euro

Die Einsteigerklasse unter den Studiomikrofonen

6. September 2020
GesangsMikro Special_2

Kaufberatung: Die besten Studio-Gesangsmikrofone für Einsteiger bis 300,- Euro

Vorwort

Vor einigen Jahren hat unser Autor Armin Bauer einen großen Vergleichstest Studio-Gesangsmikrofone für AMAZONA.de geschrieben. Da eine Vielzahl der getesteten Mikrofone weiterhin im Handel erhältlich ist und der ausgiebige Test damit für viele Leser interessant erscheint, haben wir den Artikel mit neuen Bildern, Links und aktuellen Preisen versehen. Sofern einzelne Produkte mittlerweile aus dem Programm der Hersteller genommen wurden (möglicherweise aber über den Gebrauchtmarkt erhältlich sind) oder Nachfolger verfügbar sind, haben wir diese entsprechend vermerkt.

Nun aber viel Spaß beim Lesen, Hören und Vergleichen der Studio-Gesangsmikrofone für Einsteiger.

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Die besten Studio-Gesangsmikrofone für Einsteiger

Das Angebot an Studio-Gesangsmikrofonen wird langsam unüberschaubar. Neben den schon lange bekannten Standard-Modellen kommen laufend Neuerscheinungen hinzu. Mit diesem Vergleichstest versucht Amazona, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und hat eine schöne Auswahl von Mikrofonen zusammengestellt, um Hilfestellung beim Kauf zu geben. Bekanntes und weniger Bekanntes, Klassiker und Exoten.

Eingeteilt sind die Probanden in drei Kategorien, die sich am Anschaffungspreis orientieren. Die Einsteigerklasse bis 300,- Euro, die Mittelklasse bis 750,-  Euro und die Modelle der Oberklasse bis 1.500,- Euro. Pro Klasse stellen sich jeweils acht Mikrofone dem Vergleich.

Jeder Preiskategorie haben wir einen eigenen, ausführlichen Teil gewidmet, die Sie hier finden und direkt anklicken können:

Vorstellung der Studiomikrofone

sE Magneto Studiomikrofon

Anmerkung: Das sE Magneto wurde vom Hersteller aus dem Programm genommen, als Nachfolger empfiehlt sE Electronics das X1 A.

se electronics x1 a

Der Nachfolger des Magnetos: X1 A

Das Magneto habe ich ja schon kürzlich in einem Test vorgestellt und war von seiner Performance recht angetan. Deshalb ist es natürlich naheliegend, dass sich das kleine Schwarze auch hier mit der Konkurrenz messen darf.

Das schnörkellose, klassisch gestaltete Mikrofon bietet eine feste Nierencharakteristik, Schaltfunktionen sind keine vorhanden. Die Kapsel darf mit 3/4″ gerade noch als Großmembran durchgehen. Die weiteren Werte bieten keine Besonderheiten.

Recht klein ist der Lieferumfang ausgefallen. Mikro, Stativklemme, Pappschachtel. Dafür ist das Magneto mit einem Straßenpreis von 98,- Euro (aktueller Verkaufspreis des Nachfolgers X1 A: 97,- Euro) das zweitgünstigste Angebot im Test.

the t.bone SC 450 Studiomikrofon

Eine ganze Reihe günstiger Mikrofone vertreibt das Musikhaus Thomann unter dem firmeneigenen Label the t.bone. Recht beliebt ist das Großmembran-Mikrofon SC450, das mit 77,- Euro Verkaufspreis preisbewusste Käufer anspricht.

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the t bone sc 450

Dafür erhält der Kunde einen Schallwandler mit Nierencharakteristik, Pad- und LowCut-Schalter. Auch an der Ausstattung wurde nicht gespart, im Transportköfferchen findet sich noch eine Mikrofonspinne, sogar Ersatzgummis dafür sind beigelegt.

Bei den Werten fällt der etwas geringe Grenzschalldruck von 126 dB und die Frequenzangabe, die nur bis 18 kHz geht, auf. Inwieweit das klangliche Auswirkungen hat, werden wir sehen.

AKG P220 Studiomikrofon

AKG hat mit dem P220 ein günstiges Einsteigermikrofon im Programm. Außer der Farbgebung scheint sich gegenüber dem Vorgänger nicht viel verändert zu haben, die Werteangaben sind identisch. Das P220 ist mit einer 1″ Membran ausgestattet, schaltbar sind Pad und LowCut, der mit 300 Hz recht hoch greift.

akg p220

Im Transportkoffer findet sich im Formschaum neben dem Mikrofon gleich noch die passende Spinne. Das ist zum Straßenpreis von 159,- Euro ein umfassendes Angebot der Traditionsmanufaktur.

