Der direkte Vergleich
Während die ersten Tests ausschließlich bei mir im Studio stattgefunden haben, habe ich den direkten Vergleichstest zusätzlich auch im heimischen Wohnzimmer durchgeführt. Sowohl aktuelle Games, TV als auch Blockbuster kamen dabei zum Einsatz, so dass die Bandbreite relativ groß ausgelegt wurde.
Das Urteil fällt dabei so aus, wie ich es mir nach den Einzeltests schon fast gedacht hatte. Ausreichend Druck und Lautstärke können beide Systeme hervorbringen, so dass selbst in sehr großen Räumen die Freude am Sound nicht getrübt wird. Hier hat das Teufel System sogar noch etwas mehr auf dem Kasten als die M-Audio Konkurrenz. Obwohl die M-Audio Boxen vordergründig natürlich nicht als Entertainment-System konzipiert wurden, eignen sie sich trotzdem auch für den Einsatz im Home Cinema. Im direkten Vergleich haben sie einen etwas klareren und neutraleren Sound. Während beim Teufel System das Klangbild zwar insgesamt stimmig ist und somit ebenfalls sehr gut für den DVD-Abend oder am Computer einzusetzen ist, fällt jedoch auf, dass einige Frequenzbereiche geschönt werden. Ähnlich wie bei einigen Hifi-Kopfhörern wird der Bassbereich auf alle Fälle gefördert und ist stets ein bisschen prominenter als beim M-Audio System. Für das Beurteilen von Mixes würde ich das Teufel System also nicht unbedingt empfehlen.
Hinsichtlich der räumlichen Abbildung gefällt mir das Teufel System insgesamt einen Tick besser. Klar im Raum einzuordnende Signale werden deutlicher an ihren jeweiligen Positionen wahrgenommen und man hat das Gefühl, dass der Sound in einem größeren Raum stattfindet als bei den M-Audios.
Klar, der Vergleich beider Systeme hängt ein wenig aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung der Einsatzgebiete der Lautsprecher, aber genau das hat uns bei Amazona.de ja interessiert. Wie fällt denn so ein direkter Vergleich von 5.1-Systemen aus dem PC-/Entertainment-Bereich und einem System bestehend aus Studiomonitoren aus. Dass der Trend bei den PC-Systemen aufgrund der immer besser produzierten und klingenden Videospielsoundtracks in Richtung größer und massiger geht, war eigentlich zu vermuten, aber wie im Test bereits angemerkt, war ich doch etwas erstaunt über die wirklich gute Performance des Teufel Systems.
Wie im direkten Vergleich klar wurde, sind waschechte Studiomonitore in der Regel doch deutlich klarer und neutraler in ihrer Abbildung. Das gilt an dieser Stelle für die M-Audios, aber noch mehr natürlich für hochwertigere Studiomonitore. Nichtsdestotrotz kann man ein System wie das Teufel G 850 THX uneingeschränkt für den Einsatz am Computer oder im Wohnzimmer empfehlen und auch andersherum kann man die M-Audios als Lautsprecher im Wohnzimmer einsetzen. Ob man zu Hause oder im Studio wirklich ein System, bestehend aus THX-Komponenten benötigt, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Nicht ohne Grund (wahrscheinlich aber auch aufgrund der Kosten für die Lizenzierung) ist THX zumindest in den Kinosälen nicht mehr so stark verbreitet wie noch vor einigen Jahren.
Ich muss sagen, dass ich auf diesen Vergleichstest sehr gespannt war, weil man einer Frage nachgeht, die sich eigentlich nicht stellt. Und so ist das Fazit dann auch nicht weiter verwunderlich, wenn am Ende das heraus kommt, was sich sowieso sicherlich jeder schon gedacht hat. Schon per Definition verbietet sich eigentlich der Vergleich, denn im Studio (Heimstudios mal ausgenommen) herrschen kontrollierte Abhörbedingungen, d. h. der Raum ist so weit optimiert, dass tatsächlich das Klangbild aus den Lautsprechern im Vordergrund steht und überhaupt beurteilt werden kann. Und da ist man schon beim nächsten Punkt: Analyse. Die steht im Vordergrund, nicht der Schönklang. Bei HiFi ist das genau umgekehrt. Die Abhörbedingungen sind suboptimal. Jedes Wohnzimmer ist anders geschnitten, anders möbliert. Mal liegt ein dicker Teppich, mal schallhartes Material. Manche Wohnzimmer haben eine große Fensterfront, andere kleine Fenster oder dicke Vorhänge. Ein Hersteller von HiFi Lautsprechern wird also versuchen, mit seinen Lautsprechern das zu betonen, was der Hörer erwartet, wenn er z. B. einen Film anschaut oder ein Spiel spielt: knallige Effekte mit dröhnenden Bässen und eine einigermaßen gute Sprachverständlichkeit. Musik spielt in der Regel gar keine Rolle mehr, denn die meisten Systeme sind als Satelliten/Subwoofer-System ausgelegt und die oftmals viel zu kleinen Satelliten und ungünstige Trennfrequenzen für Musik machen den Musikgenuss zunichte. Doch selbst das fällt dem Hörer nicht mehr auf, da sich auch hier die Hörgewohnheiten geändert haben (MP3, In Ear Kopfhörer und Gewöhnungseffekt an den Klang solcher Satelliten/Subwoofer Systeme).