Audio-Technica AT2035 Studiomikrofon

Auch der japanische Hersteller hat in dieser Preisklasse ein Angebot zu machen. Das AT2035 ist, wie alle Konkurrenten in diesem Test, ein reines Nierenmikrofon. Die Kapsel erfüllt mit 3/4″ die Definition einer Großmembran.

audio technica at 2035

Pad und LowCut können am Mikro geschaltet werden, auffällig ist der hohe Grenzschalldruck von 148 dB.

Wie bei Audio-Technica üblich wird das Mikrofon in einer Pappbox geliefert. Zum Schutz liegt eine Kunstledertasche bei. Die mitgelieferte Mikrospinne entspricht in Form und Funktion dem Zubehör der hochpreisigeren Modelle, ist aber aus Plastik anstatt Metall. Das AT 2035 hat in letzter Zeit eine Preisanpassung erfahren, es ist nun für 151,- Euro erhältlich und liegt nun mit dem P220 von AKG nahezu gleichauf.

Lewitt LCT 240 Studiomikrofon

Anmerkung: Das LCT 240 wurde vom Hersteller aus dem Programm genommen, Lewitt bietet mit dem LCT 240 Pro allerdings ein neues Mikrofon mit verbessertem Gehäuse, anderer Kapselhalterung und neuer Elektronik an.

Das Unternehmen mit Sitz in Österreich hat innerhalb kürzester Zeit eine beeindruckende Marktpräsenz entwickelt. Auch für die Einsteiger im Studio-Segment hat Lewitt ein Modell parat, das mit einigen Besonderheiten aufwarten kann.

So ist das LCT 240 das Mikro mit der kleinsten Kapsel im Test, 2/3″, bzw. 17 mm beträgt der Umfang. Pad und LowCut sind vorhanden und können sogar in zwei Stufen geschaltet werden.

An Zubehör findet sich in der Kartonage neben einer stabilen Mikroklemme auch noch ein Windschutz und eine Tasche. Die zum Test mitgelieferte optionale Spinne ist aus Alu gefertigt und mit 55,- Euro eine empfehlenswerte Anschaffung. Damit summiert sich der Gesamtpreis auf 254,- Euro.

Blue Bluebird Studiomikrofon

Anmerkung: Blue hat das Bluebird mittlerweile durch das Bluebird SL ersetzt. Dieses verfügt zusätzlich über einen 100 Hz Hochpassfilter sowie eine -20 dB Pad-Schaltung.

Blue Mikrofone sind anders. Retro-Design wird groß geschrieben und so erinnert auch das Bluebird an Konstruktionen aus den 50ern. Optisch ist das Mikrofon der große Bringer des Tests, Bottle-Design, abgesetzte Kapsel, griffige Strukturlackierung.

bluebird sl blue

Zu schalten gibt es am Bluebird nichts, dafür bietet es  1″ Membranfläche und den fast konkurrenzlosen Geräuschepegel von 7 dB.

Die Ausstattung entspricht der Oberklasse, der blaue Vogel liegt gut geschützt in einer Holzbox, eine Mikrofonspinne wird mitgeliefert und auch ein spezieller Poppschutz ist vorhanden. Abgerundet wird dies mit einem handunterschriebenen Zertifikat der Qualitätskontrolle. Preislich ist das Bluebird mit moderaten 221,- Euro (aktueller Verkaufspreis Bluebird SL: 311,- Euro) angesetzt.

Sennheiser MK4 Studiomikrofon

Das einzige Mikrofon in diesem Test, das in Deutschland gefertigt wird. Das MK4 ist kein Elektret-Kondensator, sondern wird extern mit Spannung versorgt und ist damit ein waschechtes Echt-Kondensator.

sennheiser mk4

Die Nierenkapsel ist 1″ groß, Schaltfunktionen bietet das Mikrofon keine. Dafür ist der Geräuschepegel mit 10 dB(A) recht gering.

Am Zubehör wurde bei Sennheiser ziemlich gespart, in der schlichten Pappbox befinden sich neben dem Mikro eine einfache Klemme und ein Staubschutzbeutel. Das Gewinde des Sennheisers ist übrigens kompatibel zu Neumann-Spinnen, wer also ein Mikro aus Berlin besitzt, kommt evtl. um die Neuanschaffung einer Mikrofonspinne herum. Der Anschaffungspreis ist mit 295,- Euro sensationell günstig.

Røde NT 1000 Studiomikrofon

Anmerkung: Ursprünglich kostete das NT 1000 von Rode 285,- Euro. Mittlerweile ist der Preis auf 320,- Euro angehoben worden. Im Hinblick auf den Vergleich haben wir es dennoch in diesem Artikel belassen.

Die Mikros des australischen Herstellers werden konsequent in den eigenen Werken in Sydney gefertigt. Dadurch ist Røde so überzeugt von seiner Qualität, dass sie 10 Jahre Garantie gewähren.

rode nt 1000

Das NT 1000 ist das wuchtigste und schwerste Exemplar in diesem Test und erinnert optisch stark an einen Klassiker aus deutscher Fertigung. Von der Optik und den Features gibt es sich völlig schnörkellos, 1″ Kapsel, keine Schaltfunktionen.

Der angegebene Geräuschepegel ist der Niedrigste im Test, das Zubehör erfüllt mit Mikroklemme, Spinne und Schutztasche auch gehobene Ansprüche. Mit 320,-  Euro belastet das Røde das Budget und liegt damit etwas über dem MK4 von Sennheiser.

Durchführung des Mikrofon-Vergleichstests

Für den Test habe ich mir zwei geschulte Stimmen, meine Kollegin Heidrun Holderbach, die vorwiegend im Folkbereich unterwegs ist und den Bluessänger und Gitarristen Sebastian Strodtbeck ins Sonique-Centrale Tonstudio eingeladen. Beide werden jedes Mikrofon mit zwei verschiedenen Gesangsphrasen ansingen. Zusätzlich nehmen wir jeweils close direkt am Poppschutz auf und ein zweites File mit ca. 30-35 cm Abstand. Hier verzichten wir auf den Poppschutz.

Sebastian + Heidrun "bei der Arbeit"

Sebastian und Heidrun „bei der Arbeit“

Verzichtet haben wir natürlich auch auf jegliche klangbearbeitende Maßnahme, ob EQ oder Compressor/Limiter, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Die Soundfiles wurden lediglich zum besseren Vergleich im Pegel angepasst. Und nun viel Spaß.

Soundcheck der Studiomikrofone

sE Electronics Magneto

Los geht es mit unserem billigsten oder reden wir lieber vom preisgünstigstem Exemplar, dem Magneto aus dem Hause sE Electronics.

Das sE Magneto

Das sE Magneto

Wie alle Mikros in diesem Testumfeld wurde eine einzelne Kapsel verbaut, so dass als Richtcharakteristik eine Niere geboten wird. Dieses Mikrofon hatte ich erst kürzlich zum Test und war von der Performance recht angetan. Der vollständige Test findet sich hier.

Mit beiden Stimmen harmoniert das Magneto gut, der Klang ist direkt und durchsetzungsfähig. Es ist zwar eine Höhenanhebung zu vermelden, diese tritt aber nicht zu prägnant auf, sondern unterstützt recht breitbandig den Presence-Bereich. Oft ist ja bei günstigen Mikrofonen aus den Produktionsstätten des Reiches der Mitte eine unangenehme Körnigkeit im oberen Frequenzbereich zu vermelden, hier schlägt sich das sE Magneto wirklich hervorragend. Auffällig ist auch, wie wenig das Mikro auf die unterschiedlichen Abstände reagiert. Es ist beim größeren Besprechabstand ein Tick mehr Raum zu hören, das Klangspektrum bleibt aber erhalten. Die Membran fokussiert gut auf die Schallquelle, damit lässt sich recht komfortabel arbeiten.

Insgesamt bin ich erneut sehr positiv überrascht, was das Magneto für unter 100,- Euro zu leisten im Stande ist.

t.bone SC450

Unter der magischen dreistelligen Summe bleibt auch unser zweites Testobjekt, das the t.bone SC450, ein Produkt des Musikhauses Thomann.

Das t-bone SC 450

Das t-bone SC 450

Hier war ich schon oft erstaunt, was Europas größter Musikversender für wenig Geld zu leisten vermag, so gehe ich mit einer gesteigerten Erwartungshaltung an den Test heran.

Das SC450 bietet die Großmembran-Vollausstattung. Das Mikro kommt im Transportkoffer, eine Spinne ist mit dabei und am Body sind die Schaltfunktionen LowCut und Pad verfügbar. Da der Grenzschalldruck des SC450 nur bei 126 dB liegt, ist die 10 dB Abschwächung für laute Schallquellen durchaus von Vorteil.