Wollte man wirklich einen ernsthaften Vergleich machen (sofern das überhaupt möglich ist), müsste man Highend-Systeme aus dem HiFi-Bereich, die noch vorwiegend für die Musikwiedergabe unter höchsten audiophilen Ansprüchen optimiert sind, mit ihren Äquivalenten aus dem Studio-Sektor vergleichen. Und auch da wird man die unterschiedliche Abstimmung seitens der Hersteller feststellen können.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere schon etwas ältere Musiker hier noch an die alten Bose 802 PA Systeme (die mit den zwei „Röhren“ vorne). Die Anlagen haben sich, wenn man Konserven-Musik darüber gehört hat, immer nach HiFi angehört. Der Bass war untenrum rund, alles war relativ weich abgestimmt. Wir haben damals als gut gebuchte Tanz- und Show-Band dieses System mit einem Subwoofer/Satelliten-System von Ramsa verglichen. Hat man direkt umgeschaltet, so hatte man das Gefühl, dass bei der Bose PA ein dicker Vorhang vor den Boxen hängt. Dennoch hätte man ohne direkten Vergleich die Bose-Anlage durchaus als gut klingend bezeichnet, weil sie den HiFi-Hörgewohnheiten und dem Sound der damals noch üblichen Standboxen in Wohnzimmern entsprach. Nicht umsonst hat Bose diese Anlage gut verkauft. Für den Alleinunterhalter oder ein Duo, die in gediegener Umgebung bei geringen Lautstärken spielen mussten, war das auch durchaus ok. Aber wenn man etwas mehr Gas geben wollte oder knackige Rock- oder Pop-Musik spielte, ist der Unterschied deutlich geworden.
Das nur mal als Beispiel aus dem PA-Sektor dafür, dass man zwar „kann“, aber nicht zwangsläufig „muss“.
ABER: eine andere Sache ist hier nicht zur Sprache gekommen. Man kann als Mischtonstudio durchaus zusätzlich auf HiFi-Systeme zurückgreifen, um die Mischung auch mal darauf zu kontrollieren und ggf. zu korrigieren. Gerade für die Beurteilung der Basswiedergabe und der Sprachverständlichkeit finde ich das sehr wichtig. Viele Hörer haben nämlich nicht nur den Subwoofer bis zum Anschlag aufgedreht, sondern auch noch dauerhaft die Loudness-Taste gedrückt und am EQ die Bässe auch noch verstärkt, damit es beim Blockbuster auch richtig rumst. Auch klingt 5.1 auf einem HiFi-System anders als auf einem aus Studio-Monitoren zusammengestelltem 5.1 System, bei dem darüber hinaus meistens vor dem Encoding abgehört wird (über die Matrix am Mischpult oder der DAW). Die HiFi 5.1 Systeme besitzen oft im Frequenzgang reduzierte Rear-Lautsprecher. Die Frequenz des Subwoofers ist auf den LFE-Kanal abgestimmt. An manchen HiFi-Verstärkern lässt sich das umschalten, sobald man von 5.1 auf normale Stereo-Wiedergabe wechselt. Ist das allerdings im Subwoofer schon so voreingestellt, weil sich die komplette Elektronik darin befindet, kann man da oft nichts mehr ändern und somit gelten diese Einstellungen auch für Musik.
Dies nur so als Gedanken zu dem Vergleichstest.
Regeln sind dazu da um gebrochen zu werden.
Bevor ich meine ersten richtigen „Monitore“ kaufte, mischte ich jahrelang auf HiFi-Boxen. Oh Gott – welch Frevel.
Zunächst ist es doch einmal wichtig Musik zu machen. Mit zunehmender Erfahrung steigert sich dann auch das eigene Qualitätsbewusstsein und der Anspruch an die Peripherie. Wer also gerade in die 5.1 Welt einsteigt, kann meines Erachtens absolut auf ein System wie Teufel zurück greifen.
@Tyrell Aber warum sollte man, wenn es um das reine Hören von Musik in 5.1 geht, überhaupt auf den Gedanken kommen, Studio Monitore zu verwenden? Erstens fehlt der Decoder, den man dann noch kaufen müsste, und zweitens ist analytisches Hören dann doch vollkommen fehl am Platz, oder? Das eine System dient zum Hören von Musik als Konsument und das andere System zum Erstellen von Mischungen und der Fehlerbeurteilung derselben. Das sind zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe. Umgekehrt wird es interessant, wenn Studios auf 5.1 aufsatteln wollen/müssen. Aber dann sollte man in einer anderen Preisklasse vergleichen und nicht im Low Price-Segment, in dem jeder Hersteller schönt, um die Systeme „larger than life“ klingen zu lassen. Und auch da stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, in fünf gute Monitore plus Subwoofer zu investieren, denn auch das, was hinten raus kommt, sollte analytisch gehört und überprüft werden. Nicht falsch verstehen, ich kritisiere hier gar nicht den Test an sich, sondern die Auswahl der Testkandidaten.
Das Thema ist Spannend. Ich mache mir z.Z. ähnliche Überlegungen, denke aber an ein grösseres Teufel System (Impaq® 7300 „5.1-Set L). Dieses System soll neben meine Event Opal gestellt werden. Meine Überlegung dabei, die schlanken Säulen des Teufel-Systems sollten es erlauben die Winkel bei der Positionierung weitestgehend einhalten zu können. Bei breiteren Lautsprechern wir man gezwungen hier recht grosse Kompromisse einzugehen. Um die Linearität zu gewährleisten, könnte man ja noch vorsichtig mit EQ’s eingreifen. Hat hier jemand Erfahrungen in diese Richtung.
Als Alternative denke ich an ein System aus aktiven 5 Zoll Monitoren. Da gibt es ja einige welche sich anbieten. Die sind aber alle rund drei mal so breit wie die Teufel und daher ergeben sich grössere Positionierungsprobleme.