Allein, so richtig überzeugen kann das Thomann-Mikrofon nicht. Weder bei Sebastian, noch bei Heidrun stellt sich ein Wohlfühl-Effekt ein. Die Aufnahmen klingen recht nasal, unterstützt durch die metallisch klingenden Höhen ist das Klangbild wenig kompakt. Gerade bei Heidruns eher intimerem ersten Soundbeispiel ist zu hören, wie weit das Ergebnis vom Hörer abrückt. Mit zunehmendem Abstand zum Mikro verstärkt sich dieser Eindruck. Das Mikro ist mit einem sehr guten Geräuschpegel dB(A) von 10,3 dB angegeben, ist allerdings recht leise und braucht somit mehr Gain am Preamp. Das dürfte den Vorteil wieder zunichte machen.

Somit empfiehlt sich das SC450 eher für Einsteiger, die sich mit der Materie vertraut machen möchten. Bald dürfte dann allerdings der Wunsch nach etwas höherwertigem Equipment aufkommen. Beim the t.bone SC450 zeigt sich, dass ein geringes Budget gepaart mit vielen Features zwangsläufig zu einem nicht optimalen Ergebnis führt. Dürfte jedem Betriebswissenschaftler klar sein.

AKG P220

Ob es die österreichische Traditionsfirma AKG besser macht, darf das P220 zeigen.

Das AKG P220

Das AKG P220

Die Ausstattung entspricht dem the t.bone, Pad, LowCut am Mikrofon, Spinne und Transportkoffer gehören zum Lieferumfang. Im P220 ist eine 1″ Membran verbaut, gemeinhin das amtliche Maß für ein Großmembran-Mikrofon. Mit 159,- Euro ist das AKG gleich eine gute Ecke teurer als die beiden bisher getesteten.

Auch das AKG P220 leidet unter einer zu starken Höhenanhebung, die leider vielen günstigen Mikrofonen implementiert wird. Das klingt zunächst recht beeindruckend, wird aber mit zunehmender Betriebsdauer schnell nervig. Das AKG bleibt im Klang recht geschlossen, die Höhen stören zwar, reißen aber nicht unangenehm auf.

Sehr schön ist zu hören, wie das Mikro auf die unterschiedlichen Stimmen reagiert. Mit Sebastians Bluesvortrag verträgt es sich gar nicht, hier fehlt die Wärme, die seine Stimme für eine gute Performance benötigt. Bei Heidrun hingegen funktioniert das P220 etwas besser, hier sind zwar auch die überzeichnenden Höhen vorhanden, im Mittenbereich harmoniert das Mikro aber recht gut mit der Stimme.

Deutlich ist bei allen vier Soundfiles der Unterschied zwischen „near“ und „far“ auszumachen, wobei ich durch die Bank weg die Aufnahmen mit dem größeren Abstand angenehmer finde. So ist das AKG P220 kein Universalist, kann aber, wenn es passt, ganz ordentliche Ergebnisse abliefern.

Audio-Technica AT 2035

Unser nächster Mitbewerber, das Audio-Technica AT 2035, wurde lange Zeit für über 200,- Euro verkauft, hat sich nun allerdings auf dem Preislevel des AKG P220 eingependelt.

Das Audio-Technica AT 2035

Das Audio-Technica AT 2035

Auch von der Ausstattung her ist es vergleichbar, hier dürfte aber eine 3/4″ Kapsel zum Einsatz kommen.

Bei unseren Gesangstests macht das AT 2035 einen richtig erwachsenen Eindruck. Sebastian bekommt das nötige Pfund Druck in die Stimme, die Höhen sind seidig, aber nicht überpräsent. Erstaunlich ist der geringe Soundunterschied zwischen den Besprechabständen, das kommt Künstlern, die auch im Studio gerne damit arbeiten, natürlich entgegen.

Heidruns Files klingen schön direkt und sind sehr präsent. Der nötige Schmelz ist in der Stimme enthalten. Auch hier macht es kaum einen Unterschied, ob das Mikro 5 oder 35 cm entfernt ist, hier leistet das Audio-Technica hervorragende Arbeit.

Wer also für sein Gesangsmikro nicht mehr als 200,- Euro investieren will oder kann, dem darf das Audio-Technica AT 2035 wärmstens ans Herz gelegt werden.

Lewitt LCT 240

Die junge österreichische Firma Lewitt hat mit ihren Produkten in den letzten Jahren schon einiges an Furore erzeugt. Das LCT 240 ist das kleinste Mikro unter den LCT Großmembran, wobei es sich streng genommen mit der nur 2/3″ (17 mm) großen Kapsel hier um eine Mittelmembran handelt.

Das Lewitt LCT 240

Das Lewitt LCT 240

Viele Features der größeren Modelle wurden auch für das LCT 240 übernommen, so der zweifach schaltbare LowCut und der Pad bei -10 und -20 dB. Auch die Clipping History und die Tastensperre haben es in das kleine Modell geschafft. Leider muss eine passende Spinne optional erworben werden.

Das Lewitt muss recht hoch ausgesteuert werden, was aber in der Praxis kein Problem darstellt. Klanglich kann das Mikro bei unseren beiden Stimmen nicht restlos zu überzeugen, auch hier tritt eine deutliche Höhenbetonung zutage, die sich gerade mit Sebastians Stimme nicht gut verträgt. Bei Heidrun klappt das etwas besser, hier fallen auch die etwas unterrepräsentierten tiefen Mitten nicht so ins Gewicht.

Seltsamerweise klingen die mit nahem Abstand aufgenommenen Soundfiles durch die Bank weg etwas indirekter als die im größeren Abstand. Es scheint, dass die Transienten etwas verschmieren, was hier mehr zum Tragen kommt.

Blue Bluebird

Unser nächster Proband, das Blue Bluebird, liegt zwar knapp über der 200,- Euro Schwelle, wird dafür aber mit Spinne und Poppfilter geliefert. Geschützt lagert das Mikro in einer schicken Holzbox.

Das Blue Bluebird

Das Blue Bluebird

Schaltfunktionen liefert der blaue Vogel keine, hören wir mal, wie er sich klanglich schlägt.

Bei den Files von Sebastian klingt das Mikro vielversprechend, angenehme Höhen, genug Druck im Mittenbereich. Gerade im Nahbereich ist so eine direkte Performance zu hören. Ein Nahbesprecheffekt ist deutlich vorhanden, was der Stimme gut tut.

Auch bei Heidrun gefällt der Sound des Blue, hier empfinde ich allerdings die Variante mit weiterem Abstand angenehmer, da sie etwas spritziger klingt. Hier lohnt es sich also durchaus, etwas zu experimentieren. Gehört nicht in die Wertung, aber bleibt beim Bluebird natürlich nicht aus: Es sieht einfach unverschämt gut aus.

Sennheiser MK 4

Das ist nun nicht der allergrößte Vorzug unseres nächsten Testobjekts, dem MK 4 von Sennheiser. Das präsentiert sich eher schlicht, silberner Korpus mit schwarzem Einsprechgitter. Schaltfunktionen bietet das Mikro nicht. Auch die Ausstattung ist mager, Mikroklemme und Staubschutzbeutel befinden sich neben dem Mikro in der Pappbox.

Das Sennheiser MK 4

Das Sennheiser MK 4

Glänzen tut das MK 4 auf anderen Gebieten. So ist es ein Echt-Kondensator Mikrofon mit 1″ Kapsel und das Produkt wird tatsächlich in Deutschland gefertigt. Bei einem Ladenpreis von knapp unter 300,- Euro löst das fast schon Verwunderung aus.

Verwunderung stellt sich auch beim Klang des Sennheisers ein. Absolut ausgewogen werden sämtliche Gesänge übertragen, dabei macht es keinen Unterschied, ob Männer- oder Frauenstimme. Auch auf den Besprechabstand hat die Performance keinen Einfluss. Das MK 4 überträgt natürlich, mit dem nötigen Druck und seidigen, aber nicht überzeichnenden Höhen. Das Ergebnis wird plastisch wahrgenommen.

Røde NT 1000

Bisher ist das Sennheiser mein absoluter Favorit, einen Testkandidaten haben wir aber noch, der sich allerdings mittlerweile knapp über der 300,- Euro Grenze befindet. Den weiten Weg von Australien hat das Røde NT 1000 hinter sich gebracht. Mit an Bord hat es eine Mikroklemme, eine Spinne und eine Schutztasche.

Das Røde NT 1000

Das Røde NT 1000

10 Jahre Garantie bietet Røde auf das Mikro und wenn man sich die massive Konstruktion anschaut, dürfte die nicht oft in Anspruch genommen werden. Das Mikro orientiert sich optisch stark an ein Produkt einer recht bekannten Berliner Firma. Inwiefern das auch auf die klanglichen Qualitäten zutrifft, werden wir hören.

Das Røde klingt recht druckvoll, was wieder Sebastians Stimme gut tut. Es tritt ein recht großer Nahbesprecheffekt auf, der sich hier durchaus positiv auswirkt. Allerdings klingt der Gute hier fast so, als würde er lispeln.

Dieses Verhalten zeigt sich auch bei Heidrun, hier entfällt allerdings der Nahbesprecheffekt fast ganz. Grundsätzlich bietet das Røde eine gute klangliche Grundlage, hier ist aber auch wieder ein Opfer der berüchtigten „China-Höhen“ zu verzeichnen. Dadurch, dass der Frequenzgang in den Höhen sehr unruhig ist, kommt dieser lispelige Sound zustande. Von einem mit am teuersten zu kaufenden Produkt in diesem Test hätte ich da etwas mehr erwartet.

Alle Hörbeispiele dieses Tests könnt Ihr über folgenden Link herunter laden:

http://www.amazona.de/media/downloads/Studio-Mikros_T1_Einsteiger.zip

Zum Abschluss habe ich hier noch eine Vergleichsgrafik über die Probanden erstellt.

studio gesangsmikrofone 300 euro vergleich

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Fazit

Zunächst kann ich in einem Punkt Entwarnung geben. Auch in der günstigen Einsteigerklasse sind heutzutage nahezu alle Produkte sauber verarbeitet. Rauschen ist bei einem vernünftigen Preamp sicher auch kein Thema mehr.

Etwas anders sieht es mit den klanglichen Attributen aus, hier ist doch oft der Hang zu überzeichnenden Höhen feststellbar. Das lässt sich im Mix zwar oft mit EQ-Einsatz korrigieren, das sollte aber nicht Ziel unseres Tests sein.

Im unteren Preisbereich kann ich eine klare Empfehlung für das sE Electronics Magneto aussprechen, mehr Studiomikrofon erhält man für unter 100,- Euro nirgends.

Im mittleren Preissegment um die 200,- Euro kann sich das Audio-Technica AT 2035 mit einer guten und unspektakulären Performance empfehlen.

Im oberen Preisbereich ist der klare Sieger das MK 4. Hier erhält der Käufer für kleines Geld ein richtig erwachsenes Studiomikrofon, das sich auch vor teureren Mitbewerbern nicht zu verstecken braucht. Mein Sieger in diesem Test heißt also Sennheiser MK 4.

Preis

  • sE Electronics Magneto: 98,- Euro (nicht mehr erhältlich)
  • t.bone SC 450: 77,- Euro
  • AKG P 220: 159,- Euro
  • Audio Technica AT 2035: 151,- Euro
  • Lewitt LCT 240 PRO: 155,- Euro (neues Modell)
  • Blue Bluebird SL: 311,- Euro (neues Modell)
  • Sennheiser MK 4: 281,- Euro
  • Røde NT 1000: 285,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Prophylaktisch und sporadisch spontan würde ich da noch die Avantone Mikros CK-6 und CK-7 in den Aufnahmeraum schmeißen.

  2. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Warum wird das sE Magneto ausgelobt, obwohl das X1 A doch das Nachfolgemodell sein soll und das Magneto auch nicht mehr zu haben ist? Oder hab ich den Plottwist beim Querlesen einfach nur übersehen?
    Und wenn wir schon dabei sind: Wie sind die leicht teureren X1 S und X1 R hier einzuordnen?

    Was mich sehr freut: Dass Sennheiser als Hersteller mit langer Tradition ein stimmiges Produkt anbieten kann, das nicht zuletzt auch preislich überzeugen kann.

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @dAS hEIKO Hallo heiKO,

      der Artikel ist ja schon etwas älter (ich glaube von 2015) und wird eben gelegentlich wieder nach oben geholt. So kommt es eben auch zustande, dass Produkte inzwischen abgelöst wurden.

      Ich versuche mal Licht ins Dunkel zu bringen.

      – Erst gab es das X1 mit 1″ Kapsel.
      – Das Magneto hatte eine 3/4″ Kapsel und nichts zu schalten.
      – Das X1A hat auch eine 3/4″ Kapsel, aber Schaltfunktionen. Dürfte also als Magneto Nachfolger dienen.
      – Das X1S ist eine verbesserte Version des originalen X1
      – Das X1R ist eine ganz andere Baustelle, da es ein Bändchenmikrofon ist.

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